Nochmal von vorne

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Version vom 3. Februar 2005, 12:27 Uhr von Nicolas (Diskussion | Beiträge)
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Nochmal von vorne

auch auf die gefahr hin, einge schritte zurück zu machen, kindliche und philosophisch nicht haltbare fehler zu begehen und vorhandene diskussionsergebnisse zu ignorieren, versuche ich hier einmal ganz naiv laut zu denken:

"wahrheit" ist grundsätzlich (sogar bei hegel oder wem auch immer) ein wort, sowie ein begriff. wahrheit ist kein name.

(--->in einem computerprogramm ist TRUE häufig der name einer konstante die einen von zwei möglichen werten von boolschen variablen hat). m.l.

---> Wahrheit ist ein Substantiv, sprachanalytisch gesehen aber primär ein Prädikat, das auf Sätze zutrifft. Prädikate sind Satzbestandteile und Begriffe - wiederum sprachanalytisch - der Sachbezug von Prädikatsausdrücken. (h.h.)

was macht einen begriff aus? erschöpft er sich durch seine prädikate? - ich würde einmal sagen - nein. man kann zwar unzählige prädikate für einen begriff finden, aber erschöpft, ist er dadurch nicht.

(-->was heisst das ? wenn ein begriff bezug und inhalt hat: wenn man sich den bezug über prädikate vorstellt: die prädikate des begriffes dienen dazu gegenstände mit passenden prädikaten diesem begriff zuzuordnen. wenn man sich den inhalt eines begriffes über prädikate vorstellt: die prädikate eines begriffes erfassen prädikate die den gegenständen des begriffs zukommen.)m.l.

---> Wie funktioniert das? Was sind die Prädikate eines Begriffes? Sind das Prädikatsausdrücke, die sich auf etwas beziehen, was dem Begriff zukommt, wie der erste Satz nahelegt? Dann handelt es sich um Eigenschaften eines Begriffes und die Sache ist auf die nächste Ebene verschoben. "Die Prädikate des Begriffes" dienen zur Zuordnung von Gegenständen zum Begriff? Heißt das: wir verwenden Prädikatsausdrücke, um ein Auswahlverfahren anzugeben, dessen inhaltliches Pendent ein Begriff ist. Und der wiederum ist dadurch gekennzeichnet, daß er eine Menge von Gegenständen darstellt. (h.h.)

>> das mit "prädikat" war ein schnellschuss, daneben, zugegeben. wenn man das durch "eigenschaft" oder "attribut" ersetzt, ist was dran, denken wir. wir müssten es aber klarer sagen und besser argumentieren. dazu müssten wir auch weiter ausholen, das wird einige zeit dauern. (n., m.l., 15.1.04)

--> (also mit hilfe eines begriffs beziehe ich mich auf einen gegenstand/sachverhalt/zusammenhang - ganz nach bekannten intentionalitätskonzepten - und benütze dann prädikate, um diese (die begriffe) zu schärfen - kann ich das so sagen?)

---> No, zumindest nicht dort, wo ich Erkenntnistheorie und Sprachanalyse gelernt habe :-) Auf einen Gegenstand bezieht man sich mit Namen/Termen, auf Sachverhalte mit Sätzen, auf (logische) Zusammenhänge mit Argumentationen. Intentionalität ist eine bewußtseinstheoretische Sache, da kann man allerdings sagen, daß man sich auf ein Ding (z.B. einen Christbaum) oder auf einen Sachverhalt ("Daß der Christbaum brennt") bezieht. (h.h., 14.1.04)

liegt darin bewegung? - ich denke - ja. kann ein begriff dadurch sein gegenteil werden? - mhmm.... hegel meint, und zeigt dies in verschiedenen stufen anhand von beispielen, ja. (>negation eines begriffs bei hegel ist vielleicht weniger ein ins gegenteil verkehren sondern ein einen begriff zb in die enge treiben bis er schrottreif ist und so nicht mehr verwendet werden kann).

---> Eine gewisse Bewegung liegt in der Intentionalität, sofern es eine Gerichtetheit auf ... ist und Erfüllung verlangt. Der Begriff, der sein Gegenteil werden kann, kommt allerdings von einer anderen Baustelle. Da handelt es sich um ein spezielles Verhältnis, das sich in deliberativen Zusammenhängen zwischen den Erfordernissen des Argumentierens und der verhandelten Sache ergibt (nach Hegel) (h.h., 14.1.04)

ich bin da eher skeptisch, auch wenn man gegensätzliche prädikate findet und diese dem selben begriff zuordnen kann, funktioniert dies nur immer mit dem zusatz "im vergleich zu..." (bsp.: das buch ist klein. das buch ist groß, im vergleich zu einem feuerzeug.) - oder liege ich bereits falsch? (ich weiß es ist schwierig bzw. unmöglich mit allgemeinen begriffen auf bestimmte, einzelne bezug zu nehmen) egal! im prinzip funktioniert das mit allen begriffen. nur bei "wahrheit" scheint das irgendwie anders sein zu müssen!? ich lese also, daß : " das Absolute allein wahr oder das Wahre allein absolut ist." - anscheinend ist hier schluss mit lustig, und die viel gerühmte bewegung hat irgendwo ein ende. abgesehen von den problemen, die man mit dem begriff "absolut" haben kann, verstehe ich diesen so, als zeigt er in diesem zusammenhang einen "stillstand" an oder auch ein "ankommen". man ist also bei der wahrheit dort angekommen, wo hegel hin möchte, und wo es irgendwie aus ist - oder?. nun woran kann man sich dabei "orientieren" ? (womit wir beim viel diskutierten massstab wären). ein qualitätsunterschied sollte sich hier zeigen, im unterschied zu anderen begriffen, die sich (lt. hegel) beliebig "verflüssigen" lassen. "übereinstimmung mit..." sagt man, ist da die zauberformel. der begriff stimmt mit seinem gegenstand, der gegenstand mit seinem begriff, überein. das klingt ´ja irgenwie einleuchtend. bsp.: da gibt es also den begriff "freund". mir gegenüber sitz ein mensch, mit dem ich schon einige zeit meines lebens zugebracht habe und den ich irgendwie mag. zufälligerweise kommen diesem menschen, der einen namen "trägt" (hier: Hans), erstaunlich viele prädikate zu, die ebenfalls dem begriff "freund" zugeschrieben werden. nun ist er also "ein freund von mir"- oder?. ---> (ich beziehe/richte mich mit dem begriff "freund" auf hans, und schreibe ihm dann somit bestimmte prädikate zu); gut, damit kann ich mich vorerst einverstanden erklären. fragt mich also jemand, ob "Hans" ein "wahrer freund" für mich ist ---> ( verwende ich nun das prädikat "wahr" im bezug auf den vorerst zugeschrieben begriff "freund" - wohin gelange ich dann? ), so bin ich einmal etwas verwirrt. ich kann unterscheiden zwischen menschen, denen auch einige prädikate zukommen, die man generell im duden unter "freund" findet, jedoch kommt diesen menschen ein anderer stellenwert in meinem leben zu, als "Hans". ist hans desshalb ein "wahrer freund", die anderen menschen jedoch nur "freunde"??? "wahr" sollte in diesem beispiel auf einen qualitätssprung hindeuten. einen qualitätssprung nach "oben", in einer subjektiven werteskala (in dem fall meiner) (--->eckige klammern bedeuten neue wiki-seite; m.l.) von begriffen, begriffszusammenhängen. jetzt gibt es also den begriff "freund" und den gegenstand mit dem namen "Hans". ich stelle mir nun wiederum die frage, woran ich eine etwaige übereinstimmung bzw. entsprechung der beiden "messen" kann, oder woran ich mich orientieren soll. - bevor ich diese frage nicht klären kann, hat für mich ein vermeindlicher qualitätssprung in richtung "wahrheit" - "wahrer freund" noch nicht wirklich eine bedeutung. "wahrheit" als qualitätssicherung taugt irgenwie auch nicht, da sich mir bei diesem begriff, wiederum die gleichen probleme ergeben.

.... naja, vielleicht sollte ich das mit dem naiv denken, oder mit dem denken überhaupt, doch lassen,...ist viel zu anstrengend, und es kommt doch nichts rechtes heraus....man ist wieder dort (oder vielleicht nicht einmal) wo man begonnen hat. (n 8.1.04)


>> Das Problem mit dem "wahren Freund" sollte meines Erachtens ein wenig mehr analysiert werden. Nicolas hat schon sehr gut angefangen, als er das Beispiel mit (Hans) angegeben hatte. Dort hat die Übereinstimmung von Hans mit dem eigenen Begriff von Freund stattgefunden. Das Bewußtsein, das Ich, um mit Hegel zu reden, hat eine Bewegung vollzogen, in welcher man Hans als Freund weiß.Es hat sinen Begriff von Freund mit Hans in eine Kongruenz gebracht(villeicht ist dies ein wenig zu verwaschen ausgedrückt). Bei einer Bezeichnung mit "wahrer Freund" findet etwas anderes statt. Wenn wir "Freund" und "wahrer Freund" miteinander vergleichen, stellen wir doch fest, dass sie sich gravierend voneinander unterscheiden. Auf was ich eigentlich hinauswollte ist, dass "wahrer Freund" in unserem Sprachgebrauch eine andere Bedeutung trägt als nur "Freund". Es ist ein anderer Begriff. Beide Begriffe haben Eigenschaften gemeinsam, jedoch hat "wahrer Freund" eine tiefere, für jemanden der sich so über einen anderen ausdrückt eine viel wertvollere Bedeutung, als wenn er nur Freund sagte. Durch das Ergänzen eines Begriffes(oder manchmal eines Namens) mit dem vorausgehenden WAHR wird ein neuer Begriff erstellt, welcher eine tiefere Dimension erhält.


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