Logische Typen des Lernens nach Bateson (BW)

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nach "Die logischen Kategorien von Lernen und Kommunikation" in Bateson, Gregory(1985): Ökologie des Geistes STW 571 ISBN 3518281712 S.362-400

Logische Typisierung

"Die Theorie besagt, dass keine Menge in der formalen Logik [...] Element ihrer selbst sein kann; dass eine Menge von Mengen nicht eine der Mengen sein kann, die ihre Elemente sind; das ein Name nicht die bezeichnete Sache ist;[...]. Diese Behauptungen mögen trivial [...] erscheinen, wir werden aber später sehen, dass es [...] gar nicht unüblich ist, Irrtümer zu begehen, die haargenau dem Irrtum entsprechen, den Namen mit der benannten Sache gleichzusetzen - oder die Speisekarte anstelle der Mahlzeit zu essen, ein Irrtum der logischen Typisierung. S. 363 Oder andersrum: Die Landkarte ist nicht das Territorium.

Lernen null

ist durch die spezifische Wirksamkeit der Reaktion charakterisiert, die - zu Recht oder zu Unrecht - keiner Korrektur unterliegt. Ein Einzelwesen zeigt minimale Veränderung in seiner Reaktion auf eine wiederholte Einheit der sensorischen Eingabe.
Beispiele:

  • Versuchsanordungen, bei denen das 'Lernen' abgeschlossen ist und das Tier annähernd hundert prozent richtige Reaktionen auf den wiederholten Reiz gibt.
  • In Fällen der Gewöhnung, bei denen das Tier aufgehört hat, offenen Reaktionen auf das zu zeigen, was vorher ein störender Reiz war.
  • In Fällen, bei denen das Reaktionsmuster minimal durch Erfahrung und maximal durch genetische Faktoren determiniert ist.
  • Menschlich: Ich lerne von der Werkssirene, dass es 12 Uhr ist.

Lernen I

ist Veränderung in der spezifischen Wirksamkeit der Reaktion durch Korrektur von Irrtümern der Auswahl innerhalb einer Menge von Alternativen. Fälle in denen zum Zeitpunkt 2 eine andere Reaktion als zum Zeitpunkt 1 gezeigt wird.
Beipiele:

  • Phänomen der Gewöhnung
  • klassische pawlowsche Konditionierung
  • mechanisches Lernen

"Mit einem Wort , die Liste des Lernens I enthält jene Einheiten, die in psychologischen Laboratorien ganz allgemein als »Lernen« bezeichnet werden." S.372

Wichtig ist, dass man bei Lernen I eine Annahme über den Kontext macht, die expliziert werden muss.

  • Kontexte müssen wiederholbar sein
  • Selbigkeit: Reize müssen die selben zum Zeitpunkt 1 und 2 sein

Es ergibt sich folgende Hierarchie:

  1. Reiz ist ein elementares inneres oder äußeres Signal.
  2. Der Kontext des Reizes ist eine Metamittelung, die das elementare Signal klassifiziert.
  3. Der Kontext des Kontexts des Reizes ist eine Meta-Mitteilung, die die Metamitteilung klassifiziert.

usw.

Kontextmarkierung: Ein Organismus reagiert auf den selben Reiz in verschiedenen Kontexten verschieden.
Beispiele:

  • Labortiere
  • Besucher im Theater rufen bei Mord nicht die Polizei
  • Placebos
  • wissenschaftliche Etikette


Lernen II

ist Veränderung im Prozess des Lernens I, z.B. eine korrigierende Veränderung in der Menge von Alternativen, unter denen die Auswahl getroffen wird, oder es ist eine Veränderung in der Art und Weise, wie die Abfolge der Erfahrung interpunktiert wird.

Alternative Bezeichnungen: Deutero-Lernen; Set-Lernen; Lernen lernen. Basiert auf der Verstärkung von Kontingenzmustern.

Beispiele:

  • Hull-Experimente: Lernen, mechanisch zu lernen. Verbesserung im Lernen I.
  • Harlow-Experiment: Erkennen und anwenden von Gestalten zur Lösung des Problems. "Set-Lernen"
  • Umkehrungs-Lernen: Bittermann et.a.: Ursprünglich instrumentelles Lernen des Typs X=R1 und Y=R2 wird nach einer Zeit umgekehrt, so dass X=R2 und Y=R1. Probanden erkennen diese Umkehrung und kommen schneller zum Resultat.
  • Experimentalneurose

Lernen III

ist Veränderung im Prozeß des Lernens II,z.B. eine korrigierende Veränderung im System der Mengen von Alternativen, unter denen die Auswahl getroffen wird. ( Es ist manchmal pathogen diese Leistungsstufe von einigen Menschen und einigen Säugetieren zu verlangen.)

Tritt manchmal in der Psychotherapie, in religiöser Bekehrung und bei Sequenzen auf, in denen es zu einer tiefgreifenden Umstrukturierung des Charakters kommt. Die Phänomene liegen wahrscheinlich außerhalb der Sprache.

Lernen III bedeutet das Bewußtmachen von Prämissen und deren nachhaltige Veränderung.

Kontexte

Minimalforderungen an einen Wissensbegriff(BW)

Besuch bei der alten Dame