Open Culture - Ökonomische Aspekte: Unterschied zwischen den Versionen

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K (Warum beteiligen sich Personen an Open Culture Projekten?)
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* Aus '''Spaß'''. Aus '''Begeisterung''' oder '''Interesse''' für technisches oder inhaltliches.  
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Glücksgefühl und Motivation aus der Betrachtung der eigenen Schöpfung und aus dem Funktionieren dessen, was man gebastelt hat. Analog Modelleisenbahn. (Mit dem Unterschied dass dadurch, dass es sich um immaterielles handelt, man mit der Modelleisenbahn genauso fahren kann wie mit der richtigen Eisenbahn. Sie kann sogar besser sein).  
 
Glücksgefühl und Motivation aus der Betrachtung der eigenen Schöpfung und aus dem Funktionieren dessen, was man gebastelt hat. Analog Modelleisenbahn. (Mit dem Unterschied dass dadurch, dass es sich um immaterielles handelt, man mit der Modelleisenbahn genauso fahren kann wie mit der richtigen Eisenbahn. Sie kann sogar besser sein).  

Version vom 20. Juni 2006, 17:42 Uhr

Einleitung

Nach der Betrachtung des Begriffs und der geschichtlichen Entwicklung von Open Culture soll dieser Abschnitt die Motivation der beteiligten Personen und die wirtschaftlichen Aspekte beleuchten. So mag es verwundern, dass Produzenten aus den Früchten ihrer Arbeit kein Kapital schlagen und dieses der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Diesen Entwicklern von Open Source bzw. Freier Software oder auch Open Content ausschließlich altruistische, also uneigennützige, Motive zu unterstellen, wäre eine zu eindimensionale Betrachtungsweise. Tatsächlich sind die Gründe hierfür vielschichtig.

Warum beteiligen sich Personen an Open Culture Projekten?

(Die folgenden Punkte können mehrfach zutreffen.)

* Aus Spaß. Aus Begeisterung oder Interesse für technisches oder inhaltliches. 

Glücksgefühl und Motivation aus der Betrachtung der eigenen Schöpfung und aus dem Funktionieren dessen, was man gebastelt hat. Analog Modelleisenbahn. (Mit dem Unterschied dass dadurch, dass es sich um immaterielles handelt, man mit der Modelleisenbahn genauso fahren kann wie mit der richtigen Eisenbahn. Sie kann sogar besser sein).

Modelleisenbahn


  • Zwecks Anerkennung.

Glücksgefühl aus der Aufmerksamkeit der Vereinsmitglieder oder Gäste. Analog Modelleisenbahnverein. Motivation aus deren Lob, Neid und Kritik. Je eher die Grundbedürfnisse befriedigt sind, desto mehr verliert die Währung "Geld" an Reiz und gewinnt Anerkennung den Charakter einer (Ersatz?) Währung. Immaterielle Güter, wie sie in der Open Culture hergestellt werden, eignen sich besonders für die Form der Gabe, eine Form des Gütertransfers, die auf prähistorische Wurzeln zurückgeht, vor Einführung des Tausches bzw. des Geldes.

  • zur Erlangung oder Steigerung meiner Reputation.

Ohne Beitrag zum öffentlichen Wissen bleibe ich unbekannt. In der Scientific Community gilt: "Wer schreibt, der bleibt". Im wissensbasierten Unternehmen kann ich ein höheres Gehalt erzielen. In der Gesellschaft bin ich kein "No Name" (siehe oben unter Anerkennung).

  • Weil ich etwas brauche.

Analog Heimwerken, Nachbarschaftshilfe. Ich brauche etwas. Ich trage einen Teil dazu bei. Wenn sich genug andere daran beteiligen, bekomme ich was ich brauche. Wenn sich jemand findet der das wartet und weiterführt das ich beigetragen habe, kann ich das dann auch verwenden.

Der Heimwerkerkönig

Die Heimwerker haben die Möbelindustrie nicht ruiniert. Auch wenn sie die Möbelindustrie ruiniert hätten, müsste das nicht die Wirtschaft schädigen: sie würden ihr Geld für etwas anderes ausgeben. Auch wenn sie ihr Geld nicht für etwas anderes ausgeben würden weil sie weniger arbeiten weil sie weniger Geld brauchen weil sie manches selber machen können bzw. frei bekommen: das könnte zumindest den Arbeitsmarkt entlasten. Das kann auch nur bis zu einer bestimmten Grenze gehen: man benötigt nicht nur immaterielles. Nicht alles immaterielle kann man selber bzw. in Open Source Manier gemeinsam selber machen.


  • Für einen gesellschaftlichen Beitrag

Um einen Beitrag zum gesellschaftlichen Gemeinwohl zu leisten. Analog freiwillige Feuerwehr. Altruismus als besondere Form des Egoismus

  • Um die Welt vor Microsoft zu retten, oder so. Also Sendungsbewusstsein.
  • Soziales.

Analog Party oder so.

  • Um etwas zu lernen.

Um Zugang zu Know-how zu bekommen. (Und zu Zugang entsprechenden Leuten. Kontakte aufbauen um wo rein zu kommen. Z.B. um dann damit Geld zu verdienen.)

Bekannterweise besteht ein nicht unerheblicher Anteil an Lernprozessen aus Praxis. Warum sinnlose Übungsaufgaben machen wenn ich richtige Arbeit leisten kann von der andere auch was haben? Das motiviert auch mehr. Dass ich vielleicht länger für etwas brauche spielt hier keine Rolle. Niemand wird hier den Output pro investieren Euro zählen. Auch wenn ich manches nicht kann oder Fehler mache: solange das von der Community aufgefangen werden kann, solange ich mehr beitragen kann als ich an Aufwand für Problembehebungen oder Fragebeantwortungen verursache, werde ich willkommen sein.

  • Um damit Geld zu verdienen. Weil dafür gezahlt wird.
Ein Schilling

(Die Frage warum man etwas machen soll um damit Geld zu verdienen ist hier zu schwierig zu beantworten.)







(Der letzte Punkt führt zur nächsten Frage:)



Wer finanziert Open Culture Projekte? (bzw. Tätigkeit an OC Projekten)

(Das betrifft hauptsächlich Open Source Projekte. In Open Content Projekte wird eher wenig investiert, am ehesten noch wird dafür gespendet.)

- Personen oder Firmen durch Spenden.

[Anm.: "Firmen" ist umgangssprachlich. Korrekt wäre "Unternehmen" oder "Betrieb". Die Wahl hängt von der Sprache ab in der das abgefasst sein soll.]

- Staatliche (oder kommunale oder internationale) Organisationen im Rahmen ihrer Verantwortung für Bildung und Forschung, auch im Rahmen von Wirtschaftsförderung.

(Beispiel: Universitätspersonal beteiligt sich im Rahmen ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit an OC Projekten. Namentliches Beispiel: BSD Betriebssystem in Berkeley, University of California. Allgemein gesehen gab es in diesem Bereich immer schon OC: Die Ergebnisse von Forschung in Universitäten stand immer schon oft der Allgemeinheit frei zur Verfügung. (Aber nicht die Medien über die diese Ergebnisse publiziert werden, die Möglichkeit, dass das frei ist gibt es erst seit der Verbreitung des Internets.))

- Unternehmen unterstützen OC Projekte weil sie sich strategisch etwas davon erwarten.

(Beispiel: Internetprovider unterstützen Content Entwickler. Rechnung in etwa: mehr Content, mehr Traffik, mehr Geschäft.)

(Beispiel: Suchmaschinenbetreiber unterstützen Webbrowser Entwickler. Dafür sind sie defaultmäßig nach der Programminstallation als Suchmaschine im Browser eingestellt.

Google-logo.gif

Namentliches Beispiel: Google unterstützt Firefox.)

Firefox-logo.png

- Betriebe benötigen etwas als Produktionsmittel, das es (auch) aus einem OC Bereich gibt. (Beispiel: ein Betrieb benötigt Betriebssysteme für seine Computer.) Wenn sie diese (OC Version) einsetzen, fallen zwar keine Kosten für Lizenzen an, aber eventuell benötigen sie Erweiterungen, eventuell benötigen sie Support für die Installation des OC Produktes. Eventuell gibt es noch kein OC Produkt in diesem Bereich, aber sie organisieren eine Kooperation mit mehreren Betrieben die das auch brauchen, und starten eine neue OC Entwicklung.

(Dieser Punkt ist ein bisschen ähnlich dem Punkt "Weil ich etwas brauche" oben.)

(Falls Bedarf für Entwicklung (oder Support) entsteht, stehen folgende Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Beauftragen oder Beschäftigen von Personen. Aus der Community die das OC Produkt entwickelt hat, oder von außerhalb. (Mitarbeiter aus einer Community zur rekrutieren hat den Vorteil, dass man schon vorher weiß was sie können, wie sie arbeiten.)
  • Fördern von OC Communitys.
  • Beauftragen von Firmen die Entwicklung bzw. Support für das OC Produkt anbieten.)

(Für die Entscheidung für oder gegen ein OC Produkt können Kosten und Nutzen mit denen anderer Produkte verglichen werden, und jeweils entsprechend Situationsabhängig die Entscheidung getroffen werden. (Keinesfalls kann man sagen, dass in jedem Fall ein OS Produkt vorzuziehen sein wird.) Die Vergleichskriterien (z.B.):

  • Kosten: Installation, Einführung (Schulungen etc.), Support, Erweiterungen, Entwicklung, bei nicht OC Produkten auch Lizenzkosten. (vor allem beim Einsatz in größeren Firmen spielen die Lizenzkosten als Faktor oft eine eher kleine Rolle. Faktoren wie z.B. die Einflussnahme (siehe Unten) können eine größere Rolle spielen. Unter den Kostenfaktoren können z.B. eventuell erhöhte Einführungskosten durch u.a. höherem Schulungsaufwand wegen eines neuen, unbekannten (OC) Produktes mehr ausmachen als die Ersparnis bei den Lizenzkosten).
  • Leistungsumfang des Produktes.
  • Möglichkeiten der Einflussnahme auf das Produkt. (Beispiel: größere Betriebe mit vielen Installationen eines Betriebsystems haben oft Bedarf nach einer für sie zugeschnittenen Version. OC Projekte bieten jede Form der Einflussnahme. Bei properitären Produkten ist diese Möglichkeit oft nicht gegeben.)
  • Verfügbarkeit von verlässlichem Support etc. in der Zukunft. (Nicht bei allen OC Projekten ist Unterstützung durch ein Unternehmen gegeben. In manchen Fällen ist das aber die Voraussetzung für einen planbaren Produkteinsatz.)
  • Einschätzung der zukünftigen Entwicklung des Produktes. (Bei properitären Produkten besteht oft Abhängigkeit (Ausgeliefertsein) gegenüber der Firmenpolitik des Herstellers. Bei OC Projekten gibt es eher noch die Möglichkeit der Einflussnahme bzw. die Möglichkeit des Entstehens von "forks", d.h. ein Projekt entwickelt sich in zwei (oder mehrere) Verschiedene Richtungen weiter, was die Chance, dass die eigenen Ansprüche dabei berücksichtigt sind eventuell vergrößert.)

(In manchen Bereichen ist es nicht möglich, dass sich viele verschiedene Produkte etablieren. Z.B. im Bereich Betriebsysteme. U.a. weil dann Kompatibilitätsprobleme sowohl für Entwickler als auch Benutzer von Anwendungssoftware zu groß wären. Diese Situation hat z.B. zur quasi-Monopolstellung von Microsoft beigetragen. OC Produkte ermöglichen in solchen Bereichen einheitliche Lösungen (z.B. Linux), ohne mit den negativen Begleiterscheinungen von Monopolstellungen verbunden zu sein. Z.B. hat niemand das exklusive Entscheidungsrecht über zukünftige Entwicklungen. Es kann ausreichende Konkurrenz unter Anbietern von Distributionen und Support geben (Red Hat, SuSe, Ubuntu).)

(Wenn in einem Bereich OC Produkte Fuß fassen, kann das unter Umständen schlecht für die Anbieter von proprietären Produkten in diesem Bereich sein. Ist das schlecht für die Wirtschaft (weil Umsätze, Steuereinnahmen und Arbeitsplätze verloren gehen)? OC muss nicht bedeuten, dass Umsätze, Steuereinnahmen und Arbeitsplätze in der Entwicklung für diesen Produktbereich verloren gehen. Aber auch wenn das sein sollte: wenn der Einsatz von OC Betrieben kostengünstigeres und effizienteres Produzieren ermöglicht, könnte das in Summe einen positiven gesamtwirtschaftlichen Effekt ergeben. Eventuell kann es zu Steigerungen bei Umsätzen und/oder Arbeitsplätzen kommen - bei den Betrieben die OC einsetzen - oder in anderen Bereichen, die davon profitieren, dass die Produkte eventuell billiger geworden sind. Der Effekt könnte in etwa Rationalisierungseffekten entsprechen.)

- Ein Unternehmen benötigt etwas als Teil von etwas das es herstellt oder liefert. Dieser Teil kann selbst entwickelt oder zugekauft werden. Beide Varianten, bzw. Mischungen daraus, sind auch im Rahmen von OC Projekten bzw. Produkten denkbar.

(Ein Teil der Entscheidungskriterien für eine der beiden Varianten, und ob OC oder nicht, kann ähnlich denen im vorigen Punkt sein.)

(In so einer Situation ein Produkt eines Konkurrenten zu verwenden ist eine problematische Sache. (Beispiel: IBM bietet einem Betrieb eine Gesamtlösung für einen bestimmten Bereich an, die auch Betriebssysteme umfasst. Soll IBM Microsoft Produkte anbieten?) Diesen Teil selbst zu entwickeln kann kosten. (Beispiel: die Entwicklung des Betriebsystems OS/2 dürfte für IBM nicht sehr profitabel gewesen sein. Die Entwicklung wurde gemeinsam mit Microsoft begonnen und später alleine weitergeführt. Die Motivation für IBM u.a.: OS/2 hat IBM ermöglicht ein Betriebsystem anbieten zu können, das für die Bedürfnisse bestimmter Bereiche, z.B. dem Bankensektor, adaptiert werden kann.) In so einer Situation auf OC zu setzen kann eine interessante Alternative sein. (Beispiel: in Bereichen in denen IBM vorher OS/2 angeboten hat, schlägt es jetzt Linux vor. IBM investiert auch beträchtliche Summen in die Entwicklung von Linux. Dennoch ist der Aufwand geringer als ein Betriebssystem alleine finanzieren zu müssen. Profitabel wird das durch Projekte, in denen Linux Bestandteil ist.))

- Ein Unternehmen kann sich dafür entscheiden in ein OC Produkt zu investieren um damit Geld zu verdienen.

(Mit dem Verkauf von diesen Produkten kann dann kein Geld verdient werden. Geld kann mit Erweiterungen, Support etc. verdient werden. Im allgemeinen können auch andere Firmen dieses Geschäft machen. Ein Name den man aufgebaut hat und in der Entwicklung angesammeltes Know-how können anderen Firmen gegenüber einen Vorsprung bedeuten. Ein (durch konkurrierende Unternehmen) funktionierender Markt kann für manche Kunden ein Kriterium sein einzusteigen. Eventuell kann man auch selbst von Beiträgen anderer Firmen oder allgemein von Personen aus der Community zum OC Produkt profitieren.)

(Viele OC Projekte werden nicht von Unternehmen getragen oder gestartet. Unternehmen können sich an bereits laufenden OC Projekten in den Bereichen Support etc. ansiedeln. Manchmal werden diese Unternehmen von Personen die an der Entwicklung des OC Projektes beteiligt waren gegründet. Wenn man ein Projekt auf diese Weise startet, ist meist weniger Startkapital notwendig. Für Unternehmen die im Support Bereich etc. um ein OC Projekt angesiedelt sind, kann es Sinn machen, die OC Projekte zu fördern oder weiter zu entwickeln.)

(Für OC Produkte sind die Marketingkosten gegenüber properitären Produkten oft wesentlich geringer. Vor allem wenn es eine funktionierende Community gibt. Auch erwirbt man sich dadurch eventuell ein positives Image. Dadurch dass für den Anwender keine Kosten für den Erwerb des Produktes anfallen, kann man eventuell schneller Verbreitung am Markt finden. Ein Effekt der auch von proprietären Produkten genutzt wird (z.B.: Skype). Weiters kann der administrative Overhead, der mit Zahlungen verbunden ist, vor allem bei kleineren Beträgen in großer Anzahl den Erlös erheblich schmälern und die Entscheidung zum Verzicht darauf unterstützen.)

(OC Strategien für die Entwicklung von Produkten sind für immaterielle Güter und für den immateriellen Anteil (z.B. Bauplan) an materiellen Gütern (oder dem Analogon bei Dienstleistungen) denkbar. In einigen Fällen funktionieren sie sehr gut. Vermutlich lassen sie sich nicht in jedem Bereich einsetzen. Von Fall zu Fall muss entschieden oder ausprobiert werden, ob OC Strategien Sinn machen. In manchen Bereichen werden proprietäre Produkte ihre Position behaupten. Viele OC Projekte befinden sich in Bereichen, die über keine ökonomischen Perspektiven verfügen. Sie bieten für Personen oder Firmen keine besondere Möglichkeit damit Geld zu verdienen. Das macht diese Projekte nicht uninteressanter. Und das muss die Wirtschaft nicht schädigen. (siehe oben.))