Kommentare - MuD09 - Gruppe4 - 11.11.: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach der Lektüre des Artikels war ich erstaunt, denn für mein Empfinden weist er nach wie vor hohe Aktualität auf. Der angesprochene Spannungszustand zwischen der Reproduktion und der Generierung neuen Wissens ist in jedem Fall ein Notwendiger. Gleichzeitig muss ich zugeben, dass genau diese gesellschaftliche Reibefläche, die die mittlere Zone sozusagen als Lebensgrundlage wie auch als Existenzberechtigung braucht, mir nicht im entsprechenden Ausmaß gegeben – oder vielleicht besser gesagt – genutzt zu werden scheint. Rein praktisch gesehen, war z. B. für mich genau dieser „alte“ Vorbehalt, Philosophie ist ja ein brotloses Studium, ausschlaggebend, bei der Inskription zu zögern und ein dreiviertel Jahr vergehen zu lassen, da genau jene geschürten Bedenken mich davon abhielten. Zum anderen ist für mich der Forschungsbereich dieser Disziplin auch ein durchaus „verschwommener“ Begriff, da ich mir zu wenig darunter vorstellen kann. Die Reproduktive Verantwortlichkeit im geisteswissenschaftlichen Bereich sehe ich tatsächlich, aus meiner persönlichen Warte heraus, nicht nur als legitim, sondern auch als dringend erforderlich. Ich möchte am Ende nicht in der Position sein, sagen zu müssen: „ Ja, letztlich hat es sich doch als Orchideenfach erwiesen. Die praktische Rückführung in mein primäres bzw. ein verwandtes Tätigkeitsfeld ist leider nicht möglich gewesen.“ Es ist mir bewusst, dass die Erfüllung beider Ansprüche – Reproduktion und wissenschaftliche Forschung in ihrer Gegenseitigen Abhängigkeit – weder leicht zu erfüllen ist, bzw. das es ein fortwährender Grenzgang unter den entsprechenden gesellschaftspolitischen Strömungen ist. Aber ich sehe es auch als Recht und als Pflicht, diesem Anspruch zumindest zu versuchen zu genügen. Dieses Recht- und Pflichtverhältnis trifft meiner Meinung aber genauso auf die Gesellschaft selbst und ihre politischen Vertreter zu, kommen sie doch mehrheitlich aus dieser Liga. Aber auch jedem einzelnen Studierenden ist Recht und Pflicht nicht zu erlassen und es gilt in jedweder Position zu hinterfragen, auf welchem legitimen Boden Forderungen, Anordnungen, Personalbesetzungen, Strukturmaßnahmen getroffen werden. Jede dieser Gruppierungen läuft fortwährend Gefahr, von anderen Gruppierungen, Strömungen, wirtschaftlicher, politischer oder sonstiger Natur instrumentalisiert zu werden. Deshalb sollte Bildung einem aufgeklärten Staat ein kostbares Gut sein und für möglichst viele Menschen zugängig sein. Ob sich dies immer auf dem Boden der Universitäten abspielen muss, ist eine andere Frage. Die Quantität vor die Qualität zu stellen, halte ich für einen zwar gangbaren, aber schlechten Ausweg. Internationale Rankings sind heute der Maßstab der Vergleichbarkeit. Aber nicht die Platzierungen in solchen Rankings sollten dieser Maßstab sein, an dem ein Handlungsbedarf gemessen und initiiert wird, sondern aus dem angesprochenen Selbstverständnis, welches Prof. Nemeth in der Vorlesung angesprochen hat, als Teil der Reproduktion („Die Liebe zur Ordnung,..“) Die Spannung zwischen dem Druck der Marktwirtschaft und der sich zu erhaltenden Legitimation durch das Volk hat in den letzten Jahren zu mehr als nur absurden Wahlzuckerln, Maßnahmenpaketen und ähnlichem geführt und ist scheinbar nur schwer / bzw. kurzfristig auszuhalten. Vielleicht ist es an der Zeit, dass sich alle einmal vergegenwärtigen, dass die Probleme dieser Zeit möglicherweise eine eigene Struktur haben. Probleme, die vielleicht vorher noch nie da gewesen sind, bzw. zumindest nicht in diesem rasanten Tempo aufgetreten sind, historische Altlasten mit sich bringen und von großer globaler Dynamik beeinflusst werden.
  
  
 
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Version vom 7. November 2009, 06:34 Uhr

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Zmaritz Michaela:

Nach der Lektüre des Artikels war ich erstaunt, denn für mein Empfinden weist er nach wie vor hohe Aktualität auf. Der angesprochene Spannungszustand zwischen der Reproduktion und der Generierung neuen Wissens ist in jedem Fall ein Notwendiger. Gleichzeitig muss ich zugeben, dass genau diese gesellschaftliche Reibefläche, die die mittlere Zone sozusagen als Lebensgrundlage wie auch als Existenzberechtigung braucht, mir nicht im entsprechenden Ausmaß gegeben – oder vielleicht besser gesagt – genutzt zu werden scheint. Rein praktisch gesehen, war z. B. für mich genau dieser „alte“ Vorbehalt, Philosophie ist ja ein brotloses Studium, ausschlaggebend, bei der Inskription zu zögern und ein dreiviertel Jahr vergehen zu lassen, da genau jene geschürten Bedenken mich davon abhielten. Zum anderen ist für mich der Forschungsbereich dieser Disziplin auch ein durchaus „verschwommener“ Begriff, da ich mir zu wenig darunter vorstellen kann. Die Reproduktive Verantwortlichkeit im geisteswissenschaftlichen Bereich sehe ich tatsächlich, aus meiner persönlichen Warte heraus, nicht nur als legitim, sondern auch als dringend erforderlich. Ich möchte am Ende nicht in der Position sein, sagen zu müssen: „ Ja, letztlich hat es sich doch als Orchideenfach erwiesen. Die praktische Rückführung in mein primäres bzw. ein verwandtes Tätigkeitsfeld ist leider nicht möglich gewesen.“ Es ist mir bewusst, dass die Erfüllung beider Ansprüche – Reproduktion und wissenschaftliche Forschung in ihrer Gegenseitigen Abhängigkeit – weder leicht zu erfüllen ist, bzw. das es ein fortwährender Grenzgang unter den entsprechenden gesellschaftspolitischen Strömungen ist. Aber ich sehe es auch als Recht und als Pflicht, diesem Anspruch zumindest zu versuchen zu genügen. Dieses Recht- und Pflichtverhältnis trifft meiner Meinung aber genauso auf die Gesellschaft selbst und ihre politischen Vertreter zu, kommen sie doch mehrheitlich aus dieser Liga. Aber auch jedem einzelnen Studierenden ist Recht und Pflicht nicht zu erlassen und es gilt in jedweder Position zu hinterfragen, auf welchem legitimen Boden Forderungen, Anordnungen, Personalbesetzungen, Strukturmaßnahmen getroffen werden. Jede dieser Gruppierungen läuft fortwährend Gefahr, von anderen Gruppierungen, Strömungen, wirtschaftlicher, politischer oder sonstiger Natur instrumentalisiert zu werden. Deshalb sollte Bildung einem aufgeklärten Staat ein kostbares Gut sein und für möglichst viele Menschen zugängig sein. Ob sich dies immer auf dem Boden der Universitäten abspielen muss, ist eine andere Frage. Die Quantität vor die Qualität zu stellen, halte ich für einen zwar gangbaren, aber schlechten Ausweg. Internationale Rankings sind heute der Maßstab der Vergleichbarkeit. Aber nicht die Platzierungen in solchen Rankings sollten dieser Maßstab sein, an dem ein Handlungsbedarf gemessen und initiiert wird, sondern aus dem angesprochenen Selbstverständnis, welches Prof. Nemeth in der Vorlesung angesprochen hat, als Teil der Reproduktion („Die Liebe zur Ordnung,..“) Die Spannung zwischen dem Druck der Marktwirtschaft und der sich zu erhaltenden Legitimation durch das Volk hat in den letzten Jahren zu mehr als nur absurden Wahlzuckerln, Maßnahmenpaketen und ähnlichem geführt und ist scheinbar nur schwer / bzw. kurzfristig auszuhalten. Vielleicht ist es an der Zeit, dass sich alle einmal vergegenwärtigen, dass die Probleme dieser Zeit möglicherweise eine eigene Struktur haben. Probleme, die vielleicht vorher noch nie da gewesen sind, bzw. zumindest nicht in diesem rasanten Tempo aufgetreten sind, historische Altlasten mit sich bringen und von großer globaler Dynamik beeinflusst werden.



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