Protokolle - MuD09 - Gruppe4 - 28.10.

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Tekook, Frederick

In der zweiten Ringvorlesung knöpft Professor Gotz an die Inhalte der Letzten, die er zu Anfang zusammengefasst wiederholt, an. In der letzten Stunde befasste er sich mit der Frage, wie Reflektion und Denken zustande kommen, siehe dazu die Protokolle der vergangenen Woche.

In dieser Vorlesung ging es Professor Gotz darum, zu beleuchten, wie es nun von einem Gedanken zu einer Handlung kommt.

Den ersten Anstoß zum Handeln gibt uns unser Körper, da er gewissen Trieben unterliegt, die es zu erfüllen gilt. Um sie erfüllen zu können, bedürfen wir der Natur, die uns mit allem Nötigen versorgen kann, die jedoch ihrerseits auch zu einer Gefahr werden kann. Erkennen wir beispielsweise eine Bedrohung, werden wir unmittelbar reagieren.

Die Natur ihrerseits entzieht sich unserer Reflektion aber nicht, wir können also unsere Triebe und die Natur in einen Zusammenhang bringen, wodurch wir unsere Triebe, und später auch uns selbst in unserer Gänze, relativieren. Das heißt, wir können uns selbst durch Reflektion im Hier und Jetzt relativieren. Deshalb aber nehmen die Triebe für uns an unmittelbarer Bedeutung ab; wir können also darüber nachdenken, wie, wo, wann und so weiter wir unsere Triebe am günstigsten befriedigen. Durch diese Überlegungen ergeben sich unsere mehrere Möglichkeiten, wir brauchen also nicht mehr spontan zu sein, können bedacht handeln und aus unseren Möglichkeiten eine auswählen. Durch diese Vielfalt an Möglichkeiten und dadurch, dass wir darüber nachdenken bedingen sich gewisse Ansprüche, die ihrerseits jedoch auch wieder bedacht und reflektiert werden können.

Wie aber kommt es nun zu einer Handlung? Durch Denken und Reflektieren bemühen wir uns nun, aus den uns gebotenen Möglichkeiten die ideale herauszufinden, wir bewerten Handlungen und Mittel nach ihrem Zweck. Somit wird der Zweck zum Handlungsgrund erhoben. Jedoch stößt unsere Reflektion nun erneut auf eine Vielfalt von Zwecken. Sei es auch auf einer höheren Reflektionsebene, die Vielfalt an Zwecken bedeutet doch, dass jeder einzelne Zweck auch wieder eine Möglichkeit, also nicht zwingend notwendig, ist. Also können wir auch die Zwecke reflektieren und bedenken. Professor Gotz beschrieb den Zweck als die „die Metaebene zu Handlung, die aber im Medium der Möglichkeit enthalten ist“ (frei zitiert). Natürlich können wir die Zwecke noch weiter reflektieren, aber die Reflektion wird nie zu einem Ergebnis kommen, sondern uns immer nur noch mehr Möglichkeiten aufweisen, sie ist also unendlich. Wir handeln also nicht aus der Reflektion heraus. Dennoch aber handeln wir.

Der Grund dazu ist, dass es die Wirklichkeit als Maßstab gibt. Wir können also unser ICH als Wert und als Handlungsgrund nehmen. Unser ICH ist in sich differenziert, es ist sich selbst über-, und gleichzeitig unterlegen. Es unterliegt nämlich auf der einen Seite den unmittelbaren Trieben, die wir erfüllen müssen, auf der anderen Seite aber sind wir zu Reflektion und zum Denken befähigt. Eine Spannung, eine radikale Differenz, ist die Folge daraus. Unmittelbarkeit und Reflexion scheinen unvereinbar.

Professor Gotz führt an dieser Stelle theoretisch aus, wohin eine dieser beiden Seiten, als absolut gesetzt, führen würden und beginnt mit der Unmittelbarkeit. Wenn die Unmittelbarkeit Zweck, also Handlungsgrund, ist, strebt jedes ICH nach einem Maximum an Lust und einem Minimum an Unlust. Das heißt, die Reflektion muss zum mittelbaren Zweck werden, nur der optimalen Befriedigung der Triebe dienen. Man spricht in diesem Falle von Egoismus. Beiläufig erwähnt Professor Gotz eine Folgerung aus dem bis jetzt Vorgetragenen, nämlich, dass es Egoismus nur beim Menschen, nämlich ob seiner Fähigkeit zur Reflektion, geben kann. Der Egoist erhebt sein Ich zum Zweck, seine Umwelt dient ihm als Mittel, es vereinzelt sich also wieder aus dem Gesamtzusammenhang der Natur. Dadurch eribt sich dem ICH in der Vielfalt der gegebenen Möglichkeiten ein Ziel, und wenn nicht ein konkretes Ziel, dann doch zumindest eine Richtung. Das ICH versinkt also nicht mehr in neutraler und unendlicher Reflektion. Das ICH wird den Egoismus allerdings reflektieren. Egoismus wird von der Außenwelt weithin abgelehnt, auf die das ICH jedoch angewiesen ist. Das egoistische Ich, das ein Höchstmaß an Lust anstrebt, wird sich selbst folglich zurücknehmen (Zurückhaltung), um seinen Egoismus zu überdecken und die anderen ICHs und seine Umwelt besser für sich nutzen zu können, also die eigene Lust zu steigern. Auf diese Weise bleibt das egoistisch denkende ICH sich selbst Handlungszweck; aber dadurch, dass es sich (scheinbar) zurücknehmen muss, erhebt es jedoch auch sich selbst, seinen Körper, zum Mittel. Das heißt, dass der Körper beansprucht wird, also trotz möglicher Pflege verschleißt, was natürlich der Lustgewinnung im Wege steht. Der Egoismus geht also mit einer ihm immanenten Problematik einher, die sich der Reflektion nicht entzieht. Professor Gotz bewertete den Egoismus als „absurd“. Er ist also somit nicht perfekt, weshalb er nicht der Zweck schlechthin sein kann.

Man kann nun also an die Stelle des Egoismus ein allgemeines Weltbild, eine Ideologie setzen, an die Stelle der Unmittelbarkeit das Denken. Die der Ideologie immanente Schwäche ist, dass sie gewisse Axiome (voraus) setzt, die man nicht erklären kann, sondern die ein jedes ICH glauben muss. Das gestaltet sich dann nicht schwer, wenn sich diese Lücken mit der Realität des ICHs decken, weil das ICH sie dann emotional stopfen kann. Jedoch resultiert aus dieser Schwäche, dass auch eine Ideologie nicht perfekt bzw. absolut ist, was wiederum bedeutet, dass auch eine Ideologie bzw. der Egoismus nur Möglichkeiten sind.

Da wir jedoch darum wissen, könnten wir möglicherweise über dem Problem stehen. Somit bestünde die Möglichkeit, dass Wissen an sich unser höchster Grund ist. Wissen aber wird uns erst durch Denken klar und dem Denken sind, das geht aus der vergangenen Argumentation hervor, Grenzen gesetzt. Es relativiert alle Zwecke und findet kein oberstes Ziel. Wir haben also noch keinen Handlungsgrund.

Dennoch aber handeln wir. Es muss also ein weiteres Moment geben, wir scheinen nicht ausschließlich auf Unmittelbarkeit oder Reflektion beschränkt zu sein. Diese höhere Instanz ist unser Wille, der über unser Denken herrscht und sich über die Risiken der Zwecke, nämlich womöglich den falschen zu wählen, hinweg setzt und uns ein Ziel setzt. Natürlich kann dieses Ziel auch falsch sein, aber der Wille beendet unsere Reflektion und ermöglicht uns das Handeln; er ist also unser Handlungsprinzip (nicht Handlungsgrund) und setzt sich als solcher über unsere Reflektion und unsere Unmittelbarkeit hinweg.

Und dennoch verfügt der Wille über eine gewisse Eigen-Reflektion. Professor Gotz beschrieb ihn als „individiduelle Kraft, die zwei Seiten vereint, eine Brücke zwischen ihnen schlägt“ (frei zitiert). Der Wille bewertet die zur Auswahl stehenden Möglichkeiten und Zwecke und selektiert sie. Das heißt natürlich auch, dass er ein jedes ICH einschränkt, aber damit können wir in der Regel leben, da uns ja unser Wille, also wir uns selbst, eingeschränkt hat, immerhin bringt der Wille Ordnung in diese Vielfalt Möglichkeiten.

Über die Beschaffenheit des Willens lässt sich mit Sicherheit sagen, dass der Wille entweder eine Kraft ist oder diese von einer noch höheren Instanz bezieht. Nun ergibt sich die Frage, woran sich der Wille orientieren kann bzw. soll, wie wir also handeln sollen. Gotz bezeichnet dies als „philosophische Frage“. Natürlich kann sich der Wille an sich selbst beziehen, sich also selbst absolut setzen. Dem widerspricht allerdings die Tatsache, dass er nicht sein eigenes Produkt ist, sondern erst aus der radikalen Differenz aus Reflektion und Trieb entspringt und diese Wirklichkeit nicht selbst herstellen kann. Also hat auch der Wille Grenzen und kann somit kein Selbstgrund sein, was bedeutet, dass dieser absolute Grund noch über ihm liegen muss.

Am Ende haben wir also keine Sicherheit. Diese Ebene, die alles mit einschließen und absolut sein muss, zu finden, so Gotz, sei Aufgabe der Philosophie.

Ganz am Ende seines Gedankenganges erklärt Professor Gotz den Anwesenden, er habe sie nun in diese „geheimnisvolle Burg“ (eine Anspielung auf einen zum Beginn der vorher gegangen Vorlesung gezogenen Vergleich) geführt und ihnen gezeigt, wie die Philosphie vorgehen müsse, nämlich systematisch, nachvollziehbar, absolut begründend und keinesfalls willkürlich. Die Spannung im Hörsaal lockert sich und Professor Gotz warnt die Zuhörerschaft, die natürlich primär aus erstsemestrigen Philosophie Studenten besteht, abschließend, nun aber nicht die Realität aus den Augen zu verlieren, sie seien noch lange keine ausgereiften Philosophen, sondern hätten lediglich erste Gehversuche in der Philosophie unternommen.

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