Protokolle - MuD09 - Gruppe4 - 27.01.: Unterschied zwischen den Versionen

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(Gaderer, Sarah)
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Er wollte zog anhand des Bildes „Der rechnende Greis“  von Paul Klee Schlüsse und entwarf Theorien über das Verhältnis von Mathematik und Kunst, oder eben diesem einen Bild, und näherte sich dadurch Schritt für Schritt auch philosophischen Fragen, die damit in Zusammenhang stehen an.  
 
Er wollte zog anhand des Bildes „Der rechnende Greis“  von Paul Klee Schlüsse und entwarf Theorien über das Verhältnis von Mathematik und Kunst, oder eben diesem einen Bild, und näherte sich dadurch Schritt für Schritt auch philosophischen Fragen, die damit in Zusammenhang stehen an.  
(Ein Link zum Bild ist in einem Protokoll weiter oben zu finden.)
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(Ein Link zum Bild ist in einem Protokoll weiter oben zu finden.)
  
 
Zu aller erst schien in dieser, 1929 entstandenen, Radierung die Tatsache, dass der Kopf des Geises, eindeutig mehrdeutig ist. Dies soll heißen, dass man in diesem einen Kopf, welchen man zu vernehmen glaubt, bei näherer Betrachtung mehrere erkennen kann.
 
Zu aller erst schien in dieser, 1929 entstandenen, Radierung die Tatsache, dass der Kopf des Geises, eindeutig mehrdeutig ist. Dies soll heißen, dass man in diesem einen Kopf, welchen man zu vernehmen glaubt, bei näherer Betrachtung mehrere erkennen kann.
Erster Kopf: Halbprofil und Kopf, den man auf den ersten Blick erkennen kann; diser ist durchzogen von vielen Querlinien, also „voll“
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-Erster Kopf: Halbprofil und Kopf, den man auf den ersten Blick erkennen kann; diser ist durchzogen von vielen Querlinien, also „voll“
Zweiter Kopf: Profil; dieser Kopf ist leerer als der erste (weniger horizontale Linien) und hat einen ernsten Gesichtsausdruck
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-Zweiter Kopf: Profil; dieser Kopf ist leerer als der erste (weniger horizontale Linien) und hat einen ernsten Gesichtsausdruck
Dritter Kopf: Der Rest, der vom Halbprofil übrig bleibt, wenn man Profil wegschneidet
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-Dritter Kopf: Der Rest, der vom Halbprofil übrig bleibt, wenn man Profil wegschneidet
 
In dieser kopflastigen Geschichte ist allerdings nicht klar ob diese Köpfe alle einen Besitzer haben und von verschiedenen Perspektiven dargestellt werden, oder ob dies verschiedene Köpfe sind. Entscheidend ist jedoch, dass der zweite Kopf, die Profildarstellung, die primäre Rolle in diesem Bild spielt. Der Kopf bekommt durch diese Leere nämlich eine Individualität die ihn hervorhebt, dies behandelt Klee auch in seinem Buch „Bildnerisches Denken“ und führt dazu „Der rechnende Greis“ als Beispiel an.  
 
In dieser kopflastigen Geschichte ist allerdings nicht klar ob diese Köpfe alle einen Besitzer haben und von verschiedenen Perspektiven dargestellt werden, oder ob dies verschiedene Köpfe sind. Entscheidend ist jedoch, dass der zweite Kopf, die Profildarstellung, die primäre Rolle in diesem Bild spielt. Der Kopf bekommt durch diese Leere nämlich eine Individualität die ihn hervorhebt, dies behandelt Klee auch in seinem Buch „Bildnerisches Denken“ und führt dazu „Der rechnende Greis“ als Beispiel an.  
  
 
Um nun auf das Rechnen zu kommen, welches im Titel noch erwähnt wird, wurden uns folgende Punkte nahe gebracht:
 
Um nun auf das Rechnen zu kommen, welches im Titel noch erwähnt wird, wurden uns folgende Punkte nahe gebracht:
Der zentrale Kopf ist leer, doch wie soll nun mit leerem Kopf gerechnet werden?
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-Der zentrale Kopf ist leer, doch wie soll nun mit leerem Kopf gerechnet werden?
Die Finger: Das sprachliche Bild gibt vor, dass die Finger dem leeren Kopf das Denken abnehmen. Die Finger werden daher auf den ersten Blick deutlicher als die Rechnenden erkannt. Doch die Form der Finger und ihre Haltung zeigen uns bei genauer Auseinandersetzung, dass dies hakenartigen, wirren Endgliedmaßen, die in den den gegenseitigen Verschlingungen scheinbar hilflos werden, des Rechnens genauso wenig mächtig sind wie der leere Kopf. Weiters wird bezüglich der Hände festgestellt, dass es sich hier um zwei rechte Hände handelt, denn auf Grund ihrer Haltung ist nichts anders möglich. Eine der beiden Hände muss also eine fremde Hand sein und so stellt uns auch dies wiederum vor das Faktum, dass das Rechnen in diesem Bild unmöglich scheint.  
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-Die Finger: Das sprachliche Bild gibt vor, dass die Finger dem leeren Kopf das Denken abnehmen. Die Finger werden daher auf den ersten Blick deutlicher als die Rechnenden erkannt. Doch die Form der Finger und ihre Haltung zeigen uns bei genauer Auseinandersetzung, dass dies hakenartigen, wirren Endgliedmaßen, die in den den gegenseitigen Verschlingungen scheinbar hilflos werden, des Rechnens genauso wenig mächtig sind wie der leere Kopf. Weiters wird bezüglich der Hände festgestellt, dass es sich hier um zwei rechte Hände handelt, denn auf Grund ihrer Haltung ist nichts anders möglich. Eine der beiden Hände muss also eine fremde Hand sein und so stellt uns auch dies wiederum vor das Faktum, dass das Rechnen in diesem Bild unmöglich scheint.  
 
Es wird uns hier also klar, dass das Bild durch seinen Titel aussagt, vom Rechen zu handeln, doch anscheinend ist das Rechnen hier unmöglich.
 
Es wird uns hier also klar, dass das Bild durch seinen Titel aussagt, vom Rechen zu handeln, doch anscheinend ist das Rechnen hier unmöglich.
 
In diesem Moment wirf es uns jedoch den sprachlich determinierten Unterschied zwischen Kopfrechen und mit den Fingern rechnen auf. Dies zeigt auch den Unterschied zwischen Innen und Außen auf.  
 
In diesem Moment wirf es uns jedoch den sprachlich determinierten Unterschied zwischen Kopfrechen und mit den Fingern rechnen auf. Dies zeigt auch den Unterschied zwischen Innen und Außen auf.  
  
 
Um nun einen konkreten Vergleich mit der Philosophie herzustellen brachte Prof. Heinrich Wittgenstein ein, welcher auch viele Fragen und Erörterungen über das Kopfrechnen und das Verhältnis und den Unterschied zwischen Innen und Außen formulierte. Hier einige dieser Gedanken zur Veranschaulichung:
 
Um nun einen konkreten Vergleich mit der Philosophie herzustellen brachte Prof. Heinrich Wittgenstein ein, welcher auch viele Fragen und Erörterungen über das Kopfrechnen und das Verhältnis und den Unterschied zwischen Innen und Außen formulierte. Hier einige dieser Gedanken zur Veranschaulichung:
Das Rechnen hängt von Erinnerungen ab, das heißt, dass es kein Rechen ohne diese gibt, dass das Rechen niemals entstehen könnte. Die Erinnerung entsteht jedoch durch Außenfaktoren, Sinneswahrnehmungen und die Erfahrung mit deren. Es gäbe keine Erinnerung ohne Außen, das heißt, dass es auch kein Rechnen ohne Außen gibt. Dies widerlegt, dass Kopfrechen möglich ist, das dies sich rein auf Innen bezieht und dort entsteht.
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-Das Rechnen hängt von Erinnerungen ab, das heißt, dass es kein Rechen ohne diese gibt, dass das Rechen niemals entstehen könnte. Die Erinnerung entsteht jedoch durch Außenfaktoren, Sinneswahrnehmungen und die Erfahrung mit deren. Es gäbe keine Erinnerung ohne Außen, das heißt, dass es auch kein Rechnen ohne Außen gibt. Dies widerlegt, dass Kopfrechen möglich ist, das dies sich rein auf Innen bezieht und dort entsteht.
Weiters Erörterte er die Frage ob Rechen ohne Symbolik und Zeichen überhaupt möglich sei und kam auch hierbei auf die Antwort, dass es wichtig ist die Rechnung über Kopf durch die Finger zu Symbolen formen. Hier ist anzumerken, dass das Rechnen vielleicht auch so schwer für den Greis ist, weil er keinen Stift in der Hand hält mit dem er die Rechnung zu Papier bringen könnte.              
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-Weiters Erörterte er die Frage ob Rechen ohne Symbolik und Zeichen überhaupt möglich sei und kam auch hierbei auf die Antwort, dass es wichtig ist die Rechnung über Kopf durch die Finger zu Symbolen formen. Hier ist anzumerken, dass das Rechnen vielleicht auch so schwer für den Greis ist, weil er keinen Stift in der Hand hält mit dem er die Rechnung zu Papier bringen könnte.              
 
Das Verhältnis zwischen Bild. Sprache und Zeichen, welches auch Wittgenstein behandelte wird auf diesem Bild also zum klaren philosophischen Problem.  
 
Das Verhältnis zwischen Bild. Sprache und Zeichen, welches auch Wittgenstein behandelte wird auf diesem Bild also zum klaren philosophischen Problem.  
  

Version vom 24. Januar 2010, 03:13 Uhr

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Schindlbauer, Julia

Da es am Institut für Philosophie in Wien einige Spezialisten für Kunstphilosophie gibt, hielt es Dr. Heinrich für angebracht diesem Thema seine Einheit zu widmen. Thema der Vorlesung war eine Radierung von Paul Klee aus dem Jahr 1929 mit Namen „rechnender Greis“ Es ist eine Radierung aus seiner Zeit als Lehrer am Bauhaus, welche die Maße 30x23 cm hat und von der es 100-150 Originaldrucke gibt, welche um einen Preis von ungefähr 20 000$ zu erstehen sind. Die Radierung entstand im Anschluss an eine wichtige Reise nach Ägypten welche er zum Jahreswechsel 1928/29 unternahm. Weitere Werke aus dieser Periode sind „Abend in Ägypten“, „Gestrüpp“, „Kopf eines alten Mannes“, Angelus Novus“, und „Schellenengel“. Charakteristisch für diese Phase sind besonders die Querstreifen welche das Bild komponieren. Letzteres umfasst eine ähnliche Thematik wie „rechnender Greis“: den Kopf im Kopf. Auf dem Druck sind 3 verschiedene Köpfe erkennbar: Der erste, ist der umfassendste Kopf, er ist im Halbprofil abgebildet und wendet seinen Kopf und Blick nach links aus dem Bild hinaus. Der zweite ist nur im Profil zu erkennen und könnte durchaus eigenständig existieren. Wenn man diesen zweiten Kopf als eigenständigen betrachte, kann man links davon einen dritten erkennen, eine Art Schatten ohne Oberkörper welcher dem Profil über die Schulter schaut. Der zweite Kopf, also das Profil, ist wesentlich schärfer, aggressiver als der dritte welcher hinter ihm hervor blickt. Natürlich ist man nicht gezwungen verschiedene Köpfe zu sehen, die beiden letzteren können auch als 2 Seiten eines eigenen Kopfes, eines gesamten Kopfes, des ersten Kopfes gelten. Mittelpunkt der Vorlesung war der zweite Kopf, das Profil, welcher als leer bezeichnet werden kann. Er hebt sich von seiner Umgebung durch negative Individualität ab, das heißt durch Mangel an Linien, bzw Streifen. Das Individuum wird also durch das Nichtvorhandensein dieser Linien konstituiert. Rechnender Greis ist der Titel der Radierung, der innere Kopf ist allerdings leer, nun stellt sich die Frage ob dieser wirklich rechnet. Die Finger/Hände welche dunkler und kräftiger dargestellt sind, deuten schon eher daraufhin. Dr. Heinrich macht einen kurzen Exkurs zum Thema des sprachlichen Bildes. Beim Thema Sprache ist man es gewöhnt von sprachlichen Bildern zu sprechen, doch das Phänomen ist auch umgekehrt möglich. Manchmal verbirgt sich in einem Bild ein sprachliches Bild. Das sprachliche Bild das in dieser Radierung hervorgehoben ist bezieht sich auf die Hände welche den Kopf einerseits stützen, und andererseits beim Rechnen unterstützen. Nun wird also das Augenmerk auf die Hände und Fingern gelegt. Sie haben eine eher merkwürdige Form, sie sehen eigentlich auch nicht aus als würden sie rechnen oder zählen. Sie sind klauenartig, verschränkt und verhakt dargestellt. Der Daumen der hinteren Hand greift in die Beuge der vorderen Hand, die Finger der hinteren krümmen sich über die Vorderen, der kleine Finger der vorderen Hand biegt sich unnatürlich in die entgegen gesetzte Richtung. Sie sehen eher aus als würden sie zwicken oder haken. Bei genauerer Betrachtung erkennt man dass die vordere hand, welche aus der Haltung der Person schließend die linke sein müsste, auch eine rechte Hand ist. Der Greis hat also zwei rechte Hände. Zurück zur Frage wer in diesem Bild rechnet, der Kopf eher nicht weil er leer aussieht, die Hände auch nicht weil sie verschränkt aussehen. Es wäre allerdings absurd zu sagen Klee habe das Bild so benannt obwohl darin gar niemand rechnet. Es ist also möglich dass sehr wohl gerechnet wird, zumindest der Versuch besteht, das Rechnen aber als Problem dargestellt wird. Es wird ein Unterschied sichtbar zwischen rechnen mit dem Kopf und rechnen mit den Fingern. Zwei Arten einer Aktivität, der Unterschied wird eigentlich in der Sprache gemacht, nicht in de Aktivität selbst. Es ist ein Unterscheid zwischen zwei sprachlichen Bildern, welcher sich auf Indizien beziehen, aber keine realen Unterschiede aufweisen. Der Unterschied Kopf - Hand, bezieht sich auf den Unterschied Innen - Außen. Wittgenstein hat sich explizit mit dem Problem des Kopfrechnens auseinander gesetzt. Er stellt sich die Frage ob es denkbar ist mit dem Kopf rechnen zu lernen ohne das jemals schriftlich oder mündlich getan zu haben. Er bringt das Beispiel dass lernen ja nur bedeutet am Ende etwas zu können, und so kann man, wenn man über einen gewissen Zeitraum einer Person beim Vollzug einer Rechnung zusieht, am Ende die Rechnung sicherlich wiederholen, ohne das ein Gespräch stattgefunden hat oder ohne dass man dabei etwas aufgeschrieben hat. Die Frage ob das selbe auch bei einer ganzen Gesellschaft möglich sei , lässt er allerdings unbeantwortet. Ist rechnen im Kopf unwirklicher als rechnen mit Papier und Stift? Die allgemeine Auffassung ist so, aber stimmt das? Wittgenstein weist hier auf eine falsche Auffassung von Schrift bzw Sprache hin. Kann man sich Kopfrechnen vorstellen? Kann man überhaupt im Kopf etwas tun was man sich nicht vorstellen kann? Nach Wittgenstein stellt man sich auch beim multiplizieren etwas Bildliches vor. Man bezieht sich also auf das schriftliche Vorhandensein dieser Rechnung. Man kann also im Kopf nichts tun ohne sich dabei etwas Wahrnehmbares vorzustellen. Zurück zu unserem Greis: es ist möglich dass er wegen seinem Alter Probleme beim rechnen hat, denn wenn er vergessen hat wie man rechnet, bzw überhaupt Erinnerungsprobleme hat, ist es unmöglich für ihn zu rechnen. Zum rechnen wird Erinnerungsvermögen benötigt. Man muss sich nicht an eine bestimmte Rechnung erinnern können, man muss aber während der Rechnung sich erinnern können. Vergisst man zum Beispiel die erste Zahl in einer Addition, so wird man nicht addieren können. Im Rechnen ist also die Erinnerung daran vorausgesetzt. Ein Beispiel: Eine Tabelle in unserem Kopf, ein Wörterbuch, ist eine Tabelle durch die sich die Behauptung ein Wort x ist ein Wort y rechtfertigt. Ist es allerdings auch eine Rechtfertigung wenn ich mir die Tabelle nur ins Gedächtnis rufe? Für Wittgenstein wäre dies ähnlich wie wenn man mehrere Exemplare einer Zeitung kauft um heraus zu finden ob sie die Wahrheit schreibt. Und doch sieht er Kopfrechnen als einzigen legitimen Fall, die Vorstellung so zu verwenden. Der Greis in Klees Radierung hat diesen äußeren Halt den man zum Rechnen braucht, auf den sich die Vorstellung bezieht nicht, die Leere in seinem Kopf wird als Erinnerungslosigkeit gedeutet. Auch seine Hände halten keinen Stift, das heißt er schreibt keine Rechnung auf, ihm fehlt eben das Blatt Papier dass wir in den Händen halten wenn wir diese Radierung betrachten. Der Greis hat also keine Möglichkeit eine Rechnung auf zu schreiben, in Zeichen auf ein Blatt zu bringen. Zum Schluss der Vorlesung wurde daraus folgend der Unterschied zwischen Rechenzeichen und Zeichnung behandelt. Natürlich kann ein Unterschied zwischen diesen beiden Formen der Schriftlichkeit negiert werden. Und damit waren wir bei der philosophischen Frage nach der Beziehung zwischen Sprache und Zeichen angekommen, mit welcher Dr Heinrich die Vorlesung beschloss.

Sellner, Martin

Prof Heinrich, der sich uns als der Verantwortliche des Philosophie Studienplans- sehr locker und kollegial vorstellte ließ erst nach einigen Minuten den Themenkreis seiner Vorlesung druchblicken- man wusste eine zeitlang nicht in welche Richtung sie sich entwickeln würde, doch erstmal in seinem Element wurde ein sehr interessante Stunde daraus, die den, bei der Interpretation moderner Kunst üblichen, „Aha- Effekt“, „so kann man das ja auch sehen“ nicht vermissen ließ. Letztlich ging es hpts um Aspekte der Philosophie Wittgensteins, der Beziehung zwischen Denken (hier Rechnen) und Welt, Innen und außen, Kunst und Mathemathik, Sprache und Bild beschrieben anhand einer Radierung von Paul Klee, eine deutsch/schweizerischem Grafiker des Expressionismus, Konstruktivismus, Kubismus und dem Surrealismus.

Prof Heinrich ernwähnte zuerst den Zusammenhang zwischen Philosophie und anderen Disziplinen, insbesondere der Ästethik und Kunst, um dann jäh und unvermittelt zu eröffnen anhand eines kasuistischen Beispiels, einer Erfahrung aus seinem Leben die Vorlesung bestreiten zu wollen- Keine Theorie also. Als Beweis warf er sogleich ein Bild auf die Leinwand, eben diese Radierung, von Paul Klee mit dem klingenden Namen: „Rechnender Greis“. Biographisches zu Klees Leben will ich unberührt lassen.

Ganz so „enttheoretisiert“ wurde es beileibe doch nicht, doch der regelmäßige Bezug auf das Bild, als Fallbeispiel lockerte die VL deutlich auf.

Für alle die nicht dabei waren oder ein schlechtes graphisches Gedächtnis haben: http://www.nationalgalleries.org/collection/online_az/4:322/result/0/16185?initial=K&artistId=3785&artistName=Paul%20Klee&submit=1

Erst ging Prof Heinrich, mit Elan an die bloße Analyse der Graphik und machte uns hier mit Grundzügen von Klees Stilmitteln bekannt. Drei Köpfe, so der Vortragende seien warhnehmbar- ein Maximalkopf der alle beinhaltet und den man in einen zweiten Profil-Kopf und den dabei zurückbleibenen Restkopf teilen kann. Als Trennlinie fungiert hier die scharf Gezeichnete Profillinie über die Stirn durch die Augen, der Nase über den zahnlosen Mund bis hin zu einem spitzen Kinn. Schnittstelle zwischen 1. und 2. Kopf ist der Mund der ambivalent, entweder als Seitenprofil oder Frontansicht gesehen werden kann (man kennt diese Technik von Picasso) Während Heinrich den 2. Profilkopf als, individuellen, schärferen sah, bezeichnete er den Maximalkopf als konzipiantisch und relativ amorph. Des weiteren wurden die Hände des Greises einer Analyse unterzogen. 9 klauenartige, ineinander verhakte Finger ranken sich um zwei rechte(!) Hände denen sie nicht klar zuzuordnen sind. Laokoon hätte seine Freude gehabt (oder auch nicht wenn man die Geschichte kennt ;). Hier, so Heinrich; haben wir ein klassisches sprachliches Bild in einem echten Bild eingewoben- das Rechnen mit den Händen. Nun führte uns Prof. Heinrich in die Denk und Arbeitsweise Klees ein- Dieser hatte, ausgehen von einer Ägyptenreise eine Vorliebe für wagrechte, paralelle Striche entwickelt und diese auch in diesem Werk, scheinbar zufällig über das Bild verteilt. Diese so der Professor, stellen individuelle Ryhtmen dar, die endlich teilbar, dem Bild eine tiefere Bedeutung geben. Den individuellen Rhytmen werdend die primitiven entgegengestellt, die, ewig Teilbar in der Ornamentik Gebrauch finden (ich fasse die runden Linien in dem Bild als solche auf, lasse mich aber gerne eines besseren belehren). Die Linien sind also, je nach Häufung, Indizien für eine stärkere Betonung einzelner Bildbereiche. Ihr Fehlen, so Klee, sei eine „negative Individulität. Nach diesem theorethischen Exkurs kehrten wir gleich zur Praxis und zum Bild zurück.

Hier erkannte wird, dass innerhalb des Kopfes, insebsonderer des schärfer definierten Profilkopfes viel weniger Linien vorhanden waren als rund um die Hände. Der Kopf war „leer“ oder besser, voll „negativer Individualität“ um Klees Diktion zu gebrauchen. Wo, also, so wandte sich Prof. Heinrich an den die Studenten, rechnet dieser Greis denn nun? Der Kopf ist leer, er hat also ein begrenztes Erinnnerungsvermögen. Die Hände sind, verkrampft, einander fremd und scheinbar gar nicht zum Körper gehörend. Warum der Titel?

Er schloss diesen Gedanken damit, dass hier wohl nur ein fehlgeschlagener Versuch des Rechnens dargestellt wäre. Nicht nur dass der Greis keine Erinnerung mehr hat, was Rechnen als Ganzes ist. Rechnen hat nämlich in sich selbst einen Erinnerungsfaktor- ohne Erinnerungsvermögen ist es nicht möglich (man kann keine Zhalen in Bezug setzen wen man sie nicht behält). Es braucht letztlich einen Bezug zu etwas bleibenden Statischem, auch ein PC braucht eine Festplatte.

Hier kam auch Wittgenstein ins Spiel, der Kopfrechnen als "ein die 'innerer Vorgang'-Auffassung scheinbar stützendes Phänomen", bezeichnete. WIttgenstein war der Meinung, dass ein innerer Vorgang um bestimmbar zu sein äußeren Niederschlag bräuchte; so im Tractatus: § 580 "Ein `innerer` Vorgang bedarf äußerer Kriterien" - nicht für seine Existenz, doch für seine Bestimmtheit oder besser: als bestimmter;

(Er verglich das mit der mangelnden Legitimiät "geistig" in einem Wörterbuch nachzuschlagen nachzuschlagen, oder mit dem Kaufen und Lesen mehrmals derselben Tageszeitung um ihre Wahrheit zu überprüfen.)

Dieses nach Außen-Treten des Rechenprozesses, geschieht leztlich durch aussprechen und festhalten der Rechnung und ist hier nicht gegeben. Die Finger, so der Professoer, müssten einen Stift halten und etwas zu Papier bringen. Die Hand stellt an sich nur ein Semi-Außen dar, da sie mit dem Kopf direkt nervlich verbunden ist. Das Berühen des Kinns mit dem kleinen Fingers kann einen Kurzschluss in diesem System darstellen.

Das Bild so schloss Heinrich zeige uns also eigentlich einen Fehlschlag-, der in Diskrepanz, zwischen Titel und Darstellung zu finden ist. Das was dem Greis nicht gelingt- seinen Rechenversuch nach Außen zu bringen, liegt aber als Bild uns vor. Doch damit würde eigentlich nur das Scheitern Klees beim Versuch, Mathemathik bildnerisch darzustellen, übertüncht, führte der Professor seine Interpretation an die Spitze, beendete seinen Vortrag und trat ab.

Siserman, Dan

Protokoll zum Vortrag von Professor Dr. Richard Heinrich vom 21.01.2010: Paul Klee und der Zusammenhang zwischen Philosophie und anderen nichtphilosophischen Disziplinen, insbesondere Mathematik, Ästethik und Kunst.

Ausgehend von einer früheren Vorlesung für Mathematiker, wurden Radierungen des Paul Klee vorgestellt und in Hinblick auf das Thema (Das Verhältnis zwischen Mathematik und Kunst anhand eines Bildes) erläutert und analysiert. So hat Prof. Dr. Richard Heinrich im Rahmen dem Vortrag von Donnerstag diese Thema wiederholt. Aber das Thema der Vorlesung war vor allem eine Radierung von Paul Klee aus dem Jahr 1929 mit Namen „Rechnender Greis“ Es ist eine Radierung aus seiner Zeit als Lehrer am Bauhaus, welche um einen Preis von zirka 20 000$ zu erwerben sind. Die Radierung entstand im Anschluss an eine wichtige Reise nach Ägypten welche er vom 17. Dezember 1928 bis zum 17. Januar 1929 unternahm. Diese Reise nach Ägypten, ein Land, das ihn durch sein Licht, seine Sonne, seine Landschaft, zudem durch seine epochalen Denkmäler und deren zugrunde liegenden Proportions- und Konstruktionsgesetze stark beeindruckte und bewegte. Diese Eindrücke sollten sich in seinen Bildern niederschlagen, wie zum Beispiel: „Abend in Ägypten“, "Die Sonne streift die Ebene", „Gestrüpp“, „Kopf eines alten Mannes“, Angelus Novus“, und „Schellenengel“. Ausgehend von der „Rechnender Greis“ findet man darin nicht nur einen Kopf, sondern drei Köpfe, „Kopf im Kopf“- Abbildungen. Ein Kopf ist aufgrund seiner Dimension als „Maximalkopf“ zu sehen, der zwei weitere integriert. Der Maximalkopf ist im Halbprofil gezeigt und wendet seinen Kopf und Blick nach links. Der zweite Kopf im Profil (als selbstständige Existenz) ist wesentlich schärfer als der erste Kopf. Der Profilkopf ist also schärfer als der Maximalkopf, der einen weicheren Ausdruck aufweist. und der dritte Kopf (schattenhaft) hinter dem zweite Kopf, er verbindet sozusagen „die Reste“. Hauptpunkt der Auslegung war der zweite Kopf, das Profil, welche als leer bezeichnet werden kann. Durch den neutralen Kopf mit der geringen Abschattung ergibt sich ein „leerer“ Kopf. Diese Leere bezeichnet Paul Klee als „negative Individualität, eine Reflexion mit der Linie“ In Klees Buch „Das bildnerische Denken“ geht Klee hierbei von einer „primitiven Rhythmik“ aus. Er unterscheidet dividuelle (teilbar bis unendlich) und individuelle Rhythmen. Dadurch entstehen bei den Radierungen „dürftige“ Stellen, wie beispielhaft in der Illustration der Radierung „Rechnender Greis“. Durch diese gewollte Betonung kommt es zu Lücken, bzw. Negationen, einer negativ, individuellen Gestaltung des Maximalkopfes. Im zweite Kopf, der stärker schraffiert wurde, verstärkt zu einem dividuellen Rhythmus der Linienführung. Da der Titel der Radierung „Rechnender Greis“ ist und der innere Kopf allerdings leer ist (was bedeutet dass der Greis keine Erinnerungsvermögen haben kann), stellt sich nun die Frage ob dieser wirklich rechnet. Was sagt ein rechnender Greis mit einem leeren Kopf aus? Rechnet er überhaupt? Ein zweiter Bildansatz ergibt sich aus der Zeichnung der Finger und Hände welche stark augenfällig dargestellt sind. Das Rechnen mit Fingern eine beliebte Methode schon bei Kindern, wird im Bild durch die auffällige Fingerhaltung suggeriert. Die Hände sind aber verkrüppelt, einander fremd und scheinbar gar nicht zum Körper gehörend. Es scheint sogar als ob es zwei rechte Hände gäbe. So sind wir zur Einsicht gekommen dass wir mit einem sprachliches Bild zu tun haben. Also zwei Arten einer Aktivität - das Kopfrechnen und das Fingernrechnen – ein Unterschied wird aber in der Sprache gemacht, nicht in der Tatsache selbst. Es ist ein Unterscheid zwischen zwei sprachlichen Bildern und nicht zwischen zwei real unterschiedliche Tatsachen. So sind wir zur Einsicht gekommen dass wir mit einem sprachliches Bild zu tun haben. Wo wird aber auf diesem Bild gerechnet? Der Kopf ist leer und die Fingern sind hoffnungslos verknotet ! Alles weist zu einer Unmöglichkeit des Rechnens. Wie kommt es dann zum Titel „Rechnender Greis“? Das Bild zeigt also die Problematik des Rechnens. Prof.Heinrich weist darauf hin, dass hier vielleicht nur ein Versuch des Rechnens dargestellt wäre. Und hier kamm die philosophische Auslegung ins Spiel, denn der Unterschied zwischen die zwei sprachlichen Bildern, der Kopf und die Fingern, weisen zu einem ontologischen Unterschied zwischen dem Innen und dem Außen hin. In dieser Hinsicht, Ludwig Wittgenstein dachte, dass ein inneren Vorgang um bestimmbar zu sein äußeren Regungen bräuchte. Man kann also im Kopf nichts tun ohne sich dabei etwas Wahrnehmbares vorzustellen. Beim Innen/Außen ergibt sich die Bedeutung mit Bezug auf den Greis. Er hat keine Erinnerung mehr im Kopf, ist ein Greis. Bei der Leere im Kopf ist es die Erinnerungslosigkeit an das Rechnen selber. Eine passende Erklärung für die Unmöglichkeit des Rechnens ist folglich die Erinnerungslosigkeit, denn das Rechnen setzt das Erinnerung voraus. Die Ausdrucksweise eines Rechnens geschehen entweder durch Aussprechen oder durch Zeichnen. Die Finger, laut Professor Heinrich, müssten einen Stift halten. Zum Schluss der Vorlesung wurde daraus folgend der Unterschied zwischen Rechenzeichen und Zeichnung behandelt und hieraus ergibt sich wiederum die Auseinandersetzung mit der Philosophie in Bezug auf das Verhältnis von Bild – Sprache – Zeichen. Aber die Tatsache dass es unmöglich ist eine Rechnung zu zeichnen bleibt unerschütterlich.

Unterwurzacher, Paula:

Der Vortrag von Prof. Heinrich hat sich einem für mich überraschend neuen Bereich der Philosophie zugewandt, nämlich der Kunstphilosophie. Interpretiert wurde Paul Klee’ s Radierung mit dem Titel „rechnender Greis“, der allein schon sehr viel Aufschluss über das behandelte Thema liefert und der im Prinzip die Voraussetzung dafür ist, das Bild richtig deuten zu können. Philosophisch interessant ist die Radierung vorerst aufgrund der verschiedenen Betrachtungsweisen, die es veranlasst. Es sind mehrere Köpfe erkennbar, je nachdem wie man den Greis ansieht, ist ein anderer Kopf in einer anderen Position auszumachen. Wie in der Philosophie kann man also eine auf den ersten Blick womöglich einfach wirkende Sache komplexer betrachten und so neue Anschauungsweisen aufwerfen, die es einem erlauben tiefer in die Materie zu gehen und neue Erkenntnis zu erlangen. So können auch bei der von Prof. Heinrich behandelten Radierung durch die Inblicknahme des Kopfes im Profil neue Ideen erlangt werden. Es lässt sich nämlich feststellen, dass der linienarme Kopf einen leeren, schwachen, unsicheren Eindruck macht, anders als man es von einem rechnenden Kopf erwartet, in dem Leben, Bewegung und Komplexität zu erwarten wäre. Deutlicher und stärker sind die Hände abgezeichnet, wodurch der Blick auf sie fällt. Womöglich rechnet er also mit der Hand? Doch auch dieser Schluss wirkt nicht ganz plausibel, denn ebenso wie bei dem leeren Kopf fehlt auch bei den Händen Dynamik und rechnerische Entschlossenheit. Sie wirken ganz im Gegenteil eher verkümmert, haltlos. Das Problem des Rechnens steht hier aber aufgrund des Titels offensichtlich im Vordergrund, inwiefern der Greis rechnet wird dem Betrachter allerdings nicht unbedingt bewusst. Alles was wir im Moment feststellen können, ist, dass eine Unterscheidung zwischen Kopfrechnen und dem Rechnen mit den Fingern gemacht wird. Sie wird uns jedoch nur sprachlich bewusst, der Vorgang des Rechnens bleibt in beiden Fällen vorhanden. Durch die Unterscheidung zwischen Kopf und Hand, also zwischen dem innerlichen und dem äußerlichen Rechnen führt uns zu Wittgenstein, der die Problematik des Kopfrechnens behandelt hat und in diesem Zusammenhang sehr viele Fragen aufwirft: Ist Kopfrechnen ohne Bezug zu einer sprachlichen (also auch schriftlichen) Instanz möglich, d.h. kann ich eine Rechnung vollziehen ohne je mündlich oder schriftlich einen ähnlichen Vorgang getätigt zu haben? Muss eine Rechnung den Bezug zur Sprache haben um als wirklich gelten zu können? Ist Kopfrechnen vorstellbar? Kann man ohne eine konkrete Vorstellung zu einem jeweiligen Thema überhaupt darüber nachdenken? Zumindest die letzte Frage ist insofern beantwortet, als dass bewiesen ist, dass jeder Rechenvorgang im Kopf ein Bild erzeugt, er benötigt es um die Rechnung zu vollziehen. Die Vermutung liegt nun nahe, dass der Greis vergessen haben könnte wie man rechnet bzw. allgemein ein schlechtes Gedächtnis hat. Es handelt sich hier, wie uns der Titel verrät um einen sehr alten Mann, der Schluss klingt also plausibel. Nun offenbart sich uns ein Greis, dem Erinnerungsvermögen zum Kopfrechnen und Stift und Papier zum Fingerrechnen fehlen, was uns bleibt, ist die Frage nach dem Verhältnis und der Unterscheidung zwischen Sprache und Zeichen.

Gaderer, Sarah

In der Ringvorlesung vom 21. Jänner 2010 wandte sich Prof. Heinrich der Philosophie der Kunst und Ästhetik zu und brachte uns diese mit einem, von ihm gewählten und bereits für einen Mathematikkongress vorbereiten, Beispiel nahe.

Er wollte zog anhand des Bildes „Der rechnende Greis“ von Paul Klee Schlüsse und entwarf Theorien über das Verhältnis von Mathematik und Kunst, oder eben diesem einen Bild, und näherte sich dadurch Schritt für Schritt auch philosophischen Fragen, die damit in Zusammenhang stehen an. (Ein Link zum Bild ist in einem Protokoll weiter oben zu finden.)

Zu aller erst schien in dieser, 1929 entstandenen, Radierung die Tatsache, dass der Kopf des Geises, eindeutig mehrdeutig ist. Dies soll heißen, dass man in diesem einen Kopf, welchen man zu vernehmen glaubt, bei näherer Betrachtung mehrere erkennen kann. -Erster Kopf: Halbprofil und Kopf, den man auf den ersten Blick erkennen kann; diser ist durchzogen von vielen Querlinien, also „voll“ -Zweiter Kopf: Profil; dieser Kopf ist leerer als der erste (weniger horizontale Linien) und hat einen ernsten Gesichtsausdruck -Dritter Kopf: Der Rest, der vom Halbprofil übrig bleibt, wenn man Profil wegschneidet In dieser kopflastigen Geschichte ist allerdings nicht klar ob diese Köpfe alle einen Besitzer haben und von verschiedenen Perspektiven dargestellt werden, oder ob dies verschiedene Köpfe sind. Entscheidend ist jedoch, dass der zweite Kopf, die Profildarstellung, die primäre Rolle in diesem Bild spielt. Der Kopf bekommt durch diese Leere nämlich eine Individualität die ihn hervorhebt, dies behandelt Klee auch in seinem Buch „Bildnerisches Denken“ und führt dazu „Der rechnende Greis“ als Beispiel an.

Um nun auf das Rechnen zu kommen, welches im Titel noch erwähnt wird, wurden uns folgende Punkte nahe gebracht: -Der zentrale Kopf ist leer, doch wie soll nun mit leerem Kopf gerechnet werden? -Die Finger: Das sprachliche Bild gibt vor, dass die Finger dem leeren Kopf das Denken abnehmen. Die Finger werden daher auf den ersten Blick deutlicher als die Rechnenden erkannt. Doch die Form der Finger und ihre Haltung zeigen uns bei genauer Auseinandersetzung, dass dies hakenartigen, wirren Endgliedmaßen, die in den den gegenseitigen Verschlingungen scheinbar hilflos werden, des Rechnens genauso wenig mächtig sind wie der leere Kopf. Weiters wird bezüglich der Hände festgestellt, dass es sich hier um zwei rechte Hände handelt, denn auf Grund ihrer Haltung ist nichts anders möglich. Eine der beiden Hände muss also eine fremde Hand sein und so stellt uns auch dies wiederum vor das Faktum, dass das Rechnen in diesem Bild unmöglich scheint. Es wird uns hier also klar, dass das Bild durch seinen Titel aussagt, vom Rechen zu handeln, doch anscheinend ist das Rechnen hier unmöglich. In diesem Moment wirf es uns jedoch den sprachlich determinierten Unterschied zwischen Kopfrechen und mit den Fingern rechnen auf. Dies zeigt auch den Unterschied zwischen Innen und Außen auf.

Um nun einen konkreten Vergleich mit der Philosophie herzustellen brachte Prof. Heinrich Wittgenstein ein, welcher auch viele Fragen und Erörterungen über das Kopfrechnen und das Verhältnis und den Unterschied zwischen Innen und Außen formulierte. Hier einige dieser Gedanken zur Veranschaulichung: -Das Rechnen hängt von Erinnerungen ab, das heißt, dass es kein Rechen ohne diese gibt, dass das Rechen niemals entstehen könnte. Die Erinnerung entsteht jedoch durch Außenfaktoren, Sinneswahrnehmungen und die Erfahrung mit deren. Es gäbe keine Erinnerung ohne Außen, das heißt, dass es auch kein Rechnen ohne Außen gibt. Dies widerlegt, dass Kopfrechen möglich ist, das dies sich rein auf Innen bezieht und dort entsteht. -Weiters Erörterte er die Frage ob Rechen ohne Symbolik und Zeichen überhaupt möglich sei und kam auch hierbei auf die Antwort, dass es wichtig ist die Rechnung über Kopf durch die Finger zu Symbolen formen. Hier ist anzumerken, dass das Rechnen vielleicht auch so schwer für den Greis ist, weil er keinen Stift in der Hand hält mit dem er die Rechnung zu Papier bringen könnte. Das Verhältnis zwischen Bild. Sprache und Zeichen, welches auch Wittgenstein behandelte wird auf diesem Bild also zum klaren philosophischen Problem.

Die abschließende Frage zu „Der rechnende Greis“ blieb nun, warum ein Werk, das diesen Namen trägt das Rechnen als Problem, ja nahezu unmögliches Problem, zumindest in diesem Fall vom Greis, aufzeigt. Die Antwort Prof. Heinrichs war folgende: Mit dem Aufzeigen des Fehlschlags beim Rechnen möchte Klee ein anderes Scheitern verstecken, nämlich die Unmöglichkeit (für Klee) eine Rechnung zu zeichnen. Wittgenstein jedoch war davon überzeugt, dass man Rechnungen zeichnen kann und dass diese als Zeichnungen aufgefasst werden können.



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