Negation, Unterschied, Mannigfaltigkeit (5)
Drei Beispielsätze für den unterschiedlichen Gebrauch verneinender Ausdrücke:
- ein Baum ist kein Haus
- ein PKW ist keine Zahl
- ein Apfel ist keine Apfelsorte
Wir trennen Begriffe desselben Typus voneinander; oder wir differenzieren unterschiedliche Typen; außerdem besteht eine Unvereinbarkeit zwischen Gegenständen/Begriffen unterschiedlicher Ordnung. Die Situation verkompliziert sich, wenn man erkenntnistheoretische Motive und Wahrheitsfunktionen hinzunimmt. Hegels Überlegung ist ultrakompakt.
- Das Dieses ist also gesetzt als nicht dieses oder als aufgehoben, und damit nicht Nichts, sondern ein bestimmtes Nichts oder ein Nichts von einem Inhalte, nämlich dem Diesen. (PhdG S. 94)
Die sinnliche Gewissheit verliert ihren Dinganspruch, die philosophische Betrachtung registriert das Verhältnis des Verlustes zum neu entdeckten Allgemeinen. Die Partikel "nicht" operiert zwischen (vermeintlichen) Inhalten der ersten Stufe und zwischen Inhalten der ersten sowie zweiten Stufe. Also zwischen (diesem und diesem ...) ebenso wie (diesem und Dieses). Anschaulicher: zwischen (Baum, Haus, Brunnen ...) und (Baum - Baumhaftigkeit). Der (im wörtlichen Sinn) springende Punkt ist eine Doppelfunktion, die in Hegels Negationsbegriff eingebaut ist. Sie erlaubt den Wechsel zwischen den beiden genannten Ebenen.
- Das Aufheben stellt seine wahrhafte gedoppelte Bedeutung dar, welche wir an dem Negativen gesehen haben; es ist ein Negieren und ein Aufbewahren zugleich; das Nichts, als Nichts des Diesen, bewahrt die Unmittelbarkeit auf und ist selbst sinnlich, aber eine allgemeine Unmittelbarkeit. (PhdG a.a.O.)
Dieses Ergebnis verbindet logische Funktionen (im aristotelisch-modernen Sinn) mit einem groß angelegten Programm der (Re-)Konstruktion negierter, verabschiedeter und (partiell) restituierter Inhalte der gesellschaftlichen Entwicklung. Der Entwurf ist mit der modernen Unterscheidung zwischen formaler Ableitung und Erfahrungsprozess unverträglich. "nicht" wird auf vielerlei Arten verwendet. Wie wäre eine Verständigung zwischen der dialektischen und der formalen "Logik" zu denken?
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