Rohfassung: Einstiegsbeispiel 2

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Version vom 2. Februar 2005, 18:34 Uhr von Nicolas (Diskussion | Beiträge)
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einstiegsbeispiel W-Entwurf: wahrer freund

hat das "wahr" von "wahrer freund" mit dem konzept von wahrheit das am erscheinenden wissen in der einführung phg entwickelt wird zu tun ?

die diskussion im ilas forum hatte zum teil mit dieser fragestellung zu tun.

gemeinsam haben beide die richtung der möglichen bewegung. nicht nur der begriff kann sich bewegen und versuchen mit seinem gegenstand übereinzustimmen oder ihm gerecht zu werden. auch die gegenstände von begriffen können sich bewegen bzw bewegt werden bzw gesucht werden oder auftauchen und mit begriffen übereinstimmen oder ihnen gerecht werden.

aber lässt sich die wahrheit durch übereinstimmung gegenstand mit begriff wie beim erscheinenden wissen auch beim wahren freund denken ?

kommt folgende übereinstimmung in frage ? begriff - bei einem gegenstand der kein begriff ist aber aus einem begriffsystem heraus enstanden ist - die rekonstruktion des dem gegenstand zugrunde liegenden begriffes.

---> das ist mir unklar. "Freund" ist ein Begriff, Kunibert ist ein Name, wir sprechen nicht vom "wahren Kunibert" (im ggw. Kontext). Wie soll nun ein Gegenstand "aus dem Begriffssystem heraus entstanden" sein? Nun gut, bei der Sachertorte macht das Sinn. Ich habe das Rezept und befolge es. Das gibt eine "echte Sachertorte". Es ist wohl übertrieben, das "wahre Sachertorte" zu nennen. (h.h., 8.1.04)

>> ich hatte nicht die übereinstimmung mit der person im kopf sondern mit der rolle wahrer freund, und die rolle könnte man sich schon als kulturell geprägt vorstellen. abgesehen davon halte ich den versuch auch für erfolglos. ich wollte damit nur an die im übernächsten absatz angesprochene diskussion erinnern ("hegel-wahrheitssoftie").


* (Ich denke man kann auch vom "wahren Kunibert sprechen", wenn Erscheinung und Wesen nicht übereinstimmen. Beim Doppelgänger sagen wir zum Beispiel das ist nicht der wahre Hussein. Wenn der berühmte Goalgetter Raoul einen schlechten Tag hatte, sagt die Presse: "Das war nicht der wahre Raoul" g.h.)

---> Ich bitte vielmals darum, im Laufe der Diskussion die Sprechweise zu verfeinern und nicht immer wieder darauf zurückzuverweisen, daß man bestimmte Dinge "auch sagen kann". Tatsächlich kann man das, wie ich ja zugegeben habe, indem ich meine Ausführung auf den "ggw. Kontext" eingeschränkt habe. Es bringt rein gar nichts, auf den Hinweis, daß "wahr" als Qualifikation eines Begriffsausdruckes anders funktioniert, als im Falle eines Namens, darauf hinzuweisen, daß wir auch anders reden können. Es geht nicht darum, uns gegenseitig möglichst schöne und einfallsreiche Redeweisen zuzugestehen, sondern darum, in unseren Sprachgebrauch soviel Ordnung zu bringen, daß wir uns über einige Sachen unterhalten können, die alle interessieren. (h.h., 11.1.04)

---> Um das Problem zwischen "Freund", "Sachertorte" auf der einen, "Kunibert" und "Raul" auf der anderen Seite ganz genau zu fassen: im 2. Fall (wenn man ihn zugesteht) fungieren Namen als Begriffsausdrücke. Sprachanalytisch gesehen jedenfalls. Nun kann man daran die Frage anschließen, ob die logische Auffassung von Namen/Termen berechtigt ist, der entsprechend Termen Eigenschaften erster Stufe zugeschrieben werden können, nicht aber solche 2. Stufe. Also "Raul ist ein Fußballer" aber nicht "Raul ist wahr". Damit kommt man schon tief in den metaphysischen Bereich, der - da gebe ich Georg recht - im Alltag tief verwurzelt ist. (h.h., 12.1.04)

aber der zweite begriff ist nicht gegenstand des ersten sondern hängt nur mit ihm zusammen.

das währe eine sehr subjektivistische variante von wahrheit. die situation in phg einleitung etc, dass was sich davon in einen systematischen zusammenhang bringen lässt, lässt dafür kaum spielraum. aus hegels polemiken und so, ohne systematischen zusammenhang, lässt sich vielleicht anderes zusammenstellen, aber auch das gegenteil vermutlich, die frage ist wie weit das befriedigend ist.

für das mit der übereinstimmung könnte man zwei ansätze heranziehen. begriffe bei hegel beziehen sich weniger auf potentiale einer einzelperson sondern auf dynamiken eines gesamsytems, eventuell sprachgemeinschaft, kulturgemeinschaft oder so. und möglicherweise weniger als abstraktion (wie bei frege zb) sondern auch als aggregat.

für wahre kunst zb lässt sich das vielleicht relativ einfach so sehen. wenn der begriff "kunst" kunst als etwas dass in der gestaltung bzw entwicklung von begriffsystemen (sprachgemeinschaft, kulturgemeinschaft) eine bestimmte rolle spielt sieht, auf einen gegenstand trifft der kunst ist und in der gestaltung bzw entwicklung des umgebenden begriffsystems eine bestimmte rolle spielt, ist eine übereinstimmung zwischen gegenstand und begriff denkbar.

der zweite ansatz könnte das mit der bestimmtheit des gegenstandes für den begriff bzw des normativen, von gegenstand unabhängigen inhalt des begiffs, der notwendig ist damit überhaupt irgendwas läuft, als ausgangspunkt nehmen.


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