Spielraum, Schiedsgericht

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Na ja, ich befürchte so einfach wird sich so ein Konflikt nicht lösen lassen. Denn wenn es ein Konflikt ist, hat einer der beiden Parteien (so es ein bipolarer Konflikt ist) ein echtes Problem mit dem Standpunkt des Meinungsgegners und dessen Auswirkung (Plakate).

Das heißt, es gilt zu definieren, wo das Problem liegt. Und das wird wohl in der bildlichen Darstellung des Bezuges Pornografie-Politik liegen. Aber kann sich ein Konflikt überhaupt durch Toleranz lösen lassen? Wie kann ich in einer Metasprache solch einen Konflikt lösen? Durch: okay, du siehst eine Bedrohung der öffentlichen Moral darin und ich nicht? Durch: Dir ist deine heile Welt wichtig, mir die Freiheit der Kunst – lassen wir’s dabei bewenden?

Das wäre dann die Negation des Konfliktes und der abrupte Abbruch einer Suche nach Einigung. Das Prinzip des Wohlwollens kann in einem Streitfall nicht als Toleranz übersetzt werden. Sie wäre fehl am Platz wenn mir (wie schon an anderer Stelle auf den Diskussionsseiten erwähnt) mein Standpunkt wichtig ist. Nichtsdestotrotz ist Wohlwollen natürlich auch beim Konflikt-Bereinigen notwendig – aber das ist, wie ich meine, eine andere Geschichte.

Toleranz ist also dort wichtig, wo noch kein handfester, definierter Konflikt besteht, und wo noch – auch im technischen Wortgebrauch „Spielraum“ besteht.

Die Hasenente bietet solch einen Spielraum. Die Darstellung des Letzten Abendmahl vielleicht auch noch – weil nach unserem „österreichischen“ Verständnis der Spielraum für die Akzeptanz der jeweils anderen Sichtweise größer ist. Aber die Ansichten zu den 25 peaces sind zu kontroversiell – man ist entweder dafür oder dagegen, aus wie man meint, triftigen Gründen. Die Kronenzeitung hat wieder einmal eine Nation gespalten.

Die Lösung könnte ein dritte, am Konflikt nicht unmittelbar beteiligte Partei sein. - Am besten eine anerkannte Autorität. Und die kann dann ihre Toleranzfähigkeit in die eine oder andere Richtung beweisen. Die ideale Ausgangssituation für Entscheidungen in einem wahrlich liberalen Rechtsstaat. :-)

--Talkative 23:14, 10. Jan 2006 (CET)

Die erste hier angeführte Konfliktform (bipolar), ist für Toleranz ungeeignet. Wenn man Auseinandersetzungen so anlegt, hat man keinen Platz für sie gelassen. Das heißt aber nicht, dass alle Konflikte so aussehen oder betrachtet werden müssen. Eine Vorbedingung für Toleranz liegt darin, eine 2. Fassung von "nicht" anzuerkennen, der entsprechend dieser Wörtchen nicht zwischen ja und nein flippt, sondern auch den Wechsel auf eine andere Betrachtungsebene indizieren kann. Wie mnu unten kommentiert: das war der Zweck des Unterschieds zwischen bezahlt -- (nicht bezahlt/nicht bezahlbar).
Ein Hase ist keine Ente. Andererseits ist es möglich, eine Zeichnung, die jemand als einen Hasen auffasst, als eine Ente aufzufassen. Damit wird der gezeichnete Hase noch immer nicht zu einer Ente, aber aus der Reflexionsperspektive ist er anders keine Ente, als in der bipolaren Sicht. --anna 11:20, 6. Feb 2006 (CET)


mir ist nicht klar was mit konflikt genau gemeint ist; vielleicht sowas wie widerstreit oder streit?. also wenn sich bei einem konflikt (im sinne von streit) die beteiligten gegenseitig beschimpfen (siehe und Phil Donahue und Bill O'Reilly), oder sich gegenseitig körperlich verletzen, sollte man vielleicht zuerst versuchen die streithähne auseinander zu halten, denn sonst kann es nur zu einem ende kommen wie "du bist heiser geworden und kannst nicht mehr brüllen, aber ich rede dich noch nieder, also habe ich gewonnen". nicht jedes ende eines konfliktes bedeutet also die lösung des konfliktes. ich gaube schon, dass toleranz das ende eines konfliktes sein kann. die frage ist also: ist das ende eines konfliktes durch toleranz gleichzeitig auch die lösung eines konfliktes? eine beendigung eines streits durch toleranz ist möglich. der streit kann wieder aufflammen (siehe hunde-beispiel: ich kann es mir jederzeit anders überlegen und den hund der hausverwaltung melden) oder langfristig beendet sein. auf jeden fall könnte bei einem eskaltierenden streik folgende vorgehensweise zu einem ende führen: brüllen wir uns erstmal nicht mehr an, hören uns an was der andere sagt, versuchen wir das zu verstehen, verstehen es nicht, leben wir damit. für mich stellt sich die frage wo die toleranz in diesem vorgehen beginnt. sind die streithähne schon (kurzzeitig) tolerant gewesen wenn sie einander ausreden lassen und die gegenseite sich anhören? kann man das als kleine toleranz bezeichnen? ist das eine vorstufe zur toleranz? oder ist das ein notwendiger erster schritt zur toleranz?

für mich ist die lösung eines konfliktes eingetreten, wenn alle beteiligten mit der eingetretenen situation leben können. wenn also alle beteiligten jeweils das denken und handeln akzeptieren, ist der konflikt gelöst. (trotzdem kann es natürlich bei der suche nach lösungen für konkrete probleme schwierigkeiten geben. beispielsweise wenn einige leute sagen die plakate müssen verboten werden und andere sagen die müssen nicht unbedingt verboten werden, kommt man nicht zu einer vorgehensweise wie: ich habe versucht deinen standpunkt nachzuvollziehen, kann ihn zwar nicht verstehen, akzeptiere deinen standpunkt aber.) die dritte partei, der richter (lessing)oder der in-auf-anderen-ebenen-denker (nicht bezahlt/ nicht bezahlbar) ist meiner meinung nach nicht unbedingt notwendig für eine lösung des konfliktes. man könnte beispielsweise weiterreden und versuchen einen kompromiss als lösung für den konflikt zu finden. Sarah 25. Jan 2006


koennte eine solche "dritte partei" jemand sein der das ganze von einer anderen ebene betrachtet (keine unbedingt objektive - bloss eine andere wie in bezahlt-nichtbezahlt/nichtbezahlt-nichtbezahlbar - wir hatten das auch in der diskussion schon einmal). z.b. der kuenstler legt seine aktion (abendmahl, 25peaces, ...) bewusst so an, dass eine scheinbar ausweglose kontroverse entsteht(provokation). dabei kann ein ziel sein moeglichst viel aufmerksamkeit zu erregen oder - "ethisch nobler *g*" und damit nicht objektiv oder unbeteiligt sondern bloss auf einer anderen ebene - dass eine diskussion zu einem thema entsteht - was dann z.b. zu einem hoeheren informationsgrad der beteiligten - dann zu weniger angst - und somit zu mehr toleranz bzgl. des themas fuehrt... ?

wie du schon anmerkst ist eine anerkannte autorität immer ein schwieriges thema. gott?, salomon?, adel?, fachfrau/mann?, taskforce? sokrates? - ich denke dass die welt nur in sonderfaellen aus these/antithese/synthese besteht. also in unserem fall wissen wir dass die kronenzeitung gerne auf das alte schema entweder-oder (füruns-gegenuns) zurueckgreift aber in wirklichkeit gibt es meist ein spektrum von standpunkten (abendmahl): "ich finde die frauen huebsch, dass damit die alten schriften verunglimpft werden gefaellt mir aber nicht", "frauen sollten auch priester werden koennen", "dass die kuenstler heute nichts mehr zu tun haben als zu provozieren", "schöne mode", "frauen werden in der werbung idealisiert", ... wir teilen sie nur allzugern in guteseite/schlechteseite ein.

mnu 14:21, 9. Jan 2006 (CET)

Gegen den Bedarf nach unabhängigen Instanzen ist nichts zu sagen, ich möchte dennoch eine eher strukturelle Sichtweise stark machen. Wenn man sich über die Bipolarität in Konflikten erhebt, entsteht das Problem der Negation, welche den Sachbereich verschiebt. Frauenfreundlich/frauenfeindlich/frauenspezifisch. Dann erst können "fremde Gründe" auftreten. Sie beziehen sich auf Diskursformationen, die an bestimmten Punkten verknotet sind (die Zeichnung liegt beiden Parteien vor), aber in inkompatible Argumentationen auseinanderdriften. --anna 11:20, 6. Feb 2006 (CET)

Ja, da hast du wohl recht, mnu. Nichts ist, wie es zu sein scheint (das sieht man schon daran, dass Philowiki deine Antwort vor mein Statement datiert!! :-) Henne oder Ei?).

henne oder ei --> copy und paste. *g* mnu 18:13, 14. Jan 2006 (CET)

Ad 1) Definieren und sich genau erklären ist überhaupt die beste Voraussetzung zur Konfliktvermeidung. Im Alltag. Im Beruf. In der Familie. Aber Kunst hat ja doch auch (fast) immer den Anspruch zum in sich Nach-Denken, Nach-Fühlen, Abwägen anzuregen. Insofern darf und soll man sich ruhig mit seiner Angst, seiner Ablehnung, seiner Abscheu auseinandersetzen. Man vergisst hierzulande nicht nur im Mozart-(Kugel-)Jahr: Kunst ist nicht dazu da schönzufärben und sentimental einzulullen. Sie repräsentiert gesellschaftliche und persönliche Vorgänge, Phänomene. Sie ist Emotionalität in ihrer ganzen Pluralität und Individualität. Und so soll sie meiner Auffassung nach auch „konsumiert“ und kritisiert werden: tolerant, weil viele Aspekte in sie einfließen.

Ad 2) Toleranz als Spektrum von möglichen Standpunkten scheint mir überhaupt eine Schlüsselweisheit darzustellen. Wir (und die Generationen vor uns) sind in der christlichen Tradition der schwarz/weiß-Erziehung geformt worden. Und so gewonnene Standpunkte verhärten sich sehr leicht, wenn ich nicht die Toleranz aufbringe, zumindestens in Erwägung zu ziehen, ein paar Zentimeter von meiner Meinung abzuweichen und andere Aspekte in meine Entscheidungsfindung miteinzubeziehen. Aber leider gibt es ja immer viel zu viel zu verlieren (Prestige, Macht, Einfluss, ...)

--Talkative 22:05, 11. Jan 2006 (CET)




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