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Als charakteristischen Anwendungsfall für philosophische Betätigung kann man die Einführung des Terminus "Wissensbilanz" nennen. Er evoziert Intuitionen über Wissen und Bilanz; sein Auftreten besitzt einen theoretischen Hintergrund und praktisch-rechentechnische Relevanz. Um sich ein Bild der damit erzeugten Situation zu machen, empfiehlt sich eine gedankliche Orientierung.
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Eine ähnlich ungewöhnliche Formulierung ist ''Das Gehirn und seine Freiheit'' (Gerhard Roth und Klaus-Jürgen Grün, Göttingen 2006). Sie bringt - auf der Basis neuer wissenschaftlicher Instrumente -  Bewegung in unsere Voreinstellungen über das Verhältnis zwischen Anatomie und Lebensführung (und über deren theoretische Artikulation). Zwei typische Wortmeldungen:
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== Eine Fingerübung zu Dualismus, Zeit und Kausalität ==
 
== Eine Fingerübung zu Dualismus, Zeit und Kausalität ==

Version vom 31. Oktober 2006, 12:35 Uhr

Zur Problemsituation

Eine Besonderheit der Philosophie besteht darin, ihre Aufmerksamkeit auf das Zusammenspiel dreier gedanklicher Tätigkeitstypen zu richten:

Intuition unter druck.jpg

Als charakteristischen Anwendungsfall für philosophische Betätigung kann man die Einführung des Terminus "Wissensbilanz" nennen. Er evoziert Intuitionen über Wissen und Bilanz; sein Auftreten besitzt einen theoretischen Hintergrund und praktisch-rechentechnische Relevanz. Um sich ein Bild der damit erzeugten Situation zu machen, empfiehlt sich eine gedankliche Orientierung.


Beispiel: Gehirn und Freiheit

Eine ähnlich ungewöhnliche Formulierung ist Das Gehirn und seine Freiheit (Gerhard Roth und Klaus-Jürgen Grün, Göttingen 2006). Sie bringt - auf der Basis neuer wissenschaftlicher Instrumente - Bewegung in unsere Voreinstellungen über das Verhältnis zwischen Anatomie und Lebensführung (und über deren theoretische Artikulation). Zwei typische Wortmeldungen:


Eine Fingerübung zu Dualismus, Zeit und Kausalität

Heute in den Nachrichten: Ein Gericht hat entschieden, dass die Flugzeugattacke auf das WTC in New York als ein Schadensfall anzusehen ist und nicht als zwei Fälle. Der Unterschied ist für Versicherungen hochwichtig. Der Vorgang macht deutlich, wie mehrschichtige Interpretationsprozesse verlaufen.

Rein physikalisch ist die Frage nach Schadensfällen nicht zu klären. Die Abläufe sind registriert worden und enthalten für sich genommen keinen juristischen Befund. Sie haben denselben Status, wie der (gefilmte) Einschlag eines Blitzes in einem menschenleeren Wald.

Gegeben ein Film des Ereignisses. Er verläuft entlang einer Zeitachse. Zuerst prallt ein Flugzeug gegen einen Turm, dann entwickelt sich eine Rauchwolke. Intuitiv wird das als Kausalverhältnis betrachtet. Dann folgt eine zweite Flugzeug-Kollision. Ist sie kausal von der ersten abhängig? Das hängt daran, wie weit man den Kausalbegriff fasst.

Wie findet man heraus, ob es sich um einen oder zwei Schadensfälle handelt? Juridische Kategorien werden -- unter Anwendung diverser Prinzipien vernünftiger Urteilspraxis -- auf einen Sachverhalt angewandt. Per se gibt er keine Antwort. Das Auftreten von zwei Explosionen ist kein schlagendes Argument dafür, dass es sich um zwei juridisch differente Tatbestände handelt. (Das Aufbrechen zweier Türen ist nicht zwei Einbrüche.) Stattdessen wird der Tatbestand nach den Regelvorgaben möglichst plausibel interpretiert. Dabei lassen sich unterschiedliche Einteilungen vertreten.




Diese Seite entstand im Kontext von Freiheit im Kopf (Seminar Hrachovec, 2006/07)