Open Culture - Beispiel Okto: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Philo Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
(+ Navigation)
K (Wiederhergestellt zur letzten Änderung von Interbase)
 
(20 dazwischenliegende Versionen von 12 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
<div style="float:left; width:33%;">[[Open Culture, Wissensgesellschaft - Beispiel Wikipedia|&lt;&lt; Beispiel Wikipedia]]</div>
+
Hier finden sich zwei Beispiele für den (Arbeits-) Bereich Open Content bzw. Open Source (vgl.
<div style="float:left; width:34%; text-align:center;">[[Open Culture, Wissensgesellschaft|Open Culture, Wissensgesellschaft – Zur Übersicht]]</div>
+
'''Open Culture - Versuch einer Begriffsdefinition'''), die nicht die Repräsentation von Thesen beanspruchen. Das Projekt "Okto" wurde aufgrund seiner Aktualität und Lokalität gewählt und das Interview mit einem programmierenden Mitarbeiter als Verknüpfung der beiden oben genannten Zweige. In diesem Abschnitt wird keine Theorie dargeboten - der geneigten lesenden Person fällt der Bruch zu den vorigen Kapiteln auf - sondern nach persönlichem Interesse gewählte Praxisbeschreibung.
<div style="float:left; width:33%; text-align:right;">[[Open Culture - Kritik|Kritik &gt;&gt;]]</div>
 
<br style="clear:both;" />
 
  
= OKTO =
 
  
Okto versteht sich als offener, partizipativer und dennoch programmstrukturierter, werbefreier, nicht kommerzieller, von Einschaltquoten unabhängiger und Senderidentiät aufbauender und bewahrender Fernsehsender.  
+
 
 +
= OKTO =  [[Bild:Oktoskop.gif]]                           
 +
 
 +
 
 +
Okto versteht sich als offener, partizipativer und dennoch programmstrukturierter, werbefreier, nicht kommerzieller, von Einschaltquoten unabhängiger und Senderidentiät aufbauender und bewahrender Fernsehsender im Wiener Telekabelnetz.  
 
Um die Vielfalt des Programms und die Repräsentation unterrepräsentierter Gruppen zu gewährleisten, ergreift man bei Okto das Konzept der "affirmative action". Durch Kontaktaufnahme mit einschlägigen Organisationen wird auf diese Gruppen zugegangen. Weiters - und dies ist die zweite Säule von Okto - werden Schulungen angeboten, die für SendungsmacherInnen verpflichtend sind. Mit ihnen soll die technisch-handwerkliche Hürde genommen werden, wobei die Vertiefung zum Theoretisch-Inhaltlichen möglich ist. Beispiele für Zusammenarbeit bilden bis jetzt der Verein Wiener Jugendzentren und der Augustin.  
 
Um die Vielfalt des Programms und die Repräsentation unterrepräsentierter Gruppen zu gewährleisten, ergreift man bei Okto das Konzept der "affirmative action". Durch Kontaktaufnahme mit einschlägigen Organisationen wird auf diese Gruppen zugegangen. Weiters - und dies ist die zweite Säule von Okto - werden Schulungen angeboten, die für SendungsmacherInnen verpflichtend sind. Mit ihnen soll die technisch-handwerkliche Hürde genommen werden, wobei die Vertiefung zum Theoretisch-Inhaltlichen möglich ist. Beispiele für Zusammenarbeit bilden bis jetzt der Verein Wiener Jugendzentren und der Augustin.  
  
 
'''Senderidentität'''
 
'''Senderidentität'''
  
Dem Eindruck eines Patchworkmusters soll durch die geschaffene Senderidentität entgegengewirkt werden. Die Programmvielfalt erhält durch visuelles und Sounddesign einen Rahmen. Weiters liegt die Letztverantwortung für die Sendungsinhalte bei der Programmintendanz, denn die österreichische Mediengesetzgebung lässt keine Alleinverantwortung der SendungsproduzentInnen zu.  
+
Dem Eindruck eines Patchworkmusters soll durch die geschaffene Senderidentität entgegengewirkt werden. Die Programmvielfalt erhält durch Visual- und Sounddesign einen Rahmen. Weiters liegt die Letztverantwortung für die Sendungsinhalte bei der Programmintendanz, denn die österreichische Mediengesetzgebung lässt keine Alleinverantwortung der SendungsproduzentInnen zu.  
  
 
'''Werbung'''
 
'''Werbung'''
  
Der offene Kanal in Wien richtet sich nach dem Kabel- und Satellitenrundfunkgesetz. Er gilt als Privatsender und hat daher das Recht mit Werbung wie ein solcher umzugehen. Die Entscheidung darüber, ob und wieviel Werbung gesendet wird, liegt im Ermessen der Geschäftsführung. Okto hat sich dafür entschieden keine Werbung zu senden, außer es handelt sich um Patronanzwerbung. Das bedeutet Sponsoren, namentlich und/oder durch ein Logo, im Standbild vor und nach einer Sendung zu zeigen. Das Logo muss klar von der Sendung abgetrennt sein sowie weder der Name noch das Logo in der Sendung oder im Sendungsnamen vorkommen dürfen. Für einige InteressenInnen bzw. ProduzentInnen ist diese Regelung für das Zustandekommen ihrer Sendung unerlässlich.
+
Der offene Kanal in Wien richtet sich nach dem Kabel- und Satellitenrundfunkgesetz. Er gilt als Privatsender und hat daher das Recht mit Werbung wie ein solcher umzugehen. Die Entscheidung darüber, ob und wieviel Werbung gesendet wird, liegt im Ermessen der Geschäftsführung. Okto hat sich dafür entschieden keine Werbung zu senden, außer es handelt sich um Patronanzwerbung. Das bedeutet SponsorInnen, namentlich und/oder durch ein Logo, im Standbild vor und nach einer Sendung zu zeigen. Das Logo muss klar von der Sendung abgetrennt sein sowie weder der Name noch das Logo in der Sendung oder im Sendungsnamen vorkommen dürfen. Für einige InteressenInnen bzw. ProduzentInnen ist diese Regelung für das Zustandekommen ihrer Sendung unerlässlich.
  
 
'''Programmstruktur'''
 
'''Programmstruktur'''
Zeile 30: Zeile 31:
 
Die rechtliche Grundlage ist das Kabel- und Satellitenrundfunkgesetz, wodurch Okto als Privatsender geführt wird.  
 
Die rechtliche Grundlage ist das Kabel- und Satellitenrundfunkgesetz, wodurch Okto als Privatsender geführt wird.  
 
Ob durch die Digitalisierung des Fernsehens in Österreich und das Freiwerden von bis zu 80 Kanälen, ein Kanal für offenes Programm freigegeben wird, lässt sich noch nicht sicher sagen.  
 
Ob durch die Digitalisierung des Fernsehens in Österreich und das Freiwerden von bis zu 80 Kanälen, ein Kanal für offenes Programm freigegeben wird, lässt sich noch nicht sicher sagen.  
In anderen EU Ländern, z.B. Deutschland, wird die Finanzierung von Offenen Kanälen von der öffentlichen Hand getragen, dadurch, dass ein Teil der Rundfunkgebühren für derartige Sender aufgebracht werden muss. In Österreich hat allein der ORF die Rundfunkgebühren zu seiner Verfügung.
+
In anderen EU Ländern, z.B. Deutschland, wird die Finanzierung von Offenen Kanälen von der öffentlichen Hand getragen, dadurch, dass ein Teil der Rundfunkgebühren für derartige Sender aufgebracht werden muss. In Österreich hat als Fernsehsender allein der ORF, neben Kunstförderung und Länderabgaben, die Rundfunkgebühren zu seiner Verfügung.
Dass rassistische, sexistische, faschistische, nationalistische und die Würde des Menschen verletzende Inhalte von der Programmgestaltung ausgeschlossen werden, ist für Okto selbstverständlich.
+
Dass rassistische, sexistische, faschistische, nationalistische und die Würde des Menschen verletzende Inhalte von der Programmgestaltung ausgeschlossen werden ist zwar selbstverständlich, für Okto im Besonderen jedoch ein dessen Haltung entsprechender Auftrag, den es aktiv durch entgegengesetzte Formate zu verfolgen gilt.
  
  
  
'''Auszüge aus einem Interview mit Matthias Parasew, Programmierer bei "Okto".'''
 
  
 +
'''Auszüge aus einem Interview mit Matthias Parasew, Programmierer bei "Okto".'''  [[Bild:Parasew pxl.gif]]
 +
 +
[[Bild:Stamp_Parasew.GIF|thumb|Matthias Parasew]]
  
 
Wie politisch bist du als Open Source Programmierer bzw. muss jeder, der sich dafür interessiert politisch engagiert sein? Wenn ja, was heißt das? In welche Richtung geht das?  
 
Wie politisch bist du als Open Source Programmierer bzw. muss jeder, der sich dafür interessiert politisch engagiert sein? Wenn ja, was heißt das? In welche Richtung geht das?  
Zeile 45: Zeile 48:
  
 
''Fernsehen wandelt sich im 21. Jahrhundert. Junge Leute schauen jetzt gar nicht mehr soviel fern, es geht mehr ins Netz. Die Inhalte werden anders transportiert. Anfang 2000 war der Trend des Streaming, also Fernsehen im Netz anschauen, das ungefähr die gleiche Qualität hat. Es war nicht so erfolgreich wie jetzt On Demand Video ist. D.h. wenn ich was sehen will, kann ich das mir 'runterladen und anschauen; das ist total verbreitet jetzt. Das soll es auch bei Okto geben, eine Art On Demand Publishing. Da gibt es jetzt schon sehr viele Projekte im Netz. Eines heißt DTV, die sagen, sie sind die nächste Revolution für Fernsehen. Das ist im Prinzip sowas wie Filesharing, sowas wie Napster aber für Video. Ich sag', ich möcht das sehen, das sehen, das sehen, das sind freie Inhalte unter einer freien Lizenz, und kann mir das dann 'runterladen und je nachdem wie viele Leute das in meiner Gegend schon 'runtergeladen haben desto schneller bekomm' ich das. Ich bin dann gleichzeitig auch wieder ein Spiegel. Das ergibt dann so On Demand Schwärme sozusagen, von Leuten, die in der gleichen Gegend schneller ans Material kommen. Sowas wird's auch bei Okto geben und es wird auch einen Stream geben und dafür programmier' ich Open Source Software, setz' auch Sachen um für die Webseite. Dann haben wir ein Programm entwickelt, mit dem der ganze Sendungsablauf, also in einem Sender die ganze Adressenverwaltung, alles verknüpft ist mit der Datenbank, wo ich dann Shows und Filme und so weiter ablegen kann und das alles automatisiert, auf freier Software basierend. Es sind jetzt ziemlich viele kleine Module und es soll ein ziemlich rundes Paket werden, das dann auch anderen freien Sendern zur Verfügung gestellt wird.''
 
''Fernsehen wandelt sich im 21. Jahrhundert. Junge Leute schauen jetzt gar nicht mehr soviel fern, es geht mehr ins Netz. Die Inhalte werden anders transportiert. Anfang 2000 war der Trend des Streaming, also Fernsehen im Netz anschauen, das ungefähr die gleiche Qualität hat. Es war nicht so erfolgreich wie jetzt On Demand Video ist. D.h. wenn ich was sehen will, kann ich das mir 'runterladen und anschauen; das ist total verbreitet jetzt. Das soll es auch bei Okto geben, eine Art On Demand Publishing. Da gibt es jetzt schon sehr viele Projekte im Netz. Eines heißt DTV, die sagen, sie sind die nächste Revolution für Fernsehen. Das ist im Prinzip sowas wie Filesharing, sowas wie Napster aber für Video. Ich sag', ich möcht das sehen, das sehen, das sehen, das sind freie Inhalte unter einer freien Lizenz, und kann mir das dann 'runterladen und je nachdem wie viele Leute das in meiner Gegend schon 'runtergeladen haben desto schneller bekomm' ich das. Ich bin dann gleichzeitig auch wieder ein Spiegel. Das ergibt dann so On Demand Schwärme sozusagen, von Leuten, die in der gleichen Gegend schneller ans Material kommen. Sowas wird's auch bei Okto geben und es wird auch einen Stream geben und dafür programmier' ich Open Source Software, setz' auch Sachen um für die Webseite. Dann haben wir ein Programm entwickelt, mit dem der ganze Sendungsablauf, also in einem Sender die ganze Adressenverwaltung, alles verknüpft ist mit der Datenbank, wo ich dann Shows und Filme und so weiter ablegen kann und das alles automatisiert, auf freier Software basierend. Es sind jetzt ziemlich viele kleine Module und es soll ein ziemlich rundes Paket werden, das dann auch anderen freien Sendern zur Verfügung gestellt wird.''
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Interview mit Matthias Parasew, Programmierer beim ersten österreichischen Community TV Sender Okto; vom 6.12.2005, ein bisschen paraphrasiert und ein wenig gekürzt
 
 
 
Die erste Frage, die ich hab': Wie ist die Lebensgeschichte eines Open Source Programmierers oder überhaupt eines Programmierers? Weil es für mich immer noch ein Rätsel ist wie jemand zu solchen Dingen kommt.
 
 
''Ich komm' eigentlich ganz seltsam dazu. Ich hab' eigentlich angefangen Informatik zu studieren und relativ schnell wieder aufgehört, dann Architektur kurz studiert und dann Visuelle Medien auf der Angewandten angefangen zu studieren und bin dann eigentlich über verschiedene Projekte – Netzprojekte – zum Programmieren gekommen. Wir haben damals, '99, eine alternative Webseite zum ORF gemacht. Da haben wir uns ziemlich viel mit Medien und dem Netz beschäftigt; so bin ich zum Programmieren gekommen. Davor hab' ich schon ein bisschen Ausbildung in Richtung Programmieren gehabt. Nicht nur durch das Informatikstudium, auch schon durch die Schule, da gibt’s schon eine relativ gute Ausbildung in dem Bereich.''
 
 
Also mein Informatikunterricht war zum Schmeißen.
 
 
''Das stimmt zwar aber ich hab' zwei jüngere Geschwister, einen Bruder und die Schwester ist jetzt 13;  der Informatikunterricht geht viel früher los. Mein Bruder hat schon drei Programmiersprachen gelernt, ich nur zwei. Sie lernen auch schon die Open Source Sprache in der Schule, wobei am weitesten verbreitet, z.B. an der TU, „Java“ ist. Ich habe vor kurzem eine Aufstellung gesehen, was die Leute am häufigsten lernen, das was dann für Open Source relevant ist, weil die meisten es können, das ist „Java“ und die ganzen Netzsprachen. Durch den Netzboom sind die besonders beliebt.''
 
 
Wie war es auf der Angewandten? Worum ging es hauptsächlich?
 
 
''Das ist Medienkunst, Videokunst, Digitales Kunststudium, wo man nicht gezwungenermaßen programmieren muss, um Projekte umzusetzen; man macht ja Projekte nicht allein. Digitale Kunst ist ein weites Feld. Mitte bis Ende der 90er haben die Künstler angefangen teilweise selber – dadurch, dass digitale Künstler immer universell denken mussten und alle Medien in ihre Arbeit einbringen wollten -''
 
 
also auch weg vom konventionellen Film
 
 
''... weg vom Film, hin zu algorithmischen Kompositionen, nicht nur das Lineare im Videobereich oder Audiobereich sowieso. Durch die Kommunikation mit der ganzen Welt werden die Methoden und Herangehensweisen an neue Medien verbreitet; da gibt’s total viele Ansätze, die wieder mit Open Source zu tun haben, die ja eigentlich aus der Softwareentwicklung kommen und jetzt gar nicht im Kunst-Kulturbereich so stark waren oder eingesetzt worden sind. Wenn ich elektronische Musik mach', war das auch bis zu den späten 90ern eigentlich immer linear und total in klaren Tools; die gleichen Werkzeuge sind verwendet worden. Seit Mitte der 90er gibt’s da andere Ansätze in Richtung Komposition. Ich glaub', dass das nicht von Open Source herkommt, sondern generell von der Digitalisierung und anderen Ansätzen zu Produktion; vielleicht auch, weil die Leute plötzlich mitbekommen welche Trends es gibt und sich diese fortpflanzen.
 
 
Wie hast du von Okto erfahren?
 
 
''Ich hab' vor zwei Jahren ein Projekt mitentwickelt, wo wir eine Art Videodatenbank gemacht haben. Wir haben international Viedokünstler gebeten uns ihre Arbeiten zu schicken, denn wir hatten die Möglichkeit sie drei Monate am Karlsplatz zu screenen. Wir haben ziemlich viel Material gesammelt. Ich bin dann von Okto angesprochen woren, ob ich mir nicht vorstellen kann, dieses Projekt in Bezug auf Okto weiterzuverfolgen, zu integrieren und eine Arte freies Metaarchiv für Videodaten zu entwickeln. Seit April 2005 ist das in Planung. Nach wie vor ist das Problem, dass viele Geräte, die man braucht, um einen Fernsehsender am Leben zu erhalten, proprietäre Geräte sind. Es ist in den letzten Jahren der Trend aber weiter woanders hin gegangen. Du kannst einen Computer haben, der mit Linux läuft und da rennt Software, die teilweise wirklich extrem teure Hardware  ersetzt, die man normal für den Sendebetrieb braucht. D.h. der Sender kann schon mal -''
 
 
Woher kommt die Hardware?
 
 
''Wenn ich einen Fernsehsender aufbauen will, bin ich an natürlich an ein paar Kasteln gebunden -''
 
 
Ich bin an einschlägige Firmen gebunden! Die mir das verkaufen müssen ...
 
 
''Das ändert sich jetzt auch ein bisschen. Es gibt schon in vielen Bereichen die Möglichkeit diese Kasteln zu ersetzen.''
 
 
Open Hardware auch!
 
 
''Nicht Open Hardware, du zahlst die Hardware ja trotzdem, es sind ganz normale Marktpreise für die Hardware aber du zahlst nicht mehr als für einen normalen PC und kannst dann mit freier Software teure Kasteln ersetzen. Was ich jetzt mein', sind bestimmte Geräte, die den Sendungsablauf übernehmen. Da gibt’s Standards, da gibt’s bestimmte Videostandards, ich brauch' trotzdem die Videokarten, die das können, aber muss mir nicht das teure Kastel von der Firma XY kaufen um 200 000€, sondern kann mir einen normalen PC kaufen und kauf' mir halt diese Videokarten oder diese Extrahardware und hab' dann um ein Zwanzigstel, von dem was ich sonst zahlen würd', eine freie Alternative. Das ist mal das Erste, wieso der Sender – eben aus finanziellen Gründen – in diese Richtung geht.''
 
 
Wer stellt die Viedokarten her?
 
 
''Diese Viedokarten, diese Hardware ist im Prinzip eh ganz normale PC Hardware verschiedenster Hersteller. Es gibt viel freie Software, die man verwenden kann. Nicht nur für den Sendeablauf, sondern auch für die interne Verwaltung und diese ganzen G'schichten.''
 
 
Also das Archivprogramm zu schreiben, ist eine deiner Aufgaben. Was sonst noch?
 
 
''Fernsehen wandelt sich im 21. Jahrhundert. Junge Leute schauen jetzt gar nicht mehr soviel fern, es geht mehr ins Netz. Die Inhalte werden anders transportiert. Anfang 2000 war der Trend des Streaming, also Fernsehen im Netz anschauen, das ungefähr die gleiche Qualität hat. Es war nicht so erfolgreich wie jetzt On Demand Video ist. D.h. wenn ich was sehen will, kann ich das mir 'runterladen und anschauen; das ist total verbreitet jetzt. Das soll es auch bei Okto geben, eine Art On Demand Publishing. Da gibt es jetzt schon sehr viele Projekte im Netz. Eines heißt DTV, die sagen, sie sind die nächste Revolution für Fernsehen. Das ist im Prinzip sowas wie Filesharing, sowas wie Napster aber für Video. Ich sag', ich möcht das sehen, das sehen, das sehen, das sind freie Inhalte unter einer freien Lizenz, und kann mir das dann 'runterladen und je nachdem wie viele Leute das in meiner Gegend schon 'runtergeladen haben desto schneller bekomm' ich das. Ich bin dann gleichzeitig auch wieder ein Spiegel. Das ergibt dann so On Demand Schwärme sozusagen, von Leuten, die in der gleichen Gegend schneller ans Material kommen. Sowas wird's auch bei Okto geben und es wird auch einen Stream geben und dafür programmier' ich Open Source Software, setz' auch Sachen um für die Webseite. Dann haben wir ein Programm entwickelt, mit dem der ganze Sendungsablauf, also in einem Sender die ganze Adressenverwaltung, alles  verknüpft ist mit der Datenbank, wo ich dann Shows und Filme und so weiter ablegen kann und das alles automatisiert, auf freier Software basierend. Es sind jetzt ziemlich viele kleine Module und es soll ein ziemlich rundes Paket werden, das dann auch anderen freien Sendern zur Verfügung gestellt wird.''
 
 
Das ist nicht nur für euch, du programmierst nicht speziell für Okto, sondern es kann sich jeder diese Software 'runterladen und für seine Zwecke nutzen.
 
 
''Genau. Es ist bis jetzt noch nicht soviel dokumentiert. Wir sind jetzt dabei zu dokumentieren. Es ist blöd wenn man es freistellt und niemand kennt sich aus wie man es verwendet. Deswegen ist es auch viel Dokumentationsarbeit, ein Versuch das Ganze so in kleine Pakete zu teilen, dass sie jemand anderer einfach einsetzen könnte.''
 
 
Unter welcher Lizenz läuft das?
 
 
''Das ist jetzt noch nicht definiert. Aber im Großen und Ganzen, vom Material her, vom Videomaterial her, läuft es unter Creative Commons. Es ist gar nicht so einfach in Österreich. Selbst wenn du Public Domain Filme ausstrahlen willst, brauchst du trotzdem einen Endverantwortlichen, der sendungsverantwortlich ist: Man muss trotzdem Verträge unterzeichnen, weil Gesetze unterschiedlich sind in Österreich vom Rest Europas.''
 
 
Die Frage der Entlohnung: Die nächsten drei Jahre musst du dir darüber wahrscheinlich keine Sorgen machen ...?
 
 
''Ja, wir kriegen eigentlich eh ganz schön gezahlt, normales Gehalt...''
 
 
Wie kann das System funktionieren bei so vielen wunderbaren Projekten, die alle freie Software, freie Ressourcen zur Verfügung stellen? Wie wird der Einzelne in so einem System entlohnt?
 
 
''Es ist ja nicht so: Zwei Klicks und dann installiert. Du musst anpassen, erweitern. Angenommen es würde ein neuer Sender kommen und sagen, das ist super, spitze. Das ist alles für Okto angepasst.''
 
 
D.h. man bezahlt für die Dienstleistung des Anpassens und Modulierens.
 
 
''Genau. Man baut ein Wissen auf, wie das System funktioniert, wo sind die Stärken, wo sind die Schwächen, und das ist bei freier Software das womit die Leute verdienen, im Geschäft bleiben.''
 
 
Glaubst du, hört sich das irgenwann einmal auf? Je mehr Experten es gibt, desto weniger Dienstleistungen brauchen wir.  Oder ist das noch in so ferner Zukunft, dass man davon ausgehen kann, dass die nächsten Generationen von Progarmmierern ihren Lebensunterhalt damit verdienen können?
 
 
''Es gibt unterschiedliche Ansätze wieso Leute was unter Open Source Lizenzen machen. Beim Film ist das so, bei größeren Projekten, dass die Leute z.B. in einer Software Firma arbeiten und die Änderungen, die sie machen, machen sie, weil es von der Firma benötigt wird. Und für die ist das dann gut, weil sie irgendwelche Fehler, irgendwelche Securityprobleme von der Community gesagt bekommen. Es gibt Tester, die sagen, das ist problematisch, das muss man noch evaluieren. Sonst ist das ja auch bezahlt. Du musst dir Tester anstellen, die schauen. Das fällt da ja dann weg und dort nehm' ich halt in Kauf, dass die anderen Leute das weiterverbreiten, das ist das Positive daran, an diesem Businessaspekt. Das ist ein Hype gewesen in den letzten Jahren, dass große Firmen, vor allem IBM und Sun, auch Apple, das überreißen und für sich nutzen. Es gibt ja nicht nur eine freie Lizenz, sondern total viel eingeschränkte Lizenzen. Bei Creative Commons kann ich schon wieder alles modifizieren und anpassen. Creative Commons ist aber auch gar nicht einfach einzusetzen für Software, da gibt’s eine eigene Softwareunterlizenz, die ihrerseits „fünf“ Unterlizenzen hat. Ich glaube nicht, dass es aufhören wird, sondern es wird mehr Mischlizenzen geben. Weil auch die Firmen wissen, wenn ich eine Community hab', dann testet die ein neues Produkt für mich. Apple hat das geschickt gemacht. Die haben einen Teil frei gestellt, einen Teil nicht, und haben eine gewisse Anzahl an Leuten, die sich um gewisse Sachen kümmern. Man ist nicht sofort arbeitslos.'' (lacht)
 
 
Darf ich fragen wieviele Wochenstunden du hier verbringst?
 
 
''Ca. 20 bis 30.''
 
 
Und hast du eine Ahnung wieviel deine Arbeit oder die Programmierarbeit an der Gesamtarbeit ausmacht? Wieviel Prozent das ungefähr sind?
 
 
''Schwer zu sagen.'' (überlegt) ''15?'' (überlegt) ''Ich kann's wirklich nicht sagen.''
 
 
Zu einer weiteren Frage, die sich ein Kollege gewünscht hat: Welche Freizeitaktivitäten hast du? (wir lachen) Wir wollen das Profil eines Open Source Programmierers  erstellen. (wir lachen noch mehr)
 
 
(überlegt)
 
 
Vielleicht war die Frage auch so gemeint...
 
 
''Ob ich noch andere Hobbies auch hab'?'' (lacht)
 
 
Ja, genau! Ob du deine Freizeit mit den gleichen Themen verbringst wie in deiner Arbeit.
 
 
''Nein, nicht nur. Ich hör' ziemlich viel Musik und mach' selber auch Musik. Aber schon auch mit Computern teilweise.''
 
 
Das ist schon ein Lebensthema. Das hört nicht auf sobald man rausgeht.
 
 
''Das stimmt. Ja, Kino, Fernsehen.'' (lacht)
 
 
Das ist auch eine Einstellung irgendwie.
 
 
''Ja, natürlich.''
 
 
Da komm' ich gleich zu einer Frage von mir: Wie politisch bist du als Open Source Programmierer bzw. muss jeder, der sich dafür interessiert politisch engagiert sein? Wenn ja, was heißt das? In welche Richtung geht das?
 
 
''Politisch... Mittlerweile hat das ganze schon so einen anderen Nutzen. Insofern ist man politisch, weil man sich gegen gewisse Strukturen wehrt und nicht einsetzt. Es sind im Prinzip zwei Fronten. Das war aber in den 90ern stärker. Heute kommt man am Einsatz von Open Source nicht mehr vorbei. Im Programmierbereich ist eh alles abgedeckt. Im Kunstbereich, Medienproduktion, Videobereich, ist es schwer. Das ist dann eh das, was ich zuerst g'sagt hab': Diese Bindung an eine Firma und so weiter, funktioniert halt dann über die Software und nicht mehr über's Kastel, oder über Experten, die das Ganze warten. Es gibt viel mehr Wartungsverträge als früher. Aber ich glaub', das hat nichts mehr mit ... Es gibt schon eine gewisse politische Aussage.''
 
 
Es hat etwas mit Empowerment zu tun. Aber ich glaub', dass sich solche Dinge einschleifen mit der Zeit. Und dann ein Bodensatz als Grundlage übrigbleibt. Aber dass von einem politischen Wind, der früher mal geweht hat, ein revolutionärer Wind, ein leises Lüftlein zum Schluss bleibt. Was ich aber nicht unbedingt als schlecht empfinde. Es wird sich dann sehr pragmatisch an Kosten/Nutzen orientieren. Es ist ja nicht so, dass jeder Programmierer ein kleiner Aktivist ist.
 
 
''Es war - glaub' ich - von Anfang an sehr pragmatisch, die Idee mit freier Software. Weil's hauptsächlich darum gegangen ist, dass Programmierer nicht die Möglichkeiten gehabt haben. Es war schwer für Leute, die lernen wollten, weil der Code den Firmen gehört hat. Du hast ihn nicht einfach weitergeben können. Wenn ich jetzt jemandem irgendein Beispiel schicken will, darf ich das gleich nicht, weil ich einen Vertrag unterschrieben habe. Das war von Anfang an ein praktischer Gedanke wieso ich Codes unter eine frei Lizenz stelle, die dann rechtlich so abgesichert ist, dass sie eben frei weitergegeben werden muss. Der Ursprungsgedanke war freies Wissen und freie Wissensweitergabe. Es geht wieder weg von dem Gedanken der Weitergabe des Codes, hin zu anderen Inhalten. Creative Commons, wo's um Medieninhalte geht, Musik, Video, Bücher und so weiter. Da wird das Ganze schon interessant, weil da haben wir schon eher eine Aussage, wer unter Creative Commons sich stellt. Das ist sehr hip. Das Wired Magazin hat seine erste Creative Commons Audio CD mit eher bekannten Acts 'rausgebracht, Beastie Boys und was weiß ich was alles noch. Das ist jetzt schon so der volle Hype. Es ergeben sich dadurch total andere Vertriebsstrukturen und die alten Vertriebsstrukturen bröckeln. Jetzt kaufen wahrscheinlich weniger Leute CDs oder hören sich das Zeug zuerst im Netz an und kaufen sich erst dann die CD. Ich hab' in einer Umfrage gelesen, dass die CD Verkäufe eh gar nicht so schlecht gehen, nur rechnet man halt immer aus was die Leute in Umlauf haben und das ist ein Schaden von so und so viel Milliarden. Aber die hätten das nicht, würden keine 20 GB Mp3s auf ihrer Festplatte haben, sondern gar nix halt und Radio hören wahrscheinlich, denk ich mir. Ich hab' früher nicht unbedingt mehr CDs gekauft als heute.''
 
 
Ich auch nicht. Aber ich hab' auch gar nicht die Möglichkeit 'runterzuladen. Ich bin nur schockierenderweise draufgekommen- ich hab' mir nämlich letztens ein Album gekauft und dann les' ich den Text, den ganz wunzikleinen auf der CD Packung, und bin d'raufgekommen, die is' geschützt! Na wenn ich das gewusst hätte, dann wär' mein politisches Statement gewesen sie nicht zu kaufen aber ja... schade!
 
 
(lacht)
 
 
(lache) Bin ich doch der Musikindustrie 'reingefallen.
 
Hast du irgendwelche Wünsche was deine Arbeit betrifft? Geht dir irgendwas ab? Hast du irgendwelche Ideen, die du noch nicht verwirklicht hast?
 
 
''Da hat man viele Ideen aber das dauert halt immer auch Vorbereitungszeit. Wir entwickeln gerade das Framework. Unser weitläufiges Ziel ist, dass andere freie Kanäle das verwenden können. Die Viedopodsache anfeuern, Web TV und On Demand. Dass das Ganze hilft, dass es demokratischer wird und ...''
 
 
..leichter zugänglich gemacht wird. Aber daran bist du ja am Werken. Also sobald ein Programm fertig ist, wird es auf die Homepage gestellt -
 
 
''Nein, wir programmieren zur Zeit sehr speziell für Okto. Es werden dann Pakete und gescheit dokumentiert, damit man sie auch einsetzen kann, weil jetzt ist es noch relativ komplex das Ganze zu installieren und noch nicht gut genug dokumentiert.''
 
 
Das liegt nur an der Arbeit, die noch getan werden muss, und nicht am Willen, der nicht da ist. Das ist ja eine ganz praktische Vorgehensweise.
 
Ist die Oberlizenz GPL von allen Programmen?
 
 
''Es ist unterschiedlich. Wir verwenden teilweise Tools oder Codes, die unterschiedliche Lizenzen haben. Das meiste ist aber unter GPL und ein Teil davon unter ähnlichen Lizenzen. Es gibt – glaub' ich – zwanzig wirklich große Lizenzen und die sind aber alle ähnlich, die haben meistens Zusätze, dass man halt den Autor nennen muss oder wenn man Änderungen macht, muss man vorher die Person fragen. Sie sind vergleichbar aber nicht alle unter GPL. Das ist ein Problem, das wir haben. Man kann das Ganze nicht unter eine Lizenz stellen, sondern es müssen Pakete unter unterschiedlichen Lizenzen sein, aber es sind alles offene Lizenzen. Manche darf man nicht verkaufen, bei manchen ist das wurscht. Für freie Sender ist das aber nicht relevant.''
 
 
Eine Abschlussfrage noch: Sollte deine Arbeit bei Okto enden, was wir nicht hoffen,  außer du hoffst es, außer es liegt in deinem Wunsch, dass es so geschieht, wie willst du dein weiteres Arbeitsleben verbringen?
 
 
''Ich programmier' jetzt eh nicht die ganze Zeit, ich bin auch Obmann von einem Verein im Museumsquartier, wir verfolgen auch Strategien der Open Source und der Open Culture, in Bezug auf Kunst. Wir laden Künstler ein aus Europa. Wir machen zu dem ganzen Themenbereich sehr viele lectures, workshops, Symposien. Mein längerfristiges Ziel ist, zu schauen, mit dem Ding über die Runden zu kommen.''
 
 
--[[Benutzer:Charlotte|Charlotte]] 15:37, 12. Jan 2006 (CET)
 
 
Okto ist als partizipatives Bürgermedium ein gelebtes Beispiel für Open Culture. Jede Person hat die Chance, nach Vorlage eines Sendungskonzeptes, das Programm mitzugestalten. In Verbindung mit Open Source steht der Fernsehsender in Hinsicht auf die Entwicklung eines Online Archivs, das es anderen Community TV Sendern ermöglichen soll, auf Beiträge zuzugreifen und sie im eigenen Programm zu senden.
 
 
 
 
zu [[Open Culture - Kritik]]
 

Aktuelle Version vom 9. April 2007, 07:21 Uhr

Hier finden sich zwei Beispiele für den (Arbeits-) Bereich Open Content bzw. Open Source (vgl. Open Culture - Versuch einer Begriffsdefinition), die nicht die Repräsentation von Thesen beanspruchen. Das Projekt "Okto" wurde aufgrund seiner Aktualität und Lokalität gewählt und das Interview mit einem programmierenden Mitarbeiter als Verknüpfung der beiden oben genannten Zweige. In diesem Abschnitt wird keine Theorie dargeboten - der geneigten lesenden Person fällt der Bruch zu den vorigen Kapiteln auf - sondern nach persönlichem Interesse gewählte Praxisbeschreibung.


= OKTO = Oktoskop.gif


Okto versteht sich als offener, partizipativer und dennoch programmstrukturierter, werbefreier, nicht kommerzieller, von Einschaltquoten unabhängiger und Senderidentiät aufbauender und bewahrender Fernsehsender im Wiener Telekabelnetz. Um die Vielfalt des Programms und die Repräsentation unterrepräsentierter Gruppen zu gewährleisten, ergreift man bei Okto das Konzept der "affirmative action". Durch Kontaktaufnahme mit einschlägigen Organisationen wird auf diese Gruppen zugegangen. Weiters - und dies ist die zweite Säule von Okto - werden Schulungen angeboten, die für SendungsmacherInnen verpflichtend sind. Mit ihnen soll die technisch-handwerkliche Hürde genommen werden, wobei die Vertiefung zum Theoretisch-Inhaltlichen möglich ist. Beispiele für Zusammenarbeit bilden bis jetzt der Verein Wiener Jugendzentren und der Augustin.

Senderidentität

Dem Eindruck eines Patchworkmusters soll durch die geschaffene Senderidentität entgegengewirkt werden. Die Programmvielfalt erhält durch Visual- und Sounddesign einen Rahmen. Weiters liegt die Letztverantwortung für die Sendungsinhalte bei der Programmintendanz, denn die österreichische Mediengesetzgebung lässt keine Alleinverantwortung der SendungsproduzentInnen zu.

Werbung

Der offene Kanal in Wien richtet sich nach dem Kabel- und Satellitenrundfunkgesetz. Er gilt als Privatsender und hat daher das Recht mit Werbung wie ein solcher umzugehen. Die Entscheidung darüber, ob und wieviel Werbung gesendet wird, liegt im Ermessen der Geschäftsführung. Okto hat sich dafür entschieden keine Werbung zu senden, außer es handelt sich um Patronanzwerbung. Das bedeutet SponsorInnen, namentlich und/oder durch ein Logo, im Standbild vor und nach einer Sendung zu zeigen. Das Logo muss klar von der Sendung abgetrennt sein sowie weder der Name noch das Logo in der Sendung oder im Sendungsnamen vorkommen dürfen. Für einige InteressenInnen bzw. ProduzentInnen ist diese Regelung für das Zustandekommen ihrer Sendung unerlässlich.

Programmstruktur

Der Telekabelkanal 8 sendet 24 Stunden pro Tag, sieben Tage in der Woche. In der Anfangszeit des Senders werden verstärkt kontinuierliche Sendungen gezeigt werden. Nichtsdestotrotz sollen die unregelmäßigen MitarbeiterInnen die zentrale Gruppe darstellen. Jederzeit ist es möglich Videobänder im Sender abzugeben und einen Sendeplatz in den Community-Magazinen zwischen 17 und 22 Uhr zu bekommen. Dieser Sendeplatz ist für solche einmaligen Mitarbeiten eingerichtet, obgleich für einzelne Sendungen auch prinzipiell andere Sendeplätze vergeben werden können. Die Entscheidung liegt hierbei zuletzt bei der Programmintendanz. In Kontakt mit anderen Community TV Sendern Europas, wie z.B. Salto in Amsterdam oder Tide in Hamburg, wird es einen Sendeaustausch geben. Ob es sich um einzelne, bereits produzierte Sendungen oder gemeinsam entwickelte Konzepte handeln wird, ist noch unklar. Networking ist jedenfalls Thema von Okto. Mit dem Anlegen eines Archivs werden MacherInnen vorproduzierter oder noch zu bearbeitender Beiträge Gelegenheit bekommen in der Öffentlichkeit aufzutreten. Dieser Bereich wird vor allem dem vernachlässigten zeitgenössischen Kunstsektor zugute kommen. Von dem Archiv, das sich gerade in Arbeit befindet, dessen Softwarebasis eigens von technischen Mitarbeitern Oktos entwickelt wird, werden ebenso andere Community TV Sender profitieren können. Es wird ihnen erlaubt sein für ihren eigenen Sendebetrieb auf das Okto-Archiv zuzugreifen. Eine weitere Schiene werden Live-Übertragungen darstellen, wobei es sich hierbei ebenso um Übertragungen von Kunst und Szene Events handeln kann, wie um Live-Berichterstattung von der Straße via Handy durch Einzelne. Damit offenes Fernsehen nicht nur für die MacherInnen Anreiz bietet, sondern auch für die SeherInnen, gibt es Konzepte zur Evaluierung des Programms, da die Annahme einer Sendung weder durch Einschaltquoten festgestellt werden kann noch die Einschaltquoten als Kriterium gelten dürfen. Das Einhalten formaler Standards durch die ProduzentInnen und das Senderteam sollen die Qualität sichern. Für offenes Fernsehen jedoch genauso wichtig ist es Möglichkeiten für die Publikumspartizipation zu schaffen. Solche Möglichkeiten können Foren, Preise, etc. beinhalten.

Rechtliche Grundlagen, Grundlagen der Sendetätigkeit, Finanzierung

Hinter Okto steht die gemeinnützige Community TV GmbH Wien, deren Träger wiederum der gemeinnützige Verein zur Gründung und zum Betrieb Offener Fernsehkanäle Wien ist. Die Finanzierung wird in den ersten drei Jahren durch Subvention der Stadt Wien gewährleistet, was aber nicht bedeutet, dass Okto in inhaltlicher Weise der Stadtorganisation verpflichtet wäre. Die rechtliche Grundlage ist das Kabel- und Satellitenrundfunkgesetz, wodurch Okto als Privatsender geführt wird. Ob durch die Digitalisierung des Fernsehens in Österreich und das Freiwerden von bis zu 80 Kanälen, ein Kanal für offenes Programm freigegeben wird, lässt sich noch nicht sicher sagen. In anderen EU Ländern, z.B. Deutschland, wird die Finanzierung von Offenen Kanälen von der öffentlichen Hand getragen, dadurch, dass ein Teil der Rundfunkgebühren für derartige Sender aufgebracht werden muss. In Österreich hat als Fernsehsender allein der ORF, neben Kunstförderung und Länderabgaben, die Rundfunkgebühren zu seiner Verfügung. Dass rassistische, sexistische, faschistische, nationalistische und die Würde des Menschen verletzende Inhalte von der Programmgestaltung ausgeschlossen werden ist zwar selbstverständlich, für Okto im Besonderen jedoch ein dessen Haltung entsprechender Auftrag, den es aktiv durch entgegengesetzte Formate zu verfolgen gilt.



Auszüge aus einem Interview mit Matthias Parasew, Programmierer bei "Okto". Parasew pxl.gif

Matthias Parasew

Wie politisch bist du als Open Source Programmierer bzw. muss jeder, der sich dafür interessiert politisch engagiert sein? Wenn ja, was heißt das? In welche Richtung geht das?

Es war - glaub' ich - von Anfang an sehr pragmatisch, die Idee mit freier Software. Weil's hauptsächlich darum gegangen ist, dass Programmierer nicht die Möglichkeiten gehabt haben. Es war schwer für Leute, die lernen wollten, weil der Code den Firmen gehört hat. Du hast ihn nicht einfach weitergeben können. Wenn ich jetzt jemandem irgendein Beispiel schicken will, darf ich das gleich nicht, weil ich einen Vertrag unterschrieben habe. Das war von Anfang an ein praktischer Gedanke wieso ich Codes unter eine frei Lizenz stelle, die dann rechtlich so abgesichert ist, dass sie eben frei weitergegeben werden muss. Der Ursprungsgedanke war freies Wissen und freie Wissensweitergabe. Es geht wieder weg von dem Gedanken der Weitergabe des Codes, hin zu anderen Inhalten. Creative Commons, wo's um Medieninhalte geht, Musik, Video, Bücher und so weiter. Da wird das Ganze schon interessant, weil da haben wir schon eher eine Aussage, wer unter Creative Commons sich stellt. Das ist sehr hip. Das Wired Magazin hat seine erste Creative Commons Audio CD mit eher bekannten Acts 'rausgebracht, Beastie Boys und was weiß ich was alles noch. Das ist jetzt schon so der volle Hype. Es ergeben sich dadurch total andere Vertriebsstrukturen und die alten Vertriebsstrukturen bröckeln. Jetzt kaufen wahrscheinlich weniger Leute CDs oder hören sich das Zeug zuerst im Netz an und kaufen sich erst dann die CD. Ich hab' in einer Umfrage gelesen, dass die CD Verkäufe eh gar nicht so schlecht gehen, nur rechnet man halt immer aus was die Leute in Umlauf haben und das ist ein Schaden von so und so viel Milliarden. Aber die hätten das nicht, würden keine 20 GB Mp3s auf ihrer Festplatte haben, sondern gar nix halt und Radio hören wahrscheinlich, denk ich mir. Ich hab' früher nicht unbedingt mehr CDs gekauft als heute.

Das Archivprogramm zu schreiben, ist eine deiner Aufgaben. Was sonst noch?

Fernsehen wandelt sich im 21. Jahrhundert. Junge Leute schauen jetzt gar nicht mehr soviel fern, es geht mehr ins Netz. Die Inhalte werden anders transportiert. Anfang 2000 war der Trend des Streaming, also Fernsehen im Netz anschauen, das ungefähr die gleiche Qualität hat. Es war nicht so erfolgreich wie jetzt On Demand Video ist. D.h. wenn ich was sehen will, kann ich das mir 'runterladen und anschauen; das ist total verbreitet jetzt. Das soll es auch bei Okto geben, eine Art On Demand Publishing. Da gibt es jetzt schon sehr viele Projekte im Netz. Eines heißt DTV, die sagen, sie sind die nächste Revolution für Fernsehen. Das ist im Prinzip sowas wie Filesharing, sowas wie Napster aber für Video. Ich sag', ich möcht das sehen, das sehen, das sehen, das sind freie Inhalte unter einer freien Lizenz, und kann mir das dann 'runterladen und je nachdem wie viele Leute das in meiner Gegend schon 'runtergeladen haben desto schneller bekomm' ich das. Ich bin dann gleichzeitig auch wieder ein Spiegel. Das ergibt dann so On Demand Schwärme sozusagen, von Leuten, die in der gleichen Gegend schneller ans Material kommen. Sowas wird's auch bei Okto geben und es wird auch einen Stream geben und dafür programmier' ich Open Source Software, setz' auch Sachen um für die Webseite. Dann haben wir ein Programm entwickelt, mit dem der ganze Sendungsablauf, also in einem Sender die ganze Adressenverwaltung, alles verknüpft ist mit der Datenbank, wo ich dann Shows und Filme und so weiter ablegen kann und das alles automatisiert, auf freier Software basierend. Es sind jetzt ziemlich viele kleine Module und es soll ein ziemlich rundes Paket werden, das dann auch anderen freien Sendern zur Verfügung gestellt wird.