Protokolle - MuD09 - Gruppe4 - 27.01.: Unterschied zwischen den Versionen

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Zum Schluss der Vorlesung wurde daraus folgend der Unterschied zwischen Rechenzeichen und Zeichnung behandelt. Natürlich kann ein Unterschied zwischen diesen beiden Formen der Schriftlichkeit negiert werden. Und damit waren wir bei der philosophischen Frage nach der Beziehung zwischen Sprache und Zeichen angekommen, mit welcher Dr Heinrich die Vorlesung beschloss.
 
Zum Schluss der Vorlesung wurde daraus folgend der Unterschied zwischen Rechenzeichen und Zeichnung behandelt. Natürlich kann ein Unterschied zwischen diesen beiden Formen der Schriftlichkeit negiert werden. Und damit waren wir bei der philosophischen Frage nach der Beziehung zwischen Sprache und Zeichen angekommen, mit welcher Dr Heinrich die Vorlesung beschloss.
  
==Nachname, Vorname==
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==Sellner, Martin==
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Prof Heinrich, der sich uns als der Verantwortliche des Philosophie Studienplans- sehr locker und kollegial vorstellte ließ erst nach einigen Minuten den Themenkreis seiner Vorlesung druchblicken- man wusste eine zeitlang nicht in welche Richtung sie sich entwickeln würde, doch erstmal in seinem Element wurde ein sehr interessante Stunde daraus, die den, bei der Interpretation moderner Kunst üblichen, „Aha- Effekt“,  „so kann man das ja auch sehen“ nicht vermissen ließ. Letztlich ging es hpts um Aspekte der Philosophie Wittgensteins, der Beziehung zwischen Denken (hier Rechnen) und Welt, Innen und außen, Kunst und Mathemathik, Sprache und Bild beschrieben anhand einer Radierung von Paul Klee, eine deutsch/schweizerischem Grafiker des Expressionismus, Konstruktivismus, Kubismus und dem Surrealismus.
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Prof Heinrich ernwähnte zuerst den Zusammenhang zwischen Philosophie und anderen Disziplinen, insbesondere der Ästethik und Kunst, um dann jäh und unvermittelt zu eröffnen anhand eines kasuistischen Beispiels, einer Erfahrung aus seinem Leben die Vorlesung bestreiten zu wollen- Keine Theorie also. Als Beweis warf er sogleich ein Bild auf die Leinwand, eben diese Radierung, von Paul Klee mit dem klingenden Namen: „Rechnender Greis“. Biographisches zu Klees Leben will ich unberührt lassen.
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Ganz so „enttheoretisiert“ wurde es beileibe doch nicht, doch der regelmäßige Bezug auf das Bild, als Fallbeispiel lockerte die VL deutlich auf.
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Für alle die nicht dabei waren oder ein schlechtes graphisches Gedächtnis haben: http://www.nationalgalleries.org/collection/online_az/4:322/result/0/16185?initial=K&artistId=3785&artistName=Paul%20Klee&submit=1
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Erst ging Prof Heinrich, mit Elan an die bloße Analyse der Graphik und machte uns hier mit Grundzügen von Klees Stilmitteln bekannt. Drei Köpfe, so der Vortragende seien warhnehmbar- ein Maximalkopf der alle beinhaltet und den man in einen zweiten Profil-Kopf und den dabei zurückbleibenen Restkopf teilen kann.
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Als Trennlinie fungiert hier die scharf Gezeichnete Profillinie über die Stirn durch die Augen, der Nase über den zahnlosen Mund bis hin zu einem spitzen Kinn. Schnittstelle zwischen 1. und 2. Kopf ist der Mund der ambivalent, entweder als Seitenprofil oder Frontansicht gesehen werden kann (man kennt diese Technik von Picasso)
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Während Heinrich den 2. Profilkopf als, individuellen, schärferen sah, bezeichnete er den Maximalkopf als konzipiantisch und relativ amorph.
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Des weiteren wurden die Hände des Greises einer Analyse unterzogen.
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9 klauenartige, ineinander verhakte Finger ranken sich um zwei rechte(!) Hände denen sie nicht klar zuzuordnen sind. Laokoon hätte seine Freude gehabt (oder auch nicht wenn man die Geschichte kennt ;). Hier, so Heinrich; haben wir ein klassisches sprachliches Bild in einem echten Bild eingewoben- das Rechnen mit den Händen.
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Nun führte uns Prof. Heinrich in die Denk und Arbeitsweise Klees ein- Dieser hatte, ausgehen von einer Ägyptenreise eine Vorliebe für wagrechte, paralelle Striche entwickelt und diese auch in diesem Werk, scheinbar zufällig über das Bild verteilt.
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Diese so der Professor, stellen individuelle Ryhtmen dar, die endlich teilbar,  dem Bild eine tiefere Bedeutung geben.
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Den individuellen Rhytmen werdend die primitiven entgegengestellt, die, ewig Teilbar in der Ornamentik Gebrauch finden (ich fasse die runden Linien in dem Bild als solche auf, lasse mich aber gerne eines besseren belehren).
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Die Linien sind also, je nach Häufung, Indizien für eine stärkere Betonung einzelner Bildbereiche. Ihr Fehlen, so Klee, sei eine „negative Individulität. Nach diesem theorethischen Exkurs kehrten wir gleich zur Praxis und zum Bild zurück.
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Hier erkannte wird, dass innerhalb des Kopfes, insebsonderer des schärfer definierten Profilkopfes viel weniger Linien vorhanden waren als rund um die Hände.
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Der Kopf war „leer“ oder besser, voll „negativer Individualität“ um Klees Diktion zu gebrauchen.
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Wo, also, so wandte sich Prof. Heinrich an den die Studenten, rechnet dieser Greis denn nun?
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Der Kopf ist leer, er hat also ein  begrenztes Erinnnerungsvermögen. Die Hände sind, verkrampft, einander fremd und scheinbar gar nicht zum Körper gehörend. Warum der Titel?
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Er schloss diesen Gedanken damit, dass hier wohl nur ein fehlgeschlagener Versuch des Rechnens dargestellt wäre. Nicht nur dass der Greis keine Erinnerung mehr hat, was Rechnen als Ganzes ist. Rechnen hat nämlich in sich selbst einen Erinnerungsfaktor- ohne Erinnerungsvermögen ist es nicht möglich (man kann keine Zhalen in Bezug setzen wen man sie nicht behält). Es braucht letztlich einen Bezug zu etwas bleibenden Statischem, auch ein PC braucht eine Festplatte.
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Hier kam auch Wittgenstein ins Spiel, der Kopfrechnen als "ein die 'innerer Vorgang'-Auffassung scheinbar stützendes Phänomen", bezeichnete.
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WIttgenstein war der Meinung, dass ein innerer Vorgang um bestimmbar zu sein äußeren Niederschlag bräuchte; so im Tractatus:
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§ 580 "Ein `innerer` Vorgang bedarf äußerer Kriterien" - nicht für seine Existenz, doch für seine Bestimmtheit oder besser: als bestimmter;
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(Er verglich das mit der mangelnden Legitimiät "geistig" in einem Wörterbuch nachzuschlagen nachzuschlagen, oder mit dem Kaufen und Lesen mehrmals derselben Tageszeitung um ihre Wahrheit zu überprüfen.)
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Dieses nach Außen-Treten des Rechenprozesses, geschieht leztlich durch aussprechen und festhalten der Rechnung und ist hier nicht gegeben. Die Finger, so der Professoer, müssten einen Stift halten und etwas zu Papier bringen. Die Hand stellt an sich nur ein Semi-Außen dar, da sie mit dem Kopf direkt nervlich verbunden ist.  Das Berühen des Kinns mit dem kleinen Fingers kann einen Kurzschluss in diesem System darstellen.
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Das Bild so schloss Heinrich zeige uns also eigentlich einen Fehlschlag-, der in Diskrepanz, zwischen Titel und Darstellung zu finden ist. Das was dem Greis nicht gelingt- seinen Rechenversuch nach Außen zu bringen, liegt aber als Bild uns vor. Doch damit würde eigentlich nur das Scheitern Klees beim Versuch, Mathemathik bildnerisch darzustellen, übertüncht, führte der Professor seine Interpretation an die Spitze, beendete seinen Vortrag und trat ab.
  
 
==Nachname, Vorname==
 
==Nachname, Vorname==

Version vom 22. Januar 2010, 12:49 Uhr

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Schindlbauer, Julia

Da es am Institut für Philosophie in Wien einige Spezialisten für Kunstphilosophie gibt, hielt es Dr. Heinrich für angebracht diesem Thema seine Einheit zu widmen. Thema der Vorlesung war eine Radierung von Paul Klee aus dem Jahr 1929 mit Namen „rechnender Greis“ Es ist eine Radierung aus seiner Zeit als Lehrer am Bauhaus, welche die Maße 30x23 cm hat und von der es 100-150 Originaldrucke gibt, welche um einen Preis von ungefähr 20 000$ zu erstehen sind. Die Radierung entstand im Anschluss an eine wichtige Reise nach Ägypten welche er zum Jahreswechsel 1928/29 unternahm. Weitere Werke aus dieser Periode sind „Abend in Ägypten“, „Gestrüpp“, „Kopf eines alten Mannes“, Angelus Novus“, und „Schellenengel“. Charakteristisch für diese Phase sind besonders die Querstreifen welche das Bild komponieren. Letzteres umfasst eine ähnliche Thematik wie „rechnender Greis“: den Kopf im Kopf. Auf dem Druck sind 3 verschiedene Köpfe erkennbar: Der erste, ist der umfassendste Kopf, er ist im Halbprofil abgebildet und wendet seinen Kopf und Blick nach links aus dem Bild hinaus. Der zweite ist nur im Profil zu erkennen und könnte durchaus eigenständig existieren. Wenn man diesen zweiten Kopf als eigenständigen betrachte, kann man links davon einen dritten erkennen, eine Art Schatten ohne Oberkörper welcher dem Profil über die Schulter schaut. Der zweite Kopf, also das Profil, ist wesentlich schärfer, aggressiver als der dritte welcher hinter ihm hervor blickt. Natürlich ist man nicht gezwungen verschiedene Köpfe zu sehen, die beiden letzteren können auch als 2 Seiten eines eigenen Kopfes, eines gesamten Kopfes, des ersten Kopfes gelten. Mittelpunkt der Vorlesung war der zweite Kopf, das Profil, welcher als leer bezeichnet werden kann. Er hebt sich von seiner Umgebung durch negative Individualität ab, das heißt durch Mangel an Linien, bzw Streifen. Das Individuum wird also durch das Nichtvorhandensein dieser Linien konstituiert. Rechnender Greis ist der Titel der Radierung, der innere Kopf ist allerdings leer, nun stellt sich die Frage ob dieser wirklich rechnet. Die Finger/Hände welche dunkler und kräftiger dargestellt sind, deuten schon eher daraufhin. Dr. Heinrich macht einen kurzen Exkurs zum Thema des sprachlichen Bildes. Beim Thema Sprache ist man es gewöhnt von sprachlichen Bildern zu sprechen, doch das Phänomen ist auch umgekehrt möglich. Manchmal verbirgt sich in einem Bild ein sprachliches Bild. Das sprachliche Bild das in dieser Radierung hervorgehoben ist bezieht sich auf die Hände welche den Kopf einerseits stützen, und andererseits beim Rechnen unterstützen. Nun wird also das Augenmerk auf die Hände und Fingern gelegt. Sie haben eine eher merkwürdige Form, sie sehen eigentlich auch nicht aus als würden sie rechnen oder zählen. Sie sind klauenartig, verschränkt und verhakt dargestellt. Der Daumen der hinteren Hand greift in die Beuge der vorderen Hand, die Finger der hinteren krümmen sich über die Vorderen, der kleine Finger der vorderen Hand biegt sich unnatürlich in die entgegen gesetzte Richtung. Sie sehen eher aus als würden sie zwicken oder haken. Bei genauerer Betrachtung erkennt man dass die vordere hand, welche aus der Haltung der Person schließend die linke sein müsste, auch eine rechte Hand ist. Der Greis hat also zwei rechte Hände. Zurück zur Frage wer in diesem Bild rechnet, der Kopf eher nicht weil er leer aussieht, die Hände auch nicht weil sie verschränkt aussehen. Es wäre allerdings absurd zu sagen Klee habe das Bild so benannt obwohl darin gar niemand rechnet. Es ist also möglich dass sehr wohl gerechnet wird, zumindest der Versuch besteht, das Rechnen aber als Problem dargestellt wird. Es wird ein Unterschied sichtbar zwischen rechnen mit dem Kopf und rechnen mit den Fingern. Zwei Arten einer Aktivität, der Unterschied wird eigentlich in der Sprache gemacht, nicht in de Aktivität selbst. Es ist ein Unterscheid zwischen zwei sprachlichen Bildern, welcher sich auf Indizien beziehen, aber keine realen Unterschiede aufweisen. Der Unterschied Kopf - Hand, bezieht sich auf den Unterschied Innen - Außen. Wittgenstein hat sich explizit mit dem Problem des Kopfrechnens auseinander gesetzt. Er stellt sich die Frage ob es denkbar ist mit dem Kopf rechnen zu lernen ohne das jemals schriftlich oder mündlich getan zu haben. Er bringt das Beispiel dass lernen ja nur bedeutet am Ende etwas zu können, und so kann man, wenn man über einen gewissen Zeitraum einer Person beim Vollzug einer Rechnung zusieht, am Ende die Rechnung sicherlich wiederholen, ohne das ein Gespräch stattgefunden hat oder ohne dass man dabei etwas aufgeschrieben hat. Die Frage ob das selbe auch bei einer ganzen Gesellschaft möglich sei , lässt er allerdings unbeantwortet. Ist rechnen im Kopf unwirklicher als rechnen mit Papier und Stift? Die allgemeine Auffassung ist so, aber stimmt das? Wittgenstein weist hier auf eine falsche Auffassung von Schrift bzw Sprache hin. Kann man sich Kopfrechnen vorstellen? Kann man überhaupt im Kopf etwas tun was man sich nicht vorstellen kann? Nach Wittgenstein stellt man sich auch beim multiplizieren etwas Bildliches vor. Man bezieht sich also auf das schriftliche Vorhandensein dieser Rechnung. Man kann also im Kopf nichts tun ohne sich dabei etwas Wahrnehmbares vorzustellen. Zurück zu unserem Greis: es ist möglich dass er wegen seinem Alter Probleme beim rechnen hat, denn wenn er vergessen hat wie man rechnet, bzw überhaupt Erinnerungsprobleme hat, ist es unmöglich für ihn zu rechnen. Zum rechnen wird Erinnerungsvermögen benötigt. Man muss sich nicht an eine bestimmte Rechnung erinnern können, man muss aber während der Rechnung sich erinnern können. Vergisst man zum Beispiel die erste Zahl in einer Addition, so wird man nicht addieren können. Im Rechnen ist also die Erinnerung daran vorausgesetzt. Ein Beispiel: Eine Tabelle in unserem Kopf, ein Wörterbuch, ist eine Tabelle durch die sich die Behauptung ein Wort x ist ein Wort y rechtfertigt. Ist es allerdings auch eine Rechtfertigung wenn ich mir die Tabelle nur ins Gedächtnis rufe? Für Wittgenstein wäre dies ähnlich wie wenn man mehrere Exemplare einer Zeitung kauft um heraus zu finden ob sie die Wahrheit schreibt. Und doch sieht er Kopfrechnen als einzigen legitimen Fall, die Vorstellung so zu verwenden. Der Greis in Klees Radierung hat diesen äußeren Halt den man zum Rechnen braucht, auf den sich die Vorstellung bezieht nicht, die Leere in seinem Kopf wird als Erinnerungslosigkeit gedeutet. Auch seine Hände halten keinen Stift, das heißt er schreibt keine Rechnung auf, ihm fehlt eben das Blatt Papier dass wir in den Händen halten wenn wir diese Radierung betrachten. Der Greis hat also keine Möglichkeit eine Rechnung auf zu schreiben, in Zeichen auf ein Blatt zu bringen. Zum Schluss der Vorlesung wurde daraus folgend der Unterschied zwischen Rechenzeichen und Zeichnung behandelt. Natürlich kann ein Unterschied zwischen diesen beiden Formen der Schriftlichkeit negiert werden. Und damit waren wir bei der philosophischen Frage nach der Beziehung zwischen Sprache und Zeichen angekommen, mit welcher Dr Heinrich die Vorlesung beschloss.

Sellner, Martin

Prof Heinrich, der sich uns als der Verantwortliche des Philosophie Studienplans- sehr locker und kollegial vorstellte ließ erst nach einigen Minuten den Themenkreis seiner Vorlesung druchblicken- man wusste eine zeitlang nicht in welche Richtung sie sich entwickeln würde, doch erstmal in seinem Element wurde ein sehr interessante Stunde daraus, die den, bei der Interpretation moderner Kunst üblichen, „Aha- Effekt“, „so kann man das ja auch sehen“ nicht vermissen ließ. Letztlich ging es hpts um Aspekte der Philosophie Wittgensteins, der Beziehung zwischen Denken (hier Rechnen) und Welt, Innen und außen, Kunst und Mathemathik, Sprache und Bild beschrieben anhand einer Radierung von Paul Klee, eine deutsch/schweizerischem Grafiker des Expressionismus, Konstruktivismus, Kubismus und dem Surrealismus.

Prof Heinrich ernwähnte zuerst den Zusammenhang zwischen Philosophie und anderen Disziplinen, insbesondere der Ästethik und Kunst, um dann jäh und unvermittelt zu eröffnen anhand eines kasuistischen Beispiels, einer Erfahrung aus seinem Leben die Vorlesung bestreiten zu wollen- Keine Theorie also. Als Beweis warf er sogleich ein Bild auf die Leinwand, eben diese Radierung, von Paul Klee mit dem klingenden Namen: „Rechnender Greis“. Biographisches zu Klees Leben will ich unberührt lassen.

Ganz so „enttheoretisiert“ wurde es beileibe doch nicht, doch der regelmäßige Bezug auf das Bild, als Fallbeispiel lockerte die VL deutlich auf.

Für alle die nicht dabei waren oder ein schlechtes graphisches Gedächtnis haben: http://www.nationalgalleries.org/collection/online_az/4:322/result/0/16185?initial=K&artistId=3785&artistName=Paul%20Klee&submit=1

Erst ging Prof Heinrich, mit Elan an die bloße Analyse der Graphik und machte uns hier mit Grundzügen von Klees Stilmitteln bekannt. Drei Köpfe, so der Vortragende seien warhnehmbar- ein Maximalkopf der alle beinhaltet und den man in einen zweiten Profil-Kopf und den dabei zurückbleibenen Restkopf teilen kann. Als Trennlinie fungiert hier die scharf Gezeichnete Profillinie über die Stirn durch die Augen, der Nase über den zahnlosen Mund bis hin zu einem spitzen Kinn. Schnittstelle zwischen 1. und 2. Kopf ist der Mund der ambivalent, entweder als Seitenprofil oder Frontansicht gesehen werden kann (man kennt diese Technik von Picasso) Während Heinrich den 2. Profilkopf als, individuellen, schärferen sah, bezeichnete er den Maximalkopf als konzipiantisch und relativ amorph. Des weiteren wurden die Hände des Greises einer Analyse unterzogen. 9 klauenartige, ineinander verhakte Finger ranken sich um zwei rechte(!) Hände denen sie nicht klar zuzuordnen sind. Laokoon hätte seine Freude gehabt (oder auch nicht wenn man die Geschichte kennt ;). Hier, so Heinrich; haben wir ein klassisches sprachliches Bild in einem echten Bild eingewoben- das Rechnen mit den Händen. Nun führte uns Prof. Heinrich in die Denk und Arbeitsweise Klees ein- Dieser hatte, ausgehen von einer Ägyptenreise eine Vorliebe für wagrechte, paralelle Striche entwickelt und diese auch in diesem Werk, scheinbar zufällig über das Bild verteilt. Diese so der Professor, stellen individuelle Ryhtmen dar, die endlich teilbar, dem Bild eine tiefere Bedeutung geben. Den individuellen Rhytmen werdend die primitiven entgegengestellt, die, ewig Teilbar in der Ornamentik Gebrauch finden (ich fasse die runden Linien in dem Bild als solche auf, lasse mich aber gerne eines besseren belehren). Die Linien sind also, je nach Häufung, Indizien für eine stärkere Betonung einzelner Bildbereiche. Ihr Fehlen, so Klee, sei eine „negative Individulität. Nach diesem theorethischen Exkurs kehrten wir gleich zur Praxis und zum Bild zurück.

Hier erkannte wird, dass innerhalb des Kopfes, insebsonderer des schärfer definierten Profilkopfes viel weniger Linien vorhanden waren als rund um die Hände. Der Kopf war „leer“ oder besser, voll „negativer Individualität“ um Klees Diktion zu gebrauchen. Wo, also, so wandte sich Prof. Heinrich an den die Studenten, rechnet dieser Greis denn nun? Der Kopf ist leer, er hat also ein begrenztes Erinnnerungsvermögen. Die Hände sind, verkrampft, einander fremd und scheinbar gar nicht zum Körper gehörend. Warum der Titel?

Er schloss diesen Gedanken damit, dass hier wohl nur ein fehlgeschlagener Versuch des Rechnens dargestellt wäre. Nicht nur dass der Greis keine Erinnerung mehr hat, was Rechnen als Ganzes ist. Rechnen hat nämlich in sich selbst einen Erinnerungsfaktor- ohne Erinnerungsvermögen ist es nicht möglich (man kann keine Zhalen in Bezug setzen wen man sie nicht behält). Es braucht letztlich einen Bezug zu etwas bleibenden Statischem, auch ein PC braucht eine Festplatte.

Hier kam auch Wittgenstein ins Spiel, der Kopfrechnen als "ein die 'innerer Vorgang'-Auffassung scheinbar stützendes Phänomen", bezeichnete. WIttgenstein war der Meinung, dass ein innerer Vorgang um bestimmbar zu sein äußeren Niederschlag bräuchte; so im Tractatus: § 580 "Ein `innerer` Vorgang bedarf äußerer Kriterien" - nicht für seine Existenz, doch für seine Bestimmtheit oder besser: als bestimmter;

(Er verglich das mit der mangelnden Legitimiät "geistig" in einem Wörterbuch nachzuschlagen nachzuschlagen, oder mit dem Kaufen und Lesen mehrmals derselben Tageszeitung um ihre Wahrheit zu überprüfen.)

Dieses nach Außen-Treten des Rechenprozesses, geschieht leztlich durch aussprechen und festhalten der Rechnung und ist hier nicht gegeben. Die Finger, so der Professoer, müssten einen Stift halten und etwas zu Papier bringen. Die Hand stellt an sich nur ein Semi-Außen dar, da sie mit dem Kopf direkt nervlich verbunden ist. Das Berühen des Kinns mit dem kleinen Fingers kann einen Kurzschluss in diesem System darstellen.

Das Bild so schloss Heinrich zeige uns also eigentlich einen Fehlschlag-, der in Diskrepanz, zwischen Titel und Darstellung zu finden ist. Das was dem Greis nicht gelingt- seinen Rechenversuch nach Außen zu bringen, liegt aber als Bild uns vor. Doch damit würde eigentlich nur das Scheitern Klees beim Versuch, Mathemathik bildnerisch darzustellen, übertüncht, führte der Professor seine Interpretation an die Spitze, beendete seinen Vortrag und trat ab.

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