Virilio: Krieg und TV (PhÜD)

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Zitate aus: Virilio, Paul: Krieg und Fernsehen. München, Wien 1993.

Nachdem dieses Fernsehduell jetzt einen Monat lang andauert - muß man da nicht begreifen, daß die eigentliche Eingreifmacht am Golöf das Fernsehen ist? Genauer gesagt, CNN, der Fernsehsender aus Atlanta.
Mittlerweile ist Diplomatie nur noch durch dazwischengeschaltete Bilder wirkunsvoll. Irgendwo eine unschlagbare Armada aufzubieten, hat nur unter der Voraussetzung Sinn, daß der Bildschirm strategisch besetzt wird (live coverage), wobei das Bild den Primat über die Sache hat, dessen (sic!) Bild es doch nur ist.
Das direkt übertragene Bild ist ein Filter, der nur das Gegenwärtige durchläßt. Ohne damit eine Filmanalyse oder eine Kritik des Fernsehens zu leisten, kann man sagen, daß wir es hier mit einer videoskopischen Technik zu tun haben, mit einer Logistik der Wahrnehmung, die die Voraussetzuzng ist für die fortschreitende Erfassung der nervösen Zielscheiben, zu denen wir geworden sind.
Wir haben es heute nicht mehr mit Hörfunk ... oder mit Fernsehen zu tun, sondern mit Teleaktion, bei der sich die Konfliktparteien danke der Ausstrahlung durch Fernsehanstalten ... vor aller Augen in einer Situation der absoluten Interaktivität befinden.
Jon Stewart über CNN
"Globalisiert" wurde zunächst einmal das Fernsehen und nicht, oder noch nicht, der Krieg. Die Zeitlichkeit der Wochenschauen ... war ... die versetzte Zeit. Mit der Liberalisierung der Medienlandschaft und dem Aufkommen von Fernsehanstalten wie CNN wurde die Echtzeit die alles beherrschende Zeit.