Kommentare - MuD09 - Gruppe4 - 16.12.

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Zurück Ipek Dalgic: Die Vorlesung von Herrn Hrachovec empfand ich ebenfalls für sehr gelungen. Ich habe Bildung als einen schmerzhaften Vorgang, als ein „schmerzhaftes Bergauf“ – das Erstarren in der Dunkelheit wird durchbrochen von den wärmenden, erweichenden Sonnenstrahlen, verstanden. Im Folgenden möchte ich mich meiner Kollegin Katharina Baur im Hinblick auf die Reaktionen über das Philosophiestudium anschließen. Ich selbst erlebe immer wieder verachtende Blicke, wenn sich in einem Gespräch die Richtung auf meine Studienwahl wendet. Viele Studierende sind der Meinung, dass die Philosophie sinnlos sei. Die Fragen nach „Was ist der Tod, die Freiheit und der Sinn des Lebens?“ wollen von ihnen nicht erhoben werden. Vielmehr gilt es etwas zu studieren, dass große Karrierechancen in Aussicht stellt und somit in der Zukunft die gewünschte monatliche Geldsumme einbringt. Ich will darin den Beweis sehen, dass sich auch die Bildungspolitik der Wirtschaftmacht ergeben und somit untergeordnet hat. Stellt sich mir nun die Frage, ob die Menschen, die das bildende Glied dieser Macht darstellen, bis auf das Verderben in der so genannten „Höhle“ verbannt sind. Ich möchte hiermit nicht meinen Aufstieg aus der Höhle erheben, aber zumindest weiß ich, dass es solch eine Höhle gibt und wie schmerzhaft jeder dieser Schritte aus der Verbannung sein kann. Ich empfinde, dass die Abwendung gegen die Insassen der Höhle gleichzusetzen ist, mit der Entwicklung jeweiliger individueller Gedanken. – Solche aber sind nicht erwünscht. Laut Herrn Hrachovec gibt es Menschen, die das „Draußen“ nicht wissen, danach auch nicht streben und aus diesem Grund aus ihrer Höhle gedrängt werden müssen. Aber wie soll dies erreicht werden, wenn dieser Personenkreis nicht erkennen will? Die Philosophie habe die Aufgabe, die Verbannten aufzuklären, mit dem Risiko verurteilt zu werden. Ich bin der Meinung, dass Herr Hrachovec uns sehr deutlich aufgezeigt hat, das Verblendung durch Massenmedien erfolgreich statt findet und die Bildungs- wie die Klimadebatte keine Aussicht auf Erfolg zeigt. Teile ich aber keineswegs seine Ansicht, Bildung sei vergleichbar mit dem Erwerb eines Seegrundstücks. – Nicht jedem stehe dieses Privileg zu.

Bildung ist ein Menschenrecht das jedem Individuum zusteht! Oder irre ich mich?


Frederick TekookEs überrascht mich, dass die Frage gestellt wird, wieso man die Menschen, die sich in der Höhle befinden hinauf zwingen sollte bzw. wieso manche in der Höhle Sitzende sich dazu entschließen, den Aufstieg zu wagen. Was könnte mehr dem individuellen Naturell überlassen sein als das? Der eine ist ein Abenteurer, der andere nicht - und jeder sucht sich sich ein eigenes Abenteuer, wenn man gerade mal an den richtigen philosophischen Text geraten ist, kann das für den einen so viel Abenteuer bedeuten wie für den anderen das Besteigen des Mount Everest ohne Atemschutzmaske. Ähnlich halte ich es mit dem Höhlengleichnis. Einen weiteren wichtigen Punkt in dem Vortrag fand ich die Ausführungen, wie Hegel zu Bildung stehe. Obgleich diese Ausführung nur sehr kurz war, trat sie bei mir offene Türen ein, viel zu oft gewinne ich in Diskussionen (damit meine ich allerdings nicht diese in der Übung, viel mehr im Freundeskreis) den Eindruck, dass es um ein "Gewinnen" gehe, um ein Darstellen von etwas, dementsprechend werden Argumente schonmal verbogen, Wissen schonmal frei erfunden - aber es hat den Anschein von Wissen. Ich stelle mir dann die Frage: "Worum geht es jetzt? Um Schein oder Sein?" und kann die Frage sehr deutlich beantworten. Fünf Sätze norwegisch können wir alle lernen und uns damit den Anschein geben, wir seien intelligent. Der Weg zu echter Bildung -und an dieser Stelle möchte ich sagen, dass ich je mehr ich lerne und weiß, desto mehr beim sokratischen Nicht-Wissen ankomme (aber vielleicht finde ich ja doch noch ein Löffelchen Weisheit für mich), ich glaube nicht, dass ein Staat davor all zu große Bedenken haben braucht- ist, wie in der Vorlesung beschrieben, steinig, steil, hart und beschwerlich. Mir persönlich ist es das aber wert, verallgemeinern kann/sollte ich diese Einstellung aber nicht. Wer sich in der Höhle wohl fühlt, soll in der Höhle bleiben.


Ramona Küchenmeister: Bezüglich des platonischen Höhlengleichnisses hat mir besonders der Verweis auf Die Truman Show gefallen, zeigt das Vorhandensein dieses Films doch die permanente Relevanz des Themas an. Die zentrale Frage lautet: Was ist der Mensch? So grundlegend diese Fragestellung auch sein mag, so schwer ist es eine Antwort zu geben. Man kann sich der Frage aus verschieden Richtungen nähern und wird entsprechend unterschiedliche Antworten erhalten. Diese Art und Weise zu Fragen erfordert aber eine absolute Antwort, eine Antwort die über jedes perspektivische Denken erhaben ist. Ob der Mensch als fragendes Subjekt je eine absolute Antwort geben könnte sei dahin gestellt. In jedem Fall versucht er sich dieser zu nähern indem er nach Erkenntnis strebt. Mit fortschreitender Bildung vollzieht sich ein Dimensionswechsel, welcher vom Schmerz der Erkenntnis begleitet wird. Denn Erkenntnis bedeutet auch immer Verlust, vor allem von alten Sicherheiten. Dieser Dimensionswechsel hat neben einer neuen Perspektive auch die Folge des nicht verstanden werdens. Aber auch wenn mehrere Personen einen Dimensionswechsel durch Bildung vollziehen und sich folgerichtig auf einer Ebene bewegen, kann nicht gesagt werden, wieviele Dimensionen tatsächlich existieren, verloren gehen oder sich neu bilden. Sowohl im platonischen Höhlengleichnis, als auch im Film Die Truman Show werden lediglich zwei Extreme als Gegensatzpaare dargestellt: Licht und Dunkel, Ding und Schatten, Innen und Außen, Realität und Künstlichkeit, usw. Zwei Absolute, die der Mensch als unvollkommenes Wesen nie in seiner Ganzheit verstehen kann. Durch Bildung erhält er ein größeres Verständnis derselben und wird so zum gesellschaftlichen Außenseiter. Wenn die größtmögliche Bildung bedeutet, dass man nicht mehr verstanden wird, sich ein Weltschmerz einstellt und man wohlmöglich noch in eine Opferrolle gepresst wird, stellt sich mir erneut die Frage: Was ist der Mensch?


Julia Schindlbauer:Socrates berühmte Frage: „Was ist ..?“ ist für mich die interessanteste Art und Weise Fragen zu stellen überhaupt. Auf die Gefahr hin dass solche Fragen unbeantwortet bleiben, sind sie es doch wert gestellt zu werden. Der Denkprozess der durch Fragen dieser Art, Fragen nach Alltäglichem oder nach Transzendentalem, in Gange gesetzt wird ist allein schon eine Bereicherung. Und in gewisser Weise sind es doch jene Fragen die (zumindest die klassische) Philosophie stellt. Oftmals wissend dass die Fragen unbeantwortet bleiben müssen. Wieso ist es nun so dass die Politik vor Menschen die Fragen dieser Art stellen Angst hat. Es klingt zumindest so als werde ihr das vorgeworfen. (In manchen Kommentaren zu dieser oder zu früheren Vorlesungen) Sind es denn ausschließlich gebildete Menschen die solche Fragen stellen? Socrates fragte doch meist nach alltäglichen Begriffen, und er stellte seine Fragen am Marktplatz meist ungebildeten Leuten. Vielleicht ist es also ein Fehlschluss, zu sagen dass durch Zugangsbeschränkungen etc. verhindert wird dass aus unterwürfigen Menschen hinterfragende, reflektierende Menschen werden. Meiner Meinung nach ist es nicht die Politik die das verhindern will / verhindert. Es ist eher die Gesellschaft selbst, die Medien, Fernsehen, usw, und vielleicht auch die Politik, die aber wohlgemerkt von der breiten Masse gewählt wird, die Angst vor zu vielen Fragen hat. Angst aus der Höhle herauszukommen, Angst den geregelten Tagesablauf, das Weltbild zu verlieren. Die Gesellschaft selbst, die Menschen haben Angst vor der berühmten „Was ist..?“ – Frage. Die Frage die sich mir nun stellt ist inwieweit es die Aufgabe gebildeter Menschen ist (also jener Menschen die sich schon aus der Höhle gewagt haben) dem Rest der Gesellschaft diese Angst zu nehmen. Wie weit ist das möglich, und sinnvoll? Vielleicht wollen manche Menschen einfach in der Höhle bleiben. Es ist dort, das können wir nicht bestreiten, wesentlich gemütlicher. Vorurteile, vorgefertigte Meinungen, usw sind doch immer der praktischere Weg. Wo ist es also „besser“ in oder außerhalb der Höhle? Und wo sollte sich die Masse befinden? Und wessen Verantwortung ist es die Masse dorthin zu bewegen? Letzendlich bleibt es Aufgabe der Politik eine gebildete Masse hervorzubringen. Und trotzdem die Entscheidung jedes einzelnen in der Höhle zu bleiben oder den Weg ins Licht anzutreten. Denn Bildung allein bringt uns nicht ins Licht, sie holt uns nicht weg von bequemen Vorurteilen, dafür braucht es immer noch den Mut und den Willen jedes einzelnen.


Elke Karpf:Petras Was hält die Regierenden davon auf, aufgeklärte, gebildete Menschen zu pflegen? ist eine gute Frage. Ist eine leicht lenkbare Masse erwünscht? Wird Bildung als eine Bedrohung erlebt?

Die VO von Dr. Hrachovec fand ich didaktisch sehr gut. Die Aufhänger nahmen Bezug auf Bekanntes, es war lebendig, abwechslungsreich, humorvoll, es wurden Gefühle angesprochen und zum Nachdenken angeregt. Der Inhalt kreiste um die aktuelle Bildungsdiskussion und war spannend. Der Vortragende zog die Aufmerksamkeit immer wieder mit Überraschungen auf den Vortrag und überzeugte mit fachlicher Kompetenz. Die Sache mit den Seegrundstücken hielt ich jedoch nicht für so gut durchdacht. Dass es - mit Verweis auf Professorenzimmer - nur begrenzte elitäre Positionen geben kann empfinde ich als Mangeldenken und außerdem als hierarchische Denkweise.

Eine Definition von Bildung ist mir entgangen bzw. hat gefehlt. Dass sich Hegel gegen eine ledigliche Reproduktion von Wissen aussprach,war eine gute Information, wenngleich auch unzureichend. Was versteht Dr. Hrachovec unter Bildung? Es wird wohl nicht nur die universitäre Ausbildung und das Philosophiestudium gemeint gewesen sein. Ich kenne einige Leute, die keinen Universitätsabschluß haben und würde sie dennoch nicht mit den im Dunkeln tappenden Höhlenbewohnern gleichsetzen. Dass die Philosophen die Aufgabe haben, die "ungebildeten" Höhlenbewohner ins Licht zu führen und zum Erwachen zu bringen, halte ich auch für etwas anmaßend. Für mich ist Bildung das reflektierte Herstellen von Zusammenhängen aufbauend auf hinreichenden Informationen. Es gibt ein Lied von Funny van Dannen, das (zwar nervig klingt), aber auch einmal die Charakterbildung anspricht. http://www.youtube.com/watch?v=F41KB0S5Knk

Was ich für eigentlich diskussionswürdig halte, ist die Frage, inwieweit die Identifikation als Mensch wirklich mit dem Konsum einhergeht ("Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein"). Das finde ich nämlich viel schlimmer, als dass Inhalte der Bildung "pervertiert" werden, wie der Professor sagte. Ich denke, es gibt wenige Menschen in unserer Gesellschaft, die sich absolut gar nicht über materielle Güter definieren, zumindest über Kleidung, aber auch das Handy, die Wohnung, das Auto... Die Dinge, die einen umgeben, sollen die Persönlichkeit unterstreichen - das ist für die meisten normal und auch in Ordnung. Die Frage, welchen Stellenwert materielle Güter haben, kann jedoch besonders wenn ich an den Klimagipfel denke, nicht schaden, finde ich....



Petra Staduan: Herbert Hrachovecs Vorlesung war eine sehr ausgefallene, unterhaltsame aber auch irritierende. Letzteres, weil mir nicht ganz klar wurde, was seine Aussage der Vorlesung sein sollte. Wir hörten viele Namen,(Sokrates, Platon, Hegel, Adorno..) Begriffe (Höhlengleichnis, Internet,..), sahen die "Trumanshow" und im Grunde stellte sich heraus, das nicht jeder ein Haus am See haben kann.

Zur Frage „Was ist..?“ Ich habe leider den Eindruck, dass sich daran nichts geändert hat, dass es dem Staat heute nicht recht ist, dass zu viel gefragt wird. Schön zu sehen bei Wahlen. Da stellen sich Politiker hin und nehmen eine Christus, Erlöserposition ein, wie ein populistischer Politiker aus dem österreichischen rechten Lager unlängst, sogar mit dem Kreuz hantierend auf der Rednertribüne stand. Wohl in einem anderen, rassistischen Kontext aber die Inszenierung hat eingeschlagen. Allein, dass solche Redner so viel Raum und Gehör, vor allem in und durch die Medien bekommen, zeigt von einer sehr unreflektierten Gesellschaft. Das Wort Selbstverwirklichung ist auch gefallen. In einer Gesellschaft, in der das Arbeiten hoch angesehen ist, noch immer, und nur derjeniger etwas „wert“ ist, der arbeitet, in welchem Bereich auch immer. Arbeitslos ist darum noch immer sehr negativ konotiert. Wenn man an die altern Römer denkt, bei denen im Allgemeinen Arbeit als abwärtend anerkannt war und das Denken im Zentrum stand gleichzeitig das Sklaventum hervor bringen musste, welches heute auch gar nicht abgeschafft, unsichtbar aber dennoch da ist, verschoben in ferne Länder. Es ist nachvollziehbar, dass nicht jeder ein Haus am See haben kann, aber kann man Bildung damit vergleichen, als ein wunderschönes Haus, quasi als das Paradies. Aber könnte man nicht den See ansich vergrößern und damit die Anlegenstellen vervielfachen? Was hält die Regierenden auf, aufgeklärte gebildete Menschen zu pflegen? Zu Hegel, der die Bildung als entfremdeten Geist sieht kann ich nur sagen, dass ich in der Hoffnung lebe, dass sich Qualtität immer durchsetzen wird und jegliche Art von scheinbarer Bildung, und Attitüde, dem Selbstzweck dienend sich nie bewähren wird und ich appeliere an alle, die das Privileg haben zu studieren, ob jetzt aus einer Bildungelite kommende, oder selbstbefreiende Individuen, glücklich oder unglücklich, Bildung als ein Hab und Gut anzusehen, das untereinander und mit bildungsfernen Mitmenschen kommunizier bar ist, mit viel Witz und Können.

Katharina Baur:Ich weiß nicht wie es euch geht, aber wenn mich die Leute fragen,was ich studiere um als Antwort "Philosophie" zu hören, reagieren die meisten etwas verstört. Die Reaktionen gehen von "aha...interessant..." über "wieso denn das?...." bis zu "das bringt doch nix...". Das Studienfach Philosophie hat anscheinend einen noch schlechteren Ruf als ich vor Studienbeginn angenommen habe. Die Leute von denen ich hier spreche sind teilweise selbst Studenten, gebildete Menschen. Allerdings haben die wenigsten eine Vorstellung von Philosophie, was ja bedeuten würde, dass sie zumindest mit einem Bein in der Höhle stehen. So habe ich einen Teil des Vortrags von Prof. Hrachovec interpretiert. Müssen diese Leute mit Gewalt losgerissen und nach oben gezerrt werden? Wie die Kollegin Elke finde ich das ziemlich anmaßend. Die Hierarchie, von der hier ausgegangen werden muss, gefällt mir überhaupt nicht. Schließlich ist es doch auch so, dass niemand alles wissen kann. In diesem Sinne sitzen wir alle noch in der Höhle. Auch der Vergleich mit den Seegrundstücken hinkt meiner Meinung nach auf beiden Beinen. Es geht eben darum, dass Bildung NICHT einer Elite vorbehalten sein soll. Im Gegensatz zum Seegrundstück, das ja größter Luxus ist, ist die Bildung, wie ich hoffe, kein materielles Gut. Auch ich habe hier eine Definition der Bildung vermisst.

Bevor sich da ein demokratischer Konsens einschleicht:
Zwei Perspektiven sind übereinandergeblendet. Eine ist sich selbst genug, die andere ist in sich gedoppelt. Sie enthält die selbstgenügsame Perspektive in einem Verhältnis zu der zusätzlichen Aussicht.
Die selbstgenügsame Perspektive ist nicht dieselbe, wie jene, die in der Doppelperspektive eingebunden ist. Das kann Ärger geben. Es wirft die Frage auf, wie jemand von der einfachen zur zwiefachen Betrachtungsweise kommt.
Manche Tätigkeiten sind zweigliedrig. Die Schaltung in einem herkömmlichen PWK verlangt: auskuppeln und den Gang ändern. So etwas ähnliches gilt auch für Lernprozesse. Bildung ist eine Doppelbewegung aus Distanzierung und Stufenwechsel. Die sokratische Frage durchkreuzt die Konventionen; sie definiert das Gebräuchliche als suboptimal und dazu noch konfus. Sie wendet sich jedoch nicht gänzlich davon ab. Die Polemik macht den Anfang einer Sublimation.
--anna 16:15, 13. Dez. 2009 (UTC)
Anscheinend wäre es generell ratsam, zu untersuchen, welche Begriffe von Bildung unter den Beteiligten im Umlauf sind. Die unterschiedlichen Meinungen darüber, ob es im Höhlengleichnis um Bildung geht, zeigen doch, daß niemand weiß, wovon der andere redet. --H.A.L. 02:26, 16. Dez. 2009 (UTC)
Das Verlangen nach einer Definition der Bildung. Ist das etwa ein Ruf nach Aus-Bildung? Andererseits ist es eben wieder genau das, was ein anständiges Bildungsangebot ausmacht: Das, was es zu gewinnen gibt, bekommt man eben nicht auf dem Tablett serviert. Jaja, Bildung, das unentdeckte Land.--Richardd 12:27, 17. Dez. 2009 (UTC)

Thomas Karner: Die Vorlesung von Professor Herbert Hrachovec war sehr gut gelungen! Platons Höhlengleichnis hinter der verklärenden Maske des Christentums und zweitausend Jahre später verwoben mit den cineastischen Mitteln Hollywoods präsentiert, hat uns Professor Hrachovec wirklich anschaulich vor Augen geführt. Es zeigt sich uns ja quer durch die Geschichte, dass Menschen, welche geltende und etablierte Weltanschauungen kritisierten und öffentlich in Frage stellten, nicht nur Anfeindungen ausgeliefert waren und sind, sondern in vielen Fällen mit ihrem Leben dafür bezahlten. Etablierte Gesellschaftsformen, vor allem in totalitären Regimen, aber auch die sogenannten zivilisierten westlichen Gesellschaften, funktionieren anscheinend dann am besten, wenn die einzelnen Individuen nicht zu viel über ihre gesellschaftlichen Rollen nachdenken oder diese hinterfragen. Auf der einen Seite wird Weiterbildung auch von führenden Institutionen propagiert, doch zumeist nur Bildung, welche lediglich ökonomischen Interessen dienlich ist. Inwieweit ein aufgeklärter moderner Bürger erwünscht ist, wage ich zu bezweifeln. Dies ist nicht nur in Diktaturen der Fall, sondern auch, wenn auch etwas subtiler, in den westlichen Industrienationen. Die Nostalgiker, kann ich nicht wirklich verstehen. Noch nie in der Geschichte, hatte eine derart breite Masse Zugang zu Universitäten. In früheren Jahrhunderten war dies doch nur das Privileg einer bescheidenen Minderheit und nur wenige die niederen Schichten entstammten, hatte Bildungszugang auf auch nur niedrigem Niveau. Die Problematik ist insofern, wie wir in der Vorlesung gehört haben, dass viele Menschen einfach nicht den Nutzen sehen, sich mit ihrer eigenen persönlichen Entwicklung oder mit der geschichtlich – kulturellen Komponente, welche hinter jedem Einzelnen von uns steht, zu beschäftigen. Vielleicht ist es gar nicht unangebracht den physikalischen Begriff der „Masseträgheit“ zu bemühen, wonach ein ruhender Gegenstand in Ruhe verharren möchte, und es eines beträchtlichen Kraftaufwandes bedarf ihn in Bewegung zu setzen. Ein solcher, sich in Bewegung befindender Gegenstand allerdings, ist es auch, der dann in Bewegung bleiben möchte. Zuletzt möchte ich noch auf die Seegrundstücke eingehen. Ich bin auch der Meinung, dass es in einem Sozialstaat nicht möglich ist dies jedem zu ermöglichen. Bildung, nur ihrer selbst willen, ist nicht für eine breite Masse möglich. Ökonomische Interessen werden immer damit verwoben sein. Es gilt allerdings die weitere Entwicklung genau zu beobachten, dass kommerziell am besten verwertbare Studienrichtungen nicht allein Legitimität besitzen, sondern die wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben wie die Weitergabe von kulturellem und geschichtlichem Wissen einer breiten Masse gegenüber darzulegen.

Lucas Lang-Muhr:Als erstes würde ich gern meine Ansicht bezüglich des kontroversen Seegrundstückbeispiels darlegen. Nach meiner Auffassung hat der Vortragende mit den Seegrundstücken nicht die Gesamtheit der Bildungsmöglichkeiten gemeint, sondern nur die privilegierten bzw. „besten“ Bildungsplätze. Häuser mit Garten sollen und müssen für alle zugänglich sein, nur ist die Anzahl der herausragenden Bildungsmöglichkeiten begrenzt, das heißt die Ressourcen der Bildung reichen nicht um jedem die beste Bildung zu verschaffen. Prof. Hrachovec hat ja auch in seinem vorhergehenden Beispiel (equal housing) erwähnt, dass Bildung für alle eine legitime Forderung ist, nur ist es nicht realisierbar, dass alle Studenten Privilegien (Seegrundstück) verlangen. Zu dem Lösungsvorschlag den See zu vergrößern: wenn ich den See vergrößere, eliminiere ich damit gleichzeitig viele Landgrundstücke = für die Schaffung einiger privilegierter Studienplätze fallen viele durchschnittliche Studienplätze weg, da die Ressourcen begrenzt sind. Zum entfremdeten Wissen fällt mir ein Auszug aus dem Sprachphilosophie Reader ein. Dort heißt es wer zwar die Worte spricht, aber nicht ihre Bedeutung kennt ist nicht mehr als ein Papagei. Dieser Gedanke kommt mir bei einigen so genannten gebildeten Personen des Öfteren. An der Entfremdung des Wissens ist meiner Meinung nach auch das Bildungswesen schuld. Schon früh in der Schule wird mehr Augenmerk auf Leistung als auf Verständnis gelegt. Sicher gibt es auch engagierte Lehrer, aber es ist wohl kaum zeitlich möglich einer Klasse von 30 Kindern den Lernstoff so zu erklären, dass sie ihn versanden und „verdaut“ haben. Dieses von Kindesbeinen an antrainierte Lernverhalten ist auch mit eine Ursache der, wie es in einem anderen Kommentar heißt, Massenträgheit. Eine weitere Bemerkung bezüglich des Höhlen-Gleichnisses beschäftigt mich noch. Warum wird der ungebildete Zustand in dem sich die Menschen in der Höhle befinden als negativ beurteilt? Es hört sich vielleicht absurd an, aber wer mit seiner Ungebildetheit zufrieden ist und glücklich in seiner Welt ist, muss nicht ans Licht gezerrt werden. Platon sagt ja auch, dass es keine Belohnung fürs Heraustreten aus der Höhle gibt. Das Heraustreten bzw. das Erkennen der Wahrheit ist gleichzeitig Ziel und Belohnung der Bildung. Wer sagt aber, dass das ein Garant für Glückseligkeit ist? Das einzige Problem sind die Differenzen zwischen den Menschen die in der Höhle bleiben wollen und denen die versuchen herauszukommen. Wenn die Menschen, die in der Höhle bleiben wollen jene die nach oben streben akzeptieren würden, können sie von mir aus unten bleiben.


Sarah Gaderer: Meine anfängliche Begeisterung für die VO von Prof. Hrachovec habe ich nun eigentlich schon wieder fast vergessen, denn die Schlussaussage und wirkliche Aussage (?!?) dieser VO galt für mich als verstörend und unzusammenhängend. Zu Beginn, begeistert und beeinflusst von den handfesten und leicht verständlichen Beispielen zu alten Theorien des Bildungsweges und der Bildung und natürlich auch vom gekonnten Medieneinsatz, näherte ich mich, dank Prof, Hrachovec an ein mir vertrautes Thema auf neue Art an und machte es mir dadurch noch leichter verständlich und schaffte mir neue Blickwinkel darauf. Platons Höhlengleichnis, ist für mich sehr gut mit dem Weg, den jede/r Einzelne im Laufe ihrer/seiner Karriere durchlebt, vergleichbar und äußerst schlüssig. Die Bildung gilt es zu erkämpfen, mensch muss dafür hart arbeiten und das Beste geben und sobald mensch über die anfängliche, apathische Grundhaltung hinweggekommen ist und sich aufmacht, diesen Weg der Bildung, oder vielmehr des Wissens zu gehen, ist dieser für JEDE/N geöffnet und geführt von uns leitenden Personen, wird jede/r die/der danach strebt die wahre Welt erkennen. (Die wahre Welt, oder eigentlich: Jede/r wird den Weg der Bildung geben können/gebildet sein.) Besonders interessant fand ich auch Hegels Standpunkt, der uns in dieser VO näher gebracht wurde: Gebildet sei ein Mensch nur dann, wenn er das lernt und sich dieser Bildung unterzieht, die die Gesellschaft vorgibt. Mir kam vor, dass Prof. Hrachovec Hegel, der sich stark davon distanzierte und davor warnte, diesen Bildungswert anzunehmen, in seiner Aussage „unterstützte“, ihm zustimmte. So schien ich mich zu täuschen. Am Ende dieser wirklich spannenden und breit gefächerten VO kam die Aussage, die Immobilien mit Bildung verglich: ES KANN NICHT JEDER EIN SEEGRGUNDSTÜCK HABEN. Und weiters, dass diese, so anstrebenswerten Grundstücke für eine kleine Elite „reserviert seien“ und dass mensch sich mit seiner Immobilie zufrieden geben soll. Es ist uns Studierenden sehr wohl bewusst, dass uns dieses Seegrundstück nicht einfach auf dem Teller serviert werden wird, jedoch ist es nicht zu viel (wie Prof. Hrachovec behauptete) verlangt, die passende Basis, auf der mensch dann seine eigene Karriere, durch arbeiten und Anstrengung, erreichen kann, zu fordern. Denn wenn sowieso nicht jede/r das erreichen kann was sie/er will, dann hat es wohl auch keinen Sinn mehr weiter zu studieren.


Fabian M. Kos: Wenn die Aufgabe der Philosophin jene sei, dass sie eine zugängliche Erkenntnis nahbar macht, in die Höhle hinabsteigt, um den Weg nach oben zu zeigen, nimmt sie in diesem Sinne, doch unbestritten, die Rolle einer Motivatorin (Kommunikatorin) ein. Die Motivation (Art der Kommunikation) wird in diesem Verhältnis beider Partner (nämlich Philosophin und der Bildungsferne), aufgrund ihrer mehrdeutigen Auffassungsmöglichkeit zu einem sehr wichtigen Begriff. Auf die jeweilige Sichtweise des Aussenders beziehungsweise Empfängers einer Botschaft ist Rücksicht zu nehmen und infolgedessen wären die Verhaltensweisen, beim Vorgang des Schaffens, innerhalb der Höhle zu optimieren. Darin sehe ich einen ersten zentralen Diskussionspunkt. Ebenfalls diskutierbar bleibt selbstverständlich auch, ob dieser Aufgabenbereich überhaupt in jenen der Philosophie fällt. Außerdem bleibt zu klären, welche Vision zum Abschluss eines Auftrages aufgestellt wird, de facto, mit welchem Ergebnis man durchwegs zufrieden sein kann, unter dem Gesichtspunkt, dass das Endstadium der absolute Geist sei.

Cornelia M.Brandstetter: Was ist Tapferkeit? Soweit ich mich zurückerinnere erwähnte/stellte Herr Dr. Hrachovec diese Frage zu Beginn der Vorlesung. So wurde nun als Beispiel zum Thema Bildung ein Zusammenhang mit Plato´s Höhlengleichnis dargestellt. Das Bild dessen und einer Interpretation des Dialogs von Plato (Politeia) beschreibe so den Bildungsprozess in den unterschiedlichsten Ebenen. Sich zu bilden und der individuellen Bestimmung zu folgen ist somit beschwerliche Arbeit und ein schmerzhafter Vorgang. Das bedeute auch, dass der Vorgang oder das Streben nach Bildung mit einer gewissen Umwendung beginne, dann eine gewisse Distanzierung von der „gewohnten“ Welt und teils auch von der eigenen Existenz erfolge. Die Risiken wie zum Beispiel die Entfremdung zu den nun ver-rückten „Gegebenheiten“, die damit einhergehe müssen auf sich genommen werden. Möglicherweise wollte Dr. Hrachovec ein Bezug zwischen der Frage was nun Tapferkeit ist und „der eigenen Entfaltung“ herstellen? Ist Bildung nur mit einer gewissen Tapferkeit zu erlangen? Eine Aussage fand ich besonders merk-würdig: die Aufgabe der Bildung und vor allem der Philosophie sei: zum Erwachen zu kommen!

Interessant fand ich auch den Vergleich der „Gottesbilder“ mit dem des Höhlengleichnisses. Die platonische Philosophie so Dr. Hrachovec wurde in die christliche Theologie aufgenommen. Prompt fiel mir ein Kommentar ( Übung )eines Studienkollegen: Björn ein. Er sprach etwas provokant (wahrscheinlich zur Steigerung der Diskussionsfreudigkeit (?) die „Arroganz der Philosophen/ der Philosophie “ in Bezug auf die Verabsäumung der Philosophie (zu einem bestimmten Zeitpunkt) praktisch zu werden an. Ich fand den Beitrag gut, aber dachte mir es könnte auch gerade gegenteilig angesehen werden. Nämlich, dass die Philosophie selbst missbraucht, bevormudet wurde und daher auch an einem bestimmten Zeitpunkt nun doch bedacht darauf ist ein gewisses „Selbstbewusstsein“ zu erhalten. So wurde sie zuerst in die das Christentum „aufgenommen“, später ganz unterstellt, als Vorbereitung auf das Studium der Theologie. Der allgemeinen Seelsorge der Menschen, in der ein gewisses Philosophieverständnis weiterlebte nahmen sich zu Beginn die Priester an, bis die Psychologie diese ablöste. Die Frage stellt sich doch finde ich in wie weit sich die Philosophie nun wieder mit anderen Wissenschaften verbinden sollte( z. B. in der Philosophischen Praxis mit der Psychotherapie).


Simon Pötschko: Ich fand die Vorlesung des Herrn Prof. Hrachovec insofern interessant, als dass er aufgezeigt hat, dass der Weg der Bildung kein einfacher ist und dass man in einer solchen Situation durchaus einigen Hindernissen begegnen wird, die es zu überwinden gilt. Ich fand es auch gelungen, wie er ein so wichtiges und zentrales Beispiel der Philosophiegeschichte, nämlich das Höhlengleichnis, in einer durchstechenden und interessanten Weise erklärt hatte. Man kann den Weg der Bildung durchaus als ein übergehen in eine andere Dimension verstehen und es auch so auffassen. Wichtig ist mir zu betonen, dass es nicht nur Aufgabe der Philosophen ist, die „Unwissenden“ aus der Höhle zu befreien, sondern all jener die dies schon vor ihnen geschafft haben. Die oft auftauchende Frage: „Wenn jemand mit seiner Situation in der Höhle zufrieden ist, warum soll man ihn dann unter Qualen ans Licht holen?“ finde ich stellt sich für mich nicht, da es das Ziel eines jeden von uns sein soll die Sachen kritisch zu hinterfragen und sich nicht mit bloßen Schein zufrieden zu geben. Des Weiteren glaube ich, dass im Grunde jeder dazu im Stande ist!

Gertrude Dvornikovich:Unter dem Titel „Bildung für alle verursacht Krawalle“ spielt Prof. Hrachovec auf die aktuellen Vorkommnisse an der Uni Wien an. Er erläutert spannend und sehr lebendig die Vielseitigkeit des Bildungsbegriffs. Der Vergleich mit dem Seegrundstück, es sei unmöglich, dass jeder Mensch ein Seegrundstück besitzen kann. Es wird immer nur einige priviligierte Staatsbürger geben, die sich ein Seegrundstück leisten können. Jedoch eine Ausbildung für viele ist sehr wohl möglich, sagt Hr. Prof. Hrachovec. Mit dem Seegrundstück hat Prof. Hrachovec nur die priviligierten bzw. besten Bildungsplätze gemeint. Die Resourcen der Bildung reichen seiner Meinung nach nicht, um jedem Menschen die beste Bildung zu geben, genauso wie nicht jeder Mensch ein Seegrundstück haben kann. Die Forderung nach Bildung für alle ist zwar legitim, aber nicht realisierbar. Thomas betont, dass Bildung, nur ihrer selbst willen, für eine breite Masse nicht möglich sein kann, da in einem Sozialstaat immer ökonomische Interessen im Vordergrund stehen werden. Besonders wichtig ist die Beobachtung der Entwicklung, damit nicht nur die kommerziell besten Studienrichtungen allein die Berechtigung erhalten. Bildung darf kein materielles Gut sein. Ein gebildeter Mensch ist durch sein kritisches Potenzial eine Bereicherung und von Nutzen für die Allgemeinheit. Es muss eine ausgeglichene Ebene zwischen Bildung/Ausbildung und der Möglichkeit freier Entfaltung des Denkens die Grundlage für ein modernes und gerechtes Bildungsideal geben. Ich schließe mich der Meinung von Katharina an, denn auch ich höre immer wieder, dass das Studium der Philosophie mit großer Skepsis – in erster Linie von Akademikern und Studenten - betrachtet wird.

Astrid Barcza: „Ver(w)irrte Faszination“ charakterisiert meine Reflexion auf die letzte VO-Einheit wohl (noch immer) am besten. Kaum ein anderer Vortrag hat mich derart hartnäckig bis heute beschäftigt, und das vor allem durch meine Zweifel, wie ich diese Ausführungen am besten einschätzen und interpretieren sollte. Die bisherigen Kommentare zeigen, dass ich manche skeptische Einschätzung zumindest mit anderen KollegInnen teilen darf. „Was ist der Zweck der Übung?“ (wie es auf einer Folie zu Beginn hieß) entspricht in etwa auch meinen Unsicherheiten, was uns Prof. Hrachovec mit seinem Vortrag sagen wollte. Der informative, kurzweilige und medientechnisch versierte Vortragsstil hat mich in jedem Fall überzeugt und fasziniert. Angesichts dieser didaktischen Gewandtheit kann ich mir rückblickend auch vorstellen, dass einige Stellungnahmen zu „Grundstücksvergaben“ am Ende des Vortrags bewusst so formuliert wurden, dass sie in der aktuellen Debatte provokant aufgefasst werden und eine Diskussion neuerlich entfachen können. Prof. Hrachovec hatte uns zumindest gleich zu Beginn seine Skepsis gegenüber dem gegenwärtigen Bildungsbegriff geäußert, dessen Formulierung auch mir gefehlt hat. Erstaunt und beeindruckt war ich in jedem Fall von dem kurzen Hinweis auf konkrete Anwendungsfelder der Philosophie, den ich durch die Arbeitsbereiche von Prof. Hrachovec gewonnen habe: Bereiche der Aufbereitung von Wissensbeständen, die kritische Reflexion neuer Kommunikationsmöglichkeiten oder die Nutzung des Internets für die Aufbereitung philosophischer Inhalte u.a.

Ein interessanter Punkt aus meiner Sicht, den ich abschließend zur Diskussion stellen möchte: Wie ist eure Einschätzung des angesprochenen Modells der „Gangschaltung“ für soziale Aufsteiger durch Bildung (im Sinne von „auskoppeln – Gang wählen – und hoch“)? Ich könnte es mir zumindest als ein idealtypisches Modell vorstellen, das sich in der Wirklichkeit aber immer an gegebenen strukturellen Möglichkeiten bzw. Barrieren messen lassen muss. Möglicherweise hilft genau dieses strukturelle Moment (das Prof. Hrachovec schon eingangs unter mit den unterschiedlichen Perspektiven aus Küche/Wohnzimmer angesprochen hat) dabei, sein Schlusstatement zu den Seengrundstücken - im wahrsten Sinn des Wortes - besser verorten zu können. Vielleicht gelingt es uns in der Diskussion am Mittwoch.

Soweit ich das verstanden habe, war die Gangschaltung eher ein Modell für Bildung als für sozialen Aufstieg durch Bildung. Das "und hoch" ist Teil des Bildungsprozesses, nicht seine Folge; der höhere Gang repräsentiert so etwas wie eine höhere Ebene von Erkenntnis, nicht eine höhere soziale Schicht. (Eine Schwierigkeit liegt dabei darin, daß auch Formen des sozialen Aufstiegs durch die Gangschaltung ausgedrückt werden können - wenn ich, um in eine höhere Schicht zu gelangen, mich erst aus den Abläufen herausnehme, in die ich in meinem Alltag eingebunden bin.) --H.A.L. 02:51, 16. Dez. 2009 (UTC)

Wolfgang Krenn: Die Vorlesung war eine ansprechende Abwechslung. Im Vorhinein habe ich bereits vermutet, dass der Vortrag von Prof. Hrachovec mit einigen technischen Finessen gespickt sein wird. Natürlich verstehe ich, dass multimediale Powerpointpräsentationen nicht jeden zusagen. Jedoch verfügte der Vortrag über eine balancierte Medienaufteilung von Text-, Bild-, Video- und Webpassagen, die überdies gut abgestimmt war.

Kurz möchte ich auch Re:PUBLIC erwähnen. Meines Erachtens nach handelt es sich hierbei um einen kreativen Versuch mit Texten zu interagieren. Leider hat bei mir Re:PUBLIC nicht funktioniert. Darum habe ich Dreamhold, das auf http://philo.at/re-public/ erwähnt wird, angetestet. Ich bin begeistert.

Die Links auf http://philo.at/re-public sind mittlerweile repariert worden. Dann hoffe ich, daß das Spiel ähnlich interessant ist (der Vergleich mit Dreamhold legt die Latte ja ganz schön hoch...) --H.A.L. 23:33, 15. Dez. 2009 (UTC)

Ich fand der Vortrag war bis einschließlich der beiden Filmsequenzen makellos aufeinander abgestimmt. Denn mit den Sequenzen der „Truman Show“ wurde darauf verwiesen, dass Truman ein eigenaktives Individuum darstellt, dem die Unzulänglichkeiten seiner Welt ihm selbst, gegensätzlich zu dem passiven Akteur in Platons Höhlengleichnis, bewusst wurden. Daraufhin überwindet er seine auferlegten Grenzen und wagt es „nach oben“ zu steigen. Durch, ich nenne es einmal ganz alltäglich verstanden Selbsterkenntnis, die Selbsterkenntnis bricht die moderne Anschauung mit dem klassischen Bild. Danach verliert der Vortrag an seiner Eindeutigkeit und wird bewusst oder unbewusst schwammig.

Die Passage, welche die Entfremdung behandelt, habe ich so verstanden, dass Bildung prinzipiell das einzig Wahre wäre, was es zu erlangen gilt, was aber im Kontrast zum Unmittelbaren steht. Obwohl Bildung diesen hohen Stellenwert einnimmt, besteht die Gefahr, dass sie, trotzdem es darum geht, sie zu erlangen, der bloßen Selbsterhaltung, dem bloßen Verlangen nach Leben zum Opfer fällt. Dazu möchte ich nochmals auf die „Truman Show“ hinweisen, wo Truman sich nicht selbst im Weg gestanden hat, denn er hat es viel mehr geschafft sich selbst zu überwinden, da er, was ich kurz anmerken will, seit einem Erlebnis, wo sein Vater verstarb, in seiner Kindheit schreckliche Angst vor dem Meer/See gehabt hat, sondern sein Schöpfer, Christopher, und all seine Schergen. Die Entfremdungspassage habe ich als ein weiteres Hindernis auf unserem Bildungsweg verstanden und zwar wir selbst. Ist es nicht so, dass wir es sind, die uns dazu ermutigen müssen dieses oder jenes zu tun? Zusätzlich sprach Herr Prof. Hrachovec einen weiteren Aspekt der Entfremdung an mit den Bildern vom Osterspaziergang und der Werbung für „dm“. Hier wird Wissen dazu verwendet, um sich mit cleverness zu schmücken. Man versucht einen Ausspruch einer anerkannten Person dazu zu verwenden, um mit einem Produkt oder einer Marke Assoziationen zu verbinden. Weiters schlachtet man damit solche eigentlich mit Sinn behafteten Aussprüche aus und macht daraus eine hohle Phrase. Traurig!

Zum Seegrundstück will ich noch folgendes erwähnen. Natürlich wirkt das Ambiente traumhaft, aber es ist nicht das Bild, das ich im Kopf habe, wenn ich über Bildung nachdenke. Nicht, weil ich Philosophie studiere und mir Freunde daraufhin eher einen guten Platz an der Mariahilferstraße oder unter der Brücke zusprechen würden. Bildung ist ein harter Weg, der sowohl von Außen- als auch Inneneinflüssen erschwert wird, und wenn einen das Zeitliche segnet, hat man bestimmt kein schönes Häuschen am See gezimmert, sondern eher eine luftige Baracke beim Südbahnhof. Nie wird jemand, der nach Bildung strebt, damit aufhören können seine Begierde zu sättigen. Jedoch impliziert das Häuschen am See einen Endzustand, den es laut bürgerlichen Vorstellungen bis zur Rente zu erreichen gilt.


Daniel Ziegelmayer: Nach einer erneuten Auseinandersetzung mit der Vorlesung von Prof. Hrachovec erkannte ich sehr deutlich den roten Faden, der sich vom anfänglichen Höhlengleichnis über die Clips der Truman-Show bis zum Ende mit dem Grundstück am See durchzieht. Ich möchte versuchen, diesen roten Faden nach meiner Auffassung vom anderen Ende aus zu beschreiben, also meine Gedanken vom Schluss des Vortrags bis zum Beginn teilweise zu rekonstruieren.

Ich denke nicht, dass Herr Hrachovec sagen wollte, dass nicht alle ein Grundstück am See haben können, sondern dass sich diejenigen, die dieses Seegrundstück anstreben, eine große Villa erwarten. Dabei wird aber nicht bedacht (oder nicht wahrgenommen), dass ein Grundstück am See auch nur eine kleine, schäbige Hütte sein kann (siehe Bild von Herrn Hrachovec's Folien). Diejenigen, die in dieser kleinen Hütte hausen sind dann jene, welche nur ein paar Worte norwegisch kennen, aber behaupten, die ganze Sprache zu sprechen.

Mit den Ausschnitten der Truman-Show wollte uns Herr Hrachovec erklären, dass es harter Arbeit bedarf, um "ins Licht" geführt zu werden. Um eine Sprache zu erlernen bedarf es wesentlich mehr Aufwand, als nur ein paar Worte zu kennen. Wenn man ein Seegrundstück möchte, muss man dafür auch etwas leisten.

Was Prof. Hrachovec meiner Ansicht nach sagen möchte: Jeder, der ein Haus am See ernsthaft anstrebt, soll auch die Möglichkeit dazu bekommen, doch wenn die Seegrundstücke verschenkt werden, wird der See bald mit kleinen, schäbigen Hütten zugepflastert sein und die Villen darin untergehen. Es gibt Studienrichtungen, die als besonders "einfach" gelten und genau deshalb von vielen Personen gewählt werden, die sich ohne viel Aufwand mit einem Titel schmücken möchten. Jemand, der sein Studium ernst nimmt, kann sich ein viel größeres Wissen und eine größere Kompetenz im selben Studium aneignen, man könnte ihn als "gebildeter" beschreiben. Im späteren Leben, vor allem im Berufsleben wird jedoch oft das bewertet, was auf dem Papier steht, sehr zum Leid derer, die viel geleistet haben. Die derzeitigen Proteste jedoch verlangen mehr oder weniger eine Förderung dieser "faulen" Studenten - natürlich nicht bewusst, doch wenn die Forderungen, die gestellt wurden, so erfüllt werden, läuft es darauf hinaus. Ich denke, das soll die Aussage des Titels der Vorlesung sein: Bildung für alle verursacht Krawalle. Es muss Möglichkeiten geben, Menschen zu fördern, welche sich ernsthaft bilden möchten, doch es wird immer Leute geben, die Situationen für ihre eigenen, egoistischen Zwecke ausnutzen, dem Kreis der gebildeten angehören möchten ohne selbst sehr gebildet zu sein, um so eine Situation unter Kontrolle zu bringen bedarf es Regeln, die befolgt werden müssen. Jeder hat ein Recht auf ein Seegrundstück, doch dafür muss auch etwas geleistet werden.


Markus Werner: Meiner ganz ehrlichen Meinung nach, muss ich feststellen (und das Lesen anderer Kommentare bestärkt mich in dieser Meinung glücklicher Weise nicht), dass die VO-Einheit von Hr. Prof. Hrachovec die am wenigsten informative Vorlesung, aller bisher gehörter, gewesen ist. Und damit meine ich nicht nur, dass sich mir die eigentliche Lektion welche wir mitnehmen sollten verschließt, sondern das außerdem kein roter Faden (der mir bei Prof. Flatscher noch sehr positiv aufgefallen ist) die gesamte Vorlesung durchzogen hat. Ich schreibe hier „glücklicher Weise“, weil ganz offensichtlich alle anderen Hörer, und das entnehme ich den Kommentaren, viele wertvolle Gedanken mitnehmen konnten, was mich natürlich freut, selbst wenn mir diese verwehrt blieben. Aber natürlich empfand ich nicht die gesamte Vorlesung als ungenügsam. Sehr gefallen hat mir z.B. der kreative Ansatz den Prof. Hrachovec zur Gestaltung seiner PPP angewendet hat und auch die Idee einen Filmausschnitt zum Zwecke genauerer Ausführungen der Thematik zu verwenden empfand ich als sehr ansprechend. Aber genau hier spießt es sich meiner Meinung zufolge schon ganz gewaltig! Denn weder das Höhlengleichnis, noch der Film „Die Truman Show“ haben nach meinem Verständnis etwas mit dem Thema Bildung zu tun.

"Nächstdem, sprach ich, vergleiche dir unsere Natur in bezug auf Bildung und Unbildung folgendem Zustande. Sieh nämlich Menschen wie in einer unterirdischen, höhlenartigen Wohnung, die einen gegen das Licht geöffneten Zugang längs der ganzen Höhle hat. In dieser seien sie von Kindheit an gefesselt an Hals und Schenkeln, so daß sie auf demselben Fleck bleiben und auch nur nach vorne hin sehen, den Kopf aber herumzudrehen der Fessel wegen nicht vermögend sind." (Plato, Politeia 106a) --anna 07:12, 15. Dez. 2009 (UTC)

Um diese Ausführung am Beispiel des Films dingfest zu machen, muss einmal erklärt sein, dass Truman (der Protagonist) sehr wohl gebildet ist, also eine schulische und universitäre Ausbildung erfahren hat. Er hat also „dieselben“ Kenntnisse, die auch wir, die wir nicht auf Seahaven (der Insel auf der Truman lebt) leben, haben. Worauf ich hinaus will ist, dass Trumans Suche nach Wahrheit keine Suche nach Bildung, sondern eine Suche nach Antworten ist. Antworten auf Fragen wie: Wer bin ich? Was ist die Welt? Was ist Wahrheit... Die Fragen die er hier beantwortet wissen will sind meiner Meinung nach keine Fragen der Bildung sondern eben der Philosophie, oder anders ausgedrückt sind es Fragen der menschlichen Existenz überhaupt. Um meine Ausführungen zu untermauern möchte ich einen wichtigen Ausschnitt aus dem Dialog, als Truman den Weg nach draußen, dem „Exit“, gefunden hat, zwischen Truman und Christof (dem Schöpfer der Truman Show), hier rezitieren:

Christof: Truman du kannst sprechen. Ich kann dich hören.

Truman: Wer sind Sie?

Christof: Ich bin der Schöpfer der Fernsehsendung die Millionen Menschen Freude und Hoffnung bereitet… und sie inspiriert.

Truman: Und wer bin ich?

Christof: Du bist der Star.

Truman: War gar nichts echt?

Christof: Du warst echt, deshalb hat man dir so gerne zugesehen.

(Truman dreht sich um, und möchte gehen)

Christof: Hör mir zu Truman! Da draußen findest du nicht mehr Wahrheit, als in der Welt die ich für dich geschaffen habe: dieselben Lügen, derselbe Betrug. Aber in meiner Welt hast du nichts zu befürchten… Ich kenne dich besser als du selbst.


Der Film „Die Truman Show“ behandelt also alle möglichen Fragen der Selbsterkenntnis, der Wahrheitsfindung, der modernen Medienkultur… aber er behandelt keine Fragen der Bildung, was ja das eigentliche Thema der Vorlesung gewesen sein soll. Natürlich benutze ich hier einen Bildungsbegriff, der sich bereits mit dem schulischen und universitären Lernen erschöpft, denn eine andere Definition des Begriffs Bildung wurde von Prof. Hrachovec auch gar nicht angeboten. Und selbst bei Verwendung einer anderen Definition sehe ich keinen Zusammenhang zwischen der Bildung und metaphysischen Fragestellungen, wie eben die nach der Wahrheit. Dasselbe gilt aber auch für Platons Höhlengleichnis, welches ja nach der Idee des Guten, nicht aber nach der Bildung des Menschen fragt. Es ist bestimmt nicht so, dass die in der Höhle Zurückgebliebenen ungebildet und der die Höhle Verlassende gebildet sei. Vielmehr ist es so, dass der Mensch, der die Höhle verlassen hat, die Wahrheit erfahren durfte, jedoch die in der Höhle Lebenden von dieser erst überzeugt werden müssen. Die Wahrheit zu erfahren heißt hier nicht Bildung erfahren. Dieser wichtige Unterschied muss doppelt unterstrichen werden. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass ich der Vorlesung viel mehr abgewinnen hätte können, wenn sie unter einem anderen Credo gestanden wäre, wie z.B. der Wahrheit. Aber unter der Überschrift „Bildung für alle…“ stehend sind alle Inhalte, auch diejenigen welche ich für philosophisch wertvoll erachte, nicht mehr zu gebrauchen. Wenn man jedoch bedenkt, dass ich bereits zu Anfang von einem gewissen Missverständnis der Thematik der Vorlesung gesprochen habe möchte ich nicht ausschließen, dass ich die eigentliche Lektion nicht überrissen habe und somit meine gesamten bisherigen Ausführungen nicht passend seien, weil sie eben auf einem grundlegenden Missverständnis gründen würden.

Sabrina Haider: Die Vorlesung von Hr. Prof. Hrachovec war im Vergleich zu den anderen Vorlesungen - und generell in der Philosophie eher unüblicher - mit sehr vielen Bilder und Videos geschmückt, was meiner Meinung nach ein guter Ansatz war, seine Themenschwerpunkte, u.a. die Bildung zu bearbeiten. Dabei blieb jedoch nicht unbemerkt, dass die dazugehörenden Informationen wenig aufschlussreich, bzw. kaum vorhanden waren. Vielleicht aber stellte ich mir zu dem Thema "Bildung" lediglich eine "trockenere" Vorlesung vor. Die Information, die wir dadurch erhalten haben, waren zwar etwas oberflächlich gehalten, vielleicht mit der Absicht, zum alleinigen Weiterdenken anzuregen. Sitzt man hingegen in einer Vorlesung, in der die Gedanken und Ziele des Professors schon im Vorhinein klar sind, bzw. deutlich zu erkennen wären, würden wir vermutlich darüber diskutieren, ob man eher zustimmt, oder dagegen ist, bzw. was man anders gemacht hätte. Weniger bei dieser Vorlesung, wo einem nahezu nichts anderes übrig bleibt, als selbst intensiv darüber nachzudenken, welche Gedankengänge sich da bei einem auftun. Also insofern, könnte ich die Vorgehensweise des Hr. Prof. Hrachovec nachvollziehen. Dass dabei jedoch das Wissen, das uns - zum Großteil Anfängern - fehlt, auch nötig ist, um einen soliden Überblick in der Philosophie zu erhalten, möchte ich dabei nicht leugnen.


David Bogner: Zu Beginn ein kurzer Nachtrag zur letzten Woche: Meiner Meinung nach ist nicht das Fragestellen in der Vorlesung zu kritisieren (da entscheidet eh jeder Vortragende für sich, ob er das zulässt oder nicht) sondern die zu den Vorlesungen gehörenden Übungen. Die Ringvorlesung finde ich gut. Statt einen möglichst allgemeinen, philosophiegeschichtlichen Überblick zu geben, präsentieren sich verschiedene Lehrende. Die Bandbreite an verschiedenen Arbeitsweisen und Denkrichtungen ist jetzt schon sehr groß und das macht das ganze spannend. Man kann nicht nur erste Vorlieben entdecken, sondern wird auch darauf hingewiesen, was im Rahmen des Studiums alles Philosophie sein wird (der Punkt, dass zu viel Freiheit überfordernd sein kann und ein realistischer Ausblick auf das Kommende im Sinne des Studierenden sind, ist bis jetzt das wichtigste, das ich in den Übungen gelernt habe). Ansonsten halte ich die Übungen zu einem großen Teil für sinnlos. Das beginnt beim Wiki, wo sich Dank Halbanonymität leichter Barrieren überwinden und Kommentare verfassen lassen, wodurch die Diskussion aber inhaltlich nicht ergiebiger wird (geschweige denn, dass man von einer Diskussion sprechen kann, wenn jeder nur einen Kommentar abgibt – wurde schon besprochen). Auch die mittwöchlichen Treffen selbst sind nicht besser. Der dort stattfindende reine Austauschen von Meinungen ist nicht besonders interessant, es sei denn, der deutsche Kollege mit den langen Haaren sagt etwas und es kommt zwischen ihm und Frau Nemeth zu einer Diskussion. Nicht, dass das im alten System anders gewesen wäre. Ich erinnere mich an eine Einführungs-Übung bei Herrn Gabriel, wo die Situation ganz ähnlich war und ich damals schon gelernt habe, dass kollektives Schweigen nichts Tragisches ist. Hier noch ein kurzerAlternativvorschlag: Ringvorlesung beibehalten, von mir aus mit Prüfung oder auch nicht – wer sich für Philosophie interessiert, der wird auf jeden Fall hingehen, da das Konzept sehr spannend ist. Übungen so wie bisher stoppen. Entweder Teilbereiche der jeweiligen Vorlesung in der Übung vertiefen, wobei immer auch Platz für Diskussionen sein sollte oder stattdessen durch ein zweites Seminar Wissenschaftliches Arbeiten ersetzen, dass ähnlich konzipiert ist wie die Ringvorlesung (also wechselnde Themengebiete), bei dem aber kurze Arbeiten geschrieben werden müssen.

Zum Inhalt und zur Form der letzten beiden Vorlesungen: Flatscher war selbstironisch und ist manchmal aus seiner Rolle als Vortragender herausgetreten. Der beste Moment war jedoch, als Herr Gotz kurz Stellung bezog. Ich weiß leider nicht, wie sich das realisieren lässt, aber ein paar Kritikpunkte am jeweiligen Vortrag wären jeweils sehr interessant. Ich hätte mir gewünscht, jemand mit Position Flatscher hätte in der Übung nach Gotz zu dem Gesagten Stellung bezogen und umgekehrt. Hrachovec war mindestens so spannend, vor allem gegen Ende. Ich kann auch nicht einschätzen, was davon Ironie war – vor allem in Bezug auf Adorno und den Bildungsbegriff. Ich hatte den Eindruck, dass wir da dann auch wieder kurz bei Frau Nemeth und dem Bauch der Alma Mater und dem Fakultätenstreit waren.

Camilo Del Valle Lattanzio: Ich weiss nicht wirklich, was ich von dem Vortrag von prof. Hrachovec denken soll. Es gibt einige Sachen, die mir sehr gut gefallen haben, so wie die Eklärung Platos Höhlenmetapher, und das Vergleich mit der Rolle der Figur von Jesus in dem Christentum. Aber ich habe am Ende in einer Aporie gelangen, da ich keine Lösung oder Antwort gefunden habe. Ich habe auch nicht das Seeegrundstückbeispiel richtig verstanden. Es war interessant, wie er mit dem Medien gespielt hat (Videos und Bilder) und wie er am Ende das virtuele Leben in einem Computer als ein anderer Mensch in einer anderen Höhle vergleicht hat. Aber am Ende ist alles ein Bisschen zu unklar und oberflächig geblieben. Ich habe auch gemerkt, dass er sein Vortrag nicht richtig geplant hat, da er viele Sachen weggelassen hat. Allerdings fand ich sehr interessant, dass er bis jetzt der einzige war, der etwas von den Antiken gesagt hat. Ich hatte vorher das Gefühl, dass die Professoren sich weniger mit den Antiken beschäftigen, aber mit diesem Vortrag ist mir klar geworden, dass diese Philosophie noch ein gewisses Teil von Aktualität hat, in dem sie uns die Grundlagen für unsere neue Art von Denken gegeben haben.


Dan Siserman: Ein zentrales Element in Professor Herbert Hrachovecs Vortrag bildet das Höhlengleichnis Platons. Platon beschreibt die Erkenntnis als einen mühevollen, aktiven Aufstieg über verschiedene Stufen, an deren Spitze die Sonne als die Idee des Guten steht. Zugleich macht er deutlich, wie fern das Weltverständnis der Massen von dem der wissenden Philosophen ist, denen zugleich die Verantwortung zufällt, über die Unwissenden in der Höhle zu herrschen. So hat uns Professor Hrachovec gezeigt, dass es Gedanken gibt – wie jene von Platon – die ewig und immer modern sein können, egal wo und wann wir leben, denn ihre Wirkung wird immer von großer Bedeutung sein. Daraus ergibt sich evidenterweise eine Trennung zwischen den quantitativen Werten (die modern aber nicht ewig aktuell sein können) und den qualitativen Werten (die klassisch, aber immer aktuell sind).


Viola Kleiser Besonders gut habe ich gefunden Bildung mithilfe des Höhlengleichnisses zu definieren. Ich glaube schon, dass es einen zuerst große Überwindung und Anstrengung kostet sich von seinen „Fesseln“ in der Höhle zu befreien um dann mit jemand anderem oder vielleicht sogar alleine den Weg an die „Oberfläche“ anzutreten. Man hat kein Bild davon was einen erwarten könnte und daher ist es auch besonders schwer sich auf etwas einzulassen ohne genauere Informationen darüber.

Dieser Aspekt ist heute vielleicht auch ein Problem im Hinblick auf Bildung. Will man seinen Wissenshorizont erweitern beginnt man meistens mit der Frage : „Welchen Nutzen habe ich davon?“ Genau das ist die falsche Frage oder falsche Herangehensweise an Bildung.

Zu Katharina Baur: Ich erhalte ähnliche Reaktionen wenn ich jemandem erzähle, dass ich Philosophie studiere: Von „jetzt studierst dein Hobby“ bis zu „so was brotloses“ hört man die verschiedensten Antworten. Auch mir stellt sich öfters die Frage warum die Philosophie von den meisten so negativ assoziiert wird.

Mathias Pöschko: Die letzte Ringvorlesung hat mir sehr, sehr gut gefallen. Ich fand- wenn schon vermutlich- die Art Herbert Hrachovecs Vortrag beinah genial- wie er herumgesprungen ist zwischen Inhalt und Organisation (etwa am Ende), das soll ihm mal jemand nachmachen! Oder auch, dass man dadurch, dass der Vortrag realtiv frei gehalten war und dass er nie eindeutig zu sein schien, zu ganz intensivem Nachdenken angeregt wurde. Vielleicht kann man auch sagen, dass Prof Hrachovec ein Querdenker ist, der gar nie in Betracht genommene Gedankengänge schafft. In meinen Augen ist so was sehr wertvoll!

Verstanden habe ich zwar sicherlich nicht alles, aber macht nicht gerade das den Reiz dieser letzten Vorlesung, ja- auch den Sinn aus? Denn plötzlich fängt man so richtig zu denken, zu verknüpfen, zu rätseln an, was der Professor hiermit wirklich meint.


Zum Inhalt: Dass Sokrates stets die Frage "Was ist ...?" aufgeworfen hat, hat mich beeindruckt, und ich habe das auch für den ersten Schwerpunkt der VO gehalten. Das ist so eine einfache Frage, und doch so bedeutend! Bzw- vielleicht ist sie gar nicht so einfach- man mache sich nur mal daran, sie zu beantworten. Wer kann schon sagen, was Liebe, was das Leben, was Wahrheit ist? Und ich glaube auch, dass solche Fragen, sehr wichtig für das Leben eines jeden Menschen sind.

Was mich gleich zum nächsten Punkt bringt: Mir scheint es so, als beschäftige sich Prof Hrachovec auf eine Weise mit Philosophie, dass sie wirklich "lebens- lenkend" wird. Das ist keine Spielerei, auch kein Ausflug in unbedeutende Höhen. Hier ist auch viel Emotion im Spiel, etwa wenn er davon spricht, dass Philosophen die Pflicht hätten, ihre Mitmenschen "aufzuwecken". Für mich hat das schon beinah theologischen, spirituellen Anklang.

Etwas hat mich noch bewegt: Der Professor sprach davon, dass "der Philosoph gegen den Rest der Welt" stünde. Das ist für mich problematisch. Ich gebe ihm natürlich Recht, wenn er es im Sinn von Platons Höhlengleichnis meint. Aber.. kann das Dasein eines Philosophen wirklich ein stetiger Kampf sein? Wer möchte da noch Philosoph sein, wenn er einzeln und ohne Freunde ist? Wer möchte ein verbitterter, enttäuschter Mensch sein? Könnte man nicht sagen: Als Philosoph für den Rest der Welt?

Daniel Schinewitz “Lieber ein unzufriedener Sokrates, als ein zufrieden gestelltes Schwein.”- Doch warum sollten wir den Schein, die Fassade aufgeben und hinter die Dinge blicken? Weil es Freiheit bedeutet! Bildung heisst Freiheit, Mündigkeit in einer Welt in der uns von allzu vielen (Konzernen, Politikern …) Trug- und Götzenbilder gezeigt werden, hinter denen eine Wahrheit schlummert, die es zu entdecken gilt. Bildung bedeutet Unabhängigkeit; nämlich uns nicht alles Wissen unreflektiert einflößen lassen zu müssen. Wahrheit ist was sich bewährt…, vor Kopernikus, der den steinigen Pfad zum selbstständigen Wissenserwerb, zur Bildung, gegangen ist, glaubten wir die Welt sei der Mittelpunkt des Universums. Bildung ist der Weg zur Erkenntnis und zu einer eigenen Meinung und die Wichtigkeit einer eigenen Meinung, sollte uns das letzte Jahrhundert gezeigt haben. Bildung sollte, gerade in einer Demokratie, eine Selbstverständlichkeit darstellen, da gerade diese Regierungsform nur durch mündige Bürger funktionieren kann. Bildung muss uns allen wichtig sein, vor allem auch um das Gelernte zu hinterfragen. Kurz, Bildung führt uns hinter die Schattenbilder und leere Inhalte.


Benjamin Andreatta: Mich hat vor allem ein Punkt sehr interessiert, der eigentlich Thema der ganzen Vorlesung war: die Bildung. Was mich nun so gefesselt hat, war der Eindruck, Herr Hrachovec stellt hier eine Art „Elfenbeinturm-Philosophen“ vor, der in einer Distanz zur Welt steht („oben“) während der Rest der Menschheit aufzuklärend ist. Was hier vielleicht relativ provokant klingt, ist eigentlich seit 300 Jahren Gang und Gebe, eben Aufklärung. Und das gerade die Philosophie hier wichtige Akzente gesetzt hat, ist auf den ersten Blick verborgen. Dinge wie Abschaffung der Folter, Gleichheit vor dem Gesetz und andere „Normalitäten“ sind Errungenschaften des Aufgeklärten Absolutismus und der folgenden Epochen. Und in Anbetracht der Tatsache, dass Intoleranz und Menschenrechtsverstöße (auch wenn in Österreich nicht in dem Ausmaß..) heute noch Alltag sind, lässt Freiraum für viel Produktivität.

Simona Stockreiter: Für mich war der Vortrag sehr klar und gut strukturiert. Mit Hilfe einiger Beispiele konnte ich doch komplexere Gedankengänge in Bezug auf den Bioldungsprozess besser verstehen. Am Osterspatziergang kommt Faust zu einer Erkenntnis: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein.“ Der weise, nach Selbstaufklärung strebende Wissenschaftler mischt sich unter die Leute. Es entsteht eine Einheit der weisen mit dem Volk, von Otto und Sophie. Die Aufgabe von Sophie ist es, aus dem unmittelbaren Wissen (Otto) den Aufstieg möglich zu machen, also Otto überzeugend dazu zu bringen, Philosophin zu werden. Im Höhlengleichnis ist der Bildungsprozess eine Art von stufen steigen zwischen unterschiedlichen Welten. Bei Platon, ist es die Aufgabe der Philosophie, Leute im Hinblick auf eine Erkenntnis außerhalb der „dunklen“ Welt aufzuklären. Ich denke in der Philosophie ist es, wie schon öfter angesprochen wurde, oft schwierig einen Zugang zu finden, obwohl sie in jeder Wissenschaft und auch im Alltag eine Bedeutende Rolle spielt (oder spielen sollte). Wenn eine „zum Großteil von Konsuminteressen bestimmte Gegenwart ein Kulturelles Erbe gefährdet“, „Menschen dadurch bestimmt werden wo sie einkaufen und nicht dadurch was sie sind“ und „hauptsächlich Eliten am Begriff der Bildung partizipieren“ ist es wichtig sich nicht zu separieren, sondern eine breite Zugänglichkeit zu schaffen. Kaum ein Medium kann besser eine breite Masse erreichen und beeinflussen als das Fernsehen. Der Informationsanteil der meisten Sender ist aber, was ich ärgerlich finde, sehr gering. Der Informationsanteil dORF1 beträgt beispielsweise nur 3% (somit weniger als der Werbeanteil). Meiner Meinung nach, ist es gerade die Aufgabe eines öffentlich-rechtlichen Senders, zu informieren, aufzuklären, zu bilden, nicht zu verblöden.

Die aussage von Prof. Hrachovec am Ende des Vortrags hat mich anfangs etwas irritiert. Ich denke, dass der Vergleich mit dem Seegrundstück unklar und verschieden gedeutet werden kann. Prof sagt, jeder studierende hat ein Recht darauf, die Möglichkeit zu haben, sich zu entfalten, eine produktive Zukunft ermöglichen zu können, ein Recht auf die Erweiterung der Potenzialitäten aber kein Recht auf ein Seegrundstück, da es nicht genug Seegrundstücke, also nicht genug erfüllte Lebenskarrieren für alle Studierende gibt. Für mich ist die Idee, das Seegrundstück zu erweitern eher unrealistisch, da es nicht unbegrenzt sein kann.

Benjamin Hann: Ich fand den Vortrag von Prof. Hrachovec an und für sich gut -> Thematik, Gestaltung. Zunächst die Darstellung der beiden Aspekte von Bildung. Einerseits der subjektive Bildungsprozess (die schmerzenden Augen, aber auch die doppelte Bewegung...), andererseits das Verhältnis von Gebildeten zu Ungebildeten. Im Zusammenhang mit dem zweiten Aspekt finde ich die Aufgabe der Philosophie interessant. PhilosophInnen sollen ja, nach Kant, ihre „was ist...?“ Fragen nicht nur an die Ungebildeten richten, sondern vorallem das Wissen, den Wahrheitsanspruch der Gebildeten hinterfragen. Was mir fehlte war eine etwas konkretere Stellungnahme zu der universitären Bildungssituation heute. Sozusagen die Übersetzung der Schlussmetapher.

Martin Sellner:Platons Höhlengleichnis hat mich immer schon fasziniert, es ist für mich der Inbegriff einer Welt hinter der Welt und des Verstehens: Was die Welt im Innersten zusammenhält, um Goethe weiter zu zitieren. Plato beschreibt hier die herrlicher Begeisterung; den Enthusiasmus eines Erleuchteten. Was gibt es schöneres als etwas begriffen zu haben? Wenn nach einer durchstudierten Nacht auf ein Mal die zähen Wissensfragmente ineinander fließen und man d u r c h s c h a u t. Zudem zeigt das Gleichnis wie stark die Widerstände der „im Dunklen sitzenden“ sind, wie starr die Masse an wahr geglaubtem festhält. Es ist kein Wunder das Sokrates den Prozess der Wahrheitsfindung mit einer schwierigen Geburt vergleicht. Zu Professor Hrachovec’ Meinung zu Bildung und Gesellschaft, die hier offenbar einige als zu elitär empfinden. Ich glaube, dass es wohl einen Unterschied macht ob man Kausalzusammenhänge zwischen Markt und Preis, Lunge und Hypothalamus, Unrecht und Strafe, durchschaut, oder ob man eine Frage wie: Warum gibt es das Schlechte auf der Welt, zwar nicht hinlänglich beantworten kann, aber dazu alle Theorien und deren philosophischen und gesellschaftspolitische Folgen kennt. Es ist also ein gutes Recht eines, Philosophen, was die Erkenntnis seiner Materie betrifft die Gesellschaft aufklären zu wollen. Ich finde grundsätzlich den typisch Sozialistisch/Kommunistischen Ansatz, im Sinne der Milieutheorie bessere Menschen zu schaffen utopisch und effektiv Freiheitsbedrohend. Man kann nur Rahmenbedingungen schaffen in denen es jedem möglich ist sich mit einem zumutbaren Aufwand, die Bildung seiner Wahl anzueignen. Ich finde diese Rahmenbedingungen sind gegeben. Jeder der sich anstrengt und es wirklich will, kann sich ein Grundstück am See verschaffen. Nur ein Bildungssystem frei von Elite und Leistungsdruck zu fordern halte ich für infantil und unrealistisch.


Björn Dade: In funkelnder Multimedialität hob Professor Hrachovec an, sich in platonische Niederungen speläologisch zu versenken, um sogleich in sokratischer Manier seine Hörer dem klassischen Bildungsideal zu entbinden. In die antiidealistische Mäeutik streute er Analogien christlicher und hollywoodesker Ikonographie und unterfütterte sie sodann mit hegelianischer Entfremdung und Entäußerung, welche - je nach Warte und Deutung - der Bildung oder auch nur der Unterhaltungsindustrie als Arm kapitalistischen Wirtschaftens gelten mochten. (Soweit liegen Flimmerkiste und Untersuchungsgegenstand von Phänomenologie und Dekonstruktion beileibe nicht auseinander: Alles ist Text!) Dort wo diese zusammenfallen, ist die Frankfurter Schule auch nicht allzu fern, die von jeher mehr der Systemkritik denn der Bildung sich verschreibt (und verbunden ist), und das in bildungsbürgerlich vollendeter Manier, soweit es Adorno angeht. Ein wenig an nostalgischer Verklärung genagt, was die dem Anwendungsbezug entsagende philosophische Profession angeht (in quasi-metaphysischer Auseinandersetzung mit den Visionen einiger Phantasten), und wir langten an bei flugs automatisierter Textgenese qua Montage und Konversion - wäre nicht die Cebit der rechte Ort gewesen für eine Software-Präsentation? - und bei der Re:public als nicht-proprietärem, plattformunabhängigem TextRPG. Womit Professor Hrachovec in seiner mehr - essayistischen? - Installation denn in klassischem Vortrag dann auch performativ Rondo und Volte vollzog: παιδεία geriet und geronn ihm so in all den beliebigen Verweisen, Bezügen und Metatags - technisch versiert, wie eine Kommilitonin schrieb - zur παιδιά; zum Spiel. Was andres blieb als großes Entertainment und überbordende Metaphorik zur Bildung als knappem Gut im Landhausstil am Seeufer? Viel Lärm um nichts, womit auch der Krawall der Vortragstitels seine Berechtigung findet.

Ich verstehe ja nichts von der in diesem Beitrag praktizierten Philosophie, aber wenn der Rest des Absatzes so daneben liegt, wie die Behauptung, bei Re:public handle es sich um ein proprietäres Produkt, sieht es nicht gut aus. --anna 08:07, 16. Dez. 2009 (UTC)

Björn Dade: Sie haben natürlich recht, Herr Hrachovec, daß es sich bei Re:public ebensowenig um proprietäre Software handelt (deshalb obig korrigiert), wie bei obigem Stück um Philosophie. Warum mit Philosophie antworten auf eine dezidiert antiphilosophische Präsentation, wenn Literatur als einzig adäquate Antwort sich anbietet?

Wir kommen der Sache näher. Es interessiert mich, warum ein "stiller" Vortrag, der mit der These "Philosophie ist eine Buchwissenschaft" beginnt, keinen Widerstand hervorruft, während eine "multimediale" Präsentation den Namen "philosophisch" nicht verdienen soll. Ein Einstiegspunkt ist vielleicht die Bemerkung eines Kollegen, Gerhard Gotz hätte schon eine Burg gezeigt, wenn es es gewollt hätte. Nun sei aber - so die Implikation - in der Philosophie der Gebrauch verbaler Bilder zwar erlaubt, aber der nächste Schritt unerwünscht. Ich widerspreche. Nicht, weil ich die Philosophie loswerden möchte, sondern weil ich der Auffassung bin, dass sie auch in dem erweiterten Bereich etwas zu tun hat (anti-nostalgisch). . --anna 10:54, 16. Dez. 2009 (UTC)

Björn Dade: Ich glaube nicht, daß es darum geht, den Gegenstandsbereich der Philosophie zu verhandeln, ebenjener ist prinzipiell offen. Vielmehr geht es um die Form philosophischer Praxis. Daß Ihr Vortrag auf die Philosophie an vielen Stellen rekurrierte, steht außer Frage; einzig genügt dies meines Erachtens nicht, ihn als philosophischen Vortrag zu qualifizieren. Das Problem liegt vielleicht in der offenen Textgestalt desselben, worin multimediale Versatzstücke und philosophiegeschichtliche Zitate - ergebnisoffen? - verquickt wurden. Samt und sonders die Überführung der philosophischen Ebene (klassisches Ideal der Bildung exemplifiziert in Neu- und Umdeutung des Höhlengleichnisses sowie Infragestellung desselben) hin zur pragmatischen (Bildung als knappes Gut hinsichtlich ihrer Ressourcen in einer sozio-ökonomischen Deutung) erwies sich inhaltlich als Bruchstelle - welche Sie vielleicht bewußt im Unbestimmten, offen, ließen. Meine Kritik setzt daran an, daß der Vortrag sich in einer Vielzahl von Verweisen erschöpfte, multimedial gespickt, ohne diese in philosophischer Praxis zu befragen - oder zumindest hinzuführen zur richtigen oder besseren Art, Fragen zu stellen und infrage zu stellen. Das Plenum scheint hierin uneins. So wie philosophische Deutung Kunst auflädt, bedient sich auch Kunst der Philosophie, und zwar der Philosophie als Material. An der Schnittstelle, in der Überlappung, begegnen sich diese beiden Praxen, Bereiche vielleicht, aber in ihrer Absicht bleiben sie verschieden. Meiner Wahrnehmung nach verfuhr der Vortrag - auch in seinem Einsatz der Medien - eher essayistisch oder als Installation, philosophische Positionen zu transformieren und auszustellen, nicht aber als philosophische Praxis, diese - zielführend? - zu befragen.

Das sind sehr wichtige Punkte. Kann ich Sie damit etwas entkräften? Wir sollten - bei Interesse - eine eigene Seite dazu eröffnen. --anna 11:58, 16. Dez. 2009 (UTC)

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