Irritationskraft der Negation: Unterschied zwischen den Versionen

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Diese drei Varianten erfüllen unterschiedliche Funktionen in der Gedankenentwicklung. Die Negation zwischen wahr und falsch bezieht sich auf die Aussagenlogik, die Differenzierung zwischen Zeitpunkten ist ein ontologisches (semantisches) Thema. Zwischen einzelnem Faktum und Begriff besteht ein Qualitätsunterschied. Bei Hegel sind die Verwendungen kunstvoll verschlungen.
 
Diese drei Varianten erfüllen unterschiedliche Funktionen in der Gedankenentwicklung. Die Negation zwischen wahr und falsch bezieht sich auf die Aussagenlogik, die Differenzierung zwischen Zeitpunkten ist ein ontologisches (semantisches) Thema. Zwischen einzelnem Faktum und Begriff besteht ein Qualitätsunterschied. Bei Hegel sind die Verwendungen kunstvoll verschlungen.
  
::Als ein Allgemeines ''sprechen'' wir auch das Sinnliche ''aus''; was wir sagen, ''ist: Dieses'', das heißt ''das allgemeine Diese''; oder: ''es ist''; das heißt ''das Sein überhaupt''. Wir ''stellen'' uns dabei freilich nicht das allgemeine Diese, oder das Sein überhaupt ''vor'', aber wir ''sprechen'' das Allgemeine ''aus''; oder wir sprechen schlechthin nicht, wie wir es in dieser sinnlichen Gewißheit ''meinen''.
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::Als ein Allgemeines ''sprechen'' wir auch das Sinnliche ''aus''; was wir sagen, ''ist: Dieses'', das heißt ''das allgemeine Diese''; oder: ''es ist''; das heißt ''das Sein überhaupt''. Wir ''stellen'' uns dabei freilich nicht das allgemeine Diese, oder das Sein überhaupt ''vor'', aber wir ''sprechen'' das Allgemeine ''aus''; oder wir sprechen schlechthin nicht, wie wir es in dieser sinnlichen Gewißheit ''meinen''. (PhdG S??)
  
 
Urteile sind durch die Beherrschung des Unterschieds zwischen wahr und falsch geregelt; sie beziehen sich auf Einzelnes oder Allgemeines; wobei ihr jeweiliger Gegenstand sich von anderen Gegenständen unterscheidet. Hegel versucht im ersten Kapitel der PhdG eine Linie von unmittelbarer Wahrheit (des Urteils) über die Subjekt/Objekt-Vermittlung zum Allgemeinen zu ziehen.
 
Urteile sind durch die Beherrschung des Unterschieds zwischen wahr und falsch geregelt; sie beziehen sich auf Einzelnes oder Allgemeines; wobei ihr jeweiliger Gegenstand sich von anderen Gegenständen unterscheidet. Hegel versucht im ersten Kapitel der PhdG eine Linie von unmittelbarer Wahrheit (des Urteils) über die Subjekt/Objekt-Vermittlung zum Allgemeinen zu ziehen.

Aktuelle Version vom 26. Juni 2005, 14:02 Uhr

Hegel zeigt, dass deiktische Ausdrücke nur in einem Referenzsystem funktionieren, das für die Unbezweifelbarkeit sinnlich verbürgter Aussagen schon vorausgesetzt werden muss. Metaphysisch formuliert: Zeitlichkeit und Räumlichkeit kommen vor Zeit- und Raumpunkten. "Das Jetzt" ist kein Moment, sondern ein Konstituens von Momenten. Hier sind drei Verwendungen von Negation relevant:

  1. ein einzelner Zeitpunkt ist abgehoben von anderen Zeitpunkten
  2. ein Urteil über einen Zeitpunkt ist wahr oder falsch
  3. Zeitpunkte sind nicht die Zeit (ihr allgemeines Prinzip)

Diese drei Varianten erfüllen unterschiedliche Funktionen in der Gedankenentwicklung. Die Negation zwischen wahr und falsch bezieht sich auf die Aussagenlogik, die Differenzierung zwischen Zeitpunkten ist ein ontologisches (semantisches) Thema. Zwischen einzelnem Faktum und Begriff besteht ein Qualitätsunterschied. Bei Hegel sind die Verwendungen kunstvoll verschlungen.

Als ein Allgemeines sprechen wir auch das Sinnliche aus; was wir sagen, ist: Dieses, das heißt das allgemeine Diese; oder: es ist; das heißt das Sein überhaupt. Wir stellen uns dabei freilich nicht das allgemeine Diese, oder das Sein überhaupt vor, aber wir sprechen das Allgemeine aus; oder wir sprechen schlechthin nicht, wie wir es in dieser sinnlichen Gewißheit meinen. (PhdG S??)

Urteile sind durch die Beherrschung des Unterschieds zwischen wahr und falsch geregelt; sie beziehen sich auf Einzelnes oder Allgemeines; wobei ihr jeweiliger Gegenstand sich von anderen Gegenständen unterscheidet. Hegel versucht im ersten Kapitel der PhdG eine Linie von unmittelbarer Wahrheit (des Urteils) über die Subjekt/Objekt-Vermittlung zum Allgemeinen zu ziehen.

Anmerkung: Die Vermittlung ist eine Zugabe des Beobachtungsstandpunktes, die Allgemeinheit ist in Hegels Erklärung eine Verschleifung zweier Negationsmotive: ein Einzelnes ist nicht ein Anderes und damit "über sich hinausgegangen", "ein Einfaches, das durch Negation ist". Hegels Intuition ist nachvollziehbar. "Das ist ein Peugeot" wird als Satz über einen PWK aufgefasst und beruht, genau betrachtet, auf Abstraktionen. Weniger plausibel ist die Rekonstruktion der Allgemeinheit mit Hilfe "der Negation".

Der Wechsel zwischen wahr und falsch bei Behauptungssätzen hat keinen unvermeidbaren Bezug zum So-oder-Anders der Einzelheiten. "Nicht: Jetzt ist Tag" gehorcht anderen Gesetzen als "Jetzt ist Nacht". Salzig/nicht salzig entspricht nicht der Gegenüberstellung salzig/weiss. Hegel ist sich des Unterschieds wohl bewusst und operiert im Kapitel "Die Wahrnehmung oder das Ding und die Täuschung" mit ihm. Er eignet sich jedoch nicht zur Deduktion allgemeiner Bestimmungen. Aus der Falschheit von "Jetzt ist Tag" lässt sich bloss die Wahrheit von "Nicht: Jetzt ist Tag" ableiten. Zur Analyse der internen Satzstruktur benötigt man zusätzliche Annahmen.

Das betrifft die Rolle der "beiherspielenden" Illustrationen. Ihr Inhalt, der auf Allgemeinheit hin entwickelt wird, ist im unmittelbaren Verhältnis zwischen Subjekt und Gegenstand nicht greifbar.



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