Mögliche Ursachen für abweichendes Verhalten (JsB)

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Mögliche Ursachen für abweichendes Verhalten

Vererbung

Lange Zeit suchte man nach Hinweisen, durch angeborene Merkmale wie Schädelformen, Gesichtszüge oder genetische Anormalitäten, abweichendes Verhalten zu begründen. Heute geht man davon aus, dass biologische Voraussetzungen alleine zur Erklärung nicht ausreichen.

Sozialisation

Sigmund Freud führt abweichendes Verhalten auf mangelnde Möglichkeiten zurück, durch geeignete Identifikation mit Erwachsenen, ein ausreichend starkes Über-Ich zu entwickeln, um die Werte und Normen einer Gesellschaft zu verinnerlichen.

Soziales Lernen

In der Theorie des Sozialen Lernens (Bandura und Walters 1959, zit. nach Joas 1997) wird angenommen, dass sich soziales Verhalten durch Beobachtung und Imitation entwickelt. Fehlen positive Vorbilder oder wird negatives Verhalten, z.B. in Familien durch die Eltern, vorgelebt, kommt es, statt zu gesellschaftlich konformen Verhalten, zu abweichenden Handlungen.

Differentielle Assoziation

Die Theorie der differentiellen Assoziation (Gaylord/Galliher 1988, Sutherland 1949, zit. nach Joas 1997) besagt, dass Menschen dann abweichendes Verhalten zeigen, wenn sie durch soziale Bande mit anderen Menschen, die dieses Verhalten ausüben, verknüpft sind. Dies spielt besonders in Peer - Groups eine große Rolle.

Strukturelle Spannungen

Die Theorie der Strukturellen Spannung (R.Merton 1968a, zit. nach Joas 1997) versucht abweichendes Verhalten zu erklären durch die Diskrepanz zwischen den Werten, Normen und Anforderungen einer Gesellschaft und den Möglichkeiten diesen zu entsprechen. Menschen, denen legitime Mittel zur Realisierung der kulturellen Ziele und Erwartungen fehlen, versuchen diese dennoch zu erreichen, müssen dafür aber auf gesellschaftlich nicht gebilligte Handlungen zurückgreifen.

Soziale Kontrolle

Die Theorie der Sozialen Kontrolle (Hirsch 1969, zit. nach Joas 1997) sieht abweichendes Verhalten als Folge mangelnder gesellschaftlicher Sanktionen, vor allem im Bereich der informellen Sanktionen. Wenn sowohl positive Reaktionen als Belohnung für Konformität, als auch negative Reaktionen bei Nichteinhaltung von Normen, nur schwach eingesetzt werden, weil gesellschaftliche Strukturen, wie etwa elterliche Kontrolle, fehlen, kommt es durch diesen Mangel an sozialem Lernen zu einer Verstärkung abweichenden Verhaltens.

Literatur: Joas H. (Hsg. 1979): Lehrbuch der Soziologie. Campus Verlag, Frankfurt/New York