Kants Erkenntnistheorie: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 13. November 2013, 21:39 Uhr

Verhältnismäßig kurz und grob ein paar Begriffe ohne Garantie für Vollständigkeit, aber durchaus intressant, um sich den Begriffen von Wahrheit, Wissenschaft usw zu nähern.

Vorab: Was heißt Erscheinung bei Kant? Erscheinung erfolgt aus Empfindungen. Empfindungen sind die Wirkungen unserer Vorstellungskraft. Vorstellungen entwickeln sich durch die Sinnlichkeit (sinnliche Reize). Sinnlichkeit ist bei Kant eine Fähigkeit, somit kann man Sinnlichkeit als die Fähigkeit bezeichnen, durch die wir zu Vorstellungen kommen. Und zwar durch die Art, wie wir von Gegenständen affiziert werden. Die Gegenstände liefert die Anschauung. Also: Alles Denken bezieht sich schlussendlich – “vermittels gewisser Merkmale” – zuletzt auf Anschauung -> weil nur so Gegenstände gegeben sein können, ‘für-mich‘ sein können.

Alle unsere Erkenntnis beginne mit der Erfahrung - also durch "Gegenstände, die unsere Sinne rühren und teils von selbst Vorstellungen bewirken, teils unsre Verstandestätigkeit in Bewegung bringen* [Vergleichen, Verknüpfen, Anm. v. mir]" [KrV B 1, Reclam 49] -> es wird also aus dem "rohen Stoff sinnlicher Eindrücke" eine Erkenntnis von Gegenständen erarbeitet, die Erfahrung heiße (siehe mein Beispiel mit der Katze, vorige Seite). Der Zeit nach kann also keine Erkenntnis ohne Erfahrung vorliegen, ABER: gibt es auch Erkenntnis die unabhängig ist von Erfahrung, von allen sinnlichen Eindrücken? Das ist die Frage, um die Kant im Grunde kreist. Und die hier mal egal ist. -> "Erfahrung ist nichts anderes als eine kontinuierliche Zusammenfügung (Synthesis) der Wahrnehmungen" [Prolegomena, 30). Und was ist Wahrnehmung? Was passiert da eigentlich?

[*hier tut sich vlt eine Verbindung auf zu Ricoeur und dem Thema Interpretation]

Bewegung: Das mit der Verstandestätigkeit und Vergleichen, Verknüpfen, Trennen geschieht anhand von, glaub ich, den "Kategorien". Wir verknüpfen Dinge beispielsweise anhand von Ursache-Wirkung, es erscheint etwas und wir unterstellen, dass dies so geschieht, weil x. Also beispielsweise ich sehe Rauch und schließe - dort ist Feuer. Das ist eine 'einfache' Verstandestätigkeit, die sich in Sprache 'niedergeschlagen' hat (da wir ja Begriffe wie Rauch und Feuer geprägt haben und genau so einen Bezug zu Welt aufbauen). Dinge werden ins empirische Bewusstsein aufgenommen'. Hume würde hier von Gewohnheit sprechen und genau diese Überlegung von Hume hatte Kant aus dem "dogmatischen Schlummer geweckt" und Dogmatismus ist bei Kant das dogmatische Verfahren der reinen Vernunft, ohne vorhergehende Kritik ihres eigenen Vermögens (genau da wird Kant oft kritisiert, weil er selbst die Vernunft kritisiert, aber mit dem Mittel der Vernunft - also die Vernunft ist gleichzeitig Angeklagte und Richterin, wie es glaube ich, Deleuze formuliert). Was all dies natürlich nicht berührt, ist der Umstand, dass wenn ich einen Brand überlebe, den Eindruck von Feuer anders verarbeite und hier wahrscheinlich und eigentlich immer auch vieles anderes passiert als die Gleichung "Rauch=Feuer" - eben da kann spätestens Psychoanalytische Theorie anknüpfen?!


Von dem Raume, Kritik der reinen Vernunft, B 37f, Reclam, 2006:84f

"Äußerlich kann die Zeit nicht angeschaut werden, so wenig wie der Raum, als etwas in uns. Was sind nun Raum und Zeit?"

1. Raum ist kein empirischer Begriff, also kein Begriff, der "von äußeren Erfahrungen abgezogen werden kann". Damit ich Empfindungen auf etwas außer mich /mir beziehen kann und damit ich sie als nebeneinander, hintereinander usw - also nicht bloß als verschieden vorstellen kann, "muss die Vorstellung des Raumes schon zum Grunde liegen".

2. Raum als notwendige Vorstellung a priori (also vor jeder Erfahrung). Kant meint, man könne sich nie die Vorstellung machen, das kein Raum sei und schließt das es eine Bedingung der Möglichkeit von Erscheinung ist

3. Der Begriff Raum ist reine Anschauung, daher seien geometrische Grundsätze aus Anschauung a priori abgeleitet (Kant bringt das Beispiel eines Triangels, dessen zwei Seiten zusammen größer seien als die Dritte - das sei etwas resultierend aus Anschauung a prioi und nichts, was wir 'aus der Natur' ableiten, synthetische Erkenntnis a priori)

Raum ist keine Eigenschaft der Dinge, die uns umgeben, also wie kann diese Art Anschauung vom Raum "unserem Gemüte beiwohnen"? Kant beschreibt es als "Form des äußeren Sinnes überhaupt", die im Subjekt selbst angelegt sei, als formale Beschaffenheit von Objekten affiziert zu werden und dadurch bekämen wir unmittelbare Vorstellung, also Anschauung derselbigen (vgl. Begriff der Intentionalität, Husserl?!).

Von der Zeit, Kritik der reinen Vernunft, B 46f, Reclam, 2006:94f

Fast dasselbe wie "Von dem Raume": es ist ebenfalls kein empirischer Begriff, ein Zugleich-Sein beispielsweise gäbe es in der Erfahrung nicht ohne die Vorstellung von Zeit. Sie habe eine Dimension - zwei Zeiten sind gleichzeitig nicht möglich. Zeit als Form des inneren Sinnes/Anschauung, das ist ein relevanter Unterschied: Zeit, im Gegensatz zum Raume, als etwas inneres, denn Zeit könne keine Bestimmung äußerer Erscheinungen sein -> sie bestimmt das Verhältnis der Vorstellungen in unserem inneren Zustande. "Und, eben weil diese innre Anschauung keine Gestalt gibt, suchen wir auch diesen Mangel durch Analogien zu ersetzen, und stellen die Zeitfolge durch eine ins Unendliche fortgehende Linie vor, in welcher das Mannigfaltige eine Reihe ausmacht,.."

hier nachzulesen: http://gutenberg.spiegel.de/buch/3502/14

Am Rande: Kant, der oft als der Vertreter des Deutschen Idealismus genannt wird, der sich selbst aber davon distanziert

"Der Idealismus besteht in der Behauptung, daß es keine andere als denkende Wesen gebe, die übrige Dinge, die wir in der Anschauung wahrzunehmen glauben, wären nur Vorstellungen in den denkenden Wesen, denen in der Tat kein außerhalb diesen befindlicher Gegenstand korrespondierete. Ich dagegen sage: es sind uns Dinge als außer uns befindliche Gegenstände unserer Sinne gegeben, allein von dem, was sie an sich selbst sein mögen, wissen wir nichts, sondern kennen nur ihre Erscheinungen, d. i. die Vorstellungen, die sie in uns wirken, indem sie unsere Sinne affizieren. Demnach gestehe ich allerdings, daß es außer uns Körper gebe, d. i. Dinge, die, obzwar nach dem, was sie an sich selbst sein mögen, uns gänzlich unbekannt, wir durch die Vorstellungen kennen, welche ihr Einfluß auf unsre Sinnlichkeit uns verschafft, und denen wir die Benennung eines Körpers geben, welches Wort also bloß die Erscheinung jenes uns unbekannten, aber nichtsdestoweniger wirklichen Gegenstandes bedeutet. Kann man dieses wohl Idealismus nennen? Es ist ja gerade das Gegenteil davon" [Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, Meiner Verlag, 2001:49] --CoS (Diskussion) 18:08, 13. Nov. 2013 (CET)

Und hier etwas, was den Überlegungen Gestalt gibt, eine Grafik, die Kants Erkenntnistheorie darzustellen versucht: (Den "Dingen an sich" stehen lediglich "regulative Ideen" gegenüber)


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