Sachgründe für Wahrheit

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Übereinstimmung zwischen Erkenntnisanspruch und Sachbereich (1)

"Albert ist ein Freund" kann ein wahrer Satz sein. Das läßt sich so paraphrasieren: die Aussage entspricht den Verhältnissen. Zusätzlich gibt es einen zweiten Interessensbereich, der mehr als die Wahrheit dieses Satzes umfaßt. Albert kann auch ein wahrer Freund sein. Das betrifft die Übereinstimmung der prädizierten Eigenschaft mit einem weiteren Erfordernis. Es handelt sich nicht um eine Sprache-Welt-Koinzidenz, sondern um eine Zusatzdimension im Sachbereich.

Zunächst zum ersten Punkt. Übereinstimmungen werden mit Hilfe eines Maßstabs festgestellt. Das Meßgerät zeigt die Ozonbelastung an. In der Einleitung zur "Phänomenologie des Geistes" kommt Hegel auf die Forderung zu sprechen, daß eine wissenschaftliche Untersuchung vorweg angeben muß, nach welchen Regeln sie ihre Sätze an den Sachen bestätigt. Er will die Vorgangsweise der empirischen Wissenschaften nicht in die Philosophie übernehmen.

Stattdessen konstruiert Hegel einen Subjekt-Objekt-Rahmen, in dem sich - nach seiner Darstellung - der externe Maßstab erübrigt. Die gefragte Übereinstimmung wird nicht von außen konstatiert, sondern aus der dynamischen Verschränkung von Erkenntnistätigkeit und Gegenstandsbereich entwickelt. Den zentralen Zusammenhalt bietet eine Denkfigur, die Hegel vom menschlichen Bewußtsein ableitet. Die Vorgangsweise ist allerdings ziemlich problematisch:


     Dieses unterscheidet nämlich etwas von sich, worauf es sich zugleich  
     bezieht; oder wie dies ausgedrückt wird, es ist etwas für dasselbe;
      und die bestimmte Seite dieses Beziehens, oder des 
     Seins von etwas für ein Bewußtsein ist das Wissen. Von diesem 
     Sein für ein anderes unterscheiden wir aber das Ansichsein; das auf 
     das Wissen bezogene wird ebenso von ihm unterschieden, und gesetzt als 
     seiend auch außer dieser Beziehung; die Seite dieses Ansich heißt 
     Wahrheit.     

Zwei Punkte fallen auf. Erstens scheint hier das später Intentionalität genannte Phänomen vorbereitet. Bewußtsein ist auf Gegenstände ausgerichtet. Zweitens führt Hegel jedoch eine mißverständliche Redeweise ein. Er nennt den intentionalen Gegenstand (das "etwas", sofern es vom Bewußtsein intendiert wird) Wissen. Das widerspricht dem üblichen Gebrauch, dem zufolge das Wissen von einem Sachverhalt gerade davon zu unterscheiden ist, als was die Umstände einer Person erscheinen.

Die gegenüberliegende Seite heißt Wahrheit. (Wie in der Wendung "Die Wahrheit suchen".) Zusammengenommen wird nach Hegel aus der Frage nach dem Maßstab für wissenschaftliches Vorgehen ein Wechselspiel zwischen Wissen und Wahrheit. Der entscheidende Punkt liegt darin, daß nach seinem Verständnis das Bewußtsein (und darum auch der Erkenntnisprozeß) beides zusammen ist, die Ausrichtung auf etwas und dieses Etwas selbst.

Hegels Bewußtsein ist eine Drehscheibe des Welterkennens.



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