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==Dalgic, Ipek==
 
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29.10.2009/Prof. Dr. Martin Kusch
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„Philosophie und (Sozial-) Wissenschaft“
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1. Zufälle, die zu seinen heutigen Interessen führten/ Seine Entwicklung
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- Beschäftigung mit Marxismus und Psychoanalyse.
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- bemerkt, dass diese kritisch zueinander stehen.
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- 1979-1981 Studium in Berlin. Dort trifft er auf den Prof. Ernst Tugendhat (1930), der ihm die sprachanalytische Philosophie nahe bringt.
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→  Analytik der Sprache. Bsp.: Was ist ein Satz? Was heißt es einen Satz zu verstehen?
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- Tugendhat wiederum beschäftigt sich mit Ludwig Wittgenstein und Georg Henrik von Wright (finnischer Philosoph).
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- 1981-1989 beschließt er sein Studium in Finnland fortzusetzen.
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- möchte die Philosophie der Gegenwart kennen lernen und stößt daher  auf Jürgen Habermas (1929), der alle seine Interessen (Marxismus, Soziologie, Sprachphilosophie, Psychoanalyse) verbindet.
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- Wende erreicht er  bei Foucault, der sich mit der wissenschaftlichen Machtanalyse beschäftigt. (Bsp. Polizeiwissenschaft, Psychiatrie etc.) → dazu schrieb er folgende Arbeiten:
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1. Die soziologische Geschichte der Philosophie und Psychologie (1995-1998).
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2. Die soziologisch- philosophische Analytik der Automatisierung (1999).
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3. Die philosophische Verteidigung der Wissenschaftssoziologie.
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2. Die soziologische Geschichte der Philosophie: Was hat die Philosophie der Psychologie mit Macht zu tun?
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Wilhelm Wundt, der wichtigste Philosoph der Gegenwart (bekannt als „Vater der experimentellen Psychologie“) interessiert sich für die Strukturen des Bewusstseins. Er möchte wissen was für Phänomene man im Bewusstsein vorfinden kann. Es gibt drei Typen von unreduzierbaren Bewusstseinselementen.
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1. Empfindungen  (Hören/Tasten/Farbempf.)
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2. Vorstellungen  (abstrakte Bilder/Phantasien/Erinnerungsbilder)
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3. Gefühle (Lust/Unlust)
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Dieser geht davon aus, dass diese drei aufgeführten Elemente nicht mehr analysierbar sind und somit die Grundelemente darstellen. Den Gedanken schreibt er ganz komplizierte Verbindungen zu. Sie bestehen aus den Elementen der Empfindungen, Vorstellungen und Gefühlen. Gedanken werden durch Willensakte, die selbst komplizierte Verbindungen aus Empfindungen, Vorstellungen und Gefühlen sind, zusammengesetzt.
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Wundts Struktur des Bewusstseins
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Wundts Gegner Oswald Külpe und Karl Bühler („die Würzburger“) sind der Ansicht, dass es vier unreduzierbare Grundelemente gibt.→ und greifen daher Wundts hierarchische Struktur an.
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Die Bewusstseinsstruktur der „Würzburger“
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1. Empfindungen
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2. Vorstellungen
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3. Gefühle
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4. Gedanken (die genauso primitiv und unteilbar sind.)
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Dadurch entstand ein politischer Konflikt, zu dem die wichtigsten Philosophen, Theologen, Rechtswissenschaftler etc. Stellung genommen haben.
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Kontroverse:
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- Wundt ist der Auffassung, die „Würzburger“  hätten falsche Beobachtungen unternommen. Gedanken ließen sich nicht experimentell beobachten.
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- Die „Würburger“ hingegen waren überzeugt, dass sich ihre Auffassung in den Experimenten bestätigt hätten.
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- für Wundt besitzt das Bewusstsein eine starke hierarchische Struktur.
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- die Gedanken stehen weit über all den anderen Empfindungen.
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- Da Wundt Nationalist war, war er der Ansicht, dass das Volk und der Staat die höchsten politischen Werte repräsentieren und diese auch für das Denken gilt.→ enge Verbindung zum Voluntarismus (Kant/Luther) und Protestantismus.
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- Die „Würzburger“ hingegen waren Vertreter des Internationalismus und Individualismus.→ enge Verbindung zum Intellektualismus und Katholizismus.
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- Wundt war militanter Protestant und die „Würzburger“ zumeist Katholiken.
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3. Erkenntnistheorie und Gemeinschaft: Die Rolle der Anderen in meinem Wissen und meiner Erkenntnis
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Definition des Wissens: gerechtfertigter wahrer Glaube
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Quelle des Wissens:
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1. Wahrnehmung
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2. Logisches Denken (reasoning) (Etwas von etwas anderem ableiten→ neues Wissen)
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3. Erinnerung
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4. Zeugnis (testimony) (Mitmenschen als Wissensquelle)
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(1-3) individuelle Wissensquelle → hat jedes Individuum für sich.
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(1-2) generative Wissensquelle → durch die Wahrnehmung entsteht eine neue Einheit des
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        Wissens.
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(3-4) nicht-generativ → etwas das wir aus der Vergangenheit wissen, wird in die Gegenwart   
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        transportiert.
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(4)    kann auch generativ sein.
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Gegenwartsdebatte:
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a) Sind Zeugnisse je eine generative Wissensquelle?
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b) Lässt sich unser Vertrauen auf die Zeugnisse rational rechtfertigen?
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Meinungen der Individualisten
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Zu a) Neues Wissen entsteht nur durch die Wahrnehmung und logisches Denken.
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Zu b) Vertrauen auf die Zeugnisse, sie müssen sich rational rechtfertigen.
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Meinungen der Kommunitaristen
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Zu a) Zeugnisse sind auch generativ
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Zu b) Nein! Unsere Abhängigkeit von den Zeugnissen reicht zu tief!
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Warum der Kommunitarismus mehr überzeugt.
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In diesem Fall ist das Wissen nicht generativ!
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  W Z P                                                                                                            W Z P
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~ W Z P                                                                                                            W H P
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~ = Verneinung / W = Wissen / Z = Zeuge / P = Information / H = Hörer
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Vor dem Akt des Wissens, muss der Zeuge, der die Information überträgt, sie bereits gewusst haben. Dieser Akt der Mitteilung schafft daher kein neues Wissen, weil es eine Person gibt, die die Information schon wusste.
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In diesem Fall ist das Wissen generativ!
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~ W Z P                                                                                                        (~) W Z P
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~ W H P                                                                                                              W H P
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→ Zeugnisse sind manchmal generativ!
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Hierfür führt Herr Kusch zwei Beispiele auf:
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1. Bsp.:
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Es gibt eine Lehrerin, die Kreationistin ist. Diese glaubt nicht an die Evolutionstheorie. Da sie nicht an diese Theorie glaubt, kann sie auch nichts darüber wissen. Sie hat die Aufgabe ihren Schülern über diese Theorie zu berichten.→ Am Ende weiß sei es immer noch nicht, weil sie nicht daran glaubt. Die Schüler wissen es.
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2. Bsp.:
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Eine Person „Maria“ wird am Auge operiert. Nach der Augenoperation teilt ihr der Arzt mit, dass sie in Zukunft keine Farben mehr wahrnehmen kann. Maria glaubt ihrem Arzt. In diesem Fall hat sich der Arzt aber geirrt. Maria weiß das aber nicht. Eines Tages steht sie an einer Ampel und ein Freund fragt sie, ob die Ampel grün sei. Maria antwortet mit ja.
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→ die allgemeine Ablehnung, dass ein Zeugnis nicht generativ sein kann ist falsch!
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Lässt sich das Vertrauen in Zeugnisse rechtfertigen? Kann man im allgemeinen auf die Urteile anderer vertrauen?
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Hierfür führt Herr Kusch zwei Ansätze auf:
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1. David Hume, der die reduktive globale Rechtfertigung vertritt unterscheidet drei Gruppen von empfangenen Berichten.
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a) eigenes Wissen (erster Hand)→ bestätigte Berichte
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b) eigenem Wissen (erster Hand)→ widersprechende Berichte
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c) Berichte zu Themen für die ich kein geeignetes Wissen (e.H) habe.
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Daraus schließt Hume, dass a viel größer als b ist. Daher ist anzunehmen, dass dies auch für c gilt. Also darf ich neuen Berichten erst einmal vertrauen.
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Problem: da c größer als a und b ist, darf ich nicht von a und b auf c schließen.
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Vergleich: Sehr viele Studenten sind an der Vorlesung „Methoden und Disziplinen“ interessiert, also ist ganz Wien an der Vorlesung „Methoden und Disziplinen“ interessiert.
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2. Thomas Reid, der die fundamentalistisch globale Rechtfertigung vertritt, ist der Ansicht, dass Zeugnisse wie die anderen drei fundamentale Wissensquellen seien. Denn Gott hat uns so geschaffen, dass wir die Wahrheit sagen und anderen glauben.
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Woher wissen wir das? Durch das Zeugnis der Bibel?
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→ zirkuläre Rechtfertigung!
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→ vorläufige Schlussfolgerungen
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1. Zeugnisse können auch eine generative Wissensquelle sein.
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2. Unser Vertrauen auf Zeugnisse anderer reicht zu tief, als dass es sich rechtfertigen ließe.
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4. Risto-Suche und Seppo-Suche: zwei Spiele zum Thema Gemeinschaft, Wahrheit, Fortschritt und Wissenschaft
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Die Risto-Suche/Materialien:
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- zwei Spieler A und B
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- Stempel
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- Zimmer mit vielen Gegenständem
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- Spieler A muss 5min das Zimmer verlassen. In der Zwischenzeit werden von Spieler B 10 Gegenstände abgestempelt und verdeckt.
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- Spieler A wird hereingeholt und muss innerhalb 2min  alle gestempelten Gegenstände „Ristos“ finden.
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Anmerkungen:
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1. Ristos werden  aufgrund einer (bleibenden) physikalischen Eigenschaft (Stempel) durch Wahrnehmung identifiziert.
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2. Wir können von der Menge aller Objekte sprechen, die unter den Begriff „Risto“ fallen. Risto hat eine „Extension“.
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3. Wenn A Ristos identifiziert, orientiert sich der Spieler an Identität (gleicher Stempelabdruck).
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4. Da Risto eine Extension hat, ist von einem Fortschritt zu sprechen.
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Die Wahrheit in der Risto-Suche
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1. „Gegenstand G ist ein Risto“ ist wahr, wenn G einen Stempelabdruck hat.
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      2.  Diese Wahrheit von „Gegenstand G ist ein Risto“ ist „Erkennungsunabhängig“.
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3. Der erfolgreiche Spieler findet mehr und mehr Wahrheiten; er nähert sich der Wahrheit.
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Die Seppo-Suche/Materialien:
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-    drei Spieler A, B und C.
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-    A geht raus B und C müssen sich auf drei Gegenstände (Seppos) einigen, die sich 
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      ähneln (Bsp. Glas, Tisch, Fenster).
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-    Spieler A wird hereingeholt und bekommt die Seppos gezeigt.
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-    Spieler A muss weitere Seppos vorschlagen und argumentieren.
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-    Es wird abgestimmt, ob das vorgeschlagene Seppo aufgenommen wird oder nicht.
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-    Kommt ein neues Seppo hinzu, fällt das älteste Seppo weg.
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Anmerkungen:
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1. Etwas wird durch Wahrnehmung und Verhandlung zu einem Seppo.
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2. Spieler A kann alleine keine Seppos finden.
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3. Ein Seppo hat keine umwandelbare Extension.
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4. Da ein Seppo keine Extension hat, kann man nicht von einem Fortschritt sprechen.
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Die Wahrheit in der Seppo-Suche
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1. „Gegenstand G ist ein Seppo“ ist wahr, wenn G von der Gruppe als ein den anderen drei Seppos ähnliches Seppo beurteilt wird.
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2. Das gemeinschaftliche Ähnlichkeitsurteil orientiert sich an empirischen Eigenschaften.
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3. Aber die Wahrheit ist nicht „Erkennungs-unabhängig“. ( da die Gruppe entscheidet)
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4. Es erfolgt keine Annäherung an die Wahrheit.
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Auf die Wirklichkeit übertragen „De-Idealisierung“
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1.  In der Risto-Suche ist der Stempler Gott, Natur, Evolution etc.
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2. Spieler A ist die Wissenschaft.
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3. In der Seppo-Suche hat man nie mehr als drei Elemente zu einer Zeit.
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4. Was aus der Liste herausfällt, wird verhandelt.
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 +
→ Die meisten Philosophen stellen sich Sprache und Wissenschaft in Analogie zur Risto-Suche vor. Die Seppo-Suche kommt der Sache aber näher.
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 +
          -  Die Idee „der Wahrheit“ macht keinen Sinn.
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    -  Verhandlung ist so wichtig wie Wahrnehmung.
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    -  Die soziale Dimension ist der Wissenschaft wesentlich.
  
 
==Nachname, Vorname==
 
==Nachname, Vorname==

Version vom 1. November 2009, 21:19 Uhr

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Dalgic, Ipek

Text 29.10.2009/Prof. Dr. Martin Kusch

„Philosophie und (Sozial-) Wissenschaft“

1. Zufälle, die zu seinen heutigen Interessen führten/ Seine Entwicklung

- Beschäftigung mit Marxismus und Psychoanalyse. - bemerkt, dass diese kritisch zueinander stehen. - 1979-1981 Studium in Berlin. Dort trifft er auf den Prof. Ernst Tugendhat (1930), der ihm die sprachanalytische Philosophie nahe bringt. → Analytik der Sprache. Bsp.: Was ist ein Satz? Was heißt es einen Satz zu verstehen? - Tugendhat wiederum beschäftigt sich mit Ludwig Wittgenstein und Georg Henrik von Wright (finnischer Philosoph). - 1981-1989 beschließt er sein Studium in Finnland fortzusetzen. - möchte die Philosophie der Gegenwart kennen lernen und stößt daher auf Jürgen Habermas (1929), der alle seine Interessen (Marxismus, Soziologie, Sprachphilosophie, Psychoanalyse) verbindet. - Wende erreicht er bei Foucault, der sich mit der wissenschaftlichen Machtanalyse beschäftigt. (Bsp. Polizeiwissenschaft, Psychiatrie etc.) → dazu schrieb er folgende Arbeiten: 1. Die soziologische Geschichte der Philosophie und Psychologie (1995-1998). 2. Die soziologisch- philosophische Analytik der Automatisierung (1999). 3. Die philosophische Verteidigung der Wissenschaftssoziologie.


2. Die soziologische Geschichte der Philosophie: Was hat die Philosophie der Psychologie mit Macht zu tun?

Wilhelm Wundt, der wichtigste Philosoph der Gegenwart (bekannt als „Vater der experimentellen Psychologie“) interessiert sich für die Strukturen des Bewusstseins. Er möchte wissen was für Phänomene man im Bewusstsein vorfinden kann. Es gibt drei Typen von unreduzierbaren Bewusstseinselementen.

1. Empfindungen (Hören/Tasten/Farbempf.) 2. Vorstellungen (abstrakte Bilder/Phantasien/Erinnerungsbilder) 3. Gefühle (Lust/Unlust)

Dieser geht davon aus, dass diese drei aufgeführten Elemente nicht mehr analysierbar sind und somit die Grundelemente darstellen. Den Gedanken schreibt er ganz komplizierte Verbindungen zu. Sie bestehen aus den Elementen der Empfindungen, Vorstellungen und Gefühlen. Gedanken werden durch Willensakte, die selbst komplizierte Verbindungen aus Empfindungen, Vorstellungen und Gefühlen sind, zusammengesetzt.

Wundts Struktur des Bewusstseins




Wundts Gegner Oswald Külpe und Karl Bühler („die Würzburger“) sind der Ansicht, dass es vier unreduzierbare Grundelemente gibt.→ und greifen daher Wundts hierarchische Struktur an.


Die Bewusstseinsstruktur der „Würzburger“

1. Empfindungen 2. Vorstellungen 3. Gefühle 4. Gedanken (die genauso primitiv und unteilbar sind.)







Dadurch entstand ein politischer Konflikt, zu dem die wichtigsten Philosophen, Theologen, Rechtswissenschaftler etc. Stellung genommen haben.


Kontroverse:

- Wundt ist der Auffassung, die „Würzburger“ hätten falsche Beobachtungen unternommen. Gedanken ließen sich nicht experimentell beobachten. - Die „Würburger“ hingegen waren überzeugt, dass sich ihre Auffassung in den Experimenten bestätigt hätten. - für Wundt besitzt das Bewusstsein eine starke hierarchische Struktur. - die Gedanken stehen weit über all den anderen Empfindungen. - Da Wundt Nationalist war, war er der Ansicht, dass das Volk und der Staat die höchsten politischen Werte repräsentieren und diese auch für das Denken gilt.→ enge Verbindung zum Voluntarismus (Kant/Luther) und Protestantismus. - Die „Würzburger“ hingegen waren Vertreter des Internationalismus und Individualismus.→ enge Verbindung zum Intellektualismus und Katholizismus. - Wundt war militanter Protestant und die „Würzburger“ zumeist Katholiken.


3. Erkenntnistheorie und Gemeinschaft: Die Rolle der Anderen in meinem Wissen und meiner Erkenntnis

Definition des Wissens: gerechtfertigter wahrer Glaube

Quelle des Wissens:

1. Wahrnehmung 2. Logisches Denken (reasoning) (Etwas von etwas anderem ableiten→ neues Wissen) 3. Erinnerung 4. Zeugnis (testimony) (Mitmenschen als Wissensquelle)

(1-3) individuelle Wissensquelle → hat jedes Individuum für sich. (1-2) generative Wissensquelle → durch die Wahrnehmung entsteht eine neue Einheit des

        Wissens.

(3-4) nicht-generativ → etwas das wir aus der Vergangenheit wissen, wird in die Gegenwart

        transportiert. 

(4) kann auch generativ sein.


Gegenwartsdebatte:

a) Sind Zeugnisse je eine generative Wissensquelle? b) Lässt sich unser Vertrauen auf die Zeugnisse rational rechtfertigen?

Meinungen der Individualisten

Zu a) Neues Wissen entsteht nur durch die Wahrnehmung und logisches Denken. Zu b) Vertrauen auf die Zeugnisse, sie müssen sich rational rechtfertigen.

Meinungen der Kommunitaristen

Zu a) Zeugnisse sind auch generativ Zu b) Nein! Unsere Abhängigkeit von den Zeugnissen reicht zu tief!

Warum der Kommunitarismus mehr überzeugt.


In diesem Fall ist das Wissen nicht generativ!


  W Z P                                                                                                             W Z P

~ W Z P W H P


~ = Verneinung / W = Wissen / Z = Zeuge / P = Information / H = Hörer


Vor dem Akt des Wissens, muss der Zeuge, der die Information überträgt, sie bereits gewusst haben. Dieser Akt der Mitteilung schafft daher kein neues Wissen, weil es eine Person gibt, die die Information schon wusste.




In diesem Fall ist das Wissen generativ!



~ W Z P (~) W Z P

~ W H P W H P

→ Zeugnisse sind manchmal generativ!

Hierfür führt Herr Kusch zwei Beispiele auf:

1. Bsp.: Es gibt eine Lehrerin, die Kreationistin ist. Diese glaubt nicht an die Evolutionstheorie. Da sie nicht an diese Theorie glaubt, kann sie auch nichts darüber wissen. Sie hat die Aufgabe ihren Schülern über diese Theorie zu berichten.→ Am Ende weiß sei es immer noch nicht, weil sie nicht daran glaubt. Die Schüler wissen es.

2. Bsp.: Eine Person „Maria“ wird am Auge operiert. Nach der Augenoperation teilt ihr der Arzt mit, dass sie in Zukunft keine Farben mehr wahrnehmen kann. Maria glaubt ihrem Arzt. In diesem Fall hat sich der Arzt aber geirrt. Maria weiß das aber nicht. Eines Tages steht sie an einer Ampel und ein Freund fragt sie, ob die Ampel grün sei. Maria antwortet mit ja.

→ die allgemeine Ablehnung, dass ein Zeugnis nicht generativ sein kann ist falsch!


Lässt sich das Vertrauen in Zeugnisse rechtfertigen? Kann man im allgemeinen auf die Urteile anderer vertrauen?

Hierfür führt Herr Kusch zwei Ansätze auf:

1. David Hume, der die reduktive globale Rechtfertigung vertritt unterscheidet drei Gruppen von empfangenen Berichten.

a) eigenes Wissen (erster Hand)→ bestätigte Berichte b) eigenem Wissen (erster Hand)→ widersprechende Berichte c) Berichte zu Themen für die ich kein geeignetes Wissen (e.H) habe.

Daraus schließt Hume, dass a viel größer als b ist. Daher ist anzunehmen, dass dies auch für c gilt. Also darf ich neuen Berichten erst einmal vertrauen.

Problem: da c größer als a und b ist, darf ich nicht von a und b auf c schließen.

Vergleich: Sehr viele Studenten sind an der Vorlesung „Methoden und Disziplinen“ interessiert, also ist ganz Wien an der Vorlesung „Methoden und Disziplinen“ interessiert.

2. Thomas Reid, der die fundamentalistisch globale Rechtfertigung vertritt, ist der Ansicht, dass Zeugnisse wie die anderen drei fundamentale Wissensquellen seien. Denn Gott hat uns so geschaffen, dass wir die Wahrheit sagen und anderen glauben.

Woher wissen wir das? Durch das Zeugnis der Bibel?

→ zirkuläre Rechtfertigung! → vorläufige Schlussfolgerungen 1. Zeugnisse können auch eine generative Wissensquelle sein. 2. Unser Vertrauen auf Zeugnisse anderer reicht zu tief, als dass es sich rechtfertigen ließe.


4. Risto-Suche und Seppo-Suche: zwei Spiele zum Thema Gemeinschaft, Wahrheit, Fortschritt und Wissenschaft

Die Risto-Suche/Materialien:

- zwei Spieler A und B - Stempel - Zimmer mit vielen Gegenständem - Spieler A muss 5min das Zimmer verlassen. In der Zwischenzeit werden von Spieler B 10 Gegenstände abgestempelt und verdeckt. - Spieler A wird hereingeholt und muss innerhalb 2min alle gestempelten Gegenstände „Ristos“ finden.

Anmerkungen: 1. Ristos werden aufgrund einer (bleibenden) physikalischen Eigenschaft (Stempel) durch Wahrnehmung identifiziert. 2. Wir können von der Menge aller Objekte sprechen, die unter den Begriff „Risto“ fallen. Risto hat eine „Extension“. 3. Wenn A Ristos identifiziert, orientiert sich der Spieler an Identität (gleicher Stempelabdruck). 4. Da Risto eine Extension hat, ist von einem Fortschritt zu sprechen.

Die Wahrheit in der Risto-Suche 1. „Gegenstand G ist ein Risto“ ist wahr, wenn G einen Stempelabdruck hat.

     2.   Diese Wahrheit von „Gegenstand G ist ein Risto“ ist „Erkennungsunabhängig“.

3. Der erfolgreiche Spieler findet mehr und mehr Wahrheiten; er nähert sich der Wahrheit.


Die Seppo-Suche/Materialien:

- drei Spieler A, B und C. - A geht raus B und C müssen sich auf drei Gegenstände (Seppos) einigen, die sich

     ähneln (Bsp. Glas, Tisch, Fenster).

- Spieler A wird hereingeholt und bekommt die Seppos gezeigt. - Spieler A muss weitere Seppos vorschlagen und argumentieren. - Es wird abgestimmt, ob das vorgeschlagene Seppo aufgenommen wird oder nicht. - Kommt ein neues Seppo hinzu, fällt das älteste Seppo weg.


Anmerkungen: 1. Etwas wird durch Wahrnehmung und Verhandlung zu einem Seppo. 2. Spieler A kann alleine keine Seppos finden. 3. Ein Seppo hat keine umwandelbare Extension. 4. Da ein Seppo keine Extension hat, kann man nicht von einem Fortschritt sprechen.


Die Wahrheit in der Seppo-Suche 1. „Gegenstand G ist ein Seppo“ ist wahr, wenn G von der Gruppe als ein den anderen drei Seppos ähnliches Seppo beurteilt wird. 2. Das gemeinschaftliche Ähnlichkeitsurteil orientiert sich an empirischen Eigenschaften. 3. Aber die Wahrheit ist nicht „Erkennungs-unabhängig“. ( da die Gruppe entscheidet) 4. Es erfolgt keine Annäherung an die Wahrheit.


Auf die Wirklichkeit übertragen „De-Idealisierung“

1. In der Risto-Suche ist der Stempler Gott, Natur, Evolution etc. 2. Spieler A ist die Wissenschaft. 3. In der Seppo-Suche hat man nie mehr als drei Elemente zu einer Zeit. 4. Was aus der Liste herausfällt, wird verhandelt.


→ Die meisten Philosophen stellen sich Sprache und Wissenschaft in Analogie zur Risto-Suche vor. Die Seppo-Suche kommt der Sache aber näher.

         -  Die Idee „der Wahrheit“ macht keinen Sinn.
   -  Verhandlung ist so wichtig wie Wahrnehmung.
   -  Die soziale Dimension ist der Wissenschaft wesentlich.

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