Kurztexte zu den Personen in Las Meninas (SH)

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Velazquez

[Diego Rodríguez de Silva y Velázquez wird 1599 als erstes von 7 Kindern in Sevilla geboren, wo er auch mit seinen Eltern, Juan Rodríguez de Silva und Gerónima Velázquez, die Jugendjahre verbringt. Wie in Andalusien gebräuchlich nimmt er den Name seiner Mutter an und beginnt am 1. Dezember 1610 seine Lehre bei dem Maler Francisco Pacheco, dessen Haus von Humanisten, Dichtern, Gelehrten, Theologen und Malern frequentiert wurde. Nach dem Abschluss seiner Meisterprüfung 1617 heiratet er 1618 die Tochter Pachecos Juana, die ihm zwei Töchter schenken wird. 1623 wird er Hofmaler Phillips IV., 1652 Palastkämmerer und 1655 zieht er in die Casa del Tesoro, ein auf der Ostseite des Alcázar gelegenes Gebäude. Laut dem Maler Antonio Palomino vollendet er ein Jahr darauf 1656 die Meninas. Ein Jahr nachdem er 1659 Ritter des Santiago-Ordens geworden ist, verstirbt er am 6. August 1660 mit 61 Jahren und wird in der Kirche San Juan beigesetzt.]

In der einschlägigen Literatur findet man bis zum 19. Jh. Velázquez Namen kaum unter jenen der großen Künstler. Erst in der Romantik wird er wiederentdeckt, vor allem die Publikation von William Stirling-Maxwell „Velázquez and his works“ von 1855 gilt dabei als Meilenstein. Unter vielen anderen Aspekten kann „Las Meninas“ als ein Beitrag zur Rangerhöhung der Malerei verstanden werden, als ein Plädoyer für die Statuserhöhung des Künstlers. In „Las Meninas“ tritt der Maler selbst, Velásquez, „ex centro“ aus der Szenerie heraus, nämlich in verdoppelter Weise als der scharfe Beobachter, der Künstler und letztendlich als die bedeutendste „Figur im Spiel der bzw. seiner Anordnung“, die sich selbst, ihre Betrachtung und ihre Kunst zum subtilen Gegenstand des Geschehens macht - Darsteller und Betrachter lassen sich vertauschen. Es war darüber hinaus ein Anliegen und Verdienst Velázquez dem Naturalismus, der objektiven Nachahmung der Natur innerhalb der zu seiner Zeit vorherrschenden idealistischen Kunstauffassung Platz zu geben.


König

[Phillip IV. von Spanien (auch Felipe IV. König von Spanien, Filippo III. König von Neapel und Sizilien, Filippo III. König von Sizilien, Filipe III. König von Portugal) wurde als Sohn und Thronfolger von Phillip III. von Spanien und dessen Gemahlin Margarete von Österreich am 8. April 1608 in Valladolid geboren. Er ist der letzte habsburgerische König von Portugal, das nach dem Aufstand von 1640 aus seinem Herrschaftsbereich wegfiel und im Rahmen des Restaurationskrieg auch nicht mehr zurückgewonnen werde konnte. Im Dreißigjährigen Krieg bewährte sich Ambrosio Spinola als sein bedeutendster Feldherr. Nach dem Tode seiner ersten Ehefrau Élisabeth von Bourbon 1644 und dem Tod seines einzigen Sohnes und Thronfolgers Baltasar Carlos 1646, heiratete er 1649 die erst 15. jährige Maria Anna von Österreich. Aus erster Ehe erreichte nur Maria Theresia, die späterer Ehefrau Königs Ludwig XIV. das Erwachsenenalter, aus zweiter Ehe, nur der späterer Thronfolger Karl II. und seine Schwester Margarita Teresa. Phillip IV. verstarb am 6. August 1660 in Madrid.]

Der dem Theater frönende und selbst Komödien verfassende König Phillip IV. widmete sein Leben hauptsächlich der Jagd, den Frauen und den schönen Künsten. Seinem Ersten Minister Conde-Duque Olivares überließ er im Wesentlichen das Regieren. Dieser konnte aber weder den sukzessiven Niedergang und Machtverlust des Königshauses, die mit dem Tod des kränklichen und schwächlichen Karl II. ihren Höhepunkt fanden, verhindern, noch Spanien in seinen politischen, militärischen und wirtschaftlichen Wirren und Krisen rehabilitieren. Der König selbst lebte in jenem Zeitalter, das auch aufgrund der blühenden Literatur und Kunst in Spanien das goldene genannt wird (Siglo de Oro), in einer Traumwelt aus Spiel, Traum und Schein; er spielte lieber in höfischen Aufführungen mit, als sich mit der rauen Wirklichkeit und den eher schlechten Zukunftsperspektiven abzugeben. In „Las Meninas“ kommt diese Anmutung eines höfischen Welttheaters des Barock, in dem die (vor)herrschenden Figuren zwischen prunkvollem Schein, der Kostümierung, dem Status und der Repräsentation den Bezug zu jeder (anderen) Wirklichkeit verloren haben, in gespiegelter Weise zur Geltung.


Königin

[Maria Anna von Österreich wurde als älteste Tochter von Kaiser Ferdinand III. und Kaiserin Maria Anna am 23. Dezember in Wien geboren. Nach dem Tod Phillips IV. wurde sie bis zur Volljährigkeit Karl II. vorübergehend Regentin Spaniens. Dabei wurde sie besonders durch den Jesuiten und späteren Kardinal Johann Eberhard Graf Neidhardt beratend unterstützt. Am 16. Mai 1696 verstirbt sie 4 Jahre vor dem Ableben ihres Sohnes Karl II. in Madrid, nach dessen Tode im Jahre 1700 der spanische Erbfolgekrieg ausbricht.]

Gemäß der strengen hierarchische Rangordnung steht die Königin stets zur Linken des Königs, ein Umstand der durch die Spiegelung aufgebrochen und umgekehrt wird, was wiederum Platz für Interpretationen hinsichtlich Velázquez Spiel mit dem Blickwinkel und der sich daraus ergebenden hierarchischen, repräsentativen und symbolischen Position der Personen und Gegenstände im Raum lässt. Der These, dass es sich schlicht um ein Portrait und nicht um einen Spiegel handle, widerspricht diese Tatsache der Positionierung der Königin an der Rechten zum König.


Infantin

[Geboren am 12. August in Madrid, war sie das „Lieblingskind“ von Phillip IV. Mit 15. heiratet sie ihren Onkel und Cousin Leopold I. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Es wurden von Velázquez drei Gemälde angefertigt, welche die Infantin im Alter von drei, fünf und acht Jahren darstellen, und die aus Anlass der lang geplanten Hochzeit nach Wien gebracht wurden, wo sie noch heute im Kunsthistorischen Museum ausgestellt sind. Die zur Bigotterie neigende und zum Aberglauben tendierende Margarita von Theresa veranlasste auch Leopold I. die Juden aus Wien zu vertreiben, da sie diese für ihre zahlreichen Fehlgeburten verantwortlicht machte. Am 12 März 1673 stirbt sie in Wien und hinterlässt nur eine, mehr oder weniger gesunde Tochter, Maria Antonia - aufgrund der vielen inzestuösen und innerfamiliären Verbindungen mussten die Habsburger häufig mit geistigen und körperlichen Degenerationen zurechtkommen.]

Die Infantin bildet eines der Hauptblickzentren. Sie steht im Mittelpunkt des Lichtfokus und zieht die Aufmerksamkeit einiger weiterer Bildfiguren auf sich. Foucault führt anhand der Gruppierungen zwei Konstruktionsschemata an, die sich ebenfalls um den Blick der Prinzessin anordnen. Es wurde des Weiteren darüber spekuliert, ob eventuell Velázquez auf der abgebildeten Leinwand, von der wir nur die Rückseite sehen, die Infantin malt.


María Agustina Sarmiento de Sotomayor

Die Tochter von Don Diego de Sarmiento, dem 3. Grafen de Salvatierra, hat die große Ehre der Infantin den Krug reichen zu dürfen, was am Hof als besondere Ehre galt. Laut spanischem Hofzeremoniell war dies nur wenigen Personen erlaubt und auch nur dann, wenn sie dabei den Boden berührten - sprich knieten. 1659 heiratet sie den Grafen de Aguilar.


Isabel de Velasco

Dem Hoffräulein ist es gestattet neben der Infantin zu stehen. Ihre Körperhaltung ist äußerst typisch und lässt auf eine Konversation mit Margarita hindeuten. Als Tochter des Grafen von Feunsalida, Don Bernardino López de Ayala y Velasco wurde sie später Edeldame am spanischen Hof. Sie blieb immer unverheiratet und verstarb 1659.


José Nieto Velázquez

Der Beistand des Königs soll ihm primär alle Türen geöffnet haben. Seine Anwesenheit bei Las Meninas lässt auch auf die Anwesenheit des Königspaares schließen.


Marcella de Ulloa

Die Witwe von Don Diego de Peralta war Ehrendame am spanischen Hof. Außerdem war sie eine Aufsichtsperson der königlichen Damen.


Diego Ruiz

Er war Wächter am Hof und steht bei Las Menians an der Seite von Doña Marcela de Ulloa. Im späteren Verlauf seines Lebens wurde er der Testamentsvollstrecker von Diego Velasquez.


Maria Barbola

Kein anderes Land in Europa hatte so viele Kleinwüchsige beschäftigt wie der spanische Hof. Trotz dieser Vielzahl hatte man vor Las Meninas nie zwei auf einem Bild gesehen, da sie als „Monster“ galten. Maria Bárbola (genannt: Maribarbola) stammte ursprünglich aus Deutschland. Sie galt als eines der abschreckendsten Beispiele ihrer - wie man es nannte – „Spezies“, denn hier saß auf einem sehr kindlichen Körper der Kopf einer erwachsenen Frau. Als normal Gewachsener zeigte man sich jedoch gerne neben ihr, denn dadurch wirkte man selbst umso schöner und herausragender. Die Deutsche ließ sich von all diesen Dingen allerdings nicht abschrecken und sicherte sich mit viel Selbstbewusstsein ihren Platz am spanischen Hof.


Nicolas Pertusato

Kleinwüchsige erfüllten an den Höfen Europas die Rolle des Hofnarren. Der hier abgebildete Nicolas Pertusato (genannt: Nicolasico) stammte aus Italien. Es ist keine Überraschung, dass er neben dem spanischen Mastiff platziert worden ist, lebten Kleinwüchsige am spanischen Hofe doch nicht wesentlich anders als Hunde – ja waren diesen praktisch gleichgestellt. Zudem spricht Velasquez auch nur einem Charakter seines Bildes eine spontane Bewegung zu, und so ist es Nicolasico der mit seinem Bein den Hund ärgert.


Spanischer Mastiff

Hunde hatten am Hof den niedrigsten Stellenwert. Auch Velasquez macht in seinem Werk keine Ausnahme, denn er ist das einzige Wesen auf dem Gemälde, das keinen Blick aufweist und noch dazu von einem der Zwerge mit dem Fuß geärgert wird.


Literatur

Harlizius-Klück, Ellen: Der Platz des Königs. Las Meninas als Tableau des klassischen Wissen bei Michel Foucault. Wien: Passagen-Verlag 1995 Zelger, Franz: Diego Velázquez. Reinbeck bei Hamburg: Rohwolts Taschenbuch Verlag GmbH 1994

Internetquellen: http://de.wikipedia.org (Stand: 23.08.2010)