Kommentare - MuD09 - Gruppe4 - 04.11.

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Zurück Katharina Baur:Schon während der Vorlesung hatte ich so meine Probleme mit Wundt. Nachdem ich darüber nachgedacht hatte, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Wundt vielleicht die falsche Herangehensweise hatte. Meiner Meinung nach wäre es durchaus möglich, dass er seine Methode der hierachischen Strukturierung entwickelt hat um sein eigenes nationalistisches Weltbild zu rechtfertigen. Er geht von einer Annahme aus, von der er überzeugt ist und versucht diese zu beweisen. Der Staat ist das Oberste, Wichtigste. Wenn nun aber der Staat wie das Kollektiv aus Individuen besteht, die, wie es in der Natur des Menschen liegt, Fehler machen? Wie kann so ein Staat funktionieren? Ist der Staat dann nicht nur eine Illusion, ein Gedankenkonstrukt? Wundt sagt, dass man das Denken nur auf der Ebene des Kollektivs untersuchen kann. Aber ist das Denken nicht eine Instanz, eine Eigenheit des Individuums? Im Grunde ist es doch so: jeder Mensch ist der Mittelpunkt der von sich selbst aus erlebbaren Welt. Er kann sich mitteilen und sein Wissen mit anderen teilen. Doch dies führt uns wieder zur Problematik des Vertrauens. Ist geteiltes Wissen zuverlässig? Meine Erfahrung sagt, das ist es nur bedingt. Trotzdem hat jeder Mensch die Axiome, an denen er festhält. Ich denke, wir wollen vertrauen, einfach auch um uns das Leben zu erleichtern. Man stelle sich vor, wie es wäre wenn jeder Mensch sämtliche Erfahrung und sein ganzes Wissen von Grund auf selbst erlangen müsste. Wir sind gezwungen, zu vertrauen.


Elke Karpf:Ein Gedanke der VO war: unser Wissen beruht auf dem Wissen der anderen und dem Vertrauen darauf, es ist in einem sozialen Bezug eingebettet. Ist die Suche nach dem wirklichen Wissen, nach der einen Wahrheit also sinnlos, weil wir uns ja alle irren können? Können wir aus der menschlichen Perspektive heraustreten und zu einer objektiven Erkenntnis der Wirklichkeit kommen? Im Buddhismus wird, meinem Wissensstand nach, Meditation, um zur Erleuchtung zu kommen, die als Verschmelzung mit dem Universum betrachtet werden kann, als eine Möglichkeit gesehen. Durch die Ratio schaffen wir es wohl kaum, meine ich.

Zu Willhelm Wundt: seine Auffassung, dass nur er als einziger komplizierte Gedanken haben kann und das Volk untergeordnet ist, könnte man psychologisch interpretieren. Es war ein gutes Beispiel, wie man Philosophie als Machtmittel mißbrauchen kann und mich würde mehr zu dieser Thematik interessieren.


Zmaritz Michaela: Wenn ich davon ausgehe, was für mich persönlich der Sinn einer Ringvorlesung wäre, so sah ich dies am Donnerstag im Rahmen des Vortrags von Prof. Kusch über einen Vortragsbogen, der von der persönlichen Motivation, über Werdegang hin zum gegenwärtigem Tätigkeitsbereich als Philosoph reichte, erfüllt. Da ich die ersten beiden Male leider verhindert war, möge man mir den „späten“ Kommentar zur allgemeinen Struktur nachsehen, wollte das nur einmal gesagt haben. Ich gehöre schlicht zu denjenigen, denen eben durchaus nicht ganz klar ist, welchen Weg oder welche Schwerpunkte man sich im Rahmen des Philosophiestudiums setzen möchte.

Ob man nun an Wissenschaftstheorie oder Erkenntnistheorie bereits brennend interessiert ist oder nicht, so hat in jedem Fall diese Vorlesung, wohl ob ihres Verlaufs, mein Interesse geweckt. Letztlich hat die Idee, anhand eines simplifizierten Beispiels eine Theorie / Richtung soweit „runterzubrechen“, dass auch Studienanfänger mit Hilfe von „Ristos“ und „Seppos“ in vorsichtigen Schritten den Versuch wagen können nachzuvollziehen, wie Wissenschaftstheorie und analytisches Vorgehen aussehen kann. Generell kann ich sagen, dass mein Interesse an dieser jüngeren Disziplin der Philosophie durchaus geweckt worden ist. Offen sind natürlich nun für mich die Fragen „Was genau ist den nun die Hauptthematik des Vortragenden und könnte diese für mein Studium relevant sein? Wer „genau“ ist „Mr. Wright? usw…“ Als Nachfolger Wittensteins, welchen ich schon letztes Semester im Rahmen eines Lektüresproseminars bei Prof. Nagl kennen lernen durfte, steht er nun sozusagen symbolhaft für eine sich fortsetzende Auseinandersetzung mit Analytischer Philosophie und Logik, der ich mich scheinbar nicht so leicht entziehen kann. ;-)

Und wenn ich Prof. Kusch recht verstanden habe, dann zeigt sich im Verlauf der Menschheitsgeschichte, im Kleinen wie im Großen, dass wir im Grunde eigentlich schon immer „Seppo“ spielen, aber geneigt sind zu glauben - und auch daran gerne festhalten, dass es sich dabei um „Risto“ handelt. Alleine dieser Gedankengang an und für sich erscheint mir interessant genug, die Suche nach verwandten Themen und Philosophen, welche sich damit beschäftigen, als lohnenswert und hoffentlich auch für mich als gut gangbar zu beginnen.

Damit soll nicht gesagt sein, dass die „Elemente“ (z. B. philosophische Ansichten), welche, gemäß dieser Theorie als „Seppo“ aus dem Spiel zwischenzeitlich rausgefallen sind, obsolet sind. Vielmehr spiegelt sich für mich die Dynamik der Systeme, die in der Gewinnung von Erkenntnissen, deren Wege und auch abgeleitete Theorien wirksam werden, wider. Denn so betrachtet, ist scheinbar im Grunde genau dieser Ansatz zugrunde liegend. Wie hätten sich sonst die vielen verschiedenen Strömungen innerhalb der Philosophie entwickeln können?


Simon Pötschko: Der erste Punkt, in der Ausführung des Professors Martin Kusch, beschäftigte sich mit einem überaus Interessanten und fundamentalen Streit aus der Psychologie: Die Frage ob unsere Gedanken, in unserer Bewusstseinstruktur, auf derselben Ebene stehen wie unsere Vorstellungen, Empfindungen und Gefühle, oder ob diese über den genannten drei Qualitäten liegen und somit von komplexerer Struktur sind, da sie als eine Frucht, der drei unreduzierbaren Bewusstseinselemente gesehen werden können, hat durchaus Diskussionspotenzial. In dieser Hinsicht muss ich sagen, kann ich mich nicht der einen oder anderen Position zu 100% zuordnen. Zum einen bin ich der Meinung, dass wir unsere Gedanken durchaus als Produkt bzw. als Summe der drei Grundliegenden Bewusstseinselemente ansehen können. Gedanken sind, meiner Ansicht nach, nicht schon von vorneherein da, dass heißt sie müssen erst gebildet werden und dies tun sie auf dem Hintergrund von eben den drei Grundelementen - den Vorstellungen, den Empfindungen und den Gefühlen. Folglich besitzen sie eine komplexere Struktur als die vorhergehenden. Ich persönlich würde noch einen Schritt weitergehen und die Vorstellungen ebenfalls von den Gefühlen und Empfindungen loslösen, da sie erst durch einen Aufnahmeprozess und einen anschließenden Umwertungsprozess des Aufgenommenen im Menschen entstehen. Gefühle und Empfindungen sind meiner Ansicht nach eher als eine unmittelbare Reaktion auf äußere Einwirkungen zu beurteilen und erfordern keinen genealogischen Prozess. Wo ich mich hingegen den Ansichten der Würzburger verbunden fühle, ist ihre Auffassung, man müsse in jeder Untersuchung steht’s vom Individuum ausgehen und dürfe sich nicht in der Allgemeinheit verlieren!

Erkenntnistheorie: Durch die Problematik, ob Zeugnissen eine generative Wissensquellen sind oder nicht, eröffnet sich mir die Frage ob es den auch Möglich ist, dass es ein Wissen gibt, welches nicht gewusst wird; also um es genauer zu sagen: gibt es einen Gewussten Inhalt, ohne das es den Wissenden gibt. Kann Wissen ohne Wissenden existieren?  Gibt es ein Objekt ohne das Subjekt? Hierzu fällt mir das Beispiel von Berkley und dem umgefallenen Baum ein. Gäbe es Wissen auch ohne Wissenden, so würde sich die Frage nach einer generativen Wissensquelle gar nicht stellen, denn jedes Wissen wäre schon vorher da und müsste nicht erst neu gefunden werden. Trotz dieser etwas verzwickten Hypothese finde ich es nicht sehr einfach mich mit dem Gedanken anzufreunden, Zeugnisse seien generative Wissensquellen. In den Beispielen die uns der Professor genannt hat, beruht das Wissen auf Trugschlüssen und Täuschungen. Obwohl das Endergebnis beim Hörer ein wahres Wissen darstellt ist dies nur rein zufällig und ohne jede Art von Gewissheit so geschehen.


Fabian M. Kos: In den Mittelpunkt der „Risto-Suche“ stellen wir qualitativ unterschiedliche Automobile und bemerken, dass allen Fahrzeugen gewisse wesensbestimmende Dinge, wenn auch in abweichender Ausführung, ident sind (so beispielsweise die Reifen oder eine Windschutzscheibe). Alle sind durch diese Wesenszüge „gestempelt“ und können so derselben Kategorie zugeordnet werden, mit Hilfe derer sie wiederum direkt verglichen, ihre Qualitäten bestimmt und weiterführend verbessert werden können. Innerhalb dieser Klassifikation ist es also möglich und erstrebenswert ein immer leistungsstärkeres Produkt zu entwickeln, sich der Wahrheit zu nähern. In den Mittelpunkt der „Seppo-Suche“ stellen wir ebenfalls Automobile. Da wir allerdings keine „Stempelung“ jener Art vorfinden und somit auch keine umwandelbare Kategorisierung, kann das Auto mit jedem Spielzug an seiner ursprünglichen Identität verlieren. Wir könnten beispielsweise der Mobilität nach, den PKW mit Eislaufschuhen in eine Reihe stellen. Die Einordnung ist also um einiges variabler als in der „Risto-Suche“. Deshalb ist bei „Seppo“ ein offensichtlicher Fortschritt schwerer umzusetzen, jedoch kann eine Unterteilung auch wesentlich unabhängiger agieren. Sie kann demnach neue Aspekte in die Entwicklung des (Auto)Mobils aufnehmen, die den Rahmen der „Risto-Suche“ sprängen. Beispielsweise die Eliminierung von Reifen o.ä. Kontraproduktiv erscheint dies natürlich für die Wahrheit des Autos, das durch die immer wieder kehrenden Qualitätssprünge in jegliche Richtung, in seinem Wesen nicht berücksichtigt werden muss. Dies führt uns zum Begriff der Wahrheit, der mir im Sinne des „Risto-Modells“ als vollendete, höchstmöglich anzustrebende Seinskategorie erscheint. Während in der „Seppo-Suche“ die Wahrheit in dieser Weise nicht relevant ist, da sie sich nicht die Wahrheit als Ziel setzt. Die Definition des Wissens, bei Prof. Kusch: „gerechtfertigter, wahrer Glaube“ und die Wahrheit an sich sind sohin diskutierbar.

Mathias Pöschko: Zuerst möchte ich mich auf Prof Wundts Bewusstseinstheorie beziehen: Darin heißt es doch, dass Gedanken aus Kombinationen von Empfindungen, Vorstellungen und Gefühlen entstünden. Um diese Theorie gleich mal aus den Angeln zu heben: Kann ein Gedanke nicht auch aus einem anderen entstehen, wie in der Mathematik? Ich glaube, unser Bewusstsein gestaltet sich weitaus komplexer als wie von Wundt angenommen. Und ich glaube nicht an eine Hierarchie darin; eine solche mutet mir doch sehr seltsam an. Interessant wäre hier ein Beispiel, wo ein Gefühl einem Gedanken folgt. Wo ich nämlich nachdenke und plötzlich zu einem- sei es "positiven" oder "negativen"- Gedanken gelange und infolgedessen dementsprechend fühle. Überhaupt frage ich mich, wie Herr Wundt denn das genau gemeint hat: "entstehen". Ist das dasselbe wie "darauf folgen"? Und weiters bin ich generell der Meinung, dass Gedanken, Gefühle, Empfindungen und Vorstellungen doch in großem Maße zusammenhängen, und nicht voneinander zu trennen sind. Oft sind sie sogar die jeweils andere Entität: Manchmal ist ein Gefühl ein Gedanke, und manchmal ist eine Vorstellung eine Empfindung.

Recht interessant fand ich die Definition von Wissen als gerechtfertigter, wahrer Glaube. Was bedeutet wissen? Wenn ein Mensch etwas weiß? Im Grunde kann ein Mensch ziemlich viel wissen, angefangen von Dingen in seiner Umgebung bis Dingen weit weg, oder ganz klein oder ganz groß, physisch oder metaphysisch. Wenn wir etwas wissen, sind wir uns dessen sicher, dann sind wir felsenfest davon überzeugt, dann hat es Wirklichkeitscharakter. Nach der Definition von Herrn Kusch müsste Wissen Glaube- wenn auch weitermodifizierter- sein. Glauben würde ich definieren als "sich nicht ganz sicher sein, aber es einmal annehmen". Insofern würde diese Definition nicht mehr wirklich stimmen. Überhaupt finde ich, dass der Ausdruck "wahrer Glaube" etwas unrichtig ist. Denn was heißt das schon? Dass der Glaube existiert? Oder dass das, woran geglaubt wird, wahr ist? Dann wäre es kein Glaube mehr!

Anschließend an dieses Thema fände ich es richtiger zu fragen, wie Wissen im Menschen entsteht, und nicht, was die Quellen des Wissens sind. Denn das hieße doch "Wo kommt das Wissen her", wobei aber wissen nicht irgendwo herkommen kann; wissen kann ja nur das Individuum selbst.

Bzgl Seppo- Spiel möchte ich nur noch kurz anmerken, dass "Dieser Gegenstand ist ein Seppo" auch dann wahr sein kann, wenn andere den Gegenstand nicht als Seppo ansehen! Das ist doch eigentlich logisch; Andere können einfach falsch liegen!


Daniel Ziegelmayer: Nach der Vorlesung von Prof. Kusch habe ich noch viel über seine Philosophie der Zeugnisse nachgedacht und bin immer zu dem selben Ergebnis gekommen: Ich verstehe es nicht. Wo genau liegt der Unterschied zwischen generativen und nicht-generativen Wissensquellen? Wahrnehmung und logisches Denken sind generativ, weil neues Wissen entsteht, durch Zeugnisse wird nur Wissen weitergegeben, welches bereits (beim Zeugen) vorhanden war. Doch beim Hörer entsteht doch (für ihn) neues Wissen. Kann man das nicht als generativ bezeichnen?

Wenn man Zeugnisse als nicht-generativ bezeichnet, warum darf man dann das Denken und Wahrnehmen generativ nennen? Wenn ich einen für mich neuen Gedanken habe, so heißt das doch nicht, dass dieser Gedanke zum ersten mal gedacht wurde. Es entsteht neues Wissen für mich, aber es gibt vielleicht schon unzählige andere Menschen, die dieses Wissen schon lange besitzen. An dieser Stelle möchte ich behaupten, dass es nur sehr wenige logische Gedanken und Wahrnehmungen gibt, die völlig neu sind, somit müssen doch auch diese beiden Fälle meistens nicht-generativ sein. Doch das würde bedeuten, dass der Großteil der Menschheit zu Lebzeiten kein neues Wissen erlangt. Hier stellt sich mir die Frage: Was sind denn nun wirklich generative Wissensquellen?

Für mich persönlich war der Vortrag von Prof. Kusch sehr unklar und verschwommen. Einerseits geht es um das subjektive Wissen (bei logischen Gedanken und Wahrnehmungen), andererseits um das objektive Wissen (bei Zeugnissen), weshalb die einen Quellen als generativ, die anderen als nicht-generativ bezeichnet werden. Es werden von verschiedenen Dingen Schlüsse gezogen, die so doch nicht gezogen werden dürfen. Wenn man nur vom subjektiven Wissen ausgeht, sind Zeugnisse generativ, bei objektivem Wissen hingegen ist doch auch das Denken und Wahrnehmen (meist) nicht-generativ.

Diese Gedanken haben mich zu anderen Frage geführt: Ist es notwendig, über Zeugnisse nachzudenken? Braucht man Zeugnisse überhaupt? Ich kann auch ohne Zeugnisse etwas erkennen, durch logisches Denken und Sinneswahrnehmungen, aber damit mir ein Mitmensch etwas übermitteln kann, brauche ich zwingend meine Sinneswahrnehmungen und mein logisches Denkvermögen, welche somit Quellen der Zeugnisse sein müssen, also können diese Zeugnisse dann doch keine "reinen" Quellen des Wissens sein. Dasselbe gilt auch für die Erinnerungen.

Vielleicht habe ich etwas falsch verstanden oder in meinen Überlegungen etwas wichtiges übersehen, aber ich bin auf keine Antwort gekommen bei der Frage: Wo genau liegt der Unterschied zwischen generativen und nicht-generativen Wissensquellen?

Gertrude Dvornikovich:Prof. Kusch hat zwei Spiele zum Thema Gemeinschaft, Wahrheit, Fortschritt und Wissenschaft ge- bracht, und zwar Restorismus und Seppoismus. Die Menge der Ristos sind eindeutig durch Extension identifizierbar. Ristos sind physikalisch gekennzeichnet und durch Wahrnehmung identifizierbar, haben eine Identität. Risto ist eindeutig wahr, also eindeutig, wenn es einen Stempel besitzt, erkennungsunabhängig, hat eine Extension. Seppo kann nur im Kollektiv identifiziert werden, durch Wahrnehmung und Verhandlung durch andere. Die Menge der Seppos besitzt keine definierte Extension, orientiert sich an Ähnlichkeit. Die Wahrheit ist nicht erkennungsunabhängig, daher die Annäherung an die Wahrheit nicht vorhanden,Nähe an die Wirklichkeit und Deidealisierung. Prof. Kusch ist Seppoianer und bringt uns folgende Kritik am Seppoismus: Ist Wahrheit ein Ergebnis einer dekokratischen Abstimmung? Wer ist überhaupt abstimmungsberechtigt? Wird das basisdemokratisch oder in einer represantativen Demokratie gemacht? Ist Wahrheit, das was mit Gewalt/Repression den Massen verkauft wird? Prof. Kusch sagt, dass der Begriff Wahrheit absurd sei und sich somit die soziale Dimension der Wissenschaft offenbare. Prof. Kusch will zeigen, dass sich ein klassisches Instrument aus der Natur- und Sozialwissenschaft, für das Schaffen von idealisierten Modellen auch für die Philosophie eignet.


Koepp Laurent: Den ersten Punkt über die Psychologiefrage fand ich sehr interessant. Ich gliedere mich hier Hume an, und behaupte dass man aus einer Ursache die Wirkung nicht ersinnen kann, wenn man es sich nicht durch Erfahrung beigebracht hat. Also kann auch unser Denken nur soweit erreichbar sein, wie es durch äußere Eindrücke geprägt wurde. Allerdings sind es nicht nur äußere, (defacto sinnliche Wahrnehmungen) sondern werden diese Eindrücke auch immer mit einem Gefühl in Verbindung gebracht, also einer inneren Wahrnehmung. Nun stellt sich die Frage, wieso kann der Mensch fühlen? Wie kommt es zu Trauer, Wut, Angst, Egoismus, Rache e.t.c? Nach Spinoza gibt es solche Modi des Denkens nur, wenn in dem Individuum die Idee des geliebten, begehrten u.s.w Dinges gibt. (Spinoza, Meiner Verlag 2007 S.103) Auch dieser Idee schliesse ich mich an. So wird unser Denken von äußeren Faktoren beeinflusst. Wieviel von unserem Denken ist denn nun individuel? Kann man von Micro zu Macro hochsteigen, oder sollte man sich doch lieber von der Masse zum Individuum runterarbeiten?

Hier ist jetzt an erster Stelle die Sprache zu beobachten, da unser Denken durch Wörter einen Ausdruck erfährt. Auch für alles was wir sehen, formen wir automatisch einen Begriff im Kopf. Nun wird allerdings auch das sinnlich wahrgenommene Objekt durch diesen Begriff geformt. Nehmen wir z.B die Hautfarbe, sie wird z.B als "weiß" oder "schwarz" wahrgenommen. Mit diesen Begriffen werden in unserer Gesellschaft automatisch unterschiedliche Werte, andere Herkunft e.t.c verbunden, obwohl wir gar nicht wissen können, ob der oder diejenige nicht schon seit Generationen in jenem Land wohnen, also dadurch auch z.B die gleiche Werte teilen. Durch diese Reaktion in unserem Kopf, die nur auf einem Wort (gesellschaftlich auferlegt) und einem sinnlichen Eindruck (individuelle Wahrnehmung) beruht, bauen wir uns ein ganzes Gedankengerüst auf. Eine Vorstellung der Vergangenheit, respektiv Gegenwart, die uns bis in die Zukunft hinein begleitet.

Allerdings erfährt nun auch unser Gegenüber durch dieses Wort, was mit sovielen Eigenschaften verbunden sein kann, die man langsam kennen lernt, eine sinnliche wie innerliche Erfahrung. Ob die nun positiv oder negativ ist, hängt vom Wort ab wie es in einer Gesellschaft gebraucht wird. Unser Denken ist also von Vorurteilen geprägt, die durch die Gesellschaft hervorgerufen werden.

So bin ich der Meinung, dass das Individuum durch die Gesellschaft geprägt wird. Die Gesellschaft wiederrum hängt von vielen Faktoren ab wie z.B Staatssystem, Marktwirtschaft, Bildung, geographischen Fraktoren, naturellen Ressourcen.

Nun komme ich allerdings zum Gegenmodel. So, meiner Meinung nach, erfährt auch die Gesellschaft eine Transormation durch das einzelne Individuum. Wenn nicht jedes Individuum seine Rolle spielt die es zu spielen hat (im kapitalistischen System z.b Arbeiten) fallen Probleme an. Um diese zu lösen braucht es wieder andere Individuuen. Wenn diese auch zum Problemfall werden sich z.B weigern zu Arbeiten, dann muss die Gesellschaft Veränderungen vornehmen, egal in welcher Art. So ist auch die Gesellschaft nicht weniger ein produkt der Individuuen, wie die Individuuen ein Produkt der Gesellschaft sind. Also bin ich der Meinung dass man beide Schule (Micro wie Macro) miteinander verbinden sollte, und nicht versuchen sollte in beide eine Hierarchie einzubauen.


Thomas KarnerInsgesamt fand ich den Vortrag recht interessant. Gegenüber den ersten beiden Vorträgen von Prof. Gotz bildete dieser Vortrag ein absolutes Kontrastprogramm. Inhalt der Darstellung seines beruflichen Werdeganges bildete unter anderem Michel Foucault. Dessen wesentliches Interesse der Machtausübung und der Kontrolle von Populationen galt. Wie zum Beispiel die Polizeimacht oder die Machtausübung in der Psychiatrie. Ein wie ich finde faszinierendes Gebiet. Die Sichtweisen des Leipzigers Wilhelm Wundt erscheinen mir problematisch zu sein. Gefühle sind bei ihm minderwertig. Das verstehe ich nicht wirklich. Der Staat ist wertvoller als das Individuum. Kann das richtig sein? Meiner Vorstellung nach nicht, der Staat entsteht doch erst aus den einzelnen Individuen. Wie kann es sein, dass aus lauter minderwertigen Einzelteilen ein hochwertiges Gesamtbild entsteht? Überhaupt fällt es mir schwer die hierarchische Struktur seines Instituts an dessen Spitze er als eine Art Allwissender steht für gut zu befinden. Der abschließende Teil des Vortrages – die Risto und Seppo Spiele – als Analogie zu Wahrheitssuche und Fortschrittsglaube, waren wirklich gut und regen dazu an, über den Sinn der Suche nach der „einen“ Wahrheit nachzudenken.

Weronika Macyznska: Zum Thema Zeugnisse und Wissen, wie schon Daniel Z. geschrieben hat, dass durch Zeugnisse Wissen weitergegeben wird, und dem Hörer sich dadurch ein neues Feld von Wissen ergibt, kann man, meiner Meinung nach diese nicht als „nicht-generativ“ bezeichnen, weil jeder Mensch aus einer anderen Perspektive an ein Thema herangeht. Wir sind nicht alle gleich (Persönlichkeit, Erziehung, Gesellschaft,..), und obwohl die Erfahrungswissenschaften uns eine Allgemeinheit vorgeben, können wir Zeugnisse und Wissen anders interpretieren. Außerdem frage ich mich wo der genaue Unterschied zwischen Zeugnis und Wissen liegt, denn für mich ist das eine wie auch das andere eine Variable. Mich würde es wirklich interessieren wie die Unterschiede zwischen den verschiedenen Perspektiven der Auffassung von Empfindungen, Vorstellungen und Bewusstsein entstehen und ob man es in der Philosophie verallgemeinern kann oder stellt sich die Philosophie nicht auf die selbe Augenhöhe wie die Erfahrungswissenschaft, wenn man von solchen Theorien ausgeht und eine Messgrundlage für alle Menschen setzt? Zur Wundt-Theorie möchte ich schreiben, dass es wirklich kaum vorstellbar ist ein System über ein Individuum zu stellen, den schließlich steht an der Spitze des Systems (Saat) auch ein Individuum, also finde ich diese Theorie sehr paradox.


Ipek Dalgic: Mich beschäftigen seit der letzten Vorlesung folgende Fragen: Woran erkenne ich, dass die drei angeführten Grundelemente des Bewusstseins - die der Empfindungen, Vorstellungen und Gefühle - nicht mehr reduzierbar sind? Woran ist zu erkennen, dass Gedanken auch Grundelemente des Bewusstseins sein sollen? Ist es uns überhaupt angängig, sich dieser Frage ohne die bereits vorhandenen gesellschaftlichen, kulturellen und persönlichen Erfahrungen (z.B. Erziehung) zu nähern? Denn einerlei wem es gelingt die Frage zu beantworten, nähern wir uns doch immer dem Bereich der „Risto-“ bzw. „Seppo-Suche“. So stellt sich mir wiederum abschließend die Frage, ob eine Annäherung an „die Wahrheit“ gegeben ist oder ich mich doch nur auf zufällige Illusionen einlassen muss.


Wolfgang Krenn: @ Mathias Pöschko || Die Definition von Wissen ist nicht die Definition von Professor Kusch. Er hat diese als provisorische Annahme für seine Abhandlung miteinbezogen, da er die Definition als einflussreichste betitelte. Außerdem besteht hier ein Problem der Begrifflichkeit. Wir verwenden den Begriff „Glauben“ vor allem das Verb glauben als Unkenntnis von etwas bzw. als kein belegbares Wissen somit hebt sich die Definition eigentlich auf. Glaube muss in diesem Kontext wahrscheinlich anders aufgefasst werden. Vielleicht hilft dabei eine religiöse Auslegung um dies zu versinnbildlichen. Dein persönlicher Glaube an Gott, eine über uns stehende Macht, die Göttin der Vernunft, Valhalla oder sonstige mögliche Grundlagen für Glauben sollten eine für dich unumstößliche Quelle sein, welche dich mit Kraft, Geborgenheit, Liebe etc. versorgt. Für dich ist der Fokus deines Glaubens einerseits nicht fassbar, du kannst dir also kein wirkliches Bild davon machen anderseits scheinst du dir gewiss zu sein dort in Ewigkeit gut aufgehoben zu sein. So eine Art von Glaube wird hier gemeint sein. Nur handelt es sich hierbei um keinen subjektiven Glauben, sondern eben um einen gerechtfertigten, objektiven Glauben. Ich bin mir dessen bewusst, dass es viele Auffassungen von religiösem Glauben gibt. Meine Erwähnungen sollten mir nur dazu helfen, den Begriff, so wie ich ihn hier verstehe, deutlicher zu machen. Darum habe ich mich auch keineswegs explizit festgelegt. ;-)

@ allgemein Weiters finde ich, dass Professor Kusch mit dem Beispiel über die Leipziger und Würzburger Auffassung von unreduzierbaren Bewusstseinselementen nicht unbedingt einen Disput über eben diese beiden Auffassungen von Zaun brechen wollte, sondern ich nehme an, dass er vielmehr deutlich machen wollte, wie eine psychologische, damals auch philosophische, These zu interdisziplinären Kontroversen geführt hat. Neben der Psychologie/Philosophie beteiligte sich Politik und Religion an dieser Thematik. Politisch fand eine Aufteilung von Wundts Nationalismus und einem Würzburger Internationalismus sowie Individualismus statt. Im religiösem Bereich standen sich die christlichen Auffassungen Katholizismus und Protestantismus gegenüber. Die Protestanten stellten die Bedeutung des Willens in den Mittelpunkt, verbinden dies mit dem einer weiteren philosophischen Auffassung Kants und gehören folglich Wundts Lager an, der den Willensakt als notwendiges Mittel ansieht um aus primitiven Bewusstseinselementen Gedanken erzeugen zu können. Im Gegensatz hierzu finden die Katholiken die Würzburger Theorie richtig, da Gedanken nun auch Grundelement sind und sich nicht von minderwertigem anderen erzeugen lassen. Somit kann man ihrer Auffassung nach Geist und Körper trennen, was besser mit den Gedanken von Thomas von Aquin vereinbar ist. Demnach, finde ich, die Auswirkung der beiden Ursprungstheorien viel interessanter als den bloßen Vergleich. Dazu kommt, dass ich mir beispielsweise nicht bewusst bin, wie relevant diese Thematik heutzutage noch ist.


Astrid Barcza: Den Vortrag von Prof. Kusch fand ich sowohl inhaltlich als auch auf Ebene des Vortragskonzepts sehr spannend und auf eine Weise motivierend, da unter anderem die gesellschaftlichen Zusammenhänge und deren (mögliche) Relevanz um die Wissensproduktion und Prozesse der Wahrheitsfindung hervorgehoben wurden. Eine Dimension, die ich in den Vorträgen von Prof. Gotz in dieser Deutlichkeit etwas vermisst habe. Die letzte VO-Einheit hatte für mich rückblickend einen roten Faden und eine in sich schlüssige Strukturierung, wenn sie sich einem/r vielleicht auch erst bei nochmaligem Durchsehen der Folien verdeutlichte. Die Vorstellung des eigenen wissenschaftlichen Werdegangs verstand ich nicht als einleitende „Pflichtübung“, sie verdeutlichte in sich den Prozess der Wahrheitsfindung, des In-Frage-Stellens oder Fragen des Erkenntnisinteresses. Gerade jene sozialen Prozesse der Wissensproduktion und ihr wechselseitiger Zusammenhang, der bis auf Ebene institutionaler Hierarchien am Beispiel der Psychologie-Kontroverse gezeigt wurde, sind Dimensionen, die ich für wichtige Komponenten auch einer philosophischen Herangehensweise halte – soweit ich das zu Beginn des Studiums einschätzen kann. Kurz, das Interesse an sozialen Prozessen des Erkennens und des Aushandelns oder der „gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit“ (wie es Berger/Luckmann nannten), das wir bei Fragen um die Begrifflichkeit von Wahrheit, Wissen oder Erkenntnis nicht aus den Augen verlieren sollten.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch die Kategorie „Vertrauen“ ansprechen, die ich in der Diskussion um generative und nicht-generative Wissensquellen sehr interessant fand. Unser Vertrauen in andere lässt sich nach Prof. Kusch nicht mehr (rational?) rechtfertigen und bliebe praktisch unhinterfragbar. Mir ist der Begriff „Vertrauen“ aus der Systemtheorie als zentrales Orientierungs- und Entscheidungselement bekannt, wodurch gewissermaßen berechenbare Entwicklungsmöglichkeiten geschaffen werden, die der Komplexität aller möglichen Entscheidungen einer Situation entgegenkommen. Es wäre interessant, den Begriff „Vertrauen“ in Zusammenhang mit den im Vortrag aufgestellten Wissensquellen zu diskutieren.


Dan Siserman: Könnten uns die Zeugnisse, also die Mittmenschen als Wissensquelle dienen? Können sich Kenntnisse überhaupt vermitteln? Unter welchen Bedingungen könnten wir der Mitmenschen Aussagen für wahr halten? Sind Zeugnisse je eine generative Wissensquelle? Lässt sich unser Vertrauen auf Zeugnisse rational rechtfertigen? – sind vielleicht die wichtigsten Fragen die uns die Erkenntnistheorie im Bezug auf unsere mitmenschliche Erkenntnismöglichkeiten stellen.

Da das erkannte Objekt nur durch eine persönliche erkennende Subjekt erkannt werden kann, der mit Sinneswahrnehmungen und Erkenntnisvermögen ausgestattet ist, lässt sich eine mitmenschliche Erkenntnistheorie nur durch eine onthologische Begründung des Mitseins. Also eine soziale, rein empirische, Begründung einer solchen Erkenntnismöglichkeit, ob die Zeugnisse als Wiessensquelle dienen oder nicht und ob Kenntnisse überhaupt vermittelt werden können, erweist sich als mangelhaft.

Das Mitsein unserer Mitmenschlichkeit zeigt dass wir Übergangswesen (fr. être de passage) sind. Das bedeutet, dass wir ein Übergang zwischen einem bestimmten Punkt in der Vergangenheit und einem entworfenen Zweck in der Zukunft sind. So gesehen ist der Mensch durch sein Zeitbewusstsein für sich selbst ein Vermittler, denn er kann ein vergangenes Wissen in die Gegenwart bringen und in die Zukunft entwerfen. In dieser Hinsicht sind wir Übergangswesen nicht nur für uns selber sondern auch für die Mitmenschen. Denn wir nehmen ein Objekt an, das wir kennen, und projizieren es durch unsere Sprache in einen Zwischenspielraum, so dass ein Mitmensch es übernehmen könnte. Nur erst, nachdem wir den onthologischen Hintergrund gezeigt haben, können wir die obengenannten erkenntnistheoretischen Fragen beantworten.

Also könnten Zeugnisse immer Wissensquellen sein, aber, meiner Einsicht nach, nie eine generative Wissensquelle, denn ein Zeugnis, wie gesagt, könnte nichts anderes als ein Übergang sein, weil es selber nichts anderes als ein Übergangswesen ist. Und das vermittelte Wissen könnte auf nichts anderes, als auf den Glauben beruhen, denn wie könnte Vertrauen wissenschaftlich begründet werden ? Denn Wissen ist gerechtfertigter Glauben ! Wir sind in allem dem Glauben untergeworfen. Und dies bedeutet nicht das es keine allgemeingültigen Grundsätze gibt, sondern das es immer einen Zusammenhang zwischen Vernunft und Glauben gibt: ich glaube an das, was ich erkenne, das es so ist, wie es ist, und nicht anders wie ich es kenne; ich kenne das, was ich glaube, das es so ist, wie es ist, und nicht anders wie ich es glaube. Der Glaube setzt unserer Vernunft eine Grenze, sowie unsere Vernunft unserem Glauben die Grenze setzt. Deswegen lässt sich unser Vetrauen nicht rational rechtfertigen, denn es gibt Grenzen zwischen dem was wir erkennen und dem was wir nicht erkennen können. Und die Bewusstseinsinhalte der Anderen bleiben uns unzugänglich. Denn unsere geistigen und sinnlichen Vermögen und Erkenntnismöglichkeiten erlauben uns die Wirklichkeit nur als Erscheinung zu erkennen, so dass das Ansichsein des Mitmenschen und seine Bewusstseinsinhalte uns versteckt bleiben sollen. Die Sprache wäre aber nur eine unvollkommene Ausdrücksweise im Vergleich mit den tatsächlichen Bewusstseinsinhalten.

Paula Unterwurzacher: Leider war ich am Abend des letzten Donnerstag verhindert und konnte an der Vorlesung von Prof. Kusch nicht teilnehmen, darum habe ich mir die Folien zu seinem Vortrag und die Protokolle meiner Mitstudenten durchgelesen. Ich persönlich halte die Verbindung von sozialen und philosophischen Komponenten für äußerst interessant. Wie ich in der „Vorstellungsrunde“ in unserer zweiten Übungseinheit erfahren habe, studieren einige Kollegen neben Philosophie auch Politikwissenschaft oder Soziologie. Diese Verbindung finde ich sehr ansprechend, da meiner Meinung nach beispielsweise in der Politik oft viel „philosophischer“ vorgegangen werden sollte, wenn ich das so plump ausdrücken kann. Platon hat schon betont, dass ein Politiker immer auch ein Philosoph sein sollte und, dass man sich als Politiker unbedingt von Philosophen beraten lassen sollte. In diesem Zusammenhang spielt natürlich auch die Verbindung von Philosophie und Psychologie eine Rolle, denn wie sich jemand, dem viel Macht zukommt verhält, im Gegensatz zu jemandem, der sich von seinem Staat ungerecht behandelt fühlt, etc. ist meiner Meinung nach eine philosophische als auch politische Frage, doch auch psychologische und soziologische Aspekte spielen bei solchen Untersuchungen eine maßgebende Rolle. Wie sich verschiedene Wissenschaften miteinander zu einem gewissen Teil verbinden und somit auch erweitern können, fasziniert mich durchaus.


Benjamin Andreatta: Was mir sehr gut gefallen hat, war der Ausschnitt aus seinem Werdegang, als Beispiel, wie man Professor wird und wie dieser Weg sein kann. Die Vorlesung an sich war sehr interessant und durch praktische Beispiele angenehm gestaltet, ebenso der Einsatz von Folien. Besonders faszinierend war der Vergleich der zwei Spiele als Vorstellungshilfe der Theorie, dass weitergegebenes Wissen auch als generatives Wissen gilt, wobei ich noch nicht hundertprozentig überzeugt bin. Daher hätte mich seine eigene Herleitung (er legte sie uns nicht vor, da sie 40 Minuten in Anspruch nähme) sehr interessiert und wichtig. Der Gedanke, dass aus einem Zeugnis Wissen entsteht, dass Waheitsanspruch inne hat sollte man vielleicht deshalb noch in der Übung ausführen.


David Bogner:

@ Mathias Pöschko

- zur Bewusstseinstheorie von Wundt: die ist etwas komplizierter als von Professor Kusch in fünf Minuten ausgeführt. Alles was jetzt Psychologie ist, war damals Gegenstand der Philosophie und musste erst vom Physiologen Wundt herausgelöst werden. Er versuchte Fragen der Erkenntnistheorie mit in der Physiologie erprobten Vorgangsweisen, das heißt im Experiment, zu klären. Wenn ich mich recht erinnere, braucht er die Unterscheidung zwischen Gedanken auf der einen Seite und Empfindungen, Vorstellungen und Gefühle auf der anderen Seite, damit so etwas wie Willensakte notwendig sind, die man dann experimentell messen kann. Was ich eigentlich sagen will: bevor die Theorie aus den Angeln gehoben werden kann, muss man sie kennen. Und wir kennen sie nicht, weil erstens viel zu wenig Zeit in jeder Vorlesung ist und zweitens Professor Kusch auf etwas anderes hinaus wollte: Es spielen auch in Wissenschaften wie der Psychologie Dinge eine Rolle, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich sind. In diesem Fall die Tatsache, dass auch Wundt hierarchische Stellung im Institut auf seiner Theorie fußte, Ideologie und Religion.

-Zur Definition von Wissen als gerechtfertigter, wahrer Glaube: auch hier werden meiner Meinung nach Begriffe durcheinander gebracht, da Glaube in dieser Definition nicht der religiöse Glaube ist, sondern einfach die Überzeugung, dass die jeweilige Aussage auch wahr ist, wie aus dem Religionslehrerin-Beispiel klar wird. Warum beim ersten Beispiel Zeugnis als generativ zu betrachten sind (weil die Lehrerin nicht glaubt und somit nicht weiß, der Schüler aber schon) und dann doch nicht (weil die Lehrerin nur ein Glied in der Kette ist und der Anfangspunkt, also Darwin schon weiß, weil er 1. von seine Theorie überzeugt war (Glaube), dies durch seine Entdeckungen auf den Galapagosinseln auch gerechtfertigt war und die Evolutionstheorie wahr ist) ist mir halbwegs klar. Aber was ist mit dem zweiten Beispiel. Damit das Nichtwissen der dann doch nicht blinden Person gilt, fehlt ihr das „gerechtfertigt“? Das ging mir ein bisschen zu schnell.

@ Koepp Laurent Ich versteh leider kein Wort. Ich hab zwar versucht deine Ausführungen mitzudenken, aber bin sehr früh ausgestiegen und hab vor allem die Verbindung zur Psychologie-Frage nicht verstanden.

Frederick Tekook: Meiner Ansicht nach haben wir bei dieser Vorlesung wesentlich weniger Grundlage zum Diskutieren in die Hände bekommen als bei jenen von Professor Gotz. Zum Beispiel die Aussage von Wundt, es gebe Empfindungen, Gefühle und Vorstellungen, die als Grundlage für Gedanken fungieren, die allerdings dann höher zu bewerten sind. Das ist für mich eine "Friss oder stirb" Aussage, es fällt mir schwer, darüber jetzt zu argumentieren. Prinzipiell wäre ich gewillt, Simon zuzustimmen, mir kommt es so vor, als sei doch mindestens die Vorstellung schon eine Vorstellung VON etwas. Wovon denn? Natürlich von etwas, das ich durch Sinne wahrgenommen oder erfühlt habe... Aber mir fehlen Hintergründe, um dazu jetzt wirklich etwas sagen zu können, ich unterstelle mal, dass sich Wundt durchaus etwas dabei gedacht hat, diese Aussage zu formulieren, weshalb ich mir selbst nicht Vorschnelle vorwerfen möchte. Den Risto-,Seppovergleich fand ich faszinierend, er war -in meinen Augen- ein gutes Sprungbrett für einen kompliziert zu verstehenden Zusammenhang. Ich finde es ausgesprochen schade, dass Professor Kusch nicht ausführlich erklärt hat, wieso er selbst eher zu Risto tendiert, das hätte auch ein sehr schönes Gegengewicht zu Professor Gotz sein können. Zu sagen, wo wir uns selbst einordnen, wäre wohl in den meisten Fällen -wieder- vorschnell, aber ich vermute, dass dies weniger eine Frage unserer Gedanken als viel mehr unserer Sichtweisen ist. Also steht diesbezüglich die Frage, was wir durch unsere Sinnlichkeit wahrnehmen, im Mittelpunkt. Ich persönlich tendiere (noch...) zu Risto, deshalb hätte mich die Argumentation von Professor Kusch umso mehr interessiert.

Daniel Schinewitz Wissen als “wahrer Glaube”. Dieser Behauptung stimme ich zu, insofern unsere Erkenntnis nie vollkommen, und stets kritisierbar bleibt. Wir können einen Glauben dahingehend stärken, indem wir ihn argumentativ greifbar machen. Durch Reflexion können wir uns diesem “Glauben” soweit annähern, dass wir zwar nie absolute Gewissheit erlangen können, aber dennoch die Wahrscheinlichkeit erhöhen, mit der wir von der “Wahrheit” dieses Glaubens ausgehen können. Diesen Zustand würde ich als Wissen bezeichnen.


Viola Kleiser: Der Vortrag von Professor Kusch war das komplette Gegenteil von Professor Gotz‘ Vortrag, was ich sehr spannend fand. Denn es ist ja der Sinn dieser Ringvorlesung die Philosophie aus verschiedenen Blickpunkten kennenzulernen. Beeindruckend war, gleich zu Beginn der Vorlesung, als Professor Kusch seinen philosophische Werdegang beleuchtete, das er bereits bei so vielen Universitäten gelehrt und bei vielen bedeutenden Professoren gelernt hat. Den Ansatz bei philosophischen Fragen das soziale und politische herauszuarbeiten erachte ich als sehr wichtig, da man dann oft besser die jeweiligen verschiedenen Ansichten versteht.

Die RISTO und SEPPO Spiele habe ich besonders toll gefunden, denn genau das ist es, was einen guten Vortrag ausmacht. Kompliziertes so zu vereinfachen, dass es verständlich ist, also ein Problem zu idealisieren, dann aber auch wieder zu de – idealisieren. Zur Frage, ob Zeugnisse generatives oder nicht – generatives Wissen haben, schließe ich mich der Diskussion an, ob es Wissen überhaupt gibt ohne es zu wissen. Wie in dem Beispiel als das Mädchen, das glaubte Farben nicht zu erkennen das Wissen über die Farbe der Ampel weitergab. Kann sie das Wissen weitergeben ohne es selbst zu wissen? In diesem kurzen Augenblick glaubt sie aber dieses Wissen zu besitzen. Außerdem finde ich das Beispiel mit den Ampelfarben nicht ganz passend, da man auch anhand der Lichterreihenfolge (grün – unten) erkennen kann ob man die straße queren darf oder nicht. Wird dieser Aspekt miteinbezogen so wäre das Wissen des Mädchens gerechtfertigt und wahr und somit „echtes“ Wissen.

Simona Stockreiter: Durch die Beispiele der beiden Spiele, konnte die Problematik des Wahrheitsbegriffs für mich gut veranschaulicht werden. Im Ristospiel findet eine Suche nach der absoluten von Gott abhängigen Wahrheit statt. Die Wissenschaft nähert sich hier an diese absolute Wahrheit, an der folglich kein Zweifel möglich ist. Prof. Kusch bezeichnet das Seppo-Spiel als „realistischer“. Er behauptet, die Idee der Wahrheit mache keinen Sinn, da sie Erkennungsabhängig ist. Für ihn ist Verhandlung genauso wichtig wie Wahrnehmung. Im Seppo-Spiel ist also der Bezug von Sprache auf die Wahrheit evident. Interaktion und Wahrnehmung formen und bestimmen die Wahrheit. Man kann also keine Ansprüche auf Wahrheiten erheben die unabhängig von den Menschen verfügbaren Mitteln ist. Die eine absolute Wahrheit kann also nicht existieren, da sie relativ ist. Es kann folglich keine Annäherung an die Wahrheit geben, denn sie ist vom Subjekt und der Übereinstimmung anderer Wahrnehmenden abhängig. Es ist also folglich unmöglich, Welt, Natur und Geschichte als totalitäres Wissen zu begreifen. Das soziale als Prozess des Verhandelns von Bedeutungen (also kollektive Werteüberlegungen), das Soziale der Wissenschaft ist wesentlich, zu begreifen. Ich frage mich, kann nicht auch im Seppo-spiel, vielleicht auf eine andere Art als wie er im Ristospiel stattfindet, ein Fortschritt entstehen?


Anna Lena JanowiakIch fand die verschiedenen Zugänge, die Professor Kusch präsentiert hat sehr interessant. Den Vergleich und die Analyse von verschiedenen Ansätzen fand ich sehr ansprechend. Dennoch habe ich nicht alles richtig verstanden. Zum einen verstehe ich die Kriterien für „Wissen“ als „gerechtfertigter wahrer Glaube“ nicht so ganz. Mir leuchtet ein, wie das Kriterium des Glaubens hier herangezogen wird. Denn wenn ich etwas nicht glaube, so kann ich es wohl kaum wissen. In dem Fall kann ich wissen, dass ich etwas nicht glaube und zwar über Informationen über das nicht geglaubte Etwas (wie hier die Evolutionstheorie) haben, es aber dennoch nicht wissen. Allerdings fand ich es verwirrend, dass „wahr“ in der Definition beinhaltet ist, wenn doch „Wahrheit“ (zum Beispiel beim Beispiel der Evolutionstheorie) auch verhandelbar ist. Deswegen frage ich mich wie diese Definition gemeint sein könnte. Sehr interessiert hätte mich auch der Beweis von Prof. Kusch, für die These, dass Wissen durch Zeugnis immer generativ ist. Ich finde, dass der Vergleich der „Risto-„ und „Sepposuche“ als idealisierte Systeme die verschiedenen Auffassungen Wahrheitsfindung gut illustriert hat. Bei der Ristosuche gibt es eine genau abgegrenzte Extension, nämlich alle Gegenstände, die das Prädikat „gestempelt“ haben. Das Prädikatisieren bei der Sepposuche, ist dagegen nicht erkenntnisunabhängig sondern Gegenstand der Verhandlung der Spielenden. Die de-idealisierte Frage könnte also lauten, inwiefern „wahr“ sein überhaupt ein Prädikat sein kann.


Benjamin Hann:So wie Descartes an den Sinnen zweifelte, jedoch mit dem Vermerk, dass dieser Zweifel für den Alltag nicht geeignet sei, scheint mir auch Dr. Kusch zu argumentieren, wenn er meint, Zeugnisse seien keineswegs als generative Wissensquelle wegzudenken. Problematisch sind Zeugnisse deshalb, weil sie ein Vertrauen gegenüber dem Zeugnisgebenden voraussetzen. Als praktisches Beispiel, dass zur Diskussion anregen könnte, fiel mir die Internetenzyklopädie Wikipedia ein. Die Gründe hierfür wären: 1. Wikipedia steht für „Verbreitung“ und „Austausch von Wissen“. 2. Solange die von Wikipedia geforderten Grundsätze eingehalten werden, kann jeder einen Eintrag gestalten (Vertrauen, Spielregeln). 3. Die Einträge stehen zur Diskussion offen und können gelöscht und neu gestaltet werden (Interaktion, soziale Dimension). 4. Wikipedia bietet „im Unterschied zu herkömmlichen Enzyklopädien keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit ihrer Artikel“, dennoch ist es das „meist benutzte Online Nachschlagewerk“.




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