Dualistische Metaphysik (1)

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Sätze haben eine doppelte Kapazität:

Der Satz sagt, es ist: so, und nicht: so. (Tagebücher 6.6.1915)

Wohlgemerkt: derselbe Satz! Es handelt sich nicht um einen anderen Satz, der eine alternative Mitteilung macht. Mit einer Anwendung des Satzes geht die Fixierung auf das Bestehen einer der beiden Komplementär-Gestalten einher. Einprägsam formuliert es Wittgenstein so:

Es ist nämlich schwer, das was nicht der Fall ist, nicht zu verwechseln mit dem, was stattdessen der Fall ist. (Tagebücher 25.11.1914)

In den Überlegungen zum Foto aus New York war das der Unterschied zwischen dem Fehlen der Türme und dem Vorhandensein des Himmels an ihrer Stelle. Das Ausbleiben einer Bestimmtheit ist ein anderes Denkmuster, als die Ersetzung einer Bestimmtheit durch eine andere. Die Differenz erklärt Wittgensteins Abwehr des Empirismus. Es gibt nicht bloss die positiv vorfindlichen Sachverhalte, sondern in Eins damit auch deren Gegenbild/Gegenpart. (Vgl. Semantik des Abbildungsverhältnisses (4))

Ein selten genannter Gedanke im Rahmen der Abbildtheorie ist demnach: Im Bild ist die Präsentation nicht alles. Wir sehen ein Bild-Radikal und werden eventuell dazu verleitet, seine Darstellung für selbstverständlich zu halten. Doch die Tatsachen könnten genau andersherum liegen.

Fechter.jpg

Zwei fechtende Männer. - Oder ihre Schatten auf einer Papierwand?


dualistische Metaphysik (2)




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