Kommentare zum Vortrag Puhl - MuD09 - Gruppe4 - 13.01.: Unterschied zwischen den Versionen

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Wenn uns alles im Leben zuflöge, würde ich abschließend meinen, könnten Herr Wagi und Konsorten auch die Vorstellung des Epikur, also das Freisein des Einzelnen von jeglichen Leidenschaften, noch etwas ernster nehmen.
 
Wenn uns alles im Leben zuflöge, würde ich abschließend meinen, könnten Herr Wagi und Konsorten auch die Vorstellung des Epikur, also das Freisein des Einzelnen von jeglichen Leidenschaften, noch etwas ernster nehmen.
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'''Camilo Del Valle Lattanzio''':Der Vortrag von Dr. Puhl am Donnerstag war für grosse Interesse für mich, da ich die Philosophie nicht nur als eine Wissenschaft sehe, sondern auch als eine Art Lebensweg oder Lebenskunst. Ich finde es wirklich interessant, wie er die Auffassung Nietzsches vom  Tod des Gottes  erklärt hat. Ich hab gemerkt, dass die Philosophie in diesem Fall als eine Religion ist, in dem man sich sein eigenes Schema oder Struktur des Lebens machen muss, da es kein Gott mehr gibt. Ich glaube, dass viele von uns nach dieser Weisheit streben, um unseres Leben nach einem besseren Weg führen zu können, und, wie bei Platon, nach den Ideen und dem Licht zu streben. Ich denke, dass wir als Menschen immer eine Art Schwindel (oder „der Ekel“ bei Sartre) erfähren, wenn man sich ohne Weg in seinem Leben befindet, oder, wenn man der Tod seines Gottes erfährt. Man muss eine neue Struktur finden, mit dem man dieser Ekel löschen kann, um sich sicherer in der Welt zu fühlen. Man muss ein Zweck finden, deswegen denke ich, dass der Philosoph dieser Zweck im Leben selbst findet, in dem er das Erkenntnis und die Weltanschauung als Lebensführung wählt. Der Philosoph will immer von den Ereignisen vom Leben aufmerksam bleiben, um seine Rolle und sein Individuum zu erkennen. Ich finde diese Auffassung und diese Behandlung der Philosophie als sehr optimistisch, und denke, dass wenn man seine Beschäfftigung als etwas tranzsendentales erlebt, kann man sich (wie Platon sagt) zu dem Guten nähern, und deses Gute ist das, was uns diese Sicherheit gibt, wie eine Religion. Wir erreichen die Wahrheit in dem Guten (oder wir denken, dass wir es erreichen haben) und so fühlen wir uns sicher, weil wir an diesem Guten glauben, wie ein Gläubiger an Gott glaubt.
  
  
 
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Version vom 11. Januar 2010, 17:28 Uhr

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Elke Karpf:Ich beziehe mich auf die von Prof Puhl vorgetragenen Überlegungen von Platon:er bindet die Frage der Selbsterkenntnis an die Sorge um sich selbst - Platon hat sich bekanntlich ja nur auf die Seele konzentriert. Die Kenntnis des eigenen Körpers und der Umgang damit ist aber ein wichtiger Punkt der Selbstsorge. Körper-Geist-Seele ist definitiv eine Einheit, speziell auch wenn es um die Selbstsorge geht.Aristoteles hat da wirklich weiter gedacht als Platon. Außerdem kam Platons Gedanke des Strebens nach dem Guten auf. Was ist aber DAS Gute? Gibt es eine Übereinstimmung aller Menschen hinsichtlich des Guten? Ist das ein objektiver Begriff oder unterliegt er nicht so wie alles nicht der Subjektivität?Und wenn das Gute als Wahrheitssuche definiert wird, so wie es Platon gemacht hat, wenn ich in der VO richtig verstanden habe, stellt sich dasselbe Problem... was ist die Wahrheit? Wie kann ich nach etwas streben, oder etwas suchen, wenn ich nicht weiß, was. Außerdem: Ist Selbsterkenntnis überhaupt möglich? Das Selbst unterliegt ja ständigen Wandlungen. Heute ist die eine Charaktereigenschaft stärker ausgeprägt als morgen, jetzt habe ich andere Interessen, Anliegen und Bedürfnisse als später. Ist es nicht einfacher, Selbstbeobachtung anzustreben als Selbsterkenntnis? Oder einfach Selbstliebe?


Hier bitte nur die Kommentare zum Vortrag von Klaus Puhl einfügen!

Für Überlegungen zum Vortrag von Esther Ramharter finden Sie einen eigenen Link in der Übersicht zum Übungstermin am 13.01.--Roland Lukesch 12:58, 16. Dez. 2009 (UTC)

Koepp Laurent: Ich stimme Sartre in so weit zu, wenn er behauptet dass der Mensch seine eigene Freiheit ist. Allerdings ist der Mensch nur solange seine eigene Freiheit, wie es die Gesellschaft zulässt. Allein schon durch unsere Sprache und die Vokablen die wir benutzen sind wir eingeschränkt. Man kann nicht einfach ein neues Wort in die Runde schmeissen wenn es niemand versteht oder jemand es je gesehen hat. Auch unser Denken ist so gegliedert. Wir bekommen verschiedene Normen eingetrichtert die wir in jungen Jahren gar nicht fähig sind zu hinterfragen. Die Gesellschaft drückt uns durch die Sozialisierung ganz klar ein Art Leben auf. Wer sich in diese kausale Kette von Erziehung, Schule, Arbeit und so weiter nicht einfügen kann, bleibt auf der Strecke. Unsere Gesellschaft, damit meine ich die abendländische (aber in jeder Gesellschaft ist es gleich) verlangt von jedem Individuum sich anzupassen. Gewisse Freiheiten sind erlaubt, allerdings gibt es ausreichend Gesetze und allgemeine Reglungen, Normen, Sanktionen etc die uns davon abhalten zu tun was wir wollen. Dies ist natürlich nötig um eine Gemeinschaft von 6 Milliarden Menschen zusammen zu halten. Allerdings, durch unser demokratisches System, ist es immer die Mehrheit die bestimmt was man befolgen soll (auch wenn es im nachhinein die gewählten Repräsentanten sind, allerdings wurden auch die von einer Mehrheit gewählt). Dadurch entstehen Randgruppen, Minderheiten, die nicht weiter beachtet werden bis sie zum Problemfall werden. So ist der Mensch nur seine eigene Freiheit wie sie durch die Gesellschaft definiert wird. Ich schliesse mich Spinoza an wenn er behauptet dass man sich keine religiöser oder politischen Richtung verschreiben soll. Das was und woran man glaubt sollte nur durch den Verstand begründet werden. Schliesst man sich z.B einer politisch links oder rechts orientierten Partei an, akzeptiert man gewisse Grundwerte dieser Parteien die man nicht hinterfragt. Auch wenn man zu jeder Zeit jede Norm und Regel hinterfragen sollte. Dadurch gibt es keinen "freien" Menschen. Wir sind durch unser Umfeld begrenzt. Politisch, privat, auf der Arbeit. Überall muss man sich einfügen um die Harmonie zu wahren. Sollte nun jemand einen besseren Lebensstil finden als unser kapitalistisch ausgerichteter, dann wird er es schwer haben ihn durchzusetzen. Denn auch wenn es wünschenswert wäre dass jeder Mensch sich selbst als frei genug bezeichnen könnte, um seine Mitmenschen zu respektieren und niemanden anders zu behandeln als sich selbst, so ist dies nicht der Fall.

Simon Pötschko: Obzwar ich den gegenwärtigen deutschen Philosophen Peter Sloterdijk mehr oder weniger nur vom Namen her kenne und nichts Genaueres über sein Denken Bescheid weiß, wage ich es trotzdem zu behaupten, dass auch er in seinem Werk „Du musst dein Leben ändern“ die Übung des jeweiligen Individuums an sich selbst hervorhebt und ihr eine gewichtige Bedeutung verleiht. Wie wir im Vortrag des Prof. Klaus Puhl gehört haben, stand in der Antike die Übung des Individuums an sich selbst im Zentrum, sodass Platon sogar den Philosophen mit einem Athleten verglich. Ein Vergleich, welcher heute eher seltsam anmuten würde (?). Ein Begriff der mit der Übung des Einzelnen an sich in Verbindung steht und mir, nicht nur im Zusammenhang mit dieser Vorlesung sondern mit der gesamten Philosophie durchaus wichtig erscheint, ist der der Selbstsorge. Die Sorge um einen selbst. Man darf diesen Begriff jetzt aber nicht als einen kollektiven philosophischen Aufruf zum Egoismus sehen und meinen dadurch würde jede Art von barbarischem Verhalten gerechtfertigt. Ich meine der zentrale Punkt ist der, dass sich die Sorge an etwas orientieren muss, dass das Individuum erlangen will bzw. es zu erlangen versucht. In diesem Zusammenhang überzeugt mich die Einstellung aus der Antike mehr, wo es noch galt sein Leben einem höheren Zweck, wie bei Platon ein Leben auf der Suche nach dem Guten oder bei Aristoteles ein Leben nach dem Geiste, zu richten und eine dementsprechende Linie zu verfolgen. Was mir persönlich in der Philosophie Nietzsches, die ebenfalls kurz genannt wurde, besonders gut gefällt, ist die Tatsache, dass der Einzelne nach dem Tod Gottes, der unteranderem den Verfall jeglicher Werte symbolisiert, darauf angewiesen ist seine eigenen Werte neu zu kreieren oder zumindest den Versuch zu wagen. Dies verlangt von einem mehr ab als es klingen mag. Überhaupt glaube ich, hat der Versuch eine wichtige Rolle in diesem Ganzen, das wir Leben nennen, die aber oftmals unterschätzt bzw. nicht eingesehen wird. Wenn Sartre sagt, der Mensch definiert sich durch seine Handlungen, so gilt auch der Versuch einer Handlung, ob er nun gelingen mag oder nicht, durchaus zu selbstdefinierenden Handlungen.

Fabian M. Kos: Stein des Anstoßes: Während Herr Wagi jeden Abend, nachdem er aus seinem schwarzen Firmenwagen entstiegen ist, mit pedanter Miene jene Steine wieder einsammelt, die sein Einfamilienhaus vom Spielplatz trennen, beim freudigen Treiben der Kinder allerdings täglich entrückt werden, sitzt Mareike am Flügel, um die letzten Töne von Chopins Marche funèbre zu interpretieren. Will sie doch den großen Konzertsaal unter Applaus verlassen. Gelegentlich blickt sie aus dem Fenster und erkennt wie sich Franz, mit Koffer und Rucksack bepackt, am Kieselklauber vorbeischlängelt. Letzte Woche, als sie gemeinsam bei ihr Tee tranken, meinte er noch: „Diesmal gen Osten“.

Die Kinder der Moderne im Hinblick auf den Gehalt eines guten Lebens determinieren zu wollen, scheint somit wahrhaftig obsolet und die Glückseligkeit bei Aristoteles, also das Gute für den Menschen, welche sich nur durch die Teilhabe am staatlichen Verband verwirkliche, fragwürdig. Dies ist exemplarisch für weitere Konzepte. Wenn wir etwa mit Platon davon ausgehen, dass die zentrale Aufgabe der Philosophie jene sei, die Frage nach dem Guten zu beantworten, sehen wir uns mit derselben fatalen Unvollständigkeit konfrontiert. Das gesuchte Glück solle sich durch Beständigkeit auszeichnen und allumfassend auftreten, wogegen das Leben, für sich, gerade durch das Auf und Ab, das Hin und Her und überdies noch durch die Endlichkeit gekennzeichnet ist. Es ergibt sich also offensichtlich ein, wohl eher unbefriedigendes, Spannungsverhältnis.

Wenn uns alles im Leben zuflöge, würde ich abschließend meinen, könnten Herr Wagi und Konsorten auch die Vorstellung des Epikur, also das Freisein des Einzelnen von jeglichen Leidenschaften, noch etwas ernster nehmen.

Camilo Del Valle Lattanzio:Der Vortrag von Dr. Puhl am Donnerstag war für grosse Interesse für mich, da ich die Philosophie nicht nur als eine Wissenschaft sehe, sondern auch als eine Art Lebensweg oder Lebenskunst. Ich finde es wirklich interessant, wie er die Auffassung Nietzsches vom Tod des Gottes erklärt hat. Ich hab gemerkt, dass die Philosophie in diesem Fall als eine Religion ist, in dem man sich sein eigenes Schema oder Struktur des Lebens machen muss, da es kein Gott mehr gibt. Ich glaube, dass viele von uns nach dieser Weisheit streben, um unseres Leben nach einem besseren Weg führen zu können, und, wie bei Platon, nach den Ideen und dem Licht zu streben. Ich denke, dass wir als Menschen immer eine Art Schwindel (oder „der Ekel“ bei Sartre) erfähren, wenn man sich ohne Weg in seinem Leben befindet, oder, wenn man der Tod seines Gottes erfährt. Man muss eine neue Struktur finden, mit dem man dieser Ekel löschen kann, um sich sicherer in der Welt zu fühlen. Man muss ein Zweck finden, deswegen denke ich, dass der Philosoph dieser Zweck im Leben selbst findet, in dem er das Erkenntnis und die Weltanschauung als Lebensführung wählt. Der Philosoph will immer von den Ereignisen vom Leben aufmerksam bleiben, um seine Rolle und sein Individuum zu erkennen. Ich finde diese Auffassung und diese Behandlung der Philosophie als sehr optimistisch, und denke, dass wenn man seine Beschäfftigung als etwas tranzsendentales erlebt, kann man sich (wie Platon sagt) zu dem Guten nähern, und deses Gute ist das, was uns diese Sicherheit gibt, wie eine Religion. Wir erreichen die Wahrheit in dem Guten (oder wir denken, dass wir es erreichen haben) und so fühlen wir uns sicher, weil wir an diesem Guten glauben, wie ein Gläubiger an Gott glaubt.



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