Kommentare und Beiträge zur SE-Einheit vom 16.12.2008

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Version vom 16. Dezember 2008, 05:36 Uhr von Leo stadlmüller (Diskussion | Beiträge)
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Was mir im Bezug auf die Zukunft auffällt: jeweils unterschiedliche Wirtschaftssysteme haben unterschiedlichen Bezug zur Zukunft. Da dies natürlich trivial ist, muss mehr dazu gesagt werden. Die Verhältnisse zur Zukunft unterscheiden sich anscheinend auch dadurch, worauf sie sich beziehen undwie man sich auf dieses "worauf" bezieht. Zb: "Die Rationalisierung des ökonomischen Handelns setzt voraus, daß sich die gesamte Lebensführung auf einen imaginären Fluchtpunkt ausrichtet" (S.31). S.32: tatsächlich ist der vorkapitalistischen Wirtschaft nichts fremder als die Vorstellung von einer Zukunft als Feld des Möglichen, dessen Erforschung und Beherrschung dem Kalkül anheimgestellt wäre". Vielleicht liege ich komplett falsch, aber angesichts der Problematik, die sich für mich bei Heidegger in Verbindung mit dem Bezug auf "Vorhandenes" und "Zuhandenes" auftut, denke ich, dass allein mit diesen zwei kurzen Zitaten schon enorme Probleme gestellt sind.

Im Folgenden ein kurzes Zitat aus einem Aufsatz von Rorty, das mir als sehr wichtig erscheint:

"Was der frühe Heidegger mit seinen Äußerungen über die Eigentlichkeit und der frühe Wittgenstein mit seinen Bemerkungen über das "Gefühl der Welt als begrenztes Ganzes" gemeint haben, ist der Drang, die gesellschaftliche Praxis als bloße gesellschaftliche Praxis zu sehen und sich dadurch über sie zu überhaben. Dies ist der Drang, sich von der gewohnten gesellschaftlichen Praxis zu distanzieren (was allerdings nicht unbedingt heißt, daß man nicht an ihr teilnimmt), indem man sie als etwas Kontingentes erkennt, als etwas, in das man "geworfen" ist. So gesehen ist sie etwas, das man nur eigentlich machen kann, wenn man mit Nietzsche zu sagen vermag: "So habe ich es gewollt" und dadurch "zu werden, der man ist"" (Rorty: Wittgenstein, Heidegger und die Hypostasierung der Sprache. In: Der Löwe spricht ... und wir können ihn nicht verstehen. Suhrkamp S.87)

So gesehen, würde ich einmal ganz vorlaut behaupten, dass es nicht selbstverständlich geschehen kann, dass man sich in einem ganz normalen Dasein in der Alltäglichkeit oder im Man auf einen imaginären Fluchtpunkt überhaupt ausrichtet kann, es sei denn unbewusst, und dies würde das Verhältnis zumindest für mich erheblich abschwächen und relativieren. Dies weil dieser imaginäre Fluchtpunkt dadurch für mich jegliche Objektivierung verliert. --Leo stadlmüller 04:36, 16. Dez. 2008 (CET)








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