PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 20.10.

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Bitte posten Sie hier Ihr Protokoll der Vorlesung vom 15.10.09 - Gerhard Gotz!


Zimmermann, Bettina

Gotz möchte mit seinen Einführungsvorlesungen bewirken, dass wir dem Begriff der Philosophie ein Stück näher kommen. Gleichsam der Annäherung an eine „verborgene Burg“, um einen ersten Blick in den Vorhof zu werfen.

Ausgangspunkt ist die Definition des Menschen bzw. die Differenz zw. Mensch und anderen Lebewesen/Tieren. Der Mensch ist nicht nur ein körperliches, sinnliches Lebewesen, sondern er weiß auch, dass er ein solches ist. Er weiß zudem auch von seinem Wissen dieses Wissens. Das Wissen steht als Metaebene über allen Inhalten. Das Wissende ist eine von den physischen Dingen unabhängige Existenz. Damit das Wissen jedoch nicht nur Negativität (nicht Inhalt, nicht Gegenstand) und damit Unbestimmtheit - Nichts - ist, braucht es den Bezug zum Gewussten. Wissen muss sinnlich sein. Das Wissen muss sich mit seinem Körper verbunden haben, geht jedoch nicht in seinem Körper auf. Wir wissen uns als ein „ich“. Der Mensch verfügt über reflexives Wissen. Er ist in der Lage die Allgemeinheit des Wissens in Worte, Begriffe zu fassen. Er verfügt über Sprache/Kommunikation.

Gleichzeitig wissen wir als Einzelpersonen auch von unserer Begrenztheit und Endlichkeit. Wir sind uns bewusst, dass unsere Wahrnehmung von unseren Sinnesorganen abhängig und damit begrenzt ist. Wir können die Gegenstände nicht in ihrer Ganzheit und Identität wahrnehmen. Unser Wissen von der Wahrnehmung erweitert und ergänzt diese. Erinnerung und Erwartung kommen hinzu. Unsere sinnliche Wahrnehmung wird durch Denken ergänzt, um die empirische Welt zu erkennen. Wir wissen um die Unsicherheit über die Auswirkungen unserer Handlungen und die Richtigkeit unseres Denkens.

Unsere Welt besteht also aus oberflächlichen Wahrnehmungen und unzulänglichen Begriffen. Wir brauchen eine Orientierung für die Praxis. Das Wissen sucht nach einer Begründung, eine überempirische Sinngebung wird gesucht. Hieraus entwickelt sich ein ideologischer Rahmen für das gesellschaftliche Zusammenleben. Die Reflexivität steigt stufenweise über ihren eigenen Inhalt immer wieder hinauf und bildet Vorstellungen von der überempirischen Welt.

Wir suchen objektives Wissen, d.h. Erfahrung, die von subjektiven Verzerrungen befreit ist, nachvollziehbare und überprüfbare Erkenntnis. Wir machen den Schritt von bloßer Meinung zu Wissenschaft dadurch, dass sich das Wissen selbst problematisiert. Wir suchen Erkenntnis unter dem Gebot der Allgemeinheit. Dies führt zur Methode der Erfahrungswissenschaft: Erfahrung ist eine Kombination aus Wahrnehmung (Beobachtung) und Denken (Theorie). Die Beobachtung muss über eine konventionelle Klassifizierung und Quantifizierung intersubjektiv nachvollziehbar und wiederholbar sein. Da jedoch nur die Wirkung, niemals die Ursache beobachtet werden kann, muss das Denken eine Theorie über die Kräfte hinter den Beobachtungen entwickeln, um eine Vorhersagbarkeit von Ereignissen zu erreichen. Die Theorie entwickelt anfangs Hypothesen über die notwendigen Gesetzmäßigkeiten und versucht, diese in Experimenten zu bestätigen. Je öfter sich die Hypothese bestätigt, desto wahrscheinlicher wird sie.

Die Gründe selbst zeigen sich nie, sondern nur die beobachtbaren Auswirkungen, d.h. die Gründe bleiben immer Gedankenkonstrukte. Die Erfahrung ist somit zur Erkenntnis der Wirklichkeit nicht fähig. Menschliches Handeln bleibt riskant. Wir verfügen über Wahrscheinlichkeiten, aber nicht über Sicherheit. Unser Wissen um unsere Begrenztheit führt dazu, dass wir in Unsicherheit leben.

Hentschke, Hannes

Der Vortragende der ersten Ringvorlesung, Gerhard Gotz, leitet seine Lesung mit einer schönen Darstellung des Begriffs Philosophie ein. Er beschreibt die Philosophie nicht als ein Haus dessen Räumlichkeiten man kennt, nachdem man ein Mal durchgeführt wurde. Viel eher stellt er die Philosophie als eine äußerst sichere, aber ebenso verborgene „Festung“ dar, die die bisherige Menschheitsgeschichte bis heute begleitet. Zwar gab es Epochen in denen die Existenz dieser Festung bestritten und verneint wurde und doch können wir heute behaupten, dass sie bis jetzt standgehalten hat. Das Thema der Vorlesung ist jedoch nicht die Annäherung an die Philosophie, die behutsam und langsam vonstatten gehen sollte, sondern ein bereits der Philosophie zugehöriger Bereich, nämlich die Erfahrungswissenschaften. Zu der sooft zitierten Frage: „Was ist der Mensch?“ gibt die Erfahrungswissenschaft eine leicht verständliche Antwort. Der Mensch ist aufgrund seines Körpers, der als Bestätigung für die empirisch wahrnehmbare Welt zählt, ein Forschungsgegenstand der Erfahrungswissenschaften, so wie auch jeder andere empirisch wahrnehmbare Gegenstand Forschungsgegenstand ist. Es gibt in der Erfahrungswissenschaft einerseits die Welt der sinnlichen Wahrnehmung und andererseits die Welt des Denkens und der Theorien. Der Unterschied zwischen Tier und Mensch beruht nicht auf der Bewusstwerdung seiner sinnlichen Gewissheit, sondern in der Tatsache, dass sich der Mensch im Gegensatz zum Tier eine überempirische Welt schafft, die empirisch nicht erklärbar ist. Angenommen, das menschliche Wissen wüsste nur um sinnliche Wahrnehmung, dann dürften wir nur das wissen worauf die Wahrnehmung Bezug nehmen kann. Alles was wir wissen können, müsste sinnlich vorliegen. Das ist jedoch nicht der Fall, denn das Wissen kann auch etwas wissen, das der Sinnlichkeit nicht zugänglich ist. Ein Unterschied zwischen sinnlicher Wahrnehmung und Wissen ist, dass die Sinnlichkeit die Möglichkeit besitzt in sich selbst aufzugehen, wogegen das Wissen immer einen Inhalt benötigt von dem es wissen kann. Wissen ist immer Wissen von etwas. Die Sinnlichkeit wird, wenn man sie auf einen Gegenstand richtet zum Inhalt des Wissens, was zeigt, dass das Wissen nicht nur um Wahrnehmbarkeiten, sondern auch um abstrakte Größen wissen kann, denn das Wissen weiß auch, dass es um seine Sinnlichkeit weiß und dass es weiß, dass es so etwas wie Sinnlichkeit überhaupt gibt, sonst könnte es in dem Augenblick in dem es um seine Sinnlichkeit weiß nicht aussagen, dass es Sinnlichkeit ist worum es weiß. Wenn das Wissen Inhalt hat, dann muss es eine gewisse Differenz zwischen dem Wissen und dessen Inhalt geben. So wie alle Gegenstände zu gewussten Gegenständen werden, so wird auch der Inhalt des Wissens zu einem gewussten Gegenstand. Das Wissen selbst ist aber als Metaebene zu allen Gegenständen zu sehen. Das ist der Grund warum es in seinem Inhalt nicht aufgehen kann. Es ist als Gegenstand nicht existent. Auch wenn das Wissen als Metaebene über allen sinnlich wahrnehmbaren Dingen steht, muss es immer noch davon wissen, sonst könnte es kein Wissen sein. Ein Wissen das nur weiß, könnte höchstens ein „Nichts“ sein und somit nicht sein, denn ein Wissen muss reflektieren um als Wissen erkannt werden zu können. Das Wissen identifiziert sich bis zu einem gewissen Grad auch sinnlich mit seinem gewussten Gegenstand. Es ist ein heikler Balanceakt zwischen sinnlicher Wahrnehmung und Wissen. Ein Wissen das in einem Körper gehortet ist weiß sich als Gegenstand, aber weil es weiß, dass es im Körper ist, weiß es auch um sich selbst. Eine entscheidende Eigenschaft des Wissens ist die Reflexion, die das Denken erst möglich macht. Die unmittelbaren Qualitäten, in denen sich die Sinnlichkeit erfüllt, können nicht in die Reflexion des Wissens aufgenommen werden, was der Idealismuskritik Ansatzpunkt liefert. Es entsteht durch diese Argumentationsform eine „radikale Differenz“ zwischen Sinnlichkeit und Wissen. Das Wissen weiß das von ihm Gewusste als Gewusstes, weil es reflektiert. Menschen wissen sich als Tiere und sind dadurch nicht mehr nur Tiere sondern stehen durch das Wissen davon in Distanz zur Unmittelbarkeit. Doch durch dass Wissen von uns selbst verharren wir nicht nur in der Metabene, sondern wissen auch um die Einzelperson die man ist und zugleich von deren Begrenztheit (wie vorhin angeführt: jedes Wissen muss sich bis zu einem gewissen Grad mit seinem Inhalt identifizieren). Jede Einzelperson erkennt sich durch die Reflexivität des Wissens als „ICH“. Jedes „ICH“ weiß von seiner Reflexivität, weil die die Erkenntnis erst ermöglicht. Jedes „ICH“ befindet sich in derselben prekären Lage, aufgrund seiner Reflexivität eine Meinung zu haben, aber nicht zu wissen ob diese stimmt. Wir befinden uns in folgender Situation: Jedes „ICH“ weiß sich als Einzelperson, die die eigene Meinung in eine Allgemeinheit, in der jede Einzelperson von ihrer eigenen Meinung und der Tatsache, dass jeder eine eigene Meinung hat und dazu, dass jede dieser Meinungen falsch sein kann weiß, eingliedern soll. Ein allgemeiner Bezugspunkt für jede Person ist das Wissen, dass jede Person eine eigene Meinung hat, die wiederrum Reflexion voraussetzt. Dieser Bezugspunkt bestimmt sich anhand der vorhandenen Gesellschaft. Um die Schwierigkeit der Orientierung jeder Einzelperson in einer Gemeinschaft zu entschärften, besteht das Ziel jeder Einzelperson darin die Beobachtung durch konventionelle Klassifizierung und Quantifizierung intersubjektiv nachvollziehbar zu machen. Als „ICH“ wissen wir von der Wahrnehmung und weil wir davon wissen, wird zu jedem Gegenstand den wir sinnlich wahrnehmen auch eine Identität hinzugedacht, weil das Wissen Erinnerung impliziert. Das heißt, dass in der Wahrnehmung nicht nur Sinnlichkeit steckt. Durch die Reflexion wird aus einer sinnlichen Welt die Ahnung/Vorstellung einer empirisch wahrnehmbaren Welt. In dieser empirischen Welt müssen wir unser Handeln “riskieren“, weil wir ja nicht sicher davon ausgehen können, dass uns die Erfahrung die Wahrheit vermittelt. Je idealer die Kombination von sinnlicher Wahrnehmung und Denken ist, desto eher hat der Mensch die Chance der Wahrheit hinter den Dingen näherzurücken. Die Gründe an sich können aber wahrscheinlich nie ganz durchleuchtet werden, weil sie immer Gedankenkonstrukte bleiben und nie zum Stoff der Sinnlichkeit werden. Die Durchführung eines Experiments veranschaulicht diese These sehr gut. Eine Theorie ist Ausgang für ein Experiment, bei dem nur die Auswirkungen dieser Hypothese zum Vorschein kommen und nie die Gründe selbst. Wir können empirisch die Gründe, die den Sachen zugrundeliegen nicht erreichen. Das was an Gründen hineingedacht wird kann nicht bewiesen werden und bleibt induktiv. Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Erfahrungswissenschaften nie erklären werden können , warum Gründe so sind wie sie sind und ob sie so sind wie sie scheinen. Die Erfahrungswissenschaft ist eine praktische Vorgangsweise, die die Wirkung und Brauchbarkeit von Gegenständen bearbeitet. Sie bemüht sich um empirisch allgemeine Gesetzmäßigkeiten, obwohl sie immer subjektiv behaftet bleiben wird. Letztlich werden wir uns aufgrund der Unsicherheit unseres Wissens auf unsere eigene Meinung verlassen müssen.

Buchberger, Agnes

Nach der anfänglichen Warnung, man könne sich von ihm keine „Hausführung“ durch die Philosophie erwarten, beginnt Gerhard Gotz seinen Vortrag indem er mit einer Anekdote veranschaulicht wie sehr wir uns bei unseren alltäglichen Entscheidungen auf die Erfahrungswissenschaft (EW) verlassen. In diesem Fall geht es um die Frage, ob man die Zeckenimpfung machen lassen sollte, oder nicht. Im Verlauf der Vorlesung wird klar, wie unsicher das Wissen der EW ist und welche (philosophischen) Probleme damit verbunden sind.

Zuerst behandelt Gerhard Gotz kurz die Frage, warum es denn überhaupt notwendig ist, die Menschen zu untersuchen (warum ist es notwendig eine „Wesensbestimmung des Menschen“ vorzunehmen?). Man nimmt an, dass der Mensch ohnehin real ist (er hat einen Körper). Dem entgegnen bestimmte Disziplinen wie beispielsweise die Theologie oder die Philosophie, dass das, was den Menschen ausmacht (sein Wesen bestimmt) die Seele ist. Die Seele aber ist unfassbar, unsterblich. Menschen definieren sich also durch etwas Unwirkliches, das nicht empirisch nachweisbar ist. Was jedoch sind die realen Ursachen für solche Illusionen?


Dieser Frage – wie aus Unwirklichem Wirkliches entsteht – widmet sich Gerhard Gotz nun.

Jeder Mensch ist sich seines (realen) Körpers bewusst. Er ist sich bewusst, dass er ein Tier ist. Dieses Wissen davon, dass er ein Tier ist, macht ihn zu einer speziellen Art von Tier. Dieses Gefühl vom eigenen Körper (und der damit verbundenen Wahrnehmungen, Triebe und Emotionen) sprechen für die Sinnlichkeit des Menschen.

Eigentlich müsste alles, was unser Wissen umfasst, sinnlich wahrnehmbar sein (also körperlich gebunden). Eben diese Feststellung jedoch bezieht sich auf etwas, das nicht unmittelbar wahrnehmbar sinnlich ist, sondern auf die Sinnlichkeit an sich (welche kein Gegenstand ist). Weiters ist das Wissen nicht vollkommen ident mit seinen Inhalt – es existiert eine Differenz/ Distanz zwischen den beiden. Das Wissen selbst schließt aber nicht nur uns mit ein, sondern auch unsere Umwelt, die Gegenwart und die Vergangenheit. Wissen agiert als eine Metaebene (in Distanz zu dem Gewussten/ eine Ebene darüber). Es ist von physischen Dingen unabhängig. Ist es also übernatürlich?

Hier stoßen wir auf einen Widerspruch. Denn ein „Nichts“ ist nicht fassbar. Die Metaebene ist getrennt von der Objektebene, das Wissen ist von seinem Inhalt isoliert. Trotzdem wissen wir von ihm. Also muss Wissen sinnlich sein. Das Wissen ist kein Körper, hat ihn aber und weiß auch um sich selbst.

Wir wissen um das eigene ich; dieses Wissen um das eigene Ich bezieht sich auf sich selbst und auf seinen Inhalt (reflexives Wissen). Aus diesem Vorgang geht Denken hervor. Um das Wissen „real werden zu lassen“, gibt es die Sprache, die das Gewusste in Begriffe, Bedeutungen, etc. einteilt. Dies führt zu Kommunikation.

Das Denken/ die Reflexion und die Sinneswahrnehmung (unmittelbare Qualitäten) stehen einander gegenüber. Es existiert eine radikale Differenz zwischen den beiden. Diese radikale Differenz setzt dem Denken auch Grenzen. Wir kommen zu dem Schluss, dass wir begrenzt sind. Diese Erkenntnis jedoch ist wiederum eine beschränkte, da wir im Denken und in der Wahrnehmung begrenzt sind. Wir können niemals einen Gegenstand in seiner Allgemeinheit/Gesamtheit wahrnehmen. Dieses Wissen, dass unsere Erkenntnis beschränkt ist führt zu einer erweiterten Wahrnehmung.

Gerhard Gotz erläutert an dieser Stelle, wie Wahrnehmung zustande kommt. Diese ist nämlich nicht nur die Aktivität der Sinnesorgane, sondern wird auch stark von der jeweiligen Erfahrung des Ich beeinflusst. Wir denken uns also die Ganzheit dem Gegenstand hinzu. Um einen Gegenstand in seiner Ganzheit zu erfassen, fügen wir das Denken der sinnlichen Wahrnehmung hinzu. Die sinnliche Wahrnehmung und das Denken bilden/ formen folglich unsere empirische Umwelt. Doch das Hinzufügen unserer (subjektiven) Erfahrung zu unserer (subjektiven, selektiven) sinnlichen Wahrnehmung führt unweigerlich dazu, dass wir nicht mit Sicherheit sagen können, dass ein Gegenstand wirklich so ist. Es gibt (mit Sicherheit) einen Unterschied zwischen dem, wie etwas erscheint (Meinung) und wie etwas ist (Realität). Die Möglichkeit einer Revidierung der Meinung bleibt also immer bestehen, was natürlich einen Unsicherheitsfaktor darstellt. Gerhard Gotz nennt das das Problem der eigenen Begrenztheit.

Diese Diskrepanz zwischen Wissen und Wahrheit führt zu einer Selbstreflexion des Wissens, was zu Fortschritt führt. Dieses ganze System stellt also eine stufenweise Entwicklung dar, bei der die Reflexivität stufenweise aus seinem eigenen Inhalt steigt. So wird aus einem bloßen Faktum eine überempirische Welt fern von Realität erschaffen, die von subjektiven Verzerrungen geprägt ist.


Gerhard Gotz betont wiederholt dass die Erkenntnis in der Erfahrung keinesfalls der Erfassung der Wirklichkeit entspricht. Durch diese stufenweise Entwicklung jedoch wird versucht, sich an ein objektives Wissen/ an eine objektive Erkenntnis anzunähern und dadurch zu methodischem Wissen zu gelangen.

Ziel der EW ist es, subjektives Wissen methodisch zu erkennen.


Daraufhin geht Gerhard Gotz auf die Methoden der EW ein. Wie gesagt, entsteht Wissen aus der Kombination von sinnlicher Wahrnehmung und Reflexion/ Denken. Die Wissenschaft baut auf Beobachtung und Theorie. Ziel der Beobachtung ist es, möglichst alles, möglichst genau zu messen. Wahrnehmung wird also zu Beobachtung bzw. ist Beobachtung die Folge/ Erscheinung des Wahrnehmbaren. Ziel der Theorie ist es, die Beobachtung zu begründen. Die Theorie soll also Zufälligkeit in Gesetzmäßigkeit umwandeln, um in der Folge Vorhersagen treffen zu können. Diese Begründungen selbst sind rein theoretisch und verlangen wiederrum nach einer Überprüfung durch Experiment und Prognose, um die Hypothesen zu bestätigen und somit Sicherheit zu schaffen. Dieser Prozess läuft auf die Annäherung an eine wahre, objektive Erkenntnis hinaus.

An dieser Stelle hebt Gerhard Gotz die Schwächen der Methoden der EW hervor: (1) Die Abhängigkeit von der sinnlichen Wahrnehmung. Diese ist, wie wir wissen, selektiv und somit begrenzt; wer garantiert uns also, dass nicht wichtige Aspekte des Wahrzunehmenden weggelassen wurden und die wissenschaftliche Beobachtung somit unvollständig ist? (2) Die Überprüfung von Gründen und Theorien anhand von Prognosen und Experimenten. In Experimenten werden sich nie die Gründe selbst zeigen, sondern bloß die Auswirkungen, die man ursprünglich untersuchte. Begründungen bleiben somit immer Gedankenkonstrukte.

Wir schließen daraus, dass Erfahrung zur Erkenntnis der Wirklichkeit nicht fähig ist (Subjektivität, Selektion, Begrenztheit, etc.) und die Wirklichkeit als solche sich der Wahrnehmung entzieht. Es gibt also keine absolute Sicherheit. EW, die ihre Erkenntnisse aus Erfahrung gewinnt, ist somit ungewiss und zu keinem allgemein gültigen Schluss fähig.


Gerhard Gotz kommt am Ende seines Vortrags auf den Einstieg zurück, indem er bestätigt, dass es wohl eine philosophische Frage bleibt, ob man sich impfen lassen soll, oder nicht. Er stellt in Aussicht, in der folgenden Woche den praktischen Umgang mit diesem Problem behandeln zu wollen.



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