PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 27.10.

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Bitte posten Sie hier Ihr Protokoll der Vorlesung vom 22.10.09 - Gerhard Gotz!


Hannah Weinhardt

Ring-Vorlesung 19.10.2009 Professor Gotz

Den zweiten Teil seiner Ringvorlesung begann Prof. Gotz zunächst mit einem Rückblick auf die vorherige Vorlesung:

Während der Mensch in den Erfahrungswissenschaften ein Forschungsobjekt und wie alle anderen Lebewesen ein Organismus in Raum und Zeit ist, sprechen Religionen und teilweise auch die Philosophie ihm die Eigenschaft einer unsterblich Seele zu und platzieren ihn in einer überempirischen Welt. Diese zweite Auffassung kann leicht den Eindruck eines Trugbildes, einer Illusion erwecken, wirft sie doch die Frage auf: Wie kann etwas Unwirkliches aus dem Wirklichen entstehen? Wie kann aus Sinneseindrücken und unmittelbarem Erleben die Vorstellung von Unendlichkeit hervorgehen?

Dieser Prozess ist ein typisch Menschlicher und wird durch die verschiedenen Reflexionsstufen möglich: Unmittelbares Erleben wird im Geist zu Erinnerung, persönlicher Erfahrung und diese wiederum wird subjektiv beurteilt und somit zur Meinung. Dieser Prozess läuft im Gehirn verbalisiert ab und kann somit über die Sprache auch Mitmenschen übermittelt werden. Es entsteht eine Allgemeinheit. Diese Allgemeinheit stellt gemeinsam Fragen, reflektiert gemeinsam und findet Konsense. So entstehen auf einer Metaebene Gesellschaftsordnungen, Moralsysteme und Religionen. Doch auch diese können vom Individuum wieder hinterfragt, kritisiert und gegebenenfalls ersetzt werden, zum Beispiel durch Erfahrungswissenschaften. Jedoch können auch diese keine absolute Wahrheit liefern. Die Treppe der Reflexion geht also immer weiter und macht somit objektive Erkenntnis unmöglich.

Wie bewältigt der Mensch diese prekäre Situation praktisch? Wie kommt er letztlich zu seinen tatsächlichen Handlungen? Auf diese Fragen ging Prof. Gotz im zweiten Teil der Vorlesung ein:

Der unmittelbare Anstoß zur Handlung sind beim Menschen wie auch beim Tier die sinnlichen Triebe der Lebenserhaltung: Die Abhängigkeit von Nahrung, der Schutz vor Bedrohungen... Durch seine Fähigkeit zur Reflexion kann jedoch der Mensch diese Antriebe in größere Zusammenhänge bringen und durch verschiedene Filter (Religion, gesellschaftliche Normen, Ideologie) kritisch beurteilen. Unmittelbares Müssen wird so zu einer Fülle von Handlungsmöglichkeiten und eine Entscheidung ist nötig. Es muss ein Handlungsgrund gefunden werden, ein Zweck, welcher dann die Mittel, die eigentliche Handlung bestimmt. Doch auch hier tritt wieder das Problem der Reflexion auf: Durch Hinterfragen und kritische Beurteilung entsteht eine Fülle von möglichen Zwecken, die die Suche nach einem „höheren“ Zweck nötig machen. Auch dieser wird reflektiert und so weiter.

Letztlich gibt es nur eine einzige Wirklichkeit: Das eigene Ich. Auf dieses muss man sich also berufen um Entscheidungen zu treffen. Dieses Ich jedoch ist wesentlich gekennzeichnet durch die radikale Differenz zwischen Unmittelbarkeit und Reflexivität. Welches dieser beiden soll also „Zweck“ und welches „Mittel“ sein? Beide Möglichkeiten wurden von Gerhard Gotz gedanklich ausgeführt:

Die Unmittelbarkeit ist der Zweck (Egoismus):

Hier ist die oberste Maxime das Erlangen höchster Lust und die Vermeidung von Unlust. Die Reflexion wird also als Mittel zum lustvollen Leben gebraucht. Jedoch entsteht schnell ein innerer Widerspruch durch die Kollision mit der Umwelt, da diese Haltung von Mitmenschen selten akzeptiert wird. Der Egoist muss also seinen Egoismus aus egoistischen Grünen zügeln. Durch dieses Absurdum wird der Egoismus zu einer irrealen Position.

Die Reflexion ist der Zweck (Ideologie):

Hier sind Werte und Gesellschaft die wichtigsten Faktoren bei der Handlungsentscheidung. Jedoch setzt diese Denkweise den Glauben an bestimmte Axiome der Religion oder Ideologie voraus.

Letztlich steht der Mensch wieder vor einer Wahl: Egoismus oder Ideologie? Unmittelbarkeit oder Reflexion? Sein Wissen hilft ihm dabei nur bedingt. Es erkennt diese radikale Differenz zwar und steht somit über ihr, jedoch ohne eine Lösung finden zu können. Das Wissen schafft nur eine negative, keine positive Freiheit. Die Instanz, die es dem Menschen möglich macht, diesen scheinbar endlosen Kreis zu durchbrechen, ist sein Wille. Der Wille entscheidet, wann die Reflexion beendet und gehandelt wird. Er steht über Unmittelbarkeit, Reflexion und Wissen und muss eine Brücke schlagen über der radikalen Differenz. Er allein hat die positive Kraft der Setzung, der Entscheidung. Doch woran orientiert er sich? Wenn der Wille über allen bisher bekannten Instanzen steht, was steht dann über ihm? Was ist die absolute Sinngebung?

Die Suche danach ist Aufgabe der Philosophie.

Magdalena Neuhauser

2. Einheit, Gotz

Zu Beginn: kurze Zusammenfassung der 1.Einheit

2.Einheit:

Durch sinnliche Triebe erhält die tierische Seite der Menschen einen Handlungsanstoß. Dieser erfolgt durch zweierlei Bedrohung- einerseits unmittelbare Bedrohung durch die Umwelt, und andererseits Bedrohung, da der Mensch stets Dinge von außen zum überleben benötigt. Aufgrund unseres Wissens von uns Selbst und unseres gesamten Wissenshorizonts handeln wir aber nicht nur nach unseren Trieben. Als Handlungen gelten nur Aktionen nach der Reflexion, die demnach als Relativierung unserer unmittelbaren Triebe fungiert. Durch die wird der unmittelbare Handlungszwang zur Handlungsmöglichkeit. Jedes spontane Motiv wird aufgrund der Reflexion durch andere, übergeordnete Motive relativiert. Um aus einer dieser Handlungsmöglichkeiten wählen zu können braucht das "Ich" übergeordnete Zwecke. Der Zweck selektiert als Handlungsgrund bereits einige Möglichkeiten weg. Allerdings ist es nicht so einfach, sich für einen Zweck zu entscheiden, und Zwecke selbst können ihrerseits wieder Mittel für andere Zwecke sein. Kein Zweck ist daher notwendiger Zweck, sondern nur ein möglicher, und der Zweck kein unmittelbarer Antrieb. Die Zwecke bilden die Metaebene zu den Handlungsmöglichkeiten, aber eben auch Möglichkeiten. Sie stehen zur Auswahl und werden durch noch höhere Zwecke ausgewählt, die wiederum reflektiert werden, usw. Daraus ergibt sich eine endlose Hierarchie von Zwecken. Es wird daher ein "wirklicher" Zweck benötigt, sonst blieben die Handlungen nur Möglichkeiten. Diese vorausgesetzte Wirklichkeit ist das "Ich", das als reflektiertes Wesen allerdings keine unproblematische Handlungswirklichkeit darstellt. In dem Lebewesen herrscht eine radikale Differenz zwischen Unmittelbarkeit und Reflexivität. Diese Spannungsproblematik liegt der "wirklichen" Problematik zugrunde. In dem "Ich" kann entweder die Reflexivität als Zweck und die Unmittelbarkeit als Mittel oder umgekehrt gewählt werden. In der Vorlesung haben wir uns die beiden Möglichkeiten in ihren Extremfällen angeschaut, und festgestellt, dass beide nicht durchgehend haltbar sind.

1.Möglichkeit- Unmittelbarkeit als oberster Zweck und Reflexivität als Mittel: Dieser Fall würde die Maximierung meiner Lustgewinnung als obersten Zweck Wählen und ist der Weg des "Egoismus". Die eigene Unmittelbarkeit ist das höchste Ziel, unterscheidet sich aber dennoch von den unmittelbaren Trieben der Tiere, da die Reflexion dahinter steht. Das "Ich" in der Vereinzelung ist Zweck und alle anderen und alles andere (Kultur, Natur, ...) ist nur Mittel. Genau genommen ist dies aber eine irreale Position, da das "Ich" als oberster Zweck von der Außenwelt nicht akzeptiert würde, sondern das "Ich" muss sich in der Umwelt bewegen und ist als Leib notwendigerweise Mittel für andere. Diese Schwäche der egoistischen Position bleibt der Person aufgrund der Reflexivität nicht verborgen. Selbst der eigene Körper wird für die Person als Mittel eingesetzt, daher widerlegt sich die egoistische Person selbst in ihrer Existenz.

2.Möglichkeit- Reflexivität als oberster Zweck und Unmittelbarkeit als Mittel: Bei dieser Möglichkeit wäre die Wirklichkeit des Zusammenlebens, die Allgemeinheit des "Ichs" der oberster Zweck. Ein gewisses Gedankengebäude, gewisse Ideologien werden als oberstes Ziel gesetzt. Die Schwäche dieser Position ist, dass immer bestimmte Axiome vorausgesetzt werden müssen, die nicht reflektiert oder kritisiert werden, sondern geglaubt werden müssen. Die Lücken die in den Ideologien entstehen, werden emotional gefüllt. Weiters existieren immer viele Ideologien nebeneinander, die auf die Besonderheiten der jeweiligen Situation abgestimmt sind.

Aufgrund ihrer Schwächen sind beide Positionen nur relative oberste Zwecke. Auch das Wissen kann nicht Zwecksetzung sein, da das Wissen genau genommen nicht der Grund für die radikale Differenz, sondern nur eine Seite davon ist. Das Denken ist die Selbstreflexion der eigenen Tätigkeit. Es reflektiert nur, stößt auf Möglichkeiten und relativiert alle möglichen Zwecke, kann aber keine Zwecksetzung hervorbringen und ist deshalb auch nicht oberster Handlungsgrund.

Das wirkliche Handeln ist immer schon geschehen und hat sich durch das Handeln über die Problematik der Suche nach einem Handlungsgrund bereits hinweggesetzt. Daher muss es eine Instanz geben, das "Ich" kann nicht nur auf Reflexivität und Unmittelbarkeit beschränkt sein. Diese Instanz, die auch die über der radikalen Differenz steht und eine Brücke zwischen Reflexivität und Unmittelbarkeit schlägt ist der Wille. Er ist die Kraft, die über das Denken herrscht, bestimmt, wie ich wann reflektiere und die sich über das Risiko der Zwecksetzung und das Risiko der Mittel hinwegsetzt. Der Wille bricht die Reflexion ab und bestimmt, eine Handlung durchzuführen, auch, wenn das Gelingen immer ungewiss ist. Die Denkprozesse können vom Willen nicht außer Kraft gesetzt werden, aber er kann sie ignorieren und abbrechen, er hat also Reflexion, muss sich aber nicht an die daraus resultierenden Einsichten halten, kann unvernünftig sein. Der Wille ist jedoch nicht ein unmittelbarer Antrieb, sonst würde er durch die Reflexion wiederum nur zur Möglichkeit. Weiters setzt der Wille die Werte hinter den gewonnenen Einsichten und bestimmt den Stellenwert den Reflexion und Unmittelbarkeit im Mittel-Zweck- System haben. Im Gegensatz zur unendlichen Relativität der Reflexion geht der Wille von sich selbst und einer absoluten Festsetzung aus, woraus sich "wirkliche" Handlung ergibt.

Nun ist die Frage, wie wir handeln können, beantwortet, jedoch, wie wir handeln sollen, ist eine philosophische Frage. Der Wille kann zwar die radikale Differenz überwältigen, ist jedoch nicht ihr Grund und auch nicht sein eigener Grund. Daher muss über dem Willen noch ein absoluter Grund stehen, sonst wäre der Wille völlig willkürlich und orientierungslos. Es muss also eine sinngebende Ebene geben, die alles einschließt. Aufgabe der Philosophie ist nun die Erhellung dieses Gesamtsinnes. Die Philosophie muss nicht nur allgemein gültig sein, sonder steht außerdem noch unter dem Gebot der absoluten Begründung.

Sich all diese Gedanken zu machen und nachzuvollziehen ist nach Gotz nun tatsächlich philosophieren.

Konstanze Renatus-Messmer

RING-VO 19.10.2009 – Methoden und Disziplinen der Philosophie (Prof. Gotz)

Zusammenfassung des VO-Inhaltes vom 15.10.09 zum Thema Erkenntnis- und Erfahrungswissenschaft: In der Erfahrungswissenschaft hat der Mensch die Problematik der radikalen Differenz zwischen seinem Gefühlserleben und dem sprachlich gefassten Wissen. Als reflexives Lebewesen und ICH ist es ihm möglich sich auf sich selbst zu beziehen und damit Subjekt und Objekt zu sein. Durch zeitliche Begrenzung und die Metaebene über dem Menschen kommt es zu Reflexionsstufen: Von der eigenen Wahrnehmung über die Erfahrung zur Vergesellschaftung und damit zu einer Sinngebung in einer überempirischen Welt, z.Bsp. Religion. Folgerung: Um die Erfahrungswissenschaft weiterzuentwickeln, benötigt es Methoden. Eine objektive Erkenntnis der Wissenschaft ist nicht möglich, da die subjektive Meinung kein Beweis für die Wissenschaft selbst und damit keine Garantie möglich ist. Die empirische Wissenschaft ist keine Garantie für Erkenntnis. Handeln die logische Folge der Meinung.

Möglichkeiten des Handelns: Durch Sinnlichkeit (Bedürfnisse, Triebe, Umwelt) besteht die Gefahr etwas unmittelbar zu tun. Zwischenmenschliche Anforderungen, gesellschaftliche Normen und ideologische Weltbilder relativieren unsere sinnlichen Antriebe. • Durch die Allgemeinheit unserer Reflexion ist kein unmittelbares Handeln möglich. • Durch die Reflexion verwandelt sich der Antrieb in Handlung. • Die Auswahl wie, wann, wo, warum und ob sind persönliche Antriebe/Möglichkeiten. • Durch Bewertung und Reduktion werden die Handlungsmöglichkeiten reduziert.

Als erstes Kriterium ist ein Zweck für die Auswahl der Möglichkeiten aus der Vielzahl der Reflexionen notwendig. Der Zweck ist ein Handlungsgrund. Es gibt nur mögliche Zwecke, sie sind nicht notwendig, sondern können auf der Metaebene oder als Medium der Möglichkeiten dienen. Die Reflexion ermöglicht eine Hierarchie der ausufernden Zwecke. Eine eigene Wirklichkeit ist die Voraussetzung für den Zweck und für die Auswahl notwendig. Das ICH ist der wirkliche Handlungsgrund. ICH ist in sich selbst differenziert, ein reflexives Wesen, das sich nicht vermischen lässt und in einem starken Spannungsverhältnis zur Unmittelbarkeit steht. Daraus entsteht die radikale Differenz. Das ICH entscheidet Zweck und Mittel.

Bei der Unmittelbarkeit ist Maximierung von Lust und Unlust der Handlungsgrund und damit das Ziel der Sinnlichkeit. Die Reflexion ist das Mittel, das Ziel die Maximierung eines lustvollen Lebens, folglich der EGOISMUS.

EGOISMUS: Der Egoismus entsteht durch die Reflexion des ICHs. Der Mensch entscheidet die Zwecksetzung und damit den obersten Wert. Egoismus entsteht nur beim Menschen, nicht beim Tier. Mittel sind z.Bsp. Kultur und Gesellschaft, der Zweck ist der Egoismus an sich als oberster Zweck.

Der Egoismus ist eine irreale Position, ein oberster Zweck, nur für den Einzelnen selber, nicht für außen und innen, sinnvoll. Als Mittel benutzt er andere Menschen oder die Natur (Bakterien z.Bsp.). Aus egoistischen Mitteln muss sich der Egoismus zurücksetzen (Schwäche des Egoismus) und rücksichtsvoll sein, damit ein Teil seine egoistischen Ziele erreichen kann. Ein Mittel ist auch der eigene Körper, den er zur Zielerreichung disziplinieren muss. Egoisten widerlegen ihre Subjektivität durch den Widerspruch in sich selbst, denn ihr Handeln ist objektiv.

REFLEXIVITÄT: Der Zweck der Reflexivität und Erreichung des höchsten Ziels über allem, ist die Einigung auf Werte und folglich eine gemeinsame Sicht der Welt. Als Beispiel können Religion und Ideologie wie z. Bsp. Sozialismus, Rassismus genannt werden. Ideologie relativiert sich gegenseitig zum obersten Zweck, unmittelbar und reflexiv führt sie zu einer Relativierung aneinander. Es ist keine praktische Orientierung möglich, da das Wissende über dem Egoismus, der Ideologie steht. Durch Selbstreflexion entsteht eine radikale Differenz. Das Wissen ist die eine Seite der radikalen Differenz. Denken ist die Selbstreflexion, relativiert die Zwecksetzung und kann damit keinen Zweck setzen. Sie gibt uns nur Möglichkeiten, wirkliches Handeln ist Faktum. Beschränkt auf Unmittelbarkeit und Reflexion ist keine Handhabung möglich.

WILLE: Die fehlende Instanz in dieser Problematik ist der WILLE. Der Wille ist eine Kraft, die über das Denken herrscht und entscheidet. Er setzt sich über das Risiko der Zwecksetzung hin weg und bittet keine Garantie für den Erfolg der Absicht. Das Handeln bleibt riskant. Der Wille ist das eigentliche Handlungsprinzip und entscheidet über Denken und Handeln. Wille ist kein unmittelbarer Antrieb, er steht über der Problematik, ist reflexiv und muss sich an keine Vernunft (Wissen) halten. Er ist eine individuelle Kraft und entscheidet über Zweck und Mittel einer Tätigkeit. Als sogenannte „Brücke“ vereint er sinnliche Vorlage und Interpretation und schließt eine Wertung nicht aus. Seine Aufgabe ist die Ordnung der sinnlichen Qualitäten und deren Umsetzung in Werte. Seine Entscheidungen sind frei und jederzeit änderbar. Die Freiheit des Willens kann sich konkret nur auf die eigene Situation beziehen, durch eine daraus folgende Handlung ermöglicht er neue, sinnliche Eindrücke. Wille verbindet praktische Theorie und theoretische Praxis (Praxis aus der Reflexion). Durch den Willen setzen wir etwas als „absolut“. Der Wille ist das Prinzip der Werte.

Wie soll man handeln? Der Wille muss das Denken, woran man sich orientieren soll, entscheiden. Er wendet sich an sich selbst, ist seine eigene Absolutheit und kann die radikale Differenz berichtigen. Dafür ist die Wirklichkeit des ICHs vorauszusetzen. Eine Differenz muss vorgegeben sein, damit der Wille sie mitgestalten kann. Der Wille ist endlich und nie sein eigener Grund. Er muss über sich einen Grund haben, der den Willen zum Handeln ermächtigt.

Was ist eine absolute sinngebende Ebene? Es ist Aufgabe der Philosophie einen Grund dafür zu erstellen. Die Philosophie schafft eine universelle Grundlagenwissenschaft in praxisorientierter Absicht und ein Gebot der absoluten Begründung dieser sinngebenden Ebene. Handeln bestätigt einen absoluten Grund.

Philosophie bedeutet eigenes Sehen – Einsicht – Konsens.


Hamel, Hanna

Vortrag von Prof. Gerhard Gotz vom 22.10.09


Zusammenfassung von Teil 1

Die Fragestellung war, ob der Anspruch an die Philosophie als grundlegende Universalwissenschaft zu hoch sei und Wissen nur durch die Erfahrungswissenschaften gewonnen werden könne. Weil der Mensch fähig ist zur Reflexion und seine eigene Begrenztheit erkennt, erkennt er auch die Grenzen seiner Erkenntnis durch die Erfahrung. Die Erfahrungswissenschaften liefern bloß „intersubjektive Meinungen“ und ihre Methoden müssen immer wieder auf einer Meta-Ebene überprüft werden.

Auch die Sinngebung kann nicht über die Erfahrungswissenschaften geschehen, sie liefern keine Handlungsrichtlinien. Es bleibt eine grundlegende Unsicherheit des reflektierenden Wesens, die wiederum reflektiert werden soll.


Teil 2


Die Möglichkeiten des Handelns

Zwar hat der Mensch angeborene Triebe und Bedürfnisse, aber die Reflexion hindert ihn trotzdem am unmittelbaren Handeln nach den Antrieben. Durch den Zwang zur Reflexion entsteht ein Spielraum von Handlungsmöglichkeiten.

Die Frage, die sich Gerhard Gotz im zweiten Teil seines Vortrages stellt, ist deshalb: Wie kann die große Anzahl von Möglichkeiten auf eine wirklich vollzogene Handlung reduziert werden? Hierzu führt er den Begriff des Zwecks ein, der einerseits Handlungsgrund, gleichzeitig aber auch selbst Mittel sein kann. Die Schwierigkeit ist wiederum, dass sich keine endgültige Hierarchie der Zwecke erstellen lässt, der oberste Zweck kann immer wieder auf einer Meta-Ebene hinterfragt werden.

Im Folgenden versucht Gerhard Gotz exemplarisch die Setzung der eigenen Unmittelbarkeit und anschließend der Reflexivität als dem obersten Zweck.


1. Unmittelbarkeit als Zweck

Der größtmögliche Lustgewinn und das Vermeiden von Unlust sind hier oberster Zweck. Das ist die Haltung des Egoismus. Diese Position erweist sich schnell als in sich selbst unhaltbar, das Lustprinzip scheitert am Realitätsprinzip: Das den obersten Zweck setzende Individuum ist zwar für sich der oberste Zweck, nicht aber für seine Umwelt. Für seine Umwelt kann es genauso gut Mittel sein, daher muss es sich anpassen, um seine egoistischen Ziele so weit wie möglich zu verfolgen. Gleichzeitig benutzt es den eigenen Körper als Mittel, um seine Ziele zu erreichen – der wird damit aber immer wieder seiner Position als oberstem Zweck enthoben.


2. Reflexivität als Zweck

Ist die Reflexivität als oberster Zweck gesetzt, muss die Wirklichkeit des Zusammenlebens an oberster Stelle stehen. Hiefür wird eine Ideologie benötigt, die aber selbst zwangsläufig kritisch von der Reflexion zu hinterfragen ist, da sie unbewiesene Axiome zur Grundlage hat.


Eine andere Instanz: Der Wille

Gerhard Gotz kommt zu dem Schluss, dass weder der Egoismus noch die Ideologie sich als oberster Zweck eignen, da sich beide relativieren lassen. Die Reflexion hindert uns, einen beliebigen Zweck zu setzen. Oberster Zweck muss also dasjenige sein, dass es dem reflektierenden Wesen ermöglicht zu handeln und den Kreislauf der ständig sich selbst übersteigenden Reflexion zu durchbrechen. Hier nennt Gerhard Gotz folgende Instanz: den Willen. Dieser stellt das eigentliche Handlungsprinzip dar, er setzt sich über Reflexivität und unmittelbaren Antrieb hinweg. Der Wille hat zwar das Denken in sich, unterbricht aber die unendliche Reflexion durch eine „absolute Festsetzung“. Er entscheidet sich für eine Handlungsmöglichkeit.

Hierzu müsste er aber selbst eine absolute Kraft sein oder eine absolute Kraft beziehen. Er selbst kann nicht die absolute Kraft sein, weil er die Wirklichkeit immer schon als gegeben hinnehmen muss und lediglich in der Lage ist, sie mitzugestalten.


Die Aufgabe der Philosophie

Aus dem vorhergehenden Absatz lässt sich nun ableiten, dass der menschliche Wille eine Orientierung für sein Handeln braucht. Diese Orientierung zu bieten nennt Gerhard Gotz die Aufgabe der Philosophie. Damit der Mensch sinnvoll handeln kann, soll die Philosophie wissenschaftliche und praktische Orientierung bieten, indem sie nach einem allem zu Grund liegenden Sinn sucht. Dabei ist sie dem „Gebot der universalen Allgemeingültigkeit“ und dem „Gebot der absoluten Begründung“ verpflichtet und soll sich – um ihrem methodischen Anspruch zu genügen – dabei auch immer selbst hinterfragen.


Clara Maier, Kim Dinh, Alexandra Vogt

„Methoden und Disziplinen der Philosophie Ring-Vo“ vom 22.10.2009, Prof. Gotz

Anschließend an die letzte Vorlesung, in der Prof. Gotz die Rolle der Philosophie im Alltag zu erläutern versuchte, hatte er dieses Mal zwei wesentliche Fragen zum Thema. Nämlich „Wie können wir Menschen überhaupt handeln?“ und „Wie sollen wir handeln?“

Angefangen hat er mit der Erkenntnis, dass wir Menschen Naturwesen sind, also auch eine tierisch – leibliche Seite besitzen, deren Anstoß zum Handeln vom Körper ausgeht. Dadurch sind wir zwei Gefährdungen ausgesetzt, einerseits uns selber und unseren Bedürfnissen, und andererseits unserer Umwelt, die uns zur Gefahr werden kann.

Wir unterscheiden uns aber dadurch von Tieren, dass wir eben nicht nur unmittelbar nach Trieben handeln. Reflexion, die Gesellschaft in der wir leben, ideologische Weltbilder etc. relativieren unseren sinnlichen Antrieb und er wird somit relativ unwichtig. Das auf eine bestimmte Art handeln müssen, verwandelt sich in diverse Handlungsmöglichkeiten, wir stehen also immer vor der Wahl – Wie? Wo? Wann? Nun stellt sich also die Frage, wie wir von zahlreichen Möglichkeiten eine „richtige“ Handlung auswählen können.

Wir brauchen dazu einen Zweck, an dem wir die Handlung messen können, also einen Handlungsgrund. Handlungen verweisen auf Zwecke, Zwecke sind wiederum Möglichkeiten. Allen Möglichkeiten ist eine Wirklichkeit vorausgesetzt, und zwar das „Ich“, das die Auswahl trifft. Das „Ich“ müsste also seine eigene Wirklichkeit finden, um eine Entscheidung treffen zu können, dann wäre es der Handlungsgrund. Es besteht also ein Spannungsverhältnis zwischen der Unmittelbarkeit des Handelns und der Reflexion.

Nimmt man also die Unmittelbarkeit als Handlungszweck, wäre das Ziel die eigene Befriedigung, also „Egoismus“ und alles Andere wäre Mittel für meine Befriedigung. Das Problem hierbei ist aber, dass ich mich so der Natur und meinen Bedürfnissen beugen muss. Es ist also ein gewisser Selbstwiderspruch im Egoismus enthalten, da ich ja trotz allem immer Mittel für mich selber bin, also quasi mir selbst unterworfen. Der Egoismus als höchstes Gut ist also eine absurde, illusorische Position. Mittel ist auch der eigene Körper, der verbraucht werden muss, um diesen einzusetzen.

Nimmt man die Reflexion als Handlungszweck, wäre das Ziel eine Einigung auf gewisse Werte oder Ideologien. Das Manko von Ideologien aber ist, dass sie immer gewisse Axiome voraussetzen, die man glauben muss und diese argumentative Lücken hervorweisen. Außerdem gibt es ja viele verschiedene Ideologien, die auch nur Möglichkeiten darstellen, und man wieder keinen festen Halt hat, weil sich quasi alles aneinander relativiert.

Wir stehen also vor dem Problem: Egoismus oder Ideologie als Handlungszweck? Ist also vielleicht unser Denken bzw. unser Wissen der oberste Zweck, der uns zum Handeln bewegt? Auch diese Annahme ist nicht ganz richtig, denn das Denken ist wieder nur eine Seite der „radikalen Differenz“ Gefühle – Denken. Das Denken ist zwar die Selbstreflexion der eigenen Endlichkeit, kann eine Zwecksetzung also relativieren, ist aber nicht imstande selbst einen Zweck zu setzen. Es muss also sein, dass wir weder auf Unmittelbarkeit, noch auf Reflexion beschränkt sind, sondern, dass es noch etwas gibt, das unser Handeln bestimmt und das ist der Wille. Der Wille herrscht über das Denken, indem er sich über Risiken hinaussetzt, irgendwann aufhört zu reflektieren und einfach handelt. Er besitzt zwar Reflexion, kann aber auch etwas Unvernünftiges tun, wenn er will.

Er schlägt so eine Brücke zwischen den zwei Seiten der „radikalen Differenz“, im Gegensatz zum Denken, das ja selbst eine Seite davon ist. Nichts desto trotz ist der Wille aber an Unmittelbarkeit und Reflexion gebunden, denn Erkennen und Tun ist durch den Willen geprägt und entschieden. Wir haben hiermit also erläutert, wie wir Menschen überhaupt handeln können.

Nun stellt sich aber die Frage, wie sollen wir handeln? Woran soll sich der Wille nun orientieren? Welche Werte soll er setzen? Er muss sich an sich selbst wenden. Er ist aber nicht der Grund für die „radikale Differenz“, er setzt sie voraus. Der Wille ist endlich und nie sein eigener Grund, denn wenn er Maßlosigkeit wäre, dann wäre er auch Ratlosigkeit. Es muss also einen absoluten Grund geben, der alles mit einschließt und wo alle Sinnebenen zusammenfließen.

Die Erhellung dieses absoluten Grundes ist laut Prof. Gotz die Philosophie. Sie muss eine Grundlagenwissenschaft mit orientierender Praxis sein, damit wir sinnvoll handeln können. Sie steht unter dem Gebot der absoluten Begründung, denn dadurch, dass wir handeln, setzen wir einen absoluten Grund schon voraus.

Abschließend eröffnet Prof. Gotz, dass wir mit den obigen Gedanken und Erläuterungen eigentlich schon Philosophie betrieben haben. Denn es geht hierbei um das Reflektieren und das eigene Sehen und gibt uns im Endeffekt eine allgemeingültige Einsicht. Philosophie ist also nicht nur allgemeingültig, sondern steht auch unter dem Gebot der absoluten Begründung.

Sophia Mallmann

Protokoll Ring VO am 22.10. Egoismus: Der Egoist muss sich selber immer zurück nehmen, er kann nie höchster Zweck sein. Er muss mit gezielter Rücksicht an die Menschheit heran gehen. Jede Perso ist Mittel für sich selbst. Ich muss meinen Körper als Mittel einstellen. Ideologien: Das "Ich" kann auch die Ideologien als höchsten Zweck machen. Ideologien sind Gedankengebäude. Sie gelten als Orientierung für unser Handeln. Egoismus und Ideologie stehen zueinander in Konkurrenz. Beides sind nur mögliche Zwecke. Sie sind nicht haltbar. Das Wissende steht immer noch darüber. Aber ist das Wissen ein übergeordneter Grund? Das Wissen selbst kann der Grund nicht sein. Das Denken reflektiert nur, es relativiert alle möglichen Zwecke und eröffnet neue Möglichkeiten. Wir stehen aber immer noch im Bereich der Möglichkeiten. Die Reflexion selber ist nicht im Stande einen Zweck zu setzen. Es muss etwas geben, was darüber steht, der Wille. Der Willer geht über das Denken hinaus, somit kommen wir zum Risiko der Zwecksetztung, unser Handeln bleibt immer riskant. Der Wille aber, hört irgendwann auf zu reflektieren und handelt. Er ist entscheidend für unsere Zukunft. Der Wille muss sich an die Einsichten des Denkens nicht halten. Er unterscheidet sich auch vom Denken. In beide Richtungen verbindet sich der Wille mit Reflexion und Unmittelbarkeit. Nun kommen wir zur Frage:"Wie sollen wir handeln"? Der Wille hat die positive Kraft des Setzens. Doch woran soll er sich orieentieren?An welchen Werten? An was soll er sich halten? Das einzige was über seinen gesetzten Werten steht, ist er selbst. Wenn er nicht weiter weiß, muss er sich an sich selber wenden. Er muss die Wirklichkeit des Ich´s schon voraussetzen, aber er kann sie nicht von Grund auf aufstellen. Es muss also einen Grund geben, der den Willen ermächtigt solche Setzungen zu vollziehen. Die Sinnebenen dürfen sich gegenseitig nicht einschließen. Die Erhellung dieses Grundes wäre eine Aufgabe der Philosophie. Philosophie ist nicht nur allgemeingültig, sie steht auch unter dem Gebot der Absoluten Begründung.

Buchberger, Agnes

Gerhard Gotz gibt am Anfang seines Vortrags einen kurzen Rückblick über den Inhalt der letzten Vorlesung (siehe dazu: [1]).

Danach erläutert er den praktischen Umgang mit der Unsicherheit, der wir in der letzten Einheit begegneten.

Um dieses Problem überhaupt reflektieren zu können, setzen wir voraus, dass wir immer schon handelten. Als Ursprünge für dieses Handeln gibt er sinnliche Triebe (z.B. Hunger, Angst, etc.) und die Umwelt an. Die Umwelt veranlasst Handlungen indem sie uns zu Reaktionen zwingt, um zu überleben – das Leben an sich ist nämlich in seiner Unmittelbarkeit lebensgefährlich und um überleben zu können müssen wir handeln (Selbstschutz).

Sobald das Denken ins Spiel kommt und wir über unsere Triebe zu reflektieren beginnen, eröffnen sich uns ein größerer Rahmen und größere Zusammenhänge für unser Handeln. Dies relativiert unsere prinzipiellen Ansprüche und hindert uns teilweise daran unmittelbar zu handeln. Wir haben die Wahl zwischen mehreren (um nicht zu sagen unendlich vielen) Handlungsmöglichkeiten, die einer Reflexion bedürfen. Wie soll man aber diese Unzahl an Möglichkeiten reduzieren?

Die Antwort klingt simpel: Wir brauchen einen Zweck, an dem wir sie messen können. Dies ist das Kriterium das zur Auswahl (beziehungsweise Selektion) führt. Der Zweck ist also mit dem Handlungsgrund gleichzusetzen. Das Problem, das an dieser Stelle auftaucht, ist jedoch, dass eine Entscheidung für eine Handlungsmöglichkeit wiederum zu unzähligen neuen Handlungsmöglichkeiten und Zwecken führt. Wieder ist Reflexion nötig.

Der Zweck ist also zugleich (1) Metaebene zu den Handlungsmöglichkeiten und (2) neuer Startpunkt für ebendiese.


An dieser Stelle kommt Gerhard Gotz auf die radikale Differenz zu sprechen, die er schon in der letzten Einheit erläuterte. Er meint, den Möglichkeiten ist eine Wirklichkeit vorausgesetzt: das ICH. Dieses ICH ist zugleich vorausgesetzter Wirklichkeitswert und Handlungsgrund (das ICH ist sich somit selbst über- und untergeordnet). Diese Problematik spiegelt die radikale Differenz zwischen Unmittelbarkeit und Reflexivität wider.

Die vermeintliche Lösung besteht darin, eine Instanz als Zweck zu sehen und die andere als Mittel zum Zweck. Hieraus ergeben sich zwei Szenarien:

a) Die Unmittelbarkeit als Zweck. Das Ziel ist in diesem Fall die Maximierung der Lust und die Vermeidung der Unlust. Dieses Szenario führt unweigerlich zu Egoismus. Das Mittel zum maximalen Lustgewinn des ICH stellt die Umwelt (Natur, Mitmenschen, etc.) dar, welche dem ICH hier natürlich keine Akzeptanz entgegen bringt, denn wenn mein ICH für mich den obersten Zweck darstellt, heißt das keineswegs, dass auch alle anderen mein ICH als diesen sehen. Mein ICH ist ja in einem solchen Szenario auch gleichzeitig Mittel für andere. Folglich muss ich Kompromisse (Reflexion – Zurückhaltung und Rücksicht, um Schaden zu vermeiden) eingehen, um teilweise ans Ziel zu gelangen. Eine weitere Schwäche dieses Szenarios ist, dass die eigene Person auch Mittel für sich selbst ist (z.B. Disziplin, Übung, „Verschleiß“, etc.). Indem es gleichzeitig Mittel ist, wiederlegt das ICH sein oberstes Ziel. Fazit: Egoismus ist eine Illusion, weil er widersprüchlich zu sich selbst ist.

b) Die Reflexivität als Zweck. Das Ziel ist in diesem Fall Gemeinschaft, Einheit. Dieses Szenario drückt sich durch Ideologien aus (z.B. Religion, Sozialismus, usw.). Ideologien setzen Axiome voraus, die nicht kritisch hinterfragt wurden/werden; diese „argumentativen Lücken“ werden sentimental gefüllt (Verpflichtung, Bindung, etc.). Fazit: Durch diese fehlende Legitimation relativiert sich auch dieses Szenario.


Wir sehen also, dass beide Szenarien keinen wirklich festen praktischen Halt geben. Demnach muss es eine dritte Instanz geben. Diese ist der Wille.

Der Wille als Handlungsprinzip setzt sich sowohl über die Reflexivität (er muss diese zwar in sich haben, muss sich jedoch nicht daran halten) als auch über die Unmittelbarkeit (er ist nicht zu verwechseln mit unmittelbaren Antrieben!) hinweg. Er stellt aber den Brückenschlag zwischen den beiden dar (er interpretiert das, was sinnlich vorliegt; jedoch auf sehr subjektive Art und Weise [Wertungen]) und ist an die beiden gebunden. Der Wille ist also nicht gleichbedeutend mit absoluter Freiheit. Er ist immer situationsbedingt angepasst. Er besitzt die positive Kraft, Wertungen und Prinzipien/ Zwecke zu setzen.

Da wir davon ausgehen, dass der Wille immer schon so handelte (siehe Beginn der Einheit: Voraussetzung, dass wir immer schon handelten), müsste er eine absolute Kraft besitzen oder diese von irgendwoher beziehen. Was jedoch ist diese absolute, sinngebende, widerspruchsfreie und alles umfassende Ebene, die über dem Willen steht? Die Antwort auf diese Frage zu finden, wäre Aufgabe der Philosophie, meint Gerhard Gotz.

Er schließt seinen Vortrag indem er uns darauf aufmerksam macht, dass wir mehr oder weniger schon Philosophie betrieben hätten, indem wir während der letzten beiden Einheiten „mitgedacht“ hätten.

Sarbinowska, Wanda

Ring-Vo 22.10.2009 - Methoden und Disziplinen der Philosophie Thema: Philosophie als Erfahrung und Erkenntniswissenschaft - Teil 2

Mensch ist Gegenstand von Wissenschaft, weil wir sind und wir wissen, dass wir wissen. Wissen heist denken.

Reflexions Stuffe von Gewissheit: - Wahrnehmung, - Erfahrung dh. persönliche Meinung, selbstreflexionen ist subjektive Meinung ohne Garantíe,empirische Wissen - Hypothese und Theorie - sind nicht beobachtbar.

Wir leben mit Reflexionen und Wissen. Zwischen menschlichen Beziehungen bauen wir unseres Gesellschaft. Unsere Reflexionen handeln wir selbst - wir stehen vor dem Wahl, haben wir Möglichkeiten, wir können. Wir brauchen ein Zweck zur Selektionen - welcher Art von Mittel wir brauchen. Handlungsgrund braucht Zweck für Handlungsmöglichkeiten.

Aufstehen is zB. ein Zweck zu verschiedenem Möglichkeiten. Viel Möglichkeiten garantieret Wirklichkeit zurückgreifen.

Egoismus - praktische Handlungsgrund zur mir selbst, Reflexion als Mittel Lust zu gewinnen. Egoist - "oberste Zweck - ICH", andere mussen zurück halten, ich benutze sie als Mittel aus egoistischen Grunden. Jede Person ist Mittel für sich selbst - Mittel ist auch eigene Körper. "Mein Körper ich muss selbst einsetzen" - oberste Zweck einer Egoisten.

Reflexivität ist Verständigung über Argumente. Säkulare Interpretationen - Ideologie: Sozialismus, Nationalismus, Rasismus. Bestimmte Axiome - Glaube ohne Überprüfung. Konkurenz für sie ist Unmittelbarkeit und Reflexivität. Denken ist selbstreflexionen; sie relativieren Argumente - mögliche Zwecke.

Wille - Kraft, was ich kann, wie lang - geht über Denken hinaus. Die Wille ist Handlungsprinzip, steht über Problematik, hat voll Reflexion, ist nicht eigene individuelle Kraft und Tätigkeit. Wille muss man interpretieren, Wertung eingeschlossen, muss man Wert und Qualität ordnen. Es ist Absolutes Handlungsprinzip, wie wir handeln können. Wie handeln soll? Welcher Werte soll ich setzen um sich selbst auszuwerten? Philosophische Fragen mit Voraussetzen und weiter muss man entscheiden - alle Ebene mussen zusammen stimmt, muss absolute Sinn haben mit universalle Grundlage.

Absolute Ansprüche hält: -Güte, -Sinn, -Moral, -Wirklichkeit, -Wahrheit.

Die alle kritisiert Philosophie und muss sich selbst kritisieren. Die Dimensionen sollen, können - eigene sein.

Wanda Sarbinowska


Hannes Hentschke

3. Ringvorlesung am 22.10.09 Gerhard Gotz leitet seine Lesung mit einer kurzen Zusammenfassung des ersten Teils seines Vortrags ein und bringt den Begriff der „radikalen Differenz“ zur Sprache. Die „radikale Differenz“ besteht, weil der Mensch einerseits aus sinnlicher Wahrnehmung, andererseits aus der Reflexion über diese Wahrnehmung, konstituiert ist. Der Mensch fände wegen der sublimen Verknüpfung von Wahrnehmung und Denken nie zur Entscheidung eine praktische Handlung tatsächlich auszuführen. Gotz hat versucht dieses Manko im Zuge seiner Lesung zu entschärfen. Können wir praktisch die Unsicherheit unseres Handelns, die durch die scheinbar endlose Reflexion vorliegender Inhalte entsteht, bewältigen? Diese Frage mit einer kurzen und schlichten Antwort abzuwürgen wäre ein Fehler, denn man muss sich hier vorsichtig einer zumindest vorläufig gültigen Aussage nähern. Der Mensch verfügt über Triebe, die ihm die eigenen Unzulänglichkeiten vor Augen führen, indem sie zum Einsatz kommen müssen. Diese Triebe können durch exogene Bedrohung (Kälte, natürliche Feinde,…), oder von inneren Bedürfnissen, angekurbelt werden. Die Gefahr der persönlichen Bedürfnisse besteht darin, dass die Außenwelt die Mittel, welche nötig sind, um das jeweilige Bedürfnis zu stillen, möglicherweise nicht zur Verfügung stellt respektive überhaupt zu bieten hat. Wir haben durch die Reflexivität, die Möglichkeit sinnliche Antriebe in größere Zusammenhänge, wie zum Beispiel die Gesellschaft und den der Gesellschaft zugrundeliegenden Normen einzugliedern, wodurch eine Relativierung der Triebe passiert. Im Gesamten unseres Wissens schrumpft der Stellenwert der Sinnlichkeit. Wir als Menschen können aufgrund unserer Reflexivität nicht ausschließlich unmittelbar handeln. Wir handeln immer aus einer gewissen Überlegung heraus, wobei natürlich anzumerken ist, dass Leistungen des vegetativen Nervensystems nicht als Handlungen zu definieren sind. Durch die Reflexion, wird unmittelbarer Zwang in Handlungsmöglichkeiten umgewandelt. Spontane, sinnliche Empfindungen werden relativiert und es wird abgewogen, ob man dem ersten Affekt trauen soll, oder nicht. Obwohl in dieser Phase nur der reflexive Teil des Menschen offensichtlich tätig ist, muss die Sinnlichkeit der Spontanität, welche im Gesamten des reflexiven Wesens ruht, erhalten bleiben, weil es sonst keinen Inhalt gäbe über den sich die Reflexion hermachen könnte. Um aus dem Rad der Reflexion auszubrechen, müssen wir wählen WANN? WIE? WO? und überhaupt erst OB? wir Bedürfnisse stillen beziehungsweise Handlungen setzen. Um diesen Fragewörtern näherzurücken, müssen wir aus einer Unzahl zu einer relevanten Anzahl von Handlungsmöglichkeiten gelangen, was uns jedoch auch nur mit diesen Fragewörtern gelingen kann. Man muss aufhören alle Möglichkeiten relativ und neutral nebeneinanderzustellen. Es muss, um aus diesem Dilemma der Orientierungslosigkeit einen vorläufigen Ausweg zu finden, ein Zweck der möglichen Handlung gefunden werden. So kann man die Zahl der Möglichkeiten reduzieren, denn der Zweck bestimmt die Art der Mittel (die relevanten Möglichkeiten) die zur Erreichung seiner selbst in Fragen kommen. Ein Zweck ist als Handlungsgrund zu erkennen und als solcher selektiert er Handlungsmöglichkeiten. Durch die Reflexion, der auch jeder Zweck unterzogen werden kann, ist es auch wieder möglich, dass der gerade noch oberste Zweck überdacht wird und zum Grund eines anderen Zwecks wird. Kein Zweck ist der letzte, oberste Zweck, deshalb ist kein Zweck notwendig/zwingend, dafür ist jeder Zweck möglich. Der Zweck an sich ist kein unmittelbarer Antrieb. Er bewegt sich einerseits in der Metaebene zu den vorhandenen Handlungsmöglichkeiten, doch andererseits ist er auch im Medium der Möglichkeiten befindlich. Hier sind wir am Punkt angelangt zu sagen:“Wir brauchen einen höheren Zweck und wieder und wieder.“, denn bislang ist nicht mehr als eine Hierarchie unter den Zwecken entstanden, die sich ins Unendliche weiterspinnen würde. (Wir dürfen aber nicht vergessen, dass auch die Handlung nicht stringent oder absolut ist. Denn der Begriff der Handlung kann ebenso wie jeder andere unter die Lupe genommen und überdacht werden bevor er ausgeführt wird.) Dem Zweck ist die Möglichkeit und der Möglichkeit ist die Wirklichkeit des “ICHs“ vorausgesetzt. Das „ICH“ müsste somit auf die Wirklichkeit zurückgreifen und sie als Maßstab zur Auswahl relevanter Handlungsmöglichkeiten heranziehen. Doch wie wir wissen ist das „ICH“ in sich differenziert, was den Zugang zur dahinterliegenden Wirklichkeit nicht erleichtert. Es besteht ein Spannungsverhältnis zwischen der Unmittelbarkeit und der Reflexivität. Das Spannungsverhältnis der zwei nicht fusionierbaren Komponenten des „ICHs“ liegt der, dadurch sehr schwierigen Handlungswahl zugrunde. Gotz hat den Egoismus als ein dem Menschen eigenes Phänomen angeführt, um diese innere Spannung im Menschen zu verdeutlichen. Im Egoismus gerät das Lustprinzip des Individuums in Zusammenprall mit dem Realitätsprinzip der Allgemeinheit. Die Unmittelbarkeit im Egoisten setzt sich ein Ziel: höchstmöglicher Lustgewinn und optimierte Vermeidung von Unlust. Die Reflexivität im Egoisten muss nun in den Dienst der Unmittelbarkeit treten um dieses Ziel zu erreichen (Jeder Zweck benötigt Mittel zur Erreichung seiner selbst). Dadurch, dass sich die Reflexivität in den Dienst der Unmittelbarkeit stellt ist klar, dass Egoismus nur beim Menschen möglich ist, da beim Tier Reflexivität in der Form nicht vorhanden ist. Beim Tier ist die Unmittelbarkeit Mittel zum Selbstzweck. Das „ICH“ (die Unmittelbarkeit) des Egoisten ist sein höchster Zweck, was nicht bedeutet, dass das für die anderen reflexiven „ICHs“ auch gilt, was zeigt, dass der Egoismus allgemein gesellschaftlich keine haltbare Lebensform präsentiert. Da der Egoist reflektiert, wird er über kurz oder lang auch über sich selbst, über seine sinnliche Unmittelbarkeit und die darin enthaltene Reflexivität stolpern und entdecken, dass er die Ansprüche seiner Unmittelbarkeit, aus egoistischen Gründen, herunterschrauben muss. Er lebt nämlich in einer Umwelt in der er nicht so agieren kann wie er will, weil sich die anderen Menschen nicht als Mittel zum Zweck des Egoisten sehen. Unabhängig davon, wie weit es dem Egoisten gelingt die anderen als Mittel für sich selbst zu gewinnen (durch Gewalt,…), so ist der Körper des Egoisten immer noch existent, der nicht als Mittel zum höchsten Zweck verwendet werden kann, weil darin die Lust münden soll. Weg vom Egoisten der sich selbst zum höchsten Zweck macht, leitet Gotz über zur Idee eine Ideologie zum höchsten Zweck zu machen. Reflexivität ist quasi die Allgemeinheit des „ICHs“. Daraus abzuleiten ist der Vorschlag, die Einigung auf gemeinsame Werte als höchsten Zweck zu sehen. Eine Schwachstelle der „Ideologie als höchsten Zweck“ ist die Tatsache, dass jede Ideologie auf Axiomen basiert, welche nicht hinterfragt werden. Es werden argumentative Lücken emotional geschlossen indem sie nicht zur Sprache gebracht werden. Außerdem haben es Ideologien so an sich, dass sie sich gegenseitig relativieren und sich so zugleich zu einfachen Möglichkeiten herabsetzen. Wenn es die Ideologien nicht sind, dann ist es vielleicht das Wissen als solches, das als übergeordneter Grund über allen Reflexionen dasteht. Doch das scheint auch eher unwahrscheinlich, weil das Wissen nicht der Grund, sondern nur ein Teil der „radikalen Differenz“ ist. Das Denken kann sich immer ausschließlich zu relativen Wertsetzungen durchringen, das heißt, dass es nie zur wirklichen Handlung übergehen kann. Es ist sozusagen eine negative Freiheit in der sich die Reflexion befindet. Sie hat zwar alle erdenklichen Möglichkeiten, nur die eine nicht: eigenständig aus dem Rad der Reflexion herauszutreten. Die Unmittelbarkeit kann durch die Reflexivität aufgelöst werden, doch die Reflexivität sieht sich nicht imstande einen Zweck zu setzen. Das „ICH“ benötigt eine Größe die sich über der „radikalen Differenz“ findet. Diese Größe kann Wille genannt werden! Der Wille ist das Handlungsprinzip. Er kann Denkgesetze zwar nicht außer Kraft setzen, er kann sie aber abstufen und Prioritäten setzen. Obwohl er eine übergeordnete Größe ist und reflexiv tätig ist, hat er unmittelbaren Antrieb in sich, der ihn dazu bringt sich durchzuringen und Entscheidungen zu fällen. Der Wille besitzt die individuelle Kraft die Komponenten der „radikalen Differenz“ aufeinander zu beziehen und eine Brücke zwischen ihnen zu schlagen, was zur Handlung führt. Diese Fähigkeit setzt aber Reflexion voraus. Bei jeder Entscheidung die der Wille fällt, muss er sich selbst zugunsten des von ihm gesetzten Zwecks einschränken. Er ist von Unmittelbarkeit und Reflexivität abhängig, was zur Aussage führt, dass es nie einen völlig freien Willen geben kann. Nun wissen wir, dass der Wille die Macht der Wertsetzung besitzt, das heißt, dass er die Reflexion unterbricht und entscheidet ob gehandelt wird oder nicht. Doch an dieser Stelle wirft sich die Frage auf:“Wie sollen wir handeln? und woran soll sich der Wille halten?“ Der Wille kann sich nur an sich selbst wenden, denn der Wille kann den Quell der Wertsetzung nur in sich selbst finden. Er hat keine Bezugspunkte denen er trauen könnte. Auch wenn er die „radikale Differenz“ bewältigen kann, hat er nicht die Option zu verlangen ohne sie zu sein, weil sie ihm in jeder seiner Tätigkeiten vorausgesetzt ist. Der Wille kann die tatsächliche Wirklichkeit zwar mitgestalten, kann aber nicht der Grund dafür sein. So wie der Wille nicht der Grund der Wirklichkeit sein kann, genauso kann er auch nicht sein eigener Grund sein. Er ist wie schon vorhin erwähnt nicht mehr als das Prinzip des Handelns, das bedeutet, dass es auch noch über dem Willen einen absoluten Grund geben muss. Wie darf man sich eine absolute Ebene vorstellen? -Sie muss alles einschließen; Im Rahmen des Sinns einer Sache, müssen alle Diskrepanzen ausgeschlossen werden können. Bei dieser Frage jetzt nach weiteren Antworten zu suchen, wäre jedoch verhängnisvoll und würde jedweden Rahmen, eines möglichen Protokolls über die Vereinbarung reflexiver Überlegung und praktischer Handlung, sprengen. Abschließend hat Gotz noch einen Hinweis gegeben, wie man Philosophie nach dem dargelegten Gedankengang nach definieren könnte. Er bezeichnet sie als universale Grundlagenwissenschaft mit praxisbezogener Zielsetzung. Die Philosophie ist nicht nur unter dem Gebot der allgemeinen Gültigkeit, sondern auch unter dem Gebot der absoluten Begründung zu praktizieren. Als abschließenden zusammenfassenden Satz will ich die stichhaltige Aussage von Gotz stellen, dass egal aus welchem Glauben wir handeln, der Wille immer verantwortlich ist und dem immer ein absoluter Grund zugrunde liegt.


Tom Baerwald

2. Protokoll

Dozent: Gerhard Gotz

Professor Gotz fing die Vorlesung mit einer recht ausführlichen Wiederholung zur vorigen Woche an. Der signifikanteste Gedanke der Wiederholung war für mich der Ansatz der Erkenntnis einer unsterblichen Seele.Welche als gedankliches Konstrukt den Ansatz zur Erkenntnis des gesamten gedanklichen Systems bildet. Das System was am prägnantesten für mich von Horst Mahler (einem fiesen Nazi) im Interview mit Michel Friedman beschrieben wurde mit den Worten: "Wir sind der Zwerg auf den Schultern eines Riesen, dessen was gewesen war.". Die Partizipation in diesem System ist somit das realistisch Nächste zur Unsterblichkeit für uns Menschen.(Weitergedacht?) Auf die Wiederholung setze Gotz die Problemstellung der Vorlesung. Die Differenz von Unmittelbarkeit (Körperlichkeit) und Reflexion (Geistigkeit) in einem zweckgebundenen Handlungsrahmen. In beiden Extremformen dem Egoismus als Lustprinzip und den dogmatischen Ideologien. Die Lösung dieser Problematik soll die übergeordnete Instanz - der Wille - sein als Vermittler zwischen beiden Extrema und Zweckmaß zu den Handlungen. Um diesen Gedankenkomplex abzurunden stellte Gotz noch anschliessend die Frage ob und welche Instanz dem Willen übergeordnet sein könnte, welcher Grund dahinter stehen mag?(Intuitive Antwort auf die Frage ist "die Natur des Menschen" als kompensativer Organismus) Zum Abschied formulierte er noch den Anspruch der Philosophie auf ein Gebot der absoluten Begründung und damit die Legitimität der Metaphysik, als Ergänzung der Philosophie, als Universalwissenschaft mit praxisorientierten Problemfeldern.


Tobias Göllner

Zusammenfassung von Teil 1.

Teil 2: Praxis

Handlungsdrang kommt vom Körper, von den sinnlichen Trieben. Durch unsere Reflexion geben wir diesem Drang nicht gleich nach. Es entsteht eine Fülle von Handlungsmöglichkeiten die von unserer Reflexion bewertet und reduziert werden. --> Handlungsgrund, Zweck! Entscheidungsgrundlage = Ich (ist nicht klar definiert)

Egoismus: Maximaler Lustgewinn bei minimaler Unlust; ist in sich selbst widersprüchlich, da man sich selbst so weit beschneiden muss um seine egoistischen Ziele zu erreichen, da die Umwelt ja nicht auf einen reagieren muss.

Ideologie: (Reflexivität) setzt Axiome voraus, die geglaubt werden müssen. Ideologien konkurrieren untereinander. Egoismus und Ideologie sind keine haltbaren Zwecke sonder nur mögliche Zwecke!

Wille: geht über das Denken hinaus. Setzt sich über das Denken hinweg, entscheidet über Reflexionen (wie lange, über was,...) .

Warum handeln wir? Der Wille kann nicht Grund für sich selbst sein, es muss also einen anderen Grund geben. Die Philosophie sucht nach einem Grund, einem Sinn.


Darijo Vukovic, Klaus Prinz

Zusammenfassung Teil 1, Teil 2 Gerhard Gotz

Ein Versuch in Wort und Zahl.

1. Frage: Erscheint eine Impfung gegen Zeckenbisse gerechtfertigt?

2. Frage: Was sind die Bedingungen der Möglichkeit einer überempirischen Welt aus den Mitteln der empirisch vorhandenen Welt?

1. Unterscheidung: Tier (an Instinkte und Unmittelbarkeit gekettet) / Mensch (durch Reflexivität befreit)

1. Feststellung: Der Mensch besitzt Wissen um sich selbst.

2. Feststellung: Der Mensch besitzt Wissen um Abstrakta.

3. Feststellung: Es besteht eine Distanz zwischen Inhalt und Wissen (+ Möglichkeit eines ständig gesteigerten Metadenkens).

1. Sentenz: Das Wissende schafft Distanz und Verbindung.

1. Bonmot: Reflexivität ist der kleinste gemeinsame Nenner aller Seienden.

4. Feststellung: Wissen fungiert als automatisierter Ergänzer der Wahrnehmung.

1. Formel: Erfassen = lückenhafte Wahrnehmung + unvollständiges Denken

5. Feststellung: Der gesellschaftliche Rahmen ist das Freilaufgehege, der durch die Allgemeinheit mit konstituierten Seienden.

1. Reihung: Gemeinschaft, impliziert Reflexion, impliziert überempirische Welt.

1. Vorstellung: Erfahrungswissenschaft als Methode zur Wahrheitsgenerierung.

1. Gegenüberstellung: Wahrnehmung / Denken (Subjekt)

2. Gegenüberstellung: Beobachtung / Theorie (verallgemeinerte Subjektivität)

6. Feststellung: Wissenschaftliche Wahrnehmung arbeitet nach allgemein konstituierter Qualität und Quantität.

2. Reihung: 1. Beobachtung, 2. Theorie (schafft Gründe), 3. Hypothese, 4. Probe (Experiment)

1. Kritik: Zwei Schwächen der Erfahrungswissenschaften 1. Wahrnehmungsabhängigkeit 2. Kein Drang zum Grund

2. Sentenz: Erfahrungswissenschaften schaffen höhere Wahrscheinlichkeiten bei der versuchten Beherrschung der Natur.

1. Hinweis: Das Risiko des Irrtums schwebt wie ein Damoklesschwert über allen Köpfen.

3. Gegenüberstellung: Reflexion / gelebte Unmittelbarkeit

3. Reihung: Reflexion impliziert Handlungsfreiheit, impliziert Zweck, impliziert Mittel, impliziert subjektiv höchsten Zweck, impliziert Reflexion

4. Gegenüberstellung: Egoismus / Ideologie

1. Feststellung zu 4. Gegenüberstellung: Egoismus ist (laut dieser Heranführung) leer und sinnlos.

2. Feststellung zu 4. Gegenüberstellung: Ideologie ist mit dem Makel des Dogma behaftet.

3. Feststellung zu 4. Gegenüberstellung: Beide Begriffe erschöpfen sich, als Versuch subjektiv höchster Zwecke, in sich selbst.

7. Feststellung: Der Wille ist als Instanz dem Denken und der Unmittelbarkeit vorangestellt.

3. Sentenz: Der Wille knechtet die Reflexion, und regiert die Wahrnehmung.

8. Feststellung: Der Wille benötigt im System der Kausalität einen Anstoß zum Sein.

3. Frage: Was ist das Absolute?

1. Feststellung zu 3. Frage: Mensch, philosophiere.

Moritz Homola

Nach einer kurzen Zusammenfassung der letzten Vorlesung stellte Prof Gotz die Philosophie als eine Wissenschaft mit Anspruch auf Letztbegründung da. Er versuchte dies von Seiten der Möglichkeiten, die uns unsere Reflexion beschert, her. Durch die Reflexion können wir nämlich alle, mit Zwängen verbundenen, unmittelbare Anstöße in Möglichkeiten verwandeln. Diese Möglichkeiten fungieren als Mittel um die umittelbaren Anstöße zu verwirklichen. Das macht die Anstöße zu Zwecken, welche aber wiederrum zu Mitteln reflektiert werden. Es fehlt also an einem Letzten Zweck, von dem aus wir unser Handeln wirklich sinnvoll gestalten können. Die Unmittelbarkeit als Zweck zu setzten würde heißen nur nach individueller Lustmaximierung zu streben und in einer egoistischen Position enden. Das widerspricht sich allerdings selbst, da ich etwas als höchsten Zweck setzten würde, dass selbst nur ein vergänglicher Gegenstand ist und daher als Letztgrund nicht geeignet ist. Nur die Reflexion zum Ziel und die unmittelbaren Anstöße nur als Mittel zur reflexiven Erkenntnis zu sehen kann auf der anderen Seite zur Ideologie führen, weil es erklärtes Ziel ist das Zusammenleben so sinnvoll wie möglich zu gestalten und sich dadurch diverse Spekulation leicht fälschlicherweise als wahr etablieren können wenn sie auf die vorliegende Alltagssituation passen. Es braucht also eine weitere Instanz um zwischen Unmittelbarkeit und Reflexion zu vermitteln. Diese Instanz ist der Wille. Er steht über dem Denken beziehungsweise der Reflexion und entscheidet was, wann, wie und ob es reflektiert wird. Im Willen versteckt sich das eigentlcihe Handlungsprinzip. Er bricht die Reflexion ab und wählt einen Zweck als Handlungsgrundlage. Der Wille ist aber wiederum auch nicht unabhängig von der Unmittelbarkeit und der Reflexion und braucht demnach wieder eine Instanz die darüber steht. Nach welchen Grundsätzen oder welchem Grundsatz sollen wir nun handeln? Das versucht die Philosophie, so Prof. Gotz, herauszufinden...


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Laura Aricochi

Den 2. Teil der Vorlesung begann Gotz mit einer kurzen Wiederholung des 1. Teils:

Für echte Erkenntnis müssen wir uns nicht an die Philosophie, sondern die an Wissenschaft, besonders an die Erfahrungswissenschaft wenden Auch Mensch ist Gegenstand der Erfahrungswissenschaft, weil er von der Leiblichkeit her interpretiert wird, gleichzeitig aber wird er von Religion und verschiedenen Philosophien von der geistigen Seite aus interpretieren (unsterbliche Seele u überempirische Welt) Von realistischer Sicht sind das nur Illusionen und Trugbilder, aber wie kann so etwas Unwirkliches aus dem Wirklichen entstehen? Wir als Menschen sind nicht nur Lebewesen, sondern wissen dies auch, wir sind reflexive Lebewesen, sind also ein Ich und haben also das Problem der radikalen Differenz: • Unmittelbares Selbsterleben der Sinnes- und Gefühlsqualitäten • allgemeine und sprachlich gefasste Wissen des wissen Wir wissen auch über die eigenen Begrenztheit, wir stehen auf einer Metaebenen über unserer Sinnlichkeit und so ergeben sich bestimmte Reflexionsstufen: die eigene Wahrnehmung führt zu persönlicher Erfahrung und zu gesellschaftlichen Zusammenhalt und schließlich zu übernatürliche religiöse Welt, wo eine Sinnebene soll gewonnen werden soll. Wenn diese Glaubenswahrheiten kritisch reflektiert werden, führen sie zu einer Entwicklung der Erfahrungswissenschaft, welche uns aber keine Anleitung für unser Handeln geben und keine Garantie dass es gelingt versichern kann, weil keine objektive Sicht der Welt möglich ist, sonder alles nur eine intersubjektive Meinung ist. Das einzige, das in der Unsicherheit sicher ist, ist die Unsicherheit selbst.

Im 2. Teil also stellt er sich die Frage, wie wir mit dieser Unsicherheit praktisch umgehen können, wie dieses Handeln möglich ist. Wir haben eine tierisch-leibliche-Seite, wo das Handeln nur vom Körper und von den Trieben aus erfolgt, wir brauchen auch Gegenstände außer uns (Nahrung) und die Treibe machen uns aufmerksam dass wir bedroht sind, d.h. wir sind gefährdet vor uns selbst und durch di Umwelt. Wir haben aber auch das unscheinbare Faktum, dass wir von uns selbst wissen, wir sind in Reflexionsstufen eingebaut und leben nicht nur nach unseren Antrieben. Und so ist die Allgemeinheit unseres Wissens verantwortlich dafür, dass wir nicht nur unmittelbar handeln, sondern aus einer gewissen Reflexion heraus. Durch die Reflexion verwandelt sich der unmittelbare Zwang zu reagieren in mehrere Handlungsmöglichkeiten und wir müssen überlegen welche auswählen, wir müssen wählen, wo, was, wie, oder auch ob wir überhaupt handeln sollen.

Doch wie kommen wir aus einer Unzahl von Möglichkeiten zu einer wirklichen Handlung? Wir brauchen einen Zweck an dem wir die Handlungsmöglichkeiten messen können, denn der Zweck bestimmt die Handlung stark, ist also ein Handlungsgrund, ohne welchen wir aus den Möglichkeiten nicht herauskommen könnten. Aber Zwecke gibt es fast so viele wie Handlungsmöglichkeiten und alle Zwecke können wieder für viele andere Zwecke sein, sind also auch wieder Möglichkeiten. Kein Zweck ist der einzige Zweck, keiner ist notwendig, jeder ist nur möglich. Zwecke sind einerseits Metaebenen andererseits wieder im Medium der Möglichkeit enthalten. Wir kommen also in eine Hierarchie der Zwecke und kommen so aus den Möglichkeiten nicht heraus. Das bedeutet, dass auch die Handlungen nur Möglichkeiten ohne wirklichen Zweck bleiben. All diesen Möglichkeiten ist aber eine Wirklichkeit vorausgesetzt, das Ich müsste auf die eigene Wirklichkeit zurückgreifen um über die Möglichkeiten auswählen zu können und ist also der wirklich wichtige Handlungsgrund. Das Ich ist aber wieder ins sich differenziert, nie bloße Unmittelbarkeit sondern immer auch Reflexion (radikale Differenz: Unmittelbarkeit u Reflexivität). Es steht in dieser Spannung und daher kann das Ich nur entscheiden welches der beiden Zweck und welches Mittel sein soll.


Wenn die Unmittelbarkeit der höchste Zweck ist, hat sie das Ziel, viel Lust zu gewinnen und Unlust zu vermeiden, also das Maximum an eigener Lust zu erreichen. Diese Haltung nennt man Egoismus. Sie kommt nicht zustande ohne Reflexion und ist daher nicht zu verwechseln mit unmittelbarem Handeln bei Tieren. Egoismus ist nur bei Menschen möglich und Natur, Mitmenschen, Kultur usw. sind nur Mittel für die eigene Lust. Ich selbst bin oberster Zweck, alles andere soll Mittel sein. Egoismus ist eigentlich völlig irreale Position weil sie von allem anderen außer mir nicht akzeptiert wird, ich muss mich dem was außer mir ist beugen weil niemand will, dass Ich oberster Zweck bin, ich bin auch Mittel für andere Menschen, sie nützen einander aus. Egoisten müssen sich aus egoistischen Gründen immer zurückhalten und rücksichtsvoll sein, sonst schaden sie sich selbst zu sehr. Egal wie viel oder wenig es mir gelingt andere zum Mittel zu machen, bleibt immer noch über, dass ich auch Mittel für mich selbst bin, z.B. muss der eigenen Körper diszipliniert werden. Eine egoistische Person widerlegt den Status oberster Zweck zu sein durch den Selbstwiderspruch in sich selbst, denn sein höchstes Gut ist nur ein vergänglicher, bedingter Gegenstand, nämlich eigener Laib. Egoismus ist also eine absurde Position, passiert aber trotzdem.

Die andere Seite des Menschen ist die Reflexivität: wenn wir die Allgemeinheit des Ich zum Zweck machen, machen wir das Zusammenleben der Menschen zum obersten Zweck (Verständigung über gedankliche Argumente zu einer gemeinsamen Sicht der Welt). Die Reflexivität hat die Ideologie zum höchsten Zweck und dazu zählen nicht nur Religionen, sondern auch Sozialismus, Rassismus, Nationalismus usw. Es gibt immer viele Ideologien, die sich gegenseitig zum obersten Zweck relativieren. Egoismus und Ideologie stehen in Konkurrenz zueinander und sind also auch wieder nur mögliche Zwecke, wir sind also über die Möglichkeit nicht hinausgekommen und es gibt keinen wirklichen festen praktischen Halt. Wenn wir das einsehen und wir dann nicht schon als Wissende der Problematik über der Problematik stehen, könnte es sein, dass dieses Wissende ein übergeordneter Grund ist, von dem aus sich ein praktischer Halt ergibt. Wissen könnte also oberster Grund sein und Möglichkeit für eine Zwecksetzung die uns über Ideologie u Egoismus hinausführt. Dies ist aber nicht der Fall, denn Wissen ist nicht Grund der radikalen Differenz sondern nur die eine Seite. Wissen kann nicht in die Unmittelbarkeit hinein. Wenn es überhaupt reflektierte Unmittelbarkeit gibt muss auch ein vermittelnder Grund vorausgesetzt sein (Wissen kann dieser Grund nicht sein). Wissen übersteigt eigene Endlichkeit nur um sie als Endlichkeit zu bestätigen, denken ist Selbstreflexion der eigenen Endlichkeit. Denken reflektiert nur und relativiert alle möglichen Zwecke aber es kann nicht selbst einen Zweck setzen. Wirkliches Handeln ist immer schon geschehen, wir haben uns immer schon über diese Problematik hinweggesetzt, wir können also nicht auf Unmittelbarkeit und Reflexion beschränkt sein

Weil wir gehandelt haben muss es eine weitere Instanz geben. Es braucht etwas, das nicht bloß Unmittelbarkeit und Reflexion ist, sondern über diese Differenz darüber steht. Diese Instanz nennt man Wille, er geht über das Denken hinaus und bestimmt also, was ich reflektiere, wie lange ich reflektiere usw. Der Wille setzt sich über Risiko der Zwecksetzung hinweg und wählt sich einen obersten Zweck und setzt sich über das Risiko der Mittel hinweg (man kann also nie wissen ob eine Handlung gelingt). Er hört auf zu reflektieren und probiert, er ist also das eigentliche Handlungsprinzip. Er kann selbst entscheiden wie weit er sich an das Wissen hält. Ist aber auch wieder zu unterscheiden vom unmittelbaren Antrieb, denn er muss auch Reflexion in sich haben, weil er ja über die Reflexionen entscheidet. Der Wille ist unsere eigene individuelle Kraft, die radikale Differenz aufeinander zu beziehen und den jeweiligen Stellenwert zu entscheiden, also was Mittel und was Zweck ist. Er muss das was unmittelbar vorliegt, interpretieren und in Werte umsetzen. Erkennen und Tun ist durch den Willen geprägt und wird durch ihn entschieden. Er gibt uns also eine Möglichkeit zum handeln.

Wie sollen wir aber handeln? Der Wille steht über dem Denken, er muss es entscheiden und lenken. Aber welche Werte soll er setzen, wo soll er sich orientieren? Er muss sich an sich selbst wenden und muss die Wirklichkeit des Ich und die Möglichkeit einer behandelbaren Welt voraussetzen um die Differenz zu bewältigen. Der Wille selbst ist also endlich und auch wenn er das Prinzip des Handels sein kann, muss er über sich selbst hinaus einen Grund haben. Es muss einen absoluten Grund über dem Willen geben der ihm ermächtigt solche Setzungen zu machen, sonst würde er erst wieder vom Willen gesetzt.

Was ist diese sinngebende Ebene, die ihm vorausgesetzt ist? Sie muss alles einschließen, es dürfen keine Gegensätze auftreten, nur dann ist es eine absolute Sinngebung. Die Erhellung dieses Grundes, dieses absoluten Sinnes, wäre dann die Aufgabe der Philosophie. Philosophie ist also eine universelle Grundlagenwissenschaft in praxisorientierter Absicht und steht unter dem Gebot der absoluten Begründung. Wenn wir tun was wir sollen, könnten wir sinnvoll praktisch handeln. Wenn wir handeln muss ein absoluter Grund vorausgesetzt sein.


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Christoph Rogers, Fabian Egle, Benjamin Scheiner

Das unscheinbare Faktum der Reflexion, welche die ganze Humanspezifität ausmacht, hat die gesamte Problematik des Menschseins zur Folge. Zwar können wir wie Tiere auf unsere Sinnes- und Gefühlsqualitäten hören, ja sie sogar zum Zweck unserer Handlungen machen, wir werden uns dieses Vorgangs jedoch im Unterschied zu den Tieren stets bewusst sein. Deren einziger Zweck wäre, sofern man ihnen, trotz ihrer Ohnmacht bewusst zweckgerichtet zu handeln, einen Zweck unterstellen möchte, die Befriedigung ihrer leiblichen Bedürfnisse. Diese unmittelbaren Aktivitäten sind keine Handlungen im Sinne praktischer Problematik. Der Mensch wickelt aber die körperlichen Antriebe in höhere Zusammenhänge ein, richtet sich bei der Zufriedenstellung seiner Verlangen nach zwischenmenschlichen Beziehungen oder ideologischen Weltbildern. Die sinnlichen Ansprüche können in unterschiedlichsten Ausformungen gestillt werden. Durch die Reflexion verwandelt sich der unmittelbare Zwang zur Reaktion in ein Angebot von Handlungsmöglichkeiten, wobei jedes Motiv durch das andere relativiert wird. Erst durch das Kriterium des Zwecks gelingt uns eine Selektion der Handlungsmöglichkeiten. Da sich die Zwecke als Handlungsgründe selbst auch in ihrer Fülle miteinander konkurrenzieren, brauchen wir unser Ich, das die Handlungsgründe überlegt, als vorausgesetzter, wirklicher Wert- und Handlungsgrund. Das Ich kann sich aber in seiner radikalen Differenz zwischen der Unmittelbarkeit der Sinne und der Reflexivität auch nicht als problemlos qualifizieren. Deshalb ist es beim den Menschen üblich, dass entweder das eine zum Zweck und das andere zum Mittel wird oder umgekehrt. Wird die Unmittelbarkeit zum höchsten Zweck erhoben, ist das Ergebnis Hedonismus: Lustmaximierung und Unlustvermeidung sind die Leitprinzipien, die die Reflexion in ihren Dienst stellen. Der Positionierung des eigenen Selbst als obersten Zweck, der alles andere als Mittel ansieht und verwendet, ist im täglichen Leben nicht vollumfänglich umsetzbar. Oft muss das Selbst in den Hintergrund treten, um gröberen Schwierigkeiten auszuweichen. Die Mittel für die Lustmaximierung muss der eigene Körper bereitsstellen, wodurch er sich in seiner Abnutzung selbst schadet. Dieser Selbstwiderspruch des Egoismus ist unvermeidlich, da ein endlicher, vergänglicher Gegenstand nicht als höchstes Gut bestehen kann. Wird im Gegensatz dazu die Reflexivität als vorderster Zweck gesehen, die Wirklichkeit des Zusammenlebens der Menschen, so wird sich dauraus zwangsläufig eine Ideologie entwickeln. Diese durch unablässige Reflexion enstehenden, gemeinschaftsstiftenden Gedankengebäude setzen immer Axiome voraus, die selbst in ihrem Bestand nicht mehr reflektiert und kritisiert werden, was unvermeidlich zum Scheitern führt. Keine der beiden möglichen obersten Zwecksetzungen sind unendlich haltbar, sondern wieder bloß nur mögliche. Das Wissen um diese Problematik verschafft uns eine Stellung über dieser. Das Denken relativiert alle dogmatischen Absolutsetzungen, alle möglichen Zielsetzungen. Weil wir trotzdem aber immer schon gehandelt haben, muss es eine weitere Instanz geben, die uns Zwecke setzt und das ist der Wille. Der Wille setzt sich über die Risiken der Zwecksetzung hinweg. Der Wille als eigenes Handlungsprinzip hört auf zu reflektieren – er steht über dem Denken -, sondern probiert. Er bezieht die eine Seite auf die andere, indem er sinnlich Vorliegendes durch allgemeine Begriffe interpretiert. Der Weg von der Sinnlichkeit zur Interpretation und zurück wird durch Handeln gefüllt. Der Wille bringt in die unendliche Relativität eine Festsetzung, indem er entscheidet. Daher, könnte man sagen, ist der Wille selbst eine absolute Kraft. Es sei denn, er bezieht diese absolute Kraft von woanders. Die Aufgabe der Philosophie steht daher als universale Grundlagenwissenschaft in praxisorientierter Ausformung unter dem Gebot der unversalen Allgemeingültigkeit und der absoluten Begründung.

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Hubert Rieger

Ring-Vorlesung 19.10.2009 Professor Gotz Den zweiten Teil seiner Ringvorlesung begann Prof. Gotz zunächst mit einem Rückblick auf die erste Vorlesung vom 12.10.2009: Themen waren in diesem Kontext: _Erfahrungswissenschaften vs. Religion (Überempirische Welt):

In den Erfahrungswissenschaften gilt der Mensch als Objekt und Forschungsgegenstand. Die Religion ordnet den Mensch hingegen als Wesen transzendenter Eigenschaften ein. Durch die Fähigkeit des Menschen reflektieren zu können, kommt es aber zu einer „Auflösung“ der Religion. Dies führt in weiterer Folge hin zur Relevanz der Erfahrungswissenschaften und durch die weitere Reflexion der Erfahrungswissenschaften, hin zu der Erkenntnis, dass es in letzter Instanz keine objektive Erkenntnis gibt und daher auch die Erfahrungswissenschaften keine absolute Gültigkeit haben. Es stellt sich die Frage: Wie kann etwas UNREALISTISCHES aus einem REALISTISCHEN entstehen? Durch das Wissen, dass wir ein reflektiertes Lebewesen sind, kommt es zu einer Erkenntnis des ICH´s. Aus dem 1. WISSEN des Seins als biologisches Wesen 2. dem WISSEN das wir dies wissen (Reflexion) 3. und der Reflexion dieser Erkenntnis (dieses Wissens), also auch das Wissen um eine Begrenztheit resultiert die WAHRNEHMUNG und daher die SPRACHE als Mittel. Wir bewegen uns mit dieser Erkenntnis hin zu einer METAEBENE.

Die eigentliche Vorlesung vom 19.10.2009 beinhaltete folgende Themen:

1. ZWECK - HANDLUNG - UNMITTELBARKEIT

GOTZ postuliert: Der Mensch handelt, weil er sinnliche TRIEBE befriedigen muss oder weil er auf z. Bsp. Bedrohungen seiner Umwelt reagieren muss. HANDLUNGEN entstehen also aus 1. der Umwelt oder 2. uns selbst (Überleben) Wir bauen unsere Antriebe durch unsere Reflexion ein. Weil wir keine Tiere sind, handeln wir aus einer Reflexion heraus, d.h wir handeln UNMITTELBAR. Da wir aber eine Unzahl an Möglichkeiten haben uns zu entscheiden, dies resultiert aus der Fähigkeit der Reflexion, stehen wir vor einem Problem. Wie entscheiden wir uns? Wir brauchen einen ZWECK um aus diesen Handlungsmöglichkeiten eine Wahl zu treffen. Der Zweck bestimmt also den Handlungsgrund. Da es weiters eine Vielzahl von Zwecken gibt, dies resultiert wiederum aus der Fähigkeit der Reflexion, kommen wir nicht zum Handeln. Einzig die Wirklichkeit des Ich´s macht es uns möglich aus diesem Dilemma zu kommen. Die Wirklichkeit des Ich´s kann somit als Handlungsgrund definiert werden.

2. UNMITTELBARKEIT – REFLEXIVITÄT – DER WILLE

Weil sich die Unmittelbarkeit, im Sinne unserer Leiblichkeit, nicht mit der Reflexivität vereinbaren lässt, und beides nicht alleiniger Zweck für eine Handlung sein kann, muss es eine weiter Instanz geben. a. DIE UNMITTELBARKEIT als Zweck (BSP-EGOISMUS) Wir haben bereits gehört, dass die Unmittelbarkeit aus unserer Fähigkeit als Sinneswesen resultiert. Der Grund zu einer Handlung resultiert aus einem Zweck der wiederum hervorgerufen wird aus dem Ziel, Lust zu gewinnen und Unlust zu vermeiden. Der Mensch kann aber nicht nur dazu geschaffen sein, in letzter Instanz nur seine Triebe zu befriedigen, dies würde ihn ja wieder auf eine Ebene mit dem Tier stellen. Er wäre nur ein Egoist, was ihn in diesem Fall, fast paradoxer Weise vom Tier unterscheidet. b. DIE REFLEXIVITÄT als Zweck (BSP-IDEOLOGIE) Durch die Reflexivität bilden wir eine Allgemeinheit, wir werden zu einer Gemeinsamkeit, die sich durch Verständigung zu einer gemeinsamen Welt mit einer Einigung auf gemeinsame Werte, bildet. Es kommt zu einer Ideologie als Zweck. Die Ideologie wird zum obersten Zweck und es kommt zur Gefahr, dass durch den alleinigen Glauben an die Ideologie, keine Reflexion mehr gegeben ist. c. UNMITTELBARKEIT und REFLEXIVITÄT stehen in Konkurrenz zueinander und sie sind nur eine Möglichkeit. Es kann also nicht sein, dass wir nur diese Beiden Zwecke haben. Es muss eine dritte Instanz existieren. Es gibt den WILLEN. Der Wille steht über der Unmittelbarkeit und der Reflexivität. Er ist das Handlungsprinzip schlechthin. Er entscheidet wann die Reflexivität ein Ende hat und bricht das „nicht-handeln“, indem er radikal ins Geschehen eingreift und Handlungen setzt. Wie sollen wir als Menschen aber Handeln? Der Wille steht über dem Denken und durch dieses Wissen stellt sich die Frage nach welchen Werten soll er den Handeln. Er muss sich an sich selbst messen um diesem Dilemma zu entgehen. Der Wille ist somit sein eigener Grund und müsste also seinen eigenen absoluten Grund kennen. Hier treffen wir auf die Frage die sich die Philosophie stellt, die Frage nach dem absoluten Grund.


Matthias Vieider

Gotz ist kein Götzenverehrer, soviel ist sicher. Er ist ein Mann der Wahrhaftigkeit. Bis ins Innerste ausreflektiert findet sich in seinen Abhandlungen kein Platz für Widersprüchlichkeiten oder Unklarheiten. Gotz sagt was und was Gotz sagt hat Bestand.

Wir handeln weil wir Handeln müssen. Dem Diktat unseres Körpers unterlegen interagieren wir in der Welt. Gefährlich ist das, brrrr, schau doch, zum einen, weil wir unsere Bedürfnisse befriedigen müssen, zum anderen, weil wir der ominösen Umwelt ausgesetzt sind. Cave, amice! Gott sei Dank sind wir Menschen und bemächtigen uns, anders als allzu animalische Geschöpfe, der Gabe der Reflexion. Indem wir unsere sinnlichen Antriebe bemüht reflektieren, werden sie wohltuend relativiert. Weil sie mit unseren Anforderungen zurechtkommen muss, bekommt die tierische Unmittelbarkeit gehörig eins auf die Nüsse, zieht ängstlich den Schwanz ein. Das Handeln-Müssen, so Gotz, verwandelt sich durch die Reflexion zu einem breit gespannten Bogen aus Möglichkeiten. Und dieser wirft sogleich unweigerlich die Frage auf, wie wir aus dieser Unzahl von Möglichkeiten nun zu einer Handlung kommen. Wir können sie nicht neutral nebeneinander-stellen, wir brauchen ein Bewertungskriterium um selektiv sein zu können. Hmm. Der Zweck, sagt Gotz, wir messen die Handlungsmöglichkeiten als Mittel für einen Zweck. Das wird so sein, denken wir, nur Gotz ist noch nicht zufrieden. Es ist nicht so leicht, einen Zweck zu finden, meint er, jeder Zweck ist auch nur ein möglicher, auch die Zwecke sind unserer kritischen Reflexion unterzogen. So ist das Aufstehen ein Mittel zu ganz verschiedenen Zwecken: Frühstücken, oder zur Uni gehen, sich dem Harndrang ergeben. Die Zwecke sind also etwas über den Handlungsmöglichkeiten, eine Art Metaebene zu ihnen, sind selbst aber auch nur Möglichkeiten. Man könnte jetzt natürlich durch einen höheren Zweck aus den anderen Zwecken einen Zweck auswählen, das klänge recht praktisch, nur führt uns das in unserer Reflexionshierarchie von Zwecken recht unpraktisch ad infinitum. Was tun? Gotz zuhören, mal schauen was der dazu sagt. Das Ich müsste seine eigene Wirklichkeit herannehmen, um eine Instanz zu setzen, trompetet er, einen wirklichen Wert und Handlungsgrund, an dessen Ansprüche Orientierung zu finden sei. Eine schöne Vorstellung, käme da nicht der Fakt dazwischen, dass das Ich in sich selbst leider auch reflektiert ist. Ausweglosigkeit willkommen, man kann sich hier abplagen, solange man will, der Problemkomplex zwischen Unmittelbarkeit und Reflexion ist verdammt hartnäckig. Um weiterzukommen müssen wir einfach versuchen, ihm zu entkommen, ihn zu hintergehen. Gott sei Dank ist da Gotz da und bringt uns weiter. Scharfsinnig schlägt er Lösungsvorschläge vor. Die Unmittelbarkeit soll für uns Zweck sein, Handlungsgrund Numero 1. Hierbei hat sie den maximalen Lustgewinn zum Ziel, Sinnlichkeit, Leiblichkeit. Als Mittel dafür steht die Reflexion bereit. Sie beratschlagt uns, wie wir unser Ziel am besten erreichen. Aus diesen Komponenten konstituiert sich der Egoismus. Für eine egoistische Person ist sie selber in Leiblichkeit und Sinnlichkeit Zweck und alles andere nur Mittel dazu. Eine irreale Position eigentlich, meint Gotz. Sie eliminiert sich selbst. Autophagozytose. Einerseits ist diese Position, dieser Zweck von der Außenwelt nicht akzeptiert, was zu einer ernst zu nehmenden Bedrohung und infolgedessen zu einer Schwächung der egoistischen Position führt, die diese Gefahr wittert und sie selbstreflexiv wahrnimmt. Andererseits ist jede Person Mittel für sich selbst und muss den eigenen Körper als Mittel einsetzen, was wiederum störend wirkt. Die egoistische Person widerlegt den Anspruch an sich selbst, sie verheddert sich in ihrem Zweckstreben in eigen auferlegten Widersprüchen, ihr höchstes Gut ist ein endlicher, vergänglicher Gegenstand. Puuh, das war ein Brocken. Drehen wir den Spieß jetzt um. Gotz ist noch da, er hilft uns dabei. (Was für ein Grillmeister, der Gerhard). Als Zweck fungiert nun die Reflexivität, zu deutsch, sich anderen Menschen zuwenden, Zusammenleben, Verständigung, gemeinsame Sicht der Dinge, das Kontrastprogramm quasi. Gotz steuert mutig eine neue Erkenntnis an. Wie aus der Unmittelbarkeit der Egoismus geboren wurde, entspringt aus der Reflexivität die Ideologie als oberster Zweck. Blöd nur, dass diese sich wieder selbst in die Haare gerät. Ideologien setzen nämlich bestimmte Axiome voraus, die geglaubt werden müssen, gewisse nicht zu hinterfragende Argumentationen, mit denen alle emotionalen Lücken gestopft werden. Ein bedenkliches Unterfangen. Es zeigt uns: Egoismus und Ideologie sind auch nur mögliche Zwecke, waren auch nicht imstande die Nuss zu knacken. Ermüdet haben wir zu säuseln: Es gibt wie es scheint keinen wirklich festen praktischen Halt. Gotz lässt uns aber nicht lange Trübsal blasen, schon heizt er uns wieder ein. Wenn wir das so einsehen, erklärt er, wenn wir das wissen, dann ist dieses Wissen darüber der Grund für die praktische Orientierung und zugleich der Grund für die praktische Desorientierung. Es ist der oberste Grund für die Zwecksetzung, aber löst das Problem zwischen Unmittelbarkeit und Reflexion nicht auf, das Wissen kann nicht zwischen den beiden vermitteln. Das Denken ist demnach die Selbstreflexion der eigenen Endlichkeit. Das Denken reflektiert, relativiert Zwecke, arbeitet hart, aber stößt immer wieder auf Grenzen und ist nicht imstande selbst einen Zweck zu setzen. Aber wir Handeln doch, oder? Das wirkliche Handeln ist ja ein Faktum. Es kann nicht sein, dass des Handelns Ursprung eingekeilt zwischen Unmittelbarkeit (die von der Reflexion aufgelöst wird) und der Reflexion (die unfähig ist, Zwecke zu setzen) ist. Es muss eine dritte Kraft geben, durch der das Handeln schlussendlich doch möglich gemacht werden kann, etwas, das über dieser Verwurstelung steht. Wir hängen an dem Gotz seinem Mund. Die Stille im Saal knistert. Er setzt seine Lippen zu einer Bewegung an und spricht es endlich aus, dieses geheimnisvolle Wort der Wahrheit, auf das wir alle hingezappert haben: der Wille. Der Wille, der große Wille herrscht über das Denken selber und übersteigt es zugleich. Er bricht unwirsch Reflexionen ab, er ist das Handlungsprinzip selbst, er entscheidet über Tätigkeiten. Um ihn vor Zweifelangriffen zu schützen, fügt Gotz noch hinzu: Der Wille ist kein unmittelbarer Antrieb, weil er sonst durch die Reflexion zunichte gemacht würde, er muss die Reflexion in seinem eigenen Schoß tragen. Der Wille muss sich an nichts halten, er ist so bedeutend, so übermächtig, dass man ins Schwärmen gerät, er ist kein theoretisches Bewusstsein von einem Problem, doch er hat – und das ist das, was ihn ausmacht – er hat die Kraft und die Tätigkeit beide Seiten aufeinander zu beziehen. Er muss das, was ihm vorliegt, interpretieren (in jeder seiner Entscheidungen ist natürlich schon eine Wertung eingeschlossen), er muss Qualitäten ordnen und sie umsetzen. Eine unglaubliche Verantwortung wird ihm zuteil, doch er ist dieser Aufgabe würdig: Der Wille, diese Supraeinheit, kann Brücken schlagen. Er verbindet die Unmittelbarkeit mit der Reflexion und bringt daraus wieder eine Unmittelbarkeit des Handelns hervor. Wer Begriffsverknüpfungen liebt, dem sei hiermit gedient: man spräche von einer praktisch geprägten Theorie und einer theoretisch geprägten Praxis. Wow. In der schier unendlichen Relativität, die die Reflexion eröffnet, setzt der Wille etwas absolut. Durch ihm und nur durch ihm kommen wir zur Handlung. Jaa, das klingt ja schon mal recht gut. Wir haben durch einen philosophischen Hürdenlauf das Faktum Handeln erklären können. Bilden wir uns zumindest ein. Man könnte seinem Geist jetzt ein Nickerchen gönnen, wäre da nicht Gotz, der energische Wühler, der plötzlich ganz unspektakulär die pompöse Frage in den Saal wirft: Doch wie sollen wir nun handeln? Wenn der gute Wille schon Handlungen einleitet und dafür Werte setzen muss, woran soll er sich dabei richten? Der Wille ist endlich, aber nicht sein eigener Grund... Was ist also sein Grund? Es muss über dem Willen noch etwas Höheres geben, sonst könnte er nichts absolut setzen. Aber was, verdammt? Gotz, der Foltermeister, der Klettermaxe steigt nochmals eine Stufe nach oben. Von einem Felsvorsprung aus ruft er uns zu: Es existiert eine Sinnebene, ein absoluter Sinn, der alles Seeinde umfasst, der den Willen ermächtigt, zu bestimmen! Sein Echo schallt durch die Baumwipfel unter uns. Ein Gams, hoch oben auf dem Bergrücken verliert das Gleichgewicht und stürzt in die Tiefe. Ein Wolkenwurm baut sich vor uns auf und niest uns ins Gesicht. Murmeltiere bekommen Schwellenangst und verkünden ihren Rückzug. Das muss die Apokalypse sein. Gotz, oben auf dem Felsvorsprung, bekommt einen Knieschlatterer, es geht ihm der Reis. Bibbernd beginnt er sich abzuseilen. Bei uns angekommen, ist im der Schrecken noch ins Gesicht geschrieben. So blass er auch immer ist, seine Gesichtsfarbe jetzt ist beängstigend. Er flüstert uns zu: Das Seil war zu kurz, ich konnte nicht mehr weiter klettern. Welch schwache Ausrede, denken wir und geben ein wenig provokant zurück: Ja und der Grund des Willens? Der absolute Sinn? Eingeschüchtert sagt er: Die Erhellung des Grundes ist Aufgabe der Philosophie. Weil, ihr wisst ja, die Philosophie ist eine universale Grundwissenschaft mit praktischer Ausrichtung. Und sie ist eben nicht nur allgemeingültig und universal, sie sucht nach absoluten Begründungen, sie hält an sich absolute Ansprüche. Hmm, das war also das Ende unserer Erkundungstour. Da hetzt er uns in solch garstige Gegenden und kurz vor dem scheinbaren Ziel rollt er sich ein, wie die Käfer es bei Gefahr zu tun pflegen. Egal, wir werden uns von neuem die Schuhe schnüren, die Welt ist nur dazu da, um sie zu entdecken! Für heute soll genug sein. Wie merken wir uns: Jede Handlung kommt von einem Willen und dieser Wille setzt etwas Absolutes voraus.

Bettina Zimmermann

Prof. Gotz beginnt seinen Vortrag mit einer kurzen Wiederholung der Inhalte vom 15.10.09, um nochmals festzustellen, dass die Wahrheit der Erfahrungswissenschaften nur eine intersubjektive Meinung ist, und damit keine Sicherheit oder Garantie für unsere Handlungen bietet. Das einzig Sichere ist die Unsicherheit selbst. Wir wissen also über die Endlichkeit unserer Erkenntnis, was uns zur Frage bringt: Wie gehen wir im praktischen Leben mit dieser Unsicherheit um?

Unmittelbarkeit (leibliche Seite): unmittelbarer Anstoß zum Handeln sind die sinnlichen Triebe (Lebenserhaltungstrieb, eigene Bedürfnisse, Bedrohung von außen, etc.); das Leben ist lebensgefährlich.

Reflexivität: der Mensch ist jedoch nicht rein instinktgeleitet, sondern sein reflexives Wissen relativiert sein unmittelbares Erleben durch die Erfassung größerer Zusammenhänge und Relationen; der unmittelbare Zwang zu handeln fällt weg, da sich durch die Reflexion mehrere Handlungsmöglichkeiten ergeben.

Wir müssen also wählen (leibliche Antriebe, persönliche Vorlieben, gesellschaftliche Anforderungen/Maximen). Wir brauchen somit einen Zweck an dem wir unsere Handlungsmöglichkeiten messen können, ein Selektionskriterium. Der Zweck bestimmt die Mittel, der Zweck ist ein Handlungsgrund. Zwecke selber sind auch Möglichkeiten, ein Zweck kann auch Mittel für andere Zwecke sein. Kein Zweck ist notwendiger Zweck, sondern nur möglicher Zweck. Zwecke sind die Metaebene zu den Handlungsmöglichkeiten, sind jedoch auch selber Möglichkeiten, die zur Auswahl stehen. Es bedarf somit eines höheren Zwecks, von denen es auch wieder mehrere Möglichkeiten gibt. Wir kommen so in eine uferlose Zweckhierarchie.

All diesen Möglichkeiten ist die Wirklichkeit des „Ich“, das diese Möglichkeiten hat, vorausgesetzt. Das Ich muss seine eigene Wirklichkeit als Maßstab nehmen, um unter den Möglichkeiten auswählen zu können.

Das Ich ist reflexiv, es befindet sich in einem Spannungsverhältnis zwischen Unmittelbarkeit und Reflexivität.

Unmittelbarkeit: Würden wir die Unmittelbarkeit als höchsten Zweck setzen, wäre unser Handeln auf ein Maximum an Lustgewinn und ein Minimum an Unlust ausgerichtet. Die Reflexion würde in den Dienst dieses Zwecks treten. Handlungszweck wäre Egoismus. Die Lust muss nicht unbedingt leiblich sein, sie kann auch geistig sein. Aber ich in meiner Vereinzelung bin höchster Zweck, alles andere ist bloßes Mittel. Es handelt sich hier allerdings um eine nicht realisierbare Position, da sie für meine Außenwelt nicht akzeptabel ist. Für die Natur und für andere Menschen bin umgekehrt auch ich nur Mittel. Über die Reflexion ist diese Problematik bewusst. Wir wissen, dass eine kalkulierte, rücksichtsvolle Vorgangsweise zur Realisierung des Egoismus nötig ist. Jede Person muss selbst ihren Körper als Mittel einsetzen. Der einzelne Leib als oberster Zweck ist ein Selbstwiderspruch (Endlichkeit, Vergänglichkeit). Der Egoismus ist also eine absurde, illusorische Position.

Reflexivität: Aus der Reflexivität, der Allgemeinheit des ich, der Wirklichkeit des Zusammenlebens der Menschen, einer gemeinsamen Weltsicht und Praxis ergibt sich die Ideologie (Gedankengebäude) als möglicher höchster Zweck und damit als Zielsetzung für die Handlungsmöglichkeiten. Das Manko jeder Ideologie ist, dass Axiome, die nicht reflektiert werden, vorausgesetzt werden. Diese sind nicht kritisierbar und müssen geglaubt werden. Argumentative Lücken werden emotional geschlossen. Als höchster Zweck sind Ideologien somit immer nur relativ. Es gibt immer mehrere Ideologien, da diese auf eine besondere Situation abgestellt sind.

Wir stehen also vor dem Spannungsverhältnis / der Spaltung zwischen Unmittelbarkeit (das Einzelne) und Reflexivität (das Allgemeine). Als Wissende dieser Problematik stehen wir bereits über der Problematik. Das Wissen dieser Differenz als solches ist somit ein übergeordneter Grund, eine Orientierung. Das Wissen ist jedoch nicht der Grund dieser radikalen Differenz, sondern nur die eine Seite dieser. Das Wissen kann von sich aus nicht vermittelnder Grund zwischen Unmittelbarkeit und Reflexivität sein. Das Denken als Selbstreflexion der eigenen Endlichkeit relativiert alle möglichen Zwecke, kann aber keine positive Zwecksetzung hervorbringen. Es bringt nur eine negative Freiheit, nicht jedoch eine positive Freiheit.

Wie kommt nun aber wirkliches Handeln zustande? Es ist ein Faktum, wir haben immer schon gehandelt. Es muss eine weitere Instanz geben, etwas was über dieser Differenz noch drüber steht. Diese Instanz ist der Wille.

Der Wille ist eine Kraft, Tätigkeit in uns, die über das Denken herrscht. Er bestimmt, was ich reflektiere und wann ich die Reflexion abbreche. Der Wille wählt sich einen subjektiv obersten Zweck. Er setzt sich über das Risiko der Mittel hinweg, bricht die Reflexion ab und probiert es einfach. Wir haben also den Willen als eigentliches Handlungsprinzip, das über unsere Tätigkeiten und unser Denken entscheidet. Auch der Wille hat Reflexion, muss sich aber nicht daran halten, sondern kann auch unvernünftig handeln. Der Wille ist die Brücke zwischen Unmittelbarkeit und Reflexion. Er ordnet die sinnlichen Qualitäten und versucht sie in Werte umzusetzen, in eine wertbehaftete Weltsicht. Dann, wenn die Reflexion die Möglichkeiten aufgezeigt hat, entscheidet der Wille. Der Wille ist gebunden an Unmittelbarkeit und Reflexion. Seine Freiheit bezieht sich auf die eigene (endliche) Situation.

Die praktisch geprägte Theorie (Erkennen) und die theoretisch geprägte Praxis (Tun) sind durch den Willen geprägt und durch ihn entschieden. Der Wille nimmt also eine absolute Festsetzung vor, d.h. entweder ist der Wille selbst eine absolute Kraft oder er bezieht von irgendwoher eine absolute Kraft. Hier stellt sich die philosophische Frage: Wie sollen wir handeln? Der Wille steht über dem Denken. Er hat die positive Kraft der Setzung von Handlungen und Zwecken. Er ist allein im Stande Werte zu setzen. Wonach soll er sich bei der Wertsetzung orientieren?

Ist der Wille in sich selbst die Absolutheit? Er kann sich über die radikale Differenz hinweg setzen, er ist aber nicht die Voraussetzung für sie. Die radikale Differenz ist vorausgesetzt. Der Wille selbst ist endlich und er selbst ist nicht sein eigener Grund. Wenn er reine Willkürlichkeit wäre, wäre er auch völlige Ratlosigkeit. Es muss über dem Willen einen absoluten Grund geben, der den Willen ermächtigt, Wertsetzungen zu machen. Was ist diese absolute, Sinn gebende Ebene? Für eine vollendete Sinngebung müssen alle Sinngebungen harmonisch übereinstimmen. Es braucht einen Gesamtsinn, bei dem sich alle Sinnebenen - bspw. Natur und Menschen - nicht gegenseitig ausschließen.

Die Erhellung dieses Grundes ist Aufgabe der Philosophie. Die Philosophie ist eine universale Grundlagenwissenschaft in praxisorientierender Absicht. Sie soll die Praxis sinnvoll gestalten, indem sie aufzeigt, was der Gesamtsinn ist. Sie unterliegt dem Gebot universaler Allgemeingültigkeit und auch noch absoluter Begründung. Philosophie hält sich an die absoluten Ansprüche, die in der Alltagspraxis und Meinung immer schon enthalten sind. Sie muss anhand der absoluten Ansprüche die Meinungen, Ideologien, Einzelwissenschaften schrittweise übersteigen und zu universalen Einsichten führen. Sie muss dazu auch in Diskussion mit der eigenen Vergangenheit und Tradition treten.

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Weger, David

Ring-VO Gerhard Gotz, 22.10.2009

Unmittelbarer Anstoß zum Handeln: eigener Körper, sinnliche Triebe, Abhängigkeit von Nahrungsmitteln, Bedrohungen von außen (triebhafte Flucht) --> wir benötigen Gegenstände außerhalb unserer selbst und müssen für die Selbsterhaltung etwas tun --> Gefährdung durch eigene Bedürfnisse und Umwelt

Wir reagieren jedoch kaum unmittelbar, denn das Wissen über diese Antriebe ist ebenfalls Teil unserer Reflexivität --> Verflechtung mit zwischenmenschlichen Beziehungen, dem Kräftespiel der Natur, gesellschaftlichen Normen --> Relativierung der sinnlichen Antriebe

Der Zwang zu handeln wird zu Handlungsmöglichkeiten, spontane Motive werden abgeschwächt und Spontanität oft mehr „selbstgewählte Charaktereigenschaft“

Wir müssen wählen, z.B. ob wir ein Bedürfnis erfüllen wollen (das etwa gesellschaftlichen Konventionen widerspricht); diese Normen werden wiederum von persönlichen Vorlieben abgeschwächt


Wie können wir also eine Handlung auswählen?

Wir müssen neutrale Nebeneinanderstellung vermeiden, benötigen einen Zweck an dem wir die Optionen messen und mittels dessen wir Alternativen selektieren können. Möglichkeiten müssen also als Mittel eingestuft werden. Beispiel: Flussüberquerung --> Einfälle die mich über den Fluss bringen erhalten Priorität. Zweck = Handlungsgrund den Handlungsmöglichkeiten gegenüber.

Zwecke sind jedoch ebenfalls zahlreich (Bsp.: Morgendliches Aufstehen eröffnet unzählige Wege den Tag zu beschreiten). Zwecke können wiederum Mittel für weitere Zwecke werden, da sie auch der Reflexion unterstehen. Kein Zweck ist notwendiger Zweck, jeder nur möglicher Zweck. --> Auch Zwecke sind keine unmittelbaren Antriebe, welche uns zu steuern vermögen. Sie stehen zwar einerseits auf einer Art Metaebene zu den Handlungsoptionen, andererseits aber auch wiederum nicht, da sie selbst durch einen wiederum höheren Zweck nur zur Möglichkeit nivellieren können. So entsteht eine uferlose Hierarchie aus Zwecken, da für jede Handlung zwangsläufig ein Zweck erforderlich zu sein scheint.

Die genannten Möglichkeiten bieten sich in der Wirklichkeit eines ICHs, welchem diese Optionen offen stehen. Das ICH muss diese Wirklichkeit als Maßstab setzen um eine der Alternativen priorisieren zu können. Es ist Handlungsgrund oder sollte es sein. Zu bedenken gilt jedoch, dass dem ich durch genannte Gründe eine innere „radikale Differenz“ (Unmittelbarkeit vs. Reflexivität) immanent ist. Wählt das ICH Unmittelbarkeit zum Zweck wird Reflexivität zum Mittel und umgekehrt:


1. Unmittelbarkeit = Handlungsgrund, Reflexion = Mittel

Ziel: eigene Leiblichkeit, maximaler (physischer/psychischer) Lustgewinn, Unlustvermeidung --> „Egoismus“, „diese Seite von mir soll der oberste Wert sein“, kann nur durch Reflexion entstehen (--> ein Tier kann kein Egoist sein), Ich bin oberster Zweck: Lust muss in mir sein --> alles was nicht Ich bin ist Mittel --> aus dieser Haltung entstehen die Handlungen Der Egoismus ist per se „irreal“, da sich auch der Egoist Externem beugen muss und zum Mittel (für Natur, Menschen) wird. Auch muss selbst der Egoist mitunter asketisch handeln um durch Kalkül seine weiterführenden Ziele erreichen zu können (Freud spricht hier vom Realitätsprinzip). Desweiteren sind der eigene Körper und die eigene Reflexion immer Mittel für die gewählten Ziele und auch vergänglich. Gotz spricht hier von einem Paradoxon im Sinne eines Widerspruches der dem Egoismus immanent ist (dies ist jedoch wohl weniger als pragmatische Sichtweise zu werten).

2. Reflexivität = Zweck Oberster Zweck: Wirklichkeit, Einigung der Menschen auf gemeinsame Werte --> Ideologie (säkulare und klerikale Orientierungen); Problem: gewisse Axiome müssen geglaubt werden, argumentative Lücken werden emotional geschlossen (durch glauben); dadurch, dass eine Ideologie aus der Besonderheit der Situation entspringt steht oft eine Vielzahl an Ideologien in Konkurrenz zueinander.

1 und 2 bleiben jedoch auch nur potentielle Zwecke ohne sicheren praktischen Halt, alles relativiert sich aneinander.


Stehen wir als Wissende über der Problematik? Kann uns das Wissen als oberster Grund über die Relativität von Egoismus und Ideologie hinausführen?

Laut Gotz ist dies nicht der Fall, denn Wissen ist nur eine Seite, nicht aber Grund der radikalen Differenz. Das Denken eröffnet nur Optionen, ist jedoch nicht zu einer positiven Zwecksetzung imstande. Hier liegt nur eine „negative Freiheit“, d.h. eine Eröffnung gleichwertiger Möglichkeiten vor.

Dennoch handeln wir und selektieren aus den Wegen die sich anbieten. Wie?

Durch den Willen. Er herrscht noch über das Denken und die Reflexion und kann diese beliebig abbrechen. Der Wille kann einen subjektiv obersten Zweck setzen und das Risiko der Mittel ignorieren. Er hat selbst Reflexion, aber muss sich an die Ergebnisse der Reflexion des Denkens nicht halten. Wille = eigentliches Handlungsprinzip. Er steht über den Handlungsoptionen und ist nicht selbst Antrieb. Er kann Mittel und Zweck festlegen, „schlägt Brücke zwischen Unmittelbarkeit und Reflexivität“. Der Wille ist der Grund warum jede reflexive Erkenntnis eine Wertung beinhaltet (meines Erachtens nach vielleicht etwas weit gegriffen wenn hier wirklich eine Wertung gemeint ist). Er ordnet unmittelbare Qualitäten und setzt sie in wertbehaftete Weltsicht um. Jede Zwecksetzung ist auch eine Einschränkung, sie ist jedoch reversibel. Der Wille kann erst entscheiden wenn sich ihm Möglichkeiten eröffnen, er ist somit selbst an Unmittelbarkeit und Reflexion gebunden. Er ist Bindung zwischen Sinnlichkeit und Reflexion und umgekehrt, denn durch das Handeln des Willens werden neue sinnliche Eindrücke geschaffen. Das Erkennen ist folglich auch durch den Willen geprägt und entschieden.

Da der Wille für unsere Entscheidungen verantwortlich ist müsste er eine absolute Kraft sein bzw. von irgendwoher eine solche Kraft beziehen. Diese wird oft in der Natur, dem eigenen Leib, Gott, etc. gesucht. Vernachlässigt wird dabei, dass Werte nur vorliegen wenn der Wille sie setzt. Wichtig ist auch, dass der Wille die „radikale Differenz“ nicht unterbinden kann.

Zusammenfassend ermöglicht der Wille die Handlung. Dies wirft jedoch die Frage auf, wie wir handeln sollen bzw. woran der Wille sich orientieren soll oder kann. Die Suche nach einem Grund der den Willen überhaupt ermächtigt Setzungen zu machen tut sich auf. Es muss einen solchen absoluten Grund über dem Willen geben – eine Sinnebene die ihm übergeordnet ist, denn sonst wäre er reine orientierungslose Willkür. Gotz‘ These ist die eines allumfassenden Sinnes den es mittels der Philosophie zu ergründen gilt. Hier sieht er auch die Definition der Philosophie „als universale Grundlagenwissenschaft mit praxis-orientierender Absicht“ gegeben.


Eigene Anmerkung: Zwar hat schon Aristoteles jede Handlung/jedes Denken einem Zweck bzw. Selbstzweck unterstellt (siehe poiesis, praxis), dennoch halte ich dies für eine sehr intellektuelle Herangehensweise die vielleicht mitunter als etwas zu rational angesehen werden mag und auf der Prämisse basiert, dass jegliches menschliche Handeln erklärbar und willensgesteuert ist. Auch gilt es meines Erachtens nach durchaus Affekthandlungen auch bei gesunden selbstmächtigen Menschen zumindest bis zu einem gewissen Grad von dieser Regel der Reflexivität zu befreien und inwieweit der Einzelne letztendlich wirklich vor einer Handlung reflektiert kann von Mensch zu Mensch stark variieren. Dies mag auch von der eigenen Tendenz sich von Gefühlen/Trieben/Erlerntem leiten zu lassen, Gewohnheit/Normen unterzuordnen und der Fähigkeit des eigenen Intellekts abhängen. Vielleicht kann man solche Entscheidungen dem Willen zu schreiben, vielleicht ist dies in manchen Fällen aber auch diskutabel. Vieles was uns lenkt ist antrainiert/programmiert und ob dies als „unbewusste Reflexion“ angesehen bzw. überhaupt mehr als nur bruchteilhaft erfasst werden kann ist fraglich. So wage ich zu behaupten, dass selbst eine Person mit außergewöhnlich viel praktizierter Reflexion sich niemals ganz von den Inhalten lösen kann bzw. sie überhaupt erkennen kann, die ihm durch seine Erziehung und Umfeld eingeprägt wurden, nicht zuletzt deswegen weil diese Anschauungen und Methoden bis in die tiefste Wurzel seines (unterbewussten) Denkens dringen. Dies ist für mich auch eine der größten Gefahren die diverse Medien heute für unsere Gesellschaft darstellen. Die meisten Menschen sollten das Gefühl kennen (oder eben nicht) etwas zu tun ohne zu wissen warum sie es wollen. Inwieweit der Sinn der dahinter steht tatsächlich allumfassend und naturverbunden und nicht nur durch das menschliche Umfeld generiert und eine „Kettenreaktion“ ist darf erwogen werden. Natürlich schließt dies die Suche nach einer höchsten Instanz prinzipiell aber nicht aus. Schlussendlich will ich dennoch festhalten, dass die Möglichkeiten zwar generell unendlich sind, die Optionen die der menschliche Verstand sich ausdenken und erfassen kann aber zwangsläufig durchaus endlich und die Wege des Willens somit eingeschränkt sind und der Mensch ein limitiertes Denkschema niemals verlassen kann. Auch wenn dies offenbar als unphilosophisch gewertet wird so liegt die Annahme nahe, dass der weitaus größere Sinn der dahinter stehen mag nicht erschlossen werden kann. (Dass das Absolute auch Unendlich sein muss ist vielleicht aber ein vorschneller und altertümlicher Sophismus den ich daher hier nur in Parenthese setze – Heureka Altgriechisch-Unterricht!).


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