Spieltrieb und Persönlichkeitsentwicklung (BD14): Unterschied zwischen den Versionen

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::'''"Der sinnliche Trieb will bestimmt werden, er will sein Objekt empfangen; der Formtrieb will selbst bestimmen, er will sein Objekt hervorbringen; der Spieltrieb wird also bestrebt sein, so zu empfangen, wie er selbst hervorgebracht hätte, und so hervorzubringen, wie der Sinn zu empfangen trachtet." (Friedrich Schiller)'''
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Personen sind nach Schiller von zwei Trieben bestimmt. Aus ihrem Zusammenwirken entstehen Einzelschicksale und Gesellschaften. Das ist eine klassisch platonisch-dualistische Grundannahme. Interessant ist, wie diese Dichotomie im Lauf der Geschichte entwickelt wird, z.B. nach dem Paradigma der Abstraktionsleistung im Begriffsgebrauch oder der Gestaltung materieller Gegenstände. Schiller hat einen eigenständigen Vorschlag. Seine vermittelnde Kraft ist der Spieltrieb.
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Die Leitidee ist diese: im Spiel heben die selbstgemachten Regeln den Fremdfaktor äußerer Einflüsse auf. Und umgekehrt richten sich die Regeln nach der Vorgabe der Umstände. '''Das Spielzeug und die Spielanweisung schaffen zusammen eine Welt.''' Diese Konstruktion ruht in sich. Sie enthält einen Zeitverlauf, der nicht von externen Vorgaben gesteuert ist.
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Hier folgt der Versuch, diese Intuition mit Blick auf den Bildungsgedanken aufzuschlüsseln. Eine redaktionelle Intervention auf Facebook dient zur Verdeutlichung einiger Strukturmerkmale. 
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Version vom 4. Dezember 2014, 10:08 Uhr


"Der sinnliche Trieb will bestimmt werden, er will sein Objekt empfangen; der Formtrieb will selbst bestimmen, er will sein Objekt hervorbringen; der Spieltrieb wird also bestrebt sein, so zu empfangen, wie er selbst hervorgebracht hätte, und so hervorzubringen, wie der Sinn zu empfangen trachtet." (Friedrich Schiller)

Personen sind nach Schiller von zwei Trieben bestimmt. Aus ihrem Zusammenwirken entstehen Einzelschicksale und Gesellschaften. Das ist eine klassisch platonisch-dualistische Grundannahme. Interessant ist, wie diese Dichotomie im Lauf der Geschichte entwickelt wird, z.B. nach dem Paradigma der Abstraktionsleistung im Begriffsgebrauch oder der Gestaltung materieller Gegenstände. Schiller hat einen eigenständigen Vorschlag. Seine vermittelnde Kraft ist der Spieltrieb.

Die Leitidee ist diese: im Spiel heben die selbstgemachten Regeln den Fremdfaktor äußerer Einflüsse auf. Und umgekehrt richten sich die Regeln nach der Vorgabe der Umstände. Das Spielzeug und die Spielanweisung schaffen zusammen eine Welt. Diese Konstruktion ruht in sich. Sie enthält einen Zeitverlauf, der nicht von externen Vorgaben gesteuert ist.

Hier folgt der Versuch, diese Intuition mit Blick auf den Bildungsgedanken aufzuschlüsseln. Eine redaktionelle Intervention auf Facebook dient zur Verdeutlichung einiger Strukturmerkmale.

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Ingredienzien des Bildungsbegriffes:

  • ein Organismus
  • ein Zeitverlauf
  • eine Zielvorgabe
  • eine Rückinterpratation
  • eine Entwicklung

und im Fall von Personen

  • ein Ziel mit sozialem Prestige (symbolisches Kapital)
  • Subjektkonstanz
  • ein individueller (Lebens-)Rückblick (Autobiographie)