Rohfassung: Einstiegsbeispiel 3

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Version vom 2. Februar 2005, 18:36 Uhr von Nicolas (Diskussion | Beiträge)
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ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist als einstieg für wahrheit-erkennen und wahrheit-schliessen verwendungen des wortes "wahrheit" in sätzen zu alltagssituationen zu suchen.

---> Die Situation ist noch komplizierter: der Gebrauch von "wahr" im Rahmen der Erkenntnis ist ist auch noch zweigeteilt: in die "einfache" Wahrheit von Sätzen und in den Gebrauch des Prädikats "...wahr" zur Charakterisierung von Freunden, Wäldern etc.

---> Aber ich möchte das Einstiegsbeispiel verteidigen: es war gerade dafür gedacht, zu zeigen, daß diese Verwendungsweisen auseinandergehalten werden müssen. (h.h., 10.1.04)

der grund ist, dass "wahrheit" in einer alltagssituation sowohl mit der berechtigung zu hat, etwas in expliziten oder impliziten schluss vorgängen weiterzuführen (wahrheit-schliessen), als auch mit der entsprechung von etwas mit der wirklichkeit (wahrheit-erkennen).

---> Ja, genau. Und das läuft in unseren Diskussionen immer zusammen, *weil* wir uns an der Alltagssprache orientieren. "Es gibt keine Eintrittskarten mehr." Wenn dieser Satz wahr ist, dann **folgt** einiges aus ihm. Z.B., daß ich keine kaufen kann und auch der nächste, der fragt nicht. **Und** wir können auch die Frage diskutieren, worauf sich diese Behauptung **stuetzt**. Drittens gibt es noch die Perspektive, daß es nicht bloß Eintrittskarten geben kann, sondern auch *gefaelschte* Eintrittskarten, daß also die Untersuchung berechtigt ist, welches Stück Papier *wirklich* eine Eintrittskarte ist.

---> Eines möchte ich aber im Anschluß an das gestrige Seminar ganz deutlich hervorheben: **Wahrheit ist primaer ein Satzpraedikat**. Der Gebrauch innerhalb eines Satzes verweist zwar auf ein genuines philosophisches (metaphysisches) Problem, muß aber deutlich unterschieden werden. Insbesondere steht "wahr" **nicht** auch einer Stufe mit "schwer" oder "groß". (h.h., 10.1.04)

(der grund hat überhaupt nichts zu tun mit einer skepsis gegenüber dem wort "wahrheit". oder einer inflationären entwicklung bzw verwendung des wortes "wahrheit".)

"der tisch ist rot." - "das ist wahr."

das "wahr" bekräftigt die berechtigung für schlussvorgänge: zb wenn vorher geagt wurde "auf alle roten tische weisse blumen" dann ist man berechtigt weisse blumen auf den tisch zu stellen. (wenn nicht etwas anderes dagegenspricht). (wahrheit-schliessen)

UND das "wahr" bestätigt, dass das nicht nur gesagt wurde sondern dass der tisch wirklich rot ist, und das eventuell überprüft wurde, zb durch nocheinmal genau hinsehen.

erst die philosophische reflexion oder rekonstruktion kann "wahrheit" so verwenden, dass es spezifisch mit dem erkennen von rot bzw roten gegenständen ODER der rolle von "rot" in sätzen die in schlussvorgänge involviert sind zu tun hat.



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