Open Culture - Kritik: Unterschied zwischen den Versionen

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Wenn zahlreiche Freiwillige zu Open Culture Einrichtungen beitragen, so wohl wegen des Reizes am Neuen, wegen Ärgers über verzopfte Ansichten, wegen Anerkennung aus Feedback oder „virtuell“, also aus dem Gefühl, dass viele Menschen den eigenen Beitrag lesen oder zumindest lesen könnten, ohne dass man dabei Lampenfieber hat, wie bei einem persönlichen Auftritt in der Öffentlichkeit, und ohne Aufwand und Kosten wie bei einer eigenständigen Veröffentlichung. Wie Leserbriefe oder Postings im Web. Die werden aber auch nur von einer Minderheit verfasst und – mit Ausnahme von „Brot und Spielen“ – auch nur von einer Minderheit wahrgenommen. Offen ist, wie die Mehrheit interessiert werden kann.
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Wenn zahlreiche Freiwillige zu Open Culture beitragen, so wohl wegen des Reizes am Neuen, wegen Ärgers über verzopfte Ansichten, wegen Anerkennung aus Feedback oder „virtuell“, also aus dem Gefühl, dass viele Menschen den eigenen Beitrag lesen oder zumindest lesen könnten, ohne dass man dabei Lampenfieber hat, wie bei einem persönlichen Auftritt in der Öffentlichkeit, und ohne Aufwand und Kosten wie bei einer eigenständigen Veröffentlichung. Wie Leserbriefe oder Postings im Web. Die werden aber auch nur von einer Minderheit verfasst und – mit Ausnahme von „Brot und Spielen“ – auch nur von einer Minderheit wahrgenommen. Offen ist, wie die Mehrheit interessiert werden kann.
  
 
Es bleiben also Fragen, ob und wie sich daraus ein Mainstream entwickeln kann, ob sich unsere Tausch- und Geldkultur zur Gabenkultur (rück)entwickeln wird, welche Lebensbereiche, Berufe oder Branchen dafür geeignet sind, ob sich aus dieser, heute noch eher elitären Bewegung eine Massenbewegung entwickeln wird, wie z.B. die Umweltbewegung oder gar die seinerzeitige Arbeiterbewgung.
 
Es bleiben also Fragen, ob und wie sich daraus ein Mainstream entwickeln kann, ob sich unsere Tausch- und Geldkultur zur Gabenkultur (rück)entwickeln wird, welche Lebensbereiche, Berufe oder Branchen dafür geeignet sind, ob sich aus dieser, heute noch eher elitären Bewegung eine Massenbewegung entwickeln wird, wie z.B. die Umweltbewegung oder gar die seinerzeitige Arbeiterbewgung.

Version vom 21. Februar 2006, 00:38 Uhr

Zu: Open Culture - Versuch einer Begriffsdefinition

Grundgedanke von Open Culture ist, dass immaterielle Güter, also Texte, Software, Musikaufnahmen und Videos, ohne nennenswerten Aufwand reproduziert werden können. Dennoch erfordert die Produktion immaterieller Güter einen beachtlichen Aufwand, nämlich erstmalige Erstellung, laufende Aktualisierung, Marketing, der oft jenen bei materiellen Gütern übersteigt.

Ein Unternehmer investiert in neue Produkte oder Dienstleistungen nur dann, wenn er die Aussicht hat, seinen Aufwand und sein Risiko abgedeckt zu bekommen und darüber hinaus einen Gewinn zu erzielen. Diese Einnahmen kommen überwiegend aus dem Verkauf, wobei der Konsument einen Stückpreis oder ein Nutzungsentgelt bezahlt. Geschäfsftsmodelle, die ohne diese Finanzierung auskommen, gibt es nur in Nischen oder im Versuchsstadium. Dienstleistung, also Anwendung des formalisierbaren freien Wissens auf konkreten Kundenbedarf, kann den Einnahmenentfall nicht kompensieren, bestenfalls die Produktionsrationalisierung kompensieren. Auch die heute so viel diskutierte Grundsicherung setzt voraus, dass irgendwer das Geld verdient, das umverteilt wird.

Eine völlige Abschaffung von Urheber- und Patentrechten würde vermutlich eine unabsehbare Wirtschaftsrezession auslösen. Jedenfalls gibt es derzeit keine Modelle für negatives Wirtschaftswachstum ohne Wohlstandsverzicht. Und gesicherter Wohlstand ist derzeit erst bei etwa 15% der Weltbevölkerung gegeben.

Umgekehrt ist die derzeitige Tendenz, trotz immer kürzerer „Halbwertszeit“ von Wissen und Unterhaltung die Fristen für deren Schutzrechte laufend zu verlängern.

Zum Abschnitt „Begriffsdefinition“ sei angemerkt, dass noch offen ist, ob dieser Paradigmenwechsel tatsächlich weg von einem elitären System führt oder nicht neue Eliten schafft, die besseren Zugang zu den neuen Medien haben, mit diesen umgehen können, mit technischen und/oder demagogischen Mitteln eine bestimmte Meinung zur bevorzugten oder gar öffentlichen erklären. Wer hilft dem einfachen Nutzer, im exponentiell wachsenden Informationsangebot Wesentliches und Verlässliches von Schrott und Irreleitung zu unterscheiden? Open Culture setzt also Fitness in der Wissensgesellschaft voraus, so wie in der Erwerbsgesellschaft berufliche Fitness vorausgesetzt wird. Ist diese mangels Fähigkeit, Interesse oder Finanzierung nicht gegeben, ensteht Wissensproletariat („digital divide“). Das fördert Parallelgesellschaften von passiven Konsumenten, Arbeitslosen, Ausländern, samt zugehörigem Bedrohungspotenzial. Open Culture ist also nicht gerecht und nicht demkoratisch, verhindert nicht die Ausbeutung.


Zu: Open Culture - Die Rechtliche Frage

Die Einschränkung der Wiederverwendbarkeit freier Software in kommerzeillen Produktenwurde schon im Abschnitt „Kritik an der GPL“ angesprochen.. Allerdings war der ursprüngliche „open source“- Gedanke nicht eine Verhinderung von Lizenzen, sondern lediglich die Offenlegung von Quellcode, um eigenständige - und eigenverantwortliche – Änderung zu ermöglichen. So wie zu einer Musikaufnahme in der Regel auch die Noten erhältlich sind. Eine derartige Rückbesinnung zeichnet sich bei Kooperationen von open source Erstellern mit etablierten Unternehmen ab.


Zu: Open Culture, Wissensgesellschaft - Beispiel Wikipedia

Unter „Gefahren / Probleme“ wurde schon angedeutet, dass ein Missbrauch des Mediums nicht auszuschließen ist. Allerdings wird ein Großteil der irreführenden Beiträge sehr schnell durch andere Beitragende richtiggestellt oder durch Administratoren eliminiert. Schneller jedenfalls als bei jedem Druckwerk, bei dem sich oft erst nach Monaten oder gar Jahren herausstellt, dass es sich um Fälschung handelt. Dennoch gibt es inzwischen Restriktionen. Wie bei jedem neuen Medium folgt auf die freie Entfaltung eine Phase der freiwiligen Selbstbeschränkung, bevor es zu verbindlichen Regelungen kommt. Da das weltweite Netz keine nationalen Regeln akzeptiert und internationale Regeln meist einen Minimalkonsens darstellen, stehen die Chancen für Meinungsfreiheit recht gut.

Offen bleibt das Problem der Finanzierung. Wie auch bei anderen andere kostenlos zugänglichen Informationen kommen die Einnamen nicht von den Konsumenten, wenn man von spärlichen Spenden absieht. Viele Anbieter, u.a. Suchmaschinen, finanzieren sich über Werbung, die nicht immer klar vom angefragten Informationsgehalt getrtennt angeboten wird.


Zu: Open Culture, Wissensgesellschaft - Beispiel Interview

Open source Entwickler betreiben ihr „Geschäft“ entweder als Hobby oder im Rahmen einer beruflichen Tätigkeit. So ist es nicht erstaunlich, dass sich die Anfänge ausgerechnet auf einen Eisenbahnerklub zurückverfolgen lassen: Befriedigung aus der ästhetischen Nachbildung von Natur und Technik, aber auch aus dem Funktionieren des aus eigener Schöpfungskraft gestalteten Systems. Die berufliche Tätigkeit findet oft im Rahmen eines „Normalarbeitsverhältnisses“ statt, mit oder ohne Zustimmung oder gar Förderung des Arbeitsgebers, als geringfügige Beschäftigung, als freier Dienstvertrag oder Werkvertrag. Viele nutzen ihre dabei gewonnenen Erkenntnisse und Reputation für ihr berufliches Fortkommen. Nur wenige entwickeln ausschließlich und auf eigene Faust und Rechnung Freee Software. Das sind meist Idealisten, Sozialutopisten.



Wenn zahlreiche Freiwillige zu Open Culture beitragen, so wohl wegen des Reizes am Neuen, wegen Ärgers über verzopfte Ansichten, wegen Anerkennung aus Feedback oder „virtuell“, also aus dem Gefühl, dass viele Menschen den eigenen Beitrag lesen oder zumindest lesen könnten, ohne dass man dabei Lampenfieber hat, wie bei einem persönlichen Auftritt in der Öffentlichkeit, und ohne Aufwand und Kosten wie bei einer eigenständigen Veröffentlichung. Wie Leserbriefe oder Postings im Web. Die werden aber auch nur von einer Minderheit verfasst und – mit Ausnahme von „Brot und Spielen“ – auch nur von einer Minderheit wahrgenommen. Offen ist, wie die Mehrheit interessiert werden kann.

Es bleiben also Fragen, ob und wie sich daraus ein Mainstream entwickeln kann, ob sich unsere Tausch- und Geldkultur zur Gabenkultur (rück)entwickeln wird, welche Lebensbereiche, Berufe oder Branchen dafür geeignet sind, ob sich aus dieser, heute noch eher elitären Bewegung eine Massenbewegung entwickeln wird, wie z.B. die Umweltbewegung oder gar die seinerzeitige Arbeiterbewgung.

Und zuletzt bleibt die Frage: was kommt nach Open Culture?

--Hofbauerr 23:27, 20. Feb 2006 (CET)

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