PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 20.10.

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Bitte posten Sie hier Ihr Protokoll der Vorlesung vom 15.10.09 - Gerhard Gotz!

Renatus-Messmer, Konstanze

RING-VO 15.10.2009 – Methoden und Disziplinen der Philosophie

THEMA: Philosophie als Erfahrungs- und Erkenntniswissenschaft

„gut befestigte und verborgene Burg“ = Philosophie

Beispiel: FSME-Impfung – Zeckenschutzimpfung – Gefahr: Gehirnhautentzündung

Empfehlung Arzt 1: Impfung – Grund: Schutz , Skepsis gegenüber Pharmaunternehmen und nur Schutz gegen FSME, nicht Borreliose

Empfehlung Arzt 2 – Alternativmediziner: Schutz durch Lavendel, übertriebene Panikmache, keine Impfempfehlung „gefährlich ist die Impfung nicht die Zecken“

Entscheidung: Impfung oder nicht ?? = PHILOSOPHISCHE FRAGE

• Subjektive Beliebigkeit = Alltagsprobleme • Tatsachen methodisch überprüfen = Erfahrung

Erfahrungswissenschaft, sich entwickelnde Erkenntnismethode Erkenntnislücken durch Erfahrungswerte, Ausbesserung möglich = Annäherung an empirische Wissenschaft

Mensch ist empirisch zu beurteilen. Empirisch, da er Wahrnehmungen, Triebe, Bedürfnisse hat = „Wechselwirkungen der Naturwissenschaften“

Naturwissen ? Bestätigung

Gegen die realistische Sichtweise: Religion, philosophische Richtungen, denn z.Bsp.

„Mensch ist durch eine unsterbliche Seele gekennzeichnet, über den Tod hinaus“ – Stufenleiter

„Mensch geht in ein neues geistiges Dasein ein“

„Allmächtiger Gott sorgt im Jenseits für Gerechtigkeit“

Träume/Trugbilder treten bei Menschen auf (auch ohne Drogen)

Gibt es dafür eine reale Ursache?

„Wie ist es möglich, dass aus Wirklichem unwirkliches entsteht?

= Auflösung der Realität

Möglichkeit des Unwirklichen Bestätigung der empirischen Welt

„Jede wache Person weiß, dass er einen Körper hat, ist sich seines Körpers bewusst“


= „wir sind Tiere“

„wir sind eine spezielle Art von Tieren, weil wir wissen, dass wir Tiere sind“

Reaktion auf Hunger, Durst – Körpergefühl, Bedürfnisse und Gefahren – Tiere verhalten sich entsprechend.

Wahrnehmung eng gekoppelt Wissen vom Körper und seiner Einordnung = Bewusstsein

„übernatürlich?“

• Sinnliches Vorliegen aller Triebe und Inhalte – auf Sinnlichkeit reduziert ► Rückbesinnung auf eigene Sinnlichkeit (hören und sehen – nicht mit der Sinnlichkeit) „wir wissen, dass wir es sind“

• Wissen hat Inhalt, kann nicht vollkommen identisch sein – Differenz notwendig!

• Wissen steht in der Differenz zu unserer eigenen Sinnlichkeit/Umwelt

• Wir sind ein gewusster Gegenstand oder wissen vom anderen Gegenstand.

• Schließt Gegenwart/Vergangenheit ein und Zukunft

• Wissen ist eine METAEBENE über den Inhalten

• Wissen kann nicht in einem Inhalt/Gegenstand aufgehen, auch nicht das Gehirn, auch kein empirischer Inhalt

• Wissen ist von den physischen Inhalten abgetrennt, da Gegensatz

• Wissen kann nicht die letzte Einsicht sein ► Reines Nichts kann sich nicht reflektieren, negiert und kann sich nur auf etwas anderes beziehen. Folglich wäre die Metaebene von der Funktionsebene getrennt.

• Wissen muss sinnlich sein

• Wissen muss sich identifizieren. Im Körper hat es sich bereits identifiziert.

• Wissendes und Gewusstes kann nur zusammen sein, weil es einen Körper hat, weiß es ihn auch ► folglich eine Metaebene zu den Objekten

• Es gibt eine Balance zwischen der Metaebene und der Objektebene

• Wir sind reflektierende Lebewesen, denn wir wissen uns als ein ICH

• Wissen bezieht sich auf sich selbst

• Komponente des Denkens: „reflexives Wissen ist Denken“

• Wissen: es gibt eine Differenz zu sich selbst, aber auch darüber hinaus

• Körper ist sich seiner Sinnes- und Lebensqualität (Inhalt) bewusst

• Qualitäten • Bindung an die Qualitäten

• Möglichkeit zur Reflexion

• Es gibt im Bewusstsein zwei Unterschiede

• Radikale Differenz zwischen den unmittelbaren Qualitäten

• Viele Inhalte

• Radikale Differenz setzt dem Denken eine scharfe Grenze

Folgerungen:

Tiere : Unmittelbarkeit

Mensch: nicht nur der Gegenstand als Bewusstes, sondern auch das Wissen als gewusst (Metaebene)

Sprache: die Allgemeinheit an den Inhalten, ein Netz der Sprache

Reflexion: Aktivität, nicht beschränkt auf ein ICH, gemeinsames Merkmal ► Basis für sprachliche Kommunikation, auch über Sprachgrenzen hinweg, weil der Mensch weiß, dass er kein Tier ist ► gesellschaftliche Organisation ► erhaben über die Natur

Mensch hat nicht nur eine Metaebene, sondern hat weiterhin ein Sinnenwissen als Einzelperson

Die Einzelperson geht nicht verloren, weil sie verbunden ist in der eigentlichen Begrenztheit

Problem: Wir wissen, dass wir begrenzt sind Reflexion der Wahrnehmung: nur ein gewisser Aspekt liegt im Teil des Gegenstandes, nur ein bestimmter Zeitpunkt, abhängig von den Sinnesorganen Die Wahrnehmung ist begrenzt ► begrenzte Wahrnehmung + frühere Wahrnehmung =zukünftige Wahrnehmung ►Ganzheit und Identität des Gegenstandes denken wir hinzu, z.Bsp. Kräfte zwischen den Gegenständen


►empirische Welt

die Wahrnehmung ist durch Denken erweitert worden! Dies ist jedoch keine Garantie, dass der Gegenstand so ist wie wir ihn empirisch wahrnehmen.

Der Mensch fällt aus der fraglosen Wahrnehmung (Tür) heraus ► Problem

► Problemlösung: durch Naturinterpretation „allgemeine Sicht der Welt“ und „Einordnung“

Diskrepanz zwischen Einzelwesen und Allgemeinheit

Die Meinung ist beschränkt, das ICH weiß das ► Verunsicherung

Problemlösung der Verunsicherung: Sicherheit durch Gemeinsamkeit der Situation Gemeinsamkeit in der Kommunikation/Sprache Alle ICH sind sich formal der Endlichkeit bewusst Sind allgemein, finden sich im anderen ICH wieder

► Gemeinsamkeit, Gesellschaft

gemeinsame Sichtweise möglich durch gemeinsame Inhalte Begrenztheit braucht sinngebende Bedingung

► Raum für Mythologie oder Religion überempirisch – metaphysische Grundlagen

► ein ideologischer Rahmen entsteht (Inhalte)

ohne Gemeinschaft kein religiöses Bewusstsein möglich, da fehlende Reflexion - reflektiert sein eigenes Reflektieren - steigt über sich hinaus ► Vorstellungen von einer empirischen Welt (nicht die letzte Stufe)

Kant: „Taube könnte glauben, dass sie ohne Luftwiderstand leichter fliegen könnte“

Erkenntnis in der Erfahrung

Erfahrung , die von subjektiver Verzerrungen befreit ist = objektives Wissen/Wahrheit

Methode: überprüfbare Erfahrungen

Erfahrungswissenschaft: methodisches Wissen


► qualitativer Sprung

Methode der Erfahrungswissenschaft

= Kombination von Wahrnehmung und Denken

1) Beobachtung (wiss. Form der Wahrnehmung) 2) Theorie

1) Empirische Inhalte: Klassifikationssystem

- konventionelle Klassifizierung - quantitative Beobachtung - qualifizieren

Ergebnis: Wissenschaftliche Klassifizierung und Qualifizierung

2) Theorie

= Aufdeckung der Gründe, Kräfte und Gesetzmäßigkeiten

- Vorhersage möglich: Zufälligkeit umgewandelt/abgeleitet in der Gesetzmäßigkeit – mathematisch gesetzmäßig in der Natur - Die Gründe sind ausgedacht und nicht unbedingt richtig ► hypothetische Begründungsversuche – HYPOTHESEN

= bestätigt sich an den Gegenständen

Experiment und Prognose als Überprüfung der Theorie, wird durch Häufigkeit bestätigt.

Frage: Ist das ausreichend?

- Die Wahrnehmung bleibt immer begrenzt Makro/Mikro - Selektion der Beobachtung (es gibt immer ein unvollständiges Bild) - Überprüfung der Gründe anhand Experiment/Prognose - Experiment bestätigt nie die Gründe nur die Auswirkungen - Gedankenkonstrukt – nicht empirisch erfassbar

Zur Erkenntnis nicht fähig.

Erfahrung steht immer in Spannung von Erkenntnis und Denken

Erfahrung lässt sich nicht empirisch aufklären

Empirisch logifizieren, allgemeine Gesetzmäßigkeiten

Definition der Erfahrungswissenschaft: Praktische Vorgehensweise, auf die Brauchbarkeit von Gegenständen, ohne allgemein gültigen Schluss. Das Gelingen ist ungewiss. Verlass ist letztendlich nur auf die eigene Meinung. Sicher ist die Unsicherheit unseres Wissens. (Charakteristik: Begrenztheit des Körpers und Denkens)



Zimmermann, Bettina

Gotz möchte mit seinen Einführungsvorlesungen bewirken, dass wir dem Begriff der Philosophie ein Stück näher kommen. Gleichsam der Annäherung an eine „verborgene Burg“, um einen ersten Blick in den Vorhof zu werfen.

Ausgangspunkt ist die Definition des Menschen bzw. die Differenz zw. Mensch und anderen Lebewesen/Tieren. Der Mensch ist nicht nur ein körperliches, sinnliches Lebewesen, sondern er weiß auch, dass er ein solches ist. Er weiß zudem auch von seinem Wissen dieses Wissens. Das Wissen steht als Metaebene über allen Inhalten. Das Wissende ist eine von den physischen Dingen unabhängige Existenz. Damit das Wissen jedoch nicht nur Negativität (nicht Inhalt, nicht Gegenstand) und damit Unbestimmtheit - Nichts - ist, braucht es den Bezug zum Gewussten. Wissen muss sinnlich sein. Das Wissen muss sich mit seinem Körper verbunden haben, geht jedoch nicht in seinem Körper auf. Wir wissen uns als ein „ich“. Der Mensch verfügt über reflexives Wissen. Er ist in der Lage die Allgemeinheit des Wissens in Worte, Begriffe zu fassen. Er verfügt über Sprache/Kommunikation.

Gleichzeitig wissen wir als Einzelpersonen auch von unserer Begrenztheit und Endlichkeit. Wir sind uns bewusst, dass unsere Wahrnehmung von unseren Sinnesorganen abhängig und damit begrenzt ist. Wir können die Gegenstände nicht in ihrer Ganzheit und Identität wahrnehmen. Unser Wissen von der Wahrnehmung erweitert und ergänzt diese. Erinnerung und Erwartung kommen hinzu. Unsere sinnliche Wahrnehmung wird durch Denken ergänzt, um die empirische Welt zu erkennen. Wir wissen um die Unsicherheit über die Auswirkungen unserer Handlungen und die Richtigkeit unseres Denkens.

Unsere Welt besteht also aus oberflächlichen Wahrnehmungen und unzulänglichen Begriffen. Wir brauchen eine Orientierung für die Praxis. Das Wissen sucht nach einer Begründung, eine überempirische Sinngebung wird gesucht. Hieraus entwickelt sich ein ideologischer Rahmen für das gesellschaftliche Zusammenleben. Die Reflexivität steigt stufenweise über ihren eigenen Inhalt immer wieder hinauf und bildet Vorstellungen von der überempirischen Welt.

Wir suchen objektives Wissen, d.h. Erfahrung, die von subjektiven Verzerrungen befreit ist, nachvollziehbare und überprüfbare Erkenntnis. Wir machen den Schritt von bloßer Meinung zu Wissenschaft dadurch, dass sich das Wissen selbst problematisiert. Wir suchen Erkenntnis unter dem Gebot der Allgemeinheit. Dies führt zur Methode der Erfahrungswissenschaft: Erfahrung ist eine Kombination aus Wahrnehmung (Beobachtung) und Denken (Theorie). Die Beobachtung muss über eine konventionelle Klassifizierung und Quantifizierung intersubjektiv nachvollziehbar und wiederholbar sein. Da jedoch nur die Wirkung, niemals die Ursache beobachtet werden kann, muss das Denken eine Theorie über die Kräfte hinter den Beobachtungen entwickeln, um eine Vorhersagbarkeit von Ereignissen zu erreichen. Die Theorie entwickelt anfangs Hypothesen über die notwendigen Gesetzmäßigkeiten und versucht, diese in Experimenten zu bestätigen. Je öfter sich die Hypothese bestätigt, desto wahrscheinlicher wird sie.

Die Gründe selbst zeigen sich nie, sondern nur die beobachtbaren Auswirkungen, d.h. die Gründe bleiben immer Gedankenkonstrukte. Die Erfahrung ist somit zur Erkenntnis der Wirklichkeit nicht fähig. Menschliches Handeln bleibt riskant. Wir verfügen über Wahrscheinlichkeiten, aber nicht über Sicherheit. Unser Wissen um unsere Begrenztheit führt dazu, dass wir in Unsicherheit leben.


Hentschke, Hannes

Der Vortragende der ersten Ringvorlesung, Gerhard Gotz, leitet seine Lesung mit einer schönen Darstellung des Begriffs Philosophie ein. Er beschreibt die Philosophie nicht als ein Haus dessen Räumlichkeiten man kennt, nachdem man ein Mal durchgeführt wurde. Viel eher stellt er die Philosophie als eine äußerst sichere, aber ebenso verborgene „Festung“ dar, die die bisherige Menschheitsgeschichte bis heute begleitet. Zwar gab es Epochen in denen die Existenz dieser Festung bestritten und verneint wurde und doch können wir heute behaupten, dass sie bis jetzt standgehalten hat. Das Thema der Vorlesung ist jedoch nicht die Annäherung an die Philosophie, die behutsam und langsam vonstatten gehen sollte, sondern ein bereits der Philosophie zugehöriger Bereich, nämlich die Erfahrungswissenschaften. Zu der sooft zitierten Frage: „Was ist der Mensch?“ gibt die Erfahrungswissenschaft eine leicht verständliche Antwort. Der Mensch ist aufgrund seines Körpers, der als Bestätigung für die empirisch wahrnehmbare Welt zählt, ein Forschungsgegenstand der Erfahrungswissenschaften, so wie auch jeder andere empirisch wahrnehmbare Gegenstand Forschungsgegenstand ist. Es gibt in der Erfahrungswissenschaft einerseits die Welt der sinnlichen Wahrnehmung und andererseits die Welt des Denkens und der Theorien. Der Unterschied zwischen Tier und Mensch beruht nicht auf der Bewusstwerdung seiner sinnlichen Gewissheit, sondern in der Tatsache, dass sich der Mensch im Gegensatz zum Tier eine überempirische Welt schafft, die empirisch nicht erklärbar ist. Angenommen, das menschliche Wissen wüsste nur um sinnliche Wahrnehmung, dann dürften wir nur das wissen worauf die Wahrnehmung Bezug nehmen kann. Alles was wir wissen können, müsste sinnlich vorliegen. Das ist jedoch nicht der Fall, denn das Wissen kann auch etwas wissen, das der Sinnlichkeit nicht zugänglich ist. Ein Unterschied zwischen sinnlicher Wahrnehmung und Wissen ist, dass die Sinnlichkeit die Möglichkeit besitzt in sich selbst aufzugehen, wogegen das Wissen immer einen Inhalt benötigt von dem es wissen kann. Wissen ist immer Wissen von etwas. Die Sinnlichkeit wird, wenn man sie auf einen Gegenstand richtet zum Inhalt des Wissens, was zeigt, dass das Wissen nicht nur um Wahrnehmbarkeiten, sondern auch um abstrakte Größen wissen kann, denn das Wissen weiß auch, dass es um seine Sinnlichkeit weiß und dass es weiß, dass es so etwas wie Sinnlichkeit überhaupt gibt, sonst könnte es in dem Augenblick in dem es um seine Sinnlichkeit weiß nicht aussagen, dass es Sinnlichkeit ist worum es weiß. Wenn das Wissen Inhalt hat, dann muss es eine gewisse Differenz zwischen dem Wissen und dessen Inhalt geben. So wie alle Gegenstände zu gewussten Gegenständen werden, so wird auch der Inhalt des Wissens zu einem gewussten Gegenstand. Das Wissen selbst ist aber als Metaebene zu allen Gegenständen zu sehen. Das ist der Grund warum es in seinem Inhalt nicht aufgehen kann. Es ist als Gegenstand nicht existent. Auch wenn das Wissen als Metaebene über allen sinnlich wahrnehmbaren Dingen steht, muss es immer noch davon wissen, sonst könnte es kein Wissen sein. Ein Wissen das nur weiß, könnte höchstens ein „Nichts“ sein und somit nicht sein, denn ein Wissen muss reflektieren um als Wissen erkannt werden zu können. Das Wissen identifiziert sich bis zu einem gewissen Grad auch sinnlich mit seinem gewussten Gegenstand. Es ist ein heikler Balanceakt zwischen sinnlicher Wahrnehmung und Wissen. Ein Wissen das in einem Körper gehortet ist weiß sich als Gegenstand, aber weil es weiß, dass es im Körper ist, weiß es auch um sich selbst. Eine entscheidende Eigenschaft des Wissens ist die Reflexion, die das Denken erst möglich macht. Die unmittelbaren Qualitäten, in denen sich die Sinnlichkeit erfüllt, können nicht in die Reflexion des Wissens aufgenommen werden, was der Idealismuskritik Ansatzpunkt liefert. Es entsteht durch diese Argumentationsform eine „radikale Differenz“ zwischen Sinnlichkeit und Wissen. Das Wissen weiß das von ihm Gewusste als Gewusstes, weil es reflektiert. Menschen wissen sich als Tiere und sind dadurch nicht mehr nur Tiere sondern stehen durch das Wissen davon in Distanz zur Unmittelbarkeit. Doch durch dass Wissen von uns selbst verharren wir nicht nur in der Metabene, sondern wissen auch um die Einzelperson die man ist und zugleich von deren Begrenztheit (wie vorhin angeführt: jedes Wissen muss sich bis zu einem gewissen Grad mit seinem Inhalt identifizieren). Jede Einzelperson erkennt sich durch die Reflexivität des Wissens als „ICH“. Jedes „ICH“ weiß von seiner Reflexivität, weil die die Erkenntnis erst ermöglicht. Jedes „ICH“ befindet sich in derselben prekären Lage, aufgrund seiner Reflexivität eine Meinung zu haben, aber nicht zu wissen ob diese stimmt. Wir befinden uns in folgender Situation: Jedes „ICH“ weiß sich als Einzelperson, die die eigene Meinung in eine Allgemeinheit, in der jede Einzelperson von ihrer eigenen Meinung und der Tatsache, dass jeder eine eigene Meinung hat und dazu, dass jede dieser Meinungen falsch sein kann weiß, eingliedern soll. Ein allgemeiner Bezugspunkt für jede Person ist das Wissen, dass jede Person eine eigene Meinung hat, die wiederrum Reflexion voraussetzt. Dieser Bezugspunkt bestimmt sich anhand der vorhandenen Gesellschaft. Um die Schwierigkeit der Orientierung jeder Einzelperson in einer Gemeinschaft zu entschärften, besteht das Ziel jeder Einzelperson darin die Beobachtung durch konventionelle Klassifizierung und Quantifizierung intersubjektiv nachvollziehbar zu machen. Als „ICH“ wissen wir von der Wahrnehmung und weil wir davon wissen, wird zu jedem Gegenstand den wir sinnlich wahrnehmen auch eine Identität hinzugedacht, weil das Wissen Erinnerung impliziert. Das heißt, dass in der Wahrnehmung nicht nur Sinnlichkeit steckt. Durch die Reflexion wird aus einer sinnlichen Welt die Ahnung/Vorstellung einer empirisch wahrnehmbaren Welt. In dieser empirischen Welt müssen wir unser Handeln “riskieren“, weil wir ja nicht sicher davon ausgehen können, dass uns die Erfahrung die Wahrheit vermittelt. Je idealer die Kombination von sinnlicher Wahrnehmung und Denken ist, desto eher hat der Mensch die Chance der Wahrheit hinter den Dingen näherzurücken. Die Gründe an sich können aber wahrscheinlich nie ganz durchleuchtet werden, weil sie immer Gedankenkonstrukte bleiben und nie zum Stoff der Sinnlichkeit werden. Die Durchführung eines Experiments veranschaulicht diese These sehr gut. Eine Theorie ist Ausgang für ein Experiment, bei dem nur die Auswirkungen dieser Hypothese zum Vorschein kommen und nie die Gründe selbst. Wir können empirisch die Gründe, die den Sachen zugrundeliegen nicht erreichen. Das was an Gründen hineingedacht wird kann nicht bewiesen werden und bleibt induktiv. Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Erfahrungswissenschaften nie erklären werden können , warum Gründe so sind wie sie sind und ob sie so sind wie sie scheinen. Die Erfahrungswissenschaft ist eine praktische Vorgangsweise, die die Wirkung und Brauchbarkeit von Gegenständen bearbeitet. Sie bemüht sich um empirisch allgemeine Gesetzmäßigkeiten, obwohl sie immer subjektiv behaftet bleiben wird. Letztlich werden wir uns aufgrund der Unsicherheit unseres Wissens auf unsere eigene Meinung verlassen müssen.


Buchberger, Agnes

Nach der anfänglichen Warnung, man könne sich von ihm keine „Hausführung“ durch die Philosophie erwarten, beginnt Gerhard Gotz seinen Vortrag indem er mit einer Anekdote veranschaulicht wie sehr wir uns bei unseren alltäglichen Entscheidungen auf die Erfahrungswissenschaft (EW) verlassen. In diesem Fall geht es um die Frage, ob man die Zeckenimpfung machen lassen sollte, oder nicht. Im Verlauf der Vorlesung wird klar, wie unsicher das Wissen der EW ist und welche (philosophischen) Probleme damit verbunden sind.

Zuerst behandelt Gerhard Gotz kurz die Frage, warum es denn überhaupt notwendig ist, die Menschen zu untersuchen (warum ist es notwendig eine „Wesensbestimmung des Menschen“ vorzunehmen?). Man nimmt an, dass der Mensch ohnehin real ist (er hat einen Körper). Dem entgegnen bestimmte Disziplinen wie beispielsweise die Theologie oder die Philosophie, dass das, was den Menschen ausmacht (sein Wesen bestimmt) die Seele ist. Die Seele aber ist unfassbar, unsterblich. Menschen definieren sich also durch etwas Unwirkliches, das nicht empirisch nachweisbar ist. Was jedoch sind die realen Ursachen für solche Illusionen?


Dieser Frage – wie aus Unwirklichem Wirkliches entsteht – widmet sich Gerhard Gotz nun.

Jeder Mensch ist sich seines (realen) Körpers bewusst. Er ist sich bewusst, dass er ein Tier ist. Dieses Wissen davon, dass er ein Tier ist, macht ihn zu einer speziellen Art von Tier. Dieses Gefühl vom eigenen Körper (und der damit verbundenen Wahrnehmungen, Triebe und Emotionen) sprechen für die Sinnlichkeit des Menschen.

Eigentlich müsste alles, was unser Wissen umfasst, sinnlich wahrnehmbar sein (also körperlich gebunden). Eben diese Feststellung jedoch bezieht sich auf etwas, das nicht unmittelbar wahrnehmbar sinnlich ist, sondern auf die Sinnlichkeit an sich (welche kein Gegenstand ist). Weiters ist das Wissen nicht vollkommen ident mit seinen Inhalt – es existiert eine Differenz/ Distanz zwischen den beiden. Das Wissen selbst schließt aber nicht nur uns mit ein, sondern auch unsere Umwelt, die Gegenwart und die Vergangenheit. Wissen agiert als eine Metaebene (in Distanz zu dem Gewussten/ eine Ebene darüber). Es ist von physischen Dingen unabhängig. Ist es also übernatürlich?

Hier stoßen wir auf einen Widerspruch. Denn ein „Nichts“ ist nicht fassbar. Die Metaebene ist getrennt von der Objektebene, das Wissen ist von seinem Inhalt isoliert. Trotzdem wissen wir von ihm. Also muss Wissen sinnlich sein. Das Wissen ist kein Körper, hat ihn aber und weiß auch um sich selbst.

Wir wissen um das eigene ich; dieses Wissen um das eigene Ich bezieht sich auf sich selbst und auf seinen Inhalt (reflexives Wissen). Aus diesem Vorgang geht Denken hervor. Um das Wissen „real werden zu lassen“, gibt es die Sprache, die das Gewusste in Begriffe, Bedeutungen, etc. einteilt. Dies führt zu Kommunikation.

Das Denken/ die Reflexion und die Sinneswahrnehmung (unmittelbare Qualitäten) stehen einander gegenüber. Es existiert eine radikale Differenz zwischen den beiden. Diese radikale Differenz setzt dem Denken auch Grenzen. Wir kommen zu dem Schluss, dass wir begrenzt sind. Diese Erkenntnis jedoch ist wiederum eine beschränkte, da wir im Denken und in der Wahrnehmung begrenzt sind. Wir können niemals einen Gegenstand in seiner Allgemeinheit/Gesamtheit wahrnehmen. Dieses Wissen, dass unsere Erkenntnis beschränkt ist führt zu einer erweiterten Wahrnehmung.

Gerhard Gotz erläutert an dieser Stelle, wie Wahrnehmung zustande kommt. Diese ist nämlich nicht nur die Aktivität der Sinnesorgane, sondern wird auch stark von der jeweiligen Erfahrung des Ich beeinflusst. Wir denken uns also die Ganzheit dem Gegenstand hinzu. Um einen Gegenstand in seiner Ganzheit zu erfassen, fügen wir das Denken der sinnlichen Wahrnehmung hinzu. Die sinnliche Wahrnehmung und das Denken bilden/ formen folglich unsere empirische Umwelt. Doch das Hinzufügen unserer (subjektiven) Erfahrung zu unserer (subjektiven, selektiven) sinnlichen Wahrnehmung führt unweigerlich dazu, dass wir nicht mit Sicherheit sagen können, dass ein Gegenstand wirklich so ist. Es gibt (mit Sicherheit) einen Unterschied zwischen dem, wie etwas erscheint (Meinung) und wie etwas ist (Realität). Die Möglichkeit einer Revidierung der Meinung bleibt also immer bestehen, was natürlich einen Unsicherheitsfaktor darstellt. Gerhard Gotz nennt das das Problem der eigenen Begrenztheit.

Diese Diskrepanz zwischen Wissen und Wahrheit führt zu einer Selbstreflexion des Wissens, was zu Fortschritt führt. Dieses ganze System stellt also eine stufenweise Entwicklung dar, bei der die Reflexivität stufenweise aus seinem eigenen Inhalt steigt. So wird aus einem bloßen Faktum eine überempirische Welt fern von Realität erschaffen, die von subjektiven Verzerrungen geprägt ist.


Gerhard Gotz betont wiederholt dass die Erkenntnis in der Erfahrung keinesfalls der Erfassung der Wirklichkeit entspricht. Durch diese stufenweise Entwicklung jedoch wird versucht, sich an ein objektives Wissen/ an eine objektive Erkenntnis anzunähern und dadurch zu methodischem Wissen zu gelangen.

Ziel der EW ist es, subjektives Wissen methodisch zu erkennen.


Daraufhin geht Gerhard Gotz auf die Methoden der EW ein. Wie gesagt, entsteht Wissen aus der Kombination von sinnlicher Wahrnehmung und Reflexion/ Denken. Die Wissenschaft baut auf Beobachtung und Theorie. Ziel der Beobachtung ist es, möglichst alles, möglichst genau zu messen. Wahrnehmung wird also zu Beobachtung bzw. ist Beobachtung die Folge/ Erscheinung des Wahrnehmbaren. Ziel der Theorie ist es, die Beobachtung zu begründen. Die Theorie soll also Zufälligkeit in Gesetzmäßigkeit umwandeln, um in der Folge Vorhersagen treffen zu können. Diese Begründungen selbst sind rein theoretisch und verlangen wiederrum nach einer Überprüfung durch Experiment und Prognose, um die Hypothesen zu bestätigen und somit Sicherheit zu schaffen. Dieser Prozess läuft auf die Annäherung an eine wahre, objektive Erkenntnis hinaus.

An dieser Stelle hebt Gerhard Gotz die Schwächen der Methoden der EW hervor: (1) Die Abhängigkeit von der sinnlichen Wahrnehmung. Diese ist, wie wir wissen, selektiv und somit begrenzt; wer garantiert uns also, dass nicht wichtige Aspekte des Wahrzunehmenden weggelassen wurden und die wissenschaftliche Beobachtung somit unvollständig ist? (2) Die Überprüfung von Gründen und Theorien anhand von Prognosen und Experimenten. In Experimenten werden sich nie die Gründe selbst zeigen, sondern bloß die Auswirkungen, die man ursprünglich untersuchte. Begründungen bleiben somit immer Gedankenkonstrukte.


Wir schließen daraus, dass Erfahrung zur Erkenntnis der Wirklichkeit nicht fähig ist (Subjektivität, Selektion, Begrenztheit, etc.) und die Wirklichkeit als solche sich der Wahrnehmung entzieht. Es gibt also keine absolute Sicherheit. EW, die ihre Erkenntnisse aus Erfahrung gewinnt, ist somit ungewiss und zu keinem allgemein gültigen Schluss fähig.


Gerhard Gotz kommt am Ende seines Vortrags auf den Einstieg zurück, indem er bestätigt, dass es wohl eine philosophische Frage bleibt, ob man sich impfen lassen soll, oder nicht. Er stellt in Aussicht, in der folgenden Woche den praktischen Umgang mit diesem Problem behandeln zu wollen.


Sophie Haas

Über Erfahrungswissenschaften


Was ist der Mensch?

Der Mensch ist ein (sterbliches) Naturwesen mit Körper, Wahrnehmungen und Trieben. Das macht ihn selbst zum Gegenstand seiner Erfahrungswissenschaften. Jede wache Person ist sich seines Körpers bewusst. Wir sind Tiere, allerdings gehören wir einer speziellen Art an, da wir uns dessen bewusst sind (Selbstbewusstsein).

Für Vertreter der Gegenposition (Religion, Glaube) ist der Mensch wesentlich gekennzeichnet durch eine unsterbliche Seele und der Nähe zu einem Gott.


Beziehung Mensch und Welt

Der Mensch empfindet sich in einer überempirischen Welt, die in der empirischen Welt nicht zu beweisen ist.

Forderung einer Metaebene (Metaphysik)

Gäbe es nur die empirische Welt, müsste alles was unser Wissen umfasst, sinnlich vorliegen, wie dies beim Tier der Fall ist (David Hume, John Locke sind Vertreter des Empirismus).

Es besteht die Forderung nach einer anderen Dimension also eine Ebene darüber. Diese lässt sich vergleichen mit dem Unterschied zwischen „Hören“ und über Hören zu reden, Wissen als Aktivität geht also nicht unmittelbar von unserer Leiblichkeit aus. Allerdings hat es sie auch zum Gegenstand, es weiß von ihr. Wir sind als sinnlicher Gegenstand für uns selbst ein bewusster Inhalt, wir sind selbst ein Gegenstand unter anderen für uns selbst. Daraus kann man folgern, das Wissen nicht auf der gleichen (biologischen) Ebene liegen kann, da es dann für uns als inexistent wahrgenommen werden würde. Deshalb ist die Funktion des Wissens mit einer Metaebene zu beschreiben.

Wissen hat eine außernatürliche (nach Gotz ??? Entspringt Wissen nicht aus der Natur ???) und übernatürliche Existenzweise. Die besteht unabhängig von physischen Dingen, unserer Leiblichkeit. Eine reine Gegensätzlichkeit ist auch nicht möglich, da wir sonst kein Wissen aus der Natur ziehen könnten. In diesem Fall wäre Wissen nur Negativität wären: nicht Inhalt, nichtwissend, nicht Gegenstand. Dies allerdings widerspricht den Fakten. Wissen steht zwar in Distanz zur Körperlichkeit (um sie wahrzunehmen), allerdings können wir auch nicht von einer vollkommenen Abtrennung sprechen, da sonst unsere Leiblichkeit nicht Gegenstand des Wissens sein könnte. Deshalb ist Wissen mit der Körperlichkeit (Sinnlichkeit) verbunden. Es besteht eine Balance zwischen Distanz und Nähe.

Das Verhältnis des Ichs zum Körper

Das Wesen weiß sich als wissendes Wesen (ich weiß von mir also bin ich). Hier wird der Begriff des Ichs eingeführt. Das Ich besteht zur Differenz zu sich selbst und zum Körper. Zwei Qualitäten: das Ich und dein biologischer Körper. Es besteht eine radikale Differenz (Unterschied) zwischen unmittelbaren Erleben und dem Denken. Es gibt in unserem Bewusstsein etwas, das durch denken nicht aufzulösen ist. Die sinnliche Wahrnehmung stimmt mit dem Naturvorgang nicht überein, sondern ist verändert.

Folgerungen:

Der Mensch lässt sich vom Tier damit abgrenzen, das er vom Inhalt als Gewusstes weiß. Diese Gewusste wird in Form ein Sprache konkretisiert. Dabei wird die Verbindung von Umständen in Worte gefasst und mit allgemeinen Eigenschaften ausgeschmückt. Hier stößt der Mensch auf Sprachgrenzen.

Formulierung von Allgemeinheiten

Der Mensch kann sich nicht auf das eigene Ich beschränken. Wir wissen, dass wir begrenzt sind. Unser Problembewusstsein bezieht sich ganz unmittelbar auf unser eigenes (unvollständiges, nicht vollkommenes) Erkenntnisstadium. Die Wahrnehmung (über die Sinne) an sich ist eine sehr beschränkte Erkenntnisweise. Durch Wissen (aus der Metaebene) wird diese Wahrnehmung ergänzt und erweitert. Die Wahrnehmung wird in ein Bild gebettet. Sie soll in ihrer Ganzheit betrachtet werden.

• Es werden sowohl Vergangenheits-, Gegenwarts- und Zukunftsszenarien entwickelt.

• Ebenso werden unsichtbare Phänomene, wie z.B. Kräfte, hinzugefügt.

• Allgemeine Zusammenhänge (Gedanken, Theorien) werden erstellt.

• Sie wird in System der Arten, Gattungen (…) eingegliedert.

Man spricht von einer Reflexion.

Plural

Aus der sinnlichen Welt wird durch Reflexion (Variable) die empirisch beschriebene Welt. Der einzelne Mensch hat also keine Sicherheit, dass der Gegenstand so ist, „wie er ist“.

Um sich dem Gegenstand in seiner wirklichen Beschaffenheit zu näheren, wird Ordnung aufgebaut. Dies geschieht im Kontakt mit anderen Einzelpersonen. Dadurch soll eine allgemeine Sicht der Dinge entwickelt werden. Diese ist möglichst dauerhaft und verlässlich, um das höchste Maß an Orientierung zu bieten. Durch den Diskurs soll die Diskrepanz zwischen Meinung und Wahrheit durch den Prozess der Findung von gemeinsamen Nennern möglichst verringert werden. Die Einzelperson geht durch die Verallgemeinerung allerdings nicht verloren, dies ist als Prozess der Verknüpfung zu sehen.

Wie aus Wirklichkeit Unwirklichkeit wird

Dass die Reflexion über eine überempirische Welt (Szenarien, Theorien, Gedanken, Systeme, Ordnungen -> künstlicher Rahmen) in der Gruppe nicht zwingend zur Wahrheit (die wahre Beschaffenheit der Welt) führen muss, zeigen religiöse Interpretationen. Es wird eine überempirische Sinngebung (Gott, Belohnung im Himmelreich, …) verlangt, diese wird vermischt mit empirischer Sinngebung. Das Produkt davon sind erstaunlichste Weltbilder, die sich besonders über die eigene Endlichkeit konkretisieren. Schließlich verfestigt es sich zu einem ideologischen Rahmen über das Zusammenleben einer Gesellschaft. So kann man grob skizzieren, wie ein gemeinsamer Glaube entsteht, der sich aber nicht empirisch belegen lässt. Hier kann man das Beispiel der Taube aus Kants Kritik der reinen Vernunft anführen.

Wissen

Wissen wird möglichst streng an (sinnlicher) Wahrnehmung gebunden. (Umso exakter die Wahrnehmung, desto näher steht sie an der Wahrheit). Dabei ist es besonders wichtig, dass diese Wahrnehmung nicht von einer Person verzerrt wird.

Dabei soll entstehen:

• Objektives Wissen: Die Subjekte (Mensch) sind austauschbar.

• Methodischen Wissen: Die Erfahrung methodisch erkennen -> Erfahrungswissenschaften.

Dies geschieht durch die Kombination von Wahrnehmung und Denken. Diese beiden sind allerdings nicht als Kontrahenten, sondern als Erkenntnisstufen zu betrachten. Dabei bedient man sich zweier Komponenten:

• Beobachtung

• Theorie


So wird die subjektive Wahrnehmung (des einzelnen Menschen) zu intersubjektiv nachvollziehbarer (von vielen Menschen), wiederholbarer Beobachtung.

Theorie

Eine Theorie ist ein hypothetischer (Gedankengang) Begründungsversuch. Es handelt sich dabei um eine Vorhersagung. Allerdings besteht bei ihr der Zwang der Überprüfung (Verifikation durch Experiment). Je öfter die Theorie sich durch das Experiment bestätigt, desto sicherer ist die Vorhersage. Dies ist der Gegenstand der Erfahrungswissenschaften.

Dabei tun sich zwei wesentliche Schwächen auf:

1. Die Erfahrungswissenschaften sind abhängig vom Erfolg der Theorie (Verifikation durch Experiment)

a. Grenze der Exaktheit (Mikrobereich)

b. Fülle der Daten und der damit verbundene Selektionszwang. Dies führt zu einem unvollständigen Bild.


2. Überprüfung der Gründe (Ursachen) anhand von Experiment und Prognosen

a. Im Experiment zeigen sich nie die Gründe selbst, sondern immer nur die Auswirkungen. Die Gründe bleiben immer Gedankenkonstrukt. Menschliches Handeln bliebt trotz Erfahrungswissenschaften immer riskant, bleibt somit induktiv und ungewiss.

b. Wahrnehmung bleibt begrenzt, die Verbindung zum Denken prophylaktisch.

Die Erfahrungswissenschaften ermöglichen uns die Naturbeherrschung und deren technische Verwertung. Ebenso bemühen sich die Erfahrungswissenschaften das Empirische zu logifizieren (Formeln, Ordnungen, Gesetze, …). Die beiden Seiten lösen sich nicht ineinander auf. Somit können sie auch keine exakte Auskunft über die Beschaffenheit der Dinge geben, sie kann lediglich Orientierung geben.


Hamel, Hanna

In seinem Vortrag vom 15.10.09 problematisiert Gerhard Gotz die menschliche Erkenntnisfähigkeit. Dabei thematisiert er die Methode der Erfahrungswissenschaften, verlässliches Wissen zu erlangen. Er kommt zu dem Schluss, dass diese Wissenschaften das menschliche Bewusstsein für die Begrenztheit der eigenen Erkenntnisfähigkeit nicht ausräumen könnt.

Zu Beginn nennt Gerhard Gotz ein konkretes Problem: Ist es sinnvoll sich gegen FSME impfen zu lassen, oder nicht? In diesem Beispiel von Gerhard Gotz reagiert der befragte Arzt mit der Antwort: „Das ist eine philosophische Frage.“ Ist es nun möglich, diese Frage als „philosophisch“ zu bezeichnen, nur, weil man nicht aus der Erfahrung vorherzusagen mag, ob ein Individuum der Gefahr einer Ansteckung ausgesetzt sein wird? Und ist die Empirie überhaupt das einzige, woraus wir verlässliche Schlüsse ziehen dürfen? Der Mensch scheint als „Naturwesen“ sein Wissen zunächst aus der Erfahrung zu beziehen, die der empirischen Wirklichkeit recht nahe kommt. Dennoch entwickelt er dem Realismus der einzig aus der Wahrnehmung entspringenden Wahrheit widersprechende Gedanken, zum Beispiel in der Religion. Menschen erfinden eine unempirische Welt. Gerhard Gotz geht nun auf die Frage ein, ob dieses Unempirische nur ein Trugbild sei. Um diese Frage beantworten zu können, widmet er sich der Untersuchung des menschlichen Wissens. Hier stellt er fest, dass der Mensch um sich selbst weiß. Dabei weiß er nicht nur das, was er sinnlich wahrnehmen kann, sondern er ist sich seiner eigenen Sinnlichkeit bewusst, die wiederum kein Gegenstand der Sinne ist. Gerhard Gotz definiert an dieser Stelle das Wissen als Aktivität, als etwas, das einen Inhalt hat und mit seinem Inhalt nicht identisch werden kann. Wir wissen um uns selbst also nicht nur als sinnlich wahrnehmbare Wesen, sondern auch um uns als Wesen mit Sinnlichkeit, zusätzlich zum Beispiel auch um (unsere) Vergangenheit, um anderes Gegenwärtiges und können alle diese Wissensinhalte aufeinander beziehen. Das Wissen ist daher eine Meta-Ebene über dem Gewussten. Die Frage, die diese Aussagen aufwirft, ist, ob hier die Existenz von etwas Übernatürlichem vorliegt. Zunächst kann das Wissen kein ausschließlicher Nicht-Inhalt sein, denn sonst wären wir der negative Gegensatz alles Gewussten und könnten somit nicht um uns wissen. Wissen muss also einerseits in Distanz stehen zur Sinnlichkeit, sich andererseits aber auch mit dem Körper identifizieren, um ihn zu wissen. Das Wissen weiß sich als ein Ich. Es ist ein reflexives Wissen, weiß den eigenen Körper, aber auch vieles, was darüber hinausgeht. Es gibt also zwei getrennte Bereiche im Bewusstsein: Es gibt das Gedachte und die unmittelbaren sinnlichen Eindrücke. Diese beiden Bereiche stehen laut Gerhard Gotz in „radikaler Differenz“. Daraus muss die Folge gezogen werden, dass es etwas gibt, was mit Gedanken nicht einzuholen ist. Das menschliche Wissen ist zwar in seinem Wissen um sich selbst über ein Tier erhaben, weiß aber gleichzeitig aufgrund seiner eingeschränkten Wahrnehmung auch um seine Begrenztheit. Um den beschränkten Rahmen der Wahrnehmung auszudehnen, können allerdings auch frühere Wahrnehmungen hinzugezogen werden, die gemeinsam zu einem ganzheitlichen Bild von einem Gegenstand führen. Das Denken erweitert anhand empirischer Wahrnehmung die sinnliche Umwelt. Das Denken lässt den Menschen damit aus einer Einordnung in die Natur herausfallen; das Individuum ist fähig aufgrund seiner Reflexion ein eigenes Weltbild zu erschaffen, es ist fähig, Meinungen zu entwickeln. Das Bewusstsein für die Eingeschränktheit der eigenen Meinung führt aber zu einer Verunsicherung des Individuums, die es wiederum mit allen anderen Individuen teilt. Gerhard Gotz beschreibt diese Selbstreflexion als „Allgemeines Prinzip der Vereinzelung“. Für wie allgemein ein Wissen nun genommen wird, ist begründet in der Situation der Gesellschaft, die zusätzlich zu den von allen Individuen geteilten Wahrnehmungen nun auch den Überbau eines Sinnes liefert, einen ideologischen Rahmen. Bei der Weiterentwicklung solcher Weltbilder übersteigt die Reflexion immer wieder sich selbst, bis zur Erkenntnis, dass sie letztendlich gar nichts verlässlich wissen kann. Um doch eine Art von Verlässlichkeit zu erzeugen, werden Methoden der Wissensaneignung entwickelt. An dieser Stelle sind wir bei der Arbeit der Erfahrungswissenschaften angelangt. Hier soll subjektives Wissen über verlässliche Methoden zu allgemeiner Erfahrung werden, was nur durch „Quantifizierung der Beobachtung“ gelingt, wie Gerhard Gotz es beschreibt. Doch auch das ist nicht möglich ohne eine Theorie, die Erwartungen an die zu machende Beobachtung stellt. Es werden Hypothesen vorausgesetzt und überprüft, die Zahl der Bestätigungen gibt ein Urteil über die Qualität der Hypothese. Gerhard Gotz weist nun auf zwei Schwächen dieser Methode hin: Zunächst kann nur ein sehr eingeschränkter Bereich von Daten analysiert werden, dabei könnte Wichtiges übersehen werden. Die zweite Schwäche ist, dass die Erfahrungswissenschaft zwar nach Gründen sucht, aber nie die Gründe selbst sich in Experimenten offenbaren, sondern immer nur die Hinweise auf Gründe. Gerhard Gotz schließt daraus, dass sich die oben genannte Differenz zwischen Denken und Wahrnehmung so nicht überbrücken lässt. Auch die Erfahrungswissenschaft unterliegt der menschlichen Begrenztheit und somit bleibt für das menschliche Handeln – und auch für die FSME-Impfung – stets ein Risiko. Bleibt also jede Fragestellung eine philosophische, da wir für nichts die letzte Antwort aus der Empirie gewinnen?


Weger, David

Gerhard Gotz leitet den ersten Vortrag der Ringvorlesung mit dem Beispiel eines fiktiven (?) Gespräches zwischen Alternativmediziner und Patient ein. Gegenstand der Debatte ist die Frage nach Sinnhaftigkeit einer Impfung zur Prävention gegen FSME, einer viralen Gehirnhautentzündung welche von Zecken übertragen wird, zu Behinderungen oder sogar Tod führen und – einmal ausgebrochen – nur mehr symptomatisch behandelt werden kann. Während Schulmediziner landläufig zur Impfung raten und die Pharmaindustrie teure Werbekampagnen führt, meint der Alternativarzt, dass ohnehin nur etwa jede tausendste Zecke infiziert und die eigentlich größere Gefahr die Impfung per se wäre, zumal eine FSME Impfung ja auch keinerlei Immunisierung gegen die ebenfalls von Zecken übertragene Borreliose bietet. Auf die Frage hin ob die Impfung als Individuum nun also erstrebenswert ist oder nicht entgegnet er letztlich: „Das ist eine philosophische Frage.“ Diese Begebenheit dient als Einstieg zur Thematik der Erfahrungswissenschaft, welche zwar empirisch die potentiellen Folgen einer Ansteckung ausloten, nicht jedoch die Notwendigkeit einer Impfung für den Einzelnen bestimmen kann, da es selbstverständlich nicht in ihrer Macht steht vorherzusagen ob der Biss einer infizierten Zecke erfolgen wird. Gotz präsentiert die Erfahrungswissenschaft als sich stetig entwickelnde Wissenschaft welche ihre Erkenntnislücken immer wieder durch neue Erfahrungen schließen und die eigenen Fehler durch methodische Korrektur beständig ausbessern kann. Dadurch scheint sie der (empirischen) Wirklichkeit und damit einem gewissen „Monopol auf Wahrheit“ kontinuierlich näher zu rücken. Es bietet sich erfahrungswissenschaftlich also weiterführend an insbesondere den Menschen als Naturwesen (mit einem Körper, Trieben, Bedürfnissen) und integralen Bestandteil der Wechselwirkungen in der Natur zum Forschungsgegenstand zu machen. Diesem Bestreben gegenüber stellt Gotz Religionen und philosophische Strömungen in denen der Mensch wesentlich durch eine unsterbliche Seele gekennzeichnet ist. Diese erfinden sich oft eine überempirische Welt und einen allmächtigen Gott, was rein empirisch betrachtet schnell als Humbug abgetan werden mag. Gotz wirft nun die Grundsatzfragen auf, welche reale Ursache dahinter steckt, dass solche „Illusionen“ entstehen respektive wie es möglich ist, dass aus Wirklichem Unwirkliches entsteht.

Zunächst meint er, dass sich jeder gesunde Mensch seines eigenen Körpers bewusst ist. Was den Menschen als Tier von anderen Lebewesen unterscheidet ist eben dieses Wissen über und von sich selbst. Hier liegt ein entscheidender Unterschied zur Sinnlichkeit anderer Tiere vor, welche ja durchaus auch auf beispielsweise Schmerzen und Gefahren reagieren. Wenn nämlich das menschliche Wissen nur die genannte Sinnlichkeit (Triebe, Instinkte) umfassen würde, dann dürften wir nichts anderes wissen als die Eindrücke die wir durch unsere Sinne aufnehmen. Alles was wir erfassen oder denken müsste folglich in irgendeiner Form sinnlich vorliegen. Gerade diese Aussage jedoch ist nicht bloß sinnlich, sondern bezieht sich auf die Sinnlichkeit per se. Sinnlichkeit ist nicht ihr eigener Gegenstand, so wie Hören nicht gehört oder Sehen nicht gesehen werden kann, da sie weder Geräusch noch Farbe sind und dennoch wissen wir davon. Der Mensch und sein Wissen haben also die eigene Körperlichkeit zum Gegenstand. Das Wissen kann nicht in ihm aufgehen da hier eine Distanz besteht. Wissen ist Wissen von etwas, es kann nicht ident mit seinem Inhalt im Allgemeinen oder einem bestimmten einzelnen Inhalt sein. Wäre dem so würde das Wissen und wohl auch der Wissende quasi „verschwinden“. Dennoch ist der Mensch eben für sein eigenes Wissen auch Inhalt und diesbezüglich eigentlich auch nur ein – wenngleich wichtiger - Gegenstand unter vielen. Dieses Wissen beinhaltet Wissen über Gegenwart, Vergangenheit und (mögliche) Zukunft. Es liegt aus den oben angeführten Gründen auf einer Art Metaebene, es hat eine „übernatürliche Präsenz“ und scheint in sich vom Physischen unabhängig zu sein. Selbstverständlich kann es aber nicht wirklich vollkommen isoliert ohne Bezug existieren und nur Nicht-Körper, Nicht-Inhalt sein, denn für eine reine Negativität wäre Reflexion nicht möglich (und Negation wäre ohne Bezug zu etwas zu Negierendem auch undenkbar). Tatsache ist, dass wir zwar wir zwar einerseits eine Entfernung zum Sinnlichen haben, uns andererseits jedoch auch darauf beziehen können, eine Verbindung muss also vorherrschen. Das Wissen muss nämlich mit dem eigenen Körper verbunden sein um ihn überhaupt erfassen zu können – es hat also einen Körper und weiß sich als sich wissendes Wesen – als Ich. Reflexives Wissen ist Denken (in verschiedenen Abstufungen). Der Körper des Wissens wird durch Sinnes- und Gefühlsqualitäten bewusst macht. Diese Qualitäten geben dem Wissen auch erst seinen Inhalt, obwohl sie keinen direkten Zusammenhang mit dem Wissen haben und nicht beschreib- oder vergleichbar sind. Zwischen ihnen und dem Denken besteht ein radikaler Unterschied – das Denken kann diese Distanz nicht überwinden.

Wissen/Reflexion sind uns gemein, werden als Sprache konkretisiert und sind somit (sogar sprachübergreifend) Basis für Kommunikation zwischen verschiedenen „Ichs“. Dennoch bleibt natürlich jedes Ich ein Individuum mit Wissen über persönliche Grenzen und Endlichkeit. Begrenzt ist vor allem unsere Wahrnehmung die abhängig von unseren Sinnesorganen ist und uns oft nur die Oberfläche oder Teile von Dingen zeigt. Ein Gegenstand ist in seiner Ganzheit allein durch unsere Sinne nicht wahrnehmbar. Hier tritt erneut das Wissen in Kraft welches unsere Wahrnehmung (z.B. durch frühere Beobachtungen) ergänzt und zusammensetzt. Wir denken immer etwas hinzu oder erklären Begebenheiten für uns selbst. So konstruieren wir eine empirische Welt für die und in der es eigentlich objektiv gesehen (was eben nicht möglich ist) keine Sicherheit gibt. Selbst von Subjekt zu Subjekt kann hier eine Diskrepanz in Meinung und Weltsicht bestehen. Das Wissen um diese eigene Begrenztheit der Wahrnehmung ist eine Quelle der Verunsicherung, also suchen wir nach Gemeinsamkeiten mit anderen Personen, die auch gegeben sind. Gruppen solcher Ichs entwickeln unter ähnlichen Umständen gemeinsame Sichtweisen und fragen normalerweise über die bloße Situation hinaus, was den Raum für Mythologie und Theologie eröffnet. Vermischt mit Empirie bildet sich so der ideologische Rahmen einer Gesellschaft. [Auf eine Frage aus dem Publikum hin merkt Gotz an, dass Selbstreflexion erst durch Gemeinschaft entstehen und religiöser Nährboden so also nur in Ansammlungen von Menschen vorhanden sein kann.] Reflexives Wissen kann stufenweise über sich selbst und seinen eigenen Inhalt hinaussteigen (und so eben auch zu einer Art gemeinschaftlicher Reflexion bis zu ideologischen Vorstellungen werden) und über seine eigenen Voraussetzungen (sich selbst) nachdenken. Es reflektiert sein eigenes Reflektieren. Eine Reflexion auf der Metaebene ist also gegeben. Natürlich kann so wiederum die selbst kreierte überempirische Welt hinterfragt werden.

Um sich in dieser Spirale nicht immer weiter von der Realität zu entfernen, sollten Wissen und Denken möglichst eng mit der Wahrnehmung verbunden sein. Wünschenswert wäre auch eine Befreiung von subjektiven Verzerrungen und eine methodische Annäherung an die Erkenntnis. Dies führt wiederum zu einer wissenschaftlichen Form der Wahrnehmung, der Erfahrungswissenschaft. Sie ist eine aus der christlichen Weltanschauung geborene Alternative und ein Schritt weg von der unsicheren Meinung des Individuums hin zur Wissenschaft im Sinne einer Allgemeingültigkeit.

Wie jede Wissenschaft muss die Erfahrungswissenschaft eine Kombination aus Wahrnehmen und Denken, also Beobachtung und Theorie sein. Erste Schritte sind es sich auf eine gemeinsame (intersubjektive) Einordnung aller bekannten Gegenstände zu einigen (Klassifizierung) und eine Möglichkeit zu ihrer Messung zu schaffen (Quantifizierung). Die Theorie der Erfahrungswissenschaft soll die Gründe für Beobachtungen aufdecken und verantwortliche Kräfte, Gesetzmäßigkeiten, etc. formulieren. Diese Hypothesen sollen durch Experimente bestätigt werden und je öfter dies gelingt desto gesicherter erscheinen sie. Gotz nennt hier zwei bedeutende Schwachpunkte: 1. Die Begrenztheit der Wahrnehmung in allen Bereichen (Mikro-, Normal- und Makrobereich) und der Zwang zur Selektion von Daten. 2. Die Notwendigkeit sich auf Experimente zu verlassen in denen sich immer nur Auswirkungen, nie jedoch Gründe selbst zeigen. Die Gründe als solche bleiben Gedankenkonstrukte die niemals wirklich ermittelt werden können.

Eine Spannung zwischen Beobachtetem und Hineingedachtem bleibt bestehen. Die Erfahrungswissenschaft selbst gibt also Macht über die Natur, könnte letztendlich jedoch dennoch auch nur als eine neuzeitliche Ideologie gesehen werden. Als schwacher Trost bleiben die Sicherheit der Unsicherheit des Wissens und eben solches darüber, dass eine Person die Ihnen empfiehlt mehr Risiken einzugehen niemals die Ring-VO besucht hat.


Göllner, Tobias

Gerhard Gotz will uns die Philosophie näher bringen, aber nicht wie eine Führung durch ein Haus, sondern er zeigt uns in etwa wo diese versteckte Burg liegt und vielleicht werden wir die Zinnen des Vorhofes sehen nach seinem Vortrag. Er beginnt mit einem Thema das augenscheinlich nichts mit Philosophie zu tun hat: der FSME-Impfung. Die Schulmedizin und die Alternativmedizin haben dazu unterschiedliche Ansichten und auf die Frage, was denn nun das richtige sei, bekam Gotz die Antwort: „Das ist eine philosophische Frage.“ So wird Philosophie in unserer Zeit gehandhabt, als subjektive Beliebigkeit. Die Erfahrungswissenschaften haben anscheinend einen Vorteil gegenüber der Philosophie, sie können ihre Lücken schließen und ihre Fehler ausbessern. Gotz behandelt zu erst die Frage ob denn der Mensch ein Tier sei. Wir sind dem Tier in so fern gleich als wir unsere Welt zuerst nur durch unsere Sinne wahrnehmen. Doch dann kommt das Wissen und der Denkprozess als Metaebene dazu. Weiters wissen wir, dass wir ein Tier sind und wir wissen über die Begrenztheit der Sinne und unseres Denkens. Das Wissen ist nicht phsysiologisch irgendwo in unserem Körper lokalisiert, muss sich aber deswegen mit irgendetwas identifizieren und dieser Gegenstand wir unser Körper. Auch das Wissen weiß um sich selbst und dadurch wird reflexives Wissen, also Denken möglich. Diese Reflexivität ist ein Merkmal aller Iche, also aller Menschen und unterscheidet uns vom Tier. Gleichzeitig verlassen wir aber die Ebene des Tieres nicht, wir haben quasi nur eine zusätzliche Metaebene. Die Begrenztheit unserer Wahrnehmung zeigt sich im täglichen Leben. Wir sehen von einem Gegenstand immer nur soviel wie uns unsere Sinne zeigen und wir sehen ihn immer nur im Moment. Erst dadurch, dass wir um diese Begrenztheit wissen, bekommen wir eine Vorstellung davon wie dieser Gegenstand ist, wie er war und wie er sein wird. Wir denken uns also die Ganzheit eines Gegenstandes hinzu, da wir sie nicht erfassen können. Also erschaffen wir uns mit unserer Wahrnehmung und unserem Wissen eine empirische Welt, die aber keineswegs fehlerfrei ist! Wir bilden uns also Meinungen über Dinge, diese enthält einerseits wie das Ding scheint andereseits wie es in den meisten Fällen ist. Alle Iche haben also das selbe Problem, sie wissen, dass ihre Meinung nicht stimmen muss. Weiters wissen alle über ihre Begrenztheit und so findet sich ein Ich in einem anderen Ich wieder. Es entstehen Gesellschaften, die wiederum Meinungen bilden. Der Einzelne wird aber auch immer über die Meinung der Gesellschaft hinausfragen. Dies ist wieder ein Merkmal von allen und so entsteht Raum für Mythologie und Religion. Wir erschaffen uns also eine überempirische Welt. Diese überempirische Welt mischt sich mit der empirischen und dadurch entstehen ideologische Rahmen. Hier wirkt wieder die Reflektion, die Ideologien haben die Fähigkeit sich selbst zu reflektieren. Hierbei zeichnet sich schon der Weg zur Wahrheit ab, also eine Methode, die sich durch ständiges reflektieren auszeichnet. Gotz beschrieb dann weiter die Methode der Erfahrungswissenschaften. Diese haben das Ziel eine eigene Meinung zur allgemeinen Erfahrung empor zu heben, gestützt durch Experimente oder ähnlichem. Wir werden zuerst immer Hypothesen aufstellen und diese dann prüfen. Die Schwäche der Erfahrungswissenschaften zeigt sich bald. Einerseits betrachten wir meisten nur einen kleinen Ausschnitt und bräuchten eigentlich mehr Daten, andererseits werden wir durch unsere Experimente nie die Gründe für die Ergebnisse erfahren, wir denken uns eigene Gründe hinein. Also sind die Erfahrungswissenschaften auch unserer Begrenztheit unterlegen und unser Handeln ist immer riskant.


Brunner, Michael

Einführung in die Philosophie, 1. Ringvorlesung am 15.10 2009 durch Gerhart Gotz: Die Philosophie sei eine “gut befestigte Burg”, die es jedoch nicht zu stürmen gelte, die vielmehr Schritt für Schritt einzunehmen sei. Diese Metapher stellt Gerhard Gotz seiner einführenden Ring-Vorlesung vom 15.10.2009 voran, nicht ohne hinzuzufügen, dass der Erfolg in den ersten Vorhof besagter Burg vorzudringen ein unbeschreiblich großer wäre. Die Notwendigkeit einer äußersten Sorgfalt im Ausdifferenzieren philosophischer Probleme, und sei es das des Begriffs selbst, wurde so einleitend veranschaulicht. Um nun über die alltäglichen Betrachtung von Philosophie einzusteigen, verwendet der Vortragende das Beispiel der Debatte, ob denn nun eine Zeckenimpfung notwendig sei oder gar schädlich, welche im Folgenden nicht selten damit abgetan werde, dass die Entscheidung, da empirisch von keiner Seite eindeutig einnehmbar, eine philosophische wäre. Diesen vulgären Begriff von Philosophie, der diese mit subjektiver Beliebigkeit identifiziere (Gotz), gilt es nun zu entkräften, und das soll medias in res geschehen. Den Ausgang nimmt, so erklärt nun Gotz, der Identitätsverlust von Philosophie im Problem und Konflikt um den Primat der Empirie der heute behaupte: „Die Erfahrungswissenschaft scheint der Wirklichkeit näher zu kommen“. Das empirische Denken sagt Gotz, beanspruche also ein Wahrheitsmonopol. Ein Schwachpunkt dieser These, an der der Philosoph nun angreifen müsse, sei das Problem der empirischen Erforschung auch des Menschen. Dieser Wissenschaft werde ja tatsächlich nicht selten vorgeworfen, dass die „unsterbliche Seele“ dem Menschen so abgesprochen wird. Infolge der Ernüchterung vieler Fragenden von rein empirischen Antworten, würden Jene überempirische Welten suchen und häufig auch finden. Diese Tatsache führt Gotz weiter aus, stellt ein Problem heraus welches er im Folgenden in seine Teile zerlegen wolle, um so zu klären wie es möglich ist, dass aus Wirklichem (Messbarem also) Unwirkliches(ein „Gedankenkonstrukt“ wohl) entsteht. Um dies zu erklären grenzt er das Denkende durch das Faktum des Selbstbewusstseins ab. Er fügt an, dass jedoch ein rein empirisch determiniertes Bewusstsein lediglich auf sinnlich erfassbare Medien gerichtet sein müsste. Gotz stellt fest: „Dem ist nicht so.“ Das Bewusstsein nämlich weise eine Beziehung zum Sinnlichen selbst auf, zu einem Abstraktum. Er erklärt, „wir sind es nicht bloß, wir wissen es auch.“ Nun schließt er daraus die These, dass ein Wissen immer in Distanz zu seinem Inhalt stehe. Denn das Wissen, im speziellen Falle hier das Bewusstsein, müsse immer „eine höhere Ebene bewohnen, als die Inhalte, welches es bewältigt .“ Und hier schon zeige sich, dass das Denken sich selbst eine Grenze schaffe, die es also nie wird überschreiten können. Es legt der vorlesende Philosoph nun den abstrakten Charakter jenes Wissens, worunter er begrifflich das Bewusstsein, Denken, Gedanke, einen bewussten Inhaltsträger subsumiert sieht, offen und erörtert, dass das Wissen nur in einem Bezugssystem erfasst werden könne. Dass sich das Wissen also auf sich selbst beziehen, das Wissen von sich selbst zum Inhalt haben könne, erlaube nun die Folgerung, jenes Wissen müsse selbst über einen sinnlichen Charakter verfügen, oder es muss sich mit seinem Inhalt identifizieren, dies sei an der Identifikation des menschlichen Bewusstseins mit seinem Körper zu erkennen. Hierauf fasst Gerhart Gotz zusammen, dem Wissen könne man zwei Merkmale zusprechen, die Distanz zu seinem Inhalt nämlich, dass zwischen Wissen und seinem Inhalt nie völlige Kongruenz bestehen könne, sowie die gleichzeitige Identifikation mit dem Selben, ohne eines beider Merkmale würde der Bezug nämlich zum Allgemeinen oder aber zum Subjekt fehlen. So sagt er, „das Wissen weiß sich als Wissen, als Wissendes wie sogar als sich-wissend Lebendem.“ Er postuliert ein Wissen vom Ich. Dieses Ich müsse schließlich in jedem Inhalt, auch sich selbst wissen. Dies nennt Gotz ein reflexives Wissen. Er präzisiert, dass das Bewusstsein zum Einen das unmittelbare Erleben des „konkreten Stoffs“, der „Qualitäten“ benötige, zum Anderen die Selbstreflexion. Dies seien die zwei Modalitäten des Wissens, das konkrete, unmittelbare und das reflexive, allgemeine, die nichts weniger als eine radikale Differenz bedeuten. Das Denken weiß nun sowohl eine Allgemeinheit seiner selbst als auch seine Grenzen, seine Endlichkeit, erklärt Gotz. „Das Wissen ist das Allgemeine an dem gewussten Inhalt“, formuliert er sehr prägnant. Das Wissen von der Allgemeinheit seines Bewusstseins konkretisiere sich im begrifflichen Netz der Sprache, welches konstitutiv sei für jedes Ich, für die Reflexion. Es wird erläutert, dass durch die Kommunikation, die die Allgemeinheit des Bewusstseins schaffe „weder der Allgemeinheit die Einzelperson , wie auch durch das Reflexive das Konkrete nicht verloren geht.“ Diese Unmittelbarkeit wird zum Problem, gebiert das Wissen von der Endlichkeit des Wissens. Gotz schneidet nun das offensichtliche Problem von Wahrnehmung und das der Erkenntnis an. Er referiert den Gedanken, dass die Wahrnehmung, die nun ja als defizitär gewusst wird, durch ein „höher gelegenes Wissen“ ergänzt werde. „Wir schaffen uns“, erklärt er dem Auditorium, „sozusagen eine empirische Umwelt.“ Unsere unzuverlässige Wahrnehmung und Begrifflichkeit lasse uns aus der fraglosen Einordnung in die Natur herausfallen. Nicht zuletzt verbinde also das Wissen um die eigene Beschränktheit die Individuen, „jedes Ich findet sich im anderen wieder.“ Nun greift der Vortrag von Gerhart Gotz die Selbstbestimmung des Individuums auf, welche durch subjektive Sichtweisen sich ereigne. Das Wissen frage hierbei über seine Inhalte hinaus, meta-physisches Forschen also findet statt. So könne also die „Vorausgesetztheit zum Inhalt“ der Reflexion werden. Erkenntnis sei an Erfahrung gebunden und dies „müsste eine Erfahrung sein, die von subjektiver Verzerrung gereinigt ist“, um das methodologische Ideal des Fragens und Forschens zu erreichen, die Objektivität nämlich. Die Bildung eines solchen Ideals, das Wissen um die Grenzen des Wissen, das Wissen das seine eigene Vorausgesetztheit sich zum Inhalt machen kann, dies alles bedeutet eine Problematisierung des Wissen, und „jedes Wissen, das sich problematisiert, treibt über sich hinaus“, so Gotz. Die Problematisierung wiederum erlaube den Übergang von selbstkonstitutiver Meinung zu Wissenschaft, zu philosophischer insbesondere, denn die Philosophie sollte ja im Vortrag von ihrem Rufe subjektiven Spekulierens gereinigt werden. Die Wissenschaftlichkeit werde also durch drei Aspekte bedingt. Durch ein intersubjektives Begriffssystem ersten, zweitens durch einen Quantifizierungsprozess. Drittens benötige sie eine Theorie zum Beobachteten als Konsequenz der Wirklichkeit, und eben diese Theorie solle die Grundlagen feststellen, das Muster aller Resultate. Freilich lasse sich ein logischer Zirkel, trotz der offenbaren Kohärenz , nicht leugnen, da nämlich die Theorie aus der Beobachtung geschlossen werde und zur Überprüfung dieses Schlusse der Ausgangspunkt der Theorienstrukturierung wieder herangezogen werden müsse. Am Ende seines Vortrags nun hat Gerhart Gotz dem Auditorium, mit der Absicht die besondere Wissenschaft der Philosophie zu umreißen, eine anschauliche Demonstration eben Dieser vorgeführt, als er nämlich die Wissenschaft nach ihrer eigenen Methode erklärte.


Fabian Egle

Die Vorlesung von Gerhard Gotz handelte in erster Linie von Bewusstsein. Dabei wird der Mensch zwar auch als sinnliches Wesen gesehen, aber mit der Fähigkeit über die Sinnlichkeit nachzudenken. Tiere besitzen diese Fähigkeit im Gegensatz zum Menschen nicht. Tiere nehmen zwar auch Umstände war und man kann ihnen auch das Bewusstsein für den eigenen Körper nicht abstreiten, aber der Mensch denkt auf einer Metaebene über diese Sinnlichkeit nach. Diese Aussage ist gleichzeitig ein Beweis in sich. Sinnlichkeit ist nämlich kein Teil der Sinnlichkeit. Dadurch kommt man auch zu der Schlussfolgerung, dass sich Wissen von seinem Inhalt unterscheidet. Wissen steht über dem Inhalt/Gegenstand. Man könnte nun sagen, dass das Wissende als Übergeordnete Ebene von der Physis unabhängig existiert und deswegen nur negativ ist. Diese Annahme ist aber offensichtlich falsch. Das Wissen ist mit dem Körper durchaus verbunden und muss deswegen auch sinnlich sein. Dadurch entsteht eine sehr interessantes Verhältnis zwischen dem Wissen und dem Gewussten, dass sich durch Distanz und Verbindung gleichermaßen widerspiegelt. Der Mensch ist ein reflexives Wesen, dass sich selbst als ICH sieht. Dieses ICH steht in Differenz zum Körper und ist nichtsdestotrotz auch körperlich. Eine weitere menschliche Erkenntnis besteht darin, dass wir wissen, dass wir beschränkt sind. Wir wissen, dass unsere Wahrnehmung nicht zwangsläufig wahr ist. Weil wir uns dessen bewusst sind, können wir vergangene Wahrnehmungen hinzuziehen. Dadurch entsteht aus der sinnlichen Welt durch Reflexion eine empirische Welt. Wir bilden uns eine Meinung. Trotzdem ist uns bewusst, dass diese Meinung der Wahrheit nicht entsprechen muss. Dieser Umstand führt logischerweise zur Verunsicherung des Einzelnen, was wiederum eine Gemeinsamkeit aller ICHs darstellt. Jedes ICH weiß das und deswegen spricht man von einer Allgemeinheit des Wissens. Solche Allgemeinheiten bilden konkrete Gesellschaften und Sichtweisen. Es wirft aber auch gemeinsame Fragen wie zum Beispiel die Frage nach dem Sinngebenden. Aus diesen Fragen entstehen Religionen, die eine gemeinsame Meinung in einen ideologischen Rahmen setzten. Weiters besitzt der Mensch die Fähigkeit Selbstreflexion zu reflektieren. Dadurch kann man zur Vorstellung einer überempirischen Welt kommen. In der Ideologie ist dies nicht möglich, weil sie sich nicht selbst reflektieren kann. Weiters sprach Gerhard Gotz über Wissenschaft und ihre Schwächen. Naturwissenschaften bestehen aus Theorie und Praxis. Die Theorie deckt Gründe auf, die hinter Beobachtungen stehen um Vorhersagen auf Grund von Gesetzmäßigkeiten zu formulieren. Die Theorie wird wiederum durch die Beobachtung bestätigt. Dabei tun sich zwei Schwächen auf. 1. Die Abhängigkeit von der Wahrnehmung, die wie wir wissen nicht zwangsläufig der Wahrheit entsprechen muss. Dies kann zu Falschannahmen oder Verzerrung führen. 2. Experimente überprüfen nicht die Gründe an sich sondern nur Auswirkungen. Die Gründe selbst bleiben ein Gedankenkonstrukt das keine Sicherheit bieten kann. Induktion ist ungewiss! Wir sind von Meinungen umgeben, die als empirisches Wissen bezeichnet werden, welches wiederum unsicher ist. Sicher ist die Unsicherheit unseres Wissens.

Fabian Egle


Hannah Weinhardt, Angela Strohberger, Hubert Rieger, Helmut Eder, Marian Weingartshofer

1: Gotz: Wir sind nicht nur einfach so da, wir wissen (im Sinne von reflektierendem Wissen), dass wir da sind.

Das Wissen geht in keinem Inhalt auf, ist daher auf einer Metaebene. Die Sinneswahrnehmungen werden zum Inhalt des Wissens und heben sich somit von ihm ab. Das Hören kann nicht gehört werden und das Sehen kann nicht gesehen werden. (René Magritte: Ceci n’est pas une pipe.)

Das Wissen weiß auch sich selbst, steht also auch zu sich selbst in Differenz.

Ist Wissen die Voraussetzung für Philosophie? Ist Philosophie die notwendige Konsequenz von Wissen?

2: Was uns allen gemein ist, ist, dass wir wissen, dass wir begrenzt sind.

Wie ist Begrenztheit in diesem Kontext zu verstehen? Im Sinne von Endlichkeit, körperlicher Begrenztheit oder Begrenztheit der Erkenntnis?

3. Durch reflexives Wissen steht das Ich in Differenz zu sich selbst, dennoch wohnt es im Körper, was ihm ständig durch sinnliche Erfahrungen bewusst wird. Somit gibt es zwei Ebenen: Das unmittelbare Erleben von Sinnlichem, welches nicht artikulierbar ist. Und die Reflexion, die Übergreifend ist und in Sprache geschieht und mitgeteilt werden kann. Somit ist die Reflexivität die Basis für Kommunikation.

Wie entsteht also Sprache? Entsteht Sprache durch die unmittelbare alltägliche Notwendigkeit in der Gemeinschaft oder produziert das reflexive Denken die Begrifflichkeit?

Fedja Pivodic

Ringvorlesung: Methoden und Disziplinen der Philosophie WS 09/10

2. Einheit am 15.10.2009: Gerhard Gotz:

Eine Alltagsauffassung von Philosophie ist, dass sie ein wenig ins Subjektiv-Beliebige geht und von der Erfahrungswissenschaft wegtendiert. In diesem Alltagsbild, steht die Philosophie im Dunklen, im Bereich der Meinung. Die Erfahrungswirklichkeit hingegen hat die Möglich-keit, der Wirklichkeit schrittweise näher zu kommen. Die Erfahrungswissenschaften haben aus dieser Sicht das Vorrecht auf Wahrheit.

Der Mensch als Objekt der Erfahrungswissenschaft: In den Religionen und einigen Richtungen der Philosophie ist der Mensch wesentlich durch die Unsterblichkeit seiner Seele gekennzeichnet. Zusätzlich wird ein allmächtiges Wesen an-genommen das Teil einer ganzen überirdischen Welt ist, die sich im Rahmen der Erfahrung nicht beweisen lässt. Jede wache, ihrer selbst mächtige Person weiß, dass sie ein Lebewesen ist, dass sie einen Körper besitzt, dass sie ein Ding ist ein Tier ist. Allerdings sind wir eine spezielle Art von Tier, denn wir wissen, dass wir es sind und dass wir Körper haben. Bei Tie-ren ist dieses Verhältnis zum Körper viel stärker mit Trieben verknüpft. Jedes Tier hat auch irgendeine Art von Bewusstsein seines Körpers. Das menschliche Bewusstsein besteht aber nicht nur aus Sinnlichkeit, denn wenn wir die Aus-sage machen, dass wir Tiere sind, dann machen wir eine Aussage über unsere Sinnlichkeit. Damit ist sie aber nicht mehr unmittelbar durch Sinnlichkeit vermittelt. So kann z.B. das hö-ren selbst nicht gehört werden, das Sehen nicht gesehen werden. Wir sind also nicht nur, wir wissen auch, dass wir sind.

Über das Wissen: Das Wissen ist dem Inhalt nach eine Metaebene. Es ist kein Körper, kein Körperteil (auch nicht das Hirn), gar keine physiologische Komponente, denn das wären alles Inhalte des Wis-sens. Das Wissen ist etwas anderes als das Physische, es scheint von den Inhalten abgetrennt zu sein, ist es aber nicht. Die Gegensätzlichkeit kann nicht absolut sein, sonst wären wir bloßer Nichtgegenstand und könnten uns selbst auch nicht wissen. Eine Negation ist nur so zu fassen, dass sie sich auf etwas anderes negativ bezieht. Eine völlige Abtrennung ist nicht möglich. Nur mit etwas anderem zusammen kann es in Differenz stehen. Das Wissen weiß sich als zwischen Gegenständen existierend. Das Wissen ist auf einer Metaebene, aber mit dem Sinnlichen verbunden. Das Wissen weiß sich als wissendes Lebewesen und wir wissen uns schon als ein Ich. Das Ich ist schon ein Sich - Wissen und daher bezieht sich das Wissen also auf sich selbst. Es weiß an jedem Inhalt, das es weiß, auch sich selbst. Das ist die Komponente des Denkens im Wissen: das reflexive Wissen ist Denken. Das Wissen erhält erst in der Bindung an Sinnesqualitäten Inhalt. Die unmittelbaren Sinnes-qualitäten sind radikal geschieden vom Denken, von der Reflexion, das die Allgemeinheit einschließt. Wir können Sinnesqualitäten nicht ableiten, nicht mitteilen und nicht vergleichen. Die Sinnesqualitäten lösen sich nicht im Denken auf.

Reflexion: Wenn sich das Ich in dieser Weise selbst weiß, dann weiß es auch alles von ihm Gewusstes. Die Allgemeinheit, die es am Gewussten weiß, realisiert sich in der Sprache. So entstehen Begriffe und Bedeutungen. Die Reflexivität selbst ist ein gemeinsames Merkmal aller Personen und die Basis der Kommunikation. Dass die Menschen sich als Tiere wissen, hat schon gewaltige Folgen. Die Allgemeinheit unserer Reflexion ist aber immer mit der Einzelperson, die wir jeweils sind, verbunden. Wir wissen unsere eigene Beschränktheit und Vergänglichkeit und sind damit aber mehr als beschränkt und vergänglich. Unsere Endlichkeit wird uns zum Problem.

Wahrnehmung: Wir haben ein Problembewusstsein gegenüber unserer Erkenntnis. Diese erweist sich im All-tag immer als begrenzt, weil auch die Sinneswahrnemung stark abhängig von unseren Sinnesorganen ist. Dadurch können wir Gegenstände nicht in ihrer Identität wahrnehmen. Da wir wissen, dass unsere Wahrnehmung beschränkt ist ergänzen wir sie, z.B. indem wir uns an frühere Wahrnehmungen erinnern und zukünftige antizipieren. Die Identität des Gegenstandes denken wir hinzu, denn sie ist nicht sinnlich gegeben, so wie auch die Kräfte zwischen den Gegenständen sind nicht wahrnehmbar sind und auch die Klassifikationen der Dinge nicht wahrgenommen sind, sondern gedacht. In der Erfahrung ist immer schon mehr als Wahrnehmung vorhanden, z.B. auch das Denken. Auch wenn ich die Wahrheit nicht kenne, kann ich ein Bewusstsein von der Begrenztheit meiner Meinung haben. Das bedeutet natürlich eine Verunsicherung, die aber eine Gemeinsamkeit aller Personen ist. Alle Ichs stehen in der prekären Situation, sich ihrer eigenen End-lichkeit bewusst zu sein und somit findet sich jedes Ich in einer gewissen Weise im anderen wieder. Dies ist eine Brücke zwischen den einzelnen Personen der Gesellschaft. Natürlich tritt diese Gemeinsamkeit des allgemeinen Wissens nicht philosophisch auf, sondern sie bestimmt sich vom einzelnen her: eine bestimmte Gruppe von Personen wir unter bestimmten, ähnli-chen Umständen eine ähnliche Sicht auf die Welt haben.

Reflektives Wissen: Wir suchen eine Begründung hinter dem Faktenwissen. Das Wissen gibt sich nämlich nicht mit dem „Dass“ zufrieden sondern fragt weiter nach dem „Warum“. Aus einer solchen gemeinschaftlichen Frage nach dem „Warum“ ergibt sich die Möglichkeit von Religion, der Suche nach überirdischer Sinngebung. Das reflexive Wissen reflektiert stufenweise seine eigenen Voraussetzungen. Die Reflexion bleibt nicht bei ihrem Inhalt stehen, sondern thematisiert auch diese Relation zum Inhalt. Wir kommen durch die Reflexion zu Vorstellungen von einer überirdischen Welt. Doch auch die Religion und die Mythologie werden reflektiert und hinterfragt. So kann die Ideologie selbst zu der Einsicht kommen, dass sie in ihrer Abtrennung von der Wahrnehmung problematisch ist.

Aus der Forderung, das Denken an die Erfahrung zu binden und dem Ziel einer intersubjektiven Erfahrung ergeben sich die Methoden der Erfahrungswissenschaften. Es ist ein qualitativer Sprung, der zur Wissenschaft führt: es gilt das Gebot der Allgemeinheit.

Zu den Methoden der Erfahrungswissenschaft: Die Erfahrungswissenschaft ist eine Zusammensetzung aus Denken und Wahrnehmung, nämlich Theorie und Beobachtung. Die subjektive Wahrnehmung wird zunächst durch ein intersubjektives Klassifikationssystem objektiviert. Man muss sich auf so eine Klassifizierung konventionell einigen. Weiters ist zur Objektivierung die Messbarkeit notwendig. Dies stellt die Intersubjektivität und die Wiederholbarkeit sicher. Die Theorie ist jenes, was dem beobachteten zugrunde liegt und die Kräfte und Gesetzmäßigkeiten in mathematische Modelle einpasst. Die Zufälligkeit des Einzelfalls soll in eine Gesetzmäßigkeit verwandelt werden, die sich kohärent in ein Gesamtbild einfügen lassen soll und die Vorhersage von Zukünftigem ermöglicht. Natürlich bleibt die Wahrnehmung immer beschränkt. Während es im Mikro- und Makrobereich systematische Probleme gibt, existiert in Normalbereich eine zu große Fülle um alles betrachten zu können. Ein anderes Problem besteht in der Bestätigung der Theorie durch Experimente. Im Experiment zeigen sich nie die Gründe selbst, die die Theorie anzugeben scheint, sondern nur Einzelereignisse. Durch die Bestätigung von Einzelereignissen werden nicht die Gründe bestätigt, es könnten auch andere Gründe dahinter stehen. Die Gründe bleiben immer Gedankenkonstrukte. Wir können empirisch nicht heran an die Gründe des Beobachtbaren. Die Wirklichkeit als solche entzieht sich prinzipiell der Erfahrung. Menschliches Handeln bleibt trotz der Erfahrungswissenschaften risikobehaftet. Wir gewinnen durch sie keine Erklärung, wieso die technische Verwertbarkeit ihrer Theorien überhaupt möglich ist. Die Wissenschaftlichkeit der Erfahrungswissenschaft soll darin liegen, dass sie das Empirische logifiziert und das Einzelne ins Allgemeine eingebettet. Das kann letztendlich aber nicht gelingen, denn die Erfahrungswissenschaft ist keine Untersuchung der Wahrheit, sondern ein unendliches Ausprobieren der Brauchbarkeit von Gegenständen. Wir kommen nie zu einem allgemeingültigen Schluss.


Tom Baerwald

1. Protokoll zur Ring-VO Dozent: Gerhard Gotz Gotz führte am Anfang allgemein in seinen Plan für die Vorlesung ein und unter Verwendung der Metapher einer Burg(die Philosophie), deren Zinnen wir am Ende der Vorlesung eventuell erahnen könnten, versuchte er uns über die Philosophie als Begriff und die damit verbundenen gedanklichen Strukturen aufzuklären(Interpretation). Weiter führte er anhand eines Beispiels über Zeckenimpfung aus was gemeinhin als "philosophische Frage" bezeichnet wird. Darauf aufbauend beschrieb Gotz die Erfahrungswissenschaften mit ihrer methodischen Korrektur von Fehlern und ihrem Monopol auf "Wahrheit" durch Empirie als bevorteilt vor der Philosophie. Danach empfand ich einen gedanklichen Bruch (welcher auf mangelnder Aufmerksamkeit basieren kann) in der Darstellung der Erkenntnis, dass der Mensch ein Naturwesen ist. Auf dem Naturwesen aufbauen beschrieb er ohne es explizit auszusprechen den Dualismus des Menschen (Interpretation?). Das wir als gestige reflexive Wesen - die aus und niemals ohne Interaktion und Kommunikation mit anderen reflexiven Wesen entstanden sind - eine Sonderstellung in der Natur einnehmen. Sein Vortag befasste sich weiter mit dem Gedankenwesen an sich mit folgenden Problemstellungen: Beschränkung der Erkenntnis aufgrund von nat. Voraussetzungen in der Wahrnehmung -> ; Metaeben des Wissens - (Übergeordnet bzw. scheinbar losgelöst vom Körper) -> ; Vorstellung einer empirischen Umwelt und Ergänzung des folglich lückenhaften Weltbilds durch kompensative Vorstellungskraft (Religion, Mythologie usw.). Daraus leitete er die Diskrepanz zwischen Wahrheit und den subjektiven Meinungen ab. Diese subjektiven Meinungen haben eine Ungewissheit inne welches die "Iche" im Bewusstsein der Endlichkeit eint. Auf der Feststellung der Unzulänglichkeit der Meinungen kommt Gotz zu dem "geistigen Sprung" der intersubjektiven, klassifizierenden und quantifizierenden Wissenschaft und der unweigerlichen Folgerung - als Aufgabe - für die Philosophie welche diesen Anspruch an sich stellen muss.[ Gotz schickte diesem (für mich) gedanklichen Schluss noch einige Probleme der Wirklichkeitsnäherung nach.]


Neuhauser Magalena

Ring- Vo, 15.10.09 Vortragender: Gerhard Gotz

Das Ziel seiner beiden Vorlesungseinheiten soll laut Gotz ein Weg in die Richtung der Philosophie sein, sodass man vielleicht erahnen kann, was Philosophie ist und keine eindeutige "Führung" durch die Philosophie.

Begonnen hat seine Darstellung der Grundzüge der Philosophie mit dem Beispiel der FSME Zeckenimpfung und wie die Frage, ob eine Impfung gemacht werden soll von einer medizinischen zu einer philosophischen wird. Momentan gibt es verschiedene Ansichten in der Medizin, ob eine Impfung empfehlenswert ist, je nachdem, ob man einen Schulmediziner, oder einen alternativen Arzt befragt. Letztendlich liegt die Entscheidung bei einem selbst, und die Antwort ist auf philosophischem Wege zu erlangen. Es übersteigt also die Möglichkeiten der Erfahrungswissenschaft, denn entscheidend ist die subjektive Meinung. Diese subjektive Meinung fällt unter die Obhut der Philosophie. Die Erfahrungswissenschaft verfährt methodisch und orientiert sich am Fortschritt. Das Ziel ist, der empirischen Wirklichkeit immer näher zu kommen, sie erhebt also Anspruch auf Wahrheit. Der Mensch selbst wird als Naturwesen gesehen und selbst zum Forschungsobjekt. Diese realistische Sichtweise unterscheidet sich von einer religiösen, in der der Mensch durch seine unsterbliche Seele gekennzeichnet ist. Es stellt sich jedoch die Frage, wie Vorstellungen über die Seele, Gott, oder allgemein über eine überempirische Welt, die allesamt nur Illusionen in der empirischen Welt sind, überhaupt Zustande kommen können.

Jede Person ist sich ihres Körpers bewusst. Der Mensch ist also eine spezielle Art von Tier, weil er weiß, dass er ein Tier ist. Der Unterschied zu anderen Tieren, die auch ein Gefühl vom eigenen Körper haben, ein Wissen von sich selbst, das eng an Wahrnehmung und Triebe gekoppelt ist, ist die Selbstreflexion. Wenn das menschliche Wissen ebenfalls nur auf der Sinnlichkeit beruhen würde, dürften wir nichts anderes wissen, als das, worauf sich das Wissen richtet und das ist unsere Umwelt. Schon allein diese Aussage geht über die bloße Sinnlichkeit hinaus, denn sie bezieht sich auf die Sinnlichkeit überhaupt, nicht auf ein unmittelbares Erleben. Die Sinnlichkeit selbst ist nicht Teil der unmittelbaren Sinnlichkeit. Also beweist die Aussage sich selbst. Das menschliche Wissen unterscheidet sich also dadurch, dass es sich selbst zum Gegenstand hat. Das Wissen steht in gewisser Distanz vom Inhalt. Es ist immer das Wissen von etwas. Wir wissen von der Gegenwart, von der Vergangenheit und erwarten Zukünftiges. Wir wissen uns und andere Gegenstände zur gleichen Zeit. Das Wissen ist die Einheit, in der alles zusammenkommt, es bildet eine Metaebene über den Inhalten. Inhalte oder Gegenstände können nie das Wissen selbst sein, aber sie sind dem Wissen vorausgesetzt. Zwar ist das Wissen außernatürlich, bis zu einem gewissen Grad unabhängig von physischen Dingen und abgetrennt von den Inhalten, aber es ist dennoch nicht vollständig gegensätzlich, sonst könnten wir nicht von uns wissen. Wir haben einen Bezug zu Inhalten, denn wäre das Wissen vollständig isoliert, hätten wir von den Inhalten kein Wissen mehr. Die Sinnlichkeit ist mit dem Wissen auf irgendeine Art und Weise verbunden. Weiters identifiziert sich das Wissen mit einem der Gegenstände, von denen er weiß, nämlich mit dem eigenen Körper und ist folglich distanziert vom und verbunden mit dem eigenen Körper. Auch wenn das Wissen nicht der Körper ist, hat es ihn und weiß ihn. Der Mensch weiß sich als wissendes Lebewesen und weiß sich als "Ich". Jeden Inhalt, den es weiß, bezieht das Wissen immer auch auf sich selbst. Das Wissen weiß sich selbst und weiß von den gewussten Inhalten. Beim menschlichen Wissen handelt es sich also um ein reflexives Wissen, dass sich in Form von Denken äußert. Durch Sinneseindrücke wird der eigene Körper dem Wissen im unmittelbaren Erleben bewusst. Unser Bewusstsein setzt sich aus zwei verschiedenen Teilen zusammen. Die eine Seite bilden die unmittelbaren Sinneseindrücke, die in keinem Zusammenhang mit dem Wissen stehen, den anderen die Reflexion. Es besteht eine radikale Differenz zwischen den unmittelbaren Qualitäten und dem Denken/ der Reflexion. Diese Differenz zieht zugleich die Grenzen des Denkvermögens. Da der Mensch in Form des "Ichs" Selbstreflexion betreibt, weiß er alles von im Gewusste als Gewusstes. Das Ich weiß, dass es vom Gegenstand weiß und weiß auch von seiner eigenen Allgemeinheit, die sich als Sprache konkretisiert. Die durch die Sinneserfahrung gewonnenen Inhalte werden mithilfe von Worten in Begriffe gefasst und im Denken auf einander bezogen. Die reflexive Aktivität des Denkens ist nicht auf ein einzelnes "Ich" bezogen, sonder gilt für alle "Ichs". Dieses gemeinsame Merkmal ist die Basis für Kommunikation. Trotz dieses Wissens von uns selbst sind wir, wie bereits erwähnt, immer auch noch Sinneswesen. Als Einzelperson wissen wir davon und dieses Wissen zeigt uns unsere Grenzen und Schwächen, es führt uns unsere eigene Endlichkeit vor Augen. Die Sinnlichkeit und die Reflexion sind also aneinander geknüpft. Erkenntnis ist also dann möglich, wenn wir auf Wahrnehmung reflektieren. Die Wahrnehmung zeigt uns nur einen Ausschnitt aus der Wirklichkeit, bestehend aus Teilen von Gegenständen zu bestimmten Zeitpunkten. Sie ist abhängig von Sinnesorganen und kann daher nicht die Gegenstände in ihrer Ganzheit wahrnehmen. Die Begrenztheit der Wahrnehmung ist uns ebenfalls bewusst. Über der Wahrnehmung steht nun das Wissen, das die Wahrnehmung ergänzt und über sie hinausgeht. Die Identität, bzw. die Ganzheit des Gegenstandes denken wir ihm hinzu, auch wenn wir nicht alles wahrnehmen können (bspw. Kräfte, Gattungen,...). Wir interpretieren Sinneseindrücke und entwickeln eine Vorstellung von unserer empirischen Umwelt, von der wir nicht sicher sein können, wie sie wirklich ist. Der Mensch fällt also aufgrund seines Wissens von sich selbst aus der Ordnung der Natur heraus. Es besteht eine Diskrepanz zwischen der Einzelheit, der Sinnlichkeit, die wir selbst sind und der Allgemeinheit, in die die Einzelheiten eingeordnet werden. Alle Personen befinden sich gemeinsam in dieser Situation, was zu einer gewissen Allgemeinheit. Jedes "Ich" weiß, dass es eine Meinung hat, die nicht wahr sein muss, und jedes "Ich" ist sich seiner Endlichkeit bewusst. Das "Ich" findet sich in dieser Allgemeinheit und in anderen "Ichs" wieder. Auch diese Allgemeinheit des Wiederfindens in anderen "Ichs" wird gewusst. Die Allgemeinheit des Wissens bestimmt sich an gesellschaftlichen Umständen und zeigt sich in einer ähnlichen Sicht der Welt bestimmter Gruppen, die unter ähnlichen Bedingungen leben. Durch Reflexion wird zusätzlich zu den faktischen Umständen eine darüber hinaus Sinn gebende Begründung gesucht. Das bietet Raum für Religion und Mythologie. Hierbei mischt sich die überempirische Sinngebung mit empirischen Begründungen.

Das Reflektieren selbst wird wiederum reflektiert. Die Reflektivität steigt über den eigentlichen Inhalt hinaus, weil sie sich selbst weiß. Durch Reflexion der Vorstellungen von einer überempirischen Welt können selbst Ideologien darauf kommen, dass man das Überempirische gar nicht weiß. Damit das Denken also real bleibt, muss es rückgebunden an die eigene Sinneswelt sein. Die Erfahrungswissenschaft versucht Erfahrung methodisch zu erkennen. Damit Erkenntnis als wahr gilt, muss sie objektiv und allgemein nachvollziehbar sein. Die Methode der Erfahrungswissenschaft ist eine Kombination aus Wahrnehmung, in der Erfahrungswissenschaft in Form von Beobachtung, und Denken, in der Erfahrungswissenschaft Theorie. Dabei gilt es, Beobachtungen durch Quantifizierung und Klassifizierung wissenschaftlich zu machen. Der Beobachtung liegt eine allgemein verbindliche und nachvollziehbare Theorie zugrunde, die die Gründe hinter der Beobachtung aufdeckt. Zuerst werden Hypothesen aufgestellt, die überprüft und bestätigt werden. Je öfter eine Hypothese bestätigt werd, desto gesicherter ist sie. Die Erfahrungswissenschaft verfährt nach dem Prinzip Experiment und Prognose, um sich schrittweise der Wahrheit zu nähern. Die Schwächen der Erfahrungswissenschaften sind die Abhängigkeit der Theorie von der Wahrnehmung, da die Wahrnehmung immer begrenz ist und die Überprüfung der Gründe anhand von Experiment und Prognose, da sich im Experiment selbst die Gründe nie zeigen, sondern nur die Auswirkungen, auch, wenn die Gründe bestätigt werden. Die Wirklichkeit entzieht sich der Erfahrung und die Erfahrungswissenschaft bleibt induktiv und ungewiss. Die Erfahrungswissenschaft ist vielmehr eine praktische Vorgangsweise denn ein Erkennen der Wahrheit. Sie bleibt immer ungewiss und basiert auf unendlichem Probieren der Brauchbarkeit von Gegenständen. Ungewiss ist daher auch immer das Gelingen und die Wirksamkeit der Erkenntnisse aus der Erfahrungswissenschaft, was Gerhard Gotz wieder auf den Ausgangspunkt seiner Vorlesung zurückführte, nämlich, ob eine Zeckenimpfung empfehlenswert ist, oder nicht. Letztendlich hängt die Entscheidung von der subjektiven Meinung ab, da hier die Grenzen der Erfahrungswissenschaft erreicht sind. Nur die Unsicherheit unseres Wissens ist uns als Menschen sicher. Die Frage, die sich für uns stellt, ist, wie wir mit unserer eigenen Begrenztheit umgehen.


Sascha Böhm

Herr Prof. Gotz begann den Vortrag damit, die Philosophie als Burg zu bezeichnen, die zwar gefestigt aber verborgen ist und scheinbar nur realitätsfremde Entwürfe skizziert. Doch bevor er näher auf den Begriff der Philosophie eingehe, wolle er „viel früher“, wie er sagte, ansetzen: Er brachte ein Beispiel aus der Medizin - die Zeckenimpfung. Wie allgemein bekannt ist, kann ein Zeckenbiss zu schweren Erkrankungen, wie z.B. Gehirnhautentzündung, oder sogar zum Tot führen. Um Menschen davor zu schützen wird in einem großen Ausmaß für die Zeckenimpfung geworben, was dazu führt, dass man angesichts dieses schon fast exorbitanten Werbeaufgebots als denkender Mensch stutzig wird. So sagte ein Arzt, die Gefahr werde dadurch übertrieben, da nur ein bestimmter Prozentsatz von Zecken gefährliche Krankheiten überträgt und die Impfung, da sie Nebenwirkungen hat, selbst Gefahren birgt. Auf die Frage, ob man sich nun impfen lassen sollte oder nicht, antwortete der Arzt: „Diese Frage ist philosophisch.“ Sie ist aus diesem Grund philosophisch, da sie die Erfahrungswissenschaften übersteigt. Der Mensch kann in erster Linie empirisch erforscht werden, da er in die Wechselwirkungen der Natur miteinbezogen ist, woraus sich ergibt: der Mensch ist ein Naturwesen. Gegen diesen Realismus stellen sich Religionen und bestimmte philosophische Richtungen, z.B. der Glaube an eine unsterbliche Seele, die über den Tot des Leibes hinaus weiterexistiert oder das Ansetzen eines Gottes als höchstes Gut, der die Welt erschaffen hat. Der Mensch bildet sich dadurch eine überempirische Sichtweise, die sich empirisch nicht mehr beweisen lässt. Diese „Illusionen“ haben aber eine reale Grundlage. In erster Linie ist der Mensch ein Tier. Da der Mensch aber weiß dass er ein Tier ist, unterscheidet er sich von ihm. Das Tier hat zwar ein Gefühl vom eigenen Körper, doch sind seine Wahrnehmungen mit Trieben gekoppelt. Der Unterschied beim Menschen liegt darin, dass er zwar einen Körper und sinnliche Wahrnehmungen hat, aber auch ein Wissen davon besitzt. Wir wissen von unserem Körper und wir wissen von unseren Sinnen. Dies lässt sich damit verdeutlichen, dass der Terminus „Hören“ kein Geräusch oder der Terminus „Sehen“ keine Farbe ist. Als sinnliche Lebewesen sind wir, so wie die Gegenstände, obwohl wir uns von ihnen unterscheiden, für uns selbst ein Inhalt. Das Wissen muss als Metaebene über den Gegenständen vorausgesetzt sein. Inhalte die gewusst werden setzen also ein Wissen voraus. Dadurch ergibt sich eine unnatürliche Gestalt des Wissens, das abgetrennt vom Inhalt scheint. Dies ist eine gewisse Problematik, denn wären wir nur Wissende und hätten keinen Gegenstand auf den sich das Wissen beziehen könnte, würden wir uns selbst negieren. Das Wissen steht zwar in Distanz zur Sinnlichkeit, muss sich aber auf sie beziehen. Es muss sich durch den Gegenstand identifizieren. Trotzdem steht das Wissen über dem Körper, darf aber nicht von ihm abgegrenzt sein. Das Wissen weiß vom Körper und weiß von sich selbst. Wir wissen uns selbst als ein „Ich“. Dadurch ergibt sich ein Wissen vom Wissen, das als reflexives Wissen oder auch als Denken zu bezeichnen ist. Doch wie wird der Körper gewusst? - durch die Sinneserfahrung, durch Qualitäten. Dadurch bekommt das Wissen einen Inhalt und kann sich selbst reflektieren. Prof. Gotz sagt dass sich dadurch, wie er es bezeichnet, eine „radikale Differenz“ ergibt zwischen den Qualitäten und dem reinen Wissen, denn es gibt etwas im Denken das nicht mehr eingeholt werden kann. Wenn das „Ich“ sich selbst weiß, dann weiß es sich nicht nur als Gegenstand sondern weiß auch von dem Wissen. Es weiß den Inhalt als gewusst. Da die Wahrnehmung begrenzt ist, reicht sie uns nicht. Das Wissen, das darüber steht, ergänzt unsere Wahrnehmungen. So schaffen wir durch Reflexion der Wahrnehmungen eine empirische Welt, in der wir das Handeln riskieren. Wir müssen aus Sicht der Einzelperson eine allgemein gültige Realität schaffen. Die Selbstreflexion vereinzelt zwar durch das Meinen, das beschränkt ist, schafft aber auch eine Gemeinsamkeit. Das „Ich“ fühlt sich zugehörig zu anderen „Iche“, die ebenfalls Meinungen haben. So sucht man einen Ideologischen Rahmen für das Zusammenleben, z.B. Religion oder einen Mythos. Dieser Rahmen kann sich, wie auch die Reflexion an sich, nur in der Gesellschaft entwickeln. Das reflexive Wissen benötigt eine Begründung auf einer Metaebene, die über die Empirie hinausgeht, diese aber begründet. Methoden der Erfahrungswissenschaften Die Erfahrungswissenschaft ist eine Kombination von Wahrnehmung und Denken. Ihre Aufgabe ist es die Gegenstände zu klassifizieren und quantifizieren. Es sollen Theorien entwickelt werden, die im Labor zu überprüfen sind. Sie nähert sich dadurch einer objektiven Wahrnehmung der Wirklichkeit. Die Schwäche der Erfahrungswissenschaft ist jedoch, dass die Wahrnehmung, sei sie auch noch so technisch ausgereift, begrenzt bleibt. Es können somit nur die Auswirkungen gezeigt werden aber nie die Gründe selbst. Die Erfahrungswissenschaft ermöglicht zwar eine Naturbeherrschung, kann aber keine Erkenntnis der Wahrheit bringen. Sie ist nichts Anderes als ein unendliches Ausprobieren von Gegenständen auf ihre Brauchbarkeit. Somit bleibt die Frage, ob eine Zeckenimpfung sinnvoll sei, eine philosophische.

Feix, Adrien

Versuch einer logischen Skizze.

  • Fragestellung: Ist der Mensch Gegenstand der Erfahrungswissenschaften oder nicht auf diese reduzierbar, oder: Was ist eine philosophische Frage ?
  • Wir wissen: Wir sind Tiere, und das ist auch was uns unter den Tieren auszeichnet, denn es kann nicht auf Sinnlichkeit zurückgeführt werden.
  • Das Wissen ist nicht mit seinem Inhalt gleich; Es befindet sich auf einer "Metaebene".
    • Dem zum Trotz kann sich das Wissen nicht vom Inhalt entkoppeln, weil es sonst leer wäre; Es "identifiziert" sich mit dem eigenen Körper.
  • Das Wissen selbst ist "gewusst", und bezeichnet sich selbst als "Ich".
    • Es existiert ein "radikaler" Unterschied zwischen Wissen und unmittelbarer Wahrnehmung.
    • Das allgemeine Wissen zwischen verschiedenen "Ichen" wird über die Sprache kommuniziert.
  • Da das Wissen auf Wahrnehmungen beruht, und diese endlich sind, ist auch das Wissen endlich.
    • Da das Wissen reflexiv ist, ist es sich seiner Grenzen bewusst.
    • Die Limitation der Wahrnehmung wird durch Ergänzung (oder Verallgemeinerung) umgangen. Wir kreieren uns eine empirische Welt.
      • Der Prozess der Ergänzung ist natürlich auch begrenzt, und das "Ich" weiß es.
  • Es existiert der Wunsch die Gesamtheit der Welt zu erfassen.
  • Der Diskrepanz zwischen seiner eigenen, unvollendeten Meinung und der Wahrheit ist jedes "Ich" bewusst.
    • Wir finden also in den anderen die Gemeinsamkeit in der Begrenztheit.
      • Die so geschaffene Gemeinschaft sucht gemeinsam für Gründe der Begrenztheit.
        • Es bilden sich aus dieser Suche "überempirische" Weltansichten (wie zum Beispiel Mythologien oder Religionen).
  • Die Sehnsucht sich der Wahrheit möglichst objektiv anzunähern mündet in Methoden, die das Wissen qualitativ oder quantitativ vergrößern sollen.
    • Eine dieser Methoden ist die der Erfahrungswissenschaften.
      • Sie beruht auf Experiment und Theorie; Die Theorie soll die "Zufälligkeit" der Messungen erklären können.
      • Theorien bedürfen der Verifizierung (durch Experimente) um an Glaubwürdigkeit zu gewinnen.
      • Die Erfahrungswissenschaften sind durch die Auswahl der Experimente begrenzt.
      • Die wissenschaftliche Methode kann die Wahrheit nicht erklären, höchstens beschreiben.
  • Die Wissenschaft kann die Wahrheit auch nicht erfassen.
    • Es bleibt somit eine nicht reduzierbare Grundunsicherheit im Menschen.
      • Der praktische Umgang damit wirft Fragen, die eben philosophische sind, auf.


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Haidvogel, Thomas Lombardini,Philipp

Der erste Vortragende der Ring-Vorlesung war Gerhard Gotz der seinen Vortrag mit einem Beispiel über die FSME-Impfung begann. Dem ProtagonistenIN stellt sich die Frage ob er/sie sich impfen lassen soll, da die Schulmedizin aufgrund von finanziellen Abhängigkeiten befangen sein könnte. Daraufhin wird ein Alternativmediziner aufgesucht der einem als Tipp Lavendel gibt dessen Duft Zecken fernhält. Auf die Frage ob man sich impfen lassen soll meint der Mediziner dies sei eine Philosophische Frage. Dem entsprechend kann man sagen das im allgemeinen Verständnis Philosophie eine subjektive Beliebigkeit beinhaltet.

Dem entsprechend entspricht die Schulmedizin den Erfahrungswissenschaften(EW) welche Lücken aufweisen und welche zu füllen möglich sind. Doch die EW stellen ein „Monopol“ auf „Wahrheit.“ Die Philosophische Fragestellung sich Impfen zu lassen oder nicht, bezieht sich eigentlich auf den Umgang mit dem was wir nicht wissen.

Was ist der Mensch: Jeder wache sich selbstmächtiger Mensch ist sich seines Körpers bewusst daraus folgert das Menschen Tiere sind. Die Tatsache, dass wir uns als denkende Tiere erkennen macht uns zu mehr.

Folgende Überlegung: Wir sind Tiere. Wir wissen, dass wir Tiere sind. Wir wissen, dass wir wissen, dass wir Tiere sind. Wir wissen, dass wir wissen, dass wir wissende Tiere sind.

Die und die Überlegung das Wissen nicht nur Inhalt der empirischen Sinneswahrnehmung ist (sie aber als Grundlage benötigt), jedoch mittels (selbst)Reflexion kommt man zu dem Schluss das Wissen selbst als Inhalt fungieren kann und somit kann das wissen als Grundlage einer neuen Metaebene angesehen werden.

Wissen selbst ist nicht(empirisch nach weisbar), hat aber aufgrund von Selbstidentifikation mit dem Wissen einen Körper und muss somit in einer gewissen Distanz zu diesem stehen. Reflexiveswissen entspricht daher dem denken des ICHs.

Auf Grund der menschlich begrenzten Wahrnehmungsfähigkeit und unserer Kenntnis davon entsteht ein Problem. Durch Selbstreflexion vereinzelt Menschen doch dadurch das jeder in dem selben Problem steht schafft es auch gemeinsamkeit. Die gemeinsame Suche nach einer Sinngebenden Begründung dient als Grundlage für Religion und Metaphysik.

Methode an der EW:

Aus der Beobachtung folgt der Schluss auf das Allgemeine(Theorie). Diese muss wiederum mit einer qualifizierten Beobachtung bestätigt werden. Aus dieser folgt wieder eine Theorie. Durch dieses System wird in den EW die Welt erschlossen. 2 Kritiken an der EW:

Abhängikkeit der Theorie von der Wahrnehmung → Selektion→ möglicher Verlsut des wesentlichen. Es kann auch eine neue Entdeckung alles ändern → Begrenztheit

Überprüfung der Gründe in einem Experiment kann auch bei Bestätigung nicht die Gründe selbst sondern nur deren Resultat wieder geben. Also könnte auch immer ein anderer Grund verantwortlich sein denn Theorien sind immer nur Gedankenkonstrukte.

Die Objektive Erkenntnis der Erfahrungswissenschaften kann nicht bewiesen werden → EW ist Meinung → Jede/r muss sich auf die eigene Meinung verlassen. Die Unsicherheit unseres Wissens ist sicher.


Wie kann man praktisch mit seiner Begrenztheit umgehen? Fortsetzung am 22.10.09