Open Culture - Kritik: Unterschied zwischen den Versionen

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*Prognosen  
 
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- entwickelt sich "Open Culture" revolutionär (wie die Arbeiterbewegung), evolutionär (wie die Ökologiebewegung), elitär (Jesuiten??), stationär (wie das Rote Kreuz) oder rezessiv (wie jene Teile der Antiglobalisierungsbewegung, die gleichzeitig auf "wohlerworbene Rechte" pochen)? Derzeit ist es jedenfalls elitär.
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- entwickelt sich "Open Culture" revolutionär (wie die Arbeiterbewegung), evolutionär (wie die Ökologiebewegung), elitär (Jesuiten??), stationär (wie das Rote Kreuz), minoritär (wie Freikörperkultur) oder rezessiv (wie jene Teile der Antiglobalisierungsbewegung, die gleichzeitig auf "wohlerworbene Rechte" pochen)? Derzeit ist es jedenfalls elitär: Wenige tragen aktiv bei, bei weitem nicht Alle können Open Culture nutzen.
  
- Welche Lebensbereiche, Branchen, Berufe wird sie ein- bzw. ausschließen? Es ist nicht einzusehen, warum nur (formalisiertes) Wissen und nicht auch (digitalisierte) Unterhaltung "frei" sein soll.
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- Welche Lebensbereiche, Branchen, Berufe wird sie ein- bzw. ausschließen? Es ist nicht einzusehen, warum nur (formalisiertes) Wissen und nicht auch (digitalisierte) Unterhaltung und Kunst "frei" sein soll.
  
- Welche Szenarien sind denkbar, wenn man nicht nur hochrechnet sondern mögliche Auswirkungen (Rückkopplungen) bedenkt? Damit kommt man nahe an die Chaostheorie.
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- Welche Szenarien sind denkbar, wenn man nicht nur hochrechnet sondern mögliche NMebenwikrungen und Rückkopplungen bedenkt? So wurde der hochgelobte Bildschirmtext ein Flop, während das urprünglich nur firmeninterne World Wide Web durch die gleichzeitige Verfügbarkeit billiger Personal Comluter und verbesserter Netzzugänge zum Durchbruch gelangte.
  
 
* Gesellschaft  
 
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- Open Culture verhindert nicht die Ausbeutung von Gemeingut (Allmendephänomen)
 
- Open Culture verhindert nicht die Ausbeutung von Gemeingut (Allmendephänomen)
  
- Open Culture ist nicht gerecht (die Zugansmöglichkeiten hängen von Ort, Geld und Bildungsniveau ab)
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- Open Culture ist nicht gerecht: die Zugansmöglichkeiten hängen von Ort, Geld und Bildungsniveau ab.
  
- Open Culture ist nicht demokratisch (es setzen sich Meinungen und Ideologien, Produkte und Dienstleistungen durch, hinter denen Macht der Überzeugung und Geld der Werbung stehen)
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- Open Culture ist nicht demokratisch: es setzen sich Meinungen und Ideologien, Produkte und Dienstleistungen durch, hinter denen Macht der Überzeugung und Geld der Werbung stehen.
  
- Theorien lassen sich umso schwerer umsetzen, je konsistenter sie sind (Erfahrung Realsozialismus). Evolutionäre Anpassung erfolgt eher im theoriearmen Raum.
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- Theorien lassen sich umso schwerer umsetzen, je konsistenter sie sind, weil sie dann unflexibel sind (Erfahrung Realsozialismus). Evolutionäre Anpassung erfolgt eher im theoriearmen Raum.
  
 
* Wirtschaft  
 
* Wirtschaft  
- Wenn Wissen frei verfügbar ist (wie Freibier) und materielle Waren (Konsumgüter) eine immer geringere Rolle spielen, bleibt als Wirtschaftsgut die Dienstleistung (als Anwendung des formalen Wissens). Doch auch diese ist zT formalisierbar (dann ist sie frei) oder automatisierbar (dann erfordert sie keine Arbeitskraft). Verbleiben die Sozialberufe. Doch wer finanziert die?
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- Wenn Wissen frei verfügbar ist (wie Freibier) und materielle Waren (Konsumgüter) eine immer geringere Rolle spielen, bleibt als Wachstumsfaktor nur die Dienstleistung (als Anwendung des formalen Wissens). Doch auch diese ist zum Teil formalisierbar (dann ist sie frei) oder automatisierbar (dann erfordert sie keine Arbeitskraft). Verbleiben für den arbeitsmakrt die Sozialberufe. Doch wer finanziert letztere?
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- Der "Lohn" für Leistungen im Bereich Open Culture besteht oft lediglich aus "Aufmerksamkeit" und "Anerkennung". In Wohlstandsgesellschaften ist das oft ein höherer Wert als Geld. Das erinnert an frühe Gesellschaftsformen, in denen Gabe statt Tausch regiert.
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- Open Culture rechnet sich oft nur über Umwege: es steigert die Reputation, macht Werbung, liefert Produkte die anschließend einer entgeltlichen Dienstleistung bedürfen.
  
- Die Währungen "Aufmerksamkeit" und "Anerkennung" ersetzten die Währung "Geld" nur in "ursprünglichen Gesellschaften" (Gabe statt Tausch). In "entwickelten Gesellschaften" setzten sie eine Grund- bzw. Wohlstandssicherung voraus. Doch wer finanziert die?
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- Open Culture wird auch in Unternehmen mit klassischen Vorstellungen von Intellectual Prioperty Rights gepflogen: gute Mitarbeiter werden mit diesbezüglichen Freiräumen motiviert, Kreativität wird gefördert, die Community ausgebaut. Erfahrungen bzw. Erkenntnisse werden auch in jene Produkte und Dienstleistungen eingebracht, die nicht unter offene Lizenzen fallen.
  
 
- Mangelnder wirtschaftlicher Anreiz führt zu Stagnation (wer würde schon in ein neues Medikament investieren ohne Patentschutz?).
 
- Mangelnder wirtschaftlicher Anreiz führt zu Stagnation (wer würde schon in ein neues Medikament investieren ohne Patentschutz?).
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* Welt  
 
* Welt  
- Open Culture setzt gesicherte Existenz (bei ~2/3 der Menschheit nicht gegeben) und angemessenen Wohlstand (vmtl. bei 4/5 der Menschheit nicht gegeben; aber was ist schon angemessen?) voraus.
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- Open Culture im Sinne von Free Culture setzt gesicherten Wohlstand voraus. Dieser ist nur bei etwa 15% der Menschheit gegeben, und selbst diese 15% beziehen ihre Grundsicherung selten aus Open Culture sondern oft aus "Nornmalarbeitsverhältnissen"
  
 
- Open Culture lässt sich nicht lokal (auch nicht in einer Insel der Seligen wie Österreich) einführen, sondern nur global. Da Großexperimente zum Scheitern neigen (siehe oben), ist eine Bewährung in abgegrenzten Bereichen vorzuziehen, die gesellschafts- und wirtschaftsrelevant sind. Open Source ist zwar wirtschaftsrelevant (was bereits zu einigen Modifikationen führte), nicht aber gesellschaftsrelevant (da bisher nur eine Elite aktiv ist)
 
- Open Culture lässt sich nicht lokal (auch nicht in einer Insel der Seligen wie Österreich) einführen, sondern nur global. Da Großexperimente zum Scheitern neigen (siehe oben), ist eine Bewährung in abgegrenzten Bereichen vorzuziehen, die gesellschafts- und wirtschaftsrelevant sind. Open Source ist zwar wirtschaftsrelevant (was bereits zu einigen Modifikationen führte), nicht aber gesellschaftsrelevant (da bisher nur eine Elite aktiv ist)
  
- Die Umsetzung von Bewegungen beginnt in der Regel in NGO´s (OSF ist noch keine solche!) und wird dann von NGO´s aufgegriffen (welche käme in Frage?)
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- Die Umsetzung von Open Culture beginnt in der Regel in Bewegungen und wird dann von internationalen Organisationen aufgegriffen (welche käme in Frage?), die "Rahmenregelungen" schaffen. 
  
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- Neue Medien entwickeln sich oft in Freiräumen, also in Open Culture. Werden sie wirtschaftlich oder gesellschaftlich relevant, dann werden sie "eingefangen". Nach einer Phase der Zensur oder freiwillligen Selbstkontrolle folgen Rahmenregelungen (zB PRessefreiheit"
: ? Sollte es vielleicht lauten: "beginnt in NGO's und wird von GO's aufgegriffen"? [[Benutzer:H.A.L.|H.A.L.]] 16:26, 15. Jan 2006 (CET)
 
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* Staat  
 
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''Literatur'' (wenn noch zu bearbeiten; sonst siehe Hauptseite und Seminararbeiten lt. Diskussionsseite)
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--[[Benutzer:Hofbauerr|Hofbauerr]] 12:47, 2. Feb 2006 (CET)
* Andre Gorz, Wissen, Wert und Kaptial (beschafft; Abstract siehe Hauptseite)
 
* Lizenz zum Kommunismus (Link siehe Hauptseite)
 
* Open Source, die Rückkehr einer Utopie? (in. Software Jahrbuch 2005, Link siehe Hauptseite)
 
* Jared Diamond, Kollaps (in Beschaffung)
 
*
 
 
 
 
 
''mögliche Beispiele''
 
* gegenständliches Seminar
 
* WIKI (Plattform für mehr als grundversorgte Idealisten, Pädagogen und Pensionisten?)
 
* industrielle Software- Entwicklung
 
* Missbrauch (sex & crime, Musik/Filmdownload, ungewünschte und falsche Information)
 
 
 
 
 
''Form''
 
* ca. 5 Seiten Text (errechnet aus der Zielvorgabe: 1 Lernobjekt, zu bewältigen in 1 Stunde).
 
* Link zu Hintergrundinformation samt Quellen und Literatur (letztere evtl. lediglich als Link auf die Hauptseite).
 
* Link zu Visualisierung (wenn mir was einfällt; wie kann man eine pps-Show einbinden?)
 
 
 
 
 
''Vorgehen''
 
 
 
Die gegenständlichen Themen und Gedanken sollen als Diskussionsgrundlage dienen. Da sich der endgültige Artikel konkret auf die davor behandelten Abschnitte beziehen soll, in denen vor allem die Pro- Argumente behandelt werden, kann er erst nach Vorliegen derselben finalisiert werden. Projekttermine (Vorschlag): Fertigstellung aller 4 Lernobjekte in 4/06, danach praktische Erprobung, Projektabschulss mit Erfahrungsbericht M6/06.
 
 
 
--[[Benutzer:Hofbauerr|Hofbauerr]] 22:00, 17. Nov 2005 (CET)
 
 
 
  
 
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Version vom 2. Februar 2006, 13:47 Uhr

Kritische Betrachtungen, offene Fragen:

  • Prognosen

- entwickelt sich "Open Culture" revolutionär (wie die Arbeiterbewegung), evolutionär (wie die Ökologiebewegung), elitär (Jesuiten??), stationär (wie das Rote Kreuz), minoritär (wie Freikörperkultur) oder rezessiv (wie jene Teile der Antiglobalisierungsbewegung, die gleichzeitig auf "wohlerworbene Rechte" pochen)? Derzeit ist es jedenfalls elitär: Wenige tragen aktiv bei, bei weitem nicht Alle können Open Culture nutzen.

- Welche Lebensbereiche, Branchen, Berufe wird sie ein- bzw. ausschließen? Es ist nicht einzusehen, warum nur (formalisiertes) Wissen und nicht auch (digitalisierte) Unterhaltung und Kunst "frei" sein soll.

- Welche Szenarien sind denkbar, wenn man nicht nur hochrechnet sondern mögliche NMebenwikrungen und Rückkopplungen bedenkt? So wurde der hochgelobte Bildschirmtext ein Flop, während das urprünglich nur firmeninterne World Wide Web durch die gleichzeitige Verfügbarkeit billiger Personal Comluter und verbesserter Netzzugänge zum Durchbruch gelangte.

  • Gesellschaft

- Die Motivation der "Open Culture" besteht derzeit hauptsächlich aus Aufmerksamkeit, Anerkennung und Selbstbestätigung (quasi Anerkennung durch die Maschine). Offen ist, wie die Gesamtbevölkerung (passive Konsumenten) motiviert werden können.

- Open Culture setzt Fitness in der Wissensgesellschaft voraus (so wie in der Erwerbsgesellschaft berufliche Fitness vorausgesetzt wird). Ist diese mangels Fähigkeit, Interesse oder Finanzierung nicht gegeben, ensteht Wissensproletariat (digital divide). Das fördert Parallelgesellschaften von passiven Konsumenten, Arbeitslosen, Ausländern, samt zugehörigem Bedrohungspotenzial.

- Open Culture verhindert nicht die Ausbeutung von Gemeingut (Allmendephänomen)

- Open Culture ist nicht gerecht: die Zugansmöglichkeiten hängen von Ort, Geld und Bildungsniveau ab.

- Open Culture ist nicht demokratisch: es setzen sich Meinungen und Ideologien, Produkte und Dienstleistungen durch, hinter denen Macht der Überzeugung und Geld der Werbung stehen.

- Theorien lassen sich umso schwerer umsetzen, je konsistenter sie sind, weil sie dann unflexibel sind (Erfahrung Realsozialismus). Evolutionäre Anpassung erfolgt eher im theoriearmen Raum.

  • Wirtschaft

- Wenn Wissen frei verfügbar ist (wie Freibier) und materielle Waren (Konsumgüter) eine immer geringere Rolle spielen, bleibt als Wachstumsfaktor nur die Dienstleistung (als Anwendung des formalen Wissens). Doch auch diese ist zum Teil formalisierbar (dann ist sie frei) oder automatisierbar (dann erfordert sie keine Arbeitskraft). Verbleiben für den arbeitsmakrt die Sozialberufe. Doch wer finanziert letztere?

- Der "Lohn" für Leistungen im Bereich Open Culture besteht oft lediglich aus "Aufmerksamkeit" und "Anerkennung". In Wohlstandsgesellschaften ist das oft ein höherer Wert als Geld. Das erinnert an frühe Gesellschaftsformen, in denen Gabe statt Tausch regiert.

- Open Culture rechnet sich oft nur über Umwege: es steigert die Reputation, macht Werbung, liefert Produkte die anschließend einer entgeltlichen Dienstleistung bedürfen.

- Open Culture wird auch in Unternehmen mit klassischen Vorstellungen von Intellectual Prioperty Rights gepflogen: gute Mitarbeiter werden mit diesbezüglichen Freiräumen motiviert, Kreativität wird gefördert, die Community ausgebaut. Erfahrungen bzw. Erkenntnisse werden auch in jene Produkte und Dienstleistungen eingebracht, die nicht unter offene Lizenzen fallen.

- Mangelnder wirtschaftlicher Anreiz führt zu Stagnation (wer würde schon in ein neues Medikament investieren ohne Patentschutz?).

- Bis heute gibt es keine Modelle für negatives Wirtschaftswachtum (shrinking economics). Auch die Open Culture Bewegung liefert keines.

  • Welt

- Open Culture im Sinne von Free Culture setzt gesicherten Wohlstand voraus. Dieser ist nur bei etwa 15% der Menschheit gegeben, und selbst diese 15% beziehen ihre Grundsicherung selten aus Open Culture sondern oft aus "Nornmalarbeitsverhältnissen"

- Open Culture lässt sich nicht lokal (auch nicht in einer Insel der Seligen wie Österreich) einführen, sondern nur global. Da Großexperimente zum Scheitern neigen (siehe oben), ist eine Bewährung in abgegrenzten Bereichen vorzuziehen, die gesellschafts- und wirtschaftsrelevant sind. Open Source ist zwar wirtschaftsrelevant (was bereits zu einigen Modifikationen führte), nicht aber gesellschaftsrelevant (da bisher nur eine Elite aktiv ist)

- Die Umsetzung von Open Culture beginnt in der Regel in Bewegungen und wird dann von internationalen Organisationen aufgegriffen (welche käme in Frage?), die "Rahmenregelungen" schaffen.

- Neue Medien entwickeln sich oft in Freiräumen, also in Open Culture. Werden sie wirtschaftlich oder gesellschaftlich relevant, dann werden sie "eingefangen". Nach einer Phase der Zensur oder freiwillligen Selbstkontrolle folgen Rahmenregelungen (zB PRessefreiheit"

  • Staat

- Der Nationalstaat erstellt Rahmenbedingungen für Gesellschaft und Wirtschaft, aus nationalen und internationalen Anforderungen, und schafft damit Rechtssicherheit. Bewegungen streben hingegen Änderungen (Paradigmenwechsel) durch Beseitung von Rahmenregelungen an (darin unterscheiden sie sich übrigens nicht von Fundamental-Liberalismus). Neue Rahmen ergeben sich dann "wie von unsichtbarer Hand"...

- Ist Grundsicherung eine notwendige flankierende Maßnahme zu Open Culture?


--Hofbauerr 12:47, 2. Feb 2006 (CET)

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