Hegels Kritik des positiven Urteils

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Hegel über den Behauptungssatz (2)

Hegel konfrontiert die Form des Subjekt-Prädikats-Satzes mit der Aufgabe, die Übereinstimmung zwischen Erkenntnisanspruch und Wirklichkeit herzustellen. Er hebt den Unterschied zwischen Termen und Prädikatsausdrücken hervor und argumentiert, daß weder zwischen diesen Sprachausdrücken, noch zwischen den von ihnen bezeichneten Gegebenheiten (Einzeldingen, Allgemeinheiten) Korrespondenz besteht.


      Es wird geradezu dafür gehalten, daß dies Urteil für sich fähig, Wahrheit 
      zu enthalten, und jener Satz, den jedes positive Urteil ausspricht, ein 
      wahrer sei, obschon unmittelbar erhellt, daß ihm dasjenige fehlt, was die 
      Definition der Wahrheit fordert, nämlich die Übereinstimmung des Begriffs 
      und seines Gegenstandes; das Prädikat, welches hier das Allgemeine ist, 
      als den Begriff, das Subjekt, welches das Einzelne ist, als den 
      Gegenstand genommen, so stimmt das eine mit dem anderen nicht überein.   
      (stw 606, S. 268)


Die philosophische Erörterung der Wahrheit verlangt, daß der Aufbau des Satzes auf den Zustand der Welt bezogen und mit ihm abgeglichen wird. Bei Frege geschieht das durch die Interpretation der Prädikate als Bezeichnungen objektiver Begriffe, die durch Einzeldinge "erfüllt" werden. Seit Tarski hat sich eingebürgert, Wahrheit als metasprachliches Prädikat zu betrachten, das unter gewissen Bedingungen auf Sätze einer (Objekt-)Sprache zutrifft. Hegels Überlegungen zielen darauf, über den Aussagesatz hinaus jene Zusammenhänge einzubeziehen, aus denen er seine Rechtmäßigkeit erhält.


      Wenn aber das abstrakte Allgemeine, welches das Prädikat ist, noch 
      nicht einen Begriff ausmacht, als zu welchem allerdings mehr gehört - so 
      wie auch solches Subjekt noch nicht viel weiter als ein grammatisches ist 
      -, wie sollte das Urteil Wahrheit enthalten können, da sein Begriff und 
      Gegenstand nicht übereinstimmen oder ihm der Begriff, wohl auch der 
      Gegenstand gar fehlt?

Das Zitat vermischt einige Themen.

- der Prädikatsausdruck kann keinen Begriff ausmachen, sofern er bloß ein Satzteil ist

- er bezieht sich auf etwas Allgemeines, das aber für Hegel kein Begriff ist, weil er für diese Kennzeichnung mehr verlangt

- hegelianische Begriff entwickeln sich, das ist mit bloßen Aussagesätzen nicht modellierbar

- der sachliche Grund der Zustimmung zu Sprachausdrücken ist der angemessene Entwicklungsprozeß

Die Auseinandersetzung mit den logischen Vorgaben führt zur Diskussion der Sachgründe für Wahrheit


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