Parmenides (IH)

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Fragment zur (griechischen) Satzkonstruktion

Sprache besteht aus Worten eines Alphabets. Sie können aufgezählt werden.

  • Ball
  • blau
  • ist
  • nicht

Sie können aber auch zu einem Satz geformt werden: "Der Ball ist blau". Diese Formulierung unterscheidet sich in eintscheidenden Punkten von Listen, Ausrufen oder Lexikoneinträgen.

  • Sie statuiert eine Zugehörigkeit
  • und statuiert eine Zugehörigkeit

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Weitere sprachliche Vorkehrungen sind das Partizip Präsens. "Das Präsenspartizip drückt aus, dass die mit dem Verb bezeichnete Handlung (oder das Sein) geschehend, dauernd, nicht abgeschlossen ist." Zum Verbum "gehen" ==> "gehend".

Und Hilfszeitwörter wie "haben", "sein" und "werden". Sie werden für die Bildung der verschiedenen Zeiten (Tempora) verwendet. z. B.: ich 'bin' gewesen, ich 'hatte' gesehen. "Der Ball ist blau.", "Der Ball war blau."

Die Partikel "ist" läßt sich als Symbol für die Zugehörigkeit der Satzteile eines Aussagesatzes auffassen. Sie signalisiert, dass dem Ball eine Farbe zukommt. "Sieben ist eine Primzahl": diese Zahl hat die Eigenschaft, eine Primzahl zu sein.

Zwischenbemerkung: "hat die Eigenschaft"

Sie kommt nicht nur in zahlreichen Sätzen vor, sie steht für den Zusammenhalt der Aussage. Und von ihr läßt sich ein Präsens-Partizip bilden: "seiend". Diese Form des Hilfszeitwortes hat einen interessanten philosophischen Gebrauch.


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Parmenides pur

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Parmenides deutsch

Das Lehrgedicht (Version Hans Zimmermann)

ei d' ag' egôn ereô, komisai de su muthon akousas 
haiper hodoi mounai dizêsios eisi noêsai; 
hê men hopôs estin te kai hôs ouk esti mê einai, 
Peithous esti keleuthos, Alêtheiêi gar opêdei, 
hê d' hôs ouk estin te kai hôs chreôn esti mê einai, 
tên dê toi phrazô panapeuthea emmen atarpon; 
  
Nun denn, ich werde also vortragen, du aber sollst das Wort, nachdem du es gehört hast, 
den Menschen weitergeben, welche Wege der Untersuchung einzig zu erkennen sind: 
die erste, daß es ist und daß nicht ist, daß es nicht ist, 
ist die Bahn der Überzeugung, denn sie richtet sich nach der Wahrheit; 
[5] die zweite, daß es nicht ist und daß es sich gehört, daß es nicht ist. 
Dies jedoch ist, wie ich dir zeige, ein völlig unerfahrbarer Pfad:


Das Lehrgedicht (Version Helmut Hille)

Wohlan, so will ich denn sagen - du aber vernehme und pflege die Kunde -,
welch Wege des Suchens und Fragens alleine denkbar sind:
Der eine, daß es (das Sein) ist, und daß es nicht nicht sein kann;
das ist der Weg der Überzeugung der zur Wahrheit gehört.
Der andere aber, daß es (das Nichtsein) nicht ist und nicht sein kann -
ein Weg, so sage ich, ganz und gar nicht zu begehen,
denn Nichtsein kannst du nicht erkennen noch etwas darüber sagen -
es nicht zu (be-)greifen." (Diels/Kranz)


Zugehörigkeit und Behauptung

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Ein Tableau

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