Szenariosammlung (PSI)

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Version vom 30. April 2009, 09:39 Uhr von Stb (Diskussion | Beiträge) (Arbeitsgruppe: Frauen- und Eigentumsteilung: Erste Textfassung hinzugefügt)
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</div><ignore><includeonly></ignore><ignore></includeonly></ignore></root> Hier werden einzelne Szenarien als Bestandteile unserer IF entwickelt. Grundlage dafür sind die Big-Picture-Überlegungen, die aus der Block-Session von 03.04.2009 hervorgehen, in der wir den groben Rahmen unserer IF diskutiert und festgelegt haben. --Andyk 19:57, 3. Apr. 2009 (UTC)

Arbeitsgruppe: Eugenik

Personen: HÄNDLER, ZIMMERMANN, SCHUSTER, WÄCHTER.


Ein Händler kommt in Platos Staat. Er schlendert durch den Markt und kehrt dann bei einem Zimmermann ein, der am Straßenrand seine Werkstatt hat.

Szene 1

HÄNDLER: Zimmermann, ich will einen schönen Tisch bei dir kaufen. Kannst du mir einen solchen bieten?
ZIMMERMANN: Bei uns gibt es keine Tische. Ich muss also erst einen anfertigen. Bis wann brauchst du ihn?
HÄNDLER: Zu Mittag würde ich ihn abholen kommen. Doch sag mir, habt ihr wirklich keine Tische in eurer Stadt?
ZIMMERMANN: Nein, wozu sollen wir Tische brauchen? Doch sogleich werde ich mich an die Arbeit machen, damit er zu Mittag fertig sei.
HÄNDLER: Tische braucht man doch! Wie soll man sonst auf edle Weise speisen und zusammensitzen?
ZIMMERMANN: Es ziemt sich nicht, Tische vollzuladen mit Speisen und Getränk, sich den Bauch vollzuschlagen mit allerlei Köstlichkeiten und was übrigbleibt hernach wegzuwerfen. Und dann, ermüdet von dem Mahl, zur Arbeit nicht zu taugen. Mäßige Kost nur, von der Hand in den Mund, kräftigt Körper und Seele.
HÄNDLER (erzürnt): Willst du mir etwa einen Vorwurf daraus machen, dass ich auf Tischen speise, als ob es hieße, ein zügelloses Leben zu führen?!
ZIMMERMANN: Zügellos, und viel schlimmer noch: ungesund. Und wer nicht gesund und bei Kräften ist, der ist zu nichts nutze.
HÄNDLER: Na warte! Fünf Tische sollst du mir machen statt einem! Wir werden sehen, wie leistungsstark du bist mit deiner mäßigen Kost!
ZIMMERMANN: Ich bin ein tüchtiger Zimmermann. Du sollst deine fünf Tische haben.

Szene 2: Es ist Mittag. Der Händler kommt in die Werkstatt des Zimmermanns zurück. Dieser ist total erschöpft, denn er hat noch nie zuvor Tische angefertigt. Vier davon hat er fertig gestellt, und auch Stühle dazu. Gerade nimmt er Maß für den fünften.

HÄNDLER: Da bin ich wieder. Und ich sehe, dass deine Tüchtigkeit bewiesen ist. Drei Tische schon hätten mich davon überzeugt.
ZIMMERMANN steht auf, atmet schwer, hustet, stürzt und bleibt erschöpft liegen.
HÄNDLER: Beim Zeus! Mir scheint, es war dir doch zu viel! Es wird besser sein, ich hole einen Arzt.
ZIMMERMANN (stöhnt): Einen Arzt brauche ich nicht. Gestern schon war mir, als wäre ich krank am Leibe. Doch nun hindert mich diese Schwäche gar an meinem Werke. Wenn ich nicht von selbst wieder zu Kräften komme, so ist es nicht schade um mich.


HANDLUNGSOPTIONEN:
I. Der Händler eilt zum Schuster nebenan und bittet ihn um Rat, wie er vorgehen soll.
II. Der Händler versucht, einen Arzt ausfindig zu machen und ihn zum Zimmermann zu führen.

Option I

Der Händler eilt in die Werkstatt des Schusters. Dieser empfängt ihn freundlich.

HÄNDLER: Schuster, ich brauche deinen Rat!
SCHUSTER: Stets zu Diensten, mein Freund. Welche Schuhgröße hast du?
HÄNDLER: Ich will keine Schuhe. So hör doch, der Zimmermann ist krank! Und er will keinen Arzt kommen lassen! Doch ich sage, er sollte sich behandeln lassen, denn gar schlimm sah mir sein Zustand aus. Ein Umschlag muss ihm gemacht werden.
SCHUSTER: Wenn ein Zimmermann krank ist, so lässt er es sich wohl gefallen, ein Mittel vom Arzt herunterzuschlucken, um die Krankheit wegzuspeien, oder sich von unten reinigen zu lassen, oder auch Brennen und Schneiden, um sie loszuwerden. Wenn ihm aber einer eine kleinliche Lebensordnung vorschreiben wollte, ihm Umschläge um den Kopf legen und was dergleichen mehr ist, so sagt er gewiss bald genug, er habe keine Zeit, krank zu sein, und es helfe ihm auch nicht zu leben, wenn er immer auf die Krankheit achthaben und sein vorliegendes Geschäft vernachlässigen solle.
HÄNDLER: Ganz recht, so in etwa sprach er zu mir.
SCHUSTER: Wenn er gesund wird, lebt er in seinem Geschäft weiter fort, wenn aber der Körper es nicht ertragen kann, so stirbt er eben und ist aller Händel ledig.

Der Händler ist empört über diese Rede. Er verlässt die Werkstatt des Schusters und eilt auf die Straße. (geht weiter zu Option II)

Option II

Der Händler eilt auf die Straße, um einen Arzt zu suchen. Zwischen den Marktständen findet er einen Wächter, an den er das Wort richtet.

HÄNDLER: Sag mir, Wächter, wo finde ich einen Arzt?
WÄCHTER: Wozu brauchst du einen Arzt? Bist du etwa krank? Du scheinst mir sehr verwirrt und aufgebracht.
HÄNDLER: Ich habe keine Zeit für Erklärungen. Es eilt. Nun weise mir doch den Weg zum Arzt!
WÄCHTER: Es ist wohl besser, wenn ich ein Auge auf dich habe. Solltest du nicht bald zur Vernunft kommen, so will ich dich mit meinem Dolch daran hindern, Unruhe zu verbreiten und Unheil zu stiften (packt den Händler am Oberarm). HÄNDLER: (erschrickt, schreit angstvoll auf): So höre doch! Ich bin bei Sinnen, nur brauche ich einen Arzt für den Zimmermann!
WÄCHTER: Was ist mit dem Zimmermann? Und was hat ein Narr wie du mit ihm zu schaffen?
HÄNDLER: Ich habe Tische bei ihm bestellt. Doch die Arbeit war ihm zu schwer. Nun liegt er am Boden seiner Werkstatt und ringt nach Luft.
WÄCHTER: Tische? Hat er tatsächlich Tische für dich gemacht? Dein Wahnsinn hat ihn angesteckt! Nun ist er also krank, weil er die Tische gemacht hat.
HÄNDLER: Völlig erschöpft, ja.
WÄCHTER: So ist es die Strafe der Götter für seine Unzucht. Es wird sich zeigen, ob sie ihm vergeben.
HÄNDLER: Er braucht doch nur rasch einen Arzt, damit er ihm einen Umschlag macht! Dann wird er gesund werden.
WÄCHTER (stößt den Händler von sich): Schweig! Du Jammerlappen! Nimm deine Tische und verschwinde aus dieser Stadt, bevor ich dich aufspieße! Hier haben wir keine Verwendung für Schwächlinge wie dich!

Der Händler flieht verängstigt aus der Stadt.


von Arif Aslan und Helga Sinn

Der Text vereinigt viele interessante Aspekte. Worüber man allerdings noch nachdenken könnte, ist die Auswahlmöglichkeit. Wenn man an eine solche Aufgabe herangeht, muß man sich immer fragen, wie fundamental die Auswahl ist, d.h. wie groß der Unterschied zwischen den beiden Alternativen ist. Mir fallen jetzt zwei Fragen ein, um an diese Sache heranzugehen: a) Worin unterscheiden sich die Auswirkungen der beiden Handlungen? und b) Worin unterscheiden sich die Maximen, nach denen die Handlungen gewählt werden? Wobei zu a) anzumerken ist, daß die Spielerin die Auswirkungen antizipieren können muß, oder sie kann keine informierte Entscheidung treffen. Das wiederum bedeutet, die Gesetze zu verstehen, nach denen die Welt aufgebaut ist. Zu b) ist zu sagen, daß wir es hier tatsächlich mit einer interessanten Unterscheidung zu tun haben: In einem Fall wendet sich der Händler an einen Laien in der Nähe, im anderen sucht er nach einem Experten, und um einen zu finden, ruft er die Staatsgewalt um Hilfe. In diesem Fall haben wir also die Wahl zwischen Nachbarschaftshilfe und Sozialstaat. --H.A.L. 09:03, 28. Apr. 2009 (UTC)

Arbeitsgruppe: Kreativer Ausdruck

Ein Rohentwurf unserer Story-Idee, die mit dem betreten eines bestimmten der stadt-staaten beginnt und mit seinem verlassen endet.


Plot: einer der stadt-staaten ist bekannt für hochqualitative kriegsmusik, natürlich hat er eine dementsprechend tapfere armee. musik ist auch außenhandelsware. Die Journalistin hört davon und begibt sich dort hin. Sie möchte mehr über diese wundersame Musik hören und darüber berichten.

Geschichte: Sie wird von einem Wächter empfangen (diese option erschien uns praktikabler-als journalistin und kulturkundige person könnte sie willkommen für einen austausch sein. es bleibt zu diskuteren, ob das realistisch ist), dieser ist ihr zu geteilt und soll sie durch die Stadt führen. Sie ist nicht allein, eine Assistentin die ausserdem Fotografin ist begleitet sie. Der Wächter führt sie durch die Stadt und zeigt ihr die wundervollen Errungenschaften seiner Zivilistation, wie gut alles in einander greift und wie gut der Staat sich im seine BürgerInnen kümmert. Die Strassen sind sauber, die Menschen gebildet. Es wird großen Wert auf Erziehung gelegt. Die Assistentin hält uns (den Spielenden) immer eine Spiegel vor. Sie fragt: "Wieso werden die Kinder von ihren Eltern getrennt? Wieso läuft die Erziehung über Musik ..." Sie wird vom Wächter in ein Musikgeschäft gebracht, Bekommt dort seichte friedliche musik zu hören. Das ist nicht wirklich interessant und alles ziemlich ähnlich. Sie erfährt, dass es zwei arten von musik gibt. An die wirklich interessante weil wirkmächtige musik kommt sie nicht so einfach ran.

Entscheidung: a) Sie möchte darüber möchte mehr erfahren. b) Sie nimmt es so hin.

Fortgang: b) sie läßt sich weiter führen und zieht weiter und schreibt einen langweiligen Artikel a) Sie geht zum Wächter und sagt sie will mehr darüber erfahren, er meint das sie dass nur kann wenn sie sich würdig erweist und eine Prüfung besteht. Dazu muss sie ein aufnahme verfahren absolvieren. Sie muss in einem Gespräch die richtigen Antworten geben, damit sichergestellt ist, dass ihre seele nahe genug am schönen, wahren und guten ist um nicht von ev. Gefährlichen musiken geschädigt zu werden und somit auch dem staat schädigend sein kein. Tut sie dass, so wird sie aufgenommen in den kreis der hinreichend gefestigten erwachsenen, unter denen eine freiere kreativität gewährleistet ist. Bei kindern und gewissen schichten der erwachsenen ist der genuss von musik ganz streng reglementiert. Die Assistentin kann sich nicht verkneifen auch bei diesen Fragen nachzubohren.

Zum zweck dieses psycho-tests muss sie jemanden finden, der ihr einen crash-kurs in platon-konformen ansichten über die götter, über die herrscher, über tugenden und untugenden gibt. Auf dem offizielen Marktplatz, wo sich leute tummeln, gibt es Menschen die diese Dienste abieten. Das erfährt sie vom Wächter.

(einwand: informant müsste illegal sein. schließlich geht es um einen schwindel - den psychotest umgehen indem man rausfindet, wie man antworten muss, damit man als gefestigt gilt)


Entscheidung: c) Sie will das tun, sie will mehr wissen d) Es ist ihr zu mühsam

Fortgang: c) siehe b) d) Sie muss sich zu einem bestimmten menschen durchfragen (dieser war früher mal Wächter und hat das Wächtertum aufgegeben), zum Informanten. Dieser will eine gegenleistung für seine dienste, geld hat sie keines-bietet ihm ungesunden Junk-Food an – der Informant ist einigermaßen verstört über dieses essen, es entspricht nicht den vorstellungen einer vernünftigen nahrung im platonischen sinn. Sie soll brot besorgen. sie geht in die bäckerei – womit bezahlt sie den bäcker? er fragt sie nach ihrer kunst, was ist sie? Was kann sie denn am besten? sie ist journalistin, kennt viele länder und kulturen – sie ist sich zwar nicht sicher ob das schlau ist, aber erzählt ihm geschichten aus anderen kulturen-etwas aufregendes für den bäcker. Sie bekommt brot. Bringt es dem menschen, der ihr einen crashkurs in platonischer werte-kunde gibt.

Sie absolviert den test. (wie kann man das umsetzen? multiple choice aussagen..) Wird (unter strengen sicherheitsmaßnahmen – mann kann das ähnlich wie einen medikamententest sehen) für ein probekonzert ausgewählt und hört es – anschließend wird sie nach ihren emotionen, wünschen und affekten befragt('haben sie lust in den krieg zu ziehen?'; 'sind sie nun zufriedener mit ihrem leben?'...), damit die zuständigen behörden herausfinden können, wie diese musik einzustufen ist. Ist sie gefährlich für bürger? Ist sie geeignet für krieger? lehrt sie die kinder? Ist sie für gar nichts gut?


Zusätzliche Möglichkeiten:

-Entscheidung am Schluss: Welche Aussagen macht sie über die gehörte Musik? Dadurch könnte sich die Reaktion der Wächter beim Verlassen des Staates bzw. ihr Platoniker-Score ändern.

-Der Bäcker ist so aufgewühlt worden durch die Geschichte der Journalistin, dass er nicht mehr dem Staat treu bleiben kann. Er zieht mit ihr mit, wird NPC-Begleiter. In diesem Fall könnte man Entscheidungsmöglichkeiten bei der Geschichte, die dem Bäcker erzählt wird, einbauen, harmlosere oder gefährlichere.

Arbeitsgruppe: Frauen- und Eigentumsteilung

Benutzer:Alex Plank/Überlegungen zur Eigentumsverteilung (PSI)

1. Szene
Ein junger Mann verschafft sich illegaler Weise Zugang in Platons Staat und erblickt, als er durch die Straßen irrt, ein junges Mädchen, deren Schönheit ihn sofort in ihren Bann zieht. Er folgt ihr.
Sie verschwindet in einer Türe. Vorsichtig tritt er an die Türe und lugt durch einen Spalt. Es offenbart sich ihm der Anblick einer Schar nackter Frauen und Männer, die der Leibesertüchtigung frönen. Eine starke Männerhand fasst ihn an der Schulter. Es ist ein Wächter.

Wächter: Kann ich dir helfen mein Junge?

Handlungsoptionen:

  • Junge: „Verzeiht, ich bin nur etwas verwirrt, ich habe noch nie so etwas gesehen. Frauen und Männer die so selbstverständlich gemeinsam Gymnastik treiben. Könnt ihr mir erklären was es damit auf sich hat?“
  • Junge: „Ich schaue nur, nichts weiter.“ (sprachs, und läuft davon)
  • Junge: „Ich würde gerne den Turnsaal betreten, allein ihr steht mir im Weg.“


Weiterführung:

  • Wächter: „Wisst ihr denn nicht, dass dies eine den Wächtern vorbehaltene Einrichtung ist? Solltet keiner sein, was ich nun annehmen muss, so will ich euch raten zu verschwinden, bevor ich mich vergesse. Und überhaupt, wieso seid Ihr nicht bei der Arbeit. Zeigt mir euren Ausweis.“
    Junge: „Ich muss ihn wohl zuhause gelassen haben. Lasst mich ihn schnell holen, guter Mann.“ - Der Junge bemüht sich schnell aus dem Blickfeld des Wächters zu verschwinden.
  • Der Junge verschwindet hinter einer Hausecke.
  • Wächter: „Da ich euch nicht kenne, wisst Ihr wohl, dass es meine Pflicht ist, eure Identität zu prüfen. So zeigt mir bitte euren Ausweis.“
    Junge: „Ich muss ihn wohl zuhause gelassen haben. Lasst mich ihn schnell holen, guter Mann.“ - Der Junge bemüht sich schnell aus dem Blickfeld des Wächters zu verschwinden.


2. Szene
Der Junge hält sich in einiger Entfernung versteckt und wartet darauf, dass das Mädchen die Turnhalle wieder verlässt. Die Sonne ist bereits untergegangen, als sie schließlich aus der Halle kommt. Er folgt ihr abermals.

Sie betritt ein großes, einstöckiges Gebäude. Vorsichtig tritt der Junge an eines der Fenster, die allesamt durch Gitter geschützt sind. Seine Hände tasten sich durch die Dunkelheit an die kalten Gitterstäbe und er gewinnt Einblick ins Innere des Gebäudes.

Drinnen sitzt das Mädchen inmitten einer Menge von Menschen, Männer und Frauen, alle in Lumpen gehüllt, auf dem nackten Boden sitzend und speisend. Sie trinken Wasser und essen Fleisch, ohne ein Wort zu sprechen, bevor sie sich alle schließlich, an derselben Stelle, an der sie vorher noch aßen, hinlegen und einschlafen. Auch der Jüngling wird von seiner Müdigkeit übermannt und schläft unter dem Fenster ein.

Das Knarren, der sich öffnenden Türe weckt ihn schließlich aus seinem Schlaf. Es ist das Mädchen, das aus der Türe tritt und in Richtung der Stadtmauern aufbricht. Es ist noch mitten in der Nacht. Eine Kerze leuchtet ihr den Weg. Der Junge folgt ihr dicht um sich nicht in der Dunkelheit zu verlieren.

Vor einem hohen Wachturm bleibt sie stehen und öffnet eine Türe, hinter der sich die steilen Stufen nach oben in den Turm befinden. Sie steigt hinauf, ohne die Tür abzuschließen; vorsichtig schlüpft der Junge hindurch und steigt die Treppen hinauf.

Er findet das Mädchen oben im Turm an der Mauer lehnend wieder. Sie schluchzt leise in sich hinein.

Er nähert sich ihr behutsam. Als er schon direkt vor ihr steht und sie ihn immer noch nicht bemerkt hat, fasst er seinen Mut zusammen und spricht zu ihr.

Junge: „Verzeih mir, es bricht mir das Herz ein so junges Leben so in Trauer aufgelöst zu sehen. Was bedrückt dich?“
Mädchen (erschrocken): „Wer seid Ihr Fremder? Was erlaubt Ihr Euch mir hier aufzulauern? Ihr wisst, dass es mich nur ein Wort kostet und Ihr werdet festgenommen.“
Junge: „Bitte, ich führe nichts Böses im Sinne. Ihr habt recht, ich bin fremd, ein Reisender, aber gebietet es Euch die Sitte nicht, mir Reisendem mit Sanftmut zu begegnen?“
Mädchen: „Dies bedeutet nicht weniger, als dass ich meine Pflichten vernachlässigen muss. Wer glaubt Ihr zu sein, dies von mir verlangen zu können?“
Junge: „Es steht Euch frei jederzeit Alarm zu schlagen, doch ich bitte Euch, sprecht mit mir, lasst mir Euch helfen, Ihr könnt mich immer noch später ausliefern.“
Mädchen (nach kurzem Zögern): „Was soll mir das nutzen? Wie könntet Ihr mir helfen? Niemand kann mir zurückgeben, was ich verloren habe... aber ja... ich bin immer allein und kann mit niemandem reden... die anderen Wächter, die mit mir leben, sind so kalt und zurückhaltend… niemand von denen würde mich verstehen...“
Junge: „So sprecht! Erzählt mir, was euch quält. Was habt Ihr auch zu verlieren, ich bin nur ein Eindringling in eurer Welt. Ihr seht, ich bin kaum älter als Ihr und doch will ich tun was in meiner Macht steht, um Eure Trauer zu lindern.“
Mädchen: „Also, seht. Ich bin jetzt 19 Jahre alt. Mein Leben war sehr unbeschwerlich und ruhig, oder zumindest war dies, was ich dachte. Ich fühlte mich von meinen Freunden geliebt und – ich war davon ganz überzeugt – mir fehlte nichts. Aber dann, am Tag meines sechzehnten Geburtstages, ist ein Bote der Regierung zu mir gekommen, um mir mitzuteilen, ich sollte Mutter werden. Zunächst war ich – ehrlich gesagt – sehr gespannt. Ich wusste natürlich nicht im Geringsten was ich zu erwarten hatte.
Junge: Deinen Mann hast du ja vorher gekannt, oder?
Mädchen: Ich habe ihn nie wirklich kennen gelernt. Es geschah alles in Eile, in einer Nacht und wenig später, stellte ich fest, dass ein Kind begonnen hatte in mir heranzuwachsen. Mit einem Male änderte sich mein Leben, es war mir Freud und Leid zugleich. Mit einem Mal aber stand mir eine Frage im Kopf, die ich mir nie vorher gestellt hatte, und ließ mir keine Ruhe mehr: Wer war meine Mutter? Ich war zugleich Mutter und Waisenkind: Was würde mit meinem Kind geschehen?
Junge: Das kann ich nicht verstehen: Kennst du denn deine Mutter nicht?
Mädchen: Niemand hier kennt seine Mutter. Wir wurden alle von Ammen aufgezogen. Und so auch mein Kind. Als ich es gebar, wurde es mir sofort entrissen. Ich war erschöpft, entmutigt, verletzt, fühlte mich beraubt. Nach nur wenigen Tagen wurde ich wieder zum Dienst geschickt. Seitdem finde ich keinen Trost. Nacht für Nacht sitze ich in diesem Turm und weine, bis mein Wachdienst zu Ende ist, und ich zumindest wieder für einen weiteren Tag die Kraft aufbringe, mein Leben weiterzuführen. Seit drei Jahren lebe ich so und niemand weiß davon, du bist die erste Person, der ich mich anvertrauen kann.
Junge (hält kurz inne, schließt sie dann in die Arme): Du Ärmste, was für ein schreckliches Schicksal. In meiner Heimat wäre es undenkbar einer Mutter so etwas anzutun. Komm, Flieh mit mir von diesem unsäglichen Ort.

Er nimmt sie an der Hand und sie eilen die Treppe hinunter. Es tagt bereits.


Handlungsoptionen:
Hier sollte sich wieder ein Punkt ergeben, an dem der Spieler die Möglichkeit hat den Handlungsverlauf zu bestimmen. Mögliche Szenarien wären etwa, dass der Jüngling sich eine zeitlang im Staat verbirgt, während sie die gemeinsame Flucht und so die Realität im platonischen Staat kennen lernt, oder aber dass das Mädchen sich zunächst weigert mit ihm zu fliehen, ihm trotzdem aber nicht abgeneigt ist, wodurch sich Dialoge ergeben, in denen die Lebenssituation einer Wächterin erörtert wird, worin der Jüngling aus der Fremde immer als individualistischer Gegenpol auftritt. Ein solch klassisches Romanzenszenario ist natürlich schon per se recht verbraucht, aber als Möglichkeit die Frauen- und Warengemeinschaft darzustellen erscheint es doch geeignet.

(Stephan Berger und Giuseppe Ganarini)

Arbeitsgruppe: Qualitätsmanagement bei Wächtern

Textmaterial: Anstößiges im Platontext_(PSI)

Formulierungen Politeia

  • daß uns die Wächter, von aller sonstigen Dienstleistung befreit, ganz vollkommene Diener der Unabhängigkeit des Staates sein müssen
  • tapfere, besonnene, fromme, freie Männer
  • das Unfreie aber dürfen sie weder tun noch nachzuahmen geschickt sein, ebensowenig sonst etwas Schimpfliches
  • nicht gestatten, als Männer eine Frau nachzuahmen, eine junge oder eine ältere, die auf ihren Mann schmäht oder Göttern gegenüber streitet
  • daß es einen solchen Mann in unserem Staat nicht gebe und nicht geben dürfe, und wir werden ihn in einen anderen Staat schicken, nachdem wir Salbe über sein Haupt gegossen und es mit Wolle bekränzt haben
  • das Bild der guten Sitte in ihren Dichtungen darzustellen oder überhaupt nicht bei uns zu dichten
  • Künstler suchen, die mit schöner Begabung die Natur des Schönen und Anständigen aufzuspüren imstande sind, damit die Jünglinge, wie an gesundem Orte wohnend, Nutzen aus allem ziehen
  • einem Luftzug ähnlich, der aus heilsamen Gegenden Gesundheit bringt und schon von Kindheit auf unvermerkt sie zur Ähnlichkeit, Freundschaft und Übereinstimmung mit dem Schönen treibt
  • der Gott, der euch formte, hat denen, welche zu regieren geschickt sind, bei ihrem Werden Gold beigemischt, und deswegen haben sie vorzüglichen Wert
  • eine Wissenschaft, die nicht über irgend welches Einzelne in dem Staate berät, sondern über ihn selbst im Ganzen, in welcher Weise er am besten mit sich selbst und mit den andern Staaten verkehren würde ... die der Bewachung, und bei diesen Regierenden da, die wir soeben vollkommene Wächter genannt haben

Formulierungen Gorgias

  • ...Schmeichelei. Diese Bestrebung nun scheint mir viele andere Teile zu haben, wovon einer auch die Kochkunst ist, welche für eine Kunst zwar gehalten wird, wie aber meine Rede lautet, keine Kunst ist, sondern nur eine Übung und Fertigkeit. Von derselben nun betrachte ich als einen Teil auch die Redekunst, und die Putzkunst, und die Sophistik: vier Teile für vier Gegenstände.
  • In die Heilkunst nun verkleidet sich die Kochkunst, und stellt sich an zu wissen, welches die besten Speisen sind für den Leib, so daß wenn vor Kindern oder auch vor Männern, die so unverständig wären als die Kinder, ein Arzt und ein Koch sich um den Vorzug streiten sollten, wer von beiden sich auf heilsame und schädliche Speisen verstände, der Arzt oder der Koch, könnte der Arzt Hungers sterben.
  • ...Schmeichelei... weil es das Angenehme zu treffen sucht ohne das Beste. Eine Kunst aber leugne ich, daß es sei; sondern nur eine Übung, weil sie keine Einsicht hat von dem was sie anwendet, was es wohl seiner Natur nach ist, und also den Grund von einem jeden nicht anzugeben weiß; ich aber kann nichts Kunst nennen, was eine unverständige Sache ist.
  • Nicht wahr, der rechtschaffene Mann, der um des Besten willen sagt was er sagt, der wird doch nicht in den Tag hinein reden, sondern etwas bestimmtes vor Augen habend ... nicht auf Geratewohl zugreifend jedesmal etwas neues an ihr Werk anlegen, sondern damit jedem das, was er ausarbeitet, eine gewisse bestimmte Gestalt bekomme.
  • Wie wenn du die Maler ansehn willst, die Baumeister, die Schiffbauer, alle andere Arbeiter welche du willst, so bringt jeder jedes, was er hinzubringt, an eine bestimmte Stelle, und zwingt jedes, sich zu dem Andern zu fügen, und ihm angemessen zu sein, bis er das ganze Werk wohlgeordnet und ausgestattet mit Schönheit dargestellt hat.
  • So diese Künstler, und so auch jene andern, von denen wir eben sprachen, die es mit dem Leibe zu tun haben, die Arzte und die Turnmeister, bringen doch so den Leib zu Ordnung und Anstand. Nehmen wir an, daß es sich so verhalte oder nicht? ... Ein Hauswesen also, in welchem Ordnung und Anstand anzutreffen ist, das wäre ein vollkommenes, in welchem aber Unordnung, das ein schlechtes?

Formulierungen "Qualität in der Lehre"

  • Neugierde wecken, selbsst forschend tätig werden, Schwierigkeiten der Forschung erfahrbar machen, richtige Fragen stellen, Studienanfängerinnen sind Suchende, Diskurse schärfen, von Anfang an in kleine Forschungseinheiten, Kompetenzerwerb in der Orientierungsphase beginnen
  • Diskussion zu Forscherinnenprofil und Fakultätsprofil, Forschungsprofil als Wettbewerbsfaktor, Förderung von Studierfähigkeit und Abstraktionsfähigkeit durch Wissenschaft, Gefahr in Berufsausbildung: Finanzierung des Forschungsprofils vs. längerfristiges Curriculum
  • Argumentationen, Kompetenz; Analyse und Synthese, wissenschaftlicher Habitus, metafachliche Kompetenzen, Aktualisierungskompetenz, Umgang mit Informationsquellen, nicht nur Wissensrepertoire, Innovation, Kreativität; Hinterfragen, Verbindung von Fachlichem und Softskills; lernen, Fragen zu stellen,
  • klare Informationsstrukturen erforderlich, Popularisierung des Studienangebots, Erreichbarkeit internationaler Studierender
  • inhaltliche und organisatorische Effizienz, Raum für Diskurs geben, schrittweiser Kompetenzaufbau, gegenseitige Verbindlichkeit, Erwartungen klären
  • anerkannt für unsere Lehre auf allen Stufen lebenslangen Lernens und für unsere Forschung in ausgewählten Gebieten großer gesellschaftlicher Relevanz, in dem sich Menschen ihren Fähigkeiten entsprechend zu verantwortungsbewussten Persönlichkeiten entwickeln, Studierende gewinnen, die ihre Begabungen und ihre Leistungsfähigkeit nicht nur für ihren persönlichen Erfolg, sondern auch gesellschaftlich verantwortungsvoll einsetzen
  • Verbindung wissenschaftliche Ausbildung – Persönlichkeitsbildung ("Fordern und fördern") – Praxisbezogenheit • Integrative (interdisziplinäre) Managementlehre • Frühe Prüfung auf der Grundlage eines hohen Anspruchsniveaus selbstorganisiertes Lernen im Team + neue Medien Kontextstudium: Handlungs-, Reflexions-, Kulturelle Kompetenz •
  • Straffe, klar strukturierte Studienorganisation, Selektionseffekt, Valide Selektionskriterien in Prüfungspraxis? (Memorieren vs. Problemlösekompetenz – hidden agenda: Durchhaltevermögen, Widerstandsfähigkeit, Belastbarkeit …), Persönlichkeitsförderung ausbaufähig, Lehrkompetenzen der Lehrenden heterogen, Gefahr des "studentischen Dreikampfs" (sammeln – abladen – vergessen); Erledigungsdenken; Blick für Zusammenhänge zu schwach • Formatives Assessment nur partiell
  • Zielperspektive: Arbeit an der Förderung von überfachlichen Kompetenzen Soziale Kompetenzen Leadership Selbstreflexion Selbstverantwortung, Persönlicher Coach für ein Jahr Workshops & Seminare zu Kernthemen Studienreise Assessment-Tag
  • Qualität von Studienprogrammen, Systematische Lehrveranstaltungsevaluation, Angebot Prüfungs(vor)check, Follow-up, insb. bei Problemmustern: Studentische Fokusgruppen Critical Friend, Ansatz Informelle Einwirkung mit Kaskade, Veranstaltungscheck als Studierendenprojekt, Externe Peer-Reviews der Programme (alle 4-5 Jahre), Anreize für selbstgesteuerte Weiterentwicklung der Programme (Indikatorenkonzept, Leuchtturmkonzept)


Motivation

Die Wächter Platons sind sorgfältig ausgebildet. Die Aufmerksamkeit gilt ihrer möglichst hochwertigen Erziehung mit klaren Zielvorgaben und weitreichenden sozialen Folgen. Die Kriterien sind hervorragende Motivation für anspruchsvolle Leitungspositionen unter starkem Selektionsdruck. Ausgeprägtes Verantwortungsbewußtsein erfordert eine staatsdienliche Grundeinstellung. Heute nennt man das Exzellenz.

Damit entsteht eine zwiespältige Situation. Der Forderungskatalog der "Exzellenzinitiative" Platons etabliert eine starke Hierarchie, basierend auf asketisch begründeten Machtansprüchen. Das erregt Widerspruch und erinnert an jene käuflichen Herrschafttechnologien, die Plato in seiner Kritik der Sophisten selber vorbringt. Andererseits ist Platons Idealvorstellung durch die Sophismuskritik gegangen. Sie plädiert für Vernunft und (im Pronzip) Gleichberechtigung.

Diese Zwiespältigkeit kann man auch in der gegenwärtigen Bildungsdiskussion finden.

Das Workshop "Qualität in der Lehre" hat mit einer modernen Strategie zur Gruppenarbeit Posters produziert, in denen die Beiträge der Teilnehmerinnen zu Themen wie "forschungsgeleitete Lehre" und "Studieneingangsphase" gesammelt und dargestellt wurden. Sie wirken gleichzeitig legitim und phrasenhaft. Diese Debatte scheint von akademischen Idealen und zweitens von Effizienzdenken geprägt zu sein. Die höchste platonische Bildungsstufe verkörpert Weisheit und Erfolg.

In der platonischen Tradition laufen Aufstieg zur vernünftigen Selbst- und Weltgestaltung und Herrschaftsanspruch parallel. Das sollte man in einem Szenario darstellen. Günstig wäre vielleicht, Sokrates einzuführen, der auf dem Markt einen Philosophen-König trifft und auf bewährte Art ausfragt. Vielleicht auch eine "Bürgerversammlung", in der er unangenehm auffällt. Dabei könnte herauskommen, dass sich die Herrscher einerseits die sokratisch-platonische Systematik angeeignet haben, dass sie aber zweitens selbst zur sophistischen Verkürzung tendiert. Das würde das Problem in die sokratische Aporie zurückführen. --anna 09:35, 29. Apr. 2009 (UTC)


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