Seminararbeit (Katrin Erber)

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Einleitung

Computer- und Internetnutzung wird in der modernen Informationsgesellschaft als wichtige Ressource für Wissen und Information gesehen. Die neuen Medien werden vielfach als geeignetes Mittel zur Entwicklung von neuen Arten zu lernen und zu lehren gesehen, welche wiederum für die Zukunft unerlässlich scheinen. So sollen durch ihre Nutzung eigenverantwortliches, selbstbestimmtes Lernen sowie kommunikative Fähigkeiten gefördert werden. Besonders dem Internet wird diesbezüglich ein großes Potential zugesprochen (Schäfer 2007, S. 9f.). Der kritische, kreative und selbstbestimmte Umgang mit neuen Medien wird als Schlüsselqualifikation für den zukünftigen Arbeitsmarkt gesehen. Dieser hohe Stellenwert der Medienbildung Heranwachsender vor allem für ihre berufliche Zukunft, bleibt auch für die Schule nicht ohne Folgen, da es zu ihren Aufgaben gehört, Jugendliche auf die bestehende Informationsgesellschaft vorzubereiten und ihre Chancen dahingehend bestmöglich zu stärken (Hunneshagen 2005, S. 10). Diese Chancen von SchülerInnen sind jedoch oft sehr ungleich verteilt. Die Herkunft und die soziale Schicht der Jugendlichen beeinflussen ihre Chancen in Bezug auf Ausbildung und Beruf drastisch. Neben der schulischen Bildung müssen jedoch auch alle anderen Bildungsanbieter ein Bewusstsein für diese Problematik entwickeln, und versuchen die Kinder- und Jugendlichen bestmöglich zu fördern. Denkt man diese zwei Aspekte zusammen, auf der einen Seite das vermeintliche Potential neuer Medien und insbesondere des Internets, Fähigkeiten zu fördern die von großer Bedeutung für die beruflichen Chancen der Kinder- und Jugendlichen sind, und auf der anderen Seite das Problem der Bildungsschere, stellt sich die Frage nach etwaigen Wirkungen der Internetnutzung auf das Problem der ungleichen Bildungschancen.

Fragestellung und Vorgehensweise

Diese Arbeit macht es sich zur Aufgabe auf das Spannungsfeld aufmerksam zu machen, welches sich zwischen der Verwendung des Internets zu Bildungszwecken und den Bildungsunterschieden unter den NutzerInnen auftut. Ausgehend von dem wachsenden Problem der ungleichen Bildungschancen, welche ihre Wurzeln vor allem im sozialen Hintergrund der Kinder- und Jugendlichen haben, soll in dieser Arbeit die jugendliche Internetnutzung in den Blick genommen werden. Mit dem Ruf nach Medienkompetenz als neue Kulturtechnik, ist der Einsatz von neuen Medien in der Pädagogik zur Notwendigkeit geworden. Es stellt sich hier also nicht die Frage nach dem Einsatz von neuen Medien im Unterricht bzw. für verschiedenste Arten von Lernprozessen, sondern nach den Möglichkeiten, die diese für die Bildungschancen der Schüler- und Schülerinnen bieten können. Das Hauptaugenmerk soll dabei einerseits auf das Medium Internet und andererseits auf das Problem der Bildungsunterschiede zwischen sozial schwächeren Jugendlichen und Jugendlichen aus bildungsnäheren Schichten gelegt werden. Es soll gezeigt werden ob das Internet einen Beitrag leisten kann, die Ungleichheiten der NutzerInnen zu überwinden. Daraus ergibt sich folgende Hauptfragestellung, welche im Rahmen dieser Arbeit bearbeitet werden soll:

Kann der vermehrte Einsatz des Internets in der Pädagogik dazu beitragen, das Problem der oft großen Bildungsunterschiede zwischen sozial schwächeren Jugendlichen und Jugendlichen aus bildungsnäheren Schichten zu verringern?

Bevor es zur Beantwortung der eigentlichen Frage kommen kann, ist es notwendig eine Begriffsklärung vorzunehmen. Einleitend wird kurz auf das Medium Internet und seine Qualitäten als Bildungsmedium eingegangen. Das nächste Kapitel widmet sich dem Bildungsbegriff, der dieser Arbeit zugrunde liegt, um schließlich im darauffolgenden abschnitt den Bildungsdifferenzen zwischen Jugendlichen sowie ihren Ursachen, auf den Grund gehen zu können. Anschließend soll ein erster Bezug zur Forschung hergestellt werden, welche sich der Internetnutzung von Jugendlichen widmet. Abschließend wird es darum gehen, aufzuzeigen, in welchen Rahmen das Internet dazu beitragen kann, Bildungsunterschiede zwischen Jugendlichen auszumerzen. Hier sollen einerseits laufende Projekte erwähnt werden welche in diese Richtung gehen, andererseits aber auch auf die Grenzen hingewiesen werden, welche sich bei der Nutzung des Internets als Differenzen ausgleichendes Lernmedium zeigen.

Das Internet als Bildungsmedium

Um die gestellte Forschungsfrage beantworten zu können, ist es in erster Linie notwendig, die für die Frage zentralen Begriffe klar zu stellen. Starten werde ich mit dem Begriff „Internet“, in diesem Kapitel soll gezeigt werden, was das Medium Internet ausmacht. Zuerst wird eine kurze Definition über das Medium erfolgen, anschließend werden seine Charakteristika diskutiert. Das impliziert auch die Ansprüche die an das Medium Internet in Bezug auf die Förderung von neuen Arten zu lernen gestellt werden, wie in der Einleitung schon angesprochen wurde. Um einen Einstieg in das Spannungsfeld zu gewähren, welches sich zwischen den hohen Erwartungen an das Internet und den Bildungsdifferenzen von Jugendlichen auftut, werde ich am Ende des Abschnitts dazu übergehen, die im Kapitel erläuterten Fähigkeiten des Internets in Frage zu stellen.

Definition

Internet bedeutet soviel wie „Zwischennetz“ oder „Verbundnetz“, es kommt vom englischen Wort „interconnected“, das soviel wie „miteinander verbunden“ heißt (http://de.wikipedia.org/wiki/Internet [18.05.2008]). Bei diesem Medium handelt es sich um ein System zur Vernetzung von mehreren räumlich getrennten Computern. Es wurde ursprünglich ausschließlich für militärische Zwecke entwickelt, fand aber recht schnell andere Verwendung. 1989 wurde es durch den neu entwickelten Internetdienst World Wide Web (WWW) schließlich auch für Laien im privaten und gewerblichen Bereich interessant, da die Nutzung des Systems nun keine Programmierkenntnisse mehr erforderte. Neben einer einfachen und benutzerfreundlichen Bedienung liefert das WWW auch eine einheitliche, grafische Benutzerschnittstelle für weitere Netzdienste. Durch diese Entwicklung wurde das Internet zum wichtigsten Computernetzwerk weltweit (Hirsch 2005, S.32). Heute verfügt das Medium über eine Vielfalt an unterschiedlichen Internetdiensten, wie z.B. Telefonie, E-Mail, Radio usw., dabei kann prinzipiell jeder Rechner weltweit mit jedem anderen Rechner verbunden werden (http://de.wikipedia.org/wiki/Internet [18.05.2008]).

Charakteristika

Wie schon einleitend skizziert, wurde dem Internet von Beginn an ein besonderes Potenzial zugeschrieben. Schäfer und Lojewski fassen zusammen, welche Charakteristika des Mediums diesen Erwartungen zugrunde liegen. Es wird davon ausgegangen, dass es für jeden gleichermaßen zugänglich ist, die enthaltenen Wissensbestände für jeden nutzbar und nützlich sind und es sich leicht für Lernprozesse instrumentalisieren lässt. Darüber hinaus wird das Internet als hierarchiefrei bezeichnet, das bedeutet dass sich jeder am Internet beteiligen kann und dass soziale Ungleichheiten für die Teilhabe- und Partizipationschancen keine Rolle spielen (Schäfer 2007, S. 10.). Genauer

Wundermittel Internet?

Bei genauerer Betrachtung, zeigt sich jedoch, dass es ein Trugschluss wäre, von diesen vielversprechenden Fähigkeiten des Internets, darauf zu schließen dass soziale Ungleichheiten zwischen Schülern bei der Nutzung des Mediums nicht von Belangen wären. Folgend soll im nächsten Kapitel auf diese Unterschiede eingegangen werden, und auch eine Überleitung zur Internetnutzung hergestellt werden. Genauer

Der Bildungsbegriff

Einführend scheint es mir notwendig, neben dem Internet, nun auch auf den Bildungsbegriff näher einzugehen um festzustellen was Bildung in der modernen Wissensgesellschaft überhaupt bedeutet. Darüber hinaus soll geklärt werden, welche Definition von Bildung als Basis für diese Auseinandersetzung dienen soll.

Bildung als Kapital

Bildung wird oft mit Schulbildung gleichgesetzt. Dabei gilt je länger und erfolgreicher das formale Bildungssystem durchlaufen wird, desto gebildeter ist man (Schäfer, Lojewski, 2007, S.18). Die so erworbenen Bildungszertifikate garantieren schließlich die Verwertbarkeit der Bildung in der Gesellschaft. Wissen und im weiteren Sinne Bildung, wird in der modernen Wissensgesellschaft zu einer Ressource die über die soziale Platzierung und Karrierechancen von Individuen bestimmt und somit mit den Ungleichheitsverhältnis in der Gesellschaft zusammenhängt (Schäfer, Lojewski, 2007, S.24). So gesehen wird Bildung immer mehr als Kapitalsorte gesehen die in der Gesellschaft jedoch ungleich verteilt ist.

Dimensionen von Bildung

Schäfer und Lojewski haken hier ein, dass dieser Bildungsbegriff zu eng gefasst ist, da er nur den formalen Bildungsbereich berücksichtigt (Schäfer, Lojewski, 2007, S.18). Mit dem Wissen darüber, dass nur etwa 30% aller Lernprozesse im Rahmen von Bildungsinstitutionen stattfinden, scheint es auch für diese Arbeit notwendig, neben formeller Bildung auch nichtformelle bzw. informelle Bildungsprozesse in einer Definition von Bildung, zu berücksichtigen. Da ich diese Einteilung von Bildung nicht voraussetzen möchte, werde ich im Folgeneden ich die eben genannten unterschiedlichen Formen von Bildung kurz erklären, dabei beziehe ich mich wiederum auch Schäfer und Lojewski (Schäfer, Lojewski, 2007, S.19).

Formelle Bildung Formelle Bildung bezeichnet jene Bildungsprozesse, welche verpflichtenden Charakter haben, bestimmten Vorgaben (z.B. Lehrplänen) folgen und deren Erfolg überprüft und zertifiziert wird. Diese Art von Bildungsprozessen hat ihren Platz vorwiegend im Schul- und Ausbildungssystem. Als typisches Beispiel dieser Form der Bildung kann hier die Schulbildung genannt werden.

Nicht-formelle Bildung Diese Form von Bildung umfasst jede Form von organisierter Bildung, die jedoch im Unterschied zur Formellen Bildung keinen verpflichtenden Charakter hat, sie erfolgt freiwillig und hat Angebotscharakter. Ein Beispiel für diese Art von Bildung stellen die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe dar.

Informelle Bildung Informelle Bildung beschreibt alle Bildungsprozesse, die sich ungeplant im Alltag, im Familienleben, im Freundeskreis, in der Arbeit oder Freizeit usw. ergeben.

Ungleichheit von Bildungschancen

Nachdem nun das Medium Internet in seinen Grundzügen vorgestellt wurde und auch der dieser Arbeit zugrunde liegende Bildungsbegriff geklärt wurde, soll nun die Problematik der Bildungsdifferenzen, von Jugendlichen unterschiedlicher sozialer Herkunft thematisiert werden. Das Hauptaugenmerk wird dabei auf die Frage gerichtet, wie es zu den angesprochenen Bildungsunterschieden kommt, und wie diese weitergetragen werden. Es sollen demnach Faktoren ermittelt werden, die eine Wirkung auf unterschiedliche Bildungsniveaus zeigen. Genauer, nach Faktoren unterteilen: Soziale Herkunft, Schule trägt weiter, …

Vom Digital Divide zur Digital Inequality

Während sich die Forschung im Kontext der digitalen Kluft lange Zeit damit beschäftigte, wer das Internet nutzt und wer nicht, geht es nun vor allem darum den sozial bedingten unterschiedlichen Zugang zum Internet zu erforschen. Bevor ich näher auf diese Entwicklung eingehe, scheint es mir notwendig, in einem ersten Schritt die zwei Begriffe Digital Divide und Digital Inequality vorzustellen.

Digital Divide

Der „digital divide“ steht bezeichnend für die ungleich verteilten und stark von sozialen Faktoren abhängigen Chancen auf den Zugang zum Internet und anderen digitalen Informations- und Kommunikationstechniken. Diese Vorstellung der „digitalen Kluft“ impliziert die Befürchtung, dass der Zugang zu Internet und Co. ebenfalls bessere soziale und wirtschaftliche Entwicklungschancen für den Nutzer mit sich bringt (http://de.wikipedia.org/wiki/Digitale_Kluft [26.05.2008]).

Digital Inequality

Die „Digital Inequality“ ist als Weiterentwicklung des Begriffs „Digital Divide“ zu verstehen. „Digital Inequality“ kann mit „Digitale Ungleichheit“ übersetzt werden. Sie unterscheidet nicht zwischen Nutzern und Nicht-Nutzern des Internets, sondern beschäftigt sich mit den Unterschieden die sich im Nutzungsverhalten der einzelnen User zeigen.

Die Verbreitung von Computern und Internetanschlüssen schreitet immer mehr voran, so dass das Hauptaugenmerk nun nicht mehr auf deren Verfügbarkeit gelegt werden kann. Kutscher und Otto (Kutscher, Otto, 2004, S.7), und Iske, Klein und Kutscher (Iske, Klein, Kutscher 2004) machen gleichermaßen darauf aufmerksam, dass nun die Unterschiede in der Nutzung des Internets genauer in den Blick genommen werden müssen. Während bisher die technische Ausstattung als „Garant für die Teilhabe in der Informations- und Wissensgesellschaft“ (Kutscher, Otto 2004, S.7) galt, belegen immer mehr Studien, dass die Verfügbarkeit der technischen Geräte nicht zwingenderweise mit einer Erweiterung der Nutzungskompetenzen einhergeht.

Unterschiede in der Internetnutzung

Im letzten Kapitel wurde vorgestellt welche Schwerpunkte sich für die Forschung in Hinblick auf die Nutzung bzw. Nichtnutzung des Internets sowie das Nutzungsverhalten der User ergeben. In diesem Kapitel soll nun die Verknüpfung von der Problematik der Bildungsunterschiede und der Internetnutzung Jugendlicher erfolgen.