Rohfassung: Einstiegsbeispiel 1

Aus Philo Wiki
Version vom 3. Februar 2005, 12:30 Uhr von Nicolas (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu:Navigation, Suche

einstiegsbeispiel in W-Entwurf: "Ihre Diagnose ist in der Tat wirklich wahr."

ist das noch das w/f eines satzes aus sprachanalytischen konzepten ? ein kontrast zur wahren freundschaft ist klar. das beispiel basiert auf w/f, aber bedeutet die dreifache unterstreichung bloss entsprechenden nachdruck oder sonst noch was. und wo hat der grad des nachdruckes platz. es heisst ja nicht: w3/w2/w1/f.

das angeführte bsp. scheint wiederum eine zumindest gedoppelte verwendung von "wahr" zu bestätigen:

- einerseits gesteht man jemandem den gebrauch von dem begriff "wahr" zu, dem man persönlich nicht zustimmt (bzw. ihn nicht so gebrauchen würde), ihn jedoch anerkennen muß (zB aufgrund einer nachvollziehbaren argumentation - vielleicht so etwas wie "andere perspektive akzeptieren" oder so ähnlich..?)und

- andererseits drückt man mit der formulierung "wirklich wahr", einen gebrauch von wahr aus, welchem man auch persönlich zustimmt. - sich also aufgrund seiner >> eigenen << überlegung/argumentation zu einer zuvor getätigten aussage bzw. zu dem, worauf man sich mit "wirklich wahr" bezieht, anschliesst - sich dazu bejaend verhält. (nicolas 5.1.04)

---> Die Verdreifachung des Ausdrucks der Zustimmung dokumentiert, wie gering das Zutrauen in die einfache Formulierung "...ist wahr" geworden ist. Aber durch Wiederholung wird das nicht besser. Das geht nicht so, wie drei Schnüre statt einer zu dünnen Schnur. Insofern spreche ich mich dagegen aus, die von Nicolas zurecht gemachten Unterscheidungen im semantischen Umfeld des einfachen Wahrheitsprädikats anzusiedeln. (h.h., 6.1.04)

---> mir erscheint dieses bsp. genau so zu funktionieren wie "freund - wahrer freund" (sehe den kontrast, wie ihn michael oben erwähnt, nicht); nimmt man also nochmal den aussagesatz "Ihre Diagnose ist in der Tat wirklich wahr" und zerlegt dessen getrippeltes prädikat in zwei teile, nämlich - "in der tat wirklich" (dieser teil kann unzählige unterstreichungen bzw. ausdrücke der zustimmung beinhalten) und - "wahr". sieht dann diese teile wiederum als prädikat und subjekt ("in der tat wirklich" als prädikat, und "wahr" als subjekt - wahr als übereinstimmung im sinne der adäquationstheorie vgl: Sachgründe für Wahrheit weiters Zusatzdimension im Sachbereich ),; so würde dass eben genau den ausführungen von h.h. entsprechen. einleuchtenderweise verändert die von mir oben gemachte semantische differnzierung natürlich nichts an dem problematischen prädikat "wahr" im ursprünglichen beispiel. nun stellt sich wiederum die frage nach der veranlassung bzw. sinnhaftigkeit der doppelten unterstreichung. es scheint, als intendiert man damit, die tatsächliche entsprechung von gegenstand der diagnose mit der diagnose zu explizieren. jedoch ist dies eigentlich eine fleissaufgabe, die aber keinen beitrag zur klärung der gründe der entsprechung liefert. "die diagnose ist wahr" müsste eigentlich reichen. (n 6.1.04)

(nur so: "die diagnose ist cool".) - hier könnte man meinen mit "..ist cool" geht man über das maß der "bloßen" anerkennung hinaus; man deuted eine eingeschränkte bejahung an, hätte aber noch etwas zu ergänzen, bis man sich von "...ist cool" zu "...ist wirklich wahr" verpflichten würde. (nicolas 5.1.04)

(mit der formulierung "in der tat wirklich wahr" statt zb "ich stimme dieser diagnose zu", kommt da was von "eine wahre diagnose" durch die hintertüre rein ?) - tätigt man seine zustimmung aufgrund von damit verbundenen objektiven wahrheitsansprüchen (also ca. vom "meinen" zum "wissen" hin), so verweist man mit "in der tat wirklich wahr" sozusagen auf die letzte, unhintergebare, von allen nicht nur anzuerkennende sondern auch zu bejaende instanz hin. (nicolas 5.1.04)

erg.: "letzte unhintergebahre instanz" - also auf die eigentliche semantik von "wahrheit" (n 6.1.04)

gäbe es beispiele ohne unterstreichung von w/f ? - vielleicht eben zB: "das ug 2002 ist kompletter irrsinn" - "die diagnose ist cool" (bzw. ist sympatisch, jedoch um die diagnose "in der tat wirklich wahr" zu machen, wäre noch einiges zu ergänzen) (nicolas 5.1.04)

---> erg.: "das ug 2002 ist kompletter irrsinn" - "die diagnose ist cool" ; die diagnose ist zwar nicht wahr, aber man stimmt ihr zu; - wieso !??? (n 6.1.04)

"geben sie mir eine hose" - "bitte sehr, hier eine hose" - "das ist doch eine jacke" - "das ist nicht wahr" - "das ist schon wahr".

---> ist hier gemeint: der satz : "das ist eine hose" ist nicht wahr , oder, daß der gegenstand, der gereicht wurde, keine hose ist? (n 13.1.)

---> Die Frage illustriert gut, daß alltagssprachliche Beispiele immer etwas verschwommen und dehnbar sind. Man muß sie für analytische Zwecke zuspitzen. In diesem Fall ist das nicht schwierig, denn "**das** ist nicht wahr" bezieht sich ziemlich sicher auf den Satz. Wenn es auch die kleine Interferenz mit dem "das" in "das ist doch eine Jacke" gibt. Aber "wir würden normalerweise" im alternativen Fall sagen: "nein, (das ist) eine Hose" (h.h., 14.1.04)

auch hier eine art unterstreichung. "wahr" wird erst verwendet wenn zweifel besteht oder ausgeräumt werden muss ? -

---> im anschluss an die letzte se-einheit: unterstreichungen von "wahr" haben nur "im satz" einen zweck - ausserhalb (w/f spr.analytisch) gibt es keine komperative/superlative verwendung, die wir gebrauchen könnten? (n 13.1.)

---> Ja, es gibt - was Sätze angeht - nichts Wahreres als wahr und die mehrfache Betonung betrifft nicht den logischen, sondern den sozio-psychologischen Charakter der Zustimmung. Während man im metaphysischen Sinn "der Wahrheit näher kommen" kann. (h.h., 14.1.04)

ist dem w/f von sätzen nachdruck geben das selbe spiel wie das verwenden von w/f in schluss vorgängen ?

---> ebenfalls nach letzter se-sitzung können wir uns auf folgendes einigen (!?): mit dem bsp. :"ihre diagnose ist in der tat wirklich wahr" unterstreiche ich mit "in der tat wirklich wahr" nicht die "flip-flop"-wahrheit von sätzen (sprachanalytisch), sondern bin (wie michael oben schreibt) mit dieser verwendung "im satz" - also auf dem metaphysischen terrain. was genau meint michael mit "w/f in schlussvorgängen" ? bezieht er sich auf das prädikat "wahr" von sätzen oder auf rein klassisch logische schlüsse ala: a = b; b ist ungleich c; a = c -> w/f ? (in das man sätze einsetzt) oder setzt er sätze mit schlüssen gleich? (n 13.1.)

>> in Zusammenhang Schließen - Erkennen, ca. in der mitte, nach "frege fasst", steht ein bischen was dazu. (m.l. 15.1.04)


zurück Ergänzende Materialien

zurück Begriff und Wahrheit