PROTOKOLLE - MuD09 - Gruppe1 - 12.01.: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Üben bei Nietzsche und Sloterdijk
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Version vom 12. Januar 2010, 12:48 Uhr

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Maria Varga

Protokoll zur Vorlesung vom 7.1.2010, Klaus Puhl

Klaus Puhl erörterte anhand von drei Fragen das Thema Philosophie als Lebenskunst und Selbstsorge.

1. Wie soll man leben? Für die antiken Philosophen war Selbsterkenntnis untrennbar mit maßvollem Verhalten verbunden. Das Denken und Wollen bezog sich auf körperliche Ertüchtigung, Ernährung, trainieren und Abhärtung des Körpers. Die antiken Philosophen lehrten „askesis“. Übung und ständiges Training für Körper und Geist. Durch geistige Übung entsteht ein dialogischer Charakter. Selbsterkenntnis war untrennbar mit maßvollem Verhalten verbunden.

2. Was soll man tun? Im Mittelalter setzte sich die christliche Spiritualität durch. Die antiken Selbstpraktiken wurden in den Hintergrund gedrängt. Erst in der Renaissance tauchten Elemente der antiken Praktiken wieder auf. Kant sprach von der Pflicht an sich selbst. Wer der Vernunft entsprechend handelt, handelt moralisch. Der gute Wille ist durch das moralische Gesetz und der Achtung dieses Gesetzes bestimmt.

3. Wie könnte man leben? Friedrich Nietzsche setzt diese Frage anstelle der transzendenten Bezüge, an denen das Leben ausgerichtet werden müsste. Arbeiten, um etwas zu werden, was man vorher nicht war (Foucault)

Ist es nicht so, dass sich die Fragen wie soll man leben und was soll ich tun an der Frage „wie könnte ich leben“ orientieren? Der Frage wie könnte ich leben, liegt ein Lebensentwurf zugrunde, den es zu modellieren gilt und dessen Umsetzung durch das Wie und Was angestrebt und möglicherweise auch erreicht werden kann. Askese wie sie Peter Sloterdijk in „Du musst dein Leben ändern“ beschreibt, stellt eine Antwort auf diese Frage dar.


Maria Varga - Kommentar zum Protokoll von Manfred Pöckl / 15.12.2009

Ich denke, Objekte werden auf sehr unterschiedliche Weise wahrgenommen:

Die Wahrnehmung von alltäglichen Dingen – wie zB ein Buch – geschieht meist ohne kognitive Leistung, sie erfolgt intuitiv. Wird an einem Buch mehr wahrgenommen als der Umstand, dass es eben irgend ein Buch ist, wenn sich dieses eine Buch also von allen anderen Büchern unterscheidet, dann geschieht das durch einen für den jeweiligen Betrachter individuellen Reiz der die Wahrnehmung steigert. Es wird aus der Allgemeinheit herausgehoben. . Diese gesteigerte Wahrnehmung kann aktiv erfolgen indem, weil für ein Philosophiestudium griechisch gelernt werden muss, ein Buch gesucht wird, das dabei hilft. Die Aufmerksamkeit wird deshalb aktiv auf alle Bücher gerichtet, die diesen Zweck erfüllen. Aber nur auf diesem einen speziellen Buch steht Dunshirn geschrieben. Nachdem dieser Name bereits mehrmals gefallen ist und auch empfohlen wurde, läuten prompt alle Alarmglocken. Entsteht diese Wahrnehmung ganz zufällig, also passiv, kann die Auswirkung ähnlich sein, aber die Begründung für die erhöhte Aufmerksamkeit ist eine andere. Einem Reiz wird demnach ein Sinn zugewiesen (Husserl). Der Sinn wird dem jeweiligen Kontext entnommen. (Beispiel aus der Vorlesung mit dem Tisch).

Wahrnehmungsvarianten ließen sich hier beliebig fortsetzen.

Es war, wie beim Kollegen Pöckl, nur der Versuch einer andern Beschreibung.


Gerald Lederer II

Klaus Puhl: Philosophie als Lebenskunst und Selbstsorge von der Antike bis zu Foucault

Erst Michel Foucault und Pierre Hadot bringen das antike Philosophiekonzept- nämlich jenes der Philosophie als Lebenskunst und Selbstsorge - wieder in Umlauf, und zwar als Kritik an der etablierten akademisch- wissenschaftlich definierten Philosophie. Betrachtet man die Philosophie in erster Linie als Lebenskunst, so treten drei Fragen in den Mittelpunkt:

Wie soll man leben? Was soll man tun? Wie könnte man leben?

Während die erste Frage nicht nur in einem hervorragend komischen Roman von Thomas Glavinic behandelt wird, der auf diesem Weg empfohlen werden soll, sondern vorallem in der Antike kursiert, stellt sich die zweite Frage eher in der Moderne. Letztere beschäftigt vor allem Nietsche, Wittgenstein, Sartre und Foucault.

In der Antike richtet sich die Frage danach, wie ein philosophisches Leben auszusehen hat. Es geht einher mit dem Streben nach innerem Frieden, Freiheit und einem kosmischen Bewusstsein. Erlangt werden können diese Zustände, die sich vorallem durch die Furchtlosigkeit vor dem Tod oder den Göttern äußern, durch eine Lebensart der Weisheit und dem Selbstverständnis, Teil einer höheren, einer kosmologischen Ordnung zu sein. Vorallem dieses Bewusstsein, selbst nur ein Teil einer höheren Ordnung zu sein, ist nicht nur für den Platonismus, sondern auch für Aristoteles, die Epikureer und die Stoiker der wichtigste und größte Schritt in Richtung Seelenfrieden. Des Weiteren betont vor allem Plato das Streben nach dem Guten (und also nach dem Wahren). Aristoteles hingegen sieht ein geistiges (intellektuelles ?) Leben vor, während die Epikureer das Verharren in der Gegenwart als Lustprinzip und Weg zum Frieden erkennen.

Dieser Seelenfrieden ist allerdings keineswegs eine theoretische Frage, die durch theoretisches Wissen gelöst werden kann. Vielmehr geht es um asketische oder meditative Übungen, also um eine Praxis, die auf Training, Abhärtung sowie körperlicher und geistiger Pflege des Selbst, ausgerichtet ist. Auch theoretisches Wissen bzw. theoretische Fragen und Schwierigkeiten gehen einher mit einem maßvollen Verhalten. Denn selbst das theoretische Gelingen oder Erkennen gewisser Tatsachen verspricht letztlich persönliches Glück und ist somit eng mit der Praxis, die auf dasselbe abzielt, verbunden.

Epiktet, ein römischer Stoiker, erkannte im philosophischen Studium einen pädagogischen Zweck: so hatte das Studium der Physik den Zweck der körperlich- trieblichen Disziplinierung, während das Studium der Logik eine Disziplinierung des Denkens, und schließlich die ethische Auseinandersetzung die Kontrolle der eigenen Absichten, versprach.

Im Mittelalter verliert sich der Bezug von Selbstsorge und Philosophie aufgrund der christlichen Kirche. So werden die asketischen Übungen einerseits Teil des klösterlichen, klerikalen Lebens, während die Philosophie als akademisches Gebiet in der Scholastik zur beweiskräftigen Stütze theologischer Schriften verwendet wird. Resultat ist letztendlich der Bruch von der Philosophie als Lebenslehre und der Philosophie als akademische Disziplin, die vorher noch gemeinsam auftraten. Foucault schließlich erkennt denselben Bruch mit Rene Descartes endgültig als vollzogen, da Descartes das Subjekt als Cogito - und somit als rein epistemisches Bewusstsein - der materiellen Welt entgegensetzt.

Allerdings treten Elemente der philosophischen Selbstsorge innerhalb der europäischen Geistesgeschichte immer wieder auf, so bei Kant als "Pflichten gegen sich selbst", bei Kierkegaard, oder bei Emerson.

Nietzsche schließlich ersetzt die Frage "Wie man leben soll" durch die Frage "Wie man leben könnte", indem er jeglichen antiken Transzendenzbezug kritisiert und den Tod Gottes postuliert.


Laura Aricochi

Protokoll zur Ring-VO am 17.12.2009 Logik und Gottesbeweise

Frau Prof. Ramharter beginnt ihre Vorlesung mit der Frage was Logik eigentlich ist. Und positioniert Logik in der Wissenschaft. Es gibt Logik in der Philosophie und Logik in der Mathematik, welche viele Überschneidungen aber auch Unterschiede haben. Die Wurzeln der Logik sind gemeinsam. Logik kann als ein Element was Wissenschaft ausmachen kann gesehen werden, aber bis zu welchem Grad ist eine Wissenschaft eigentlich eine Wissenschaft? Der Wiener Kreis sagt dazu, dass Logik eine methodische Vorgabe der Wissenschaft ist. Und an dieser Stelle geht sie zur Frage über, inwiefern Gottesbeweise durch Logik einen wissenschaftlichen Anspruch bekommen können? Beim den klassischen Gottesbeweisen gibt es keine logischen Beweise, heute jedoch ist in Zusammenhang mit dem Gottesbeweis Rolle die Logik ist zentral. Frau Prof. Ramharter hat bis jetzt aber noch keine Definition zur Logik gegeben und das aus dem Grund, dass es gibt keine richtige Definition von Logik gibt und so stellt sie nur einige Versuche dar, die jedoch gescheitert sind: • Logik ist die Lehre von den Denkgesetzen. Doch sind sich da alle einig? Nein, denn das Denkgesetz sollte man in der Logik vermeiden. • Logik ist der Gebrauch des Wortes „Also“, aber auch das ist keine richtige Definition

Nähern wir uns nun den Gottesbeweisen von denen es viele verschiedene gibt: Gottesbeweis von ‚Anselm von Canterbury Gottesbeweis von Thomas von Aquin Gottesbeweis von Descartes Gottesbeweis von Leibniz Gottesbeweis von Gödel

Die ersten vier Leute wollten die Existenz Gottes beweisen, Gödel will das nicht unbedingt, man weiß nicht ob er ernsthaft die Absicht dazu hatte und im 20. Jh. ist es nicht mehr die Absicht, die Existenz Gottes zu beweisen.

Canterbury lebte im 11.Jh. und war Erzbischof von Canterbury Er will ein ontologisches Argument zum Gottesbeweis liefern, welches sich im 2. und 3. Kapitel des „ Proslogion“ findet. 2. Kapitel: er beweist dass Gott existiert. Frau Prof. Ramharter liest es auf Latein vor: es fällt auf dass immer wieder dieselben Worte vorkommen, dadurch will Canterbury mit wenigen Begriffen und einer bestimmten Struktur auskommen. Der Inhalt besagt, dass selbst der der nicht an Gott denkt, muss sagen er hat etwas im Verstand das so ist, dass es das ist worüber nichts Größeres gedacht wird. Dieses kann nicht nur im Verstand sondern muss auch in Wirklichkeit existieren, denn würde es das nicht, dann könnte man ihm die Existenz noch hinzufügen und dies würde ihn noch größer machen, was ein Widerspruch seiner eigenen Definition wäre. 1. Versuch dies darzustellen: es ist nicht der Fall, dass es etwas gibt das größer ist als Gott. Daraus folgt, dass Gott in Wirklichkeit existiert. Daraus kann aber nicht logisch die Existenz bewiesen werden, es bräuchte noch eine Annahme, die uns Anselm aber nicht gibt. Daher erfolgt ein anderer Versuch: 2. Versuch: wodurch wird etwas größer? Indem wir ihm Existenz in Wirklichkeit hinzufügen. Es gibt also Eigenschaft, die Gott nicht hat. Gott ist das worüber nichts Größeres gedacht werden kann und wo ich nichts hinzufügen kann. Daraus folgt dass Gott in Wirklichkeit existiert, weil er alle Eigenschaften, also auch die Eigenschaft zu existieren hat. Das ist eine rein logische Schlussfolgerung und gibt besser wider was Anselm sagt. Es ist aber die schlechtere Theorie. Was kann nicht stimmen an dieser Rekonstruktion? Beweise im Allgemeinen: man muss drauf achten, dass ein Beweis ein Beweis im Rahmen einer bestimmten Theorie ist. Jetzt aber die Gegenfrage: gibt es aber eine Einsicht ohne Theorie? Ja, z.B. intuitive Erkenntnis. Beim Gottesbeweis wäre es ein Wunder (etwas das mich von der Existenz Gottes überzeugt). Aber was ist geschehen mit dem Versuch Wunder zu verstehen? Früher war alles ein Wunder, dann aber in der klassische Theologie kam es zu einer Trennung zwischen Natürlichem, Außernatürlichem (hält sich nicht an die Regelmäßigkeiten der Natur) und Übernatürlichem (von Gott oder Engel bewirkt worden). In der scholastischen Philosophie gab es nur noch einer Trennung zwischen Natürlichem und außernatürlichem. Wunder sollen die Existenz Gottes beweisen, das ist aber problematischer geworden im 17. und 18. Jh, denn es reicht nicht mehr dass etwas übernatürlich ist, auch muss man das Menschenwerk herausfinden können, erkennen ob etwas vom Engel oder vom Teufel gemacht ist? Denn nur was vom Engel gemacht ist, ist auch ein Wunder. Ich erkenne es wenn es mit der Bibel übereinstimmt, d.h. wenn ich das schon vorher wissen muss, brauche ich das Wunder eigentlich nicht mehr, denn das Wunder muss sich so erst selber rechtfertigen durch Gott. Ohne Theorie ist es also schwer eine Einsicht zu gewinnen. Der berühmtester Einwand stammt von Kant: Existenz ist kein reales Prädikat. Wenn ich einer Sache eine Existenz hinzugebe, ändert es nichts an der Sache. Anselm sieht das aber offensichtlich anders. Das Problem mit der Existenz in diesen Zusammenhang ist, dass wenn das funktionieren würde, könnte man aus etwas rein Begrifflichem die Existenz von etwas zeigen. In der Physik kann Existenz errechnet werden, warum also nicht bei Gott? Die Physiker gehen von Existenz von anderen Teilchen aus und schließen daraus eine neue Existenz. Braucht Gottesbeweis also auch etwas das bereits gegeben ist? Wenn man es machen will wie die Physiker, also die Existenz ausrechnen, dann bracht es das. Totalität: spezifisch für Mathematik. Wenn man es mit unendlich vielen Dingen zu tun hat, ist es nicht einfach die Gesamtheit zu nennen. Wodurch wird Gesamtheit gewährleistet? Was stellt sie her? Nehmen wir den Anselm scher Gottesbeweis: Gott ist das worüber nichts Größeres gedacht werden kann. Ich füge dem hinzu dass das so ist, dann habe ich es größer gemacht. Es gibt also keine Gesamtheit. Man kann nicht von Totalität sprechen wenn man es nicht mit unendlich vielen Dingen zu tun hat. Der Beweis von Anselm ist ein indirekter Beweis, also wenn ich das Gegenteil annehme von dem was ich sagen will und so zeige, dass es zu Widersprüchen führt. Also Gott existiert nicht, kann nicht sein, also muss er existieren. Diese Art von Beweis ist bei der Existenz ein gewisses Problem: es gibt eine Zahl mit einer bestimmten Eigenschaft. Indirekt würde das bedeuten: es gibt keine Zahl die diese gewissen Eigenschaft nicht hat. Was weiß ich? Dass es sie geben muss, weil ich einen Widerspruch bekommen habe, aber sonst weiß ich nichts über die Zahl, ich hab keine Ahnung was sie ist, ich weiß nur dass es sie geben muss. Diesen Existenzbegriff kann man nicht akzeptieren. Unterscheidung von deduktiven und induktiven Beweisen: • Deduktiv: aus gegebenen Annahmen folgt logisch etwas anderes • Induktiv: ich beobachte etwas oft genug und schließe daraus dass etwas so sein muss, finde möglichst viele Indizien dafür dass etwas so ist wie es ist. Standpunkt von Anselm: er nennt viele Gründe warum es Gott gibt, aber unbefriedigend, will also 1 Argument finden dass es Gott gibt, folglich deduktiv daraus schließen dass es Gott gibt. Deduktiver Beweis ist der höchste Beweis. Kann Logik aber etwas herausfinden? Kommt man nicht nur auf etwas, das man schon gewusst hat? Auch die aristotelische Logik ist nicht etwas wo man etwas Neues findet, es ist nur eine Art Kanon wie man das Denken beschreiben kann. Bei Anselm ist dies aber anders: Logik wird dazu verwendet, etwas Neues herauszufinden. Im nächsten Kapitel beweist er dass man gar nicht denken kann, dass er nicht existiert, er existiert also notwendig. So beweist er die Existenz.

Interesse an Gottesbeweisen in 2 Arten von Interessenslagen: 1. Was beweist der Beweis 2. Wie beweist der Beweis etwas? Zum Schluss stellt Frau Prof. Ramharter noch eine eigene These vor, wie eine Idee für eine philosophische Fragestellung entstehen kann: Ein Interesse an Beweisen bei denen man von vorneherein weiß dass das was sie beweisen falsch ist, oder man geht zumindest davon aus, man sich aber trotzdem dafür interessiert, ist ein sehr junges Phänomen.


Laura Aricochi 2

Protokoll zur Ring-VO am 07.01.2010

Philosophie als Lebenskunst und Selbstsorge von der Antike bis Michel Foucault

In den letzten Jahren Philosophie als Lebenskunst wiederbelebt worden. Philosophie als Lebenskunst und Selbstsorge richtet sich gegen die akademische Definition von Philosophie. Es geht hier um drei Fragen: • Wie soll man leben? • Was soll man tun? • Wie könnte man leben? Zuerst versucht er die 3 Fragen genauer zu erklären. Die ersten beiden Fragen scheinen eigentlich dasselbe zu bedeuten und doch gibt es einen Unterschied. In der 1.Frage (Antike) geht es um die Anpassung an die kosmische Ordnung. Die Antike Gesellschaft war eine Sklavengesellschaft, Unterdrückung der Frau, das Konzept der Selbstsorge betrifft also nur die Männer. In der Neuzeit hat sich die Rolle des Individuums in der Gesellschaft jedoch stark geändert, das Individuum steht als Einzelner vor Gott, das Leben wird mehr zu einer Privatsache und es geht nicht mehr um den Platz in der kosmischen Ordnung sondern darum was meine Pflichten in der Gesellschaft und gegenüber Gott sind, also was soll man tun. Die 3. Frage ist eine die jeder Mensch sich stellt: was wäre gewesen wenn? Was hätte ich besser machen können? Also, wie könnte man am besten leben? Nietzsche hat die Frage zum ersten mal eingebracht mit der Frage nach dem Tod Gottes (Also sprach Zarathustra), die für die Kritik an Transzendenz steht, für das Unbewusste, für alle Strukturen die dem Individuum von vorne herein vorgeben wie es zu leben hat. Jede Form von Transzendenz ist für Nietzsche selbst erfunden, ist nur Fiktion. Diese Ablehnung ist die Voraussetzung für die Frage wie ich leben könnte. Fragen sind Zeichen für einen schwachen Willen. Auch Sartre stellt die Fragen wie man leben könnte, denn er schreibt, dass wenn Gott nicht existiert sind wir alleine, finden keine Werte. Beim Menschen geht die Existenz der Essenz voraus, d.h. der Mensch entscheidet selber. Es braucht aktive Kräfte um etwas Neues zu schaffen und dass sich Individuen entfalten können und nicht reaktive wie die Kirche in Bezug auf die Sexualität, die sie versucht sie zu verbieten, zu bestrafen zu verhindern (z.B. Homosexualität). Deshalb sieht Nietzsche den Tod Gottes als etwas Positives. Antike: Wie hat ein philosophisches Leben auszusehen? Das Erreichen des kosmischen Bewusstseins und eines maßvollen und guten Lebens ist eine Sache geistiger und körperlicher Übung durch den Dialog mit einem Meister (askesis bedeutet etwas exakt betreiben, also eine lebenslange Praxis in diesem Fall) Bei Platon ging es um den Begriff des Guten: Streben nach dem Gutem ist für Platon ein Streben nach Wahrheit. Das was Platon das Sein nennt, ist die Idee, die getrennt ist von der empirischen Welt, doch trotz dieser Trennung ist das Wesen der Dinge in diesen Ideen enthalten. Z.B. ein Pferd ist nur ein Pferd weil es Teil hat an der Idee der Pferdheit, also das was das Pferd ausmacht. Jedes Ding hat eine eigene Idee. Man er kennt hier eine philosophische Abwertung der empirischen Welt, denn Körper sind vergänglich. Das Gute ist auch eine Idee, es ist die Idee der Idee, also der Ursprung aller anderen Idee. Der Mensch kann nur im Licht des Guten die Ideen selbst erkennen und Erkenntnis ist die Schau der Ideen. Im Phaidon schreibt er, dass alle wahrnehmbaren Dingen danach streben zu sein wie ihre Urbilder (Ideen) und wenn wir die Idee zu erfassen suchen, dann versuchen wir das Gute zu erfassen. Aristoteles hat Platon oft widersprochen. Für Platon ist der Körper der Kerker der Seele, er trennt die beiden. Aristoteles jedoch sagt, dass die Seele die Form des jeweiligen Körpers ist, er trennt die beiden nicht und Seelenwanderung gibt es für ihn im Gegensatz zu Platon auch nicht. Was bleibt ist die enge Bindung an das Gute. Zusammenhang Selbstsorge und die Forderung „Erkenne dich selbst“: Platon greift das „Erkenne dich selbst“ auf in einem Dialog. Es bedeutet sei dir bewusst dass du nicht Gott bist und er bindet es sehr eng an die Frage der Sorge um sich selbst. Könnte man das Selbst finden, dann könnten wir auch finden was wir selbst sind. Ich muss mich selbst erkennen um für mich selbst sorgen zu können. Doch wie kann man das Selbst finden? Selbstsorge ist eine Reflexion, man wendet sich auf sich selbst zurück, d.h. Selbstsorge führt zu Selbsterkenntnis. Es gibt einen Unterschied zwischen Platon und Marc Aurel und Seneca. Dort erfolgt die Selbsterkenntnis durch Wesen von außen, z.B. Tagebuchaufzeichnungen, denn dadurch kann man den eigenen Alltag genau beobachten und dies führt zu Selbstsorge und dann weiter zu Selbsterkenntnis 3 Maximeder Arbeit an einem selbst bei Marc Aurel: • Zuhören können (es gibt eigene Körperhaltungen) und wie man sich etwas merkt • Schreiben können (man soll täglich Gedanken und Ereignisse aufzuschreiben) • Reflexion haben um sich wichtige Ereignisse merken zu können Sokrates hat die „Hebammenmethode“ praktiziert, wo er Begriffe ohne Ergebnis erläutert hat, da er auch ablehnte sie zu wissen, denn „ich weiß, dass ich nichts weiß“. Er kam aber zum Resultat, dass die Menschen ihr Leben ändern mussten durch Meditation und Askesis. Das askesische Element ist für Sokrates nicht so relevant, erst im Hellenismus nimmt es eine stärkere Rolle an. Selbsterkenntnis ist nicht eine Selbstentzifferung, unser Leben ist auch nicht ein Symptom des Unbewussten. All das ist der Antike nämlich fremd und es gibt auch nicht Wahrheiten die nur speziell für jemanden gelten, sondern es sind Wahrheiten die die ganze Gesellschaft betreffen. Damit der Einzelne sich ändern kann muss er sich selber seine Regeln und Bedürfnisse in Beziehung setzen zu diesen Wahrheiten. Klaus Puhl schließt mit einer kurzen Einführung in die nächste Vorlesung ab, es wird um die Neuzeit gehen.

Gerald Lederer I

Prof. Ramharter: Logik und Gottesbeweise

Amüsant zuvorderst, dass nicht nur ich und mein interessierter Sitznachbar in der Vorlesung, sondern auch Herr Göllner das Kreuz bemerkte, dass Frau Ramharter während ihres Vortrages schmückte. Amüsant in diesem Zusammenhang vorallem die Macht der Symbole, innerhalb derer wir uns bewegen, die unser Denken formen und tragen, beeinflussen und bevorurteilen: nicht nur Herr Göllner zieht einen Schluss aus diesem Symbol, auch mein Sitznachbar und ich waren inkonsequent genug, um jene Aufmerksamkeit, die dem Vortrag hätte gelten sollen, für Diskussionen über das Verhältnis von Glauben und Wissenschaft während des Vortrages zu verpuffen, die - der Sache gemäß - ins Nichts führten. Nichtsdestoweniger war nicht nur die Diskussion - wenn auch in der Sache selbstverständlich ergebnislos - interessant, sondern auch der Vortrag, oder das, was ich davon mitnehmen konnte.

Zur Vorlesung:

Frau Prof. Ramharter beginnt ihren Vortrag mit der Frage, was Logik eigentlich sei. Eine Definition von Logik bietet sie nicht an, begründet diesen Ansatz allerdings damit, dass jegliche bisherige Definition fehler- oder lückenhaft sei. Weiters spricht sie ein wenig über die der Logik eigenen Notation, erklärt die der Logik und Normalsprache notwendigen "Etwas- über Etwas" - Relation, die eine Aussage erst möglich macht, erklärt also, dass ein Prädikat (ein Etwas), nötig ist, dass notwendigerweise einem Objekt (dem anderen Etwas) zukommen muss. Dieses Prädikat enthält nun die Möglichkeit, ein- oder zweistellig zu sein, insofern die Objekte, welchen das Prädikat zukommen, einmal aktiv, und einmal passiv sind: Martin (Objekt1) liebt Heidi (Objekt2).

Der Gottesbeweis:

Eingangs die Feststellung der Professorin, es gäbe mehrere Möglichkeiten, einen derartigen Beweis aufzustellen, und auch faktisch gibt es je nach Autor und Zeit innerhalb der europäischen Geistesgeschichte divergierende Versuche:

Thomas von Acquin, der in seiner "Summa Theologica" die "quinque viae" beschreibt, Rene Descarts und Leibniz wollen in ihren Beweisen jeweils die Existenz Gottes Beweisen, während Gödel - so Prof. Ramharter - unter Umständen nur das Leibnizsche Argument bestmöglich nachstellen wollte.

Anselm von Canterbury hingegen lieferte ein sogenanntes ontologisches Argument, das heißt, Anselm wollte zeigen, dass der Schluss von dem Begriff "Gott" auf die Existenz Gottes ein logisch korrekter sei.

Dieser Gottesbeweis ist es auch, den uns Frau Prof. Ramharter näherlegen möchte. Das ontologische Argument Anselms findet sich im zweiten und dritten Kapitel des "Proslogion". So wird im zweiten Kapitel "bewiesen", dass Gott existiert und schließlich im dritten Kapitel, dass die Nichtexistenz Gottes gar nicht gedacht werden kann.

Definiert sieht dieser Beweis aus wie folgt:

Gott existiert im Verstand als das, worüber nichts Größeres mehr gedacht werden kann --> daraus folgt, dass Gott in Wirklichkeit existieren muss, denn sonst würde sich in der Wirklichkeit etwas hinzudenken lassen und es wäre größer als das, worüber nichts Größeres mehr gedacht werden kann.

Es handelt sich um einen indirekten Beweis, das heißt, Anselm nimmt das Gegenteil von dem an, was er zeigen möchte und zeigt, dass es in einem logischen Widerspruch endet.

Dieser Beweis funktioniert nun nach Prof. Ramharter tatsächlich, allerdings nur innerhalb einer Theorie, die selbst wieder falsch sein kann.

Die weitere Vorlesung, die sich mit methodologischen Aspekten und Problemen der Logik und Wissenschaft auseinandersetzt, wird zusehends schwammiger und in Verständnisdingen schwieriger. So führt ein kurzer Exkurs zum Über- und Außernatürlichen - also Begriffen, die im Mittelalter nötig waren, um gewisse Dinge zu erklären -, und schließlich zu Bacon, der feststellt, dass Außernatürlichkeit eigentlich kein Begriff sei, sondern ein Fehler innerhalb unserer Naturgesetze, die demnach zu ändern sind. Alles also, was außernatürlich zu sein scheint, ist viel mehr eine Lücke unserer Naturgesetze, sodass bei Nachbesserung derselben das Außernatürliche als natürlich erklärt werden kann.

Auch ein Einwand von Immanuel Kant hinsichtlich Anselms Beweis wird vorgestellt, der darauf abzielt zu zeigen, dass Existenz eigentlich kein Prädikat sei, das jemandem zukommen kann, da die Feststellung "Gerald existiert" und das bloße aufschreiben von dem Objekt "Gerald" logisch betrachtet dasselbe bedeuten. Es ändert an der Sache nichts: das Aufschreiben des Objektes impliziert bereits, dass dieses Objekt auch existiert. Dies scheint mir persönlich allerdings ein schwacher Einwand zu sein, denn genau dies will Anselm nach meinem Verständnis auch zeigen. So mag vielleicht ein methodologischer Fehler unterliegen, allerdings würde, wenn Kant hiermit Recht hat, ohnehin alles existieren, was sich begrifflich ausdrücken lässt. Ganz abgesehen davon, dass wir heute wissen, wie problematisch und falsch diese Auffassung ist, würde es Anselms Beweis doch eher stärken als schwächen.

Zum Abschluss ein kleiner Exkurs in die Physik, die ähnlich verfährt wie der Gottesbeweis: es wird von einem Teilchen auf weitere Teilchen geschlossen, die als Postulat erst nachgewiesen werden müssen, auch ihnen wird also Existenz als eine Eigenschaft zugeschrieben, die erst im Nachhinein nachgewiesen werden muss.

Aufgrund der oben genannten Schwierigkeiten kommen wir schließlich noch zur Frage, wie wir etwas beweisen können bzw. ob wir überhaupt etwas Neues beweisen können. Die methodische Frage hierzu wäre die Frage ob deduktive Beweise - also Beweise, die mit einem zwingenden Grund etwas vom Grund verschiedenes beweisen-, oder induktive Beweise - die mithilfe von verschiedenen Beispielen ein Konkretes beweisen -, verwendet werden.

Ob nun Frau Prof. Ramharters Kreuz beweiskräftig ist oder nicht, ob Gott eine Frage der Wissenschaft sein kann, und ob Außernatürliches tatsächlich nur Lücken unserer Naturgesetze sind, muss auch nach längeren Diskussionen mit meinem Sitznachbaren sowie der jetzt stattgefundenen Rekapitulation der Vorlesung als ein Thema abgetan werden, dass meinen - und aller Wahrscheinlichkeit nach den menschlichen - Horizont überschreitet. Bedauerlicherweise.

Konstanze Renatus-Messmer II

Ring-VO vom 07.01.2010 - Prof. Puhl

Thema: „Selbstkunst und Selbstsorge“ von der Antike bis zur Neuzeit.

Die Frage nach der „Sorge um sich selbst“ veränderte sich weitgehend in der Philosophiegeschichte in Theorie und Praxis, Interpretation und Applikation. Wichtige Diskussionspunkte in der Antike, von Sokrates und Platon in ihren Schriften häufig diskutiert, gerieten bis zur Neuzeit in Vergessenheit. Erst in den letzten zwanzig Jahren kam es zur „Wiederbelebung“, wobei „Lebenskunst“ in der Philosophie thematisch getrennt wurde von der akademisch gesehenen Ethik. In der Antike waren folgende Fragen Grundlage der Diskussion:

o Wie soll ich leben?

o Was soll ich tun?

o Wie könnte man leben?

Einschränkend galt, dass in der Antike Sklaven und Frauen bei derlei Betrachtungen nicht vorkamen, sondern nur die Männer in der Gesellschaft. Für die Frage „Wie soll ich leben?“ zählten gesellschaftliche Strukturen, die in Ordnung, Normen, Prinzipien ihre Maxime fanden. Der Platz des Mannes in der Gesellschaft und sein Status waren erstrebenswert.

Zur zweiten Frage „Was soll ich tun?“ fanden sich in Platons Schriften genaue Anweisungen, die sich auf das kosmische Bewusstsein und dem Streben zum Guten bezogen. Durch Askesis und Meditation wurden Geist und Körper gepflegt. Meditation beinhaltete geistige Übungen und den Dialog mit einem Meister im sokratischen Gespräch. Askesis fand man in der Abhärtung des Körpers und bei regelmäßigen Übungen. Beides war im „Dienste der Arbeit auf sich selbst und ein maßvolles, gutes Leben“ ausgerichtet. Bei den Stoikern wurde die Theorie der Praxis untergeordnet. Platons Ideenlehre begründete den Begriff des Guten, das Streben nach Wahrheit und Gutem in einer dualistischen Weltsicht als angestrebte Lebensform. Das Sein als Idee, Form, Urbild wird zum Ideenhimmel, getrennt von der empirischen Welt. Das Wesen der Dinge ist enthalten in den Ideen, jedes Ding hat eine Idee. Der Körper ist sekundär, nur Raum und Zeit haben Priorität. Die einzelne Idee ist Ziel und Ursprung aller Ideen, Erkenntnis wichtiger als Erfahrung, die Show der Ideen wird zur Maxime, nichts Neues gibt es in der Welt, nur die reine Erinnerung aus der Seele. Platon trennte strikt zwischen Körper und Seele, Seelenwanderungen waren für ihn real. Nachschriften seiner Thesen findet man im „Phaidon“.

Aristoteles, Platons Schüler, widersprach und idealisierte die Idee als Form der Dinge, vollzog aber keine Trennung zwischen Körper und Seele. Die Einzigartigkeit der Seele in der Form des Körpers war seine These. Platons enge Bindung der Theoria an das Gute wurde beibehalten.

Die großen Fragen/Thesen/Sätze der Antike zur „Selbstsorge“ waren:

o Sei dir bewusst, dass du nicht Gott bist.

o Wie kann man das Selbst finden?

o Selbstsorge führt zur Selbsterkenntnis.

o Selbsterkenntnisgewinn findet man durch Zuhören, Einbezug von äußerem Wissen, Merkfähigkeit, Niederschriften, Tagebuchaufzeichnungen, regelmäßige Reflexion

Marc Aurel und Seneca führten präzise Tagebuchaufzeichnungen und reflektierten schriftlich ihr Leben. Diese Methode wurde in der Antike als lebenslange Ausbildung verstanden, eine Aufmerksamkeitstechnik, die durch ihre Detailgenauigkeit in der Beobachtung des Alltags, zu Selbstsorge und Selbsterkenntnis führte. Der Zusammenhang zwischen beiden Begriffen ist die Erfahrung von äußeren Details in Relation mit der Theorie. Das Resultat ist Veränderung.

Im „Kratylos“ wird Sokrates „Hebammenmethode“ erläutert. Dabei werden Begriffe ohne Ergebnis erläutert, da auch Sokrates es ablehnt, sie zu wissen, „ich weiß, dass ich nichts weiß.“

Das Resultat Sokrates und seiner Anhänger war die Erkenntnis, dass die Menschen ihr Leben ändern sollten durch Meditation und Askesis. Die Meditation war auch die Vorbereitung auf den Tod. Da der Tod außerhalb des Lebens war, konnte er nicht ängstigen. Im späteren Hellenismus wurde besonders auf das asketische Element Wert gelegt.

In der Antike gab es keine Selbstentzifferung, keine spezifischen sondern nur allgemeine Wahrheiten. Im Hellenismus etablierten sich die Wahrheiten in der Gesellschaft, sie wurden durch persönliche Wahrheiten erweitert.

In der Neuzeit wurde bei der Frage „Wie könnte man leben?“ bereits zwischen einer kontinentalen Philosophie, als Vertreter z.B. Heidegger und Foucault, und der analytischen Philosophie, die vor allem Anhänger im angelsächsischen Raum fand, unterschieden. Die Vertreter der kontinentalen Philosophie nahmen die Frage sehr ernst, während die analytischen Philosophen darin eine „Scheinfrage“ sahen, die nicht mit ihrer Theorie der Sprache, Erkenntnis und Wissenschaft beantwortet werden konnte.

Bei der Frage „Wie soll ich leben?“ kam es, bedingt durch die Demokratisierung der Gesellschaft, dazu, dass jeder als Einzelsubjekt/Einzelner vor Gott gesehen wurde – eine neue Erkenntnisgrundlage. Wichtigste Frage war: „Was will Gott von mir?“, die in den Sittengesetzen Kants gipfelte. Die Frage „Wie soll ich leben?“ ging in die Frage „Was soll ich tun?“ über, die Pflichten gegenüber der Gesellschaft und Gott wurden zur wichtigsten Aufgabe.

Auch Nietzsche setzte sich im „Zarathustra“ mit der Frage „Wie kann man leben?“ auseinander. In seiner Metapher „Über den Tod Gottes“ kommt es zur Kritik an jeder Art des transzendenten Bezugs. Als Vertreter des Immantenismus, gibt es weder einen „Vater über ihm“ noch akzeptiert er Vorgaben und Strukturen ohne praktischen Lebens-/Alltagsbezug. Für ihn gibt es nur eine menschliche Welt, er lehnt Fiktion ab. Seine Maxime, das Leben und seine Möglichkeiten auszureizen, werden von Sartre geteilt. Fragen sind Zeichen für einen schwachen Willen. Nur eine aktive Kraft schafft Neues, reaktive Kraft neutralisiert aktive Kräfte wie die Religion mit ihren Einschränkungen auf die Sexualität. Sexualität, als aktive und kreative Kraft, hat kein Gewissen, kennt keine Grenzen. Nietzsche kritisiert die Kirchen, die die Sexualität funktionalisieren, kanalisieren, verbieten, bestrafen und verhindern. Die Entfaltung des Individuums und seiner aktiven Kraft wird behindert. Nietzsche begrüßt den Tod Gottes, da dadurch für alles Transzendentale steht, Auch Hegel sieht im Tod Gottes, die Möglichkeit Höheres aufzugeben. Frage für IK: Lebenskunst vs. Akademische Ethik – Widerspruch oder Ganzheitliches Denken?

Konstanze Renatus-Messmer

Ring-VO Frau Prof. Ramharter 17.12.2009

Die Thematik in verkürzter Form (1h) beinhaltete den “Gottesbeweis nach Anselm von Canterbury“. Grundlage dazu war die Frage nach der Logik als Wissenschaft.

Logik ist als Einzeldisziplin und zusätzlich als „Werkzeug“ in den Wissenschaften Mathematik und Philosophie zu sehen. Es wurde hierzu auf den „Wiener Kreis“ verwiesen, Thema - „Logik als Wissenschaftlichkeit“. Logik ist die Lehre von den Denkgesetzen, eine genaue Definition wurde von der Vortragenden abgelehnt.

Gottesbeweise verweisen auf einen wissenschaftlichen Anspruch. Für eine Versuchsanordnung dazu sind verschiedene Ansätze möglich:

• Frage: „nein“ – da Logik kein Denkgesetz

• „also“-Wort

• nach John Lock in der „Anatomie des Denkens“

• im deduktiven Denken

Durch eine bestimmte Schreibweise für Logik ist es möglich, den Gottesbeweis wissenschaftlich zu interpretieren und damit zu beweisen, indem, nach Festlegung der logischen Regeln von Bestimmung und Reihenfolge der Komponenten, der sinngemäße Bezug von Teilen der Aussage aufeinander, nach logischen Gesichtspunkten entsprechend verallgemeinert wird. Durch die Verallgemeinerung ergibt sich ein wissenschaftlicher Beweis bzw. der wissenschaftliche Anspruch einer Aussage.

Das Thema der Gottesbeweise hat eine historische Bandbreite in Interpretation und Argumentation. Anselm von Canterbury versuchte mit Hilfe des ontologischen Arguments die Existenz Gottes zu beweisen, genau wie Thomas von Aquin. Descartes bediente sich der moderneren Form, indem er aus der Verlässlichkeit der Dinge auf die Existenz Gottes schloss.

Die Philosophen Leibniz und Göbel, dessen Ansichten sehr prominent sind, verfolgten in ihren „Gottesbeweisen“ verschiedene Absichten und bezogen sich nicht ausschließlich auf die Existenz Gottes.

Anselm von Canterbury verfolgte die Modellogik, in der die Existenz Gottes, bedingt durch das Nicht-Denken von Gott und den Umkehrschluss daraus, dass Gottes Nichtexistenz nicht gedacht werden kann, wiederum die Notwendigkeit der Existenz Gottes beweist.

Anselm benötigte in seinem lateinischen „Gottesbeweis“-Text nur wenige Wörter, die er immer wieder im entsprechenden Muster aufeinander in ihrer Beweisbarkeit bezog.

Ist die Existenz Gottes im Verstand wirklich, so existiert sie in Wirklichkeit und wird durch die hinzugefügte Wirklichkeit immer größer. Diese Prädikatenlogik verfolgt mehrere Stufen und schafft dadurch eine bessere Rekonstruktion, wenn auch eine „schlechtere Theorie“. Dadurch dass in der 1. Stufe der Prädikatenlogik angenommen wird, dass die Wirklichkeit größer ist als eine Relation, muss in Stufe 2 daraus gefolgert werden, dass es etwas gibt, welches Eigenschaften hat, die die Wirklichkeit überschreiten. Daraus folgt logisch die Existenz Gottes aus der Definition Gottes. Dieser logische Beweis ist jedoch immer im Rahmen einer bestimmten Theorie, folglich die Rahmenbedingungen werden vor dem Beweis festgelegt und können kritisch hinterfragt werden

Im zweiten Teil der Vorlesung stellte sich die Frage: Gibt es alternative Formen für Einsicht?

1. Wunder Ausgehend von der Frage: „Was für ein Wunder?“ unterscheiden sie sich in: Wunder der Natur, außernatürliche Wunder, heißt außerhalb des Gebräuchlichen (z.B. Magnetismus) und übernatürliche Wunder, z.B. Engel. Das Wunder wurde von allem „Menschlichem“ gefiltert. Stimmte es sodann mit der Bibel überein und rechtfertigte sich somit selber, ist es ein Wunder und wurde einem der Kategorien zugeordnet. Ein Rahmen, in diesem Fall die Bibel, wird vorausgesetzt. Francis Bacon sah außernatürliche Wunder als eine Auflösung der Naturgesetze an und hielt sie nicht für möglich. In seiner Theorie müssen die Naturgesetze zuerst modifiziert werden, um Phänomene verstehen und erklären zu können.

2. Existenz Ausgehend von der Urerklärung der Philosophie, ist die Existenz kein Prädikat, sondern wird als „existiert“ vorausgesetzt. Die Frage die sich aber stellt, ist die Frage nach ihren Ausprägungen. Welche Existenz ist vorgegeben? Die Existenz des Verstandes, der Wirklichkeit oder des Begriffes? Gibt es eine Spezifikation von Existenz?

Für Kant war Existenz kein reales Prädikat. Für Anselm v. Canterbury war es ein „Anderes“. Aus diesem Unterschied ergab sich eine Problematik. In der Physik ist die Existenz von Teilchen vorgegeben und daraus folgernd schließt man auf „Andere“. So kommt es zu einer Teilchenberechnung im Vergleich zur Existenzberechnung. Beim Gottesbeweis muss folglich auch schon „etwas“ existieren.

3. Totalitäten Bei diesem Ansatz, etwas „hinzufügen“ um es damit „größer“ zu machen, wird es schwierig, denn es müssen unendlich viele Dinge hinzugefügt werden.

4. Indirekter Beweis Dabei wird vom Widerspruch „ohne Wissen“ auf den indirekten Beweis „es muss sie geben“ geschlossen. Dieser Gedankenansatz wird von Mathematikern nicht akzeptiert.

5. Deduktiver/induktiver Beweis Es wird zwischen der logischen Folgerung und den vielen Beweisen unterschieden. Anselm teilt die scholastische Schullogik.

6. Logische Beweise Die Logik Aristoteles, wonach es keine neuen Erkenntnisse gibt, wurde von Anselm durch die neuen Erkenntnisse „seiner Logik“ weiterentwickelt.

7. Ästhetischer Aspekt Die Rechtfertigung durch den „schönen Beweis“ ist in der Mathematik gebräuchlich, ein schöner Beweis, d.h. ein schönes Argument ersetzt viele Argumente, akzeptiert.

Das Interesse an „Gottesbeweisen“ ist seit den 50-er Jahren wieder gestiegen, wobei sich die Intention geändert hat. War Anselm v. C. noch mit der Aussage „Was der Beweis beweist“ zufrieden, so wird aktuell mehr nach dem „Wie der Beweis beweist“ geforscht. Ein Interesse an „falschen Beweisen“ und ihre Aufdeckung verstärkte sich im 20. Jh.

Die Vorlesung hat einen ersten Einblick in das Fach „Logik“ vermittelt und die Vielfältigkeit der Thesenansätze und ihrer Problematik im historischen/wissenschaftlichen Sinn verdeutlicht. Hervorzuheben ist sicher der Kernsatz bei allen Überlegungen, die Festlegung eines RAHMENS für die Beweisführung und damit ein unvollständiger, wenn auch naheliegender, Wahrheitsgehalt aller Beweise.

Ob das Interesse der Aufdeckung von „falschen Beweisen“ im 20. Jh. eine Kritik an den historischen Methoden der Logik oder eine moderne Weiterentwicklung der Logik ist, wäre ein interessanter Diskussionspunkt für die nächste Übung.


Tobias Göllner

Anselms Gottesbeweis und die Logik Vortragende: Frau Ramharter


Stil:


Wir waren hierbei wieder mit einer „klassischen“ Powerpoint Präsentation konfrontiert. Die Präsentation half der Gliederung des Vortrages folgen zu können. Ich möchte hierbei nocheinmal anmerken, dass mir die Präsentationsart von Hrachovec besser gefiel, da sie wesentlich spannender war.

Weiters fand ich es durchaus mutig bei diesem Vortragsthema sich mit einem türkisfarbenen Kreuz um den Hals zu schmücken. Der Vortrag selbst war durchaus sachlich gehalten und versuchte sicherlich objektiv zu bleiben, doch durch diesen Schmuck war die Grundhaltung der Vortragenden klar ersichtlich. Ich schließe hierbei nicht aus, dass ich mich auch vollends irren könnte und Frau Ramharter diesen Schmuck nicht als Symbol sondern wirklich nur als Schmuck getragen hatte.


Inhalt:


Wir erhielten eine kurze, verständliche Einleitung in die Arbeitsweise der Logik. Es lief darauf hinaus das ein zu untersuchender Gegenstand immer „ist“ oder „nicht ist“, „wahr“ oder „falsch“. Gibt es in der Logik auch ein „nicht definiert“? Kann man über soetwas überhaupt logische Aussagen formulieren?

Mir fehlte eine Definition von Gott (vgl. Hrachovec und seine Definition von Bildung), denn „das, worüber nichts größeres gedacht werden kann.“ ist für mich nicht Gott, sondern lediglich das Ende der Fantasie. Außerdem ist wohl bei jedem Menschen ein Unterschied in diesem Begriff, woraus man schließen könnte das bei jedem Menschen Gott unterschiedlich „groß“ oder „mächtig“ ist.


Physik versus Gott: Frau Ramharter sagte uns das man in der Physik manchmal Teilchen postuliert die man erst später oder noch gar nicht nachweisen kann. Man kann diese aber voraussagen wegen den mathematischen Gegebenheiten. In gleicherweise darf man also Gott postulieren und ihn erst später nachweisen. Mein überspitzter Kommentar dazu: Wenn man schon 2000 Jahre an einem Beweis arbeitet, aber immer noch keinen passenden findet, sollte man vielleicht überlegen ob das Postulat ein falsches war.


Psychologie?: Vielleicht sollte man auch noch erwähnen, dass Glauben, Gottesvorstellungen und Religion durchaus einen psychologischen Hintergrund haben, der hierbei gar nicht beleuchtet wurde.

Tobias Göllner II

Stilfrage

Philosophie als Lebenskunst und Selbstsorge von der Antike bis zu Foucault Vortragender: Klaus Puhl


Ich fühlte mich von Beginn an an die ersten beiden Vorträge von Herrn Gotz erinnert. Sowohl Puhl als auch Gotz verzichteten auf eine Powerpoint Präsentation. Ein Umstand der es mir, wie auch bei Gotz, doch erschwerte dem Vortrag gänzlich zu folgen. Anders als bei Gotz jedoch, wurde diesmal nicht in einem Gedankenstrang erzählt sondern es wurden Gedanken formuliert, Einschübe gemacht, Randbemerkungen hinzugefügt und Zitate gebracht. Diese Art kam mir zu Beginn etwas diffus vor und ich habe Zeit gebraucht um mich an die „Sprünge“ zu gewöhnen. Auch fand ich mich, wiederum wie bei Gotz, wartend auf den „Punkt“, die Pointe oder die Kernausage, die nicht kam. Das ist wohl durchaus so gewollt, weil es höchstwahrscheinlich keine Pointe zu diesem Vortrag gibt; seltsamerweise hatte ich doch fieberhaft darauf gewartet, was der Konzentration doch eher abträglich ist. Ich habe lange Zeit darüber nachgedacht wie man so einer Art des Vortrages am besten folgen kann, bin bis dato aber zu keinem befriedigenden Ergebniss gekommen.

Ich möchte eine Parallele zu dem Vortrag von Hrachovec herstellen. Meiner Ansicht nach waren alle drei Vorträge (Gotz, Hrachovec und Puhl), welche die zum Mitdenken animieren sollen. Es wurde fast erzwungen, da wenn man zum „nach“denken begann, man schnell den Faden verlor. Nichtsdestotrotz war der Vortrag von Hrachovec besser gestaltet, da ich ihm gut folgen konnte und vorallem weil ich nach dem Vortrag, durch die Bilder der Präsentation, leichter darüber nachdenken konnte. Mir fielen viele Dinge wieder ein als ich mir die Präsentation zu hause nocheinmal durchgesehen hatte. Ein Aspekt der bei Gotz und Puhl fehlt und mir so die Nachbearbeitung erschwert. Vielleicht ist es auch dieses Mitdenken das einen zu diesem bedinungslosen Glauben und Vertrauen in die Richtigkeit des Vortrages verleitet. Um etwas kritisieren zu können, muss man wohl zuerst über die Frage nachdenken. Zeit die einem im Vortrag selbst fehlt. Wenn man sich in der Nachbearbeitung mit dem Vortrag auseinandersetzt fallen einem vielleicht diese fragwürdigen Punkte nicht mehr ein oder auf.

Es gilt noch anzumerken das Puhl Handouts und Zitatsammlungen im voraus bereitgestellt hat. Dies unterstützt den Vortrag, da man nicht mehr zwingend alles mitschreiben muss. Das Mitnotieren oder gar Mitschreiben während des Vortrages ist eher ungünstig, da man sich bald immer einen Satz hinter dem Vortragenden findet und somit wieder beim „nach“denken ist. Ich persönlich habe bei diesem Vortrag die bereitgestellten Materialen nicht benutzt, da ich von deren Existenz nichts gewusst hatte. Ich werde sie aber sicher nächstes mal adequat benutzen.



Bernhard Zarzer

Beweise allgemein und Gottesbeweise Logik als Element was Wissenschaft ausmacht? → Gottesbeweis durch Logik gerechtfertigt? Logische Element vorhanden – muss herausgehoben werden Was ist Logik? Erster Anatz: Logik ist Lehre von den Denkgesetzen – Frege: „Das wirkliche Denken ist mit den logischen Gesetzen nicht immer im Einklang; ebenso wenig wie das das wirkliche Handeln mit dem Sittengesetz“ => Def. als Denkgesetze ist zu vermeiden Andere Ideen: Logik ist der richtige Gebrauch des Wörtchen „also“ => einseitig John Locke: „Logik ist die Anatomie des Denkens.“ Logik ist die Lehre des deduktiven Schließens.

Logik der Gottesbeweise: Anselm von Canterbury: Ontologisches Argument - Beweis der Existenz Gottes und weiters kann man die Nicht-existenz nicht denken Das Argument: Selbst der, der nicht an Gott glaubt, muss zugeben, dass Gott im Verstand existiert, als das worüber nichts Größeres gedacht werden kann. Dies kann nicht nur im Verstand sein, sondern muss auch in Wirklichkeit existieren. Würde es nicht existieren, könnte man die Existenz in Wirklichkeit noch hinzufügen und würde es damit größer machen. Das ist ein Widerspruch zu dem, dass es ein als ein Nicht-Größeres gedacht wird. Übersetzt... Es ist nicht der Fall, dass es ein x gibt, das größer als Gott ist Annahme: daraus soll logisch folgen, dass Gott existiert ABER: um logisch gültig zu sein, muss es unabhängig von der Wahl eines Repräsentanten sein → fehlt eine weiteres Prämisse – Problem: „größer als“ als Relation zwischen zwei Dingen gesehen, die besagt, dass Ding A eine Eigenschaft mehr als Ding B hat; aus der Definition Gottes sollte sich somit der Beweis der Existenz ergeben anderer Versuch – Was versteht man unter dem „größer als“ genau? Wodurch wird etwas größer? Anselm: indem wir die Eigenschaft der Existenz in Wirklichkeit hinzufügen; Gott ist das worüber nichts Größeres gedacht werden kann = es ist nicht der Fall, dass es eine Eigenschaft gibt, die Gott nicht hat → Gott hat alle Eigenschaften und deshalb auch die der Existenz (falls das eine Eigenschaft ist [und somit auch die der Nicht-Existenz hat ;) ]) ABER: So wurde der Beweis verständlich, ohne der Notwendigkeit weitere Annahmen zu machen, gegeben aber mit einer für Logiker wenig zufriedenstellenden Theorie.

Beweis immer verbunden mit Theorie – z.b. Was ist Wunder? Ein Ereignis, das jemanden von der Existenz Gottes überzeugt - vielleicht auch das Wunder der Natur – später jedoch Einteilung in Außer- , Über-natürliches und Natürliches; mittelalterliche Theologie beschäftigte sich damit, das Außernatürliche (das was nicht der Regel der Natur entspricht) vom Übernatürlichen (von außernatürlichen Instanz, wie z.b. Engel, Gott bewirkt) zu trennen; Scholastische Theologie wollte das Außernatürliche speziell begrifflich vom Natürlichen trennen; 17. und 18. Jh.: Wunder ist jedenfalls außernatürlich; jedoch ist es wichtig zu wissen, ob dies von einem Engel oder Dämon oder auch vom Menschen (vielleicht in Form eines Betrüger) bewirkt wurde; dazu braucht man genaue Kriterien → Kriterium, dass es glaubenskonform bzw. mit der Bibel konform ist; Wenn man aber zuerst von der Korrektheit der Bibel ausgehen muss, ist es gewissermaßen überflüssig ein Wunder, das mich von der Existenz überzeugt, zu erfahren. → Problematik eines gesetzmäßigen Rahmens in dem ein Wunder passen muss Francis Bacon betont speziell, dass Wissenschaft sich der Erfahrung und der Erkenntnis anpasst und nicht umgekehrt oder das Ereignis gar ignoriert werden darf.

Logiker kritisierten an dem Beweis, dass die Existenz kein Prädikat, sondern ein Quantor. Es gibt aber drei Formen der Existenz (die des Begriffs, des Verstands und der Wirklichkeit). Man kann mehrer Quantoren verwenden? Kant meinte, dass Existenz kein reales Prädikat ist. (Wenn ich die Existenz einer Sache dazu erwähne, ändert das nicht wie [und ob] die Sache ist.)

Unterschied zwischen deduktive (gegebene Annahmen – folgt etwas logisch) und induktive (aus der Beobachtung eines sich wiederholenden Ereignis – schließen, dass es immer so ist) Beweise; Anselm hat, basierend auf Induktion, „Indizienbeweise“ geliefert; damit war er unzufrieden – wollte ein schlagendes deduktives Argument

Sophia Mallmann

Ring VO vom 17.12.09; Frau Professor Ramharter "Anselms Gottesbeweis und die Logik...und überhaupt Beweise." 1.Vorbemerkungen zur Logik: Wissenschaften bringen Brot und Ehre. Logik ist heute Teildisziplin der Philosophie, der Mathematik und Werkzeug der Philosophie. Die Wurzeln sind immer dieselben. Logik(u.a.): Wissenschaft--> wissenschaftlich? zum Beispiel im Wiener Kreis (Carnap) Logik(u.a.): Gottesbeweise--> wissenschaftlich? jein, zu Zeiten der "klassischen Beweise" ziemlich ja, heute Keine Definition der Logik: -guter Versuch: Logik ist die Lehre von den Denkgesetzen. Frege sagt, wir sollen es nicht so nennen. -Logik ist die Lehre vom richtigen Gebrauch des Wortes "also". Gottesbeweise: -Anselm von Canterburry (Ontologisches Argument) -Thomas von Aquin (mindestens 5 Gottesbeweise) -Descartes( nicht nur mehr als Selbstzweck; braucht Gott für Verlässlichkeit von Erkenntnissen) -Leibniz Sie alle wollten die Existenz Gottes beweisen. -Gödel (ein zeitlicher, man weiß nicht ob er ernsthaft die Absicht gehabt hat, Gottes Existenz festzustellen) Anselm von Canterburry: Anselms Ontologisches Argument im Proslogies, hier beweist er Gott, später: man kann gar nicht daran denken, dass er nicht existiert- Gott existiert notwenig= Modallogik. Auf lateinisch: Immer dieselben Wörter, eine bestimmte Ordnung; sehr formal. Selbst der Tor muss zugeben, dass Gott im Verstand existiert als das, worüber nichts größeres Gedacht werden kann(selbst der, der nicht an Gott glaubt) Die Existenz Gottes in Wirklichkeit folg nur unter zusätzlichen Annahmen die es bei Anselm nicht gibt. Der Ontologische Gottesbeweis als Bsp. für einen (logischen) Beweis: Ein Beweis ist ein Beweis im Rahmen einer Theorie (Alternative Formen von Einsicht?) Was ist ein Wunder?Unmittelbar von der Existenz Gottes überzeugt; da braucht man keinen Rahmen. Existenz? Es ist keine Eigenschaft, kein Prädikat. Kant:" Existenz ist kein reales Prädikat." Interesse an (Gottes) Beweisen, daran: - Was der Beweis beweist (zur Zeit Anselm überwiegend) - Wie der Beweis beweist (heute überwiegend)


Hamel, Hanna

Vortrag von Dr. Esther Ramharter vom 17.12.09

In ihrem Vortrag vom 17.12. gab Dr. Esther Ramharter einen Einblick in die Logik und in die Position von logischen Beweisen in Geschichte und Gegenwart.

Eine große Schwierigkeit besteht darin, dass sich von „Logik“ keine ordentliche Definition geben lässt. Sie ist sowohl Teilgebiet der Mathematik als auch der Philosophie. Sie ist eine Form des Denkens, aber nicht alles Gedachte kann in formaler Logik ausgedrückt werden.

Zentral war in dem Vortrag von Esther Ramharter die Betrachtung des Gottesbeweises von Anselm. Heute kann man diesen Beweis formal rekonstruieren und damit auch aufdecken, dass er falsch ist. Anselm ging es mit seinem Beweis tatsächlich um das Ergebnis, Gott zu beweisen. Heute interessiert den Betrachter der Inhalt von Anselms Beweis weniger, stattdessen ist die Form, seine Vorgehensweise von Bedeutung.

Aus dem Interesse für das „Wie“ des Beweisens ergeben sich mehrere Fragen:

Welche Bedeutung für die Sache hat die Aussage, dass ein Beweis für die Sache falsch oder richtig ist?

Ist zu jeder Behauptung in irgendeinem logischen System ein Beweis zu finden?

Bleibt die formale Logik der menschlichen Sprache nicht immer unterlegen, da die Logik sie als Meta-Sprache benötigt? Sind logische Denkgesetze eine Grundlage des menschlichen Denkens oder lediglich ein Produkt der Reduktion, um uns die Welt überschaubar zu machen und anzueignen?

Lernen wir bei der Betrachtung von Beweisen etwas über unsere Art, zu denken und dabei womöglich vor allem über die Eingeschränktheit unseres Vermögens, die Welt zu erkennen und zu erklären?

Aus all diesen Fragen kann sich eine Skepsis gegenüber der Logik ergeben, die ihr unterstellt, ein zwar sehr grundlegendes und wahrscheinlich angeborenes. aber doch vereinfachendes System des menschlichen Denkens zu sein, das versucht, zu einem klaren und einsichtigen Ergebnis in einer undurchsichtigen Welt zu kommen. Mit der Logik scheint sich Eindeutigkeit in einer uneindeutigen Umgebung formulieren zu lassen.

Hannah Weinhardt

Zu Ramharter:

Die Vorlesung von Frau Ramharter war gut strukturiert und eine schöne Hinführung zum Thema Logik. Dass die Logik als ein Teilgebiet der Mathematik und der Philosophie bezeichnet wurde, fand ich persönlich sehr ansprechend, weil das impliziert, dass es auch andere Arten der Methodik und des Denkens gibt, mit denen man sich philosophischen und mathematischen Fragestellungen nähern kann. Ästhetisches Empfinden und Intuition wurden als Beispiele für alternative Methoden genannt.

Überhaupt - wie stark sind Wissenschaft und Logik verknüpft? Ist die Logik ein Instrument der Wissenschaft oder ihre Vorraussetzung? Inwiefern ist es überhaupt möglich, Schlüsse zu ziehen und aus Beobachtung Erkenntnis zu machen, ohne sich der Logik zu bedienen? In der modernen Physik stieß man gerade bei der Quantenmechanik auf Phänomene, die gegen unsere Logik, gegen unseren „gesunden Menschenverstand“ passierten. Letztlich ging man dazu über, Sachverhalte und Prognosen in diesem Bereich nur noch über Wahrscheinlichkeiten statt über deduktive Beweise zu bestimmen. Dieses Fehlen von Kausalität legt nahe, dass Logik tatsächlich nur eines von vielen Instrumenten der Wissenschaft ist. Oder eben dass diese Erkenntnisse und Forschungen keine wissenschaftlichen sein können. Letztlich kommt man hier zu der Frage nach der Definition von Wissenschaft.

Bei der Schreibweise der Logik, die Ramharter uns in ihren Grundlagen zu zeigen versuchte, hatte ich das Gefühl, dass dieses Gemisch aus bekannten, unbekannten und umgedrehten Zeichen die Beispielsätze nicht einfacher und prägnanter, sondern komplizierter und unverständlicher machten. Auch wenn ich mir momentan schwer vorstellen kann, dass eine Substitution von Wörtern und Sätzen durch eine Art mathematischer Zeichen Thesen und Beweise überzeugender dargestellt werden können, wird das wohl vor allem an meiner bisher allzu peripheren Kenntnis der Materie liegen.

Die logischen Gottesbeweise waren, wie das in der Philosophie offenbar meist der Fall ist, keine Beweise eines biblischen, personellen Gottes, sondern vielmehr des Absoluten an sich. Dieses Absolute ist wertfrei und nichts als das Allumfassende, dem keine Eigenschaft abgeht. Interessant war auch die Aussage: Ein Beweis ist ein Beweis innerhalb einer Theorie. Diese Einschränkung auf „innerhalb einer Theorie“ bedeutet ja im Umkehrschluss, dass er außerhalb dieser Theorie keine Gültigkeit hat. Somit gäbe es keinen Beweis, der immer und überall Gültigkeit hat.

Die Geschichte der Beweisführung wirft ein neues Bild auf die Wissenschaft und ihre Methodik. Nachdem die Menschen ganz früher alles, was sie um sich herum wahrnahmen, für ein von Gott gegebenes Wunder hielten, kam die Dreiteilung der Phänomene in Natürliches, Außernatürliches und Übernatürliches. Da das Außernatürliche lediglich aus negativ-bestimmtem bestand, das in keins der bestehenden Weltbilder (Wissenschaft und christlicher Glauben) passte, war man natürlich bemüht, diese Kategorie zu beseitigen. Zu diesem Zweck postulierte Bacon Raum in der Theorie Raum zu schaffen für Dinge, die neu sind - eine Aussage ähnlich der Forderung von Paul Feyerabend nach einem „erkenntnistheoretischen Anarchismus“.

Meine Vermutung zu der von Ramharter abschließend gestellten Frage: Ich glaube, dass das wachsende Interesse an „falschen Beweisen“ als eine Trotzreaktion aus einer gewissen Übersättigung der Menschen an Wissenschaft und Logik hervorgeht. In unserer Zeit ist man vielerorts bemüht, nur noch die Kategorie des „Natürlichen“, also des wissenschaftlich Erklärbaren zuzulassen. Falsche Beweise finden ganz klar außerhalb der Grenzen der tatsächlichen Wissenschaft statt, man bewegt sich mit ihnen also in einem völlig freien Raum.

Zu Puhl:

Die Thematik des Vortrages von Klaus Puhl hat mir sehr zugesagt, da sie einen Aspekt der Philosophie behandelte, zu dem bisher wenig gesagt wurde, eine wenig „wissenschaftliche“ Seite der Philosophie. Im weitesten Sinne drehten sich die Ausführungen natürlich um praktische Philosophie, um den unmittelbaren Bezug der Philosophie und des menschlichen Lebens. Doch das erfrischende war, dass Puhl dieses Thema nicht nach der bekannten Art aufrollte: Meist hört man zur Ethik von Philosophen und Theorien, die darauf aus sind, den Menschen einen Leitfaden, ein Leitmotiv zu schaffen. Sicherlich wurde sich diesem Leitmotiv auf verschiedenste Arten genähert, dennoch war das Ziel ähnlich. Die Eudamonia bei Aristoteles, der gute Wille bei Kant, usw: Am Ende steht eine Sache, nach der zu streben als „richtig“ suggeriert wird. Alle diese wollen die Frage „Wie sollen wir leben“ beantworten. Letztlich sieht man nach der Auseinandersetzung mit diesen wahrlich mannigfaltigen Theorien vor einer Auswahl von „Ethiken“, aus denen man eine wählen soll.

Puhl jedoch bringt einen neuen Aspekt ins Spiel: Er fragt „Wie könnten wir leben?“ Diese Frage klingt eigentlich so harmlos, und doch wirft sie uns in ein völliges Nichts. Wenn man bereit ist, diese Frage in all ihrer Tragweite zuzulassen, bedeutet sie den „Tod Gottes“, die Zerstörung einer kosmischen Ordnung. Wir werden mit ihr, wie Sartre es sagt, zur Freiheit verdammt.

Zwar von Puhl im Rahmen einer 90-minütigen Vorlesung nur in Ansätzen behandelt, ist dies doch für mich eins der spannendsten Themen der Philosophie. Der Grenzgang, das gedankliche Lösen von dem im Alltag Selbstverständlichen. Wo die Ethik hinter einzelne Bestandteile der vorherrschenden Moralsysteme blickt und diese gleichsam „von außen“ einer Analyse unterzieht, ist es doch in diesem Gebiet der Philosophie auch möglich, jegliche „Gegebenheiten“ unserer Gesellschaft in Frage zu stellen. Hier sehe ich eine wichtige, eine nötige Aufgabe der Philosophie. Konkret wäre das zum Beispiel die Erkenntnis, das unser westliches Modell kein absolutes, sonder nur eines von vielen ist und somit auch unsere alltäglichen Selbstverständlichkeiten nur immer einige Alternativen aus vielen sind. Mit diesem distanzierteren, breiteren Blick lassen sich unsere Gesellschaft und unsere Wissenschaft objektiver und freier beurteilen. Auch im Hinblick auf die von Puhl immer wieder genannte Selbstsorge bedeutet eine tatsächliche Auseinandersetzung mit der Frage „Wie könnte ich leben?“ mehr persönliche Möglichkeiten, mehr Freiheit bei der Beantwortung der Frage „Wie soll ich leben?“.

Bernhard Zarzer 2

Selbstkunst und Selbstsorge Die wesentlichen Fragen, die dieses Thema behandeln sind: 1.Was soll ich tun? 2.Wie soll ich leben? 3.Wie könnte man leben? Platon beschäftigte sich besonders mit der ersten Frage um den Geist und den Körper zu pflegen. Wie Sokrates schon empfahl kann man durch Meditation (z.b. sokratischer Dialog mit einem Meister und Vorbereitung auf den Tod) und Askesis (Übungen zur Abhärtung) das erreichen. Er begründete zusätzlich das Gute, die Wahrheit in einer dualistischen Weltsicht, die anzustreben sind. Wahrheit war in der Antike allgemein und im Hellenismus konnte sie nur in der Gesellschaft etabliert werden; persönlich aber erweitert werden. Der platonische Ideenhimmel beinhaltet den Ursprung der Ideen, worin wiederum das Wesen der Dinge seinen Ursprung hat und Formen und ist getrennt von der empirischen Welt. Dadurch bekommt die Erkenntnis einen höheren Stellenwert als die reine Erfahrung; es gilt sich wieder an die Idee zu „erinnern“, den Körper als sekundär wichtig anzusehen, denn die Seele kann wandern. Sein Schüler Aristoteles war anderer Meinung und vermied die Trennung zwischen Seele und Körper und definierte die Idee mehr als idealisierter Zustand der Dinge. Später wurde durch Marc Aurels und Senecas Tagebuchaufzeichnungen eine weitere Methode der Selbstsorge, die zur Selbsterkenntnis führt, modern. Seine Erfahrung mit dem Erlebten, Beobachteten oder von anderen sich Angeeignetem in Relation zu bringen, fördert die Selbstentwicklung durch neue Erkenntnisse. In der Neuzeit wurde die dritte Frage hauptsächlich von den kontinentalen Vertreter behandelt und von der analytischen Philosophie mehr als Scheinfrage, fern von der Theorie, behandelt. Nietzsche behandelte diese Frage auch, jedoch als Vertreter des Immantenismus nur in der Welt der Menschen. Deshalb kritisierte er auch die Religion als reaktionäre Kraft, die Veränderung und kreatives Schaffen unterbindet. Mit dem Tod Gottes, stirbt der Vertreter jeglicher Transzendenz und der Mensch kann seine gesamte Kraft jenseits von Fiktion einsetzen. Die zweite Frage, „Wie soll ich leben?“, wurde durch die Demokratisierung und die damit wachsende Bedeutung des einzelnen Subjekt, immer wichtiger und auch mit Gott in Verbindung gebracht. Was Gott von mir will, war lange Zeit die wichtigste Frage. Kants Sittengesetz, das sich unter anderem mit den Fragen „Wie soll ich leben?“ und „Was soll ich tun?“ beschäftigte sich besonders mit den Pflichten gegenüber der Gesellschaft.


Zimmermann, Bettina I

Die Vorlesung von Ramharter ist betitelt mit „Anselms Gottesbeweis und die Logik … und überhaupt: Beweise“. Ausgehend von der allgemein herrschenden Auffassung, dass Logik mit Wissenschaftlichkeit gleichzusetzen ist, stellt sich also die Frage, ob Gottesbeweise wissenschaftlich sind. Lt. Ramharter beinhalten die „klassischen Beweise“ zwar logische Elemente, für die Ersteller der Beweise waren diese aber nicht vordergründig wichtig. D.h. die formallogischen Formulierungen dieser Gottesbeweise und die darauf folgende Analyse der logischen Gültigkeit / Ungültigkeit sind erst viel später erfolgt.

Der Begriff Logik ist nicht eindeutig definiert. (Was m.E. hochinteressant ist, da es ja genau die Logiker sind, die ständig nach exakt abgegrenzten Definitionen rufen.) De facto ist es auch so, dass es mittlerweile die verschiedensten „Logiken“ gibt: Aussagenlogik, Prädikatenlogik, Modallogik, parakonsistente Logik, intuitionistische Logik, systemische Logik, … Jede davon eine eigene Theorie mit eigener Notation und eigenen Schlussregeln, die für unterschiedliche Zwecke entwickelt wurden.

Nach einer kurzen Einführung in die Notation der Prädikatenlogik formuliert uns Ramharter den zuerst in Latein vorgetragenen Anselmschen Gottesbeweis in diese Logik um. Rein formallogisch können wir feststellen, dass der Beweis gültig ist. Dies zeigt uns auch gleich die Schwächen der Logik: jeder Beweis ist nur so gut, wie die dahinter stehende Theorie, die zugrunde liegenden Annahmen. Im Fall Anselms ist die Definition Gottes als „das, worüber nichts größeres gedacht werden kann“ und die Qualifizierung der Existenz als Prädikat strittig.

Weiters stellen wir anhand dieses Beispiels auch die Schwäche des indirekten Beweises (Annahme des Gegenteils und Erzeugung eines Widerspruchs) fest: nämlich dass dieser Beweis nur die Existenz beweist (da die Nicht-Existenz unter den gegebenen Annahmen nicht mit der Definition Gottes vereinbar wäre), aber keinerlei Aussage über die Eigenschaften dieser Existenz zulässt.

Die Gottesbeweise sind m.E. ein gutes Beispiel um die Möglichkeiten und Grenzen der Formallogik aufzuzeigen. Sie macht es möglich, komplexe Sachverhalte oder Argumente strukturiert darzustellen, um zu prüfen, ob ein Schluss gemäß vorher definierter / vereinbarter Regeln gültig zustande kommt. Die Richtigkeit der im Vorfeld getroffenen Annahmen und Regeln bleibt aber grundsätzlich zweifelhaft.

In diesem Zusammenhang finde ich auch die von Ramharter zum Schluss aufgestellte These, dass das Interesse an Beweisen, bei denen man das, was sie beweisen, für sicher falsch hält, ein sehr junges Phänomen sei, sehr interessant. Wenn dem so ist, könnte das ein Indikator dafür sein, dass der Glaube an die aktuell geltenden „Gesetze“ der Logik in Frage gestellt wird. Denn wenn es möglich ist, mit diesen Gesetzen Dinge zu beweisen, die evident falsch sind, wird dadurch ein Widerspruch zwischen der herrschenden Logik und der erfahrenen Realität erzeugt. Dies würde nun bedeuten, dass entweder die Logik abzuändern ist oder dass unsere Realitätswahrnehmung unlogisch ist. Oder geht es einfach nur darum aufzuzeigen, dass mittels entsprechender Theoriegebäude so gut wie alles logisch beweisbar ist? Dies würde wiederum den Nutzen logischer Beweise sehr stark reduzieren. Bei aller formallogischen Vereinfachung von Argumenten bleibt eine intensive Auseinandersetzung mit den zugrunde liegenden Annahmen also nie erspart.

Zimmermann, Bettina II

Puhl widmet seinen Vortrag dem Thema „Philosophie als Lebenskunst und Selbstsorge von der Antike bis Michel Foucault“. Er formuliert drei Fragen, anhand derer er zeigt, wie sich das Verständnis von Philosophie im Laufe der Zeit gewandelt hat.

Wie soll man leben? – Antike – der Mensch sucht nach seinem Platz in der kosmischen Ordnung;

Was soll man tun? – Neuzeit – was sind die Pflichten des einzelnen Menschen gegenüber der Gesellschaft, gegenüber Gott;

Wie könnte man leben? – Nietzsche schafft die Metapher vom Tod Gottes (im Sinne von alles Transzendente) und stellt vorangehende Frage unter der Annahme, dass es nur die menschliche Welt gibt. Nietzsche unterscheidet zwischen aktiven und reaktiven Kräften. Die aktiven Kräfte schaffen Neues, die reaktiven Kräfte begrenzen und neutralisieren die aktiven Kräfte. Ein Beispiel für eine aktive Kraft ist die Sexualität, diese wird begrenzt durch Kirche, religiöse Normen, Erziehung, etc.

In der Antike verstand sich der Mensch als Teil einer kosmischen Ordnung. Als Voraussetzung für Selbsterkenntnis, d.h. Erlangen des kosmischen Bewusstseins, galt maßvolles Verhalten. Philosophie galt als Therapie, um zur Selbsterkenntnis zu gelangen. Erkenntnis im platonischen Sinne definiert als die Wiedererinnerung (Anamnese) an die Ideen, welche das Gute der Dinge sind. Die Ideen waren nach Platon ewig, raum- und zeitlos, während alles Körperliche vergänglich war. Der Körper war der Kerker der Seele. Über eine philosophische Lebensführung sollte es gelingen, den Körper hinter sich zu lassen und den Seelenfrieden zu finden. Eine philosophische Lebensführung bestand in der Antike in geistiger und körperlicher Übung, in einer Disziplinierung und Beherrschung von Denken und Körper.


Hannah Weinhardt, Helmut Eder, Angela Strohberger, Hubert Rieger

Kommentar zum Versuch von Manfred Pöckl, basierend auf seinem Verständnis von Phänomenologie gemäß Husserl und Heidegger (sein Beitrag zur Übung vom 15. 12. 2009)

Gemäß Vorschlag von Prof. Heinrich, möchten wir einen Kommentar zum Versuch von Manfred Pöckl machen, der das Buch von Dunshirn gemäß seinem Verständnis von Phänomenologie aus einer Summe von zergliederten, einzelnen, voneinander unabhängigen und in keinem Zusammenhang stehenden Einzeleindrücken wahrnahm, und zwar mittels seiner Sinneseindrücke (haptisch, olfaktorisch, optisch etc).

Zit.: PÖCKL:“ Überlegungen zur Gegebenheit der Welt Die Vorlesung ist hervorragend dokumentiert durch die Folien von Dr. Flatscher. Daher möchte ich kein Protokoll in Form einer „Abschreibübung“ machen. Edmund Husserl hat angeblich mit seinen Studenten semesterlange Übungen in „phänomenologischen Betrachtungen“ gemacht. Das möchte ich auch versuchen, obwohl ich keine Ahnung habe wie das gehen soll. Ein Versuch:...“

Gleich nimmt Pöckl das Scheitern seines Vorhabens vorweg, indem er seine Ahnungslosigkeit feststellt.

„Wenn es es eine Grundregel philosophischen Arbeitens gibt, dann die, dass jede Ansicht, wie abwegig sie auch sein mag, zur Diskussion gestellt werden kann, vorausgesetzt nur, ihr Befürworter bemüht sich, sie angemessen durch ARGUMENTE zu sichern.“ aus Jay F. Rosenberg Philosophieren – Ein Handbuch für Anfänger.

Für uns ist sein Vorhaben einen derartigen „philosophischen“ Versuch zu wagen, dennoch sehr anregend. Es ist eine erfrischend provokante Alternative zu „Abschreibübungen“.


Zu den inhaltlichen Widersprüchen:

1.Ganzheitlichkeit

Gemäß der Phänomenologie von Husserl, werden niemals bewusst nur einzelne, zergliederte, aufgefächerte Eigenschaften eines Objektes wahrgenommen, sondern immer nur ein sich im Geist formiertes „Ganzes“. Das Beispiel, dass Flatscher verwendete, war das Rednerpult, das a)gemäß einer analytischen, zergliederten, aufgefächerten Wahrnehmung aus Holzplatten in verschiedenen Ebenen (horizontal, vertikal, schiefe) besteht, die miteinander verbunden sind und mit Konturen, die im bestimmten Winkel zu einander stehen, und oben drauf ein schwarzer, länglicher, dünner, horizontaler, geschmack- und geruchloser Teil, der mit der obersten Holzleiste verbunden ist, sondern immer nur b)b) als Ganzes, eben als braunes, hölzernes Rednerpult mit einer Lampe oben drauf. Hier widerspricht die Vorgehensweise von Manfred Pöckl dem Denkmodell von Husserl.

Letztlich scheint uns die Idee einer vorsätzlich phänomenologischen Betrachtung allgemein befremdlich, da wir die phänomenologische Theorie mehr als eine Analyse eines automatisierten, selbstverständlichen Vorgangs (der Wahrnehmung) verstanden haben, denn als eine „Anleitung“. Daraus ergibt sich die Frage: Wie genau sahen Husserls phänomenologischen Betrachtungen mit seinen Studenten aus?

2.Beziehung Subjekt– Objekt

In der Phänomenologie wird die Differenz zwischen Subjekt und Objekt quasi aufgehoben. Im Moment der Wahrnehmung verschmelzen beide und werden zu einer Einheit. Welt und Bewusstsein lassen sich nicht voneinander trennen. Pöckl setzt in seinem Ansatz jedoch genau das Gegenteil um: Er trennt sich als das wahrnehmende Subjekt ganz klar von dem Gegenstand als Objekt ab. "Welt und Bewusstsein bilden ein Geschehen, das weder auf die Seite des Subjektivismus noch auf die Seite des Objektivismus zu reduzieren ist".

3.„Mehr-Meinen“'

Hierzu einige Zitaten von Flatschers Folien zu Heidegger:

„Es zeigen sich keine isolierten Einzeldinge, sondern sie kommen in vielfältigen Beziehungen stehend zum Vorschein“.

„Heidegger wendet sich gegen die nachträgliche Zusammensetzung zunächst isolierter Bestandteile“.

„Verstehen heißt etwas als etwas zu verstehen. Die hermeneutische Als-Struktur ist immer schon vollzogen. Etwas erscheint daher nie bedeutungsnackt und auch nie isoliert. Um etwas als etwas zu verstehen, muss es aus einer Bedeutungsganzheit erfahren werden."

Pöckl tut, als ob er noch nie zuvor ein Buch gesehen und keine Ahnung vom Lesen hätte. Heidegger meint, man kann kein Objekt als „nur“ Objekt wahrnehmen, sondern das Objekt erscheint uns immer als mehr. "Der Gegenstand der Wahrnehmung bleibt der Wahrnehmung transzendent", geht also über die Wahrnehmungsfähigkeit hinaus. Gleichzeitig werden alle Wahrnehmungen ergänzt. Auch wenn ich die Buchstaben der Innenseite des Buches nicht sehe, denke ich implizit, dass etwas drinnen geschrieben steht. In Heideggers Sinne hätte Pöckl den Versuch mit seinem Buch gar nicht vornehmen können, ohne seine Erfahrungen einzubringen. Pöckl versucht sozusagen seine Wahrnehmung als reine Sinneswahrnehmung zu reduzieren. Ein „Mehr-Meinen“ im Sinne Heideggers wäre dies auf keinen Fall.

Zusammenfassend:

"Das wichtigste im Leben und in der Arbeit ist, etwas zu werden, was man am Anfang nicht war.... Das Spiel ist deshalb lohnend, weil wir nicht wis- sen, was am Ende dabei herauskommen wird." (Michel Foucault in: Technologien des Selbst, hrsg. v. L. H. Martin u. a., Frankfurt a. M. (Fi- scher), 1982, S. 15)


Scherhaufer, Stefan

Da sich hier anscheinend ein Diskurs auftut, möchte ich kurz auf zwei Sätze des Kommentars Stellung nehmen und den Blick nochmal auf Heidegger lenken.

Zitat Kollegen: "Letztlich scheint uns die Idee einer vorsätzlich phänomenologischen Betrachtung allgemein befremdlich, da wir die phänomenologische Theorie mehr als eine Analyse eines automatisierten, selbstverständlichen Vorgangs (der Wahrnehmung) verstanden haben, denn als eine „Anleitung“. Daraus ergibt sich die Frage: Wie genau sahen Husserls phänomenologischen Betrachtungen mit seinen Studenten aus?"

Dass die Phänomenologie nicht zur platten Lehrmethode kastriert werden soll, hat schon Heidegger vertreten, so äußerte er sich gegen jenen "vulgären Phänomenbegriff" (vgl. Sein und Zeit §7.A S.31), den Husserl mit seinen Studenten zum Teil praktiziert hat auf Beilagen und Nachträgen zu einer Vorlesung, die er 1923 gehalten hat; da heißt es:

"Daß man Phänomenologie so nimmt, hängt zum Teil an ihr selbst. Man verwechselt Versuche und erste Resultate mit der eigentlichen Tendenz, die nicht am Tage liegt und die man nicht einfach lernen kann. Göttingen 1913: Ein Semester lang haben Schüler Husserls darüber gestritten, wie ein Briefkasten aussieht. In dieser Behandlungsart unterhält man sich dann auch über religiöse Erlebnisse. Wenn das Philosophie ist, dann bin ich auch für Dialektik."

Diese "Tendenz, die nicht am Tage liegt", also verborgen und gemeinhin verdeckt bleibt, führt in ihrer durchleuchten Exposition zu einer umfangreichen Analyse von "Dasein in seiner Alltäglichkeit", die "Welt" im stufenweisen Abbau ihrer traditionsverhärteten Schichten zu einem ekstatischen Innestehen in der Lichtung des Seins offenbart. Ich möchte keinen Jargon des Obskurantismus veranschaulichen, sondern zeigen, dass Heidegger mit seiner phänomenologischen In-Blick-Nahme von "Sein" "Welt" und "Dasein" (etc) den Boden aufspannt für eine neue "Begegnung zur Welt", aufmerksam macht auf die selbstverständlichen Bezüge und Vorgänge, in denen „man“ ständig eingelassen (verfallen) ist, wodurch das eigentlich Nächste unzugänglich wird, und durch komplizierte Reflexion im Nachhinein erst wieder näher gebracht werden muss. (Vgl. Sein und Zeit § 42 - Realität)

Um beim Beispiel zu bleiben: Ein Briefkasten oder ein Buch sind ungeeignete Gegenstände, um das Spannende der Phänomenolgie aufzuzeigen. Was diese Gegenstände in die Phänomenologie spannt, sind ihre Bezüge, die sie „ALS“ „solche“ (also andere) kenntlich machen. Was die Kollegen mit dem „Mehr-meinen“ angeführt haben, gründet in der „vor- und mit-thematischen“ In-Blick-Nahme eines Gegenstands, das heißt: Aus phänomenologischer Sicht kann ein Buch zB dann interessant sein, wenn es nicht mehr vorhanden (Heidegger hier : „zuhanden“) ist. Denn dann erfahre ich die Bedeutung des Buches, es erschließt sich mir sein „eigentlicher“ Platz („in der Gegend“) etc... Hier bricht das Vorverständnis von einem „Gegenstand“ auf und zeigt seine „Um-Zu“ Struktur. Da sich in der In-Blick-Nahme von „einfach gestrickten“ Gegenständen nicht allzu Erstaunliches kristallisiert, scheint klar zu sein. Also ein weiteres Beispiel einer phänomenologischen Raumanalyse: „Gemessen in Zentimetern sind mit der Boden, auf dem ich stehe, und die Brille, die mir auf der Nase sitzt, weitaus näher als das Bild, das ich betrachte - dennoch würde eine phänomenologische Beschreibung darauf bestehen, dass ich dem Bild näher sei. Entsprechendes gilt dem Verhältnis zwischen der Person, MIT der ich spreche, und dem Telefon, IN das ich spreche.“ (Zahavi 54) Oder: Dass mir ein liebgewonnener Mensch FEHLT, erschließt sich mir erst, wenn er nicht „da“ ist. Physisch nicht präsent, geistig abwesend oder zu anderen zugeneigt etc... Eingängige Analysen der Räumlichkeit (BSP. 1) erschließen also „Nähe“ und was im zweiten Beispiel als Folge des „Bruchs in der Verweisungskette“ zu Tage kam, muss sachhaltig nicht weiter ausgedeutet werden, viel eher wurden mit den Beispielen zwei Momente aufgezeigt, die konstitutiv das Dasein „charakterisieren“. Unter Beibehaltung und richtiger Verortung dieser „Momente“führen solche Analysen in weiterer Folge zu einer differenzierten Begegnung zum Anderen, zu Beziehungen, zum „Ich“, zur „Welt“ „Zeit“ etc...

Die Phänomenologie ist nicht rein auf bloße Gegenstände gerichtet, sondern u.a. auf die „Erscheinung“ des Anderen, des „Selbst“, dem eigenen Körper als Leib, der Schrift etc...


Um auf das erste Zitat zurückzukommen und einen immanenten Zug der „Phänomenologie“ aufzuzeigen: Heidegger hat Husserl und der Phänomenologie zwar einen beachtlichen Teil seines Denkwegs zu verdanken, doch liegt es gerade in der "Methode" selbst, sich nicht in eine eingesessene Tradition einzuschreiben, sondern diese ständig neu in den Blick zu nehmen, permanent zu hinterfragen. (de-struire) "Die Phänomenologie stellt kein homogenes oder gar monolithisches Gebilde dar" (Zahavi*) Jeder Phänomenologe nach Husserl kleidet die Phänomenologie in anderer Weise aus, was allen gemein ist, ist das Wie der Erscheinung, das je nach Bewandthnisganzheit „anders“ ausgedeutet wird.

Wie Matthias Flatscher kenntlich gemacht hat, bleibt es in der Phänomenologie nicht bei einem "bloßen Betrachten", sondern um Erscheinungen verständlich zu machen, wird artikuliert. (Ausgedeutet - vgl. Hermeneutik) Hier sei auf Heideggers Verbindung von Phänomenologie mit Hermeneutik bzw. auf die etymologische Rückfürhung in Synthese mit Logos (vgl. Sein und Zeit §7.B.& C.) verwiesen: "Phänomenologie ist also ein Wie der Forschung, das sich die Gegenstände anschaulich vergegenwärtigt und sie nur, soweit sie anschaulich da sind, bespricht. Dieses Wie und seine Durchführung sind selbstverständlich. Deshalb ist es im Grunde mißverständlich, zu sagen 'phänomenologische Philosophie'. Das wäre dasselbe, als wollte der Kunsthistoriker noch ausdrücklich betonen, das, was er mache, sei wissenschaftliche Kusntgeschichte; sofern aber diese Selbstverständlichkeit abhanden gekommen ist, hat dieser Ausdruck propädeutische Berechtigung." (Ontologie, Hermeneutik der Faktizität, S. 72)


Bezüglich der Phänomenologie als "Analyse eines automatisierten, selbstverständlichen Vorgangs" sei angemerkt, dass genau in dieser "Selbstverständlichkeit" eine große Unsicherheit waltet, wenn nicht geklärt ist, auf "Was" der Vorgang selbstverständlich wird. Evident ist, dass wir wahrnehmen, diffuser aber erscheint uns die Zuordnung, wenn nicht innerweltlich Seiendes (also Dinge und Objekte) wahrgenommen wird, sondern zB ein „außerordentliches "Phänomen" wie Angst (vgl. Sein und Zeit § 40).


Vielleicht muss man gar nicht so weit gehen, um die Phänomenologie ergreifend zu machen, wenn nicht vorher sicher gestellt wurde, dass die Subjekt-Objekt Verschränkung recht verstanden wurde. Mit diesem Verständnis kann die Frage nach einem Wesen einer Sache hinreichend gestellt werden. Dasein muss sich so verstehen, dass es „offen für“ in der Welt steht, dann hat die Entschlüsselung von „Phänomeno-logie“ (vgl SuZ § 7) eine weitreichende Bedeutung: „Das was sich zeigt, so wie es sich von ihm selbst her zeigt, von ihm her sehen lassen.“


Quellen: "Zahavi, Dan (2007): Phänomenologie für Einsteiger (Fink)

Heidegger, Martin (1923/1995): Ontologie (Hermeneutik der Faktizität) GA63 (Klostermann)

Heidegger, Martin (1927/2006): Sein und Zeit (Niemeyer)

Fedja Pivodic

Einige Bemerkungen zum Beitrag von Manfred Pöckl zur Übung vom 15. 12. 2009 und zur Stellungnahme von Weinhardt/Eder/Strohberger/Rieger auf diesen:

Was Manfred Pöckl bei der Wahrnehmungsanalyse von Dunshirns Griechisch-Lehrbuch gemacht hat, halte ich für sehr interessant.

Ich glaube nicht, dass seine Betrachtungen des Gegenstands, also des Buches, im Widerspruch zur Ablehnung des Subjekt-Objekt-Dualismus stehen, wie das Weinhardt/Eder/Strohberger/Rieger behaupten.

Bei der Ablehnung des Subjekt-Objekt-Dualismus seitens der Phänomenologen geht es, soweit ich verstanden habe, nicht darum "sich als das wahrnehmende Subjekt von einem Objekt abzutrennen“ und das Buch zu betrachten. Es ist eher unwahrscheinlich, dass das Buch Manfred Pöckl ansehen wird. Ich glaube, dass damit eher gemeint ist, dass das Bewusstsein nicht für sich selbst existiert sondern immer auf etwas gerichtet ist. Um es mit Flatschers bzw. Husserls Worten auszudrücken: „Das Bewusstsein kommt nicht in einem zweiten Schritt zur Welt, sondern ist immer schon draußen bei den Dingen.

Auch zur Idee des Mehr-Meinens des synthetischen Bewusstseins sehe ich in der Untersuchung von Manfred Pöckl keinen Widerspruch.

Wenn er die Buchstaben oder Seiten eines Buches zählt, es vermisst oder daran riecht, weiß er, dass es sich um ein Buch handelt. Er „meint“ aber durchaus „mehr“, denn er schreibt beispielsweise, dass es sich um Buchstaben handelt und nicht etwa um unterschiedlich geformte Tintenklekse handelt. Soweit ich richtig verstanden habe, ist auch Husserl der Ansicht, dass man beim Wahrnehmen immer etwas Bestimmtes herausfasst. Wenn Manfred Pöckl nun das Gewicht des Buches im Besonderen betrachtet „meint“ er genauso „mehr“ wie wenn er das Buch aus der Gesamtheit der sich auf seinen Tisch befindlichen Gegenstände herausfasst.

Obwohl ich in Pöckls Untersuchungen keinen so große Diskrepanz zu Husserls Ideen sehe wie Weinhardt/Eder/Strohberger/Rieger, frage ich mich dennoch, ob sie zur Lösung philosophischer Probleme sonderlich zweckdienlich sind.


Sophie Haas

Puhl

Wie könnte unser Leben aussehen? Nietzsche lässt im 125 Aphorismus der fröhlichen Wissenschaft „Gott ist tot“ verkünden. Und mit ihm die Substitute des Religiösen: Alles Absolute, Großbegriffe und Kollektivsingulare wie „die Wahrheit“, „die Vernunft“, „die Moral“. Gott als die „viel zu extreme Hypothese“.

Der Mensch muss zuerst alle Vorgegebenheiten, Strukturen, Bedingungen, Systeme die seine Freiheit begrenzen, entlarven und sich schließlich davon befreien.

Die Einführung einer wahren Welt führt zu einer Denunzierung der sinnlichen Welt, der für uns zugänglichen Welt.

Aber wie reagiert der Mensch auf diese vollkommen säkularisierte Welt?

Ein Mensch, in einer Welt in der die „absolute Wahrheit“ zumindest als Richtung ihm immer Halt gab, transzentente Elemente bieten Fixpunkte, Bezugspunkte, unerreichbar, aber ein Streben erzeugend, empfindet Gottes Tod zunächst als großen Verlust. In Feuerbachs Sinne, wie soll er jetzt seine Handlungen legitimieren?

Hegel überkommt bei diesem Gefühl der Haltlosigkeit „unendlicher Schmerz“.

Nach diesem ersten Schock spürt der Mensch den Druck von seinen Schultern abnehmen. Er kann alles für vorläufig nehmen, er muss sein Leben nicht nach dem Erkennen einer für ihn nicht erreichbaren Idee richten, er kann mit sich selbst wieder experimentieren. Und das macht ihn stärker. Der Mensch ist stark genug sich mit dem wahren Leben zu konfrontieren, er muss Spaß haben am Verlieren, und kann so das Christentum, den Platonismus (für Nietzsche ähnliche (Unterdrückungs-) Mechanismen) überwinden.

Interessant ist hier die Parallele Nietzsche und Kommunismus. Ähnlich wie Nietzsche in seinem Gedankenexperiment, empfand der Großteil der Einwohner den Zerfall der Sowjetunion als Verlust, sie füllten sich im Stich gelassen, hilflos, haltlos. Es stellte sich eine „postkommunistische Depression“ ein. Die Leute, erzogen um „von außen“ zu empfangen, verpflichteten sich einer übergeordneten, abstrakten, teilweise transzendent-inszenierten Idee, die eigene Denkprozesse unterdrückte, indem sie für nicht brauchbar dargestellt wurden. Das kommunistische System unterband bewusst Religionen, da es sich den gleichen Mechanismus bediente und den Anspruch auf Wahrheit stellte.

Gott als nichtmenschliches Prinzip steht dem Kommunismus, das dient um als System die Summe aller menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen, scheinbar direkt gegenüber. Dies wird allerdings entkoppelt, wird Feuerbachs Auslegung des Gottesbegriffs in Betracht gezogen: Gott als Projektionsfläche des menschlichen Wesens. Gott ist nicht nichtmenschlich, der Kommunismus funktioniert nicht ohne Gott(esmechanismus).

Ramharter

Den Vortrag von Frau Ramharter möchte ich in der Form von Fragen protokollieren:

Ist es möglich durch die rein technische Konstruktion von folgerichtigen Argumenten eine Erkenntnis zu erreichen?

Welche Gewichtung hat eine solche Erkenntnis für die Ideengeschichte? Kann sie als Fortschritt bezeichnet werden?

Kann man durch Logik auch die anderen Faktoren bewerten, die der Erkenntnis Gewichtung geben, wie z.B. Intuition oder ästhetisches Empfinden?

Ist der Philosophierende angehalten/gezwungen/ wird er oder sie aufgefordert zu seiner These auch das logische System, mit dem er/sie diese beweisen möchte, angehalten? Bzw. knebelt sich die Philosophie damit und vermindert ihr Potential?

Kann also jede These mit irgendeinem logischen System als wahr erkannt werden?

Relativiert sich dadurch nicht die Kraft einer logischen Beweisführung auf das Ergebnis (wahr oder falsch)?

Wie groß ist die Diskrepanz (welche Diskrepanz? Wertige? Welche Adjektive können hier eingesetzt werden?) zwischen einer Aussage in normaler Sprache und derselben transformiert in formale Sprache? Verlust/Aufwertung? kann überhaupt ein Vergleich oder eine Wertung bestehen bleiben?

Diskussionsinput für die Übung:

o Paradoxa (performative Widerspruch, Barbierparadoxon, aber auch mathematische Paradoxa)

o Kantsche Antinomien

o Textstelle Nietzsche „Jenseits von Gut und Böse“, erstes Hauptstück: vom den Vorurtheilen der Philosophen, 2 Argumentation durch negative Beweisführung

o Trugschlüsse

o Hume "Vernichtet alle Philosophien, sofern sie nicht auf Logik oder auf Erfahrung gestützt sind"

o Wiener Kreis "Alle Philosophie, die nicht logischen Ansprüchen genügen, sollte als "sinnloses Gerede" bezeichnet werden.

o Logik untersucht ihre eigenen Grenzen: Metalogik- die über sich selbst reflektiert.

Hannes Hentschke, Tom Baerwald

Professor Puhl nützte die Vorlesung vom 07.01 dazu, ein wenig auf die Philosophie als Lebenskunst und Selbstsorge einzugehen und griff dabei bis auf antike Formen zurück.

Wie es auch dem Handout zu entnehmen ist, wurden im antiken Griechenland ebenso diejenigen Personen als Philosophen bezeichnet, die ihre Lebensführung nach den Prinzipien philosophischer Lehren ausrichteten ohne deshalb theoretisches Wissen darüber zu besitzen. Im Wandel der Zeit veränderten sich die Anschauungen und so wurde aus der, in der Antike zentralen Frage: Wie soll man leben? die, der Neuzeit und der Moderne zuzuordnenden Frage: Was soll man tun?, welche viel höheren akademischen Anspruch mitbrachte. Noch später, und das ist die dritte Frage woran der Vortragende seine Lesung aufhängt entwickelte sich die Interrogation: Wie könnte man leben?, welche besonders von Nietzsche behandelt wurde- oder umgekehrt: welche durch Nietzsche stärker ins allgemeine Bewusstsein trat.

Um chronikalisch vorzugehen will ich mich vorerst auf die antiken Herangehensweisen an das zufriedene Leben konzentrieren und dazu die zwei Lehren, einerseits den Epikureismus und andererseits den Stoizismus genauer unter die Lupe nehmen. Grundsätzlich ist zu sagen, dass beide Denkweisen natürlich darauf abzielen den Menschen in Einklang mit dem Kosmos zu bringen, das heißt der Ausrichtung auf individuelles Seelenheil und Lebensglück zu folgen, was der griechische Begriff Eudämonie meint. Die Unterscheidungen verschiedener Lehren sind nicht in deren Zielen, sondern auf den Wegen dahin zu entdecken. Im Stoizismus ist es unter anderem die körperliche Askese die das Individuum für den Kosmos in Form halten soll. Dem Stoizismus zufolge beruht jegliches Geschehen auf einer lückenlosen Kausalkette, in die auch das Schicksal jedes Einzelnen eingebunden ist. Daraus ganz banal abgeleitet kann man also behaupten, dass alles wie es ist auch so sein soll und man sich deshalb nur selbst darin üben kann mit dem naturgegebenen Verlauf zurechtzukommen. Dies heißt natürlich, dass man jederzeit auf das Schlimmste gefasst sein muss, was durch die vorhin genannte Askese (im eigentlichen Sinn verwendet- als Übung) erreicht werden kann. Der Stoizismus appelliert an die Freiheitsliebe und dem Streben nach Unabhängigkeit im Menschen. Durch diese Eigenschaften kann sich das Individuum, wenn ich es richtig verstehe, über gefährliche und ungemütliche Glieder der Kausalkette hinwegretten, hinwegtrösten. Diese pantheistische Sichtweise lässt sich entgegen der epikureischen auch mit dem christlichen Glauben, in welchem es die Exerzitien sind die das „Übungspensum“ erfüllen sollen, vereinbaren. Den Stoikern nach gibt es eine dem Weltganzen immanente Gesetzmäßigkeit die als unpersönlicher, geistiger Kern mit der Welt zwar zusammenfällt und sich selbst trotzdem nicht weiß. So gesehen könnte man, wenn man etymologisch nicht ganz streng vorgeht behaupten, dass politische Ordnungssysteme wie zum Beispiel der Marxismus ebenfalls als pantheistische Systeme bezeichnet werden können. Denn auch hier lenkt ein immaterielles Konstrukt materielle Vorgänge.

Im Epikureismus gilt das Streben dem höchstmöglichen Lustgewinn und der bestmöglichen Vermeidung von Unlust, was der Harmonisierung mit dem christlichen Glauben nicht zugute kam. Durch die unmögliche Vereinbarung der Grundpositionen von christlicher und epikureischer Lehre kam spätestens mit der Regierungszeit des Kaisers Konstantin (306-337 n.Chr.) die aktive epikureische Lehrtradition zum Erlöschen. Ein Motiv Epikurs in dem Versuch die Seelenruhe (Ataraxie) noch im irdischen Leben zu erlangen, war der Glaube, dass die Seele nach dem Tod nicht weiterlebt, sondern mit dem Tod zur Auflösung kommt. Ich denke, dass Epikurs ganzheitliche Sicht auf den Menschen und Kant dazu beigetragen haben die epikureische Lehre, der maßloser Hedonismus nachgesagt wurde und oft noch immer wird, für einige ins falsche Licht zu rücken. Epikur hat aus dem Grund soviel Wert auf körperliches Wohlbefinden gelegt, weil er angenommen hat Schmerz, Furcht, Unwohlbefinden, usw., würden eventuell die Seelenruhe beeinträchtigen. Daran sieht man, obwohl es im epikureischen Sinn schon darum ging, stetig die Lust zu steigern, dass es im Endeffekt auf geistige Erhöhung ankam. Die Tatsache, dass ab Kant der Begriff Eudämonie, der in direktem Bezug zu Epikur steht, auf die körperliche Lust beziehungsweise den Hedonismus reduziert wurde, lässt diesen antiken Philosophen auch nicht besser dastehen und ungerechtfertigter Weise als Lustmolch in die Geschichtsbücher eingehen. Gleich wie die zur Antike gehörige Frage: Wie soll man leben?, ist auch die darauffolgende Fragestellung: Was soll man tun? eine sogenannte normative Frage. Ich habe das so aufgefasst, dass diese Fragen zur Grundlagensicherung des Menschseins dienen sollen. Die Steigerung und das Heraustreten aus diesen menschlichen, immanenten Lebensgrundlagen wird erst durch die Frage: Wie könnte man leben? provoziert. Manche Geister werden zusammenschrecken, wenn sie den Namen Nietzsche fallen hören und die zu ihm gehörige Umwertung aller Werte. Sie werden sagen es sei pure Impertinenz durch die dieser Philosoph bekannt wurde. Ich meine, obwohl Nietzsche zwar ein unzeitgemäßer, seiner Zeit um Meilen vorausschreitender Mensch war, ist es unvermeidlich, dass die Menschheit die Immanenz in der sie sich befindet immer wieder erweitert und ausdehnt, denn der Mensch befindet sich seit man historischen Aufzeichnungen glauben darf in permanentem Fortschritt. Zu Nietzsches Zeit, die vom Nihilismus dominiert war, waren es die transzendentalen Werte, welche bis dahin öffentlich noch nie derartig unter Beschuss kamen, die harsch hinterfragt und sogar ermordet wurden.

Um nicht auf die Trennung von Lebenssorge und Philosophie zu vergessen muss ich doch noch ein paar Jahrhunderte zurückblättern. Mit dem Herrschaftsanspruch und der Erneuerung des Reichs (renervatio imperii) Karls des Großen wurde versucht den verschiedenen germanischen Stämmen eine gemeinsame politische und sprachliche Basis zu geben. Die Klöster wurden zu Bildungszentren, durch die die christliche Lehre gut zu verbreiten war. Das hatte klarerweise zufolge, dass die gesamte Scholastik anfänglich ausschließlich christliche Lehrinhalte vermittelte. Im weiteren Verlauf des Mittelalters verschoben sich die Zentren literarischer Produktion von den Klöstern an weltliche Höfe und von dort während des Spätmittelalters in die Städte. Nun hatte die Philosophie nicht viel höheren Rang als es der von Prof. Puhl verwendete Begriff „Magd der Theologie“ schön trifft. Erst durch anregende und oft wahrlich geniale denkerischer Leistungen Einzelner schaffte es die Philosophie (auch wenn es akademisch und theoretisch war) sich wieder selbstständig zu machen und nicht mehr unter dem „Gehorsam“ der christlichen Religion zu stehen.

Zum Schluss noch ein ganz kurzer Hinweis auf eine Gemeinsamkeit oder Ähnlichkeit antiken und gegenwärtigen Lebens (ab Beginn des 20. Jhts): Die somatisch dominierte Lebensführung der momentanen Gesellschaft ist gut in Verbindung zu den athletischen Idolen des antiken Griechenlands zu bringen. Damals ging es so weit, dass Athleten auf körperlicher Ebene göttliche Gestalt präsentierten und dadurch aufgrund ihres Körpers enormen Ruhm erlangten. Wenn man in heutigen Tagen nach einem Pendant zu diesen Idolen der Antike sucht, wird man nicht lange um sich blicken müssen, um eine Unzahl geeigneter Beispiele für Entsprechungen zu finden.


Moritz Homola I

Frau Prof. Ramharter begann ihre Vorlesung mit ein paar Einführenden Sätzen zu den Grundlegenden Konzepten der Logik, Aussagenlogik und Prädikatenlogik und kam dann weiterführend auf Gottesbeweise und die damit verbundenen Probleme zu sprechen, um an Hand dessen auf einige Grundsätzliche mit dem Beweis verbundene Probleme hinzuweisen. Einführend versuchte Prof. Ramharter die Logik als eine Disziplin der Philosophie zu Charakterisieren, ohne eine genaue Definition zu geben, da es zu diesem Thema, so Prof. Ramharter, keine ausreichend befriedigende gäbe. Nichtsdestotrotz konnte sie uns aber vermitteln, dass es in der Logik darum geht durch die Analyse von Sprache zu beweisen, dass ein Gedanke, eine Hypothese oder ähnliches die Kohärenz des Systems, in dem es bestehen soll, nicht angreift. Danach kam sie auf Gottesbeweise zu sprechen und erwähnte am Rande, dass es verschiedene Formen von Gottesbeweisen gibt. Einige wären: Der ontologische Gottesbeweis; Der Teleologische Gottesbeweis; Der Kausale Gottesbeweis; Der Kosmologsiche Gottesbeweis; etc. Prof. Ramharter konzentrierte sich in ihrer Vorlesung aber vorwiegend auf die Form des ontologischen Gottesbeweises, respektive auf den Gottesbeweis von Anselm von Canterburry, der das erste 'logisch schlüssige' Argument für die Existenz Gottes brachte. (Das Argument und die Einwände gegen Anselm von Canterburry sind in der, im Wiki abrufbaren, PowerPoint Presentation zur Vorlesung nachzulesen) Am Beispiel des ontologischen Gottesbeweises von Anselm von Canterburry begann Prof. Ramharter über Beweise und die Form von Beweisen an sich zu sprechen und wies uns auf Probleme hin, die die jeweils angewandte Methodik mit sich bringt. In diesem Sinne besonders darauf dass jedem Beweis ein zu Beweisendes und damit eine Art Theorie vorausgeht. Und, dass eine Einsicht von etwas immer gewisse Referenzpunkte voraussetzt und demnach immer nur im Rahmebn einer Theorie eintreten kann. So wie ich das auffasste kann der Gottesbeweis also nur funktionieren wenn man dabei auch an Gott glaubt. Und das wiederum spricht in meinen Augen für kein sehr gutes Verhältnis zwischen Beweis und Überzeugungskraft des Beweises. Abschließend kam Prof. Ramharter noch auf den Unterschied zwischen deduktiven und induktiven Beweisen zu sprechen. Beim deduktiven Beweis folgt die Konklusuion notwendig aus den Prämissen.Zum Beispiel: 1:Dosen im Kühlschrank sind kalt. 2. Diese Dose ist kalt. C: Diese Dose ist aus dem Kühlschrank. Er legt also eigentlich nur offen, was man schon weiß und hält es einem vielleicht klarer vor Augen. Neues Wissen im Sinne einer wirklich neuen, nicht zwingend aus den Prämissen folgender Erkenntnis, wird hierbei nicht gewonnen. Beim Induktiven Beweis wird auf Indizien basierend geschlossen. Bei dieser Beweisform gelant man leider auch nicht zu irgendeiner Form von neuem Wissen. Man wird sich lediglich darüber bewusst wie rational es ist eine Sache anzunehmen. Zum Beispiel: 1.Dosen im Kühlschrank werden kalt. 2. Ich lege die Dose in den Kühlschrank. C: Die Dose wird kalt bzw. es ist rational anzunehmen, dass die Dose kalt wird. Ich kann nämlich nicht mit Sicherheit sagen, dass, nur weil alle Dosen vorher kalt wurden, die jetzige Dose auch kalt wird. Hier zeigt sich ein sehr großes Problem mit den induktiven Schlüssen. Nämlich, dass unser Vertrauen in diese und unsere darauß folgende Anerkennung dieser nicht wirklich gerechtfertigt ist und es in diesem Fall, in logischer Hinsicht, um nichts weniger rational wäre anzunehmen, dass die Dose nicht kalt wird.


Moritz Homola II

Selbstkunst und Selbstsorge

Prof. Puhl stellt die Philosophie in seiner Vorleung als Mittel und Hinführung zu Selbstkunst und selbstsorge dar. Dies entsprach voll und ganz dem antiken Philodophiekonzept, in dem einen die Philosophie zur Weisheit führen und Antworten auf die Frage "Wie soll man leben?", liefern sollte. Durch das Erlangen von Weisheit versprachen sich die Denker in der Antike den Seelenfrieden, welcher die innere Freiheit und das so genannte kosmische Bewusstsein mit sich bringt. Bei dem kosmischen Bewusstsein geht es darum eine Sichtweise auf die Welt zu erlangen, die es uns erlaubt uns als einen "Teil einer Allnatur der kosmischen Ordnung" (Prof. Puhl Handout, 2.Abs.) zu realisieren. Dabei geht es meiner Meinung nach darum sich in unserer Welt als Teil einer übergeordneten Welt (beziehungsweise des Kosmos) wieder zu finden. Diese übergeordnete Welt muss uns nicht notwendiger Weise bekannt sein, wir müssen aber erfahren, dass wir ein (homogener) Teil in einem Großen system sind, dass unsere Gesetze vorgibt und dessen Gesetze auch unsere sind. Das Erlangen eines solchen kosmischen Bewusstseins wurde nun als ein Resultat von körperlichem und geistigem Training betrachtet. In jedem Fall stellte der Weg zur weisjeit und zum Seelenfrieden für die antiken Denker einen sehr wichtigen Aspekt der Philosophie dar. Übergehend von der Antike ins Mittelalter ging dieser Philosophiebegriff gänzlich verloren und die Philosophie wurde, meistens von der Kirche, fast nur in ihren theoretschen Bereichen wahrgenommen und zum Beispiel für Begriffsdefinition und um der Argumentationsweise Willen verwendet. Das tägliche Leben, insbesondere das gute Leben, war ja durch die Theologie ausreichend definiert und begründet und lies daher keinen Platz für die Philosophie als Lebenskunst und Selbstsorge. Erst in der Neuzeit taucht die Philosophie als eine in irgendeiner Form Glück versprechende Methode wieder auf. Doch die Fragestellung ändert sich dahingehend, als dass sich durch die zunehmende Privatisierung des 'Glücks' und dem Erlangen der Glückseeligkeit eine Wende von "wie soll man leben" hin zu "was soll ich tun" (Frage bei Kant; Ausgangsfrage für Ethik??) abzeichnete. Denker wie Nietzsche fanden die Frage "was soll ich tun?" als Ausgangspunkt zur Selbstsorge nicht zielführend. Zu diesem Zweck fragte Nietzsche: "Wie könnten wir leben". Damit weißt er gezielt darauf hin, dass jede Lehre oder Lebensanleitung eigentlich nur eine Hypothese ist die sich im Vergleich zu anderen besser oder eben schlechter bewähren kann. Das berechtigt einen aber noch nicht dazu der Hypothese, ein Attribut, gut oder schlecht (im außermoralischen Sinn), zuzuschreiben.Somit relativiert sich der Terminus 'müssen' gewissermaßen. Dadurch möchte Nietzsche, wie ich es auffasste, einen möglichst individuellen und relativistischen Zugang zum Thema Selbstsorge und Planung des Lebenswegs schaffen über den einen die Philosophie leiten soll.


Helmut Eder

Ringvorlesung Prof. Puhl, 7. 1. 2010

Puhls VO hat mir sehr gut gefallen. Schon die eingangs gestellte These, unter Bezugnahme auf M. Foucault und P. Hadot, dass es sich bei Philosophie nicht primär bzw. alleine um eine theoretisch-akademische, sondern vor allem um eine Frage des philosophischen Alltag-Lebens handelt, kann ich viel abgewinnen. Die Zusammenfassung des Antiken Denk-Ansatzes (Kurzfassung: Fokus auf Selbstsorge und Arbeit an einem selbst, sowohl durch „Erkennen“ als auch durch „Übung“), wie ein philosophisches Leben auszusehen hat, fand ich hilfreich in seiner Übersicht und Aufzählung jener Denker, die dieses Bild bzw. Erwartung maßgeblich mit beeinflusst haben. Hilfreich sind die Erläuterungen zur Entwicklung des Philosophie-Begriffes im Mittelalter bzw. Neuzeit und das Herausarbeiten von entscheidenden Denkansätzen, die diese Entwicklung beeinflusst haben. Am Spannendsten für mich fand ich die Erweiterung jener Frage, die ursprünglich von Kant gestellt worden ist, nämlich „was soll ich tun?“ auf „wie könnte man leben?“. Jene Frage und die von Kant gelieferte Antwort laden allzu leicht ein, auf eine blinde Befolgung eines dogmatischen Ansatzes für ein zu führendes individuelles Leben hinauszulaufen. Dieser Ansatz wurde zwar von einem - zugegeben maßgeblichen - Denker der Philosophie entwickelt, er muss aber eben „geglaubt“ bzw. „befolgt“ werden, weil man jene kritische Phase, die einer Festlegung auf eine Art des Lebens, nämlich ein Suchen und Erwägen von möglichen Alternativen, nicht vorweg vorgenommen hat. Wenn nicht heute in unserer Zeit, die sich angeblich durch mündige, selbstbestimmte Individuen auszeichnet, ist dieses Vorgehen eindeutig zu bevorzugen. Und selbst wenn wir einem Trugschluss aufsäßen, und die angeblich individuelle Selbstbestimmung in unserer heutigen Gesellschaft entweder nicht wirklich ausgeprägt ist, durch andere Mechanismen teilweise außer Kraft gesetzt wird oder vielleicht sogar nicht gewollt ist, wird eine Beschäftigung mit dieser Frage „wie könnte ich leben“ eben genau zu mündigen, selbstbestimmten Individuen letztendlich führen. Eine aufregend frische, leicht verständlich formulierte, letztendlich aber so bedeutende Frage, dass sich alle bisher in der Philosophie erarbeiten Erkenntnissen zur Anwendung bringen lassen, will man von den entwickelten alternativen Formen des Lebens das für sich passende wohlinformiert auswählen.

Adrien Feix

Ramharter - Logik und Gottesbeweise


Kurze Zusammenfassung

Einführung in die Logik: Schnittpunkt zwischen Mathematik, Philosophie und Philosophiewerkzeug.

Für Ramharter ist keine Definition von Logik möglich: weder wirklich die Lehre von Denkgesetzen noch von deduktiven Schlüssen.

Einige Notationen der (prädikativen) Logik, Verbindungen, Aussagen, Verneinungen, etc.

Kurze biografische Einführung in Anselms Leben. Anselms ontologischer Gottesbeweis, im Proslogion, Kapitel 2: Dass Gott existiert. Kapitel 4: Dass seine Nicht-Existenz nicht einmal gedacht werden kann.

Der Beweis von Anselm: Jeder kann sich ein vollkommenes Wesen vorstellen (1), wenn dieses nicht existiere (2), dann würde ihm eine Eigenschaft fehlen - die Existenz (3). Da (2) sofort (3) impliziert, und (3) in Widerspruch zur Annahme (1) steht, muss (2) falsch sein, und Gott existiert.

Ramharter stellt die Annahmen und die Folgerungen im logischen Formalismus dar, in der Prädikatenlogik 1. und 2. Stufe. Letztere ist zwar sinnvoller (in der Analyse der ersten Stufe könnte der "Beweis" für jegliches Objekt "gelten") aber (f. Ramharter) eine "schlechtere" Theorie (warum?).

Ramharter stellt einige potenzielle Einwände gegen logische Beweise in den Raum, ohne zu ihnen näher Stellung zu nehmen. Zum Beispiel: dass Beweise nur innerhalb einer Theorie Sinn machen, dass ein Beweis durch Widerspruch evtl. zu schwach sein könne, dass Logik nichts Neues hervorbringe.

Bemerkungen

Man kann einen Vergleich zwischen dem anselmschen Gottesbeweises und jenen von Descartes versuchen. Ersterer geht, wie in der Vorlesung gezeigt, über den logischen Widerspruch der Nicht-Existenz Gottes, Letztere (siehe die Meditationen 3 und 5) jedoch über eine unmittelbare, subjektive Erfahrung. Descartes' Gottesbeweis in den Meditationen 3 schließt an das vorhergehende Kapitel an, in welchem er die Existenz des "Ich" (über das cogito) feststellte: Er beweist ebenfalls die Existenz Gottes durch radikalen Zweifel, denn nur etwas, was weniger vollkommen als ich selbst ist, könne rein von mir selbst ausgehend gedacht werden, die Idee Gottes aber (dem Vollkommensten) kann nur von Gott in uns eingepflanzt worden sein. Gott, meint er weiter, sei der Garant für alles körperliche Wissen und die Wahrheit der Wissenschaften: Alles, was wir "klar und deutlich" verstehen, ist damit wahr.

Der nächste Beweis der Existenz Gottes (Med. 5) kann, wie Anselms, als ontologisch bezeichnet werden, unterscheidet sich jedoch ebenfalls stark von ihm. Descartes behilft sich der "klaren und deutlichen" Intuition Gottes. So wie wir klar und deutlich ein Dreieck wahrnehmen, und es deshalb existieren muss, so existiert auch Gott. Interessanterweise kann man den zweiten Gottesbeweis als dem ersten untergeordnet sehen (da er ja die "klaren und deutlichen" Ideen voraussetzt), was ihm eigentlich jede Sinnhaftigkeit entziehen würde.

Zu Descartes und dem Thema Logik noch eine kleine Anmerkung: Descartes' Verachtung für Syllogismen, die ihm zufolge nichts Neues hervorbringen, da sie das Resultat schon voraussetzen, spiegelt eine der möglichen Kritiken (v. Ramharter) an der philosophischen Sinnhaftigkeit der logischen Methode wieder, die meines Erachtens sehr ernst zu nehmen ist.


Puhl - Wie soll man leben? Was soll man tun? Wie könnte man leben?


Kurze Zusammenfassung

Puhl gibt einen Überblick über seine Auffassung der Evolution der Philosophievorstellung zwischen Antike und Neuzeit. Während noch in der Antike die Philosophie als Lehre des guten Lebens (und der Selbstverbesserung) galt - Wie soll man leben?, wurde in der Neuzeit, durch die Emanzipierung des Subjekts, die Frage nach den Richtlinien des Handelns - Was soll ich tun? - immer in den Mittelpunkt gerückt. Schließlich warfen das späte 19. und das 20. Jahrhundert die unorthodoxen Fragen nach den Gestaltungsmöglichkeiten des Lebens auf (Nietzsche, Sartre) - Wie kann man leben?. Gleichzeitig gab es aber für Puhl auch Zeichen der Rückkehr zu praktischen Problemen, zur Philosophie als Lebenskunst (Deleuze, Foucault).

Bemerkungen

Puhls eigenwillig strukturierter (weder historisch noch nach einem sonstigen Konzept klar gegliederter) Vortrag wirft für mich die Frage nach der Verdrängung der Philosophie durch kommerzielle Lebenshilfen auf. Die Psychoanalyse hat dafür den Grundstein gelegt, gefolgt von mehr oder weniger wissenschaftlichen Fundgruben der Lebens"weisheiten" (Psychologie, Coaching, Astrologie, post-religiöse Konstrukte und Sekten, etc.). Heutzutage richtet man sein Leben nicht nach Epiktet oder Epikur, sondern nach den diversesten "Wie kann ich mein Leben verändern". Dass darauf die Philosophie damit antwortet, dass sie sich noch weiter aus dem praktischen Leben zurückzieht (abgesehen von Fragen wie z. B. der Bioethik, die noch recht neu sind), und sich weiter in einer geschlossenen akademischen Welt von Schriften über Kommentare von Kommentatoren der Exegeten ... abriegelt, ist zu befürchten.


Weger, David

Ring-VO Esther Ramharter, 17.12.2009, siehe auch: http://philo.at/wiki/images/MuD09_11_Ringvorlesung.pdf

Logik

Lichtenberg (1742-1799) postuliert, dass Logik weder „Brod“ noch „Ehre“ bringe. Die Logik ist heute dennoch Teildisziplin der Mathematik und Philosophie und wichtiges Werkzeug. Es gibt sogar die Auffassung, dass die Logik eine wissenschaftliche(re) Komponente in die Behandlung gewisser philosophischer Fragen bringen könne, so etwa beim Gottesbeweis. Die Rolle der Logik hat sich hierbei in den letzten Jahrhunderten gewandelt, sie ist intentional zunehmend ins Zentrum gerückt worden. Ramharter weist auf die Schwierigkeit hin Logik zu definieren und gibt daher stattdessen einige praktische Beispiele (für die „Schreibweise“):

Dies sind unter anderem eine Liebeserklärung an Hanna(h): ∀ x L x h [Für alle Dinge x gilt x liebt Hanna, kurz: Alle lieben Hanna] und eine Absicherung bei Liebeskummer: ∃ x L x h [Es gibt mindestens ein Ding oder eine Person x mit der Eigenschaft, dass sie Hanna liebt, kurz: Mindestens Einer liebt Hanna].

Beispiele für Gottesbeweise: Anselm von Canterbury (11. Jhdt., Ontologisches Argument), Thomas von Aquin, Descartes, Leibniz, Gödel;

Gödel hat sich möglicherweise nur aus Interesse mit Leibniz‘ Beweisen auseinandergesetzt, Descartes wiederum benötigt Gott um die Verlässlichkeit von Erkenntnis gewährleisten zu können und über cogito ergo sum hinauszukommen. Kant kritisiert auch seine Vorgehensweise später, Stichwort: Existenz – reales Prädikat?

Anselm beweist im zweiten Kapitel seines Proslogions, dass Gott existiert und im dritten Kapitel, dass seine Nicht-Existenz nicht einmal gedacht werden kann. Gott existiert im Verstand als das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann. Er muss auch in Wirklichkeit existieren, denn sonst könnte man ihm die Existenz in Wirklichkeit noch hinzufügen und würde ihn so noch größer machen, was ein Widerspruch der Definition wäre.

Eine formale Rekonstruktion des Arguments (für die symbolische Darstellung siehe Folie 18):

1) Prädikatenlogik 1. Stufe: Es ist nicht der Fall, dass es ein x gibt, so, dass das x größer ist als Gott. Daraus folgt, dass Gott in Wirklichkeit existiert. ABER: Würde das g anstelle von größer geldgierig heißen, so wäre die Schlussfolgerung ebenfalls zutreffend und Gott müsste ebenfalls existieren. Eine zusätzliche Prämisse fehlt.

Daher ein neuerlicher Versuch:

2) Prädikatenlogik 2. Stufe (mit Existenz von Eigenschaften): Es ist nicht der Fall, dass es eine Eigenschaft gibt die Gott nicht hat. Daraus folgt, dass Gott wirklich existiert, denn er hat alle Eigenschaften - vorausgesetzt zu existieren ist eine Eigenschaft.

Achtung: Ein Beweis ist ein Beweis im Rahmen einer Theorie. Ausnahmen bilden „intuitive Erkenntnis bzw. intuitive Schau“ o.Ä., im Falle des Gottesbeweises Wunder.

Wunder: Zunächst war alles Wunder, denn alles war von Gott geschaffen. Dann Dreiteilung: Natürliches, Außernatürliches (wider Regelmäßigkeiten der Natur), Übernatürliches (von Gott, Engeln o.Ä. bewirkt). 17./18. Jhdt.: Wunder muss übernatürlich sein. Aber ich muss wissen ob es von einem Dämon oder Gott oder einem menschlichen Betrüger kommt. Also Kriterium: Das Wunder muss mit der katholischen Lehre übereinstimmen. ABER: Wenn ich schon vorher glauben muss um ein Wunder als Wunder anerkennen zu können, wird dieses vollkommen relativiert. Tendenz: Das Wunder muss als solches bewiesen werden. Dies ist ein generelles Problem mit „Dingen die einem unmittelbar einleuchten“.

Das Außernatürliche wird von F. Bacon bekämpft: Wenn wir auf etwas treffen das nicht in unsere Gesetzmäßigkeiten passt, müssen wir dieses beobachten und gegebenenfalls unsere Gesetze modifizieren! Wir können „Wunder“ nicht einfach ad acta legen, denn gerade neue Phänomene sind interessant.

Zur Existenz: Logiker bezeichnen die Existenz meist als Quantor und sehen darin kein Prädikat. (Wirklich verstehen werde ich diesen Satz wohl erst im nächsten Semester.) Allerdings insbesondere hinsichtlich Anselms könnte man von drei Begriffen der Existenz sprechen: dem Begriff der Existenz per se, der Existenz im Verstand und der Existenz in Wirklichkeit. Möglich ist eine Annahme von drei Quantoren, aber auch einer dreifachen Ausprägung des einen Existenz-Begriffes. Beides jedoch führt zu neuen Schwierigkeiten.

Der berühmteste Einwand kommt von Kant: Existenz ist kein reales Prädikat. Wenn ich Existenz „zu einer Sache dazu sage“ ändert sich an ihr nichts. Damit vertritt er eine andere Ansicht als Anselm.

Totalitäten: Unendlich viele Dinge – es ist nicht so einfach gewährleistet, dass wir von der Gesamtheit sprechen können. Bsp.: Ich füge dem Gedanken, dass Gott das ist worüber nichts Größeres gedacht werden kann noch den Gedanken über ihn hinzu => Problematisch.

Indirekter Beweis: Anselm nimmt das Gegenteil von dem an was er zeigen will und zeigt, dass es zu Widersprüchen führt. Das Problem bei dieser Methode ist, dass ich zwar beweisen kann, dass es etwas geben muss (z.B. eine Zahl mit einer bestimmten Eigenschaft), aber dadurch noch nicht weiß worum es sich handelt und wie ich mich der Sache weiter nähern kann.

Deduktive Beweise: Aus gegebener Annahme folgt etwas anderes.

Induktive Beweise: Ich beobachte eine Sache und verallgemeinere.

Anselm bevorzugte den deduktiven Beweis für den Gottesbeweis. Kann Logik jedoch etwas herausfinden oder lege ich nur etwas offen, was ich immer schon gewusst habe? So wurde auch Aristoteles kritisiert er habe lediglich einen „Kanon des Denkens“ geschaffen.

Ästhetische Aspekte: Unum argumentum wurde von Anselm präferiert. Die Akzeptanz ästhetischer Kriterien wird von unterschiedlichen Wissenschaften differenziert betrachtet – die Physik hat etwa wenig Interesse an einer reinen „Verschönerung“ des Beweises wenn dabei keine neue Methode demonstriert wird.

Ramharters These: Interesse an Beweisen, bei denen man das, was sie beweisen, für sicher falsch hält, ist ein sehr junges Phänomen.

Derzeit beschäftigt mich besonders wie die Logik den Anspruch ihrer Aussagen auf Wahrheitsgehalt begründet, sprich: Woher wissen wir, dass wir uns auf logische Schlussfolgerungen verlassen können? Durch Logik? Dadurch, dass wir unsere Erfahrungen durch logische Induktion reflektiert haben? Wie weit lässt sich dies auf Bereiche übertragen die wir nicht erfahren können? Ramharter wendet hier ein, dass Physiker die Existenz von Teilchen beweisen konnten bevor sie messbar wurden, aber ist dies auf einen Gottesbeweis übertragbar? Worauf basieren logische Axiome wie der Satz vom Widerspruch, den Papst Johannes Paul II in seiner Enzyklika Fides et Ratio sogar als "ein geistiges Erbe der Menschheit" bezeichnet? Darauf, dass wir nicht anders denken können? Wie ist es dann möglich, dass es verschiedene logische „Systeme“ gibt? Ich hoffe auf diese Fragen spätestens im nächsten Semester im „Logik-Modul“ eine Antwort zu finden.


Manfred Pöckl

MuD, Ringvorlesung Prof. Ramharter am 17. 12. 2009


Anselms Gottesbeweis und die Logik

Ich möchte mich sofort auf den Gottesbeweis (Ontologisches Argument) von Anselm von Canterbury stürzen: These: Selbst der Tor muss zugeben, dass Gott im Verstand existiert als ID QUO MAIUS COGITARI NON PODEST. (...das, worüber nichts größeres gedacht werden kann.) Dazu meine Überlegungen: Ich bin mir nicht sicher, ob ich (egal ob Tor oder nicht) „ ID QUO MAIUS COGITARI NON PODEST“ im Verstand habe. Anhand eines konkreten Beispiels möchte ich das erläutern. Ich kann mir ein großes Haus vorstellen (oder sogar ansehen hier in Wien). Wenn ich mit das vorstelle oder sehe kann ich mir im Verstand ein noch größeres vorstellen, darüber hinaus ein noch größeres usw..... das allergrößte kann ich mir aber nicht vorstellen und somit ist es auch nicht in meinem Verstand. Und ich behaupte niemand kann sich dieses Haus vorstellen. Wie sollte das aussehen? Es müsste alle Materie des Universums besitzen. Das hieße, auch ich wäre ein Hausbestandteil und alles andere das existiert ebenso. Wenn ich mir dann ein noch größeres denken können würde, so müsste das aus Materie und Nichtmaterie bestehen. Was ist das für ein Haus? Nein! Das allergrößte Haus kann ich nicht denken. Ebenso kein anderes allergrößtes Ding. Auch nichts Unendliches und auch nicht „ID QUO MAIUS COGITARI NON PODEST“. Verblüffend ist allerdings, dass wir Begriffe dafür haben: Nichts, Unendlich, „ID QUO MAIUS COGITARI NON PODEST“. Das wirft eine provokante Zentralfrage auf: „Kann man über etwas sprechen, das man nicht denken kann?“ Reflexartige Antwort: „Nein!“ Denkpause.... ;-)) … .. Naja, vielleicht doch. Vielleicht ist der Begriff „Unendlich“ ja nur ein Pseudonym für Faulheit, Trägheit und Begrenztheit des Verstandes.


Teil 2: These von Prof. Ramharter: Interesse an Beweisen, bei denen man das, was sie beweisen, für sicher falsch hält, ist ein sehr junges Phänomen. Ein Gegenbeispiel aus der Antike würde die These widerlegen. Ich habe zwar keines parat, kann mir aber gut vorstellen, dass es solche geben wird.

Buchberger, Agnes

Ring-VO, am 17.12.2009

Anselms Gottesbeweis und die Logik ... und überhaupt: Beweise


Meine Bemerkungen zum Vortragsstil von Esther Ramharter:

Ich empfand den Vortrag als sehr ansprechend gestaltet und als eine sanfte Hinführung zum Themenfeld der Logik. An dieser Stelle will ich anmerken, dass der Beginn des Philosophiestudiums (eben u.a. auch diese spezielle Einheit) mein (durch eher „unattraktiven“ Mathematikunterricht an der Schule abgetötetes) Interesse an Mathematik und allem was annähernd an Variablen erinnert wie Phönix aus der Asche steigen ließ.

Ich wage es, den Studierenden zu unterstellen, durch den Titel „Anselms Gottesbeweis und die Logik“ eine eher trockene Einheit erwartet zu haben. Der saloppe Vortragsstil Ramharters ließ aber keineswegs auch nur annähernd Langeweile aufkommen, ganz im Gegenteil, es war schade, dass keine vollen 1,5 Stunden Zeit für die Ausführungen waren (womit ich natürlich nicht behaupten will, Nachfolgendes wäre nicht ebenfalls wichtig und interessant gewesen).

Außerdem fand ich es toll, dass die Vortragende so energisch sowohl auf PowerPoint einging, als auch die Tafel nutzte (die mir des Öfteren nur mehr wie eine dekorative Wandverkleidung vorkommt).

Beim Durchlesen der Protokolle/ Kommentare meiner KollegInnen, wurde ich daran erinnert, dass auch mich das Kreuz um Esther Ramharters Hals stutzig machte. Ob das als bewusste „Provokation“ gedacht oder bloß „Zufall“ war?


Zu Klaus Puhls Ausführungen vom 07. 01. 2010 kann ich leider nichts sagen/schreiben, da ich nicht anwesend war. Das HandOut und die Zitate lassen jedoch - inhaltlich - auf eine äußerst interessante VO schließen. U.a. deswegen, weil dies wieder einen Bruch zu den vorhergehenden VOs darstellt, was diese Ring-VO ja im Grunde auch ausmachen sollte. Diese Vielfalt an Themen und Zugangsweisen ist meiner Meinung nach genau das, was Erstsemestrige in Philosophie zum "Überblick gewinnen und überall hinein schnuppern" brauchen.




Neuhauser, Magdalena

Protokoll der Ring-VO vom 7.1.2010 Vortragender: Klaus Puhl


Philosophie als Lebenskunst und Selbstsorge von der Antike bis Michel Foucault


Die Betrachtung der Philosophie als Lebenskunst und Selbstsorge tauchte erstmals in der Antike, verschwand dann aber durch das Christentum nach und nach aus dem Blickwinkel der Philosophen. Erst in den letzten Jahren trat diese Thematik wieder in den Vordergrund (siehe Foucault)

1.Teil

Prof. Puhl hat seine Vorlesung an drei Fragen aufgehängt: wie soll man leben was soll man tun 'wie könnte man leben Deleuze beschreibt philosophisches Vorgehen so, dass man eine Fragestellung hat, die man bis zum Ende möglichst konsequent durchzudenken versucht ("In Wirklichkeit ist eine philosophische Theorie eine entfaltete Frage und ncihts anderes")

1.Ansatz

Unterscheidung der einzelnen Fragen:


Wie könnte man leben?

Im nichtphilosophischen Alltag wird diese Frage eher selten gestellt, am ehesten noch bei einem Rückblick auf entgangene Chance und der Frage, "was wäre gewesen, wenn...".

Für die analytische Philosophie wäre diese Frage ("wie könnte man leben") nur eine Scheinfrage, ein Scheinproblem, also kommt die Beschäftigung damit der kontinentalen Philosophie zu (Heidegger, Foucault)


Wie soll man leben?

In der antiken Philosophie betrachtet stellt man diese Frage im Kontext, wie man sein Handeln an die kosmische Ordnung, an eine Allnatur anpassen kann. Man orientiert sich an Normen und Prinzipien. Mit der Entstehung des Individualismus hat man neuzeitlich einen anderen Zugang zur Fragestellung. Da sich die Individuumsrolle in der Gesellschaft geändert hat und es zu einer Demokratisierung der Gesellschaft kommt, richtet man sich in der Neuzeit nicht mehr nach einer kosmischen Ordnung. In der Neuzeit entsteht auch Kants Sittengesetz ("was soll ich tun"). Das Leben wird immer mehr zur Privatsache.

Anders als in der Antike, wo es um den Platz in der kosmischen Ordnung und um Status geht, konzentrieren sich neuzeitliche Philosophen auf die Pflichten des Individuums der Gesellschaft (oder religiös:Gott) gegenüber. Anders als in der Antike, wo sich das Konzept der Philosophie der Selbstsorge nur auf freie Männer bezieht, gelten die neuzeitlichen Pflichten für jeden Menschen.

Ich habe mich gefragt, wie das Verhältnis von Philosophie und Ethik zu erklären ist. Wenn diese Frage in den Bereich der Philosophie gelegt wird, wo ist dann noch eine Grenze zur Ethik zu setzen und macht es überhaupt Sinn, das zu tun. Die Philosophie gilt als übergeordnete Instanz (zumindest bei Kant) den anderen Wissenschaften, wie zum Beispiel der Naturwissenschaft, gegenüber, lässt sich aber normalerweise nicht auf deren Inhalte ein (es ist nicht Aufgabe der Philosophie, eine physikalische Theorie zu beweisen). Wie sieht es also mit der Ethik aus? Ist sie Teilbereich der Philosophie?

Wie könnte man leben?

Diese Frage wurde erstmals bei Nietzsche erfolgreich eingebracht (siehe: die Metapher vom Tod Gottes in 'Also sprach Zarathustra'). Er diagnostiziert und kritisiert jede Form des Transzendentalen (Geschichte, Gott, Kultur, Sprache, usw.) als Vorgaben, denen die Menschen folgen, ohne dass sie sich fragen, wie man zu leben hat und wie man leben könnte. Alles Transzendente ist laut Nietzsche hausgemacht und er ist der Ansicht, dass es nichts gibt, als die menschliche Welt- alles andere ist Fiktion. Weiters sagt er, dass eine Ablehnung jeder Form ob transzendentalen Bezügen die Voraussetzung für die Frage "wie könnte man leben?" ist, weil sonst nur die Frage "wie soll man leben?" gestellt werden kann. In diesem Punkt stimmt Sartre mit ihm überein. Er meint, dass es ohne Gott keine Werte gibt, nach denen wir handeln sollen. Anders als in der Antike, in der der Mensch aufgrund seiner Wesenheit als Mensch dazu verpflichtet ist, wie einer zu handeln, sagt Sartre, dass nicht das Wesen bestimmt, was ich tue, sondern der Mensch bestimmt, was er ist. Ohne Gott als Legitimierung sind wir allein ohne Ausflüchte und vollkommen frei. Aufgrund seiner Zuwendung zum Marxismus in späteren Jahren schränkt er diese Sichtweise jedoch z.T. etwas ein (Pflichten im Gemeinschaftsleben). Die Frage die sich für ihn stellt, lautet: "wie könnte man angesichts dessen, dass es Transzendenz nicht mehr gibt, leben?"

Hier ergibt sich, meiner Ansicht nach, wirklich ein sehr spannender Ansatzpunkt, nicht nur für die Philosophie, sondern für jeden einzelnen Menschen. Wenn ich keinen Gott, keine Gesellschaft, keine Transzendentalität mehr habe, was kann ich für mich dann als Maxime setzen, wonach soll ich mein handeln richten?

Nietzsche geht sogar so weit zu sagen, dass es Ausdruck eines schwachen Willens ist, wenn man sein Leben nach Gott ausrichten ("was soll ich machen- was will Gott von mir?") Eine solche Person definiert sich durch Leugnung ihrer selbst. Er unterscheidet aktive von reaktiven Kräften. Aktive Kräfte sind jene, die etwas Neues schaffen, sie kennen kein Schuldgefühl, keine Verantwortung, gehen an die Grenze dessen, was sie tun können und sind kreativ. Im Gegensatz dazu wirken reaktive Kräfte neutralisierend, hemmend und verhindern die Entfaltung der reaktiven Kraft. Als Beispiel nannte Puhl (Homo-)Sexualität als aktive Kraft und Kirche als reaktive, hemmende Kraft. Im Gegensatz zu Hegel also, der den Tod Gottes als etwas Schreckliches fürchtet, begrüßt Nietzsche ihn.

2.Ansatz:

Antike:

In der antiken Philosophie ist vor allem die Frage "wie soll man leben" von Bedeutung. Da Puhl an dieser Stelle sein eigenes Handout zitierte,werde ich mich ihm anschließen: "Die Arbeit an einem selbst ist Verbunden mit der Forderung einer Transformation seiner selbst in Richtung auf die Lebensform der Weisheit, die mit Seelenfrieden [...] und dem kosmischen Bewußtsein einhergeht." Das "kosmische Bewußtsein" kann mithilfe von Askese, was im damaligen Sinne exakte, lebenslange Praxis bedeutete, erreicht werden. Damals war man der Ansicht, dass dieses Ziel nicht von innen heraus zu erreichen ist, sondern, dass man mithilfe eines Lehrers oder Meisters hingeführt werden kann. Den paradigmatischen Rahmen bildete das sokratische Gespräch. (Vgl.: Vorlesung von Herbert Hrachovec)

Platon:

Platon war der Ansicht, dass jeder Mensch nach dem Guten handeln soll. Für Platon bedeutete das Streben nach Gutem zugleich das Streben nach Wahrheit. Ein Merkmal des moralisch Guten ist also dass es eine Einheit mit Wahrem bildet. Platon war der Ansicht, dass die Urbilder der Dinge, die platonischen Ideen, angesiedelt sind in einem Himmel (platonischer Ideenhimmel). Diese Urformen existieren getrennt von der Welt, aber das Wesen der Dinge ist in all diesen Dingen verankert, als sie Abbilder ihrer eigenen Ideen sind. (Ein Pferd ist nur insofern ein Pferd, als es partizipiert an der Idee der Pferdheit, an dem, was ein Pferd ausmacht.) Jedes Ding hat bei Platon eine eigene Idee. An dieser Stelle bietet sich ein späterer Ansatzpunkt für das Christentum und eine Abhärtung gegen die empirische Welt (da die Ideen endlos, nur die Körper sterblich sind). Für Platon ist die Idee des Guten der Ursprung aller Ideen. Alle anderen Ideen ziehen Sein und Wert aus der Idee des Guten. Erkenntnis bedeutet also Schau der Ideen. Weiters vertritt Platon die Auffassung, dass unsere Seele, bevor sie in unseren Körper schlüpfte, bereits alle Ideen geschaut hat. Erkenntnis ist also nicht das erkennen einer neuen Wahrheit, sondern vielmehr das Wiedererkennen und Wiedersehen der Ideen. Da alle wahrnehmbaren Dinge danach streben, so zu sein wie ihre Ideen, versuchen wir, wen wir die Urbilder zu erfassen zu versuchen, gleichsam das Gute zu erfassen. Aristoteles:

Aristoteles widerspricht Platon hier meistens und hat seine Theorie der Ideen zurückgenommen. Er ist der Meinung, dass die Ideen nicht in einem transzendentalen Himmel verankert sind, sondern den Dingen direkt anhaften. Anders als bei Platon, bei dem der Körper der Kerker der Seele ist, sagt Aristoteles, dass der Körper die Form der Seele darstellt. Die enge Bindung an die theôria der Schau des Guten bleibt erhalten.

2.Teil:

Selbstsorge und "Erkenne dich selbst!"(gnothi seauton) Das "Erkenne dich selbst!" ist eng an die die Frage der Sorge um sich selbst geknüpft In der Antike vertritt man die Auffassung, dass ein gewisses Maß an Selbsterkenntnis notwendig ist, um sich selbst zu erkennen. Sokrates gibt der Selbstsorge dem "erkenne dich selbst" gegenüber Vorrang. Diese Tendenz verflüchtigt sich jedoch im späteren Verlauf der Philosophie. Nach Platon ist der erste Schritt der Selbstsorge die Reflexion, das Zurückwenden an sich selbst- die Erinnerung an die Ideen. Man soll also nicht nur bestrebt sein, das Gerecht zu schauen, sondern auch versuchen, danach zu leben. Wie Foucault später bemerkte unterscheidet sich Platon von den späteren Philosophen dadurch, dass später Selbsterkenntnis nicht durch Erinnerung an etwas, das man bereits in sich hat, erfolgt, sondern durch Einflüsse von außen, durch zuhören. "Erkenne dich selbst" hat in der Antike eine ganz andere Bedeutung als es für einen Menschen in der Neuzeit hat. Selbstentzifferung, eigene Regungen so lange interpretieren, bis man auf eine dahinter liegende Sünde stößt (Christentum) oder das Unbewusste (Psychoanalyse) ist der Antike vollkommen fremd. Anders als in der neuzeitlichen Welt geht es nicht um eine Wahrheit, die spezifisch für jeden selbst gilt, denn die Wahrheit ist nicht die Einzigartigkeit einer Person. Selbsterkenntnis ist gleichzusetzen mit der Erkenntnis der Ideen, die der Wahrheit entsprechen.

Thomas Haidvogl, Philipp Lombardini

VO Prof. Ramharter:

In dem Vortrag von Prof. Ramharter wurden die Logischen Vorgehensweisen für Gottesbeweise recht gut erklärt. Uns ist allerdings aufgefallen das die ganze Problematik schon in dem Fundament Risse aufweist! Wenn ich mit Logik Etwas beweisen will brauche ich einen „gesicherten“ Ausgangspunkt um „gesicherte“ Ergebnisse zu erhalten. Auf diese Grundlagen wurde (Wahrscheinlich aus Zeitmangel kaum eingegangen). Hier stellen sich z.B. zu erst die Fragen:Was verstehe ich unter Gott? ( z.B. ist Gott absolut?) Wenn ich mir diese frage Ungefähr beantwortet habe (z.B. Katholisches Gottesbild) könnte man die frage nach dem Allgemeinen Fall stellen. Gibt des Etwas absolutes? Kann absolutes Intention haben? Welche Eigenschaften muss etwas absolutes haben? Welche Eigenschaften kann etwas absolutes haben? Was bedeutet Relativität? Wo sind Unterschiede zum absoluten? Usw. Wenn man sich die Ergebnisse aus den Naturwissenschaften ansieht, könnte man meinen das man langsam ein Gefühl für Relativität zu bekommen. (z.B. Relativitätstheorie, Kinetik). Dies Lässt zum Teil Hochinteressante Überlegungen zu. (z.B. Etwas absolutes kann keinem Kausalitätsprinzip entsprechen – das heißt, es ist immer und hat sich aus sich selbst ausgelöst, Es müsste nicht Relativiert werden können, obwohl die Relative Welt auf es bezogen wird (und es somit eigentlich in Relation setzen würde) Im Gegensatz dazu Weisen die Naturwissenschaften bis jetzt keinerlei Anzeichen der Existenz von etwas absolutem auf. Wenn wir jetzt mit Logik (einem Relativen Mittel (z.B. Kausalität)) von etwas relativem auf Gott (als Absolutes) schließen, dann wissen wir nicht einmal ob das Mittel der Logik dafür geeignet ist. Da wir annehmen müssen, dass sich absolute Begriffe und Eigenschaften nicht ohne weiteres mit einem Relativen Mittel Beschreiben lassen.

Also: Schluss von Relativität auf das Absolute mithilfe von Logik Probleme: Man weiß nicht sicher ob es das Absolute gibt. Man weiß nicht sicher ob sich das Verhältnis zwischen Relativem und Absolutem Konstant ist. Man weiß nicht wie sich das Absolute sich im Rückschluss auf das Relative Verhält. Man Kennt Wahrscheinlich nicht einmal Alle Aspekte der Relativität( in sich selbst).

Jeder Einzelne dieser Punkte zieht den versuch Gott mittels Logik zu beweise in Zweifel!

VO Prof. Puhl

Prof. Puhl behandelt in seiner Vorlesung die Philosophie als „Arbeiten an sich selbst“. Oder anders formuliert Philosophie als Lebenskunst bzw gelebte Weltanschauung wie dies vor allem in der Antike praktiziert wurde. Dies lässt sich bei ihm gliedern in drei Fragen. a) Wie soll man leben? (Antike) b) Was soll man tun? (Moderne) c) Wie könnte man leben? (Nietsche, Satre, Foucault)

In der Antike ist die Frage des wie soll man leben immer mit eine inneren Dialog verbunden. Als auch mit einer lebenslangen körperlichen und geistigen Übung der askesis. Das Ziel soll in der Antike Seelenfrieden sein (ataraxia) und innerer Freiheit (autarkia) im Einklang mit einem Leben im Sinne der Weißheit. Bei Platon kommt dann noch hinzu das streben nach der Wahrheit die laut ihm gleichbedeutend ist mit dem Streben nach dem Guten.

Die theoretischen Disziplinen der Philosophie sowie das abreiten an den großen Philosophen wird in der Antike als wichtig erachtet um an sich zu arbeiten. Bei Sokrates und Platon wird die Selbsterkenntnis die wichtig ist um an sich selbst zu arbeiten und auch immer verbunden ist mit einem maßvollem Verhalten. Aristoteles nimmt hingegen die theoretische Lebensführung als mittel zur Erreichung des Glücks und somit des guten Lebens.

Im Christentum des Mittelalters und der Neuzeit geht der Philosophie der Charakter des antiken Selbstsorgens verloren. Die geistigen Übungen halten Einzug im theologischen Leben. Die Philosophie wird in dieser Zeit zum Begriffs- und Beweislieferanten. Wegen der gesellschaftlichen Veränderung wird bei Kant die Frage nach dem guten Leben ersetzt durch die Frage: “Was soll ich tun?” Durch den ”Tod Gottes” und dessen Konsequenzen ersetzt Nietsche die Frage, wie man leben/handeln soll durch die Frage: Wie könnte man leben?

Die Vorlesung von Prof. Puhl wird am 14.01.10 fortgesetzt.

Michael Brunner

A. Über die Ring- Vorlesung: Esther Ramharter: Anselm und der Gottesbeweis…und überhaupt Beweise

Esther Ramharter führt mit ihrer Vorlesung vom 17.12.2009 in die Logik ein, und zwar in vielfältiger Hinsicht. Den Anfängern des Philosophiestudiums möchte sie wohl einerseits die Logik als formalisierte Form des Denkens und der Denksprache, andererseits als philosophische Lehrmeinung, und nicht zuletzt beinahe als Handwerkstechnik von ästhetischem Wert erklären. Ob als bloßes Werkzeug oder gänzlich anders als parallele Teildisziplin ohne Anwendbarkeit über ihre Grenzen hinweg verstanden, die Logik mag sich wohl an einem anfangs paradoxen Phänomen des logisch zu erreichenden Gottesbeweises in ihrem Charakter offenbaren. Paradox nämlich, da eine logizistische Strömung und in ihr Namen wie Russell, Frege, Wittgenstein, und als radikaler Gipfel der Wiener Kreis, mit ihren idealsprachlichen, positivistischen Ansätzen kaum damit zu verbinden sind, sie könnten versuchen mit logischen also rationalen Mitteln etwas außerhalb der Erfahrung liegendes in Begriffe zu fassen, zu definieren oder gar zu beweisen. Anselm von Canterbury, Thomas von Aquin, Descartes oder Leibniz jedoch, denen die scholastische Tradition nahe wahr und noch nicht eine positivistische Wende, die den Empiristen, die auch den Logiker zum Gegenspieler idealer, transzendentaler Denkversuche machte. Es verlangt deren Konzept des Denkens beinahe selbstverständlich, dass die kontinuierliche, göttlich veranlasste Realität zu erfassen sei, einer Realität der Leibniz schliesslich nicht einmal zutraute, sich einer vollständigen Systematisierung und logischen Erfassung durch einen souveränen Verstand zu entziehen. Wenn also Logik, die nun zu Zeiten des Anselm von Canterbury, dessen Gottesbeweis die Aufmerksamkeit des Vortrags exemplarisch gilt, kaum als solche etabliert war, wie sie heute vielfältiger Konventionalität unterworfen ist, als reines Konzept betrachtet wird, axiomatische Aussagen logisch abzuschliessen, nicht mehr als sie gleichzeitig existieren zu lassen und Widerspruch oder Ordnung zu erkennen, dann scheint es kaum mehr fragwürdig, warum nicht auch Gott betreffende Axiome relevant sein sollten und somit mit ihnen verfahren werden könnte. Gott sei ja nichts anderes als das theologisch metaphysische Hauptproblem von Jahrhunderten gewesen. Dass man nun Mängel des Kalküls, die Tatsache, dass die axiomatische Intuition auch ihrer Historizität nicht entkommt, dass Schlüsse strittig sind, nicht zuletzt, dass auch jede Formalisierung weder dem Verstand entspricht, noch dessen Mängel korrigieren mag, muss aus heutiger Sicht nicht geleugnet werden, um dennoch das Interesse an der Beweiskraft der formalen Logik und an der Möglichkeit, Gott zu uns zu ziehen mit Mitteln einer Welt, der er nicht anzugehören scheint, zu erhalten. Schließlich sind logische Etüden als „Gottesbeweis“ tituliert auch in der neuzeitlichen Logik zu beobachten, auch wenn diese gar nur als Test gelten mögen, und kaum mehr mit existentieller Notwendigkeit des geistlichen Wissenschaftlers sein letztes Vertrauen zu erhärten, seine Basis: die Verlässlichkeit der Erkenntnis zu sichern, zu vergleichen sind. Das Interesse an dem, was bewiesen wird, habe sich heute dem Wie des Beweisens zugewendet, stellt die Vortragende fest.

Das ontologische Argument und die Darstellung methodischer Mängel: Anselm von Canterbury

Das schon angedeutet Argument, ein Beweis sei dies immer nur im Rahmen einer Theorie, deren Richtigkeit man doch nur einer äußerlichen Schlüssigkeit entnehmen könne, Wissen generierend könne unabhängig von der Erfahrung das Denken also schwerlich sein, soll zwar nicht vergessen , aber zunächst übergangen werden, um sich den innerlogischen Problemen des Anselmschen Gottesbeweises zu widmen. Von solchen Problemen wolle sie auch zu allgemeinen Problemen des Beweisens schreiten, so Ramharter. Im Proslogion kündige Anselm zwei Beweise an, die man anzutreten habe. Zunächst den, dass Gott existiere. Folgend den , dass man seine Nicht-Existenz nun nicht einmal denken könne. In der Auskunft, dass dieser Beweis heute als der der notwendigen Existenz Gottes betrachtet wird, offenbart sich schon ein primäres Problem: das der Interpretation der Formel der Axiome, deren Bedeutung , deren Inhalt. Das Axiom des Anselm also besage, dass die Existenz Gottes im Verstand einsichtig sei, dass nach Mitteln des Verstandes keine andere Einsicht potentiell sei, dass nichts Größeres als Gott vorzustellen sei. Dann aber muss Gott auch in Wirklichkeit existieren, denn würde er das nicht, könnte man ihm einen Mangel vorwerfen, der ihn als größtmögliches Gedachtes disqualifiziere. Da aber der Widerspruch zur Feststellung, dass nichts Größeres als Gott gedacht kann, vermieden werden müsse, sei die Existenz Gottes auch in Wirklichkeit bewiesen. Dass sich diese Beweisführung kaum verborgen eines Zirkelschlusses bedient ist hier ein Kritikpunkt, der nicht erst von der Warte der modernen Logik und des aktuellen Wissensschatzes aus einsichtig scheint, dieser wurde schon zu Zeiten vorgebracht. Die kategoriale Einordnung wird hier also anhand der Anzahl der in sich vereinigten Prädikate gemessen, so kannte man interpretieren. Das offensichtliche Problem scheint in der Feststellung Kants, dass die Existenz kein reales Prädikat sei, zu finden. Denn die „Existenz verändert die Sache nicht, der sie zukommt.“ Wenn man das ontologische Argument Anselms also in formaler Weise rekonstruiere und zwar nach den ihm angemessen scheinenden Konventionen der Prädikatenlogik, erscheint die Existenz als Quantor. Im Sinne dieser Theorie müsste das Axiom Anselms interpretiert werden als: Es gibt keine Eigenschaft die Gott nicht besitzt. Und eine dieser Eigenschaften sei es eben in Wirklichkeit zu existieren. Eines der Probleme , welches sich hieraus ergibt, sei das der Totalität: So muss ein Kalkül entworfen werden, in dem endlich viele Prädikate angenommen werden. Problematisch ist auch die Möglichkeit, dass einem Gedanken, von dem gesagt ist er sei, der Gedanke , der sagt , dass dieser sei, hinzugefügt werden kann, so verglüht die endliche Menge der Prädikate in einer sich endlos überlagernden Reflexivität. Die schliesslich unüberprüfbare These, ein Beweis sei erbracht, wenn das Gegenteil seiner Prämissen einen Widerspruch liefert, ist ein weiterer fragwürdiger Fuß, der den Einsturz eines Kalküls in den gähnenden Abgrund der Skepsis, keine Furcht des Denkers ist größer als die vor diesem Schrecken, doch verhindern sollte. Die Kritik an einer deduktiv und induktiv geführten Schlusslogik bedient sich dem ebenso teuflisch klingenden Drama der Begründungsfalle, wo bleibt also, fragt die Vortragende, die Wertmarke der Logik „als ars inveniendi“, wenn sie doch ihre Legitimation so gefährdet sieht? Da diese Frage in wissenschafts-und erkenntnistheoretischer Hinsicht die elementare bleibt, in ihrem Auftreten freilich oft verstellt, schliesst Esther Ramharter mit ihrer „unüberprüften These“, „das Interesse an Beweisen, bei denen man das, was sie beweisen, für sicher falsch hält“ sei ein junges Phänomen, die abstrakten Relationen von Gedanken, eine Analyse des Schliessens selbst zeichnet sich hierbei als Beweggrund ab, eine Reflexion auf die Methode selbst, die nun also auf deren Idee und Entwurf historisch zu folgen scheint.

B. Über die Ring-Vorlesung: Klaus Puhl: „- eigentlich mehr die Arbeit an einem selbst”. Philosophie als Lebenskunst und Selbstsorge von der Antike bis Michel Foucault.

Klaus Puhl wendet sich in seiner Vorlesung vom 7.1.2010 einer Idee zu, die wohl ein Geburtsmerkmal des philosophischen Denkens an sich ist, aber im institutionellen Zeitalter, in der akademischen Lehre einer philosophischen Wissenschaft der Theorie eine geringe Rolle spielt. Eine Lehre der Anwendung, der Praxis, ist schließlich immer mit dem Gedanken der Abfindung, des Abbruchs, dem Verzicht auf neue Erkenntnisse, einer gewissen Anwendungsfertigkeit und Vollständigkeit des theoretisch Aufgefundenen verbunden, die dem Charakter der Wissenschaft im Allgemeinen und der Philosophie im Besonderen auf unübersehbare Weise widerspricht. Doch die Philosophie als Theorie einer Lebenskunst zu verstehen ist seit je her ein Teil ihrer Existenzberechtigung abseits des bloßen Charisma des Denkens. Und war nicht wohl Sokrates mit seinen „Was ist?“- Fragen nicht eigentlich der Erzieher der Menschen zur geistigen Selbstbeschäftigung , der Vernichter der Arroganz des Verstandes, der Entdecker der Mängel, und nicht ein neugieriger Wissenschaftler, dessen Ziel eine tatsächliches Ergebnis, eine Antwort war? Und hat nicht wirklich jeder der Philosophen, die Jahrhunderte bevölkern bis in die jüngeren, wirklich jede Disziplin des Denkens, die Metaphysik, die Ontologie, die Epistemologie, und deren Ab-und Unterarten nicht als Mittel zum Zweck betrachtet, welches im Ziel, in einer Ethik zu enden hatte. Philosophen wie Spinoza haben gar ihre theoretische Welt auf der Basis einer Ethik, einer Praxis aufgebaut. Erst mit Leibniz als einem ihrer Vorreiter beginnen die Denker, sich einem Zweck zu unterwerfen, der vom ursprünglichen sich unterscheidet. Ehrgeiz, Neugier, Macht und Ruhm sind kaum bezweifelt schon immer der Wissenschaftler treue Begleiter, doch etwas verändert sich wohl in den jüngeren Jahrhunderten, als das Denken seine Unschuld verliert und sich einer erweiterten Ästhetik verschreibt, dem Fortschritt. Die Unzufriedenheit mit den Dispositionen seines Geistes verlangt den Menschen nach einer Überwindung und einem Schwung in eine als neu erwartete Geistigkeit. Seit man mit Kant den Status quo schon fast gedacht, versammelt sah, war der Primat der Theorie geboren, und erst seit den neuesten Jahren verbleibt das Denken zaghaft zurück in einer Theorie des Wirklichen, eine Konsolidierung auf hohem Niveau scheint zu geschehen. Womöglich ist eine neue Wissenschaft der Anwendung von hier aus nicht mehr weit, schöner aber wäre der Weg ins absurde, auch unzyklischer, konsequenter, und neuer:

A. Für das bloße Charisma des Denkens(Kommentar)

Mit dem Absurden der Entwicklung in überhaupt historischer Hinsicht ist nicht etwa eine völlige Sinnlosigkeit der Wissenschaft oder dergleichen von meiner Seite gemeint, vielmehr wäre die Vorstellung darunter zu verstehen, dass man sich einem Denken hingibt, welches bar jeglicher Ziel-und Zweckvorstellung dennoch einen Wert besäße. Diesen Wert nämlich, die Tatsache, dass gedacht wird überhaupt, zu einem Wissenschaftlichen Gegenstand zu machen. Erkenntnistheorie und methodisches Denken, wie die Logik, würden in einem solchen Verständnis zur Wissenschaft selbst werden. Es kann von einem gewissen l’art pour l’art gesprochen werden, ohne dass hier jedoch bloß ein technisch ästhetischer Wert den Sinn des Daseins besprochener philosophischer Kunst erfüllen sollte. An vielen Problemen meistert sich der Denker erst als Künstler, der seine Gedanken im Stande ästhetischer Werte sieht, seine Argumente auf einem rationale Vertrauen aufbaut, nicht auf vordergründige Logik sich stützend, sondern auf die massiv im Verstand verankerte Ästhetik des Denkens, die alle Schlüsse verlässlich bestimmt. Jenes „Goldene und Kalte, welches alle Dinge zeigen, die sich vollendet haben“, zu geniessen, fehlt dem historisch bezogenen Denken der Sinn, sagt Friedrich Nietzsche. Auf eine Linie muss die Theorie des Denkens sich einigen, auf der Sinnbezug und Kommunikation zu den Leiden einer Wissenschaft zählen und nicht zu ihren Konstituenten. Die Wiederkehr der Gedanken weißt auf einen Spürsinn hin, auf ein Maß, auf ein sich Fügen der Gedanken, welche schliesslich nichts anderes mehr auch dem wissenschaftlichen Denker aufgibt als die reine Potentialität der Gedanken in ihre Tatsache zu überführen und diese in angemessenen diskursiven Prozessen ihrer Zeit, ihren Momenten zu öffnen, zur Verfügung zu stellen. Die Wissenschaft der Philosophie also mag sich dann, wenn offenbar ist, dass nur Korrektur und neue Perspektive im besten Falle ihr Ergebnis ist, sich von überkommenen Konzepten des Fortschritts entsagen, diese sind zwar schon öffentlich überkommen, doch überwunden wohl kaum, und sich also, so wäre möglich, dem zuwenden, das was man zweifelsfrei zu wissen glaubt, und dieses zur Anwendung geben: dies darf man tun im Sinne des Menschens und seines Lebens, doch nicht im Sinne des Wissens, denn auch wenn sich neues Wissen nicht bereithalten sollte, bleibt dennoch genug an nicht Gewusstem, da sich dieses Wissen ständig in jeder Sekunde verändert und stufenweise im Möglichen versinkt, in jeder Sekunde, in der es nicht verhandelt wird. Die zweite Möglichkeit glaube ich ist jene, die ich das bloße Charisma des Denkens nenne, und damit ja nichts oberflächlich betrügerisches, wie der Begriff oft meint, bezeichnen möchte. Dem Kopf des leidenschaftlichen Denkers, der sich wohlfühlt ohne Schranken, ist zu vertrauen. Wer das Denken bewertet nach dem Ziel, nach Ausrichtung hat womöglich sein Wesen längst versäumt. Abseits von der Mathematik, der hochidealen Abstraktion konnte man nirgends mit den idealisierten Formen des wissenschaftlichen Denkens mehr an Vollständigkeit, an Wahrheit erreichen, als mit dem intuitiven Wissen, nur an Handwerk und Technik ist man dort weiter, man unterwirft sich hier nichts anderem als einem kollektiven Schönheitsempfinden. Und diese Ästhetik auf der sich alles einigt, glaube ich, wird man als das zu akzeptieren haben, was gerade Philosophie ausmacht und nur eine solche Flucht in die offensichtliche Absurdität der ziellosen Wissenschaft, die nur dem Hochhalten ihrer rationalen Möglichkeiten dient, eine solche Akzeptanz, wird womöglich eine zyklisch erwartbare Zeit der intellektuellen Resignation verhindern, die dem Einzelnen seine individuellen Denkmöglichkeiten nun nach seinen Handlungsmöglichkeiten auch noch verderben. Sollte man einem solchen (spekulativen) Prozess mit ernüchternden Praxiskonzepten begegnen, befürchte ich mit seherischer Ahnung schon den Verlust einer Geistigkeit, die uns ein achsenzeitliches Gemenge der jüngeren Zeiten bescherte. Nun in Zukunft mag uns hoffentlich dieser Geist ereilen, der sich nach dem der Romantik konzipiert, und unseren Blick von einem Ganzen auf das „gute, schöne, wahre“ im Spross, im Einzelnen lenken. Dies wäre als gewählte alternative in einer zyklisch kausal gedachten Geschichte ein Besonderes.

B. Die drei Fragen der Praxis

Drei Fragen habe sich derjenige zu stellen, der nach seiner aktiven Rolle fragt. Er muss sich beziehen auf die Zwecksetzungen seiner Selbst, auf die ihn umgebenden Welt, er muss ein geeignetes Verhältnis beider Protagonisten suchen. Die Frage: „Was soll ich tun?“ wird hier gerade in der Folge der Aufklärung evident, damit könnte man die generelle Suche nach einem guten Leben radikalisiert sehen in einer gewissen Handlungsresignation: „ Wie kann ich überhaupt etwas bewirken“? Und: „Muss ich etwas tun, handeln?“ also auch: „ Ist eine gute Handlung meinerseits notwendig, oder reicht es nichts Schlechtes zu bewirken“? Man muss also auch über die Pole des möglich Erscheinenden nachdenken, nämlich ob allein die Existenz schon Handlung und Wirkung ist (Erbsünde?), oder ob denn dies trotz aller Anstrengungen und Versuche Verstand und Erfahrungswelt handeln zu verknüpfen aussichtslos sei. Paradox erscheint, dass gerade die Aufklärung, die dem Menschenverstand Eigeninitiative aufträgt, vielleicht gerade deshalb, erkennen muss wo der theoretisch überschätzte Handlungsspielraum des Individuums seine Grenzen hat. Als nun auch die „transzendentalen Bezüge“ zu Beginn der Moderne sich erübrigen, gehe auf Nietzsche der Umbruch des Imperativs der Handlungspraxis durch die letztgültige Theorie derselben: In der Frage: „ Wie könnte man leben?“, bleiben lediglich Möglichkeiten offen, die in ihrem schwankenden Charakter auf den Praxisbezug verzichten. Das Nietzsche beinahe mit Anderen als personaler Verursacher der intellektuellen Moderne gelten könnte, wird klar, wenn man seine Folgezeit als eine unendliche Debatte der Abstraktion erkennt.

C. Die Antike und die Helden des philosophischen Lebens

Ein Held glänzt durch eine vorbildliche Handlung, durch Tat durch Wirkung. Damit eignet er sich als Idol, als Muster, und beweist durch die Heldentat selbst, dass das bebilderte Ideal erreichbar ist, durchführbar also. Sokrates hat durch sein Wirken gelehrt, die die es betraf haben es ihm nicht gedankt. Epikur hat durch sein Leben selbst gelehrt, sein Ruf war nicht der beste. Gerade diese Figuren der antiken Philosophie jedoch sind exemplarisch, wenn die Philosophie gesucht wird, die ihrem Selbstzweck entkommen wollte, und sich eine Lebenskunst vorzuschlagen verpflichtet sah. Gerade Epikur scheint mir doch der praktischste und praktikabelste der Praxis-Philosophen. Denn das Leben das er führte und für gut befand, war kein utopisches, kein ideelles, es war Idealen verpflichtet, die jeder intuitiv als geeignet anerkennen würde, und da diese ebenso realistisch waren, kam er seinen Idealen wohl auch tatsächlich nah. Seine ontologischen Entwürfe wirken konstruiert und naiv, die Folge ihrer Nutzlosigkeit, da er ihrer nicht als Rechtfertigung seiner Lebenskunst bedurfte. Die Stoiker und ihnen ähnlich alle anderen die Höheres fordern für ein philosophisches Leben, die ataraxia, autarkia und sophia durch strengere Sitten erst erreichbar sehen, durch askesis, durch Übung, durch Wissen, durch Kanalisierung des Wollens, müssen die theoretische Ergänzung plausibler gestalten, die Rechtfertigung muss stichhaltig sein, ob eine solche Leistung zu motivieren. Bei Plato, bei Aristoteles erst passt sich diese Theorie nun wirklich nicht mehr der Ethik an, sondern diese erscheint wirklich als Ziel und Folge, dessen was man für das Seiende und seine Erfahrung festgestellt hat. Nicht umsonst gelten diese Namen, in ihrem deskriptiven Drang, der sich allmählich objektivierte, als die Urheber der Wissenschaftlichkeit des Menschen an sich.

D. Das Mittelalter und das „Streben nach dem Guten“

Den an Praxis ausgerichteten Philosophiebegriff der Antike, der tatsächlich den Menschen helfen wollte, die Polis aufrichten, sie verbessern wollte, gebe nun Descartes preis, der das Individuum auf ein epistemisches Subjekt reduziere schreibt Puhl. Was aber dem vorangeht , das Zeitalter der Scholastik, der Mystik, das so Puhl, die Philosophie zur „Magd der Theologie“ reduziere, ist in ihrer Entwürfen zum Leben des Menschen dogmatisch geworden. Das Gute bleibt nicht im Abstrakten zurück, wie noch die Stoa es skizzierte, nicht mehr Einordnung in den logos der Welt, sondern es wird klar als Ziel definiert, das Gute wird kanonisiert. Und das gute Leben kann nur ein solches sein, welches sich einem tatsächlichen „Streben nach dem Guten“ unterwirft, der aktive Charakter sei hier betont. Das Gute ist nichts mehr, das sich großzügig dem willigen und seinerseits offenen Menschen offenhält, es ist etwas, das sich streng verbirgt zur Strafe. So ist die Ethik kaum mehr Ethik, sondern Doktrin und alles was an Denken übrigbleibt ist eine schlichte „Magd.“


E. Foucault der neue (Schein)-Praktiker

„... die Idee, dass uns das Selbst nicht gegeben ist ... wir müssen uns selbst als Kunstwerk schaffen. ... Wir sollten die Art (des) Selbstverhältnisses als eine schöpferische Tätigkeit ansehen.“ Dieses Zitat schreibt Puhl als vierzehntes auf sein Sammelblatt, und wenigen Sentenzen würde ich mehr zustimmen als dieser, selbst die Metapher des Kunstwerks scheint mir nahe und angemessen, doch Foucault, so meine abschliessende Meinung, der uns als Stadthalter der praktischen Urphilosophie in der Moderne serviert wird, ist ein Historiograph und Interpret doch ein Epikur ist er nicht. Denn auch dieser Philosoph steht in der Tradition Nietzsches, Sartres und anderer(wie Puhl auch angibt), und er verbleibt mit jenen in der „historischen Analyse der uns gegebene Grenzen“(Zitatblatt Puhl) und mehr als ein rein theoretischer Auftrag der Veränderung folgt dieser nicht.


Dimitri Smirnov

Puhls Vortrag bei der Ringvorlesung am 7.1. (Fragen sind fettgedruckt)


Puhl äußert die Absicht, die Selbstsorge als Schwerpunkt seines Vortrages zu behandeln, in Anlehnung an die Dominanz dieses Themas in der Antike.

Als Ansatzpunkt dient Puhl die Fragen, "wie man leben könnte." Im Alltag stellt sich die Frage nur selten, und oft nur im Kontext von verpassten Chancen und vergeudeten Möglichkeiten, nicht als Grundfrage, die ein Weltbild erschüttern könnte. Andererseits wird diese Grundfrage auch oft von der analytischen Philosophie als Scheinfrage abgetan.

Um diese Frage thematisch aufzubereiten, stellt Puhl den fragenden Imperativ "wie soll man leben?" und konstatiert, dass dies eine Frage nach Anpassung ist und sich lediglich der Standard, an den man sich anpassen muss, mit der Zeit ändert. Im Kontext der antiken Statusgesellschaft bedeutete dies, sich an den Kosmos als Allheit und Einheit, an "die" Wahrheit anzupassen, als eine Frage des Lebensstils (die allerdings jenen Menschen als "Selbstsorge" vorenthalten war, die frei und männlich waren). Mit der Modernisierung trat das Individuum in den Vordergrund und das Imperativ wandte sich an die Handlungen, die gewissermaßen im Rahmen der "Privatsache" aus der Einheit des Lebens gelöst wurden (das Leben kann von einer Handlung unberührt bleiben) – die Taten als Taten vor Gott z.B., oder nach Kant als Taten "vor Sitten". Es bestand neuerdings die Möglichkeit zu tun und zu lassen was man wollte (im Rahmen der Handlungen), allerdings in Anpassung an bestimmte Gesetze (und eben nicht mehr ein Leben angepasst an der Allheit des Kosmos).

Puhl interpretiert Nietzsches Todes"urteil" über Gott als eine Diagnose bzw. eine Kritik am Transzendenten als eine Form der Vorgabe, wie etwa Kants moralische Gesetze "im Menschen". Nach Puhl plädiert Nietzsche für einen Immanentismus, bei dem dem Menschen bewusst ist, dass es nichts anderes als die menschliche Welt gibt. Diese "Rückbesinnung" als anti-normatives Moment gilt als Grundvoraussetzung für die Frage "wie könnte man leben?".

Ist diese Immanenz nicht zu schwach von Puhl formuliert? Steht abgesehen von der menschlichen Welt bei Nietzsche nicht die (Inter-)Subjektivität als Ausgangspunkt für Handlungen nicht stark im Vordergrund und sollte als Ansatz für Erkenntnis verwendet werden, wenn auch nie für vermeintlich endgültige Erkenntnisse?

An dieser Stelle erwähnt Puhl Sartre und dessen Erkenntnis, dass wir alleine sind, und zwar in dem Sinne, dass kein Gott existiert und uns zur Seite steht (da sich unsere Essenz, unser Wesen erst mit unserer Existenz bestimmt und nicht umgekehrt, ganz im Gegensatz zur gängigen Meinung der Antike) und wir Menschen einzig und allein unsere Freiheit sind.

Lässt Puhl nicht einen wichtige Komponente und Konsequenz dieser Erkenntnis außer Acht, nämlich die der Verantwortung für unsere Handlungen? Wenn das Thema schon den Bezug zu unseren Handlungen herstellt dann wäre es schlüssig zu erwähnen, dass wenn wir shcon auf uns alleine gestellt sind, wir alleine die Verantwortung für unsere Taten tragen – diese Erkenntnis ist auch wichtiger Bestandteil eines politischen Bewusstseins.


Nach Nietzsche gibt es aktive und reaktive Kräfte – erstere schaffen Neues und affirmieren die Differenz, letztere neutralisieren und begrenzen die anderen. Puhl versucht dies anhand des Beispiels der Sexualität zu verdeutlichen: Hierbei geht es den aktiven Kräften darum, Möglichkeiten ohne Schuldgefühle und auf kreative Weise auszuloten. Die reaktiven Kräfte, laut Puhl z.B. die Kirche oder Religionen, bilden hier die Gegenkraft, oft mithilfe der Androhung von (metaphysischen) Strafen. Verwechselt Puhl hier nicht mögliche Quellen der reaktiven Kräften mit den reaktiven Kräften selbst? Schaffen die erwähnten Institutionen nicht erst Normen, die sich in reaktiven Kräften äußern können? Des Weiteren wirkt diese Auslegung stark psychoanalytisch geprägt – inwiefern ist der Mensch diesen beiden Kräften "hilflos" ausgeliefert?


Puhl greift das Wort "askesis" in seiner ursprünglichen Bedeutung in der Antike wieder auf und erklärt sie als genaue Übung, als Praxis, die sowohl auf das Denken und Wollen, als auch auf den Körper abziehen soll. Puhl verweist auch auf den Vorwurf an Platon, der ihm aufgrund der Ideen und der Gegenstände einen Dualismus unterstellt, aber außer Acht lässt, dass Platon nach die Ideen auch in den Gegenständen enthalten sind. Dennoch stellt diese Trennung die Vorbereitung zu einer Abwertung der empirischen Welt, der Endlichkeit und Vergänglichkeit dar. Anhand der Ideen schafft Platon auch ein normatives Moment, indem er sagt, dass diese Ideen das Gute der Dinge darstellen und zu einem Streben nach dem Guten, also dem eigentlichen Wesen eines jeden Dinges rät, auch nach „der“ Idee des Menschen.

Als nächstes behandelt Puhl die Aufschrift auf der Säule in Delphi "Erkenne dich selbst". Sokrates nach ist die Selbstsorge für die Selbsterkenntnis unerlässlich, Plutarch sagte allerdings auch, dass die Selbsterkenntnis erst durch die Einflüsse von außen entstehen kann und erst dadurch etwas geschaffen wird, was man erkennen kann. So ist in weiterer Folge die Selbsterkenntnis nicht als Selbstentzifferung zu verstehen, auch nicht als Methode der Psychoanalyse oder zur Erkenntnis einer spezifischen Wahrheit, sondern muss als Bezugnahme zu anderem verstanden werden, wie z.B. als Vorbereitung auf den Tod. So soll in der Übung erkannt werden, dass der Tod von uns stets falsch vorgestellt wird und uns im Endeffekt nichts angeht.


Hentschke Hannes, Baerwald Tom

Die erste Frage die man sich bei der kritischen Hinterfragung eines Gottesbeweises stellen sollte ist wie ist der Begriff "Gott" in dem vorliegenden System definiert. Als höchste moralische Instanz und Weltenrichter, als Lebensessenz oder Ganzheit von Allem oder vielleicht sogar als überholte kompensative Idee. Oder wie bei Anselm der Beweis der Existenz eines absolut Größten. Wie auch schon in der Kritik des Thomas von Acquin erklärt wird, wird durch einen solchen Beweis nur die vorher definierte Konnotation bewiesen. Die Problematik dessen das unklar bleibt was eigentlich bei einem Gottesbeweis bewiesen werden soll liegt in der christlichen Religionsgemeinschaft zu Grunde was unter anderem auch daran liegt das eines der Grundprinzipien das ist, dass man sich kein Bild von Gott schaffen soll. Diese Regel kann zum einen so ausgelegt werden, dass man sich keinen personellen Gott vorstellen soll auf der anderen aber was viel problematischer ist durch den reflexionsunterdrückenden Charakter, dass man sich garkein Bild von Gott machen soll (paradoxerweise, aber man soll ja auch nicht verstehen) – man soll glauben. Glauben als Gegenspieler zur Wissenschaft. An was für einen „Gott“ können Wissenschaftler glauben? Verkommt jede Beschreibung eines Gottesbegriffes im stark reflexiven Einzelnen zu hohlen Phrasen oder zur Abstraktion dahin das bereits andere Begriffe diese Grenzen präziser Abstecken und somit der Gott als Begriff vollkommen leer ist? Die moderne Theologie hat sich von Welterklärungsversuchen abgewendet und befasst sich damit wie wir als moralisch handelnde Wesen in unserer Welt leben sollen. Wenn der Gottesbegriff schon innerhalb der Theologie bröckelt ist es fragwürdig ob man als Aussenstehender „Gott“ oder die Bibel als moralischen Wertmaßstab anerkennt. Und Gott ist eigentlich in erste Linie auch nur ein Wort wie jedes andere.

Clara Maier, Kim Dinh, Alexandra Vogt

„Methoden und Disziplinen der Philosophie Ring-Vo“ vom 17.12.2009, Prof. Puhl

Der Titel der Vorlesung „ Philosophie als Lebenskunst und Selbstsorge von der Antike bis Michel Foucault“ begrenzt die Betrachtung nicht allein auf die abendländische Philosophietradition - trotzdem wurde auf andere philosophische Strömungen, die zum Teil sehr weit entwickelte Lehren zur Lebenskunst und Selbstsorge haben, nicht eingegangen. Wir würden uns freuen die bislang stark eurozentristische Betrachtung der Philosophie (in jeder Hinsicht, nicht bloß in der letzten Vorlesung, obwohl andere große philosophische Lehren grade zu diesem Thema viel interessante Betrachtungen liefern) durch einen Ausblick auf andere Philosophietraditionen zu ergänzen, auch wenn diese für die gegenwärtige Philosophie, wie sie an europäischen Hochschulen in der Regel betrieben wird (noch) nicht besonders relevant sind.

Das Thema von Prof Puhl finden wir spannend, da wir glauben, dass sich viele Menschen mit dem Thema Philosophie als Lebenskunst und Selbstsorge identifizieren können. Unserer Meinung nach, spiegelt Philosophie genau das wider. Wir betrachten sie nicht so sehr als Disziplin in der man einfach stur Dinge lernt, die einem gesagt werden, ohne selbst darüber nachzudenken. Im Gegenteil: Philosophie beinhaltet genau die wichtigen Themen, die im Leben, wenn man sich nicht so sehr mit Philosophie beschäftigt, untergehen. Eben genau diese „Lebenskunst und Selbstsorge“. Heutzutage geht alles schnell und man hat im Leben bestimmte Aufgaben und irgendwann wird vergessen, warum man diese Aufgaben eigentlich macht. Egal, ob man sie selber gewählt hat, oder ob sie einem mehr oder weniger aufgezwungen wurden. Und Philosophie ist genau das; sie bringt Menschen dazu, darüber nachzudenken, warum und wie gewisse Dinge im Leben passieren.

Wir finden den Aspekt der antiken Philosophen interessant, dass sie Seelenfrieden als Resultat geistiger und körperlicher Übungen sehen. Für sie ist das richtige Ernähren, Pflegen und Formen des Körpers wichtig, ein sehr interessanter Aspekt, wenn man bedenkt, dass heutzutage Menschen nur selten auf ihren Körper Acht geben und ihn nur als Instrument betrachten und verwenden – aber selbst das tun sie zu wenig, denn sonst würden sie mehr darauf achten, weil sie wüssten, dass sie ihn vielleicht noch länger brauchen werden. Im Mittelalter und in der Neuzeit geht der Gedanke, dass wir selbst für unseren Seelenfrieden verantwortlich sind, ein wenig unter. Hier rückt an erster Stelle die Verbundenheit mit Gott. Puhl nennt hier die Philosophie „Magd der Theologie“ . Andererseits entsteht durchaus die Frage „Was soll ich tun?“. Ob dies jedoch wirklich die Individuen sozusagen auf sich selbst bezogen ist, oder eher die Haltung der Individuen gegenüber den Anderen, bzw. gegenüber der Gesellschaft, ist uns nicht ganz klar. Wir finden jedenfalls, dass der sogenannte Seelenfrieden nur entstehen kann, wenn man sich selbst und seine Bedürfnisse, Gefühle, Wünsche etc. genau ansieht und versteht.



Wolfgang Steinwendner

Klaus Puhl, 7. 1. 10

Mit „typisch für die Antike, das war damals die dominierende Konzeption“ leitet zum Puhl zum Thema „Philosophie als Lebenskunst, Sorge um sich selbst“ ein und schlägt eine gedankliche Brück in die Gegenwart: In den letzten dreißig Jahren wurde die Thematik wiederbelebt, so im besonderen durch Foucault.

Puhl orientiert die Ausführungen an drei Fragestellungen: - Wie soll man leben? - Was soll man tun? - Wie könnte man leben?

Die analytische (angelsächsische) Philosophie der Gegenwart kann mit Fragestellungen wie „Wie könnte, sollte man leben?“ wenig anfangen, sie qualifiziert diese als Scheinproblem, diese Richtung „setzt anders an“, nämlich als Theorie der Erkenntnis, der Sprache. Anders die Kontinentalphilosophie –auch Heidegger- die diese Fragestellungen durchaus philosophisch ernst nimmt.

Die antike Philosophie beantwortet die Frage nach dem „Wie sollte man leben?“ im Kontext mit der Frage nach der Anpassung an die kosmische Ordnung, die von der griechischen Philosophie so gut wie nicht hinterfragt wird: Strukturen die vorgegeben sind. Der Mensch ist Teil der kosmischen Ordnung. Das Erreichen der komischen Perspektive, des kosmischen Bewusstseins, ist das wichtigste Mittel auf dem Weg zum Seelenfrieden. Dazu braucht es geistige und körperliche Übungen. Das Gute ist zugleich das Wahre.

Anders der Zugang in der Neuzeit: Mit dem Entstehen des philosophischen Subjektes, mit der Erkenntnisthematik aber auch mit der Fragestellung verändert sich von „Was soll man tun, welchen Platz habe ich in der kosmischen Ordnung?“ beginnt der Einzelne im Mittelpunkt und „vor Gott“ zu stehen. Die Frage heißt nun: „Was sind meine Pflichten in der Gesellschaft in der ich lebe und gegenüber Gott.?“.

Mit der vielleicht interresantesten Frage „Wie könnte man leben“ (obwohl im alltäglichen Leben eher selten gestellt) hat sich erstmals Nietsche ernsthaft befasst – in seiner Metapher vom „Tod Gottes“ ( Zarathustra): Diese steht für Kritik an jeder Form von scheinbarem transzendentem Bezug- egal ob religiöser oder anderer Art. Dieser ist „selbstgemacht“- es gibt nichts anderes als die menschlichem Welt, alles andere ist bei Nietsche Fiktion. Die Ablehnung jeglicher tanszendenter Bezüge ist die Voraussetzung für die Beantwortung der Frage „Wie könnte man leben?“ in nicht normativer Weise. Wille darf sich nicht über die Verleugnung seiner Möglichkeiten definieren, das wäre „Schwacher Wille“: Aktive Kraft schafft Kreativität Neues, Reaktive Kraft verhindert (Z.B. Kirche und Institution in Sache Sexualität. Sexualität will als aktive Kraft alles ausloten, dagegen stehen Institutionen die eingrenzen, normieren).

Der „Tod Gottes“ kommt auch beim jungen Hegel vor. Im Gegensatz zu Nietsche, der diesen Zustand begrüßt-, schreibt Hegel „vom fürchterlichsten Gedanken, dass alles Ewige, alles Wahre nicht ist als einem Gefühl er vollkommenen Rettungslosigkeit…“.

Sartre sagt, wenn Gott nicht existiert finden wir keine Werte und Gebote um unser Handeln legitimieren zu können. „Der Mensch ist das einzige Wesen, wir sind allein ohne Ausflüchte, die Existenz geht der Essenz (das was die Philosophie seit den Griechen als das Wesen des Menschen sieht) voraus. Wir sind unsere Freiheit und das was wir aus uns machen“ .Später schränkt er ein, dass man auf soziale Strukturen, die man sich selbst geschaffen hat, reagieren und Rücksicht nehmen müsse).

Martin Krauk

Protokoll zu Prof. Puhls Vortrag; Ringvorlesung 7.1.2010

Es geht um die Philosophie als "Lebenskunst" - also darum sich durch Philosophie weiterzuentwickeln. Prof. Puhl benutzt auch den Terminus Selbstsorge. In der Philosophie der griechischen Antike war dies eine dominante, wenn nicht die wichtigste Konzeption. Später durch das Christentum verdrängt, wird diese Art der Philosophie im 20. Jh von Michelle Foucault und Pierre Hadot wieder aufgegriffen. Zuerst wurden 3 Fragen erörtert, wobei es hauptsächlich um ihre Unterscheidung ging:

Wie soll ich leben? Was soll ich tun? Wie könnte ich leben?

Mit Deleuze, der eine philosophische Theorie als die Entfaltung einer Grundfrage bezeichnete, stellt Prof. Puhl die Frage "Wie soll ich leben?" als Grundfrage der Antike hin. In der Antike ging es hier um Harmonie oder Einklang mit einer kosmischen Ordnung (oder auch Gott, inneres Sittengesetz), in unserer individualisierten, neuzeitlichen Gesellschaft ist man sozusagen "alleine vor Gott". Die Fragen "Wie soll ich leben?" und "Was soll ich tun?" werden auch kurz voneinander unterschieden. Daraufhin wird Nietzsche angeführt, mit seiner Metapher vom Tod Gottes. Dieses Bild kann allgemein auf alles Transzendente angewendet werden - Nietzsche lehnt hier also alle Transzendenz ab (Beispiele: Innerer Vater, Idee des Guten, Gott, usf.) -> Dies ist notwendig um zur Frage "Wie könnte ich leben?" zu gelangen, die im Kontrast zu den beiden anderen Fragen steht, die normativ sind. Denn im Hinblick auf ein Transzendentes stellt sich immer die Frage was man machen soll und nicht, was man machen könnte.

In der Antike ging es grundsätzlich um eine Transformation zu einer anderen, "weiseren" Lebensweise. Drei Dinge waren dafür nötig: Ataraxia (Seelenruhe), Autarkia (Innere Freiheit) und eine kosmisches Bewusstsein. Diese kosmische Perspektive meint, dass man sich als Teil eines Ganzen betrachtet, also als Teil der kosmischen Ordung oder der Natur. Allerdings ist das kein theoretisches Wissen, sondern etwas, was erlernt und eingeübt werden muss. So vergleicht Platon im Phaidros auch den Philosophen mit dem Athleten. Es wird der Begriff der askesis verwendet, was mit unserer modernen Askese wenig zu tun hat, sondern damals bedeutet hat etwas exakt zu betreiben. Interessant ist auch, dass die antiken Philosophen (und vor allem Epiktet) sämtliche Disziplinen der Philosophie als Mittel der Selbstvervollkommenung sahen, also unter einem pädagogisch-didaktischen Aspekt. Es wurden auch Männer als Philosophen gesehen, die weder lehrten, noch Texte verfassten, wenn ihr Lebenswandel den Idealen der Stoiker, oder Epikureer, etc. entsprach. Zwei wichtige Übungen sollten zur ataraxia führen: Das meditieren kommender Übel und die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod. Ataraxia hat also, wer den Tod nicht fürchtet und auf das Schlimmste vorbereitet ist. Die Epikureer lehnen die prämeditatio malorum eher ab, haben aber eine sehr ähnliche Einstellung zur Angst vor dem Tod wie die Stoiker. Auch Marc-Aurel gibt sehr konkrete Anweisungen, wie man sich selbst verbessert. Diese Enthalten Anleitungen zum richtigen Zuhören, der Aufforderung Dinge aufzuschreiben (im Sinne eines Tagebuches) und später auch zu reflektieren.

Rogers Christoph, Scheiner Benjamin

Klaus Puhl gibt in seiner Vorlesung einen Überblick über die Entwicklung der abendländischen Philosophie.

Wie soll man leben?

In der Antike wird von einer kosmischen Ordnung ausgegangen, in welche der einzelne Mensch hineingeboren werde. Jedes Individuum erhält daher seine Bestimmung in einer festen und unveränderbaren Ordnung. Demnach vermittle einem die Selbsterkenntnis bzw. die platonische Wesensschau Einsicht über die korrekte Lebensführung. Diese ist jedoch festgeschrieben. Der Pfad ist gegeben, als geistiges Wesen hat man ihn zu erkennen und zu beschreiten.

Was soll man tun?

In der Neuzeit bricht man mit der alten Weltsicht und die Freiheit des Individuums wird betont. Der Lebensweg ist nicht mehr vorgegeben. Der einzelne Mensch besitzt die Freiheit sein Leben zu gestalten. Als irdisches, vernunftbegabtes Wesen ist man nur Gott Rechenschaft schuldig . In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage: Was will Gott von mir?

Wie könnte man leben?

Mit dem Tod Gottes versucht Nietsche zu zeigen, dass jegliche Annahme einer höheren Ordnung oder eines höheren Wesens durch das Motiv der menschlichen Angst bzw, Schwäche zu ergründen sei, Wir kreieren den Mythos einer transzendenten Wirklichkeit, um unsere eigene Freiheit zu unterbinden, weil wir nicht die Verantwortung unseres eigenen Lebens tragen wollen. Die Verneinung Gottes hat radikale Konsequenzen auf die philosophische Untersuchung des Menschseins. Die Frage nach der Handlung, verliert ihren normativen Aspekt. Satre spricht von einer Einsamkeit ohne Ausflüchte, da keine Werte abstrahiert werden könnten, um unser Handeln zu legitimisieren. Der Mensch sei das einzige Wesen, welchem die Existenz der Essenz vorausgehe. Die Essenz folglich ist menschliche Kreation, welche ermöglicht nicht dem Zustand der Rettungslosogkeit zu erliegen. Laut Nietsche ist sie Ausdruck eines schwachen Willens, welcher das sellbst nicht tragen will. Er differenziert zwischen aktiven und reaktiven Kräften, welche in einem ständigem Spannungverhältnis zu einanderstehen. Dabei sollen die aktiven, bzw. schaffenden Kräfte gefördert werden, um Kreation ständig aufrecht zu erhalten. So die Bestimmung des Menschen, die Bestimmung zum Schaffen bei Aufrechterhaltung der Freiheit.


Alexander Hlavac

Prof. Ramharter: Logik und Gottesbeweise

Was ist Logik? Zwar gibt es verschiedene Definitionen, jedoch keine zufrieden stellende: Nach einer kurzen Einführung scheint es zunächst, als ob Logik einfacher anzuwenden, als zu definieren sei. Dass es doch nicht so einfach ist zeigten uns jedoch gleich darauf die Gottesbeweise von Thomas von Acquin (quinque viae), Rene Descarts, Leibniz, Gödel (dem jedoch die Absicht Gott tatsächlich beweisen zu wollen nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden kann) und Anselm von Canterbury.

Anselms ontologischer, also logisch folgerichtiger, Gottesbeweis wurde ausführlich behandelt:

Gott existiert im Verstand als das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann, also muss Gott wirklich existieren, den würde er nicht existieren, würden wir nicht hinzudenken, dass er wirklich existiert und somit wäre er auch nicht mehr das Größte denkbare.


Kants Einwand, "Seien" sei kein Prädikat ist mir persönlich nicht verständlich, den seiende und nicht seiende Dinge unterscheiden sich doch recht deutlich...

Außerdem ist es fraglich, ob man die Beschaffenheit Gottes so stark an das menschliche Denken koppeln sollte oder kann. Eine treffendere Beschreibung bietet hier meiner Meinung nach die "Negative Theologie": Gott lassen sich keine Attribute zuordnen, da jedes ihn einschränken würde. Diese verweigert jedoch jede Beweisbarkeit.

Die Frage ob Logik zum Erkenntnisgewinn geeignet ist bleibt fraglich. Mir scheint es, dass außer in der Mathematik Logik nur bereits Erkanntes zu beschreiben hilft, da sie auf Definitionen für Subjekte und Prädikate angewiesen ist, die sie nicht selbst erstellen kann.

Johannes Rubbert

Klaus Puhl, 7.1.2010

Das Üben bei Nietzsche und Sloterdijk



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