Kartographie des Freiheitsbegriffs (FiK): Unterschied zwischen den Versionen

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(Zwischenspiel - Determiniert oder ein Leben hinter dem Spiegel: link korrigiert)
 
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==Determiniert, oder ein Leben hinter dem Spiegel==
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Dieser Abschnitt soll einen kurzen Aufriss über verschiedene Konstruktionen, Konzeptionen, Einwände und Positionen zum Thema Willensfreiheit geben. Er soll eine erste Orientierung ermöglichen. Da der Begriff Willensfreiheit traditionell und in der Sache mit den Begriffen ''Selbst'', ''Selbstbewusstsein'' und ''Subjektivität'' verbunden ist, wird zunächst auf diese eingegangen.
  
Wenn man den Vertretern eines strengen Determinismus glauben schenkt, sind es nicht wir die handeln, sondern es handelt in uns. Daher ist das Gefühl der Willensfreiheit, ein solches wird meistens doch zugestanden, eine Chimäre und was wir als freie Willensentscheidung betrachten, ist bloß eine Illusion. Demnach wären wir Spielfiguren in einem für uns nicht erkennbaren Spiel. Gezogen von Naturgesetzen, die im 20 Jahrhundert an Stelle eines lenkenden Gottes, getreten sind, jedoch mit vergleichbaren Attributen. Lewis Carroll setzt in folgender Szene, aus seinem
 
Buch "Trough the Looking Glass. And What Alice found there", Alice als diese allumfassende und allmächtige Entität. Die "aufgeklärten" Spielfiguren geben erstaunlich naturwissenschaftlich plausible Antworten auf "unerklärliche" Ergeignisse.
 
  
Zur Handlung: Alice ist durch den Spiegel in den Raum dahinter gestiegen und sieht sich mit lebenden Schachfiguren konfrontiert. Auf einem Tisch schreit Lily, die Tochter der Weißen Königin, und Alice versucht zu helfen. Wie sich im Verlauf der Szene herausstellt, ist Alice unsichtbar, überdimensional gross und damit "allmächtig", allerdings ist sie für die Spielfiguren nicht wahrnehmbar. Attribute, die man gewöhnlich Gott zuspricht und den Naturgesetzten. Hier die Originalstelle:
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"Alice was very anxious to be of use, and, as the poor little
 
Lily was nearly screaming herself into a fit, she hastily picked
 
up the Queen and set her on the table by the side of her noisy
 
little daughter.
 
  
The Queen gasped, and sat down: the rapid journey through the
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<div style="width: 100%" align="center">
air had quite taken away her breath and for a minute or two she
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{| width="80%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="5" style="border: 1px solid #BFEFFF;border-collapse: collapse"
could do nothing but hug the little Lily in silence. As soon as
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! colspan="3" style="background: #BFEFFF" | Grundbegriffe (alphabetisch von links nach rechts)
she had recovered her breath a little, she called out to the
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White King, who was sitting sulkily among the ashes, 'Mind the
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|[http://timaios.philo.at/wiki/index.php/Glossar_%28FiK%29#A Autonomieprinzip]
volcano!'
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|[http://timaios.philo.at/wiki/index.php/Glossar_%28FiK%29#D Determinismus]
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|[http://timaios.philo.at/wiki/index.php/Glossar_%28FiK%29#H Handlungsfreiheit]
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|[http://timaios.philo.at/wiki/index.php/Glossar_%28FiK%29#I Indeterminismus]
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|[http://timaios.philo.at/wiki/index.php/Glossar_%28FiK%29#I Inkompatibilismus]
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|[http://timaios.philo.at/wiki/index.php/Glossar_%28FiK%29#K Kompatibilismus]
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|-
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|[http://timaios.philo.at/wiki/index.php/Glossar_%28FiK%29#S Subjektivität]
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|[http://timaios.philo.at/wiki/index.php/Glossar_%28FiK%29#U Urheberprinzip]
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|[http://timaios.philo.at/wiki/index.php/Glossar_%28FiK%29#W Willensfreiheit]
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|}
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</div>
  
'What volcano?' said the King, looking up anxiously into the
 
fire, as if he thought that was the most likely place to find
 
one.
 
  
'Blew--me--up,' panted the Queen, who was still a little
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__NOTOC__
out of breath.  'Mind you come up--the regular way--don't get
 
blown up!'
 
  
Alice watched the White King as he slowly struggled up from bar
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==Selbst, Selbstbewusstsein, Subjektivität==
to bar, till at last she said, 'Why, you'll be hours and hours
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nach Michael Pauen: ''Grundprobleme der Philosophie des Geistes, Eine Einführung'', ³2002. III. Subjektivität und Willensfreiheit, S. 236-297
getting to the table, at that rate. I'd far better help you,
 
hadn't I?'  But the King took no notice of the question:  it was
 
quite clear that he could neither hear her nor see her.
 
  
So Alice picked him up very gently, and lifted him across more
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Der Begriff Subjektivität dient in der wissenschaftlichen Diskussion als Oberbegriff für alle jene Begriffe, welche das Selbst und das Selbstbewusstsein betreffen. Er umfasst also einzelne Akte des Selbstbewusstseins ebenso wie ein über einen gewissen Zeitraum stabiles Selbst oder Selbstkonzept. Nimmt ein Individuum Bezug auf seine eigenen geistigen oder körperlichen Vorgänge, so spricht man von einem Akt des Selbstbewusstseins. Die Gesamtheit der zeitlich stabilen Selbstzuschreibungen bezeichnet man als Selbst, Selbstkonzept oder empirisches Ich.  
slowly than she had lifted the Queen, that she mightn't take his
 
breath away:  but, before she put him on the table, she thought
 
she might as well dust him a little, he was so covered with
 
ashes.
 
  
The King was saying, 'I assure, you my dear, I turned cold to
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VertreterInnen skeptischer Positionen halten die Vorstellung von einem monolithischen, substanziellen Selbst für eine Illusion. Ihrer Ansicht nach liegen dem fertigen kohärenten Bild, das unserem Bewusstsein zugänglich ist, viele unbewusste, vorgeschaltete Prozesse zugrunde. Diese Prozesse stammen in der Regel nicht aus einer einheitlichen Quelle, sondern widersprechen sich oft genug. Das Selbst wäre dann das Ergebnis der widerstreitenden und Koalitionen bildenden unbewussten "Agenten" - der Ausdruck stammt von Marvin Minsky. Daniel Dennett sieht das Ich sehr stark durch die kulturelle und soziale Situation bedingt, in der wir leben, während Thomas Metzinger von mentalen Modellen spricht. Die Einwände dieser Denker stürzen die traditionelle Vorstellung vom Selbst als selbstständiger Entität in eine tiefe Krise. Das Hauptargument ist, dass es ein Objekt mit den Eigenschaften, die dem Selbst klassischerweise zugesprochen werden, in der  Welt nicht geben kann.
the very ends of my whiskers!'
 
  
To which the Queen replied, 'You haven't got any whiskers.'
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Dieter Henrich und Manfred Frank, zwei Vertreter der Heidelberger Schule, widersprechen dieser Konzeption. Ihnen zufolge ist die Konstitution des Selbst durch Selbstzuschreibungen logisch widersprüchlich, weil man dazu immer schon eine zumindest rudimentäre Vorstellung des Selbst haben muss.
  
'The horror of that moment,' the King went on, 'I shall never,
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Ernst Tugendhat wiederum versucht überhaupt vom Begriff des Selbst als einem Substantiv abzusehen. In der Praxis geht es stets darum, Aussagen über sich selbst zu machen. Die Beziehung des Ich zu seinen Zuständen ist dabei immer unmittelbar. Das von den Vertretern der Heidelberger Schule angesprochene Problem tritt daher bei Tugendhat erst gar nicht auf.
NEVER forget!'
 
  
'You will, though,' the Queen said, 'if you don't make a
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[[Selbst, Selbstbewusstsein, Subjektivität (FiK)|weiter lesen]]
memorandum of it.'
 
  
Alice looked on with great interest as the King took an
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enormous memorandum-book out of his pocket, and began writing.  A
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<div style="padding: 10px; border: 1px solid #BFEFFF">
sudden thought struck her, and she took hold of the end of the
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=== Zwischenspiel - Determiniert oder ein Leben hinter dem Spiegel ===
pencil, which came some way over his shoulder, and began writing
 
for him.
 
  
The poor King looked puzzled and unhappy, and struggled with the
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Lewis Carroll gibt in seiner Nonsense-Satire ''Through the Looking Glass. And what Alice found there'' eine eingängige Beschreibung des Phänomens einer streng determinierten Welt, mit Alice als allmächtiger, etwas unbeholfenen und vorschnellen (ersten) Bewegerin.
pencil for some time without saying anything; but Alice was too
 
strong for him, and at last he panted out, 'My dear! I really
 
MUST get a thinner pencil. I can't manage this one a bit; it
 
writes all manner of things that I don't intend--'
 
  
'What manner of things?' said the Queen, looking over the book
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[[Determiniert oder ein Leben hinter dem Spiegel (FiK)|weiter lesen]]
(in which Alice had put 'THE WHITE KNIGHT IS SLIDING DOWN THE
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</div>
POKER.  HE BALANCES VERY BADLY') 'That's not a memorandum of
 
YOUR feelings!'"
 
  
Der kategorale Denkfehler liegt in der Annahme, dass der "Determinist" die Position außerhalb des Spiegel einnehmen und auf die "Indeterminierten" hinter dem Spiegel blicken könnte. Der scheinbar wissenschaftliche Skeptiszismus dem "Freien Willen" gegenüber entpuppt sich daher als strenger Fatalismus mit einer gehörigen Portion Metaphysik. Der Illusion eines "Freien Willens" begegnen sie mit der Illusion, das derjenige der zuerst "Illusion" behauptet recht behält.
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Für die weitere Erörterung folgen verschiedenen Position zur Willensfreiheit, sowie eine Erläuterung häufiger Begriffe in der Debatte.
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==Willensfreiheit==
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Wesentlich für Freiheit sind zwei Prinzipien: das Autonomieprinzip und das Urheberprinzip. Autonom zu sein bedeutet für ein Individuum, dass es unabhängig von äußeren (und je nach Fassung auch inneren) Faktoren sein muss. Das Urheberprinzip besagt, dass eine jede Handlung, die als frei gelten soll, auf ein handelndes Individuum mit dessen Charaktereigenschaften zurückführbar sein muss. Durch das Autonomiepostulat wird die Handlung vom Zwang und durch das Urheberprinzip vom bloßen Zufall abgegrenzt.
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Weiters wird zwischen Handlungs- und Willensfreiheit unterschieden. Handlungsfreiheit bedeutet, in der Lage zu sein, von außen uneingeschränkt zwischen definierten Optionen zu wählen. Dabei bleibt offen,  unter welchen Umständen eine solche Wahl getroffen wird. Kann die Person autonom über die eigenen Willensakte entscheiden, spricht man von Willensfreiheit. Dies ist unserem Alltagsverständnis nach bei diversen neurotischen Erkrankungen (z. B. Zwangshandlungen wie Waschzwang, Tourette-Syndrom, Spielsucht, etc.) nicht der Fall. In diesen Fällen wird das Individuum nicht durch äußere, sondern durch innere Faktoren in seiner Autonomie beschränkt.
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Für den Deterministen sind seine Handlungen und Gedanken entweder an sein Gehirn und damit an Naturgesetze geknüpft oder aus anderen Gründen unabänderlich vorbestimmt,  das Verhalten somit vollständig determiniert. Freiheitsspielräume verbleiben als Zufall, wenn man, wie die moderne Physik, annimmt, dass die Naturgesetze nur innerhalb gewisser Wahrscheinlichkeiten gelten. So betrachtet kann es keine freien, intentionalen Handlungen geben. Kompatibilisten fordern jedoch genau diese Verbindung zwischen Kausalität und Willensfreiheit ein und belegen dies mit teilweise eindrucksvollen Beispielen.
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Kompatibilistische Ansätze verfolgen etwa G. E. Moore, Harry Frankfurt und Ernst Tugendhat. Die beiden Ersteren werden im Überblick dargestellt, Tugendhat ist eine eigene Seite gewidmet. Moores Idee besteht kurz gesagt darin, zu sagen: "Ich hätte mich anders verhalten können, wenn ich mich anders entschieden hätte." Zwar konnte ich mich möglicherweise nicht anders entscheiden, weil meine Entscheidung ein Produkt einer Unzahl vorangegangener Faktoren war, aber wenn ich mich anders entscheiden hätte können, dann ... Frankfurt argumentiert mit seiner Theorie von Volitionen höherer Ordnung auf ähnliche Weise. Er meint, es gäbe so etwas wie höherrangige Wünsche. Das bedeutet, ich kann wollen, dass ich etwas will.
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Die Frage ist nun, wie stark man Urheberpostulat und Autonomiepostulat fassen soll und kann. Thomas Nagel und Galen Strawson haben gezeigt, dass sich eine zu strenge Fassung beider widerspricht. Nach Pauen wäre es daher sinnvoll, die Voraussetzungen etwas abzuschwächen und lediglich personale Freiheit zu verlangen.  
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[[Willensfreiheit (FiK)|weiter lesen]]
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[[Vom Wildwuchs zum Nutzgarten (FiK)]]</div>
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Aktuelle Version vom 4. Juni 2007, 14:53 Uhr

Dieser Abschnitt soll einen kurzen Aufriss über verschiedene Konstruktionen, Konzeptionen, Einwände und Positionen zum Thema Willensfreiheit geben. Er soll eine erste Orientierung ermöglichen. Da der Begriff Willensfreiheit traditionell und in der Sache mit den Begriffen Selbst, Selbstbewusstsein und Subjektivität verbunden ist, wird zunächst auf diese eingegangen.






Selbst, Selbstbewusstsein, Subjektivität

nach Michael Pauen: Grundprobleme der Philosophie des Geistes, Eine Einführung, ³2002. III. Subjektivität und Willensfreiheit, S. 236-297

Der Begriff Subjektivität dient in der wissenschaftlichen Diskussion als Oberbegriff für alle jene Begriffe, welche das Selbst und das Selbstbewusstsein betreffen. Er umfasst also einzelne Akte des Selbstbewusstseins ebenso wie ein über einen gewissen Zeitraum stabiles Selbst oder Selbstkonzept. Nimmt ein Individuum Bezug auf seine eigenen geistigen oder körperlichen Vorgänge, so spricht man von einem Akt des Selbstbewusstseins. Die Gesamtheit der zeitlich stabilen Selbstzuschreibungen bezeichnet man als Selbst, Selbstkonzept oder empirisches Ich.

VertreterInnen skeptischer Positionen halten die Vorstellung von einem monolithischen, substanziellen Selbst für eine Illusion. Ihrer Ansicht nach liegen dem fertigen kohärenten Bild, das unserem Bewusstsein zugänglich ist, viele unbewusste, vorgeschaltete Prozesse zugrunde. Diese Prozesse stammen in der Regel nicht aus einer einheitlichen Quelle, sondern widersprechen sich oft genug. Das Selbst wäre dann das Ergebnis der widerstreitenden und Koalitionen bildenden unbewussten "Agenten" - der Ausdruck stammt von Marvin Minsky. Daniel Dennett sieht das Ich sehr stark durch die kulturelle und soziale Situation bedingt, in der wir leben, während Thomas Metzinger von mentalen Modellen spricht. Die Einwände dieser Denker stürzen die traditionelle Vorstellung vom Selbst als selbstständiger Entität in eine tiefe Krise. Das Hauptargument ist, dass es ein Objekt mit den Eigenschaften, die dem Selbst klassischerweise zugesprochen werden, in der Welt nicht geben kann.

Dieter Henrich und Manfred Frank, zwei Vertreter der Heidelberger Schule, widersprechen dieser Konzeption. Ihnen zufolge ist die Konstitution des Selbst durch Selbstzuschreibungen logisch widersprüchlich, weil man dazu immer schon eine zumindest rudimentäre Vorstellung des Selbst haben muss.

Ernst Tugendhat wiederum versucht überhaupt vom Begriff des Selbst als einem Substantiv abzusehen. In der Praxis geht es stets darum, Aussagen über sich selbst zu machen. Die Beziehung des Ich zu seinen Zuständen ist dabei immer unmittelbar. Das von den Vertretern der Heidelberger Schule angesprochene Problem tritt daher bei Tugendhat erst gar nicht auf.

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Zwischenspiel - Determiniert oder ein Leben hinter dem Spiegel

Lewis Carroll gibt in seiner Nonsense-Satire Through the Looking Glass. And what Alice found there eine eingängige Beschreibung des Phänomens einer streng determinierten Welt, mit Alice als allmächtiger, etwas unbeholfenen und vorschnellen (ersten) Bewegerin.

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Willensfreiheit

Wesentlich für Freiheit sind zwei Prinzipien: das Autonomieprinzip und das Urheberprinzip. Autonom zu sein bedeutet für ein Individuum, dass es unabhängig von äußeren (und je nach Fassung auch inneren) Faktoren sein muss. Das Urheberprinzip besagt, dass eine jede Handlung, die als frei gelten soll, auf ein handelndes Individuum mit dessen Charaktereigenschaften zurückführbar sein muss. Durch das Autonomiepostulat wird die Handlung vom Zwang und durch das Urheberprinzip vom bloßen Zufall abgegrenzt.

Weiters wird zwischen Handlungs- und Willensfreiheit unterschieden. Handlungsfreiheit bedeutet, in der Lage zu sein, von außen uneingeschränkt zwischen definierten Optionen zu wählen. Dabei bleibt offen, unter welchen Umständen eine solche Wahl getroffen wird. Kann die Person autonom über die eigenen Willensakte entscheiden, spricht man von Willensfreiheit. Dies ist unserem Alltagsverständnis nach bei diversen neurotischen Erkrankungen (z. B. Zwangshandlungen wie Waschzwang, Tourette-Syndrom, Spielsucht, etc.) nicht der Fall. In diesen Fällen wird das Individuum nicht durch äußere, sondern durch innere Faktoren in seiner Autonomie beschränkt.

Für den Deterministen sind seine Handlungen und Gedanken entweder an sein Gehirn und damit an Naturgesetze geknüpft oder aus anderen Gründen unabänderlich vorbestimmt, das Verhalten somit vollständig determiniert. Freiheitsspielräume verbleiben als Zufall, wenn man, wie die moderne Physik, annimmt, dass die Naturgesetze nur innerhalb gewisser Wahrscheinlichkeiten gelten. So betrachtet kann es keine freien, intentionalen Handlungen geben. Kompatibilisten fordern jedoch genau diese Verbindung zwischen Kausalität und Willensfreiheit ein und belegen dies mit teilweise eindrucksvollen Beispielen.

Kompatibilistische Ansätze verfolgen etwa G. E. Moore, Harry Frankfurt und Ernst Tugendhat. Die beiden Ersteren werden im Überblick dargestellt, Tugendhat ist eine eigene Seite gewidmet. Moores Idee besteht kurz gesagt darin, zu sagen: "Ich hätte mich anders verhalten können, wenn ich mich anders entschieden hätte." Zwar konnte ich mich möglicherweise nicht anders entscheiden, weil meine Entscheidung ein Produkt einer Unzahl vorangegangener Faktoren war, aber wenn ich mich anders entscheiden hätte können, dann ... Frankfurt argumentiert mit seiner Theorie von Volitionen höherer Ordnung auf ähnliche Weise. Er meint, es gäbe so etwas wie höherrangige Wünsche. Das bedeutet, ich kann wollen, dass ich etwas will.

Die Frage ist nun, wie stark man Urheberpostulat und Autonomiepostulat fassen soll und kann. Thomas Nagel und Galen Strawson haben gezeigt, dass sich eine zu strenge Fassung beider widerspricht. Nach Pauen wäre es daher sinnvoll, die Voraussetzungen etwas abzuschwächen und lediglich personale Freiheit zu verlangen.

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<root><br /> <h level="2" i="1">== Kontext ==</h>

Freiheit im Kopf (Seminar Hrachovec, 2006/07)

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