Wahre Kunst 1

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Wahre Kunst 1

enn ich wahre kunst oder wahrer freund höre runzelt sich meine stirn. wenn die wahre liebe auch noch dazu kommt kriege ich einen lachanfall.

reden wir von wahren wäldern. leute in der wüste könnten den begriff wald haben. sie könnten den auf oasen anwenden. sie könnten sich der differenz bewusst sein. der begriff könnte aus einem wunschdenken erklärbar sein. jemand aus der wüste könnte zu uns kommen. vor einem wald könnte er wohl sagen: ein wahrer wald.

was die wahren sachen hier mit der endposition bzw der bewegung des entstehenden wissens in hegels einleitung zur phänomenologie des geistes gemeinsam haben ist die richtung der möglichen bewegung. nicht nur der begriff kann sich bewegen und versuchen mit seinem gegenstand übereinzustimmen oder ihm gerecht zu werden. auch die gegenstände von begriffen können sich bewegen bzw gesucht werden oder auftauchen und mit begriffen übereinstimmen oder ihnen gerecht werden.

meine kritik sagt nicht: es gibt keine wahren wälder sondern nur wald oder nicht wald oder nur wahre oder falsche sätze über wälder oder einen bestimmten wald. wahrer wald würde ich als etwas sehen was sinn macht. jeder würde vermutlich verstehen was damit gemeint ist. ausser analytische sprachkritiker vielleicht. obwohl ich darin mit ihnen übereinstimme das sich 'wahre wälder' für prozesse des schliessens vermutlich nicht eigenen. aber ich sehe sprache eben nicht als blossen schluss-mechanismus.

aber: auch wahre freunde müssen sich in situationen beweisen. und können darin fehlen. wo bleibt da die wahrheit die sich aus übereinstimmung zwangsläufig ergeben soll. nicht einmal rückwirkend: ein beweis wahrer freunschaft kann nachträglich als etwas anderes interpretiert werden.

hegel rettet die sprachregelung bzw vorstellung das wahrheit gleich übereinstimmung gegenstand mit begriff, indem er sie aus dem bereich, in dem sie ausgedient hat - den vorstellungen über erkenntnis - in einen anderen bereich schiebt, wo sie scheinbar unantastbar bleibt - die sprachregelung und auch die wahrheit.

mir kommt vor zwischen der situation in hegels einleitung zur phänomenologie und der situation in hegels enzyklopädie (§ 213 zusatz und § 24 zusatz 2) hat sich einiges verschoben. in der ersten wird die entwicklung von 'wahrheit ist übereinstimmung gegenstand mit begriff' zur wahrheit die sich im bezug von begriffen auf begriffe finden lässt skizziert. der ausgangssatz darüber was wahrheit ist bleibt bestehen. in der zweiten situation sind das verschiedene dinge, der weg dazwischen scheint versperrt. auch die situation der übereinstimmung scheint mir beim entstehenden wissen eine andere zu sein als bei wahrer freund und so.


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