Protokolle zum Vortrag Ramharter - MuD09 - Gruppe4 - 13.01.

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Protokolle zum Vortrag Ramharter

Lang-Muhr Lucas

Die Ringvorlesung vom 10.12.09 stand ganz im Zeichen der Gottesbeweise. Am Beginn gab es eine kurze Einführung in die Logik und ihre Bedeutung als Wissenschaft. Laut Georg Christoph Lichtenberg kann man die Wissenschaften einteilen, je nachdem ob sie Brot oder Ehre bringen. Unglücklicherweise steht der Logik nach dieser Definition beides nicht zu. Heute wird die Logik in 3 Aufgabenbereiche aufgespalten: Teildisziplin der Philosophie, Teildisziplin der Mathematik und Werkzeug der Philosophie. Die beiden ersten Kategorien überlappen oft, können aber auch getrennt behandelt werden und haben dieselben Wurzeln (wurden erst im 19. Jahrhundert voneinander getrennt). Die Aufgabe der Logik gegenüber anderen Wissenschaften ist es zu kontrollieren ob wissenschaftlich vorgegangen und geschlussfolgert wird. Betrachtet man die Rolle der Logik in den Gottesbeweisen stößt man auf zeitlich bedingte Differenzen. Zu Zeiten der klassischen Beweise lag der Schwerpunkt der Argumentationen darin die tatsächliche Existenz Gottes zu beweisen. Die dabei angewandte Logik trat eher in den Hintergrund. Heute hingegen ist es umgekehrt, d.h. die Anwendung der Logik hat Priorität in den Gottesbeweisen. Es wurde auch erwähnt, dass es bis heute keine eindeutige Definition der Logik gibt. Eine Vielzahl von Logikern und Philosophen haben sich daran versucht, aber keine Beschreibung setzte sich durch. zB. Definitionsversuch: Logik ist die Lehre von Denkgesetzen.

    Kontra: Frege (Begründer der modernen Logik): Das wirkliche Denken ist mit den logischen Gesetzen nicht immer im Einklang, darum sollte der Begriff Denkgesetze in der Logik vermieden werden. 

Um Anselms Gottesbeweis zu verstehen benötigte es an dieser Stelle eine kurze Einführung in die Notation der Prädikatenlogik. Beispielsatz:

             Tiger Woods ist reich  →	Rt

t R

R…………………………Prädikat (etwas, dass man über etwas anderes aussagt=Kleinbuchstabe) t…………………………Individuum (Eigenname/Person=Großbuchstabe)

Es gibt einstellige und mehrstellige Prädikate, je nachdem auf wie viele Individuen sie sich beziehen. 2-stelliges Prädikat: Martin liebt Hannah → Lmh m L h

Fehlen noch die Quantoren:

    ∀………………alle	∃………………… mindestens einer
  
  	∀xRx => alle sind reich (für alle x gilt, x ist reich)

2-stellige Prädikate:

    ∀xLxh => alle lieben Hannah
    ∃xLxh => es gibt mindestens 1 Ding, das Hannah liebt

Nach dieser Erläuterung wurden einige wichtige Verfasser von Gottesbeweisen genannt: • Anselm von Canterburry (1033-1109) • Thomas von Aquin (hat insgesamt 5 Gottesbeweise verfasst) • Descartes (hat 2-3 Gottesbeweise geschrieben, brauchte die Existenz Gottes für seine Argumente) • Leibnitz • Gödel Die ersten vier Philosophen dieser Auflistung haben „klassische Beweise“ verfasst, nur Gödel stammt aus der „Neuzeit“ und beschäftigte sich in seinen Beweisen hauptsächlich mit der zugrunde liegenden Logik. An dieser Stelle wurden einige diesbezügliche Literaturhinweise eingeschoben, wobei bei dem Buch Proof of God betont wurde, dass es zwar unterhaltsam aber philosophisch falsch ist.

Nun kommen wir zu Anselms ontologischem Argument. Anselm liefert 2 Beweise: 1. Beweis, dass Gott existiert 2. Beweis, dass Gottes Nichtexistenz nicht gedacht werden kann (Gottes Existenz ist notwendig) Wir beschäftigen uns nur mit dem 2. Beweis, da er für viele schlüssiger ist. Um ihn nachvollziehen zu können muss die Modallogik verwendet werden. Hier wird die Prädikatenlogik um ein Zeichen für Notwendigkeit erweitert. Anselms Argumentation wurde im Original vorgetragen und danach zu Deutsch erklärt. In der lateinischen Version fiel auf, dass oft die selben Wörter verwendet wurden. Der Grund dafür ist, dass Anselm nur ein schmales Set von klar definierten Begriffen verwendete um möglichst eindeutig zu sein. Anselm sagt aus, dass es Gott im Verstand geben muss als das worüber nichts Größeres gedacht werden kann. Dieses muss aber in Wirklichkeit existieren, denn würde es das nicht könnte man die Existenz in der Wirklichkeit hinzufügen und es wäre dann größer. Das wäre aber ein Widerspruch, dass nichts größeres als es gedacht werden kann. Also muss es das Größte in Wirklichkeit geben. Um dieses Argument anschaulicher zu machen wurde es formalisiert:

• mit der Prädikatenlogik 1. Stufe:

¬∃xGxg → Rg

es gibt nichts größer Gott => Gott existiert

Diese Herleitung funktioniert leider nicht, da statt g (Gott) alles andere auch eingesetzt werden kann. Für einen gültigen Beweis braucht man noch zusätzliche Prämissen die wir aber nicht haben. So kommen wir zur:

• Prädikatenlogik 2. Stufe

¬∃F¬Fg → Rg

Es gibt keine Eigenschaft die Gott nicht hat(=Gott hat alle Eigenschaften) => Gott existiert, denn er hat auch die Eigenschaft zu existieren

Dieser Schluss ist zwar logisch gültig, ergibt sich aber aus der Definition Gottes. Zudem ist die Prädikatenlogik 2. Stufe unbefriedigend für die Logik.

Danach wurden die Probleme des Gottesbeweises durchleuchtet:

1. Ein Beweis ist ein Beweis im Rahmen einer Theorie Hier wurde besprochen, ob man für einen gültigen Beweis eine Theorie braucht, oder ob es alternative Formen der Einsicht wie zb. eine intuitive Einsicht gibt. In unserem Beispiel wäre zb. ein Wunder ein Ereignis, welches unmittelbar und einleuchtend von der Existenz Gottes überzeugt. Früher wurde alles (zb. Natur) als Wunder betrachtet. Im Mittelalter wurden die Ereignisse in 3 Gruppen geteilt: natürliche, außernatürliche (zuwider Üblichkeiten der Natur) und übernatürliche (von Gott, Engel, …). Später wurde die außernatürliche Kategorie von Francis Bacon mit dem Argument widerlegt, dass wenn wir auf etwas treffen, was nicht in unsere Gesetze passt, das Gesetz angepasst werden muss. Im 17/18 Jahrhundert wurde auch noch unterschieden, ob das Wunder von Gott oder vom Teufel stammt. Später wurde auch versucht das Menschenwerk aus den Wundern herauszufiltern. Dazu wurde festgelegt, dass wenn das Wunder mit der Bibel (bzw. katholische Lehre) übereinstimmt, es von Gott ist. Hier ergibt sich das Problem, dass die katholische Meinung bestimmt was Wunder sind.

2. Was ist Existenz? Existenz ist logisch gesehen kein Prädikat sondern ein Quantor. Auch Kant bemerkte, dass es nichts an der Sache ändert, wenn man existenz dazu sagt. Ein weiteres Problem ist wie man die Existenz von etwas „rechnerisch“ hervorbringen kann. Hier bietet sich ein Vergleich mit der Physik an, in der Wissenschaftler, ausgehend von der Existenz anderer Teilchen, auf neue Teilchen schließen. Bleibt nur die Frage von welchem Ausgangspunkt aus der Gottesbeweis ansetzen soll?

3. Totalitäten Hier wurde auf die Schwierigkeit hingewiesen Gesamtheiten und unendliche Dinge (zb. Gott) zusammenzufügen.

4. Indirekter Beweis In einem indirekten Beweis wird das Gegenteil angenommen und auf einen Widerspruch geführt. Diese Art der Beweisführung bereitet uns insbesondere im Zusammenhang mit einem Existenzbeweis ein Problem. Hierzu ein Bsp.: Ich will die Existenz einer Zahl indirekt beweisen. Ich nehme an es gibt keine Zahl mit der Eigenschaft und führe diese Annahme auf einen Widerspruch =>die Zahl muss es geben Aber: ich weiß aus diesem Beweis nur, dass es die Zahl geben muss, weiß aber keine Eigenschaften über sie. Vielen Logikern ist diese Art der Existenz zu schwach.

5. deduktive/induktive Beweise deduktive Beweise: aus gegebenen Annahmen folgt etwas induktive Beweise: ich finde möglichst viele Indizien die nachweisen, dass etwas so ist Anselm hat sehr viele induktive Beweise für die Existenz Gottes gefunden, wollte es aber auch deduktiv beweisen (mit zwingenden Argumenten).

6. Logisches Beweisen als ars inveniendi? Schon Frege hat in Frage gestellt, ob man mit der Logik etwas Neues herausfinden kann, oder ob sie nur aufzeigt was man schon immer gewusst hat (vgl. Syllogismus). Genau das versucht aber Anselm mit seinem Gottesbeweis.

7. Ästhetische Aspekte In der Logik darf auch die Ästhetik nicht vergessen werden. Anselm wollte einen „schönen“ bzw. effizienten Gottesbeweis liefern.

Am Ende der Vorlesung wurden noch einmal die verschiedenen Absichten hinter den Gottesbeweisen hervorgehoben (früher: Existenz beweisen; heute: angewandte Logik). Darüberhinaus stellte MMag. DDr. Ramharter noch die These auf, dass das Interesse an Beweisen, bei denen man das was sie beweisen für sicher falsch hält ein sehr junges Phänomen ist.


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