PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 17.11.

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Gerald Lederer

Philosophie: Schul- und Weltbegriff Um – so Kant – eine Definition von Philosophie geben zu können (und somit auch den Begriff der Wissenschaft zu präzisieren) ist es notwendig, den Charakter der verschiedenen Erkenntnisse selbst zu erläutern. Es seien vorerst Vernunfterkenntnisse von historischen Erkenntnis unterscheiden. Die Vernunfterkenntnis werden aus Prinzipien – formallogischen, mathematischen, „ex principiis“ – gewonnen. Historische Erkenntnisse hingegen basieren auf Daten – ex datis Zwar kann eine Vernunfterkenntnis auch historisch sein, d.h. wenn ich sie lerne, bloß nachdenke; allerdings kann sie ihrem Ursprung nach nicht historisch erkannt werden, deshalb bezeichnen wir sie als Erkenntnis a priori (rein, unter Absehung aller Erfahrung). Historische Erkenntnisse hingegen bezeichnen wir mit Kant a posteriori (Im Nachhinein, unter Zugrundelegung der Erfahrung). Weiters lässt sich eine Erkenntnis nach ihrem objektiven Ursprung in rational und empirisch unterteilen, bzw. nach ihrem subjektiven Ursprunge, und zwar derart, wie eine menschliche Erkenntnis gewonnen werden kann: rational oder historisch. Deshalb ist auch verständlich, wieso Philosophie zwar in gewissem Sinne lehr- und lernbar ist, nämlich dann, wenn bloß historisch erkannt wird. Allerdings fehlt diesem Philosophen die Fähigkeit zum Philosophieren selbst, weil er die rationale Erkenntnis nicht kennt. Er macht einen bloß mechanischen, nachahmenden Gebrauch seines Wissens, was unter Umständen sogar schädlich sein kann. Der Schulbegriff der Philosophie ist also jener, dass Philosophie das System der Vernunfterkenntnisse aus den Begriffen ist. Der Weltbegriff hingegen beschreibt sie als die Wissenschaft von den letzten Zwecken der menschlichen Vernunft. Hieraus erlangt sie ihre Würde, ihren Wert, fragt man doch schließlich stets, wozu Philosophie führe. Es lässt sich also Behaupten: Dem Schulbegriff nach zielt die Philosophie auf Geschicklichkeit, dem Weltbegriff nach auf Nützlichkeit. Der eigentliche Philosoph ist also eine praktischer Philosoph. Philosophie lässt sich nun auf folgende Fragen bringen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch? Also Metaphysik, Ethik, Religion und Anthropologie. Zu den Fakultäten: Die philosophische Fakultät habe sich von praktischem Forschen fernzuhalten, ihre Autorität ist nicht die Regierung wie bei anderen Wissenschaften, sondern die Vernunft allein. Deshalb habe sie zu überprüfen, der Wahrheit alleine zu dienen. Somit sind die Departments der philosophischen Fakultät nur jene der historischen Erkenntnisse bzw. jene der Rationalen. Deshalb erstreckt sie sic auch auf alle Teile des menschlichen Wissens, nur sind nicht all diese Teil ihr Inhalt, sondern ein Gegenstand kritischer Prüfung; somit kann sie auch eine jede Lehre, Methodik, benutzen, um das Wissen zu überprüfen.


Bernhard Zarzer

Nach Kant unterscheidet man zwischen vier Erkenntnisarten: 1. Objektiver Ursprung: rational a priori oder empirisch a posteriori 2. Subjektiver Ursprung: rational aus eigener Vernunft erzeugt oder von fremder Vernunft reproduziert. Dadurch bekommt man einen Einblick wie Wissen angeeignet werden kann. Kant erstellt den Schulbegriff der Philosophie, ein System, nach dem Wissen erzeugt und richtig reproduziert wird. Ein Nachahmen wäre zum Beispiel der falsche Weg. Außerdem müssen gewisse Kenntnisse erreicht werden, ohne die die Philosophie nie sein kann. Rein aus Kenntnissen kann sie jedoch auch nicht bestehen. Außerdem gibt Kant den Weltbegriff der Philosophie, wo eine Wissenschaft von letzten Zwecken der menschlichen Vernunft etabliert werden soll und dadurch unter anderem Verhaltensrichtlinien geschaffen werden.

Hannah Weinhardt, Angela Strohberger, Hubert Rieger, Helmut Eder, Marian Weingartshofer

Nemeth:

Kurze Zusammenfassung der Ringvorlesung vom 12. 11. 2009

Der Begriff der Philosophie nach Kant wird definiert. Philosophische Erkenntnisse gehören nach Kant zu den Vernunfterkenntnissen, es muss zunächst definiert werden, was Vernunfterkenntnisse sind. Vernunfterkenntnisse sind Erkenntnisse aus Prinzipien (ex principiis), ihnen entgegengesetzt sind Erkenntnisse aus Daten (ex datis). Man kann Erkenntnisse nach ihrem objektiven Ursprung oder nach dem subjektiven Ursprung unterscheiden. Objektiv sind die Erkenntnisse entweder empirisch oder rational, subjektiv, wie sie angeeignet werden sind sie rational historisch. Für die Philosophie schließt Kant die reproduktive Wissensaneignung aus. Mathematik und Philosophie sind überhaupt die beiden einzigen Wissenschaften die Erkenntnisse aus Prinzipien gewinnen, wobei die Philosophie die Vernunfterkenntnis aus bloßen Begriffen und die Mathematik die Vernunfterkenntnis aus der Konstruktion der Begriffe ist. Der wahre Philosoph, laut Kant vereinigt in sich x (Schulbegriff) + y (Weltbegriff).

Die sich aus der Vorlesung ergebenden zusätzlichen Anmerkungen bzw. Fragen:

- Wir sehen die Notwendigkeit jede Wissenschaft, und somit auch die Philosophie, zu definieren.

- Mit Kants vierseitiger Definition von Philosophie/ Philosophieren haben wir Schwierigkeiten.

-Eine Schwierigkeit bei Kant ist für uns, dass das Einführen von immer wieder neuen Begriffen und ihren Definitionen einerseits komplex ist und manchmal unvollständig stattfindet.

      • Vernunfterkenntnisse werden – laut Kant - aus Prinzipien gewonnen.   
        Was ist der Inhalt dieser Prinzipien, woher kommen diese? Sind diese 
        Prinzipien etwas Angeborenes/ Gottgegebenes? Wäre eins dieser 
        Prinzipien z.B. die Folgerichtigkeit des logischen Denken?
      • Wie definiert Kant die letzten Zwecke menschlicher Vernunft? Können 
        diese letzten Zwecke nur von Philosophen gefunden werden? Wäre einer 
        dieser letzten Zwecke z.B. die Ethik (Vergleiche: Was soll ich tun?)?
      • Laut Kant konstruiert die Philosophie keine Begriffe sondern ist  
        Vernunfterkenntnis aus bloßen Begriffen (im Gegensatz zur Mathematik 
        wo es um die Vernunfterkenntnis aus der Konstruktion der Begriffe 
        geht). Was versteht Kant hier unter Konstruktion? Ist er nicht selbst 
        angewiesen auf die Konstruktion von Begriffen?

- Über den Schulbegriff und den Weltbegriff bei Kant sind wir auf das Curriculum des Bachelorstudiums, in dem laut Nemeth die zeitgemäße Definition des Schulbegriffes der Philosophie enthalten ist, gekommen.

Wir finden, dass sich die Studienziele des Bachelor-Studiums der Philosophie mitunter auch in anderen Wissenschaften/Studien finden lassen. Als Beispiele seien angeführt


•Analytisches Denken

•Fähigkeit über die eigenen Denk- und Entscheidungswege methodisch Rechenschaft zu geben

Damit stellt sich wieder die Frage, was denn dann das spezifische der Philosophie ist? Denn nach Karen Gloy, in „Grundlagen der Gegenwartsphilosophie“, Wilhelm Fink Verlag, 2006, hält sie fest, dass „ weit entfernt, Königin der Wissenschaften zu sein, wie I Kant dies einst von der Metaphysik behauptete, ist Philosophie nur allzu oft zu einer ancilla – theologiae, ancilla scientiae, ancilla practice – degradiert worden, und immer wieder ist die totgesagte Philosophie auferstanden, und erweist sich als notwendig für Mensch und Gesellschaft, die ihren Weg suchen, und neu bestimmen müssen“.

Sollte daraus nicht notwendigerweise folgen, dass es eine eindeutige Bestimmung der Aufgaben, Funktion und Ziele der Philosophie in der Neuzeit gibt? Oder lässt sich Philosophie am besten mit Kants Fragen

      • Was kann der Mensch wissen
      • (Was darf der Mensch hoffen? Würden wir auslassen, weil diese Frage 
        klar in das Gebiet der Theologie gehört)
      • Wie soll der Mensch handeln?
      • Was ist der Mensch?

umschreiben?

Weingartshofer,Marian

Ich stütze mich hier nicht auf das Handout von Frau Nemeth sondern auf den ungekürzten Text von Kant: Begriff von der Philosophie überhaupt

Ich will hier meine Fragen an den Text öffentlich machen.

Sind laut Kant Erkentnnisse mit objektiv empirischem und subjektiv rationalem Ursprung möglich?

Wäre das zum Beispiel der Fall, wenn jemand durch empirische Beobachtung ein physikalisches Gesetz aufstellt und jemand anderer dieses dann aus einem Lehrbuch heraus analysiert, versteht und begründen kann?

Was bedeutet es, das mathematische Erkenntnisse intuitiv und philosophische Erkenntnisse diskursiv sind? Kant gibt hierzu keinerlei Erklärung ab.

Wie genau geht es vor sich, dass die Philosophie "allen anderene Erkenntnissen erst einen Wert gibt"?

Ich habe es zuerst so verstanden, dass der Schulbegriff der Philosophie die ganz abstrakte meint, das folgerichtige Denken, das Herleiten, Definieren, Schlussfolgern etc. meint und der Weltbegriff erst nach den Zielen der menschlichen Vernunft fragt.

Ein paar Zeilen weiter jedoch lese ich, dass der reine Vernunftkünstler Regeln für den Gebrauch der Vernunft "zu beliebigen Zwecken" gibt und der Philosoph über die "letzten Zwecke der menschlichen Vernunft" spricht.

Also hat der Schulbegriff auch schon Zielsetzungen, hat aber nicht den Anspruch, die eine, wahre Weisheit zu verkünden? Ist das der einzige UNterschied?

So gesehen, wäre ja dann der Weltbegriff der Philosophie, aufgefasst als "die Idee einer vollkommenen Weisheit", ein aus meiner Sicht ziemlich totalitärer und vermessener Anspruch.

Was genau bedeutet Maxime? Kant gibt ja die Definition: "das innere Prinzip der Wahl unter verschiedenen Zwecken" - was bedeutet hier "inneres Prinzip"?

Bei den vier Fragen, auf die Kant das Feld der Philosophie bringt finde ich es sehr interessant, dass die ersten drei Fragen unter der vierten subsumiert werden können.

Laut Kant existiert eine Übereinstimmung zwischen der "zweckmäßigen Verbindung aller Erkenntnisse und Geschicklichkeiten zur Einheit" und den "höchsten Zwecken menschlicher Vernunft".

Was meint er damit?

Für Kant bedeutet dialektisch anscheinend etwas "einen Schein von Wahrheit und Weisheit zu geben" - wie darf man das verstehen? Ich kenne Dialektik nur von der marxschen und der hegeleschen Philosophie her.

Steinwendner Wolfgang

Prof. Nemeth knüpft an die letzte VO an, in der sie Bezug nehmend auf die aktuelle universitäre Situation und bei Verwendung zweier Texte (Bordieu , „Homo Academicus“ und Kant, „Der Streit der Fakultäten“) einen eigenen Artikel aus dem Jahr 1996 präsentiert hat. Damals gab es ähnliche universitäre Rahmenbedingungen und bildungspolitische Diskussionen. Eine ihrer Schlussfolgerungen: „Produzierende“ (neues Wissen) und „Reproduzierende“ (gesellschaftliche Nutzung) universitäre Felder sind gleichermaßen wichtig. Zwischen diesen Feldern entsteht eine „mittlere Zone“, in der sich Forschende und Lehrende mitunter in einem Spannungsverhältnis gegenüberstehen können und sollen (Bordieu). In diesem Spannungsfeld solle auch eine aufklärerische Kraft wirksam werden. Und: Ohne Standards gibt es auch keine Erneuerung.

Kant stellt den Erneuerungsanspruch, den Anspruch auf Erkenntnisgewinn der philosophischen Fakultäten unter das Vorzeichen der Vernunft. Nemeth stellt dazu ein Handout mit Texten aus „Logik. Ein Handbuch zu Vorlesungen“, “Streit der Fakultäten“ und „Kritik der reinen Vernunft“ zur Verfügung.

Kant unterscheidet zwischen Erkenntnissen objektiven Ursprungs (rational= a priori oder empirisch= posteriori) und subjektiven Ursprungs(rational= aus eigener Vernunft erzeugt oder historisch= fremder Vernunft nachgebildet).

Dieses System führt zum a) Schulbegriff der Philosophie, das oben dargestellte System ist Begründungsstruktur, wie auf rationale Weise Wissen in den philosophischen Disziplinen erworben werden kann: Wissen aber nicht nur im Sinne von reproduzieren sondern auch von neuem Wissen generieren. b) Weltbegriff der Philosophie als „Wissenschaft von den letzten Zwecken der menschlichen Vernunft“. Davon können Handlungsrichtlinien für die Regierenden und Gestaltenden, für das Leben abgeleitet werden: das Vorzeichen heisst "Nützlichkeit",

Der sog. „Schulbegriff“ könnte fälschlich als angelerntes Wissen verstanden werden, meint aber Geschicklichkeit und die Fähigkeit, sich innerhalb des dargestellten Systems richtig (philosophierend) zu bewegen. Vom „Weltbegriff“ kann der Anspruch der Philosophie als Lehre der Weisheit, als kritische Instanz zu Fragen der Bestimmung des Menschen abgeleitet werden.

Ich möchte zu den Anfangsgedanken zurückkehren und Bezug nehmend auf die vorausgegangenen Textstellen von Bordieu und Kant die Rolle der Philosophie in der gegenwärtigen aktuel-len universitären Situation hinterfragen. Kant spricht von Philosophie als „Gerichtshofe der Ver-nunft“, Bordieu sieht in den geisteswissenschaftlichen Fächern wie auch in der Philosophie eine Zone, wo in „sozialisierter Form der Vernunft“ die „Reproduktion der sozialen Ordnung“ immer wieder Thema sein sollte. In der gegenwärtigen Diskussion geht es – auch wenn von studenti-scher Seite initiiert- aus meiner Sicht nicht nur um Interessen bestimmter Personengruppen, Berufsgruppen oder Fachdisziplinen, es geht vielmehr um die Wahrnehmung von Bildungs- und Ausbildungsverantwortung durch die staatlichen Institutionen bzw. deren Vertreter und in weitere Folge um grundsätzliche gesellschaftspolitische Interessen ,- um allgemeine Interessen also.

“Die Universität ist der Ort, an dem es einer besonderen Fakultät, der philosophischen, erlaubt ist, den von der Regierung sanktionierten Geschäftsleuten öffentlichen entgegenzuarbeiten“ (Kant, Der Streit der Fakultäten). Dieser kantische Anspruch der Philosophie hat wohl auch bei Übertragung in die Gegenwart nicht an Aktualität verloren und sollte gewahrt werden: Durch Teilnahme an Diskursen zu grundsätzlichen Fragen der staatlichen Bildungspolitik und zwar im interdisziplinären Schulterschluss vor allem mit geisteswisenschaftlichen und soziologischen Fakultäten- siehe dazu Bordeu.Die Philosophie könnte zur Findung von "Vernunfterkenntnissen" einen wertvollen Beitrag leisten.

stw

Sophia Mallmann

VO vom 12.11.09 "Wie kann Philosophie definiert werden?" Mit dieser Frage setzt sich Kant auseinander in einem seiner Texte. Es ist aber kein typischer Text von Kant, es handelt sich um ein spezielles Buch, eine Anknüpfung an die Logik. Auch die Wissenschaften werden behgandelt. So stellt sich die Frage:"Was kann unter einer Wissenschaft verstanden werden?" Am Anfang soll eine Definition der Wissenschaft stehen, das ist jedoch ein sehr vorsichtiges Vorgehen. Um auf die Frage, was ist Philosophie, zurück zu kommen. Kant hat dazu eine Struktur:

Vernunfterkenntnisse Historische Erkenntnisse ex prinzipiis ex datis

                      Unterscheidung nach dem Ursprung:
                 1. Objektiver Ursprung
  rational                                         empirisch
  (a priori)                                       (a posterori)
                 2. Subjektiver Ursprung
  rational                                         historisch
  (eigene Vernunft, erzeugt                         (fremde Vernunft, sammeln und im Gedächtnis behalten)
   aus Prinzipien)

Eine Erkenntnis kann aus dem Ursprung entstanden sein, wie können wir diese dann historisch erkennen? Dafür hat Kant eine weitere Unterscheidung: den Objektiven Ursprung und den Subjektiven Ursprung. Philosophische Erkenntnisse gehören zu den Vernunfterkenntnissen. Vernunfterkenntnisse sind solche die aus Prinzipien entstehen.

Unterscheidung zwischen Schulbegriff und Weltbegriff: Unter dem Schulbegriff der Philosophie versteht Kant nihct das Nachahmen oder Mechanische Lernen, sondern er versteht darunter philosophieren im eigentlichen Sinn, es enthält ganz wesentliche Teile von dem, was wir brauchen um philosophieren zu lernen. Eine lehrende Geschicklichkeit. Der Weltbegriff ist die Nützlichkeit und die letzten Zwecke. Philosophie ist die Idee einer vollkommenen Weisheit. "Ohne Kenntnisse wird man nie zum Philosoph werde, aber nie werden Kenntnisse allein den Philosoph ausmachen."

Schulbegriff Weltbegriff

  Geschicklichkeit,         Nützlichkeit,
  viele Zwecke              letzte Zwecke

Hamel, Hanna

Zum Vortrag vom 12.11.09 von Prof. Elisabeth Nemeth

Der Vortrag

In ihrem Vortrag bezieht sich Prof. Elisabeth Nemeth auf einen Text von Kant, und zwar auf die Einführung aus „Logik. Ein Handbuch zu Vorlesungen“.

Sie zeigt die beiden bei Kant vorkommenden Formen der Erkenntnis auf, die sie einander gegenüberstellt: rationale Erkenntnisse aus der Vernunft (a priori) und historische Erkenntnisse aus Daten (a posteriori). Wie Kant die Form der Erkenntnis zweiteilt, so hat er auch zwei unterschiedliche Definitionen des Begriffes von Philosophie; für ihn gibt es den Schulbegriff und den Weltbegriff. Der Schulbegriff bezeichnet diejenige Philosophie, die an der Universität betrieben wird und nach Erkenntnissen aus dem Verstand strebt. Diese Form der Philosophie hat keinen direkten praktischen Nutzen. Der Weltbegriff umfasst diejenige Philosophie, die mit Anspruch auf Weisheit und letzte Zwecke betrieben wird und sich auch unabhängig von der Wissenschaft artikuliert, beispielsweise in Literatur und Kunst. Sie hat direkten praktischen Wert, denn sie kann Handlungsrichtlinien für das Leben bieten.

Elisabeth Nemeth problematisiert mit dem Hinweis auf Kant die Aufgabe der Philosophie und deren Nutzen. Sie betont, dass das Spezifische innerhalb des Philosophie-Studiums (der Philosophie nach dem Schulbegriff) eben nicht das Formulieren von Lebensrichtlinien ist, sondern das Erarbeiten von Grundlagen der Erkenntnis überhaupt. Sie möchte zu einem schärferen Nachdenken über das schulische Philosophieren anregen.

Weitere Gedanken

Zunächst finde ich es schwierig, die Zweiteilung von Kant zu übernehmen, die Nützlichkeit als charakteristisch für den Weltbegriff der Philosophie zu bezeichnen und den Schulbegriff über Geschicklichkeit zu definieren. Angenommen, ein Philosoph beherrscht sein schulisch erlerntes Handwerkszeug ausgezeichnet und beginnt nun, Fragen zu stellen um des Fragens willen und ohne daraus eine praktisch nutzbare Erkenntnis zu ziehen, so kann es doch sein, dass er durch folgerichtiges Denken zu einem Schluss kommt, der existenzielle Auswirkungen hat. Wenn Heidegger an einer existenzialen Analytik des Seins arbeitet, dann ist es trotzdem möglich, dass die französischen Existenzialisten seine Ergebnisse als Ausgangspunkt für ihre praxisorientierte Philosophie nutzen. Wenn es also die Aufgabe der Schulphilosophie ist, die Grundlage für jedwede Form der Erkenntnis und auch für eine praxisorientierte Philosophie zu bieten, dann ist sie für die Praxis jedenfalls unentbehrlich; ihre Nützlichkeit steht also außer Frage. Hier besteht meiner Meinung nach eine Analogie zur Mathematik: Die Mathematiker kommen im Rahmen von Vernunfterkenntnissen zu Ergebnissen, die für sie keinen weiteren Nutzen haben als den, dass sie sie wissen oder beweisen können. Aber die Physiker werden – oft erst Jahre oder Jahrzehnte später – aufgrund der Vorhandenheit dieser theoretischen Erkenntnis einen praktischen Nutzen dafür finden. Bloß aufgrund der mathematischen Erkenntnis kommen sie zu einer neuen physikalischen Erkenntnis.

Eine weitere Frage, die sich meiner Meinung nach aufdrängt, ist die nach der Interdisziplinarität. Ist die Philosophie tatsächlich darauf beschränkt, sich mit theoretischen Erkenntnisgrundlagen zu beschäftigen und auf diese Weise das Fundament anderer Wissenschaften in zu legen bzw. in Frage zu stellen? Denn dass die Philosophie andere Wissenschaften hinterfragen soll, hat Elisabeth Nemeth in ihrem letzten Vortrag über den „Streit der Fakultäten“ deutlich gemacht. In diesem Zusammenhang betonte sie auch, dass die Aufweichung der Fakultäten zugunsten der Interdisziplinarität die positive Spannung von Weitergabe des zu sichernden Wissens und kritischem Hinterfragen bedrohen würde. Nun stehen bei Kant der philosophischen Fakultät ausschließlich Medizin, Jura und Theologie gegenüber; trotzdem möchte ich hier ein Beispiel anführen, das nach Kant unter „Streit innerhalb einer Fakultäten“ fallen würde, und zwar den Dialog von Philosophie und Naturwissenschaften. Würde ein Philosoph sich ausschließlich theoretisch mit der Erkenntnis beschäftigen, um dann in Dialog mit einem Biologen zu treten, um ihm zu erklären, dass seine Ergebnisse die menschliche Erkenntnisfähigkeit gar nicht berücksichtigen oder ad absurdum führen, dann hätte er ohne Kenntnis des Faches der Biologie wenig Chance, überhaupt einen einzelnen Kritikpunkt zu äußern. Der Philosoph kann auch nicht erwarten, dass der Biologe von sich aus seine Arbeit ständig hinterfragt. Der Philosoph hat meiner Meinung nach viel mehr die Aufgabe, seine theoretische Erkenntnis mit ihren praktischen Folgen in eine andere Wissenschaft hineinzutragen – dafür muss er sich aber schon in deren Materie befinden oder zumindest einen Zugang zu ihr haben. Wenn der Philosoph gehört werden will, muss er sich also selbst um Interdisziplinarität bemühen. Die Verwertbarkeit einer theoretischen philosophischen Erkenntnis deckt sich erst im Dialog verschiedener Wissenschaften auf; und vielleicht ist es die Aufgabe der Philosophie, nach den Auswirkungen ihrer Erkenntnis zu forschen, sich in andere Wissenschaften einzuarbeiten, die Türen zu ihnen aufzustoßen und den Versuch zu wagen, auf Zusammenhänge und ein großes Ganzes der menschlichen Erkenntnis und deren Folgen aufmerksam zu machen.

Aber in ihrem Vortrag hat Elisabeth Nemeth auch betont, man solle die Philosophie unprätentiös und ohne Illusionen betrachten.

Laura Aricochi

Protokoll zur Ring-VO am 12.11.2009 In ihren 2. Vortrag beschäftigt sich Nemeth mit der Frage wie Philosophie definiert werden kann und bezieht sich dabei auf Kant und seinem Werk Logik. Ein Handbuch zu Vorlesungen, wo auch er sich mit dieser Frage auseinandersetzt. Zunächst müssen die Erkenntnisse untersucht werden. Philosophische Erkenntnisse sind Vernunfterkenntnisse (aus Prinzipien) und sind den historischen Kenntnissen (aus Daten) entgegengesetzt. Jedoch gibt es auch Erkenntnisse die aus der Vernunft entstanden sind und dennoch historisch sind. Formen der Erkenntnis nach dem Ursprung: • Objektiv: rational (a priori) oder empirisch (a posteriori) • Subjektiv: rational (eigene Vernunft) oder historisch (fremde Vernunft, kann in manchen Fällen allein nicht ausreichen) Philosophieren ist nicht bloßes nachplappern von fremder Vernunft und fremden Wissen, sonder man muss sich seine eigenen Überlegungen und Gedanken machen. Beim Begriff von Philosophie unterscheidet Kant wiederum: • Schulbegriff: Geschicklichkeit, philosophieren ohne wirklich zu Erkenntnis kommen zu wollen, war letztendlich jedoch geschieht, strebt nach vielen Zwecken. Man braucht dazu Vernunfterkenntnisse und muss diese in einen systematischen Zusammenhang bringen • Weltbegriff: hier strebt die Philosophie nach den letzten Zwecken, ist also nützlich, gibt allen anderen Erkenntnissen erst einen Wert und wird auch die Lehre der Weisheit genannt. Ich finde jedoch, dass selbst wenn der Schulbegriff auf Geschicklichkeit beruht und sozusagen auf den Weltbegriff aufbaut, so muss das nicht bedeuten, dass man beim Schulbegriff nicht auch von Nützlichkeit sprechen kann, denn nur durch bereits vorhandene Erkenntnis kann man oft auf neue und bessere Erkenntnis kommen. Ein richtiger Philosoph braucht Kenntnisse und muss die Fähigkeit besitzen diese Kenntnisse in allerlei Zwecke zu gebrauchen. Ohne Kenntnisse wird man nie ein Philosoph werden, aber nie werden Kenntnisse allein den Philosophen ausmachen.

Hannes Hentschke,Tom Baerwald

Elisabeth Nemeth hat sich während ihres Vortrags ziemlich treu an das Handout, genauer, an die Ausformungen Kants gehalten, was den Versuch sich auf persönliche Denkansätze der Dozentin zu konzentrieren nicht erleichtert. Aus diesem Grund will ich Hauptaugenmerk auf das mir vorliegende Blatt richten und versuchen eigene Gedanken dazu auszuformulieren.

In Bezug auf die Frage inwiefern der Schulbegriff und der Weltbegriff der Philosophie ihren Anteil zum Verständnis der Welt leisten, stellt sich für mich die Frage nach einer Definition von Verständnis, oder eher noch die Frage, was Verstehen bedeutet. Ich behaupte, dass man etwas verstanden hat, wenn man einen Wissensinhalt, sei es gedanklich oder praktisch, für die eigene Lebensführung brauchbar und einsetzbar machen kann. Ein geeigneter Aufbau der Kritikstruktur (ich komme gleich darauf zu sprechen) ist zum Verständnis subtilerer Wissensinhalte, nämlich solcher mit „Vernunftspotential“, unumgänglich. Ich bin nicht der Meinung, dass Kritik ein Werkzeug zur Erklärung schwer verständlicher Inhalte ist, das erst dann zum Einsatz kommen kann, sobald eine Information vollends auf eine Person „eingeprasselt“ ist. Viel eher stelle ich mir die Kritik als komplizierte unsichtbare Struktur vor, die ihre äußerste Hülle bereits um den gesamten menschlichen Körper spannt und als feinst verwobenes Zentrum das Gehirn hat. Dieser Aufbau bedingt, dass eine Information mehrere Kritikebenen (emotionale, willentliche, gedankliche) durchschreiten muss um überhaupt erst verstanden werden zu können (so verstanden, dass man auch das Gefühl hat etwas verstanden zu haben). Ich will Kritik nicht auf die kognitiven Prozesse reduzieren. Erst ein Moment rationaler Sicherheit und gefühlter Überzeugung berechtigt ein Individuum zur Behauptung etwas verstanden zu haben. Dies setzt nicht zwangsläufig voraus, dass man die Information bis ins kleinste Detail und mit absoluter Richtigkeit aufgenommen hat. Angenommen man hat nach eigenem Verständnis eine Sache verstanden, so kann es bei der Darlegung vor anderen trotzdem zu Widersprüchen kommen. Hier beginnt der Prozess der allgemeineren Berichtigung, in dem sich am ehesten herausstellt wie die persönliche Kritikstruktur aufgebaut ist. Ein Mensch mit sehr dünner äußerster Schicht wird komplexere Probleme ohne sonderliche Gemütserregungen behandeln können, wogegen eine Person mit inversem Aufbau schon auf minimale Anregungen sehr gefühlvoll, vielleicht nervös reagieren wird. Wenn man dieses Kritikmodell auf Menschen anwendet, so kann man auch verschiedene Charaktereigenschaften davon ableiten. Ich denke, dass jede Persönlichkeit einen individuell kritischen „Strukturaufbau“. Man könnte also sagen, dass die Kritik ebenso subjektiv wie die Erkenntnis selbst ist. Um nun wieder zurück zum eigentlichen Thema zu finden, will ich den Fokus auf die Differenzen zwischen dem Schulbegriff und Weltbegriff werfen. Nach Immanuel Kant ist der Schulbegriff der Philosophie als System der philosophischen Erkenntnisse zu definieren. Er ist durch Vernunftserkenntnisse, welche aus Prinzipien (ex principiis) entspringen, ausbaubar. Außerdem wird ihm das Tätigkeitsfeld der theoretischen Philosophie zugeschrieben. Der Weltbegriff hingegen bezieht seine Erkenntnisse aus Daten (ex datis). Er beschäftigt sich mit ethischen Fragen und kann somit dem Bereich der praktischen Philosophie nahegestellt werden. Der Weltbegriff hat das Ziel der Erreichung absoluter, letzterer Zwecke der Menschheit durch Vernunft. Ich denke, dass Kant sehr richtig gelegen ist als er behauptet hat, dass der Weltbegriff jener ist, der größeres Potential zur Erlangung letzter und absoluter Zwecke in sich trägt. Unter anderem deshalb, weil er unabhängiger, rückhaltloser und subjektiver als andere Wissenschaften betrieben werden kann. Ich möchte, um eine Überleitung zu meinem Gedanken herzustellen, anmerken, dass Absolutheit leicht mit Ganzheit assoziierbar ist. Im System der philosophischen Erkenntnisse ist es einer Einzelperson unmöglich die gesamte Fülle an klar definierten Erkenntnissen/Errungenschaften aufzusaugen und im Gedächtnis abzuspeichern. Das hat zur Folge, dass kein lückenloser Wissensbestand erlangt werden kann, welcher als absoluter Wert gesehen werden könnte. Gegensätzlich zum Weltbegriff der so undefiniert, weit und umfangreich scheint, dass es nicht vorstellbar ist, ob er von Einzelpersonen komplett aufgesogen werden kann. Diese Unsicherheit ermöglicht dem Individuum, oder zwingt es eher noch zum Selbstschwindel/Selbstbetrug. Das Individuum kann sich zu jedem beliebigen Erkenntnisstadium bekennen und sich zur Ruhe setzen, indem es sich vorsagt es habe alles verstanden, was es zu verstehen gibt, denn es kann schließlich kein Außenstehender sicher sagen, dass es subjektiv, für das „zur Ruhe“ gekommene Individuum, noch mehr zu erreichen gilt. So gesehen vermute ich, dass der entscheidende Unterschied zwischen Schulbegriff und Weltbegriff nicht in den zu verstehenden Aufgaben und Schwierigkeiten liegt, sondern im Grad der Subjektivität.

Abschließend will ich auch noch die strikte Trennung von theoretischer und praktischer Philosophie aufheben, aus ihren Ankern reißen und anmerken, dass theoretische Philosophie nur praktisch vollzogen/gedacht werden kann, was zeigt, dass die theoretische Philosophie immer eine praktische Dimension impliziert.



Sophie Haas

Der folgende Kommentar bezieht sich auf die Vortrag von Frau Prof. Nemeth „Philosophie nach dem Schulbegriffe und dem Weltbegriffe betrachtet“, der im Rahmen der Ringvorlesung stattfand. Für Kant gibt es zwei Arten von Erkenntnissen, Vernunfterkenntnisse und historische Erkenntnisse. Während Vernunfterkenntnisse aus Prinzipien gewonnen werden, leiten sich die historischen Erkenntnisse aus Daten ab. Für Kant gibt es zwei verschiedene Ursprünge für Erkenntnisse, den objektiven und den subjektiven. Den objektiven Ursprung eines Vernunfterkenntnisses sieht er als a piorisch gegeben, während er bei den historischen Erkenntnissen a posteriori ist. Hier widerspreche ich Kant.

Ich bin der Auffassung das Erkenntnisse nur a priorisch gewonnen werden können. Dies formuliere ich wie folgt: Erkenntnis ist für mich die vollständige Erkennung eines Gegenstandes. Jegliche Elemente a aposteriori (historischen oder empirischen) Ursprunges müssen für den Erkenntnisprozess ausgeblendet werden. Erkenntnis ist das höchste anzustrebende Ziel. Sie darf keine historische Komponente enthalten, da sich diese nur auf die Repetition von Gegebenen beschränkt und somit nicht vollständig erkannt ist.

Mein Standpunkt liegt näher bei den Gedankenmodellen (Leibniz), die in der historischen Erkenntnis keine echte Form der Erkenntnis sehen und sie lediglich auf die Rolle des Anstoßes reduzieren, der der Anfang für die Tätigkeit der angeborenen Ideen sei.

Wissen, das durch Erfahrung gewonnen wurde, muss auf dauerhafter Basis ruhen, da was wir messen und erfahren können sich nur auf einen beliebigen Ausschnitt von Kausalitäten bezieht und nichts über die Wahrheit, die Ursachen aussagt. Eine dauerhafte Basis sind „Wahrheiten des Verstandes“ (Leibniz), Vernunfterkenntnisse, welche unabhängig von Erfahrungen zustande kommen (a priori).

Ich stelle nun die Behauptung auf, dass nur durch ein System wie der Mathematik der Prozess einer Erkenntnis stattfinden kann. Mathematik ist eine selbsterschaffene, abstrakte Struktur, die durch die Veränderung von Variablen die Auswirkungen auf diese Struktur erforscht. Nur dadurch, dass diese Strukturen selbstgeschaffen und transparent sind, kann man daraus schließen, da diese keine historisch, also bekannte und nicht erkannte Komponente enthält.

Böhm Sascha

Protokoll der RVO vom 12.11.2009

Frau Prof. Nemeth beschäftigte sich bei ihrer Vorlesung mit der Frage „wie kann Philosophie definiert werden?“ bei I. Kant. Damit Philosophie verstanden wird, müssen wir wissen welche Erkenntnis wir erlangen können. Kant unterscheidet die historische Erkenntnis (a posteriori) und die Vernunfterkenntnis (a priori). Die historische Erkenntnis erlangen wir durch das Lernen von Daten, die Vernunfterkenntnis leiten wir aus den Prinzipien der Vernunft ab. Bei Kant ergeben sich somit zwei Erkenntnisvermögen, die er nach dem Ursprung unterscheidet. Prof. Nemeth skizzierte diese auf:


Vernunfterkenntnis (ex principis):

+Objektiver Ursprung: -rational -a priori

+Subjektiver Ursprung: -rational -aus eigener Vernunft -aus den Prinzipien abgeleitet


Hisotrische Erkenntnis (ex datis):

+Obj. Urspr.: -empirisch -a posteriori

+Subj. Urspr.: -historisch -aus fremder Vernunft -erworben


Aber wie Verhält sich die Vernunfterkenntnis zur historischen Erkenntnis und wie kann der Einzelne Erkenntnis erwerben? Kant bringt dazu zwei Beispiele: Einmal einen Schiffer, der mit Hilfe von Karten, Tabellen und den Gestirnen sein Schiff navigieren kann. Er hat dieses Wissen erworben. Es kommt von außen und ist somit historisch, er weis nichts von den Gründen. Das zweite Beispiel ist ein Rechtsgelehrter, der, wenn er nur historisches Wissen besitzt, für Kant „verdorben“ ist. Er muss, zusätzlich zu seinem historischen Rechtswissen, die Prinzipien a priori (der Vernunft) kennen um wirklich gerecht zu urteilen. Historische Erkenntnis ist für Kant das Erwerben der Erkenntnisse Anderer und die Vernunfterkenntnis ist das Fragen nach den Prinzipien der Vernunft. In der Philosophie unterscheidet er den Schulbegriff und den Weltbegriff. Der Schulbegriff ist jene Philosophie die an den Universitäten betrieben wird und nach den Erkenntnissen des Verstandes sucht, jedoch keinen praktischen Nutzen mit sich bringt. Für Kant ist er eine Lehre der Geschicklichkeit, während der Weltbegriff eine Lehre der Weisheit und der Nützlichkeit ist, denn sie kann abseits der Wissenschaft betrieben werden und Richtlinien für das Handeln bieten. An dieser Stelle vervollständigte Prof. Nemeth ihre Skizze:


Schulbegriff (Geschick) ← Vernunfterkenntnis (ex principis) / Historische Erkenntnis (ex datis)

Weltbegriff (Nutzen) -letzter Zweck der menschlichen Vernunft. -„offener Raum“ in dem die Philosophie ihren Zweck hat.


Von diesem Gegenüber von Schulbegriff und Weltbegriff leitete Prof. Nemeth ab, dass der Weltbegriff als „offener Raum“ bezeichnet werden kann. Und jeder, der Philosophie studiert, sollte sich die Frage stellen, was er zu diesem „offenen Raum“ beitragen kann.

Johannes Rubbert

Kritik an Kant:

Im angelsächsische Recht funktioniert das doch so, daß der in erster Linie Präzedenzfälle entscheiden.
An den obersten Gerichtshöfen und Berufungsgerichten sollten schon die Fähigkeit zu rationaler Erkenntnis geben sein, am Bezirksgericht kann das doch ein Richter mit hauptsächlich historischem Wissen (=juristischen Schiffer, der sich von Präzedenzfälle leiten lässt).
Bei uns würde ich mir auch oft wünschen, wenn Richter und Gesetzgeber das denken anderen überlassen würden, was danks EU-Kommision und EuGH inzwischen ja voranschereitet.
In den Naturwissenissenschaft ist ein Großteil des Wissen historisch, nicht jedes Institut für theroteische Physik hat ein paar Milliarden Euro in der Kassa, um sich einen richtig großen Teilchenbeschleuniger wie das Cern zu beschaffen.
Die Zunahme an Wissen macht es einem Menschen schwer möglich, alles rational zu verstehen. kurz und bündig

Kant ist diesbezüglich überholt

Magdalena Neuhauser

VO vom 12.11.2009, Elisabeth Nemeth


Fragen und Kritikpunkte


1.Teil: " Philosophie nach dem Schulbegriffe und dem Weltbegriffe betrachtet"


In der von Elisabeth Nemeth besprochenen Stelle aus "Logik, Ein Handbuch zu Vorlesungen" sagt Kant, dass jemand, der Philosoph sein will "von seiner Vernunft einen freien und keinen bloß nachahmenden, und, so zu sagen, mechanischen Gebrauch" machen muss. Ich persönlich kann diesen Gedankengang Kants nicht wirklich zustimmen. Ist nicht immer schon beim Nachvollziehen ein freier Gebrauch mit inbegriffen und vorausgesetzt?! Wenn ich etwas nicht nachahmen/ nachvollziehen kann, sich für mich Fragen, Kritikpunkte oder Unstimmigkeiten ergeben, habe ich ja meine Vernunft frei gebraucht. So wie ich in diesem Moment einige von Kants Gedankengängen nachvollziehen kann und andere, wie ebendiesen, nicht. Genau in dem Moment benutze ich doch meine Vernunft völlig frei.


Weiters war ich mir nicht sicher, ob ich Kants Unterscheidung von Schul- und Weltbegriff der Philosophie richtig verstanden habe. Kann man den Schulbegriff als eine Sammlung "alten", oder besser gesagt, bereits von anderen Philosophen erworbenes Wissen, das systematisch angeordnet ist, und als die Gesamtheit der Gebrauchsregeln der Vernunft verstehen? Der Weltbegriff auf der anderen Seite würde dann die tatsächlich zu behandelnden Inhalt der Philosophie und den Erwerb von "neuem" oder "eigenem" Wissen bedeuten.


2.Teil Der zweite Teil von Frau Nemeths Vorlesung behandelt einen Ausschnitt aus Kants "Streit der Fakultäten". Kant behauptet, dass "Die philosophische Fakultät <...> alle Lehre in Anspruch nehmen <kann>, um ihre Wahrheit der Prüfung zu unterwerfen". Wie jedoch kann die Philosophie eine Wissenschaft überprüfen und kritisieren, wenn sie sich nicht mit deren Inhalten beschäftigen soll, wie Kant einige Zeilen zuvor verlangt, sondern den Vorteil den eine Wissenschaft bringt. Wie kann man den Vorteil einer Sache feststellen, die man nicht kennt? Wie kann man wissen, was zukünftig durch eine Wissenschaft für Vorteile entstehen können, wie sie sich entwickeln wird, wenn man sich nicht auch mit ihren Inhalten auseinander setzt?


Weger, David

Ring-VO Elisabeth Nemeth, 12.11.2009

Siehe auch: http://philo.at/wiki/images/RingVo_12_11_09_Handout.doc und http://www.textlog.de/kant-logik-philosophie.html

Zunächst erörtert die Vortragende Immanuel Kants Anschauung über die Erkenntnis, d. i. eine Klassifizierung nach zwei Aspekten:

1. Objektiver Ursprung der Erkenntnis (grundsätzliche Entstehung einer spezifischen Erkenntnis), diese kann rational (a priori, in der Vernunft, ex principiis, hierunter fällt für Kant die Methode der Philosophie) oder empirisch (a posteriori, aus Daten, ex datis) entstehen.

2. Subjektiver Ursprung der Erkenntnis (die Art wie ein Mensch sich diese durch 1. gewonnene Erkenntnis aneignen kann), dies kann rational oder historisch geschehen

Zu bedenken gilt: Etwas das zunächst objektiv durch die Vernunft erkannt wird, kann anschließend historisch weitergegeben werden. Für Kant bedeutet „2. historische Erkenntnis“ auswendig lernen bzw. zunächst kritiklose Übernnahme vorhandener Fakten. „2. rationale Erkenntnis“ steht für ein kritisches Nachvollziehen und eine Verinnerlichung des zugrundeliegenden Gedankenkonstruktes, im extremen Fall sogar bis hin zu einer Ablehnung der jeweiligen Erkenntnis. Während die historische Erkenntnis in vielen Fällen ausreichend sein mag um eine Aufgabe durch eine bewährte Methode zufriedenstellend zu bewältigen (z.B. handwerkliche Berufe), so muss für Kant das Ziel des Philosophens (bzw. vielmehr sogar eine erforderliche Qualifikation um sich als solcher bezeichnen zu dürfen) immer die rationale Erkenntnis, also der freie Gebrauch der Vernunft sein.

Im nächsten Abschnitt des Vortrages wird Kants Differenzierung zwischen Schulbegriff und Weltbegriff der Philosophie analysiert. Der Schulbegriff steht in der Tradition der scholastischen Philosophie, Ziel ist die Erlangung von Geschicklichkeit, Voraussetzung dafür ist ein zureichender Vorrat an Vernunfterkenntnissen und ihr systematischer Zusammenhang. Grundsätzlich tendiert diese Art der Philosophie eher in eine theoretische Dimension. Der Weltbegriff strebt nach Nützlichkeit bzw. Weisheit, ist „die Wissenschaft von den letzten Zwecken menschlicher Vernunft“ und sieht seinen letztlichen Aufgabenbereich eher in praktisch umsetzbaren Erkenntnissen. Hier siedelt Kant seine berühmten Fragen an: 1) Was kann ich wissen? 2) Was soll ich tun? 3) Was darf ich hoffen? 4) Was ist der Mensch?

Kant scheint beide Disziplinen als wichtig und eine Verwebung als erforderlich anzusehen.

Achtung: Wichtig zum weiteren Verständnis ist auch das Lesen des 2. Teils des Handouts (ein Absatz aus dem Streit der Fakultäten, eine Bezugnahme Kants zu der Rolle der Philosophie innerhalb einer Universität/Gesellschaft - siehe dazu auch die vorangegangene Ring-VO).

Eigene Reflexionen:

Vorauszuschicken ist, dass mir in dem kurzen Zeitraum der Aufgabenstellung freilich leider nicht annähernd genügend Zeit bleibt um Kants Werke vollständig zu studieren. Ich muss mich also bei meinen Bezugnahmen und Reflexionen auf das Wenige beziehen das ich weiß und laufe somit Gefahr mich über etwas zu äußern, das er anderweitig eingehender und in einem anderen Licht dargestellt hat. Sofern man nicht sehr radikale Thesen vertritt besteht nichts außerhalb eines Kontextes, das gilt für philosophische Institute, Aphorismen und menschliche Meinungen schon lange. Grund genug manchmal zu verzweifeln, aber in diesem Fall soll es mich nicht weiter von meinen Darlegungen abhalten.

Zunächst will ich fragen ob es überhaupt etwas gibt das im letzten (oder ersten) Kern a priori ist. Zweifelsohne: Die Methode vieler Wissenschaften wird zurecht als a priori bezeichnet, doch worauf beziehen sich diese Methoden denn letztlich? Woher rühren die Ideen, ja sogar die verwendete Sprache, sei sie mathematisch oder in Worten? Jeder Mensch erfährt von Geburt an eine Fülle an empirischen Wahrnehmungen die unsere grundlegende Art zu denken formen und niemals völlig ausgeblendet werden können. Selbstwahrnehmung und (vergangene) Sinneswahrnehmungen sind immer vorhanden, anders könnte ein Mensch auch überhaupt nicht kommunizieren. Selbst wenn ich denke, dass ich denke, ist das zwar ansich eine Vernunftüberlegung, tatsächlich muss ich meine Gedanken um diese Aussage machen zu können aber selbst wahrnehmen und erfahren. Lässt sich diese „innere Erfahrung“ wirklich so einfach von äußeren empirischen Erfahrungen abgrenzen? Letztlich nehme ich jede Sinneserfahrung auch mit der Vernunft war.

Wenn Parmenides sagt das Sein ist eine Kugel so ist das zwar a priori, aber woher nimmt er denn die Idee einer Kugel? Wenn Platon versucht zu beweisen, dass Menos Sklave geometrisches Wissen aus dem Vorleben (also bereits erfahren!) hat, setzt er nicht voraus, dass dieser gelernt hat was ein Quadrat, was eine Seite, was Länge ist und tut er nicht tatsächlich nichts weiter als diese Ideen umzuformen genau wie er es in Timaios tut wenn er aus Dreiecken die geomoetrischen Grundkonstrukte der stofflichen Elemente erschafft? Woher kommt denn die Vorstellung eines Subjekts wenn Descartes triumphal „Ich denke also bin ich.“ denkt? Haben diese Philosophen nicht a priori etwas mit Begriffen erklärt die sie zuerst a posteriori aufgenommen haben? Wie soll man über etwas sprechen das nicht vergleichbar ist? Gibt es überhaupt Worte für etwas das nicht erfahrbar ist? Sicher, man kann argumentieren, dass ein Vergleich nur der sprachlichen Kommunikation dient und eben nur genau das ist – eine Allegorie für etwas das über der Erfahrung liegt und daher nicht selbst definiert werden kann. Aber wie kann so eine Vorgehensweise dann überhaupt den Anspruch stellen duch Worte eine Wahrheit aufdecken zu wollen? Kann etwas das außerhalb eines durch Menschen geschaffenen sprachlichen Raumes liegt nicht tatsächlich viel eher durch Handlungen vermittelt und erforscht werden (andererseits: Sprache und Denken sind auch Handlungen)? Die so oft belächelten Erfahrungswissenschaften untersuchen eine Welt an der jeder Philosoph Anteil hat, einen Kosmos in dessen Kontext die Lösungen für alle Fragen irgendwo eingebettet sein oder zumindest möglich sein müssen, wenn es sie gibt oder geben wird. Allerdings: Wenn wir unsere Sprache selbst geschaffen haben und schaffen, wenn wir diese Fragen selbst aufgeworfen haben, warum sollten wir die Antworten nicht formulieren können? Tatsächlich gibt es ja viele Antworten, nur scheinen sie uns niemals zu genügen.

Auch in dieser Hinsicht ist das Streben vielleicht letzten Endes das was zählt. Fraglich ist für mich jedenfalls tatsächlich die Idee einer Wissenschaft die rein a priori sein soll, was aber möglicherweise auch niemand wirklich postuliert. Interessant ist auch, dass sich die heutige Methode und der einstmalige Ursprung einzelner Wissenschaften sehr zu unterscheiden scheinen. Sicherlich ist beispielsweise die Vorgehensweise der Mathematik a priori, aber die ersten Anfänge müssen a posteriori erfolgt sein und sich auf reale Wahrnehmungen bezogen haben. Faszinierend ist für mich ebenfalls, dass die Philosophie in einer Zeit entstanden ist in der es a posteriori eigentlich noch viele vollkommen neue erfahrbare Erkenntnisse gegeben haben muss. Natürlich waren viele Philosophen (sofern dies so überhaupt strikt trennbar ist) auch Naturwissenschaftler, Mathematiker, Politiker, Krieger,...

Auch wenn diese Disziplinen heute (selbst zu Kants Zeit hat dies noch anders ausgesehen) als strikt getrennt von der Philosophie angesehen werden, so sehe ich keinen Grund warum man sich ihnen nicht eigenständig nähern können sollte. Eine Philosophie ohne empirische Komponente halte ich wie bereits erklärt nicht nur für gar nicht möglich, sondern auch für nicht erstrebenswert. Denn: Welche Welt sollte man analysieren? Wer sollte überhaupt philosophieren? Andersrum ist das aber natürlich genauso: Alles was a posteriori erforscht wird muss in irgendeiner Form zuerst a priori erwogen werden.

Ich stimme zu, wenn Kant sagt, die Philosophie muss (zumindest unter anderem) die Lehren und Gebote anderer Wissenschaften zum Gegenstand haben, allerdings muss sie diese dazu natürlich auch zwangsläufig zum Inhalt haben. Dies wiederum dürfte ein Balance-Akt sein, denn wer zu zentral in einer Sache steht dem fällt das analysieren genauso schwer wie jemandem der zu weit davon entfernt ist. Die Frage: „Wie komme ich an die Informationen dieser Wissenschaften?“ stellt sich natürlich dennoch. Einige Bücher zu studieren und Artikel zu überfliegen reicht nicht aus als Qualifikation um eine Wissenschaft zu kritisieren. Übrigens: Wenn ich mich auf eine empirische Wissenschaft beziehe, so beziehe ich mich ebenfalls indirekt auf a posteriori Wissen. Grund genug für einen Philosophen diesen Bezug abzulehnen? Muss ein Philosoph sich den modernen Wissenschaften anpassen oder ist es seine Aufgabe standhaft und unveränderlich zu bleiben? Hypothetisches Beispiel: Gelänge es einem Physiker heute eine Zeitmaschine zu bauen, so würden all die Philosophen die morgen weiter darüber debattieren ob es soetwas wie Zeit überhaupt gibt, ziemlich alt aussehen.

Die Debatte über Geschicklichkeit versus Nützlichkeit ist wohl mindestens so alt wie Platons Krieg gegen die Sophisten. Es erscheint mir, dass Philosophie im antiken Griechenland mehr Möglichkeiten für das Individuum bot das eigene Leben unmittelbar praktisch zu gestalten (natürlich auch mit kollektiver Dimension und lokaler, aber zwangsläufig eben eingeschränkter, Politik) und die Philosophie heute viel politisierender ist. Schnell werden globale, für jeden Menschen (denn alle Menschen sind ja gleich – oder nicht?) gültige, im (internationalen) Staats- und Wirtschaftssystem umsetzbare Allgemeingebote postuliert. Vielleicht ist die Welt zu groß für solche (eurozentristischen) Philosophien, vielleicht liegt das bestmögliche Ziel tatsächlich in der Subjektivität. Hier wird der Nachdenkliche jedoch schnell wieder in das Kantsche System gerissen, in die Notwendigkeit eine philosophische Fakultät in ein Staatssystem zu integrieren. Ist in einer solchen Institution überhaupt Platz für subjektives Denken, ist Individualismus überhaupt wünschenswert für einen Staat? Wenn über Nacht jeder sein eigenes Moralsystem entwirft und dieses morgen praktiziert dürfte dies kein gutes Ende nehmen. Wozu also überhaupt Gedanken fern vom Kollektiv, muss sich heute doch jeder notwendigerweise in „irgendein Staatsystem in irgendeiner Form“ einfügen?

Zuletzt: Die europäische Tradition der Philosophie ist stark intellektuell geprägt. Der Kapitalismus ist eine europäische Ideologie die in einem Klima entstanden ist in dessen Kontext sich auch die Philosophie befindet. Alle europäischen Philosophen stehen als Menschen innerhalb des kapitalistischen Systems und streben tatsächlich oft selbst nach Ruhm, Titeln, Macht, Geld. Es ist für mich schwierig dies an dieser Stelle ad hoc in Worte zu fassen, aber gefühlsmäßig (in welcher Beziehung stehen „Gefühlsideen“ zu „Intellektideen“?), würde ich sagen, unser derzeitiges Wirtschaftsystem und die Philosophie an den Universitäten die darunter leiden mag, sind aus der selben Geschichte entstanden. Ich denke nicht, dass sie – ganz wie A priori und A posteriori – so einfach getrennt werden können.

Adrien Feix

Protokoll

Elisabeth Nemeth bezieht sich auf einen Text von Kant, den er verwendete, um Logik zu lehren: Logik. Ein Handbuch zu Vorlesungen. Sie liest daraus Ausschnitte und kommentiert sie; Es geht hauptsächlich um den Schul- und Weltbegriff in der Philosophie.

Nach dem Kant den Sinn für die Definition einer Wissenschaft gibt (größere Präzision, vermeiden von Fehlern), bereitet er die Definition der Philosophie vor, der die Analyse der Vernunfterkenntnisse zugrunde liegt.

Für Kant gibt es einerseits Vernunfterkenntnisse (ex principiis) und andererseits historische Erkenntnisse (ex datis); Für ihn besteht die Philosophie aus ersteren. Man kann auch noch den subjektiven und objektiven Charakter der Erkenntnisse trennen, denn objektiv können Erkenntnisse nur rational (deduktiv) oder empirisch (beobachtend-induktiv) entstanden sein, für den einzelnen (also subjektiv) sind sie rational (selbst erworben) oder historisch (nur angelernt). Wissen kann also objektiv rational und subjektiv historisch sein.

Mit einem Auszug aus der Kritik der reinen Vernunft verdeutlicht Nemeth die Position Kants bezüglich der historischen Erkenntnisse in der Philosophie: Der, der nur historisch weiß, ist ein nichts weiter als ein statischer "Gipsabdruck" seines Wissens.

Auf die Definition der Philosophie zurückkommend, stellt Kant fest, dass man sich zwar dafür Wissen aneignen müsse, es jedoch dabei immer frei hinterfragt und reflektiert werden solle.

Schließlich teilt Kant die Philosophie in dessen Schul- und Weltbegriff. Ersterer ist der Versuch die Philosophie zu systematisieren, sie also als ein einheitliches Ganzes zu verstehen ("Geschicklichkeit"). Der Weltbegriff der Philosophie besteht darin, "nützlich" zu sein; Kant behauptet, dass erst der Weltbegriff der Philosophie ihr einen absoluten Wert, eine "Würde" gebe. Er stellt den Weltbegriff hierarchisch klar über den Schulbegriff, ohne diesen jedoch zu verachten, da er absolut notwendig ist.

Er fasst die Philosophie in den berühmten drei Fragen zusammen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? oder Was ist der Mensch?

Nemeth gibt nach dieser Lektüre Kants ihre eigene Interpretation von seinen Ideen in der modernen Welt: Für sie ist die Nützlichkeit der "Philosophie" in vielen Bereichen vorzufinden, zum Beispiel in der Kunst.

Der Vortrag wird mit einer etwas konfusen Diskussion über das Thema der letzten Vorlesung beendet, in dem Nemeth hauptsächlich unterstreicht, dass man in der philosophische Fakultät zu Kants Zeiten alle Wissenschaften vorfand.

Anmerkungen

Das Problem bei Kants Separation von Schul- und Weltbegriff (grob formuliert: Zwischen theoretischer und praktischer Philosophie) besteht darin, dass man nicht genau erkennt, welche Philosophie nicht (sei es in indirekter Weise) von praktischem Nutzen sein könne, über die Sinnhaftigkeit der Unterscheidung lässt sich streiten.

Christoph Rogers, Benjamin Scheiner

In ihrer 2. Vorlesung geht Elisabeth Nemeth auf die kantsche Unterscheidung zwischen Schulbegriff und Weltbegriff der Philosophie ein. Bei dieser Charakterisierung der philosophischen Tätigkeit muss vorher auf eine andere Fragestellung eingegangen werden, nämlich jener der Erkenntnisfähigkeit. Kant differenziert hierbei zwischen 2 Arten von Erkenntnis: • ex datis • ex principiis Erfolgt die jeweilige Erkenntnis ex dati, so ist das Einschalten der Vernunft nicht gefragt. Es ist ein reines Ansammeln von Daten und Fakten, die nicht nach ihrer Begründung hinterfragt werden. Im Rahmen des Philosophiestudiums ist es durchaus möglich, sich nur auf eine solche Wissensaquirierung zu stützen, wäre jedoch für das Philosoph-Sein nicht ausreichend. Objektiv gesehen schiene das reine Aneignen von Wissen in einer Vernunfterkenntnis begründet zu sein, doch subjektiv sei es, so Kant, nur ein Nachahmen von Gedachtem. Das eigentliche Ziel wäre es nun aber das eigene Denken zu forcieren, das Gedachte selber durchzudenken, dessen Wert nach seiner Begründbarkeit zu untersuchen. Die Erkenntnis des Übermittlers soll im Rezipienten selber erzeugt werden. Erst dann erhält der Begriff der kritischen Vernunft seinen Wert und seine Legitimität. Wenn Kant vom Schulbegriff der Philosophie spricht, meint er eben nicht die bloße Aufnahme von Daten und Fakten, sondern jene Tätigkeit des Begründens unter Anwendung der Vernunft. Dieses Vermögen bezeichnet Kant als Geschicklichkeit, welche besonders im Studium der Philosophie, doch auch in anderen Studienrichtungen entwickelt und erweitert werden sollte. Unter Weltbegriff der Philosophie versteht Kant die Suche nach den höchsten Zwecken, in anderen Worten die Suche nach dem absolut Gültigen, dem unverrückbaren Punkt. Diese Suche, erklärt Nemeth, könnte nun als offener Raum gesehen werden, in dem die Philosophie jedoch kein Monopol einnimmt, sondern wo auch andere Traditionen neben ihr existieren, wie beispielsweise Kunst oder Religion. In weiterer Folge greift Nemeth Kants Thesen, die in seinem Werk “Streit der Fakultäten“ formuliert werden, wieder auf, um zu zeigen, dass Wissenschaft einer gewissen Dialektik unterliegt. Nemeth betont, dass ein rein kritisches oder freies Denken nicht ohne ein bestehende Ordnung existieren könne, da sich Kritik immer auf einen Sachverhalt beziehen müsse. In Hinblick auf den momentanen universitären Disput äußert sich Nemeth erneut kritisch gegenüber der Studentenbewegung, indem sie die Bedrohung der freien Bildung relativiert. So hätte eine Verschulung der Universitäten, besonders am Anfang des Studiums sehr wohl seine Berechtigung und wäre im Sinne der Wechselwirkung zwischen Faktenwissen und Vernunftgebrauch durchaus für das kritische Denken von Vorteil.


Michael Brunner

Protokoll der V. Ringvorlesung, Elisabeth Nemeth, 12.11.2009

Elisabeth Nemeth eröffnet die zweite von ihr bestrittene Einheit der Ring-Vorlesung, indem sie die beiden den Vortrag bildenden Teilthemen vorstellt. In deren Erstem kündigt sie an, die „Philosophie nach dem Schulbegriffe und dem Weltbegriffe betrachtet“(Kant) darzustellen. Anknüpfend an die aktuelle Themenorientierung, die schon in der IV. Vorlesung behandelt worden ist, wolle sie hier anhand der Einleitung von Immanuel Kant in sein Logik-Handbuch zunächst einen Beitrag zur Identifikation der Philosophie im Verhältnis zum Allgemeinen der Wissenschaft leisten. Im zweiten Teil, so greift sie erklärend vor, sollen dann unter Zuhilfenahme von Kants „Streit der Fakultäten“ auch offene Fragen bezüglich vor Wochenfrist erörterter Probleme geklärt werden. „Ehe wir indessen eine Definition von Philosophie zu geben versuchen“, führt ein im Vortrag verwendetes Zitat Immanuel Kants ein, „müssen wir zuvor den Charakter der verschiedenen Vernunfterkenntnisse selbst untersuchen“, und dies betreffe gerade die Vernunfterkenntnisse, solche nämlich seien die philosophischen. Jenen stehen die historischen Erkenntnisse gegenüber, welche nicht wie die Vernunfterkenntnisse aus Prinzipien sondern aus Daten gewonnen werden. Dabei dürfe nicht vergessen werden, dass nun auch die Erkenntnis von Vernunftprodukten eine bloß historische sein kann, wenn sie nämlich von fremder Vernunftquelle erhoben wurde. In zwei Fragen fasst Frau Nemeth das bei Kant langsam sich entspinnende Begriffssystem zusammen: Was kann unter einer Wissenschaft verstanden werden? Und: Was für eine Art von Erkenntnis stellt die Philosophier her? In weiterer Ausdifferenzierung des Begriffs von den Erkenntnisarten schreitet die Vortragende nun mit Kant fort und stellt fest, dass Erkenntnisse aufgrund ihres objektiven Ursprungs beurteilt werden können, in diesem Begriff seien sie entweder rationaler oder empirischer Art. Darüber hinaus könne ihre subjektive Quelle maßgebend sein , dann müsse die Erkenntnis entweder als rational oder historisch festgestellt werden. Im ersten Fall nun müsse man die Quellen der Erkenntnis beobachten im zweiten, sei es die Art ihres Erwerbs, der interessiere. Kant deute nun darauf hin, dass die bloß historische Erkenntnis je nach Fall unterschiedliche Wertigkeit habe. So sei in einem Fall das unbesehene Wissen aus Daten, Grenzzahlen und Ähnlichem nutzbringend anzuwenden, in einem anderen jedoch sei eine individuelle Beurteilung jener notwendig, was eine vernunftmäßige Einsicht erfordere. „Er bildet sich nach fremder Vernunft, aber das nachbildende ist nicht das erzeugende“, sagt Kant über jenen, der Definitionen eines Systems nur historisch erlerne, der also objektiv gesehen eine Vernunfterkenntnis, fremder Quelle zwar, herstelle, subjektiv aber rein historisch erkenne. „In das Denken selbst zu gelangen“, wie Martin Heidegger über den Weg des tatsächlich denkenden Denkers darstellt ist nun als Vorrausetzung des vernunftmäßigen Erkennens bei Kant ganz ähnlich. Um die Definitionsreihe zu vervollständigen, stellt Nemeth das rationale nun als das tatsächlich unabhängig der Erfahrung gewonnene Wissen vor und das empirische, als jenes, welches eben aufgrund selbiger Erfahrungen der Wirklichkeit erkannt werde. Das erstgenannte könne mit dem Begriffsetikett des apriori zu versehen werden, das an zweiter Stelle beschriebene sei a posteriori ins Bewusstsein gelangt. „Philosophie ist also das System der philosophischen Erkenntnisse oder der Vernunfterkenntnisse aus Begriffen. Das ist der Schulbegriff von dieser Wissenschaft“, liest Elisabeth Nemeth vor, der Weltbegriff nun aber sei jener, welcher der Philosophie Würde gebe. Diese Wissenschaft von den letzten Zwecken gebe nun auch „ allen anderen Erkenntnissen erst einen Wert.“ Als Zweckattribute werden dem Schulbegriff die Geschicklichkeit und dem Weltbegriff die Nützlichkeit zugesprochen. Jener, der nach dem Weltbegriffe philosophiert, benötige dazu „zwei Stücke.“ Neben einem „zureichenden Vorrat von Vernunfterkenntnissen“ sei dies eine Errichtung eines systematischen Zusammenhangs jener. In sensu cosmico , nach dem Weltbegriffe Philosophie gedacht, sei sie eine Wissenschaft „von der höchsten Maxime des Gebrauchs unserer Vernunft.“ Die Kant leicht in den Mund zu legende Implikation, der Schulbegriff sei der minderwertigere der Philosophie, wolle sie unbedingt als Missverständnis erkannt wissen, so Nemeth. Denn man müsse wahrnehmen, dass „die erkannte Beschränkung des Schulbegriffs für diesen nicht desavouierend sei.“ Hier will die Vorlesende Kunst und Literatur als Ergänzungen einführen, welche einen Beitrag zur Ausleuchtung begrifflich dunkel gebliebener Stellen leisten könnten. Insgesamt seien Schul-und Weltbegriff in ihrer sich ergänzenden Opposition mit der theoretischen und praktischen Philosophie zu vergleichen. Den Philosoph mache also abschließend zusammengefasst aus, über Kenntnisse und Geschicklichkeit zu verfügen, diese zweckmäßig verbinden zu können sowie eine „Einsicht in die Übereinstimmung derselben mit den höchsten Zwecken der menschlichen Vernunft.“ Mit einer plakativen Fragestellung, die sich in Folge der vorangehenden Vorlesung und dem Bericht über die Kontrollfunktion der unteren Fakultät in den Übungen entwickelt habe, leitet Frau Nemeth nun den abschließenden zweiten Teil des Vortrags ein: Ist etwa anzunehmen, dass sich die Tuberkuloseforschung in ihren Ergebnissen von der Philosophie kritisieren, gar korrigieren lasse? Da dies offensichtlich nicht der Fall ist, muss aufgeklärt werden, dass Kant mit seinen Ausführungen eine „soziologische Verankerung der Vernunft“ durch die untere, die philosophische Fakultät gefordert habe. Die untere Fakultät habe insoweit für die oberen nützlich zu werden, „weil auf Wahrheit“, die als kritischer Maßstab gerade die Philosophie beherrsche, „alles ankommt.“ Was die untere Fakultät nun ausmache sei, dass sie sich nicht die Inhalte der Oberen zu eigen mache, sondern diese durch ihre Departemente der historischen Erkenntnis und der reinen Vernunfterkenntnis „zum Gegenstand ihrer Prüfung und Kritik, in Absicht auf den Vorteil der Wissenschaft macht.“ So pflege die Philosophie den Anspruch, dass Wahrheitsansprüche nicht ohne ihre Begründungsdimension gelten sollten, „sich ständig am Vorgefundenen abarbeiten“ dürfe man also nicht unterlassen.


Smirnov, Dimitri

Fragen zu Nemeths Vortrag am 12. November

Laut Nemeth unterteilt Kant subjektive Erkenntnisse in historische und rationale Erkenntnisse. So genügt es, nach einem Beispiel, bei einem Schiffer, dass er (objektiv zwar rational) historisch Kenntnis von den Regeln der Schifffahrt hat, ein Richter dagegen muss sowohl objektiv, als auch subjektiv die Rechtsgelehrsamkeit rational erkennen. Dabei wird die Vernunft als eine absolute Instanz verstanden, die anhand ihrer eigenen Gesetze in der Lage ist, ex principiis zu Erkenntnis zu gelangen – am Beispiel angewendet sind die Regeln der Schifffahrt aus Prinzipien entstanden, der Schiffer wendet sie aber als Folge von Erkenntnis aus Daten an.

Erste Fragestellung(en): Ist der Anspruch bei einem Richter, auf beiden Ebenen (objektiv und subjektiv) gemäß der Vernunft zu erkennen und zu handeln nicht bloßer Schein, wenn die "Vernunft" als ein Prinzip gedacht wird, welches stets durch andere Dinge bedingt ist? Sind in Richtersprüche nicht auch stets z.B. Wertvorstellungen bzw. gesellschaftliche Normen involviert und strukturieren das Prinzip des Denkens und in weiterer Folge auch jenes der Vernunft? Unterscheidet sich weiters das Befolgen der Regeln der Schifffahrt in irgendeiner Weise vom Befolgen einer vermeintlich "absoluten" Vernunft? Kann die Vernunft z.B. den Regeln der Schifffahrt gleich als Konvention verstanden werden, deren Fundament und Funktionsweise dem Anwender oder Anwenderin nicht zwingend vertraut sein müssen um angewendet zu werden, ähnlich wie die Regeln dem Schiffer? Ist in weiterer Folge diese Dualität von Schul- und Weltbegriff so klar herausgestellt und die Begriffe selbst so einfach differenzierbar?

Nach Kant zitiert stellt die objektiv-rationale, subjektiv-historische Erkenntnis einen "Gipsabdruck" dar und nur die subjektiv-rationale Erkenntnis ist eine selbstständige. Auf der objektiven Ebene, auf der Ursprünge nach Quellen unterschieden sind, stellt Kant der Rationalität die Empirie entgegen.

Zweite Fragestellung(en): Ist, in Anlehnung an die erste(n) Fragestellung(en), die subjektiv-rationale Erkenntnis nicht auch eine historische, da der eigentliche Einblick in die eigene Vernunft und ihre Funktionsweisen fehlt und somit unter Umständen fremde Prinzipien dafür verwendet werden, etwas zu erkennen? Ist die empirische Erkenntnis wiederum nicht auch rational durch die Aufnahme der Phänomene der Außenwelt in das eigene Denken und die Auslegung dieser Wahrnehmungen anhand der Denkweisen? Und wie kann die subjektiv-historische Erkenntnis ein bloßer "Gipsabdruck" sein, wenn die Voraussetzungen für eine Erkenntnis niemals exakt identisch sein können und fremde Vernunft nicht die eigene überdeckt, sondern sich mit ihr vermengt? In welche Kategorie sind irrationale, spontane Erkenntnisse in Form von Einfällen einzuordnen?


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Clara Maier, Kim Dinh, Alexandra Vogt

„Methoden und Disziplinen der Philosophie Ring-Vo“ vom 12.11.2009, Prof. Nemeth


Wir haben uns nach der Vorlesung intensiver mit folgender Frage auseinander gesetzt.

Nemeth hat erwähnt, dass viele Studenten von sich aus meinen, dass es sinnvoll ist, erst historische Erkenntnis im Fach Philosophie zu erwerben, bevor sie sich ans eigentliche Philosophieren machen. Diese "Einsicht" (kann man überhaupt von Einsicht sprechen, wir können der Behauptung nur bedingt zustimmen) rechtfertigt eine Aufteilung der Schwerpunkte der Erkenntnisgewinnung, wie sie dem Bachelor/Master System vorliegt, nicht.

Es sollte Studierenden möglich sein, auf einem frei gewählten Weg Erkenntnisse zu erwerben. Wenn man der Meinung ist, dass es sinnvoll ist, sich erst historische Erkenntnis anzueignen, so soll man das eben in der Reihenfolge machen. Wenn man aber erst durch die eigene Vernunft Erkenntnis sucht oder durch eine Mischung der beiden Vorgehensweisen, wie auch immer da dann die Schwerpunkte sind, so sollte das einem Studenten ebenfalls möglich sein. Auch wenn man als Lehrperson der Meinung ist, dass Studierende nicht mit einem reinen Erkenntniserwerb durch die eingene Vernunft anfangen sollten, so muss ihnen doch diese Möglichkeit lassen. Die Erkenntnis, oder "Einsicht" am Ende dieses "Irrwegs" bereichert einen Menschen wesentlich mehr, als wenn man direkt den "richtigen" Weg einschlägt und unbehindert arbeiten kann. Irren is so ein wichtiger und wertvoller Teil des Lernprozesses. Und auch wenn man am Ende eines langen Denkprozesses ankommt und feststellt, dass man nicht weiter ist als vorher, so hat man immerhin seinen eigenen Weg genommen. Egal, ob man also der Meinung ist, dass Erkenntnisgewinn nur auf einem oder anderem Weg zu erreichen ist, sollte jedem die Möglichkeit gegeben sein zu wählen.

Frau Prof. Nemeth hat sich in ihrer Vorlesung mit den Fragen, was denn Philosophie ist, ob sie eine Wissenschaft ist, wenn ja, wie man dies beweisen kann und welche Erkenntnisse sie liefert und was für Erkenntnisse dies sind , beschäftigt. Sie hat sich dabei auf den Text „Logik. Ein Handbuch zu Vorlesungen “ insbesondere auf das Kapitel „Philosophie nach dem Schulbegriffe und dem Weltbegriffe betrachtet“, von Immanuel Kant bezogen.

Sie fragt sich, ob am Anfang einer Wissenschaft eine Definition von Wissenschaft stehen soll. Denn um entscheiden zu können, ob etwas als Wissenschaft gilt, muss man doch erst wissen, was eine Wissenschaft überhaupt ausmacht. Daraufhin ergibt sich die Frage, worin überhaupt der Nutzen einer Definition liegt. Hilft sie, Fehler zu vermeiden? Oder schafft sie nur Verwirrung, bzw. engt sie ein, weil man sich strikt an Definitionen und Regeln halten muss, um etwas zu untersuchen? Ist es überhaupt nötig, in der Wissenschaft diverse Grenzen zu setzen, an die man sich halten muss? Entsteht nicht eine gewisse Hierarchie, wenn man manche Interessensgebiete als Wissenschaften bezeichnen „darf“ und andere quasi nicht die Voraussetzungen erfüllen, um eine Wissenschaft sein zu können?

Nun, um Philosophie verstehen zu können, muss man jedenfalls wissen, welche Erkenntnisse sie hervorbringt und wie sie entstehen. Prof. Nemeth unterscheidet hier zwischen sog. Vernunfterkenntnissen und historischen Erkenntnissen. Vernunfterkenntnisse haben ihren Ursprung ex principii, während historische Erk. Ex dati entstehen. Weiters kann man zwischen objektivem Ursprung (bei Vernunfterk. Rational, a priori und bei hist. Erk. Empirisch a posteriori) unterscheiden.

Philosophie besteht also aus Vernunfterkenntnissen. Das wäre der sog. Schulbegriff von dieser Wissenschaft. Laut Weltbegriff, ist sie die Wissenschaft von den letzten Begriffen der menschlichen Vernunft und dieser Begriff gibt ihr quasi einen absoluten Wert. Die Spannung zwischen Schul- und Weltbegriff soll uns anregen, das was wir lernen, genauer zu untersuchen und nicht nur so hinzunehmen, wie wir es vorgesagt bekommen. Denn nicht die Kenntnisse alleine machen den Philosophen aus, sondern was er mit diesen Kenntnissen anzufangen versteht. Es stellt sich also die Frage, welchen Beitrag die Philosophie in der Gesellschaft leistet. Nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch für jeden einzelnen Menschen. Im Rückblick auf die vorige Vorlesung, kommt auch das Thema Wahrheitsanspruch auf. In allen Wissenschaften gibt es ja Wahrheitsansprüche. Aber nie ohne Begründungstheorien. Gibt uns die Philosophie eine Methode, nach Gründen zu fragen, warum gewisse Tatsachen als begründet gelten? Kann man mit ihr vielleicht sozusagen „hinter die Kulissen“ der anderen Wissenschaften blicken? Wenn ja, ist sie dann selber eine Wissenschaft, oder vielleicht ganz etwas anderes? Welchen Stellenwert hat Hinterfragen? Muss man nicht zuerst genau über etwas Bescheid wissen, um es überhaupt hinterfragen zu können? Gibt es also sog. Hinterfragen überhaupt? Und ist es überhaupt nützlich?

Alexander Hlavac

Ring-VO Elisabeth Nemeth, 12.11.2009

Da der Schwerpunkt der Vorlesung auf dem Kant Handout lag habe ich mich eingehender damit beschäftigt wobei sich mir folgende Fragen stellten:


1. Vernunfterkenntnisse sind laut Kant in historische Erkenntnisse (ex datis) und Erkenntnisse aus Prinzipien (ex principiis) unterteilt. Es ist natürlich zu unterscheiden ob man etwas wirklich verstanden hat, oder nur davon weiß, also es z.B. auswendig gelernt hat. Wird jedoch nicht auch beim erlernen historischer Erkenntnisse die Vernunft gefordert? Ist die Vernunft nicht im Auseinandersetzen mit bereits Gedachtem tätig? Aus einem alten Text kann ich für mich neues Wissen erwerben, ist also eine Unterscheidung der Erkenntniswege tatsächlich angebracht? Auch genannte Prinzipien werden schließlich erworben. Zumindest meiner Meinung nach ist Erkenntnis rein aus Prinzipien (also a priori) garnicht möglich.


2. Kant unterscheidet den Schulbegriff der Philosophie: "Philosophie ist also das System der philosophischen Erkenntnisse oder der Vernunfterkenntnisse aus Begriffen.", vom Weltbegriff der Philosophie: " ...die Wissenschaft von den letzten Zwecken der menschlichen Vernunft." Ist diese Unterscheidung nötig? Könnte man nicht beide Begriffe verschmlzen zu: " Die Philosophie ist die Wissenschaft der philosophischen Erkenntnisse (oder der Vernunfterkenntnisse aus Begriffen) der letzten Zwecke der Vernunft."?


3. Die scholastische Bedeutung der Philosophie endet für Kant beim Geschichtlichkeit, also dem Tradieren von historischen Erkenntnissen. Ist es jedoch nicht auch Aufgabe der Scholastik die Fähigkeiten zu neuem Erkenntnisgewinn zu fördern und kultivieren?


4. Kant beschreibt das philosophische Department als eine, nur der Vernunft unterworfene Kontrollinstanz, der gegenüber alle anderen Wissenschaft Rechenschaft ablegen müssen. Ist solch eine Instanz heutzutage überhaupt möglich, angesichts des hohen Spezialisierungsgrades und Umfangs der moderner Wissenschaftszweige?

Fedja Pivodic

Ringvorlesung: Elisabeth Nemeth, am 12.11.2009

Link zum Handout

Im ihrem zweiten Vortrag behandelt Nemeth vor allem Kants Begriff der Philosophie, nimmt aber auch noch einmal Bezug zu den Themen des ersten Vortrags.

Nemeth legt Kants Unterscheidung von Erkenntnissen aus Prinzipien (ex principiis) und aus Daten (ex datis) und die Unterscheidung von verschiedenen Arten des Erkenntnisursprungs, nämlich den objektiven und den subjektiven Ursprung, dar. Beim objektiven Ursprung unterscheidet sie zwischen rationaler Erkenntnis, die a priori und ex principiis ist, und empirischer Erkenntnis, die a posteriori und ex datis ist.

Der subjektive Ursprung der Erkenntnis gliedert sich lt. Nemeth auch in einen rationalen und einen historischen.

Hier sind mir gleich mehrere Dinge unklar geblieben. Zum einen Frage ich mich, worin genau der Unterschied zwischen der subjektiven rationalen Erkenntnis und der objektiven rationalen Erkenntnis liegt. In ihrem Vortrag sagt Nemeth, dass die rationale Erkenntnis aus der eigenen Vernunft stammen muss, während die subjektive aus fremder Vernunft stammt. Für mich klingt das widersprüchlich und ist eine zusätzliche Erläuterung wert.

Nemeth hat meiner Meinung nach die Begriffe, die sie ihrem Vortrag zu Grunde gelegt hat, nicht hinreichend erklärt, sodass es zwangsläufig ein wenig mühsam war, diesem zu folgen. Umso mehr gilt dies natürlich für Hörer, die Kant bisher kaum gelesen haben.

Kants Nutzenbegriff deutet Nemeth nur ganz kurz an. Es wäre sehr aufschlussreich mehr darüber zu erfahren, insbesondere da er für die Unterscheidung des Schulbegriffs vom Weltbegriff wichtig ist. Worin besteht also Nutzen bei Kant?

Interessant fand ich wiederum den Bezug zu Kuschs Erläuterungen über Wissen generierende Zeugnisse. In Kants Vokabular ausgedrückt, würde Kuschs Ansicht bedeuten, dass historische Erkenntnis ex datis objektive Erkenntnis ist. Dies steht allerdings im Widerspruch zu Kants Auffassung, wonach neue Erkenntnis nicht historisch entstehen kann, sondern ausschließlich aus rationaler oder empirischer Quelle.


Thomas Haidvogl, Philipp Lombardini

Anlässlich der Studierendenproteste hat die Frau Prof. Nemeth ihre zweite Ring-Vo auch unter dieses Moto gestellt und dabei einen Text in Kant behandelt. Laut Prof. Nemeth kategorisiert Kant Erkenntnis in 2 Blöcke:

a) Vernunfterkenntnis (ex principiis)

b) historische Erkenntnis (ex datis)

Hier unterscheidet Kant weiters nach dem Ursprung

1. objektiver Ursprung

ad a) rational (a priori)

ad b) empirisch (a postpriori)


2. subjektiver Ursprung

ad a) aus der eigenen Vernunft (rational) erzeugt aus Prinzipien

ad b) historisch (nicht begründet) aus fremder Vernunft nachgebildet


Hier wieder spricht Prof. Kusch wie in seiner Ring-Vo dargestellt. Denn die Erkenntnis aus der fremden Vernunft ist dementsprechend ein Zeugnis. Prof. Kusch möchte beweisen das Zeugnisse immer generative Wissensquellen sind und Kant stellt die historische Erkenntnis (=Zeugnisse) als nicht generativ dar.

Die aus der eigenen Vernunft entstandene Erkenntnis unterteilt Kant hier noch weiter in den Weltbegriff (=Suche nach den letzten Zwecken der menschlichen Vernunft) der Philosophie und den Schulbegriff (=vielerlei Zwecke möglich).

Da stellt sich die Frage wie kann man unterscheiden welche Mittel der Philosophie den wirklich die Suche nach den letzten Zwecken der menschlichen Vernunft darstellen. Also würde sich nach dieser Definition die Wissenschaft bzw. Philosophie selbst in ihrer Freiheit der Forschung einschränken.

Zimmermann, Bettina

Kant’s Philosophie nach dem Schulbegriff und nach dem Weltbegriff:

Lt. Kant geht die Bedeutung des Worts Philosophie nach dem Schulbegriff nur auf Geschicklichkeit, während sie nach dem Weltbegriff auf Nützlichkeit geht. Er schreibt vom Philosophen als einem Gesetzgeber. Es drängen sich hier viele Fragen auf: Wie lässt sich die Nützlichkeit bestimmen? Darauf gibt Kant schon die Antwort. Er schreibt bei der Philosophie nach dem Weltbegriffe von einer Wissenschaft von der höchsten Maxime des Gebrauchs unserer Vernunft.

Ist es also die Aufgabe der Philosophie nach dieser höchsten Maxime zu fragen und zu suchen? Wenn ja, ist es überhaupt möglich einen objektiv höchsten Zweck zu finden? Stoßen wir hier nicht an die Grenzen der durch die Vernunft möglichen Erkenntnisse? Kommen wir hier nicht eher weg von der Wissenschaft und hin in die Richtung theologischer oder spekulativer Aussagen?

Oder gibt Kant diese Maxime selber vor und betrachtet es als Inhalt der Philosophie zu definieren, wie diese Maxime durch praktisches Handeln erreicht werden kann? Auch in diesem Fall stellt sich die Frage, ob die Bezeichnung Wissenschaft für eine Philosophie in diesem Sinne gerechtfertigt ist. Ist das Definieren ethischer und moralischer Handlungsnormen in Hinblick auf eine subjektiv gesetzte Maxime Wissenschaft?

Zur Problematik, ob Philosophie (nach dem Weltbegriff) überhaupt Wissenschaft ist, möchte ich noch Descartes zitieren: „Von der Philosophie werde ich nichts weiter sagen, nur dies: Ich sah, dass sie von den hervorragendsten Geistern, die über mehrere Jahrhunderte hinweg gelebt haben, gepflegt worden ist und dass es in ihr dennoch nicht eine Sache gibt, über die man nicht mehr streiten würde und die folglich nicht zweifelhaft wäre.“ (René Descartes: Bericht über die Methode. Stuttgart: Reclam 2001. S. 21.) Nach Descartes ist zuverlässige Erkenntnis nur über klare und evidente Intuition oder zuverlässige Deduktion möglich und alles, was nicht auf diese Weise unbestreitbar als wahr erkannt werden kann, zu verwerfen. Mit dieser Definition trifft er wohl eher Kant’s Philosophie nach dem Schulbegriffe, die er einzig als Wissenschaft anerkannt hätte. Hier ist außerdem interessant, dass Descartes’ Fokus auf Nützlichkeit (im Sinne praktischer Anwendbarkeit) lag, die er allerdings nur bei gesicherten Erkenntnissen als gegeben erachtete.



Moritz Homola

Im zweiten Teil ihrer Vorlesung versuchte Frau Professor Nemeth uns zu Kants Einteilung der Philosophie in Schulbegriff und Weltbegriff einzuführen. Kant trifft diese Unterscheidung um die Philosophie einerseits als Mittel und Helferin in sämtlichen Alltagssituation zu illustrieren (=Schulbegriff) und andererseits um "die letzten Zwecke der menschlichen Vernunft zu erforschen". (=Weltbegriff) In diesem Sinne ist die Philosophie nicht Mittel um ein beliebiges Ziel in der Welt zu erreichen sondern Werkzeug um ein großes ganzes als Weltbilt zu erlangen und die Bedingungen und Regeln nach denen wir denken zu erforschen, um ein Bild von der Sinnhaftigkeit der Ziele, die wir mit Hilfe des Weltbegriffs der Philosophie erreichen wollen, zu erlangen. Zu diesem Zweck unterscheidet Kant Erkenntnisse nach ihrem objektiven und subjektivem Ursprung. Nach dem objektiven Ursprung, der die Quelle der Erkenntnis beschreibt, sind Erkenntnisse entweder rational oder empirisch. Das heißt sie könne entweder durch bloßes Denken oder durch Wahrnehmung entstanden sein. Im Regelfall wird es sich bei einer Erkenntnis zwar um eine Art Mischung aus Rationalem und Empirischen handeln, sprich das empirisch Wahrgenommene wird rationalisiert und führt so zur Erkenntnis, aber es gibt durchaus Fälle in denen Erkenntnisse rein rational bzw. rein empirisch sein können. So kann man zum Beispiel ohneeine großartige Denkleistung, rein auf Grund empirischer Wahrnehmung erkennen, dass man sich verbrennt, wenn man seine Hand ins Feuer hält. Auf der anderen Seite kann man aber auch ohne seine Hand ins Feuer zu halten, rein durch logisches Denken, feststellen, dass man sich verbrennen wird wenn man seine Hand ins Feuer hält. Nach dem subjektiven Ursprug, der die Art des Erwerbs der Erkenntnis beschreibt, sind Erkenntnisse entweder rational oder historisch.Hier geht es darum, ob dieErkenntnis als reines 'blanco Wissen' aus historischen Quellen erworben wurde, oder ob der Wissenerwerbende die Erkenntnis selbst, rein durch seinen Verstand erworben hat. Demnach kann auch eine objektiv rationale Erkenntnis historisch sein, wenn sie einfach nur gelernt und in keinster Weiße reflektiert wurde. Spätestens hier tut soch die Frage auf ob es überhaupt noch Erkenntnisse gibt die ncht in irgendeiner Form historisch genannat werden müssten bzw. wo sich die Grenze zwischen rationaler Erkenntnis und historischer Erkenntnis befindet. Wie wäre es zum Beispiel wenn einer den Satz des Pythagoras lernt und sich danach ein rechtwinkeliges Dreieck aufzeichnet um sich den Satz herzuleiten und zu verstehen was eigentlich gemeint ist und was er eigentlich tut. Ist die Erkenntnisdann rational oder historisch? Aus diesem Punkt und den Fragen die sich damit auftun kann man nun eine gewisse Parallele zu dem von Professor Kusch Gesagtem herstellen. Prof. Kusch sprach in einem Teil seiner Vorlesung über das erkenntnistheoretische Problem von generativen und nicht generativen Erkenntnisquellen. Sprich bei welchen Prozessen unserer Erkenntnis entsteht wirklich neues Wissen und wo handelt es sich um eine reine weitergabe von bereits vorhandenem Wissen? Dazu teilte Prof. Kusch die Quellen des Wissens bzw. der Erkenntnis in Wahrnehmung, logisches Denken, Erinnerung und Zeugnisse ein. Da bei Wahrnehmung und logischem Denken oder der Verbindung aus diesen neues Wissen zu Stande kommt, sprach prof. Kusch hier von "generativen Wissensquellen". Erinnerungen dfinierte er al "nicht generative Wissensquellen", da man nicht neuem Wissen sprechen kann. Die ZUteilung des Zeugnisses zu entweder generativer oder nicht generativer Wissensquelle gestaltete sich allerdings Problematisch da sich Fälle finden in denen bei der Weitergabe eines Zeugnisses neues Wissen entsteht und welchen in denen das eben nicht der Fall ist. Ein Zeugnis stellt sich,nach Prof.Kusch, nämlich als generativ da, wenn der Zeuge das abzulegende Zeugnis in einem gewissen Sinn nicht weiß und erst durch die weitergabe des Zeugnissesdas Gewusste beim Hörer des Zeugnisses anzutreffen ist. Daraus tut sich nun auch bei Kant, genauso wie es Prof Kusch problematisierte, die Frage auf wo die Grenze zwischen generativen und nicht generativen bzw. historischen oder rationalen Erkenntnissen zu ziehen ist?


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