PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 19.01.: Unterschied zwischen den Versionen

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(Sophie Haas)
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2. Nietzsche
 
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3. Foucault'''
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1. '''Descartes''' gilt als der Begründer der neuzeitlichen Philosophie, indem er den Menschen auf ein erkenntnisfähiges und –ausgerichtetes Subjekt reduzierte. Er gestaltete so den Übergang zum philosophischen Subjekt mit und integrierte in den Prozess der Selbsterkenntnis die Naturerforschung (Selbsterforschung).  Das Philosophische Subjekt ist bei Descartes, selbstkonzentriert, fast narzisstisch und beschäftigt sich nur mit sich selbst.  
 
1. '''Descartes''' gilt als der Begründer der neuzeitlichen Philosophie, indem er den Menschen auf ein erkenntnisfähiges und –ausgerichtetes Subjekt reduzierte. Er gestaltete so den Übergang zum philosophischen Subjekt mit und integrierte in den Prozess der Selbsterkenntnis die Naturerforschung (Selbsterforschung).  Das Philosophische Subjekt ist bei Descartes, selbstkonzentriert, fast narzisstisch und beschäftigt sich nur mit sich selbst.  
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Durch diese Spaltung hat die askesis in der Form der Beherrschung des Körpers keinen Einfluss mehr auf die Erkenntnis der Wahrheit, der Prozess wird rein theoretisch.  
 
Durch diese Spaltung hat die askesis in der Form der Beherrschung des Körpers keinen Einfluss mehr auf die Erkenntnis der Wahrheit, der Prozess wird rein theoretisch.  
 
Er geht weiter und koppelt das Streben nach dem Guten komplett von der Kenntnis der Wahrheit ab- „jeder der Denken kann, hat  Zugang zur Wahrheit“ und erweitert den Begriff der Erkenntnisträger vom freien Mann (Antike) auf alle Menschen.  
 
Er geht weiter und koppelt das Streben nach dem Guten komplett von der Kenntnis der Wahrheit ab- „jeder der Denken kann, hat  Zugang zur Wahrheit“ und erweitert den Begriff der Erkenntnisträger vom freien Mann (Antike) auf alle Menschen.  
 
  
  
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Befreit von allen verpflichtenden Kräften kann der Mensch nun sich dem Schaffen zuwenden, das Selbst existiert für Nietzsche gar nur in seinem Akt, in seinen Schaffen. Mit dem Willen zu Schaffen kann der Ekel an dem endlichen Leben im Chaos der Konfrontation überwunden werden. Der Wille befreit!
 
Befreit von allen verpflichtenden Kräften kann der Mensch nun sich dem Schaffen zuwenden, das Selbst existiert für Nietzsche gar nur in seinem Akt, in seinen Schaffen. Mit dem Willen zu Schaffen kann der Ekel an dem endlichen Leben im Chaos der Konfrontation überwunden werden. Der Wille befreit!
 
Trotz seiner ständigen Polemik gegen Platon’s Philosophie (es ist schon fast eine negative Fixierung laut Heidegger) behält Nietzsche die antike Unterordnung der Erkenntnis  unter die praktische Askese (der Antike und nicht was das Christentum aus ihr gemacht hat).  
 
Trotz seiner ständigen Polemik gegen Platon’s Philosophie (es ist schon fast eine negative Fixierung laut Heidegger) behält Nietzsche die antike Unterordnung der Erkenntnis  unter die praktische Askese (der Antike und nicht was das Christentum aus ihr gemacht hat).  
 
 
  
  
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Er selbst stand in einem zwiespältigen Verhältnis zur Philosophie: er sieht in ihr sowohl ein Heilmittel des Übels als auch die Ursache. Die Wahrheit erreicht man durch Bezwingung seiner Selbst- hier unterstreicht also deutlich den Aspekt der Selbsterkenntnis. Alle Philosophie ist Sprachkritik- die Sprache, die ich spreche, das Sprachspiel, das ich spiele, ist verantwortlich dafür, welches Weltbild ich habe. Und so kann Philosophie auch zum Hindernis für ein gelungenes/gutes Leben werden.  
 
Er selbst stand in einem zwiespältigen Verhältnis zur Philosophie: er sieht in ihr sowohl ein Heilmittel des Übels als auch die Ursache. Die Wahrheit erreicht man durch Bezwingung seiner Selbst- hier unterstreicht also deutlich den Aspekt der Selbsterkenntnis. Alle Philosophie ist Sprachkritik- die Sprache, die ich spreche, das Sprachspiel, das ich spiele, ist verantwortlich dafür, welches Weltbild ich habe. Und so kann Philosophie auch zum Hindernis für ein gelungenes/gutes Leben werden.  
 
Er unterstellt seinem Drang nach Philosophieren den Mechanismus einer Psychose und zeigt sich von Freud stark beeinflusst. Er hat –trotz mehreren Versuchen als Architekt, Gärtner oder Volkschullehrers- es nie geschafft sein aktives Philosophieren abzubrechen.  
 
Er unterstellt seinem Drang nach Philosophieren den Mechanismus einer Psychose und zeigt sich von Freud stark beeinflusst. Er hat –trotz mehreren Versuchen als Architekt, Gärtner oder Volkschullehrers- es nie geschafft sein aktives Philosophieren abzubrechen.  
 
 
  
  

Version vom 16. Januar 2010, 19:08 Uhr

Sophie Haas

Ringvorlesung Puhl

1. Descartes

2. Nietzsche

3. Wittgenstein

4. Foucault

1. Descartes gilt als der Begründer der neuzeitlichen Philosophie, indem er den Menschen auf ein erkenntnisfähiges und –ausgerichtetes Subjekt reduzierte. Er gestaltete so den Übergang zum philosophischen Subjekt mit und integrierte in den Prozess der Selbsterkenntnis die Naturerforschung (Selbsterforschung). Das Philosophische Subjekt ist bei Descartes, selbstkonzentriert, fast narzisstisch und beschäftigt sich nur mit sich selbst. Dem Subjekt gegenüber steht der Körper bzw. die gesamte materielle Welt und führt ein dualistisches Bild nach Antiken Modell weiter. Durch diese Spaltung hat die askesis in der Form der Beherrschung des Körpers keinen Einfluss mehr auf die Erkenntnis der Wahrheit, der Prozess wird rein theoretisch. Er geht weiter und koppelt das Streben nach dem Guten komplett von der Kenntnis der Wahrheit ab- „jeder der Denken kann, hat Zugang zur Wahrheit“ und erweitert den Begriff der Erkenntnisträger vom freien Mann (Antike) auf alle Menschen.


2. Nietzschebezeichnet alle Erkenntnismodelle als fiktiv: sie sind aus psychologischen Bedürfnissen, Nützlichkeitserwägungen, moralischen Imperativen heraus fingiert worden. Für Nietzsche gibt es nur das selbst, die eigene Person und übernimmt hier die Kantsche Autonomie der Person, die Selbstgesetzgebung. Durch den Tod Gottes (und allem Absolutem) wird Gut und Böse aufgelöst, der Mensch kann seine Wertenergie, die bisher fehlgeleitet auf einen platonischen Ideenhimmel, auf abstrakte Vernunftskategorien, auf einen personellen Gott, auf das Diesseits richten, die Welt der Sinne und des Körpers. Dies darf allerdings nicht als Aufruf zum morallosen Zustand verstanden werden, vielmehr hätten die „alten Tafeln“, die heteronorme Moral auf den einzelnen die Wirkung der Unmoral. Befreit von allen verpflichtenden Kräften kann der Mensch nun sich dem Schaffen zuwenden, das Selbst existiert für Nietzsche gar nur in seinem Akt, in seinen Schaffen. Mit dem Willen zu Schaffen kann der Ekel an dem endlichen Leben im Chaos der Konfrontation überwunden werden. Der Wille befreit! Trotz seiner ständigen Polemik gegen Platon’s Philosophie (es ist schon fast eine negative Fixierung laut Heidegger) behält Nietzsche die antike Unterordnung der Erkenntnis unter die praktische Askese (der Antike und nicht was das Christentum aus ihr gemacht hat).


3. Wittgenstein entwickelte seine Theorien wie auch Karl Popper in kritischer Nähe zum Wiener Kreis. Er distanziert sich aber im Gegensatz zu seinem Kollegen von einer wissenschaftlichen Philosophie. Der Wiener Kreis, später durch das NS-Regime zerschlagen, ging sogar so weit, „Alle Philosophie, die nicht logischen Ansprüchen genügen, sollte als "sinnloses Gerede" bezeichnet werden.“ Er baute den Gegensatz mit seiner Entscheidung für eine Philosophie des Lebens in dieser Form erst auf. Ziel seiner philosophischen Arbeit war die Veränderung seines Selbst und das der anderen. Er ist nahezu besessen von der Idee der Selbstveränderung und radikalisiert sie als er sich als Freiwilliger für den ersten Weltkrieg meldet. Er denunziert die Probleme der Tradition als Scheinprobleme, da ihre Entwickler die Logik der Sprache nicht verstanden haben. Sprache ist maßgeblich für unsere Erkenntnisfähigkeit. Damit löst einen gewaltigen Diskursbedarf aus, der ein Komplott von neuen Fragen in der theoretischen Philosophie mit sich zieht, später wird dies als „linguistic turn“ die Sprachkritische Wende beschreiben. Sie glich dabei vorallem in den ästhetischen Untersuchungen Nietzsche und verstand seine Philosophie als Dichtung. Er selbst stand in einem zwiespältigen Verhältnis zur Philosophie: er sieht in ihr sowohl ein Heilmittel des Übels als auch die Ursache. Die Wahrheit erreicht man durch Bezwingung seiner Selbst- hier unterstreicht also deutlich den Aspekt der Selbsterkenntnis. Alle Philosophie ist Sprachkritik- die Sprache, die ich spreche, das Sprachspiel, das ich spiele, ist verantwortlich dafür, welches Weltbild ich habe. Und so kann Philosophie auch zum Hindernis für ein gelungenes/gutes Leben werden. Er unterstellt seinem Drang nach Philosophieren den Mechanismus einer Psychose und zeigt sich von Freud stark beeinflusst. Er hat –trotz mehreren Versuchen als Architekt, Gärtner oder Volkschullehrers- es nie geschafft sein aktives Philosophieren abzubrechen.


4. Foucault setzte sich in seinen letzten beiden Werken- Gebrauch der Lüste und Sorge um sich- intensiv mit der Lebensführung in der Antike auseinander. Er vereint die philosophischen psychologischen und historischen Fokusse um die Abstammungsgeschichte des modernen Menschen zu rekonstruieren. Dabei arbeitet er die Abfolge der Zufälle heraus, die uns zu dem gemacht haben, dass wir sind, und liefert damit Input für die Diskussion der Frage „Was könnten wir sein?“ Er beschäftigt sich im Rahmen dieses Projektes mit der Begriffsgeschichte der Sexualität. In der Antike wurde Sexualität in den Sammelbegriff „aphrodisia“ eingeordnet, der auch den Genuß bei der Einnahme von Speisen beschreibt. Sexualität war eben nur ein Aspekt des seins und ihm wurde erst durch die Christianisierung ein höherer Stellenwert verliehen. Problematisiert wurde hauptsächlich die Sexualität zwischen zwei Männern, da diese Auswirkungen auf die gesellschaftliche, politisch-hierarchische Struktur hatte. Im Mittelpunkt des Interesses stand die Frage „Wer penetriert wen?“. Diese bewegte sich nicht in einem moralischen Kontext, sondern richtete sich an das richtige Maß und die Selbstbeherrschung. Der passive Partner gibt aus einer Selbstentscheidung heraus seine Freiheit auf und ist somit gesellschaftlich weniger angesehen und wird für gewisse Ämter nicht mehr in Betracht gezogen. Dies allerdings wird nicht direkt als Schwäche anzusehen, sondern dient zu einer Einteilung des Charakters hinsichtlich der Eignung für bestimmte politische Positionen. (Platon lebte zölibatär). Ein kleiner Exkurs: die Frau gehörte in der Antike zum Inventar des Haushalts und Eigentum des ihr übergestellten Mann (Vater, Ehemann). Zwar war treusein hoch angesehen und zeugte von Selbstbeherrschung, ein fremdgehen hatte allerdings keine Konsequenzen für den Mann, während es legitim war, fremdgehende Frauen nach ihrem Seitensprung zu töten. Schriftlich verfasst wurden diese Umstände allerdings kaum, wobei Puhl zwei Thesen angeführt hat: a) Die Mann-Frau Beziehung wurde in der Antike nicht problematisiert oder b) hatte nicht die Wichtigkeit, um textlich verfasst und überliefert zu werden. Foucaults Intention lag nicht darin, die antike Selbstsorge und Lebenskunst als Modell für die heutige Zeit zu revitalisieren, da dieses ein penibles System von Regeln und Vorgaben vereinte- „jede Zeit hat ihre eigenen Probleme“. Die Differenz wird in jenem Punkt deutlich an dem Foucault die Arbeit an einem selbst von der „Ablösung des selbst von sich“ abhängig macht- nur so kann eine kritische Analyse der jetztigen Situation stattfinden. Er stellt dabei die sozialen und psychologischen Grenzen in den Mittelpunkt, die es auszuloten gilt. Foucault befand sich auf der permantenten Suche der Grenzerfahrung. Er bezeichnet dies als die „Kritische Ontologie des Lebens“, die sich mit den Fragen nach dem Grundstoff des Lebens und „Wer bin ich“ auseinandersetzt.

Hannes Hentschke, Tom Baerwald

Prof. Puhl hat in keiner seiner Lesungen eine Powerpoint-Präsentation dazu verwendet den Vortrag zu begleiten. Das für üblich eher unvorteilhafte Ausbleiben von Folien haben wir so aufgefasst, als dass der Vortragende damit breiteren Interpretationsrahmen bieten und mehr Möglichkeit zum Weiterdenken geben wollte. Diesen Gedanken konsequent verfolgend werden wir versuchen ausschließlich auf einen der vom Professor angeführten Philosophen, namentlich Wittgenstein, einzugehen, um einen der vorgestellten Aphorismen zu problematisieren. Der von Puhl erwähnte Satz Wittgensteins´ : Probleme der Philosophie sind Großteils Scheinprobleme. eignet sich unserer Rezeption zufolge hervorragend dazu einige denkerische Ansätze zu liefern, ohne sich dabei Denkrichtungen großer Namen der Philosophiegeschichte ehrfürchtig unterordnen zu müssen. Wie wäre es den Spieß umzudrehen und Wittgenstein einen enorm verwegenen Vorwurf machen?- nämlich den zu behaupten: Wittgenstein hat durch seine Theorie der sprachlichen Verwirrung die Philosophie missverstanden. Somit hat sein Vorwurf, dass philosophische Probleme durch die Entwirrung sprachlicher Komplikationen beseitigt würden nur auf ihn bezogen Wahrheitsgehalt. Denn indem er die formal sprachlichen Techniken der Philosophie so massiv kritisiert, scheint er die Finesse dem Leser durch oft schwammige Formulierungen und unklare Definitionen Hürden in den Denkweg zu stellen, zu verkennen. Solch schwammige Formulierungen können nämlich dazu auffordern mehr Wendigkeit und Flexibilität im Denken des Lesers aufkeimen zu lassen. Exakt diese Wendigkeit soll den Leser in weiterer Folge dazu ermächtigen die aufgestellten Hürden zu überwinden. Dabei ist der Erziehungscharakter der Philosophie großgeschrieben. Abgesehen von der Tatsache, dass durch sprachliche Divergenzen vermeintliche Selbstverständlichkeiten problematisiert werden können , wäre es interessant herauszufinden, ob es Schwierigkeiten, Probleme per se gibt. Wie könnte so ein Problem per se nun aussehen?-Das Wesen des menschlichen Geistes ist grundsätzlich problemorientiert (seit der Entwicklung der Großhirnrinde und des Freiwerdens der Hände). Das soll heißen, dass mit zunehmender Reflexion die Sinnlichkeit des Menschen einbüßen musste und dadurch wahre Hindernisse zur Abstraktion gemacht werden konnten, was folgert dass Probleme die für den einen massiv waren für den nächsten, der davon Wind bekam nur als Banalitäten erschienen.