Open Culture - Kritik: Unterschied zwischen den Versionen

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''Kritische Betrachtungen und offene Fragen:''
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== Zu: [[Open Culture - Versuch einer Begriffsdefinition]] ==
  
*Prognosen
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Grundgedanke von Open Culture ist, dass immaterielle Güter, also Texte, Software, Musikaufnahmen und Videos, ohne nennenswerten Aufwand reproduziert werden können. Dennoch erfordert die Produktion immaterieller Güter einen beachtlichen Aufwand, nämlich erstmalige Erstellung, laufende Aktualisierung, Marketing, der oft jenen bei materiellen Gütern übersteigt.  
- entwickelt sich "Open Culture" revolutionär (wie die Arbeiterbewegung), evolutionär (Ökologiebewegung), elitär (Jesuiten), stationär (Rotes Kreuz), minoritär (Freikörperkultur) oder rezessiv (jene Teile der Antiglobalisierungsbewegung, die gleichzeitig auf "wohlerworbene Rechte" pochen)? Derzeit ist es jedenfalls elitär: Wenige tragen aktiv bei, nur "Bevorzugte" nutzen.
 
  
- Welche Lebensbereiche, Branchen, Berufe wird sie ein- bzw. ausschließen? Es ist nicht einzusehen, warum nur (formalisiertes) Wissen und nicht auch (digitalisierte) Unterhaltung und Kunst "frei" sein soll.
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Ein Unternehmer investiert in neue Produkte oder Dienstleistungen nur dann, wenn er die Aussicht hat, seinen Aufwand und sein Risiko abgedeckt zu bekommen und darüber hinaus einen Gewinn zu erzielen. Diese Einnahmen kommen überwiegend aus dem Verkauf, wobei der Konsument einen Stückpreis oder ein Nutzungsentgelt bezahlt. Geschäfsftsmodelle, die ohne diese Finanzierung auskommen, gibt es nur in Nischen oder im Versuchsstadium. Dienstleistung, also Anwendung des formalisierbaren freien Wissens auf konkreten Kundenbedarf, kann den Einnahmenentfall nicht kompensieren, bestenfalls die Produktionsrationalisierung kompensieren. Auch die heute so viel diskutierte Grundsicherung setzt voraus, dass irgendwer das Geld verdient, das umverteilt wird.
  
- Welche Szenarien sind denkbar, wenn man nicht nur hochrechnet sondern mögliche Nebenwikrungen und Rückkopplungen bedenkt? So wurde der hochgelobte öffentliche Bildschirmtext ein Flop, es wurde vom urprünglich nur firmeninternen World Wide Web "gekillt" (daher kommt der Begriff killer application), weil inzwischen unerwartet billige Personal Computer und verbesserte Netzzugänge verfügbar waren.
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Eine völlige Abschaffung von Urheber- und Patentrechten würde vermutlich eine unabsehbare Wirtschaftsrezession auslösen. Jedenfalls gibt es derzeit keine Modelle für negatives Wirtschaftswachstum ohne Wohlstandsverzicht. Und gesicherter Wohlstand ist derzeit erst bei etwa 15% der Weltbevölkerung gegeben.
  
* Gesellschaft
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Umgekehrt ist die derzeitige Tendenz, trotz immer kürzerer „Halbwertszeit“ von Wissen und Unterhaltung die Fristen für deren Schutzrechte laufend zu verlängern.  
- Die Motivation der "Open Culture" besteht derzeit hauptsächlich aus Aufmerksamkeit, Anerkennung und Selbstbestätigung (quasi Anerkennung durch die Maschine). Offen ist, wie die Gesamtbevölkerung (passive Konsumenten) motiviert werden können.
 
  
- Open Culture setzt Fitness in der Wissensgesellschaft voraus (so wie in der Erwerbsgesellschaft berufliche Fitness vorausgesetzt wird). Ist diese mangels Fähigkeit, Interesse oder Finanzierung nicht gegeben, ensteht Wissensproletariat (digital divide). Das fördert Parallelgesellschaften von passiven Konsumenten, Arbeitslosen, Ausländern, samt zugehörigem Bedrohungspotenzial.
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Zum Abschnitt „Begriffsdefinition“ sei angemerkt, dass noch offen ist, ob dieser Paradigmenwechsel tatsächlich weg von einem elitären System führt oder nicht neue Eliten schafft, die besseren Zugang zu den neuen Medien haben, mit diesen umgehen können, mit technischen und/oder demagogischen Mitteln eine bestimmte Meinung zur bevorzugten oder gar öffentlichen erklären. Wer hilft dem einfachen Nutzer, im exponentiell wachsenden Informationsangebot Wesentliches und Verlässliches von Schrott und Irreleitung zu unterscheiden? Open Culture setzt also Fitness in der Wissensgesellschaft voraus, so wie in der Erwerbsgesellschaft berufliche Fitness vorausgesetzt wird. Ist diese mangels Fähigkeit, Interesse oder Finanzierung nicht gegeben, ensteht Wissensproletariat („digital divide“). Das fördert Parallelgesellschaften von passiven Konsumenten, Arbeitslosen, Ausländern, samt zugehörigem Bedrohungspotenzial. Open Culture ist also nicht gerecht und nicht demkoratisch, verhindert nicht die Ausbeutung.
  
- Open Culture verhindert nicht die Ausbeutung von Gemeingut (Allmendephänomen)
 
  
- Open Culture ist nicht gerecht: die Zugansmöglichkeiten hängen von Ort, Geld und Bildungsniveau ab.
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== Zu: [[Open Culture - Die Rechtliche Frage]] ==
  
- Open Culture ist nicht demokratisch: es setzen sich Meinungen und Ideologien, Produkte und Dienstleistungen durch, hinter denen Macht der Überzeugung und Geld der Werbung stehen.
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Die Einschränkung der Wiederverwendbarkeit freier Software in kommerzeillen Produktenwurde schon im Abschnitt „Kritik an der GPL“ angesprochen.. Allerdings war der ursprüngliche „open source“- Gedanke nicht eine Verhinderung von Lizenzen, sondern lediglich die Offenlegung von Quellcode, um eigenständige - und eigenverantwortliche – Änderung zu ermöglichen. So wie zu einer Musikaufnahme in der Regel auch die Noten erhältlich sind. Eine derartige Rückbesinnung zeichnet sich bei Kooperationen von open source Erstellern mit etablierten Unternehmen ab.
  
- Theorien lassen sich umso schwerer umsetzen, je konsistenter sie sind, weil sie dann unflexibel sind (Erfahrung Realsozialismus). Evolutionäre Anpassung erfolgt eher im theoriearmen Raum.
 
  
- Neue Medien entwickeln sich oft in Freiräumen, also in Open Culture. Werden sie wirtschaftlich oder gesellschaftlich relevant, dann werden sie "eingefangen". Missbrauch fürt zu Zensur oder freiwillligen Selbstkontrolle (selbst die Schribrechte in der WIKIPEDIA wurden eingeschränkt). Danach folgen "Rahmenregelungen" (zB Pressefreiheit).
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== Zu: [[Open Culture, Wissensgesellschaft - Beispiel Wikipedia]] ==
  
* Wirtschaft
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Unter „Gefahren / Probleme“ wurde schon angedeutet, dass ein Missbrauch des Mediums nicht auszuschließen ist. Allerdings wird ein Großteil der irreführenden Beiträge sehr schnell durch andere Beitragende richtiggestellt oder durch Administratoren eliminiert. Schneller jedenfalls als bei jedem Druckwerk, bei dem sich oft erst nach Monaten oder gar Jahren herausstellt, dass es sich um Fälschung handelt. Dennoch gibt es inzwischen Restriktionen. Wie bei jedem neuen Medium folgt auf die freie Entfaltung eine Phase der freiwiligen Selbstbeschränkung, bevor es zu verbindlichen Regelungen kommt. Da das weltweite Netz keine nationalen Regeln akzeptiert und internationale Regeln meist einen Minimalkonsens darstellen, stehen die Chancen für Meinungsfreiheit recht gut.  
- Wenn Wissen frei verfügbar ist (wie Freibier) und materielle Waren (Konsumgüter) eine immer geringere Rolle spielen, bleibt als Wachstumsfaktor nur die Dienstleistung (als Anwendung des formalen Wissens). Doch auch diese ist zum Teil formalisierbar (dann ist sie frei) oder automatisierbar (dann erfordert sie keine Arbeitskraft). Verbleiben für den arbeitsmakrt die Sozialberufe. Doch wer finanziert letztere?
 
  
- Der "Lohn" für Leistungen im Bereich Open Culture besteht oft lediglich aus "Aufmerksamkeit" und "Anerkennung". In Wohlstandsgesellschaften ist das oft ein höherer Wert als Geld. Das erinnert an frühe Gesellschaftsformen, in denen Gabe statt Tausch regiert.
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Offen bleibt das Problem der Finanzierung. Wie auch bei anderen andere kostenlos zugänglichen Informationen kommen die Einnamen nicht von den Konsumenten, wenn man von spärlichen Spenden absieht. Viele Anbieter, u.a. Suchmaschinen, finanzieren sich über Werbung, die nicht immer klar vom angefragten Informationsgehalt getrtennt angeboten wird.
  
- Open Culture rechnet sich oft nur über Umwege: es steigert die Reputation, macht Werbung, liefert Produkte die anschließend einer entgeltlichen Dienstleistung bedürfen.
 
  
- Open Culture wird auch in Unternehmen mit klassischen Vorstellungen von Intellectual Prioperty Rights gepflogen: gute Mitarbeiter werden mit diesbezüglichen Freiräumen motiviert, Kreativität wird gefördert, die Community ausgebaut. Erfahrungen bzw. Erkenntnisse werden auch in jene Produkte und Dienstleistungen eingebracht, die nicht unter offene Lizenzen fallen.
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== Zu: [[Open Culture, Wissensgesellschaft - Beispiel Interview]] ==
  
- Mangelnder wirtschaftlicher Anreiz führt zu Stagnation (wer würde schon in ein neues Medikament investieren ohne Patentschutz?).
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Open source Entwickler betreiben ihr „Geschäft“ entweder als Hobby oder im Rahmen einer beruflichen Tätigkeit. So ist es nicht erstaunlich, dass sich die Anfänge ausgerechnet auf einen Eisenbahnerklub zurückverfolgen lassen: Befriedigung aus der ästhetischen Nachbildung von Natur und Technik, aber auch aus dem Funktionieren des aus eigener Schöpfungskraft gestalteten Systems. Die berufliche Tätigkeit findet oft im Rahmen eines „Normalarbeitsverhältnisses“ statt, mit oder ohne Zustimmung oder gar Förderung des Arbeitsgebers, als geringfügige Beschäftigung, als freier Dienstvertrag oder Werkvertrag. Viele nutzen ihre dabei gewonnenen Erkenntnisse und Reputation für ihr berufliches Fortkommen. Nur wenige entwickeln ausschließlich und auf eigene Faust und Rechnung Freee Software. Das sind meist Idealisten, Sozialutopisten.  
  
- Bis heute gibt es keine Modelle für negatives Wirtschaftswachtum (shrinking economics). Auch die Open Culture Bewegung liefert keines.
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Wenn zahlreiche Freiwillige zu Open Culture Einrichtungen beitragen, so wohl wegen des Reizes am Neuen, wegen Ärgers über verzopfte Ansichten, wegen Anerkennung aus Feedback oder „virtuell“, also aus dem Gefühl, dass viele Menschen den eigenen Beitrag lesen oder zumindest lesen könnten, ohne dass man dabei Lampenfieber hat, wie bei einem persönlichen Auftritt in der Öffentlichkeit, und ohne Aufwand und Kosten wie bei einer eigenständigen Veröffentlichung. Wie Leserbriefe oder Postings im Web. Die werden aber auch nur von einer Minderheit verfasst und – mit Ausnahme von „Brot und Spielen“ – auch nur von einer Minderheit wahrgenommen. Offen ist, wie die Mehrheit interessiert werden kann.
  
* Welt
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Es bleiben also Fragen, ob und wie sich daraus ein Mainstream entwickeln kann, ob sich unsere Tausch- und Geldkultur zur Gabenkultur (rück)entwickeln wird, welche Lebensbereiche, Berufe oder Branchen dafür geeignet sind, ob sich aus dieser, heute noch eher elitären Bewegung eine Massenbewegung entwickeln wird, wie z.B. die Umweltbewegung oder gar die seinerzeitige Arbeiterbewgung.
- Open Culture im Sinne von Free Culture setzt gesicherten Wohlstand voraus. Dieser ist nur bei etwa 15% der Menschheit gegeben, und selbst diese 15% beziehen ihre Grundsicherung selten aus Open Culture sondern oft aus "Nornmalarbeitsverhältnissen"
 
  
- Open Culture lässt sich nicht lokal (auch nicht in einer Insel der Seligen wie Österreich) einführen, sondern nur global. Da Großexperimente zum Scheitern neigen (siehe oben), ist eine Bewährung in abgegrenzten Bereichen vorzuziehen, die gesellschafts- und wirtschaftsrelevant sind. Open Source ist zwar wirtschaftsrelevant (was bereits zu einigen Modifikationen führte), nicht aber gesellschaftsrelevant (da bisher nur eine Elite aktiv ist)
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Und zuletzt bleibt die Frage: was kommt nach Open Culture?
  
- Die Umsetzung von Open Culture beginnt in der Regel in Bewegungen und wird dann von internationalen Organisationen aufgegriffen (welche käme in Frage?), die "Rahmenregelungen" schaffen. 
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--[[Benutzer:Hofbauerr|Hofbauerr]] 23:27, 20. Feb 2006 (CET)
 
 
 
 
* Staat
 
- Der Nationalstaat erstellt Rahmenbedingungen für Gesellschaft und Wirtschaft, aus nationalen und internationalen Anforderungen, und schafft damit Rechtssicherheit. Bewegungen streben hingegen Änderungen (Paradigmenwechsel) durch Beseitung von Rahmenregelungen an (darin unterscheiden sie sich übrigens nicht von Fundamental-Liberalismus). Neue Rahmen ergeben sich dann "wie von unsichtbarer Hand"...
 
 
 
- Ist Grundsicherung eine notwendige flankierende Maßnahme zu Open Culture?
 
 
 
 
 
--[[Benutzer:Hofbauerr|Hofbauerr]] 12:47, 2. Feb 2006 (CET)
 
  
 
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Version vom 21. Februar 2006, 00:27 Uhr

Zu: Open Culture - Versuch einer Begriffsdefinition

Grundgedanke von Open Culture ist, dass immaterielle Güter, also Texte, Software, Musikaufnahmen und Videos, ohne nennenswerten Aufwand reproduziert werden können. Dennoch erfordert die Produktion immaterieller Güter einen beachtlichen Aufwand, nämlich erstmalige Erstellung, laufende Aktualisierung, Marketing, der oft jenen bei materiellen Gütern übersteigt.

Ein Unternehmer investiert in neue Produkte oder Dienstleistungen nur dann, wenn er die Aussicht hat, seinen Aufwand und sein Risiko abgedeckt zu bekommen und darüber hinaus einen Gewinn zu erzielen. Diese Einnahmen kommen überwiegend aus dem Verkauf, wobei der Konsument einen Stückpreis oder ein Nutzungsentgelt bezahlt. Geschäfsftsmodelle, die ohne diese Finanzierung auskommen, gibt es nur in Nischen oder im Versuchsstadium. Dienstleistung, also Anwendung des formalisierbaren freien Wissens auf konkreten Kundenbedarf, kann den Einnahmenentfall nicht kompensieren, bestenfalls die Produktionsrationalisierung kompensieren. Auch die heute so viel diskutierte Grundsicherung setzt voraus, dass irgendwer das Geld verdient, das umverteilt wird.

Eine völlige Abschaffung von Urheber- und Patentrechten würde vermutlich eine unabsehbare Wirtschaftsrezession auslösen. Jedenfalls gibt es derzeit keine Modelle für negatives Wirtschaftswachstum ohne Wohlstandsverzicht. Und gesicherter Wohlstand ist derzeit erst bei etwa 15% der Weltbevölkerung gegeben.

Umgekehrt ist die derzeitige Tendenz, trotz immer kürzerer „Halbwertszeit“ von Wissen und Unterhaltung die Fristen für deren Schutzrechte laufend zu verlängern.

Zum Abschnitt „Begriffsdefinition“ sei angemerkt, dass noch offen ist, ob dieser Paradigmenwechsel tatsächlich weg von einem elitären System führt oder nicht neue Eliten schafft, die besseren Zugang zu den neuen Medien haben, mit diesen umgehen können, mit technischen und/oder demagogischen Mitteln eine bestimmte Meinung zur bevorzugten oder gar öffentlichen erklären. Wer hilft dem einfachen Nutzer, im exponentiell wachsenden Informationsangebot Wesentliches und Verlässliches von Schrott und Irreleitung zu unterscheiden? Open Culture setzt also Fitness in der Wissensgesellschaft voraus, so wie in der Erwerbsgesellschaft berufliche Fitness vorausgesetzt wird. Ist diese mangels Fähigkeit, Interesse oder Finanzierung nicht gegeben, ensteht Wissensproletariat („digital divide“). Das fördert Parallelgesellschaften von passiven Konsumenten, Arbeitslosen, Ausländern, samt zugehörigem Bedrohungspotenzial. Open Culture ist also nicht gerecht und nicht demkoratisch, verhindert nicht die Ausbeutung.


Zu: Open Culture - Die Rechtliche Frage

Die Einschränkung der Wiederverwendbarkeit freier Software in kommerzeillen Produktenwurde schon im Abschnitt „Kritik an der GPL“ angesprochen.. Allerdings war der ursprüngliche „open source“- Gedanke nicht eine Verhinderung von Lizenzen, sondern lediglich die Offenlegung von Quellcode, um eigenständige - und eigenverantwortliche – Änderung zu ermöglichen. So wie zu einer Musikaufnahme in der Regel auch die Noten erhältlich sind. Eine derartige Rückbesinnung zeichnet sich bei Kooperationen von open source Erstellern mit etablierten Unternehmen ab.


Zu: Open Culture, Wissensgesellschaft - Beispiel Wikipedia

Unter „Gefahren / Probleme“ wurde schon angedeutet, dass ein Missbrauch des Mediums nicht auszuschließen ist. Allerdings wird ein Großteil der irreführenden Beiträge sehr schnell durch andere Beitragende richtiggestellt oder durch Administratoren eliminiert. Schneller jedenfalls als bei jedem Druckwerk, bei dem sich oft erst nach Monaten oder gar Jahren herausstellt, dass es sich um Fälschung handelt. Dennoch gibt es inzwischen Restriktionen. Wie bei jedem neuen Medium folgt auf die freie Entfaltung eine Phase der freiwiligen Selbstbeschränkung, bevor es zu verbindlichen Regelungen kommt. Da das weltweite Netz keine nationalen Regeln akzeptiert und internationale Regeln meist einen Minimalkonsens darstellen, stehen die Chancen für Meinungsfreiheit recht gut.

Offen bleibt das Problem der Finanzierung. Wie auch bei anderen andere kostenlos zugänglichen Informationen kommen die Einnamen nicht von den Konsumenten, wenn man von spärlichen Spenden absieht. Viele Anbieter, u.a. Suchmaschinen, finanzieren sich über Werbung, die nicht immer klar vom angefragten Informationsgehalt getrtennt angeboten wird.


Zu: Open Culture, Wissensgesellschaft - Beispiel Interview

Open source Entwickler betreiben ihr „Geschäft“ entweder als Hobby oder im Rahmen einer beruflichen Tätigkeit. So ist es nicht erstaunlich, dass sich die Anfänge ausgerechnet auf einen Eisenbahnerklub zurückverfolgen lassen: Befriedigung aus der ästhetischen Nachbildung von Natur und Technik, aber auch aus dem Funktionieren des aus eigener Schöpfungskraft gestalteten Systems. Die berufliche Tätigkeit findet oft im Rahmen eines „Normalarbeitsverhältnisses“ statt, mit oder ohne Zustimmung oder gar Förderung des Arbeitsgebers, als geringfügige Beschäftigung, als freier Dienstvertrag oder Werkvertrag. Viele nutzen ihre dabei gewonnenen Erkenntnisse und Reputation für ihr berufliches Fortkommen. Nur wenige entwickeln ausschließlich und auf eigene Faust und Rechnung Freee Software. Das sind meist Idealisten, Sozialutopisten.

Wenn zahlreiche Freiwillige zu Open Culture Einrichtungen beitragen, so wohl wegen des Reizes am Neuen, wegen Ärgers über verzopfte Ansichten, wegen Anerkennung aus Feedback oder „virtuell“, also aus dem Gefühl, dass viele Menschen den eigenen Beitrag lesen oder zumindest lesen könnten, ohne dass man dabei Lampenfieber hat, wie bei einem persönlichen Auftritt in der Öffentlichkeit, und ohne Aufwand und Kosten wie bei einer eigenständigen Veröffentlichung. Wie Leserbriefe oder Postings im Web. Die werden aber auch nur von einer Minderheit verfasst und – mit Ausnahme von „Brot und Spielen“ – auch nur von einer Minderheit wahrgenommen. Offen ist, wie die Mehrheit interessiert werden kann.

Es bleiben also Fragen, ob und wie sich daraus ein Mainstream entwickeln kann, ob sich unsere Tausch- und Geldkultur zur Gabenkultur (rück)entwickeln wird, welche Lebensbereiche, Berufe oder Branchen dafür geeignet sind, ob sich aus dieser, heute noch eher elitären Bewegung eine Massenbewegung entwickeln wird, wie z.B. die Umweltbewegung oder gar die seinerzeitige Arbeiterbewgung.

Und zuletzt bleibt die Frage: was kommt nach Open Culture?

--Hofbauerr 23:27, 20. Feb 2006 (CET)

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