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Sen Technik und Philosophie des freien Forschungsaustauschs Herr Prof. Hrachovec Mitschrift Vorlesung 14.10.2011 Leoni Jörg 0806533


Nachholung zur letzten Vorlesung

Die Vorlesung das letzte Mal hat einen Auslasser gehabt, ich habe eine wichtige Seite nicht gezeigt und das hat sich gleich bitter gerächt, nämlich die Seite die Sie hier sehen, die sich Diskussion nennt, ist eine Seite, die dazu geeignet ist, dass sie etwas dazu schreiben, was hier gesagt worden ist und da das nicht immer ganz selbstverständlich ist und auch interessant und kontrovers sein kann, bietet sich das an, einen Beitrag zu leisten. Sie müssen ein Benutzerkonto erstellen, dann können Sie frei da rein schreiben. Die- das habe ich das letzte Mal auch nicht gesagt- wenn Ihnen das Layout des Wikis bekannt vorkommt, dann ist das kein Zufall, sondern das hängt damit zusammen, dass das die selbe Software ist, die in Wikipedia auch verwendet wird. Das eignet sich relativ gut, was Wikipedia als Design gemacht hat, auch für unsere Zwecke. Es ist eben so, dass diese Diskussionsseite dazu dient, die Rahmendiskussion und die Rahmenüberlegungen zum Verfassen bestimmter Artikel aufzunehmen, d.h. da können Sie in der Wikipedia nachlesen, welche Streiterprozesse stattgefunden haben bis das dann auf die Hauptseite konnte. Für uns wird das ein bisschen uminterpretiert und kann sich wie gesagt gut eignen dazu, dass wir Diskussionen, die hier entweder entstehen in der Lehrveranstaltung (LV), oder aber im Web selber angesprochen und entwickelt werden abzuhalten und abzuwickeln. Es hat in früheren Semestern hier sehr interessante, instruktive und weiterführende Bewegungen gegeben. Das ist etwas von dem was man nicht fordern kann, würde ich sagen. Also man kann verlangen, dass man dabei teilnimmt, das ist schon möglich, dann schreibt jeder man was rein, bisschen pflichtschuldig. Ich betrachte das als Angebot, indem man über Dinge spricht, die interessant sind und die sich darum bisschen aufrechterhalten, so sie denn von einer Gruppe von Leuten gewollt und verfolgt werden. Das habe ich jetzt also nachgeholt. (3:09)

Erinnerungen an das letzte Mal

Ich hatte einigermaßen blumenreich beschrieben, wie es 500 Jahre vor Christus in Griechenland bei schön aussehenden und von gutem Charakter geprägten Menschen gelaufen ist, als ein Beispiel des freien Forschungsaustausches, der dazu führt, dass Menschen mit den richtigen Voraussetzungen- die richtigen Voraussetzungen, von denen wir hier reden werden schon festgelegt in einer philosophischen Sichtweise im Zusammenhang mit jemandem der schon drinsteht, in der zu dieser Zeit bereits langen Tradition (sie sollte noch länger werden) drinnen stehend hat diese Story von der Biographie von Pythagoras uns darauf aufmerksam gemacht, dass es ein Idealbild von philosophischem Leben und philosophischer Weitgereistheit von philosophischem Austausch gibt, das etwas zu tun hat mit einer Nähe zu den Göttern. Sie erinnern sich, das will ich hier jetzt nicht weiter ausführen.

Dieses ganze Themenfeld habe ich soweit gebracht, dass wir genau vor der Türe von Eintritt in die Gegenargumentation gekommen sind gestanden sind. Diese Gegenargumentation verbindet sich in der Philosophiegeschichte verbindet sich mit dem Stichwort der Sophisten. Die Sophisten sind meistens Wanderlehrer, es ist schon mal das interessant, schon reinsoziologisch ist es interessant darauf zu achten, während die Hauptstadt der Philosophie im vorsokratischen Bereich war divers, da gibt es Thales wie bekannt auf der Inselwelt wie wir bei Pythagoras sehen, aber die Verdichtung der Philosophie findet zunächst mal in Athen statt. Athen als die große Metropole, Handelsmetropole, politische Macht, die den griechischen Seebund gehabt hat- Griechenland gegen die Perser verteidigt hat, eine zeitlang also extrem hohes politisches Potential gehabt hat, zusätzlich, weil wir darüber auch immer wieder reden wollen, ein außergewöhnlich glücklicher Umstand ist eingetreten, nämlich sie haben sehr viel Silber gefunden im Einflussbereich von Athen, das heißt die Bauten und der Handel sind massiv gefördert worden durch diese Silberfunde. Auf Geld werden wir noch zu sprechen kommen. In Athen aber eine Situation, die zunächst mal von Adelsherrschaft von aristokratischen, sozusagen wohlbetuchten, sozial als Oberschicht definierten Personen definiert was und dann in Athen aber –und das ist der nächste wichtige Punkt- Eine Staatsreform, eine Verfassungsrechtreform in Griechenland der aller größten Bedeutung, die dazu führt, dass aus den aristokratischen, monokratischen Verhältnissen etwas wird, was man heute Radikaldemokratisch bezeichnen kann in vielen Stellen, also es ist extra darauf Wert gelegt worden, dass keine Person Ämter und Würden erreichen kann, die der Person gestatten, über längere Zeit Macht auszuüben. Sie sind alle mit Los gewählt und ausgetauscht worden und im Justizsystem- und dass betrifft uns an der Stelle besonders- war es so, dass es nicht mehr wie in urtümlichen Zeiten das Recht des Familienvaters oder eines Sippenoberhauptes gegeben hat, sondern es hat per Los gewählte Geschworene gegeben, 500 an der Zahl, die abgestimmt haben darüber, wie ein Streitfall zu behandeln ist. Das heißt, wie haben einerseits eine Art von herkömmlicher Meritokratie, die guten Familien durch den Verfassungswechsel einen ausgesprochen markanten Einbruch in der juridischen und politischen Verantwortung – und damit ein spezielles Bedürfnis, nämlich das Bedürfnis, dass man reden lernt. Wenn man einen Vorgesetzten hat, wie ein Familienoberhaupt, kann man schön schauen, was eher hilft, als mit ihm zu diskutieren zu beginnen. Das gibt’s ja noch immer in entsprechenden kleinteiligen Verhältnissen. Gegen diese Autorität kommt man weniger gut mit Argumenten an. Wenn man aber 500 Leute hat, die letztlich ihre Hand heben müssen und sagen müssen, ob du nun das Geld zurückgeben musst oder ob du hingerichtet wirst oder nicht, dann wird schon einigermaßen deutlich, das es gut ist, seine Sache gut darzustellen, also um es modern zu formulieren „Soft-skills“ zahlen sich in der Situation wirklich aus.

Woher kommen diese Soft-skills?

Die kommen historisch nicht so sehr aus Athen, sondern interessanterweise eher aus dem Import, durch Wanderlehrer Trainings, Coaches kann man sagen: Gorgias, Protagoras etc. [Es gibt einen ziemlich guten Reclam „Die Sophisten“, da lesen Sie etwas von den Lebensgeschichten der Leute.] Diese Wanderlehrer, Sophisten kommen nach Athen und sagen: „Wir lehren euch argumentieren.“ Offensichtlich ist es eine historische Konstellation gewesen, dass eine in der Wurzel immer noch meritokratische Gesellschaft einen hohen Bedarf gehabt hat nach Rethoriktraining, nach dieser Art von Fähigkeiten und dass das angeboten worden ist, Wie hängt das jetzt alles mit der Frage der Bildung und Paideia zusammen.

[Was ich nicht gesagt habe wissen n sie vielleicht sowieso, aber nur mal in Klammer : Paideia kommt von Pais [Kind auf Griechisch). Das ist die Sorge um das Kind, die Aufzucht, sachgerechte Pflege des Lebens des Kindes, um Kind in richtige Richtung zu bringen) Diese meritokratische Gesellschaft, die der Auffassung war, diejenigen, die die Paideia haben, mit denen verhält es sich so, wie mit dem was wir das vergangene Mal gehört haben, die haben relativ reiche Eltern und die Eltern stiften einen Tempel, schicken die Kinder auf eine Schule nach Ägypten um bei weisen Menschen zu lernen. Das ist, was in der Gesellschaft Gewicht zu haben scheint, das sind die Leute, die damals gesagt haben „Bildung ist nicht bezahlbar. Bildung ist nicht käuflich, Bildung hat man oder nicht.“

Bildung hat man, wenn man die Qualitäten hat, die wir gehört haben von Pythagoras. Da haben wir letztes Mal schon diskutiert, dass man zu den Qualitäten, die man hat oder nicht, auch die Möglichkeit gehört, dass man den Unterricht bezahlt bekommt und sozial ein gewisses Standing hat, um in den Prozess eintreten zu können. Aber das ist für diese Gruppe von Leuten selbstverständlich, das ist ein Merkmal, wenn man zu dieser Schicht gehört. Wenn man darin ist, ist man dafür geeignet und das ZU- dieser- Schicht- gehören, So- zu- sprechen, heißt an der Stelle, (wie z.B. in England, wo es immer noch recht wichtig ist, wie man spricht, was man auch lernen kann)der Indikator für eine Persönlichkeitshaltung, eine Anverwandlung einer Person zu einem hohen sozialen Standart. Diese Anverwandlung muss man können. Da können manche vielleicht hineinrutschen, aber man kann nicht sagen: „ Jetzt zahl ich 1000 Euro und kann so sprechen!“, man muss das durch seinen Körper gehen lassen. Das ist eine Form der Indoktrination, die man nicht erleben kann durch die Ablieferung eines Geldbetrages. Unter dieser Hinsicht ist von dieser Gruppe gesagt worden:

„Bildung, so wie wir das haben wollen, ist nicht etwas Käufliches.“: Das; was die Sophisten dagegen gehalten haben war: „Aber nein, wir verkaufen es!“ Es lässt sich Bildung erkaufen, denn alles das, was ich gesagt habe, ist vielleicht schön und gut als eine allgemeine Rahmenbedingung von Leuten, die sehr verdienstvoll sein mögen, aber in unserer Gesellschaft, die viel konfuser ist, die ganz andere Bedingungen braucht, um erfolgreich zu sein, in unserer Gesellschaft können wir nicht davon ausgehen, dass unsere Firmen von den Söhnen von Adeligen geführt werden. Es gibt noch immer ein gewisses Flair, das sich aus einem Adelstitel ergibt, aber eine halbwegs ausdifferenzierte Gesellschaft wird nicht damit erfolgreich werden, dass die Söhne und Töchter der verdienten ehemaligen Oberschicht jetzt die Wirtschaft führen. Das wird so nicht gehen.

Wie bekommt man die Kompetenzen zusammen, in so einer Gesellschaft politischen Einfluss, politische Macht zu haben? Wie kriegt man die Bildung, die notwendig ist, damit Kinder eingeschult werden in die Aufgabe der Gesellschaft, kommunikativ und produktiv zu werden? Wie kriegt man das hin, wenn diese erste restriktive Bedingung nicht gilt?

Die Antwort der Sophisten war, wenn du etwas Geld hast, aber nicht von einer reichen Familie, dann komm zu uns

[unverständliche Zwischenfrage - Frage nach einem Verständnis der Sophisten als Multiplikatoren] Ja, ich beschreibe das so, ich muss allerdings dazu sagen: mir ist klar- und ihnen auch wahrscheinlich- dass es an der Stelle natürlich die Debatte darum geht, was der Bildungsbegriff ist, was Bildung ist. Ich sehe die Sophisten als jemand, der diese Art von Fertigkeiten, die man so per Geburt gehabt hat oder sozusagen per gute Kinderstube gehabt hat, dass man diese Qualitäten verbreitet. Der kontroverse Punkt ist jetzt:

1). Lässt sich das verbreiten 2.) lässt es sich über Geld verbreiten. Das sind zwei entscheidend wichtige Fragen, die man natürlich trennen muss, die eine Sache ist, dass man diskutieren kann, ob die Fähigkeit, „gottähnlich“ zu werden: die Fähigkeit, das Beste in uns zu finden, ob das nur für Leute gilt, die ganz besondere Gurus sind, oder ob man das verallgemeinern kann. Diese Form von Entwicklung. Das zweite ist, ob das Geld, zusätzlich eingebrachtes Geld, hilft dabei. Wir haben in dieser Situation, darauf will ich hier aufmerksam machen, noch immer dasselbe Problem heute. Die Frage nach dem freien Hochschulzugang ist nichts anderes, als eine weitere der unzähligen Varianten, die irgendwo da dazwischen ist. In der Argumentation, Diskussion, die irgendwo dazwischen liegt und sagt: „ Menschen sind wir alle und so wie wir Recht darauf haben, dass uns geholfen wird, wenn wir uns den Fuß verstaucht haben, haben wir ein Recht darauf, dass wir die besten Bedingungen zum Wachstum unserer Persönlichkeit haben. Das nennt sich dann „Menschenrecht auf Bildung“ und gilt für alle Personen. Ebenso unter welchen Bedingungen, die noch sozial ungleich sind und die noch was mit der Kinderstube etc. zu tun haben UND der Bedingung der zweiten Frage, dass man sagt: „Ok, investieren wir mehr in den Bildungsbereich und stecken wir mehr Geld rein. Wenn je mehr Geld wir da rein stecken, desto besser werden die Resultate sein. Z.B.: Wenn wir allen Studierenden, 18- Jährigen etc., die Möglichkeit geben, eine höhere Bildung zu machen, das kostet natürlich was, aber dann werden die auch gebildeter werden. Ich unterbreche mich an der Stelle, das sind Sachen, über die ich gerne im Wiki diskutieren würde.

[Frage: Kann man sagen, dass die Sophisten verarmte Adelige waren, die ihr Wissen verkaufen mussten?] Die kamen von außen, die sind möglicherweise in den Kolonien in Syrakus oder irgendwo mal Adelige gewesen, verarmt, ich weiß das jetzt im Einzelnen nicht, aber ich nehme mal an, es waren keine etablierten Adeligen, denn was hat ein etablierter Adeliger? Einen Grundbesitz, da sitzt er und führt an der Stelle das Regime. Jemand, der unterwegs ist auf der Suche nach einem Publikum, um seine Fähigkeiten verkaufen zu können ist also sicher nicht aus dieser Gruppe, oder rausgefallen aus der Gruppe.

Das waren jetzt alles Vorbedingungen dafür, dass ich Ihnen einen Text aus der sophistischen Tradition hier her projiziere. Das ist qualitativ ein eher schleißiger, das ist auch mal ganz schön, Sachen zu sehen, die nicht im Niveau der hohen Reflexion sind, das wir von Platon z.B. kennen. Es gibt ein paar Traktate der Sophisten, also die First- class Sophisten sind auch durchaus lesenswert zum Teil und interessant. Das ist wie gesagt einer, der ist ein bisschen fetzig, aber für die Zwecke, die ich ihr verfolge ist das vielleicht sogar besser. Das ist ein Kompilat aus verschiedenen vermutlich Notizen, also Vortragsnotizen oder Schulnotizen einer sophistischen Situation. Das sechste Kapitel geht los, dass gesagt wird: „Es wird eine Rede geführt, die weder wahr noch neu ist, nämlich die, dass Weisheit und Tüchtigkeit weder lehrbar noch erlernbar seien.“ Das ist, wie ich Ihnen deutlich gemacht habe, bisschen die Schutzbehauptung einer Aristokratenschicht und liegt eben in der Logik, die dargestellt wurde. Jetzt kommen die Beweise dafür, die Beweise, die kursiert sind, die Leute haben natürlich diskutiert darüber und wir werden zu Platon kommen. Bei Platon ist hochbrisant nachzulesen, wie sich dieses Verhältnis darstellt. Die Beweise, die für die Unlehrbarkeit der Weisheit (Sophia) und Tüchtigkeit (areté) erbracht worden sind. [Weisheit= Sophia= geistige Überlegenheit; Tüchtigkeit= areté = paradigmatische Adelstugend, eine edle Gestalt, eine edle Persönlichkeit, z. B. Achilles.]

Argumente, dass dies nicht übertragbar ist, sind: 1.) Es geht doch gar nicht, dass man jemandem etwas gibt, das man hat, und dann hat man’s noch selber. Es ist unmöglich etwas selbst noch zu besitzen, was einem anderen übergeben wurde. Wenn ich dir etwas übergebe, nämlich die areté, Sophia, hab ich es doch nicht mehr. Ein brillantes Argument, vor allem wenn man im Auge behält, dass, worauf wir am Ende kommen werden, die gegenwärtige Diskussion noch immer oder erneut eigentlich mit dem Begriff der „rivalisierenden“ und „nicht rivalisierenden Güter“ operiert. Ich greife etwas vor. Rivalisierende Güter sind Schlüsselbund, Uhren, Apfel etc. Wenn ich das gebe, hab ich sie nicht mehr. Nichtrivalisierende Güter sind Güter, die kann ich benützen, ohne dass ich sie anderen weg nehme. Zum Beispiel ein Fernsehprogramm, oder traditioneller etwas wie eine Lawinenschutzverbauung. Sie kommen in den Genuss der Lawinenschutzverbauung, ohne dass Sie jemanden was wegnehmen, der sich auch in der Gegend aufhält und in den Genuss der Lawinenschutzverbauung kommt. Es gibt also Güter, die, wenn man sie jemandem mitteilt, von einem selber nicht mehr beansprucht werden können, und es gibt Güter, wenn man sie einem mitteilt, dann bleiben sie einem immer noch selber. Das ist ein Diskussionszusammenhang, der hier schon angesprochen wird, allerdings auf eine tatsächlich etwas einfältige Weise. Sollte das jemand mal gesagt haben, dann ist dieses Argument auf die Nichtlernbarkeit ziemlich eklatant.

2) Ein anderer Beweis auf Unlehrbarkeit lautet, dass wenn Weisheit und Tugend lehrbar wären, es anerkannte Lehrer dafür gäbe, wie solche der Musik. Wir können uns leicht einigern, wer die besten Musiklehrer sind, aber wir können uns nicht gut einigen, wer die Lehrer der Tüchtigkeit sind, darum geht es nicht.

3) Der dritte ist, dass die weisen Männer von Hella ihren Kindern und Freunden dann die Weisheit gelehrt hätten. Das ist wiederum ein Argument, das tatsächlich bei Platon vorkommt, wo zitiert und diskutiert wurde, dass man ja doch wohl feststellen muss, dass die Kinder von ausgesprochen berühmten, begabten, und gebildeten Personen doch hin und wieder ziemliche Tagenichtse sind. Von daher wird geschlossen, dass den Eltern offensichtlich nicht gelungen ist, die Kinder zu Empfängern der Areté zu machen.

4) Schon manche, die bei Sophisten in die Lehre gingen, zogen keinen Nutzen daraus.

5) Aus vielen, die mit Sophisten keinen Umgang hatten sind respektable Leute geworden, das heißt einerseits haben Sophisten keine Erfolgsgarantie, andererseits Leute, die Erfolg hatten, waren nicht zwingend bei Sophisten. Also ist es nicht notwendig noch hinreichend, bei den Sophisten zu sein. Das Niveau, auf dem sich diese Auseinandersetzung bewegt, überlasse ich Ihrem Urteil. Das können Sie sich selber ansehen, das gehe ich jetzt nicht besonders durch.

Um kurz was über das Niveau zu sagen, über die Frage, dass die weisen Männer ihre Kinder die Weisheit nicht gelehrt haben. Er sagt, es gibt auch genügend Beispiele: Ein berühmter Skulpteur, dem ist es tatsächlich gelungen, seine Söhne das zu lehren. Das ist wohl ein Hinweis darauf, dass es geht.

Ich belass es mal dabei und geh damit einen weiteren Sprung in die Gegenwart Ich rufe in Erinnerung, was ich auf dieser Wiki- Seite Mache ist ein allgemeiner Rahmen, der von ganz hinten bis ganz vorne geht, damit Sie sehen, was das überhaupt für ein Thema ist, mit dem wir uns beschäftigen. Im nächsten Durchgang, das habe ich letztes Mal schon angekündigt, gehe ich an der Stelle wo wir jetzt sind, nämlich in der Diskussion um die Sophisten und die Philosophen, sprich Aristoteles und Platon, gehe ich dann etwas genauer ins Detail, verabschiede mich mal kurz von hier und gehe zu diesem Herren hier.

Beispiel des Herrn Vural aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung

Diesen Herren entnehme ich, wie hier steht, der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 02.10.2011. Er heißt Vural, wie ich mich jetzt erinnere. Das ist ein Interview mit ihm, sehr prominent aufgemacht, das für meine Zwecke sehr schön die gegenwärtige Situation des Bildungsbegriffes darstellt. Es ist nicht umsonst, dass das hier ein Türke ist, weil die soziale Situation in einem österreichischen, einheimischen Zustand ein bisschen vielschichtig ist und müsste sehr genau differenziert werden. Da gibt’s Zeitphasen, in der bestimmte Aussagen richtig und andere verwerflich sind, auf die ich nicht eingehen will. In dem Moment, in dem wir einen Türken haben, der noch immer gebrochen Deutsch spricht, obwohl er 40 Jahre in Deutschland ist und aus der Türkei vor 40 Jahren als Kohlearbeiter ins Ruhrgebiet gekommen ist, zeigt sich in einer gewissen Massivität ein Problem, das in abgestufter Form in der Bildungsdebatte noch immer eine Rolle spielt, nämlich, um es mal kurz zu sagen, dass es eine ganz charakteristische Einschätzung des Bildungsbegriffs gibt und das immer wieder bei der Frage „Welche Bildung ist gemeint?“. Diese charakteristische Einschätzung der Bildung ist die, dass er gefragt wird, warum er gebrochen, seine Frau praktisch gar nicht, warum sie nicht in der Lage gewesen sind, in 40 Jahren sich in Deutschland mit der Deutschen Sprache anzufreunden:

„Meine Frau war die ganze Zeit zu Hause um die Kinder zu versorgen, nicht arbeiten gegangen, hat sich darum gesorgt, dass die Kinder morgens frühzeitig aufstehen, hat ihnen Frühstück gemacht, etc. Wir wollten immer, dass unsere Kinder eine gute Bildung bekommen.“ 

Das ist jetzt natürlich der Punkt. Was wollte er? Sie wollten, dass die Kinder eine gute Bildung bekommen. Das heißt, dass die Kinder in die Schule gehen und dort etwas lernen und das braucht Einsatz bis dorthin, dass man verzichtet auf das Geld der Frau, wenn sie arbeiten geht, dass man in die Zukunft der Kinder investiert, damit sie Bildung bekommen.

Warum?

„Ich wollte nicht, dass sie[…] eine schlechte harte Arbeit bekommen, ich wollte, dass sie eine gute Arbeit bekommen. Bildung ist am Anfang schwer, aber später kommt ein guter Beruf. Viele meiner türkischen Kollegen haben immer gesagt, die Kinder sollen nicht so lange in die Schule gehen, sondern schnell Geld verdienen. Ich habe immer Gesagt, Geld ist nicht so wichtig, Bildung macht reich. Ich liebe Bildung.“

Bildung macht reich. Ist es kaufbar oder nicht, ist es Geld wert oder nicht? Das ist die Frage, die dahinter steht: „Wie macht Bildung reich?“ Es gibt eine völlig gerade Antwort darauf, sozusagen eine „zynische“ Antwort, also man könnte zynische Schlüsse daraus ziehen, indem man sagt: „Ja sicher, Bildung macht reich, man kriegt einen Beruf, der besser bezahlt ist, darum zahlt sich das aus und darum ist es auch bewährt und empfehlenswert, auf etwas zu verzichten.“ Das gilt von bottom up, das gilt für die Gesellschaft allgemein. Das ist statistisch noch im Moment bestätigt, dass Studierende mit Abschluss weniger leicht arbeitslos werden, bessere Möglichkeiten haben, sich umzuorientieren, an dieser Stelle Fertigkeiten und Qualifikationen erreicht haben, die ihnen einen Vorsprung geben.

Das zweite ist etwas, da hat’s mir auch etwas die Rede verschlagen, aus diesem Interview. Das ist im gewissen Sinn die Inversion dessen, was wir festgestellt haben bei Pythagoras und seinem Vater (Wir hatten festgestellt: Du brauchst glückliche Schiffsreise, ein bisschen Basiskapital, dass du Sohn in diese Bildung reinbringen kannst) Hier hat er kein Basiskapital, er hat als Basiskapital sein Leben und das seiner Freu investiert, damit die Kinder eine Bildung bekommen und was ist das Ergebnis? Nach seinen eigenen Worten ist Bildung etwas Höheres als Reichtum. Und das kommt in der nächsten Antwort:

„Sind ihre Kinder erfolgreich?“ „Ja sehr.“ Da sagt er aber nicht, sie verdienen so und so viel, sondern: „Drei Kinder haben Abitur, zwei haben studiert, drei Enkelkinder sind schon auf dem Gymnasium in K. da kenn man jetzt den Namen „Vural“. „ Also es gibt Qualitäten, die ihm wichtiger sind. Also, es ist in Ordnung, dass die Kinder Geld verdienen, aber dass der Name „Vural“ in K. jetzt in diesen Schichten bekannt ist, führt sozusagen in den Bereich der Adeligkeit. Das ist sozusagen das „Wohlgeboren“ wieder. Es ist also ein Prozess, wo aus der Fremde kommende, bei Null anfangende, eine Familiengeschichte, dass die Familie einen guten Ruf hat. Diesen guten Ruf, den man sich nicht kaufen kann, der auf diese Art und Weise zu Stande kommt ist ein wesentlicher Bestandteil des Bildungsproblems in dem Zusammenhang.

[Beitrag:: Genau das Kontrastprogramm dazu hab ich heute im Radio gehört, da hat- ich hab seinen Namen jetzt vergessen- einer ein Buch herausgegeben und der meinte, in der Schule lernt man unwichtige Sachen, weil das mit den Dinosauriern, das bringt den Kindern nichts, sie sollen lernen wie man Geld verdient. Also Bildung ist Geld, genau das Gegenteil.“ Prof. H.: da gibt’s mehrere]

Wenn die Kinder von Herrn Vural nicht nur das Gymnasium absolvieren, sondern auch noch an eine Universität kommen, sind sie konfrontiert mit einer Institution, die als eine garantierte Bildungsinstitution auftritt, die seit langer Zeit so organisiert ist, dass der Staat massiven finanziellen Beitrag zu den Vorgängen, der akademischen Karriere leistet. Die Logik dahinter muss ich Ihnen nicht extra ausbuchstabieren.

Beziehung Staat- Universität- Wirtschaft

Ein Staat ab dem neuzeitlichen Verständnis braucht FachexpertInnen um produktiv zu werden, um Reichtum zu erzeugen. Diese ExpertInnen kriegt man im ersten und zweiten Bildungslauf nicht hin, dazu gehört noch eine Spezialausbildung. Diese ExpertInnen können sehr unterschiedlich sein, das sind ExpertInnen im klassischen Sinn. Im juridischen, medizinischen, theologischen und im historischen Bereich- das hat sich natürlich ausdifferenziert, alle die im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich zu tun haben.

Das heißt, es war an der Stelle relativ konsensuell, dass es ein Staatszweck ist, Geld dafür zur Verfügung zu stellen, dass die nächste Generation Kompetenzen erhält, die der Staat selber braucht um zu überleben und zu florieren. Das ist quasi in der Neuzeit eine Sache, wo man gesagt hat:“ Das können wir zwar nicht garantieren, aber es ist uns klar, das kostet etwas und dieses Geld investieren wir da hinein“. Nun ist das- und das ist absehbar gewesen, das hab ich das letzte Mal schon angesprochen - das hat sich irgendwie gerechnet in einer Situation - da sind wir nicht so anders wie in der griechischen Polis - von einem Jahrgang, wo 8-9% der AbiturientInnen, die in die Universität gegangen sind, dort waren sie unter sich, diese 9% waren noch eine merokratische, einsehbare Gruppe. Die hatten an der Universität Verhältnissen, die geprägt waren von Lehrenden, die ebenfalls aus ihrer Gruppe gekommen sind und die geprägt waren davon, dass sie wussten: „In dem Moment, wo ich an die Uni gehe, habe ich es irgendwie geschafft, wir erden an der Stelle entsprechend ernst genommen und kriegen einen Abschluss, dann haben wir im weiteren Leben bessere Aussichten.“ Dieses Equilibrium ist in Frage gestellt, ganz simpel, um eine kleine Story von gestern Nachmittag aus dem Senat zu erzählen, das ist natürlich eine Sache, die immer schon geht, aber jetzt ist es schon lange ein Problem. Ich gebe Ihnen eine kurze Einsicht:

Die Universität Wien hat nach dem neuen Hochschulgesetz ein Budget, ein Globalbudget- das sind immer 3 Jahre, die das fasst- das reicht bis 2012, dann muss das nächste 3 Jahresbudget ausgerechnet werden. Das Ministerium sagt zunächst: „ Wir haben kein Geld und müssen sparen, da kommt nichts mehr dazu!“ Wenn nichts dazu kommt von 2013- 2015, müssen trotzdem die gestiegenen Mieten, Löhne, Energiekosten gezahlt werden und es gehen pro Jahr etwa 35- 40 Millionen Euro einfach verloren aus dem Universitätsbudget. Durch gesetzlich notwendige, unbedingt zu erfüllende Pflichten, sodass der Sparauftrag an die Unis für diese 3 Jahre heißt, dass Millionen von Euro für die Bildung jedes Jahr weniger eingesetzt werden. Das ist ein greifbarer Hinweis darauf, an der speziellen Stelle, dass es umstritten ist, dass der Staat in Bildung investiert. Der Grund lässt sich auch noch mal ausweiten: Einerseits gibt’s den großen Anstieg an Studierenden, eine höhere Anzahl an Jahreskohorte soll studieren, wir wollen auf 25-30% kommen, damit eine Situation, dass die Universität Wien 90.000 Studierende haben wird in diesem Studienjahr in etwa, aber das Geld wird nicht mehr, an der Stelle wird es also eng. Es ist vollständig verständlich, dass die Studierenden, die nach dem Ruf von „Ich liebe Bildung, ich will an dieser Stelle weitergehen“ in das System eingestiegen sind, das diese Studierenden sich einigermaßen verblüfft fragen: „Was ist denn das? Es steht immer weniger Geld für uns zur Verfügung, wir werde immer schlechter betreut“ und an der Stelle auch zu Protestformen greifen, das ist sozusagen der eigentliche Rahmen, das Präludium zu dem es hier kommt. In dieser Situation werden die Universitäten per Gesetz und vom Ministerium darauf aufmerksam gemacht, dass sie Strukturanpassungen zu leisten haben. D.h. die schöne Bildung im Sinne „es gibt so und so viele Fächer, die man studieren kann und die betreut werden“, dass das vielleicht ein bisschen hypotroph und redundant ist, dass wir Studien möglicherweise nicht mehr finanzieren können und dass wir uns (wir =Uni) Geld von der Wirtschaft holen sollen. Die private public partnerships- warum soll der Staat für alles verantwortlich sein, wir kennen das- weniger Staat, mehr privat. Die Aufgabe an die Universitäten ist: „Verlasst euch nicht so sehr auf das, was da kommt, macht lieber eure eigenen Explorationen, holt euch das Geld zum Beispiel aus der Wirtschaft.“

Ich bin da immer so mit einem Auge dran wie das geht. Da ist mir vergangene Woche aufgefallen, dass es im Veranstaltungskalender der Uni Wien, das ist nun kein kleiner Punkt, sondern das ist da, wo alle Veranstaltungen der Universität Wien ständig aktuell zur Verfügung stehen und das nicht als ein Plug-in, sondern eingebaut in den Seitenrahmen hier, die Werbung von „ Austria Trend- Sommer in den Hotels und Resorts, exklusive Urlaubsangebote nur für Sie“ zu finden ist. Ein kleiner Wermutstropfen dieser Werbung ist, dass sie schon über eine Woche abgelaufen war. In jedem Fall schien es mir ein sehr auffälliges Signal dafür, dass wir in dieser Situation sind, sozusagen ökonomisch Ökonomie und Bildung vertreten zu wollen. Eine Sache, ich hab das in das Blog geschrieben, wenn Sie jetzt in den Veranstaltungskalender gehen, dann finden Sie das nicht mehr, da gibt’s noch jemanden, der nicht anecken wird oder will. Wenn man darauf klickt, kriegt man einen Werbungsfolder. Ich hab mir gedacht, hätte ich das nur gespeichert, jetzt ist alles fort. Das ist aber nicht der Fall, es ist alles noch vorhanden, man muss nur die Adresse kennen. Diesen Werbefolder, den Sie kriegen, wenn sie damals darauf geklickt hätten, da sind die exklusiven Dinge, die im Astoria und Anatol in Wien, da kostet die Nacht 167 Euro, ist ja in Ordnung, aber was mich beschäftigt hat da, ist: „Universität Wien und Austria Trends“ gleichberechtigt im Kopf dieser Broschüre. Das, muss ich sagen, geht einen Schritt zu weit.

[Beitrag: Entschuldigung, ich verstehe Ihre Aufregung, aber es ist eigentlich harmlos, weil es gibt eigentlich andere Dinge, genmanipulierte Pflanzen, die Forschung wird bezahlt von der Firma und wer dagegen was schreibt und dort beschäftigt ist, fliegt!]

Ich wähle das, weil es vergleichsweise eine Spielzeugsituation ist. Ich rege mich nicht sonderlich auf darüber. Ich nehme es zum Anlass, sich darüber Gedanken zu machen, wofür da steht, was an dieser Stelle steht, weil ich weiß mittlerweile: Wenn man in einer Firma beschäftigt ist, dann achtet man darauf, was auf dem Briefkopf ist. Das ist etwas, das kann man nicht einfach so fälschen, das hat man drauf. Das ist natürlich ein Identifikationsmittel, das ist ein Image, da gibt es Logos und eine Präsenz. Für eine Firma ist es einfach notwendig, dass sie erkannt wird, mit wem sie zusammen gesehen wird, all diese Dinge sind ganz selbstverständlich. Was mich an dieser Stelle fasziniert ist, die Uni Wien wird zunächst einmal auch erkannt. Es gibt diese visuell eindrucksvolle Fassade der Universität Wien, die natürlich auch nach Gesetzen von Public Relation (PR) funktioniert. Die PR Gesetze, die dahinter sind im klassischen Sinn, sind die PR Gesetze der Ringstraße. Die Ringstraße als die Jubelmeile für die österreichische Staatsbewusstheit, all der Reihe nach aufgefädelt, alles was schön und gut ist und wofür es sich lohnt ÖsterreicherIn zu sein. Das hat ja einen starken Aspekt von Werbung, aber das ist eine Werbung, die man sich an der Stelle noch geleistet hat. Man hat sich sozusagen die Investition in die symbolischen Formen geleistet. Im Moment- und ich sag das auch deswegen: wir hängen noch immer. Auch wenn ich so was auf meinen Blog tue, dann partizipiere ich an diesem Werbeeffekt, das will ich überhaupt nicht leugnen. Ich mach da jetzt keine Rede gegen Gesetzlichkeiten von Wirtschaft und Publizität oder so was ähnliches, das will ich genau nicht machen, aber worauf ich hinweisen möchte ist, dass normalerweise Firmen sehr heikel sind dabei, in welcher Gesellschaft sie sich zeigen. Das scheint mir nicht sehr heikel zu sein, das ist etwas, wo man sehr leicht in die Situation kommt, Renommee zu verspielen und die Frage allgemein ergibt sich natürlich, wenn ich das Beispiel aufnehme, um das ein bisschen vorzuführen:

Wie viel ist- da bin ich jetzt bei Forschungsaustausch- Wie viel ist kognitive Leistung wert, bezogen auf, im Hinblick auf die Frage: Ist es unter Kontrolle, gehört es einer Firma oder ist es ein freier Forschungsaustausch? Wie sehr vertraue ich einer Forschungsinstitution von Böhringer oder BASF oder ähnliches, wenn mir die in einer Firmenbroschüre, gesponsert von der Firma, schreiben: Sie sind jetzt darauf gekommen, dieses Medikament ist so gut.

Wie viel unterscheidet sich von Renommee, das diese Art von Mitteilung hat, das Renommee einer unabhängigen Universitätsuntersuchung? Da gibt es angebbare Unterschiede, da gibt es vertrauenswertere und weniger vertrauenswertere Geschichten. Wovon ich rede ist, dass diese Situation dabei ist, immer mehr zu verschwimmen. In dem Maße, in dem die Finanzierung der Forschungen an der Uni, zum Beispiel nicht offen gelegt wird und in Wirklichkeit die Unis verwendet werden für Forschungsdinge, durch die Geld hereinkommt, die aber nach Regeln durchgeführt und publiziert werden, die nicht die traditionellen Formen des freien Forschungsaustausches sind. Da bin ich jetzt durch das Beispiel auch geradewegs dahin, wo ich hin möchte in der Vorlesung, nämlich zu dem Thema, dass die Bedingungen, unter denen ein freier Forschungsaustausch stattfindet, zunehmend durch Schwierigkeiten, beispielsweise im monetären Bereich, wesentlich im Bereich beeinträchtigt werden, und sich die Frage stellt:

Wie reagiere ich darauf?

Zu den Bildern auf der zweiten Seite sag ich vielleicht noch was. Als ich das erste Mal eingetaucht bin in dieses Bildungsproblem, das war zum Zeitpunkt von „Uni brennt“. Da hatte ich einen einigermaßen, zumindest zum Ende hin, kontroversen Beitrag in der Ringvorlesung „Einführung in die Philosophie“ gehalten, wo ich auch etwas über den Bildungsbegriff allgemein gesagt habe, was auch in der Vorlesung früherer Semester da ist. Wo ich dann rausgelaufen bin, war mir noch nicht so klar, wie kontrovers das ist und was man da eigentlich alles berücksichtigen muss, wo ich provokanterweise gesagt habe: „Bildung ist so was wie ein Seegrundstück, das kann man sich in der Regel nicht kaufen, sondern muss es eigentlich erben. Es gibt zu wenige Seegrundstücke, in dem Bereich der Bildung gehört, dass man eine erfolgreiche Persönlichkeitsbildung unter optimalen Bedingungen hinter sich gebracht hat. Alles das, was ich bisher gesagt habe weist darauf hin, dass diese erfolgreiche Persönlichkeitsentwicklung unter den passenden Bedingungen nicht etwas ist, was man sich kaufen kann. Um diese provokante Geschichte etwas abzufedern oder in eine Kontur zu stellen, waren diese beiden Bilder da. Die Form der Gegenüberstellung, wozu man ein Recht hat in einem modernen Staat, ist eine nicht gesundheitsschädigende, ausreichende Wohnung. Das Menschen nicht in der U-Bahn und Notunterkünften übernachten müssen, sondern so gut es irgend geht in eine Wohnsituation, in der sie sich zurechtfinden und produktiv werden können. Das gehört zu elementaren Rechten, die man einklagen konnte und kann auf der Ebene. Was man nicht verlangen kann, ist: „Ich will ein Seegrundstück!“ Die Qualität, die sich mit diesem derartigen Grundstück verbindet, das funktioniert anders, das lässt sich nicht einklagen, das lässt sich nicht auf derselben Ebene verhandeln. Das war die Idee dabei, wenn Sie das interessiert können Sie das weiterlesen, ich werde- und das passt jetzt auch besser- mal bisschen was zur Gegenwartsituation sagen, zum Forschungszugang.

Zurück zu ESR und Forschung ganz allgemein

Erinnern Sie sich, der Grund warum ich in die Bildungsschiene gekommen bin war der: es hat früher eine allgemeine Bildungssituation „Universität“ gegeben, in die man eingetreten ist mit Beginn des ersten Semesters. Das ändert sich ein wenig durch die Early Stage Researches(ESR) und durch das problematische Bachelorstudium, das man eingerichtet und vorausgeschaltet hat. Die ESR, darum hab ich was über die Bildung gesagt, indem das noch so drinnen war, wir sind jetzt bei den ESR und der Forschung ganz allgemein zurück.

Ich habe Ihnen zwei Artikel, die beide ganz ausgesprochen aktuell sind, das hat jetzt nichts mehr mit der Antike zu tun, sondern die sind heuer aus den letzten zwei Monaten, der eine aus August, und dieser Artikel: „The ability of open access“ ist im September geschrieben. Ich habe extra Wert darauf gelegt, Ihnen das neueste in dieser Hinsicht vorzulegen. Diese beiden Artikel beschäftigen sich genau mit der Finanzsituation in einem bedrängten Forschungsbereich.

Der erste, der im Guardian erschienen ist:“ Die Gutsherren der Forschung (der Wissenschaft)“ und der zweite etwas über die Chancen der Gegenbewegung gegen diese Gutsherren, deren Schwierigkeiten wir dann gleich sehen werden. Das ist Herr Monbiot und er beginnt seinen Beitrag auf seinen Blog mit der sehr einprägsamen rethorischen Frage: „wie konnte es geschehen, dass die akademische Frage diese feudalen Mächte errungen haben?“ Auch der erste Absatz ist so richtig eingängig, entsprechend hellraiser um es mal so zu sagen:

„Who are the most ruthless capitalists in the western world? Whose monopolistic practices make Walmart look like a corner shop and Rupert Murdoch a socialist? You won't guess the answer in a month of Sundays. While there are plenty of candidates, my vote goes not to the banks, the oil companies or the health insurers, but – wait for it – to academic publishers. Theirs might sound like a fusty and insignificant sector. It is anything but. Of all corporate scams, the racket they run is most urgently in need of referral to the competition authorities.” [1]

Was in diesem Artikel kommt ist die Abrechnung und Aufzählung der Preispolitik insbesondere der zwei großen, bestimmenden Verlage weltweit. Wiley-Blackwell und Springer. Er vergleicht das mit der „Times“ und „Sunday Times“ von Murdoch. Der verlangt ein Pfund für 24h access zur „Times“ und „Sunday Times“. Die „Times“ haben ein Zahlmodell eingeführt im UK:

„Reading a single article published by one of Elsevier's journals will cost you $31.50. Springer charges €34.95, Wiley-Blackwell, $42. Read 10 and you pay 10 times. And the journals retain perpetual copyright. You want to read a letter printed in 1981? That'll be $31.50.“

Das heißt die Situation- und man muss jetzt dazu sagen worum handelt es sich da, es handelt sich nicht um Philosophiepublikationen, sondern es geht schon um den Forschungszugang allgemein, also massiv viele von diesen Journals sind medizinische, biologische, ökonomische Journals. Den einen Pfund, den man da zahlt, dient dazu, denen die das schreiben ihr Geld zu geben. Die Besonderheit im akademischen Bereich ist die, dass die Verlage all ihre contents von den Universitäten kriegen, die vom Staat weitgehend bezahlt werden, um Wissen zu erzeugen. Welches Wissen in Zeitschriftenartikeln niedergelegt wird und dann verpackt wird, dass die Staatsangestellten und Studierenden in den Universitäten erst wieder zahlen müssen dafür, dass die Verlage das publizieren, was sie gratis kriegen aufgrund der Finanzierung der Forschungstätigkeiten durch den Staat. Das ist der Kreislauf. Die Erfolgs- und Profitsrate hat er hier entsprechend dokumentiert:

„[..]in the past financial year, for example, Elsevier's operating profit margin was 36% (£724m on revenues of £2bn). They result from a stranglehold on the market. Elsevier, Springer and Wiley, who have bought up many of their competitors, now publish 42% of journal articles.“

Das heißt es ist eine ausgesprochen oligopole Situation. In dieser oligopolen Situation profitieren die Verlage von einer ganz besonderen Konstellation, nämlich der, dass es ihnen gelungen ist, den besonders respektablen Inhalt qualitativ hochstehende Beiträge in ihren kostenpflichtigen Zeitschriften ein zu nehmen. Da wiederum ist das Ergebnis einer besonderen Verkettung. Auf diese Verkettung kommt dann David Lewis noch zu sprechen, ich nehme das einmal voraus. Man kann es so sagen, wenn man es mal beinhart ökonomisch betrachtet: Es gibt hier zwei verschiedene Märkte im Zusammenhang mit Forschungsresultaten.

1) Markt ist, Geld zu bekommen für die Publikation von Forschungsresultaten. Also für Buch- Journalverkauf etc. Das ist sozusagen die handgreifliche Geschichte.

2) Markt für Reputation. Ich habe die Frage der Reputation im Zusammenhang mit der Uni und von unveräußerlichen Werten, Schönbrunn etc, genannt. Schönbrunn und die Universitätsfassade sind unbezahlbar, aber sie haben einen Einfluss. Man kann es verwenden auf dem Markt.

Im akademischen Bereich ist es nun so, dass der wichtigste Grund, eigentlich der Grund warum der erste Markt, der Geldmarkt für Journale funktioniert, der wichtigere Grund ist der, dass man wenn man schon bereit sein muss Geld zu investieren für ein Journal, auch das Beste drin sein soll. Man möchte um diese Preise die besten Resultate haben. Was sind die besten Resultate- und da sind wir jetzt an der Stelle an der wir immer wieder waren- die besten Resultate sind natürlich nicht die teuersten Resultate, die besten Resultate in der Wissenschaft sind die Resultate, die von den meisten Wissenschaftsbetreibenden akzeptiert werden, aufgegriffen werden. Es ist ein bisschen schwierig, nach welchen Kriterien man hier die größte Reputation benennt. Wie immer ist es aber der Kampf darum, als einer der berühmten, besonders einflussreichen, wichtigen Wissenschaftsbetreibenden zu gelten. Der Kampf läuft über „Wie viele Leute kennen dich, reden gut von dir und wie viele Leute beziehen sich auf dich?“ Was jetzt passiert ist, das ist jetzt die Situation die zu dieser Gutsherrenattitüde führt, dass die Verlage mit ihren kostenpflichtigen Zeitschriften, die sie zu tausenden herausgeben, eingefangen haben die Struktur des Renommees der wissenschaftlichen Voraussetzungen. Die Leute, die dort schreiben haben das höchste Standing und können darum legitimieren, warum die Journale so viel kosten. So etwas in der Logik war darinnen. Da es den großen Verlagen vor allem in naturwissenschaftlichen Bereich, nicht im philosophischen Bereich, gelungen ist, die Sachen alle aufzukaufen, so dass es keine Alternative als dort zu publizieren gibt, sind die Verlage nach geschäftlichen Überlegungen immer weiter zu heben und verschiedene Arrangements zu treffen, die ihren Profit steigern. Also zum Beispiel, ein beliebtes Mittel. Take2 oder Take3, oder kauf 30 und zahl weniger. Da kommt’s günstiger, wenn man 30 nimmt, aber von den 30 will man eigentlich nur zwei. Trotzdem zahlt man alle, damit man die zwei halbwegs günstiger kriegt. Solche Strategien liegen auf der Hand in dem Moment, an dem der Markt um Zeitschriften – Zahlen kann man nachschlagen, er ist ausgesprochen gut dokumentiert, der Beitrag. Solange das so ist, geraten die KonsumentInnen, also vor allem die Bibliotheken immer mehr in eine schwierige Situation, weil sie sich die Zeitschriften nicht mehr leisten können. Ein kleiner Nebenpunkt: Durch die digitale Revolution gibt es auch Entwicklungen, die man gar nicht vorausgesehen hat. Wenn man jetzt eine teure Zeitschrift hatte früher und diese nicht mehr leistbar ist, dann hat man wenigstens die Jahrgänge der Zeitschrift, die man hat und kann die zur Verfügung stellen. In den neuen Modellen gilt das auch nicht mehr, da man einen Jahreszugang zu den Zeitschriften hat und in diesem Jahr hat man sie verfügbar- Wenn man das nicht verlängert, hat man keinen Zugang mehr zu der Zeitschrift, auch nicht zum Archiv. Solche Probleme treten auf. Ich glaub, ich hab das jetzt dramatisch genug geschildert um den Rettungsengel entsprechend attraktiv werden zu lassen.

Das ist natürlich OPEN ACCESS (OA)

Das ist eine Bewegung, die unter anderem als Gegenbewegung zu diesem Diktat auftritt und die jetzt sagt: „Diese businessorientierte Einschränkung des Forschungsbetriebes können, wollen und brauchen wir uns nicht bieten zu lassen. Wir machen was dagegen“ Vor zehn Jahren, wo es noch so war, was kann man dagegen machen? Man stellt seinen Artikel zur Verfügung. Das haben viele gemacht, manche nicht, das hängt davon ab, wie aufgeschlossen man an der Stelle ist. Da ist mehreres dazu zu sagen:

1) Es ist nicht unbedingt klar, ob das juridisch überhaupt erlaubt ist, weil die bestehenden copyright Regelungen natürlich auf eine sehr vielschichtige und undurchsichtiger Weise untersagen das Publizieren der eigenen Artikel in einem freien Sinn. (Anm. wenn ich meinen Artikel zuvor z. B. an einen Verlag verkauft habe)

2) eine weitere Schwierigkeit ist, dass wenn es meinetwegen 500 Philosophen auf der Welt gibt, die die richtige Einstellung dazu haben und sagen: „Das ist uns doch egal, wir stellen das zur Verfügung…“, wie findet man diese 500 Philosophen, die irgendwo auf irgendeiner Website publizieren. Die Standortzugänglichkeit zu so was ist sehr beschränkt und nicht gut praktikabel. Kurzum, es ist in dieser Situation die letzten zehn Jahre eine zunehmende Konsolidierung, Organisation und Präsentation und Unterstützung, eine OA- Bewegung, die sagt: „Es reicht nicht, dass man die Artikel irgendwo in der Welt rumflattern lässt, wir brauchen eine Infrastruktur, die juridisch, ideologisch, kommerziell und informatisch machbar ist. Auf diese Infrastruktur können wir eine andere Zugangsweise zu du diesen Themen in die Wege leiten.“

Das wird einer der Punkte sein, um die es mir in dieser Vorlesung geht. Um etwas zur Technik zu sagen: Das braucht nicht nur guten Willen und Engagement, sondern auch Internettechnologie. Es gibt zwar mittlerweile Google-Scholar, aber das ist an dieser Stelle auch klar, dass ein kommerzielles Unternehmen sich einer Wissenschaftslandschaft angenommen hat. Wie man dazu auch steht, das eine ist sicher, es ist ein Firmenunternehmen. Wenn man es nimmt aus der traditionellen Sicht einer UniversitätslehrerIn und Produktion, dass es darum geht, Verhältnisse im Web zu schaffen, die vergleichbar sind dem, was wir hatten bevor das alles auf uns eingebrochen ist, nämlich nostalgisch gesagt: „Du gehst in die Bibliothek, ein kleines Feld, du kannst dir alle Zeitschriften leisten, du gehst in die Bibliothek, der Staat zahlt es für dich, du hast deine sagen wir 50 relevanten philosophischen Zeitschriften alle vorhanden. Du setzt dich rein und tauchst ein ins Universum der Gelehrsamkeit und bist an der Stelle sozusagen connected mit dem Stand der Forschung in der jeweiligen Disziplin. Diese idyllische Situation, die durch mehrfache Entwicklung aufgebrochen ist, die ich ein bisschen versucht hab zu beschreiben, eine solche Situation versuchen wieder herzustellen unter dem Einflussbereich der akademischen Tradition, das ist etwas, das in der OPEN ACCESS Bewegung einen wesentlichen Falktor ausmacht.

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