IV. Armut im internationalen Vergleich(JsB): Unterschied zwischen den Versionen

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(Welche Regionen/Länder sind besonders von Armut betroffen?(JsB))
 
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Nun möchte ich auf die ärmsten Länder der Erde näher eingehen. Als Indikator für Armut wurde das Volkseinkommen je Einwohner im Jahre 2003 in Dollar, umgerechnet nach Weltbank – Methode, angenommen.
 
Nun möchte ich auf die ärmsten Länder der Erde näher eingehen. Als Indikator für Armut wurde das Volkseinkommen je Einwohner im Jahre 2003 in Dollar, umgerechnet nach Weltbank – Methode, angenommen.
  
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Der Begriff Least Developed Countries (LDCs) wurde 1971 von den Vereinten Nationen eingeführt, um auf die besonderen Entwicklungsprobleme der ärmsten Länder hinzuweisen. Seit 1991 gelten für die Klassifikation der LDC neue Kriterien. Grundsätzlich sollen als LDCs nur Niedrigeinkommensländer mit maximal 75 Millionen Einwohnern klassifiziert werden, die (1) an langfristiger Armut durch Wachstumshemmnisse leiden, (2) an einem niedrigen Entwicklungsstand ihrer menschlichen Ressourcen und bzw. oder (3) an gravierenden Strukturschwächen, wie etwa an mangelnder wirtschaftlicher Diversifizierung (Sangmeister 2001, 2).  
 
Der Begriff Least Developed Countries (LDCs) wurde 1971 von den Vereinten Nationen eingeführt, um auf die besonderen Entwicklungsprobleme der ärmsten Länder hinzuweisen. Seit 1991 gelten für die Klassifikation der LDC neue Kriterien. Grundsätzlich sollen als LDCs nur Niedrigeinkommensländer mit maximal 75 Millionen Einwohnern klassifiziert werden, die (1) an langfristiger Armut durch Wachstumshemmnisse leiden, (2) an einem niedrigen Entwicklungsstand ihrer menschlichen Ressourcen und bzw. oder (3) an gravierenden Strukturschwächen, wie etwa an mangelnder wirtschaftlicher Diversifizierung (Sangmeister 2001, 2).  

Aktuelle Version vom 10. Juni 2007, 17:49 Uhr

Armut im internationalen Vergleich(JsB)

Wie viele Menschen leben in Armut?(JsB)

Grundsätzlich sind Schätzungen bzw. Messungen von Jugendlichen, die Hunger leiden, vom Einkommen unabhängig, ein wichtiger Faktor spielt dabei laut FAQ(= Essens- Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen), wie viel Nahrung zur Verfügung steht. In den Jahren 1999, 2000 und 2001 waren durchschnittlich 160, 1 Millionen Jugendliche unterernährt, wobei 36 Prozent, 57, 8 Millionen Jugendliche in Südasien beheimatet sind. In jenen Ländern Afrikas, in denen der untere Teil der Sahara liegt, gab es durchschnittlich 39,9 Millionen Jugendliche, die unterernährt waren. Auch in Ostasien und in Ländern, die im Pazifik liegen, war die Anzahl an unterernährten Jugendlichen enorm(38,6 Millionen). Unter jungen Menschen, die in extremer Armut leben, versteht man, jene Jugendlichen, die höchstens einen Dollar am Tag zur Verfügung haben. 2002 gab es 209 Millionen Jugendliche, die weniger als einen Dollar am Tag zur Verfügung hatten und sogar 515 Millionen Jugendliche, die weniger als zwei Dollar am Tag ausgeben konnten. Diese Messungen zeigen, dass ein Jugendlicher von fünf im Alter zwischen 15 und 24 Jahren in extremer Armut lebt, sieht man sich die Anzahl der Jugendlichen an, die höchstens nur zwei Dollar am Tag zum Leben haben, so kann man sagen, dass beinahe die Hälfte dieser in extremer Armut lebt. Ein Problem ist die generelle Uneinigkeit über Verlässlichkeit der internationalen Linie zur Armutsbekämpfung und die Zahlen der unterernährten Menschen weltweit. Immer mehr Menschen, die am Land leben und ein besseres Einkommen haben, ziehen in die Stadt, um bessere Möglichkeiten im Arbeitsbereich zu haben, die sie sich auch leisten können. Dies wirkt sich auf die Landarmut aus, da das durchschnittliche Einkommen der Landbevölkerung dadurch sinkt (Curtain 2004, 2 ff.).

Armutsbekämpfung muss bei Kinderarmut anfangen(JsB)

Nationale armutsreduzierende Maßnahmen brauchen seriöse Auskunft über die Verteilung der Armut in den einzelnen Bevölkerungsgruppen (junge Frauen, Jugendliche, die am Land aufwachsen, etc.), um umfangreich arbeiten zu können (Curtain 2004, 1). Viele hundert Millionen Kinder sind aufgrund von Armut ihrer Rechte beraubt (Heidel 2005, 4). Sie müssten eigentlich die Ersten sein, die von den Anstrengungen zur Beseitigung von Armut profitieren. Es ist also wichtig, Jugendliche in Armut als solche zu erkennen. Um Armut bewältigen zu können, muss vor allem auch gezielte Arbeit der Regierungen und anderer Instanzen notwenig sein (Curtain 2004, 1 f.).

Welche Regionen/Länder sind besonders von Armut betroffen?(JsB)

Mit Hilfe der folgenden Tabelle kann man die einzelnen Regionen erkennen, die weltweit von Armut betroffen sind. Braun sind jene Länder gekennzeichnet, in denen die Anzahl von Armut betroffenen Menschen sehr hoch ist, orange sind jene Länder, in denen die Armut hoch ist, gelb sind jene gekennzeichnet, in denen Armut mäßig niedrig ist, grün sind jene, in denen die Armut niedrig ist, weiß sind jene Länder, wo es keine Daten gibt.

Jene Regionen, in denen Armut (sehr) hoch ist, sind folgende:

  1. Zentralafrika
  2. Ostafrika
  3. Westafrika
  4. Teile Südafrikas
  5. Zentralasien
  6. Südostasien
  7. Mittelamerika
  8. Nördl. Teil Südamerikas
  9. Nord – östl. Teil Südamerikas
  10. Nord – westl. Teil Südamerikas

Kapitel4 Unterernährung.JPG
(o.A. [2007], [1])

Nun möchte ich auf die ärmsten Länder der Erde näher eingehen. Als Indikator für Armut wurde das Volkseinkommen je Einwohner im Jahre 2003 in Dollar, umgerechnet nach Weltbank – Methode, angenommen.

Land Einkommen
Burkina Faso 300
Mali 290
Tansania 290
Zentr. Afrik. Republik 260
Tschad 250
Uganda 240
Nepal 240
Ruanda 220
Mosambik 210
Niger 200
Eritrea 190
Tadschikistan 190
Malawi 170
Sierra Leone 150
Guinea-Bissao 140
Liberia 130
Burundi 100
Demo.Rep. Kongo 100
Äthiopien 90

(Weltbank Atlas(2004),[1])

Der Begriff Least Developed Countries (LDCs) wurde 1971 von den Vereinten Nationen eingeführt, um auf die besonderen Entwicklungsprobleme der ärmsten Länder hinzuweisen. Seit 1991 gelten für die Klassifikation der LDC neue Kriterien. Grundsätzlich sollen als LDCs nur Niedrigeinkommensländer mit maximal 75 Millionen Einwohnern klassifiziert werden, die (1) an langfristiger Armut durch Wachstumshemmnisse leiden, (2) an einem niedrigen Entwicklungsstand ihrer menschlichen Ressourcen und bzw. oder (3) an gravierenden Strukturschwächen, wie etwa an mangelnder wirtschaftlicher Diversifizierung (Sangmeister 2001, 2).

Die Ursachen für Armut in Entwicklungsländer sind folgende: Kriege, politische Strukturen (Diktatur), hoher Analphabetismus, mangelnde Nahrung und mangelnde Hygiene, Dürreperioden, etc., um nur einige zu nennen. Es gibt jedoch auch weitere Ursachen, die zu Armut in Entwicklungsländern, wie etwa Äthiopien, führen können (Sangmeister 2001, 7). Ungewöhnlich heftige Regenfälle während Oktober und November 2006 haben große Teile des Horns von Afrika zu Katastrophengebieten gemacht. Tote, Vertriebene, zerstörte Häuser, verwüstete Felder und verseuchtes Trinkwasser sind die Folgen der Fluten (o.A. 2006, [1]).

Probleme bei der Messung von Armut(JsB)

Oftmals gibt es Verfälschungen der Schätzungen, da manche Länder ein zu hohes Staatseinkommen haben, sodass die Jugendlichen dieser Länder in den Messungen weniger häufig vorkommen bzw. gar nicht auftreten. Außerdem werden die Messungen von einer statistischen Perspektive aus gemacht. Viele der Armutsbemessungen werden durch Haushaltsbegutachtungen, wo die Familie im Zentrum steht, erstellt. Dabei werden jene Kinder, und Jugendliche, die das Elternhaus bereits verlassen haben, nicht erfasst. Die Messungen haben unterschiedlichen Einfluss, auf der Länderebene am meisten, da auf dieser Ebene am häufigsten öffentliche Politik gemacht wird.
Die nationale Armutsrate eines Landes und internationale Armutsraten unterscheiden sich meist, da oftmals verschiedene Angaben und Methoden in den Statistikinstituten verwendet werden. Nationale Messungen differenzieren auch zwischen Armut in der Stadt und Armut am Land (Curtain 2004, 9f.).
Die „Millennium Development Goals and targets“ beseitigen einige Probleme bei der Messung von Armut. Diese Ziele geben eine Definition an, die sich nicht nur auf das Einkommen bezieht, sondern auch den Zugang zu Nahrung, Bildung (auch für Mädchen), Gesundheitsversorgung und gutem Trinkwasser beinhaltet. Es ist weitgehend anerkannt, dass Armut nicht nur ein Mangel an Einkommen ist. Diese weitere Sichtweise bedarf auch des Wissens, dass Armut sowohl ein dynamisches als auch ein statisches Phänomen sein kann. Die meisten „Millenium Development Goals“ beziehen sich hauptsächlich auf Jugendliche, involviert sind: Bildungsabschluss, verbesserte mütterliche Gesundheit, Ausgeglichenheit der Geschlechter in Hinblick auf Bildung, Bekämpfung von HIV/AIDS und anderen Krankheiten wie etwa Malaria und die anständigen Beschäftigungsmöglichkeiten. Weitere Ziele beschränken sich auf die verstärkte Investition in die Gesundheitsversorgung der Jugendlichen und das Ausbildungsniveau. Merkmale wie die Alphabetisierungsrate oder der Zugang zu sauberem Wasser wurden zusammengefasst zum „Human Poverty Index“ und dem „Human Development Index“, um den Politikern ein allgemeines Maß zu geben, an das Problem der Armut heranzugehen. Der „Human Poverty Index“ wird aus folgenden vier Indikatoren ermittelt: (1) die Wahrscheinlichkeit, das Alter von 40 Jahren nicht zu erreichen, (2) die Erwachsenenalphabetisierungsrate, (3) der Mangel an wirtschaftlicher Versorgung (Zugang zu besseren Wasserquellen) und (4) der Prozentsatz der unter Fünfjährigen, die untergewichtig sind. Häufig profitieren arme Menschen nicht in demselben Ausmaß von dem wirtschaftlichen Wachstum wie der Rest der Bevölkerung (Curtain 2004, 2ff.).

Wie unterscheidet sich die Situation von Kindern und Jugendlichen in den einzelnen Ländern?(JsB)

Äthiopien(JsB)

Der Vielvölkerstaat Äthiopien, mit seinen über 73 Millionen Einwohnern, gehört zu den zehn ärmsten Ländern der Erde (Heidel 2005, 13), in der von mir bereits aufgezeigten Statistik (Weltbank Atlas (2004), [1]) ist es sogar das ärmste Land der Welt [Anm. C.R]. Etwa 80 Prozent der Bevölkerung haben weniger als zwei US-Dollar am Tag zur Verfügung. Die soziale Lage hat sich, allerdings seit 1995, teilweise geringfügig verbessert, was auch die Veränderungen des vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen erarbeiteten Index für menschliche Entwicklung (Human Development Index, HDI) zeigen. Äthiopien hat einen, im Vergleich zum Durchschnitt aller am wenigsten entwickelten Länder (LDCs), weit unterdurchschnittlichen Verstädterungsgrad, der Bevölkerungsanteil von Kindern und Jugendlichen ist in Äthiopien jedoch größer als im Durchschnitt aller LDCs. Die Hälfte der Bevölkerung ist 17,7 Jahre alt und jünger, d.h. die Mehrheit der Bevölkerung Äthiopiens besteht also aus Kindern und Jugendlichen, die auf dem Lande in absoluter Armut leben. Daher muss jede Strategie zur Armutsbekämpfung in Äthiopien seinen Schwerpunkt auf die Bekämpfung ländlicher Kinderarmut legen.
Im Gegensatz zum allgemeinen Trend hat sich jedoch nach Aussagen von Kinderrechtsorganisationen die soziale Situation für die meisten Kinder verschlechtert. Dies zeigt sich zum Beispiel darin, dass die Zahl der Straßenkinder inzwischen auf 0,5 Millionen angewachsen ist. Gab es in Addis Abeba seit Mitte der 1990er Jahre ca. 2.000 Straßenkinder, so waren es im Jahre 2004 über 100.000. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass es früher Kindern verboten war, auf der Straße zu leben. Das Problem der Straßenkinder ist also nicht nur angewachsen, sondern zugleich auch sichtbarer geworden.
In Äthiopien arbeitet ein weitaus größerer Anteil der 5- bis 14-Jährigen als in Kenia und Sambia. Bei den Jungen arbeitet nahezu jeder zweite. Fast 96 Prozent der arbeitenden Kinder wohnen in den ländlichen Regionen Äthiopiens. Von diesen sind ungefähr 90 Prozent unbezahlte Helfer ihrer eigenen Familie, die ökonomischen Tätigkeiten nachgehen. So arbeiten in den ländlichen Regionen fast 68 Prozent der arbeitenden Kinder und Jugendlichen im landwirtschaftlichen Betrieb der Familie. Dass diese Mitarbeit die Rechte des Kindes schwer verletzen kann, zeigt sich etwa darin, dass über 47 Prozent der fünf- bis neunjährigen Jungen und beinahe 35 Prozent der Mädchen dieser Altersgruppe mindestens 40 Stunden in der Woche arbeiten. Im Süden des Landes kommt hinzu, dass ein Teil der Kinder in Schuldknechtschaft gefangen sind (Heidel 2005, 13 ff.).

Kenia(JsB)

Auch Kenia ist ein Vielvölkerstaat, seine Einwohnerzahl beträgt ca. 34 Millionen. In der Gruppe der LDCs gehört Kenia noch immer zu den weniger armen Ländern, allerdings hat sich die soziale Lage seit 1995 extrem verschlechtert. Dennoch ist der Unterschied zu Äthiopien und Sambia auffällig, da mit knapp 59 Prozent der Bevölkerung unter der „Zwei-Dollar-Grenze” leben, ein deutlich geringerer Bevölkerungsanteil als in den beiden anderen Ländern. In den letzten dreißig Jahren hat Kenia einen rasanten Verstädterungsprozess erlebt. Heute bedeutet Armut in Kenia zu einem großen Teil Armut in einem städtischen Slum. Die Altersstruktur Kenias entspricht dem Durchschnitt aller LDCs. Rund die Hälfte der Bevölkerung ist 18 Jahre alt und jünger, wobei Kinder und Jugendliche in städtischen Slums einen beträchtlichen Teil der Armen in Kenia darstellen. Dies müssen Strategien zur Armutsbekämpfung bedenken, die Bekämpfung städtischer Kinderarmut muss für sie ein Schwerpunkt sein.
Kinderarmut hat sich in Kenia in den letzten zehn Jahren verschärft. So nahm zum Beispiel die Zahl der Straßenkinder zu (Heidel 2005, 14 f.) „Nach Schätzungen lag sie 1992 bei 25.000, 1997 bei 40.000 und 2001 zwischen 250.000 und 300.000, Kindern davon allein 60.000 in Nairobi“(Heidel 2005, 14). Auch die Kinderarbeit nahm zu. Heute arbeiten rund 25 Prozent aller 5- bis 14-Jährigen, die Zahl der Kinder als Dienstboten (= child domestics) wird auf 0,5 Millionen geschätzt. Rund vier Fünftel der arbeitenden Kinder sind in der Landwirtschaft beschäftigt. Die Einführung kostenloser Grundschulbildung im Jänner 2003 hat zu einer deutlichen Zunahme eingeschulter Kinder geführt. Nach Angaben der Regierung kam es zu etwa 1,5 Millionen zusätzlichen Einschulungen. Auch die Qualität der staatlichen Grundschulen hat sich verschlechtert, etwa durch das beträchtliche Anwachsen der durchschnittlichen Kinderzahl einer Schulklasse. Außerdem haben im Jahre 2003 nur 53 Prozent der Schülerinnen und Schüler die Abschlussprüfung der Grundschule bestanden. Erschwerend kommt hinzu, dass es in den städtischen Slums keine staatlichen Schulen gibt. Besonders prekär ist die Schulsituation für Waisen, die ca. 40 Prozent beträgt. Diese Kinder benötigen eine besondere Förderung, sonst haben sie keine Chance, einen Schulabschluss zu erreichen. Doch diese Förderung bleibt aus (Heidel 2005, 14 f.).

Sambia(JsB)

Sambia ist mit rund elf Millionen Einwohnern das kleinste der drei Länder. Der Vielvölkerstaat gehört zu den 15 ärmsten Ländern der Erde, Klima und Bodenschätze sind jedoch Voraussetzungen für das Erreichen einer besseren wirtschaftlichen und sozialen Lage. Doch Sambia leidet immer noch unter den Folgen einer radikalen Strukturanpassungspolitik. Die Liberalisierungen führten zu erhöhter Arbeitslosigkeit, auch zentrale soziale Indikatoren verschlechterten sich in den letzten 20 Jahren. Aufgrund der hohen HIV/AIDS-Rate sank die Lebenserwartung auf 33 Jahre. Heute leben fast zehn der elf Millionen Einwohner Sambias unter der „Zwei-Dollar- Grenze” und damit in absoluter Armut.
Der Anteil der städtischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung ist im Gegensatz zu Äthiopien und Kenia seit langem schon sehr hoch, Armut ist in Sambia also hauptsächlich städtische Armut. Dies ist für die Gestaltung von Strategien zur Armutsbekämpfung von herausragender Bedeutung. Aufgrund der hohen HIV/AIDS-Rate gehört Sambia heutzutage zu den „jüngsten” Ländern der Erde. Die Hälfte der Bevölkerung ist 16,5 Jahre alt und jünger, fast 54 Prozent der Bevölkerung haben noch nicht das 18.Lebensjahr erreicht. Armut in Sambia ist daher weit überwiegend die Armut von Kindern und Jugendlichen.
Die soziale Situation der Kinder und Jugendlichen hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten enorm verschlechtert, wie etwa der die überdurchschnittliche Einschulungsrate, die jedoch wieder deutlich gesunken ist. Die Zahl der Straßenkinder ist dramatisch gestiegen, sie soll 2004 zwischen 0,5 und 1,5 Millionen gelegen haben. Nimmt man den Mittelwert heran, so wären ungefähr 10 Prozent der sambischen Bevölkerung Straßenkindern. Ein großer Teil der Straßenkinder sind AIDS-Waisen. Dies sollte für jede Strategie zur Armutsbekämpfung eine zentrale Herausforderung ist.
Die Anzahl der auf der Straße lebenden Familien mit einem minderjährigen Haushaltsvorstand (= child headed household) ist deutlich gestiegen. Die Zahl arbeitender Kinder nahm aufgrund der sich verschärfenden Armut zu und das Alter, in dem die Kinder das erste Mal eine Arbeit aufnehmen, sank. Kinderarbeit ist in Sambia vor allem in Steinbrüchen anzutreffen. Inzwischen ist das Land zu einem „Umschlagplatz” des Kinderhandels mit dem Ziel Südafrika geworden. Dennoch ist der Anteil arbeitender Kinder in Sambia deutlich geringer als in Äthiopien und Kenia. Dies hängt sicher mit der hohen Wertschätzung einer guten Schulausbildung zusammen, die selbst in ärmsten Familien von großer Bedeutung ist (Heidel 2005, 14 f.).

Indonesien(JsB)

In Indonesien ist hauptsächlich der Mangel an Arbeitsplätzen für die Armut unter Jugendlichen verantwortlich. 52,7 Prozent aller indonesischen Jugendlichen im Alter von 15- 24 Jahren waren 2003 entweder arbeitslos oder hatten eine minderbemittelte Arbeit. Zusätzlich hatten 19,5 Prozent der Jugendlichen weder die Chance, Bildung zu erwerben noch einen Beruf auszuüben. Seit 2004 gibt es einen nationalen Plan um der Jugendarbeitslosigkeit entgegenzuwirken. Der zentrale Punkt dieses Planes war einerseits einen guten Job für die Jugendlichen zu finden und andererseits die Arbeitsgeber davon zu überzeugen, Jugendliche zu beschäftigen. Der Plan, um die Jugendarbeitslosigkeit zu reduzieren, beinhaltete Punkte wie etwa, dass sich auch Ärmere eine Ausbildung leisten können und dass Jugendlichen die Chance gegeben wird, ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Ein weiterer Punkt dieses Plans von 2004 war, den Jugendlichen zu helfen, einen ansprechenden Lebenslauf aufzusetzen (Curtain 2004, 21 ff.).

Kambodscha(JsB)

Obwohl die jungen Leute in Kambodscha Unterstützung wirklich nötig hätten, ist diese beschränkt. Das Fehlen von Arbeitsplätzen ist ein Thema, mit dem sich die Regierung beschäftigt. Allerdings hat die Regierung weder eine offizielle Jugendstrategie noch eine allgemeine Strategie, um die einzelnen Pläne der unterschiedlichen Ministerien, die ihren Blick auf junge Leute legen, zu koordinieren. Eine erfolgreiche Initiative in Kambodscha ist die Reduzierung sowohl von Armut als auch von der Verbreitung von AIDS/HIV. Darin ist der Buddhismus verwickelt, der eine der stärksten Institutionen in Kambodscha ist (Curtain 2004, 23 f.).

Vietnam(JsB)

Laut einem Bericht von 2003 hat Vietnam die Bevölkerung, welche offiziell in Armut lebt, seit 2002 fast halbiert. In weniger als zehn Jahren wurde von der Regierung ein Drittel der Menschen aus der Armut geführt. Die Gründe für diese Reduktion liegen vor allem in einem sehr starken Wirtschaftswachstum, Landgeschenke an arme Haushalte und an der Stärkung der landwirtschaftlichen Produktion, welche vor allem den armen Familien, durch die Landschenkungen dann den Bauern, zugute kommt. Außerdem wurden viele neue Jobs, vor allem im urbanen Sektor, geschaffen. Weiters hat die Regierung den Zugang zu Bildung und dem Gesundheitswesen für Arme stark verbessert. Trotzdem sind nach wie vor viele Haushalte am Rande der Armutsgrenze (5 – 10%).
Die Pläne zur Armutsbekämpfung von Jugendlichen ruhen auf drei Programmen:

  1. Pläne spezialisiert auf arme Haushalte
  2. Programme für junge Menschen
  3. ein Programm für Jugendliche von der Youth Union of Vietnam

Unter anderem werden auch auf Ausbildung in neuen Technologien (z.B. Computer) geachtet oder Mikrokredite für Kleinunternehmen gegeben. Vor allem in städtischen Gebieten konnten dadurch in 60.000 privaten Firmen 1,3 – 1,5 Millionen neue Jobs geschaffen werden (Curtain 2004, 25 f.).

Bolivien(JsB)

Beinahe die Hälfte der Bevölkerung Boliviens sind Kinder und Jugendliche. Die nationale Armut ist hauptsächlich von den Lebensbedingungen abhängig. Es gab sehr wohl einen Fortschritt in den Bereichen Gesundheit und Erziehung für Kinder, es muss aber mehr getan werden, um die Lebensbedingungen von bolivianischen Kindern zu verbessern. Bolivien hat etwa acht Millionen Einwohner, davon sind etwa 45 Prozent Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren (Unicef Bolivia 2003, [1]). 59 Prozent der Bevölkerung leben in Armut, wobei sogar 24,4 Prozent der Einwohner Boliviens in extremer Armut leben, [1]). Es gibt auch sehr wohl einen Unterschied zwischen Armut am Lande und Armut in der Stadt. Etwa 82 Prozent der Landbevölkerung leben aufgrund von wenig landwirtschaftlichem Ertrag und mangelnder Infrastruktur in Armut. In der Stadt dagegen sind es ca. 54 Prozent, wobei die Hauptursache schlecht bezahlte Jobs sind. Aufgrund von Wirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit und niedrigem Einkommen ist auch Kinderarbeit in Bolivien durchaus üblich. (UNICEF Bolivia 2003, [1]). Es wird angenommen, dass etwa 616 000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren Kinderarbeit leisten, während nur 39 Prozent davon auch die Schule besuchen, ca. 4,3 Prozent gingen nie in eine Schule Bisher wurden in Bolivien die Kinderrechte noch nicht in die Tat umgesetzt, Kinder werden als Objekte angesehen bzw. als Besitz der Eltern. Kinder und Frauen bilden jene Gruppen, die am meisten von Armut betroffen sind. 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren und 2,6 Millionen Frauen leben in Armut. Auch Kindersterblichkeit, Unterernährung und Krankheiten sind mit diesem Phänomen verbunden (Unicef Bolivia 2003, [1]). Kinderarbeit ist in Bolivien gesetzlich verboten, aber Verstöße werden nicht geahndet. Frühere bolivianische Regierungen haben es verabsäumt, Kinderrechten Priorität einzuräumen. Armut und Kinderarbeit hängen ursächlich zusammen. Steigende Erzpreise am Weltmarkt sorgen für einen Anstieg gefährlicher Kinderarbeit beim Abbau der Mineralien unter Tags. Die Risiken der Arbeit in den Minen sind zahlreich, viele sterben mit durchschnittlich 35 Jahren an der Silikose, der Staublunge. Zurück bleiben ihre unversorgten Witwen und Kinder. Ihre täglichen Arbeitszeiten betragen zwischen zehn und zwölf Stunden. Kinder sind besonders gefährdet, unter derart prekären Arbeitsbedingungen Unfälle zu erleiden und irreparable gesundheitliche Schäden davon zu tragen (Kriks 2006, [1]).

Strategien zur Armutsbekämpfung(JsB)

PRSP(=poverty reduction strategy papers)(JsB)

Viele arme Länder übersehen die Bedürfnisse der jungen Leute und die Initiativen. Die „Poverty Reduction Strategy Papers“ (PRSP) und Aktionspläne werden meist von den Regierungen von stark verschuldeten Ländern mit der Anforderung der Schulendlastung entworfen. Meist basieren sie auf Beratung mit den Hauptinteressensvertretern, um zu analysieren, wer besonders und aus welchem Grund von Armut betroffen ist. Dabei sollen die „Poverty Reduction Strategy Papers“ (PRSP) der mittelfristige Entwicklungsplan eines Landes sein (Heidel 2005, 5).

Zivilgesellschaftliche Partizipation und Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an der Erarbeitung der PRSPs(JsB)

Zu den Voraussetzungen für eine kinderrechtliche Qualifizierung von PRSP – Prozessen gehört die Bereitschaft von Kinderrechtsorganisationen, sich an diesen Prozessen zu beteiligen, soweit die Theorie. „Kinder an die erste Stelle setzen”, so lautet der erste Grundsatz des Abschlussdokuments zum Weltkindergipfel aus dem Jahr 2002. Dieser Grundsatz muss auch für die PRSPs gelten. Hierzu müssen sich die Strategiepapiere ausführlich mit der Lage und Zukunft junger Menschen beschäftigen.
Die Analyse der Ergebnisse dieser PRSP zeigt jedoch, dass etwa nur die Hälfte der Jugendlichen miteinbezogen wird. Ein Grund für das Übersehen von Jugendlichen ist, dass diese Messungen meist von einer in Bezug auf deren Geschlecht, Herkunft, Religion, etc. von einer statischen Perspektive aus gemacht werden. Die meisten Armutsbemessungen werden durch Haushaltsbegutachtung, wo die Familie im Zentrum steht, erstellt. Dabei werden aber nur jene Jugendliche erfasst, die das Elternhaus noch nicht verlassen haben.
Diese Tatsache wird aufgrund des ernüchternden Resultats der ersten Studie, die Klaus Heidel von der Werkstatt Ökonomie in Heidelberg im Auftrag der Kindernothilfe im Jahr 2004 durchgeführt hat, bestätigt:

  • Es fehlt eine umfassende Analyse von Kinder- und Jugendarmut
  • Kinder werden als Opfer und nicht als Träger von Rechten dargestellt
  • PRSPs fragen nicht nach den Folgen wirtschaftpolitischer Entscheidungen für Kinder und Jugendliche (Heidel 2005, 5 f.)

Die PRSP – Prozesse entsprachen nur unzureichend kinderrechtlichen Anforderungen(JsB)

Diese Ergebnisse sind nicht überraschend, denn weder Kinderrechtsorganisationen noch Kinder und Jugendliche waren angemessen an der Erarbeitung der Strategiepapiere beteiligt. So liegt zum Beispiel keiner Strategie ein ausdrücklich kinderrechtlicher Ansatz zugrunde.
Denn Strategien zur Armutsbekämpfung müssen künftig einen Schwerpunkt auf die Bekämpfung von Kinderarmut und die vollständige Umsetzung des UN – Übereinkommens über die Rechte des Kindes legen und Kinderrechtsorganisationen, wie auch Kinder und Jugendliche selbst, müssen an der Erarbeitung, Umsetzung und Überprüfung der PRSPs beteiligt werden. Fünf Jahre nach Einführung des PRSP – Ansatzes führen Weltbank und IWF derzeit einen ausführlichen Überprüfungsprozess durch, in den auch Stellungnahmen der PRSP – Länder, der Geber und der Zivilgesellschaft einfließen sollen (Heidel 2005, 5 f.).

Unbefriedigende Umsetzung der PRSPs(JsB)

  1. Die Beobachtungen der Fallstudie zeigen einerseits deutliche länderspezifische Unterschiede in der Bewertung der PRSPs durch Kinderrechtsorganisationen. Ein kinderrechtlicher Ansatz lässt sich z.B. in den PRSPs der afrikanischen Länder Äthiopien, Sambia und Kenia fast gänzlich vermissen.
  2. Die Analyse der Armut von Kindern und Jugendlichen in den PRSPs ist unzureichend. Vor allem in den Papieren Äthiopiens und Kenias fehlen wichtige Aspekte. Allen Strategiepapieren werfen Kinderrechtsorganisationen und teilweise Jugendorganisationen vor, dass sie die Situation von Jugendlichen kaum in den Blick nehmen und die Ursachen von Jugendarbeitslosigkeit nicht analysieren. Auch zusammenhängende Analysen der Ursachen von Kinderarmut fehlen in allen PRSPs.
  3. Die Kinderrechtsorganisationen hinterfragen die wirtschaftspolitische Grundausrichtung der Strategiepapiere. Sie bezweifeln, dass das angestrebte Wirtschaftswachstum von sich aus zur Überwindung von Kinderarmut beitragen wird.
  4. Kinderrechtsorganisationen vermissen in Äthiopien und Kenia kohärente sozial- und bildungspolitische Programme, die spezifisch zur Bekämpfung von Kinderarbeit gestaltet sind und die Kinder als Träger von Rechten behandeln.

Angesichts dieser Defizite bezweifeln Kinderrechtsorganisationen, dass die PRSPs wesentlich zur Überwindung von Kinderarmut beitragen werden (Heidel 2005, 9 f.).
Allerdings erklärt sich diese skeptische bis negative Einstellung von Kinderrechtsorganisationen zu PRSP - Prozessen zumindest teilweise durch die grundsätzliche Kritik dieser Organisationen an den Regierungen ihrer Länder. Daher ist es durchaus offen, ob Kinderrechtsorganisationen, die zum Zeitpunkt ihrer Befragung durch den Autor dieser Studie im Februar 2005 eher kein Interesse an einer künftigen Mitwirkung ausdrückten, ihre Haltung dann ändern würden, wenn sich die politischen Rahmenbedingungen aus ihrer Sicht verbessern sollten. Die Erfolgsaussichten für eine kinderrechtliche Qualifizierung von PRSP – Prozessen können also nicht losgelöst von den politischen und sonstigen Rahmenbedingungen eines Landes abgeschätzt werden. Für die bi- und multilaterale Entwicklungszusammenarbeit bedeutet dies erstens, dass es auch von diesen Rahmenbedingungen abhängt, ob und in welchem Maße die Entwicklungszusammenarbeit im Rahmen von PRSP – Prozessen durchgeführt werden kann. Dies gilt in besonderem Maße für die Entwicklungsfinanzierung. Zweitens ist es je nach Land in unterschiedlichem Maße notwendig, die Unterstützung einer kinderrechtlichen und sonstigen Qualifizierung von PRSP – Prozessen zu verknüpfen zu einer aktiven Menschenrechtspolitik unter Einschluss einer nachhaltigen Verwirklichung der Rechte des Kindes. Des Weiteren sind die Chancen für eine kinderrechtliche Qualifizierung von PRSP – Prozessen auch davon abhängig, ob und in welchem Maße es gelingt, mit diesen Prozessen die vielen anderen politischen Planungsprozesse, Sektorpapiere und Gesetzesvorhaben, die für die Verwirklichung der Rechte des Kindes unter Einschluss der Bekämpfung von Kinderarmut und Jugendarbeitslosigkeit bedeutsam sind, zu verknüpfen. Geschieht dies nicht, ist sehr genau zu prüfen, ob die Entwicklungszusammenarbeit den PRSP – Prozessen jene herausragende Bedeutung zuweisen soll, die sie laut Weltbank und Internationalem Währungsfonds haben sollen. Schließlich ist zu bedenken, dass es für eine kinderrechtliche Qualifizierung von PRSP – Prozessen unabdingbar ist, Kinderrechtsorganisationen und in besonderem Maße Selbstorganisationen miteinzubeziehen.
Die Beobachtungen der Fallstudie führen zu Forderungen für eine kinderrechtliche Qualifizierung von PRSP-Prozessen:

  1. Inhalt von PRSPs: Strategien zur Armutsbekämpfung müssen einen Schwerpunkt auf die Bekämpfung von Kinderarmut legen. Sie müssen die Auswirkungen makroökonomischer Strategien und Politiken auf Kinder und Jugendliche untersuchen. Erforderlich ist weiter, dass PRSPs zur Förderung der informellen Ökonomie beitragen.
  2. Partizipation von Kindern, Jugendlichen und Kinderrechtsorganisationen: eine umfassende Partizipation von Kindern, Jugendlichen und Kinderrechtsorganisationen an der Erarbeitung und Umsetzung von PRSPs sowie an der Überwachung der Umsetzung muss gewährleistet sein. Außerdem werden PRSP – Prozesse nur dann nachhaltig zur Verwirklichung der Rechte des Kindes beitragen, wenn sie mit anderen einschlägigen politischen Planungsprozessen und Gesetzes-vorhaben verknüpft werden.
  3. Richtlinien von IWF und Weltbank: die Richtlinien von Weltbank und Internationalem Währungsfonds zur Erarbeitung und Umsetzung von PRSPs und zur Bewertung von PRSP – Prozessen müssen so ergänzt werden, dass sie einer kinderrechtlichen Qualifizierung von PRSP – Prozessen dienen.
  4. Bi- und multilaterale Entwicklungszusammenarbeit: Die Entwicklungszusammenarbeit und –finanzierung darf nur dann vollständig an PRSP – Prozesse gebunden werden, wenn diese zur Verwirklichung der Rechte des beitragen. Ob das der Fall ist, hängt auch von länderspezifischen politischen und weiteren Rahmenbedingungen ab.
  5. Kinderrechtsorganisationen und Hilfswerke im Norden: Kinderrechtsorganisationen und Hilfswerke in den Industrieländern sollten ihre Lobbyaktivitäten zur kinderrechtlichen Qualifizierung von PRSP – Prozessen gegenüber Parlamenten und Regierungen, dem Europäischen Parlament und der Europäischen Kommission sowie gegenüber IWF und Weltbank verstärken, international vernetzen und mit dem UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes kooperieren. Weiters sollten Kinderrechtsorganisationen und Hilfswerke in Industrieländern darauf drängen, dass Weltbank und IWF bei ihrer Evaluierung von PRSP – Prozessen stärker als bisher Erfahrungen und Einschätzungen von Kinderrechtsorganisationen und Selbstorganisationen von Kindern und Jugendlichen in Ländern mit einem PRSP berücksichtigen.

Gleichzeitig ist eine stärkere Förderung der Lobby- und Advocacy-Aktivitäten von Kinderrechtsorganisationen sowie der Selbstorganisationen von Kindern und Jugendlichen in Ländern mit einem PRSP erforderlich.
Der Erfahrungsaustausch von Kinderrechtsorganisationen und Selbstorganisationen von Kindern und Jugendlichen in Ländern mit einem PRSP sollte unter Einschluss eines grenzüberschreitenden Austausches gefördert werden (Heidel 2005, 11f.).

Kinderrechte(JsB)

Das Strategiepapier zur Armutsbekämpfung vom Juli 2002 verweist lediglich einmal und beiläufig auf Rechte des Kindes: Das PRSP stellt fest, dass Frauen und Kinder das Recht hätten, vor Gewalt geschützt zu werden. Ansonsten lässt das Strategiepapier jeden ausdrücklichen kinderrechtlichen Ansatz vermissen, was von einigen Kinderrechtsorganisationen scharf kritisiert wird. Auch in anderen Ländern wie Kenia oder Sambia ist die Situation ähnlich, Kinder bzw. Jugendliche werden nur am Rande erwähnt, wobei in den PRSPs auf diesen eigentlich das Hauptaugenmerk liegen müsste, schließlich (Heidel 2005, 10) wurde sehr deutlich, dass Armut der Haupthinderungsgrund für eine Verwirklichung der Rechte des Kindes ist. Dies unterstrich der Generalsekretär der Vereinten Nationen in seinem Bericht an die UN-Vollversammlung im Jahre 2002 (Heidel 2005, 4).

Literaturverzeichnis

Bücher/Artikel

  • Curtain, R. (2004). Youth in Extreme Poverty: dimensions and policy implications with particular focus on South East Asia
  • Heidel, K. (2005). Strategiepapiere zur Armutsbekämpfung: Kinder zuerst! Eine Fallstudie über die PRSP-Prozesse in Äthiopien, Kenia und Sambia in kinderrechtlicher Perspektive. Erstellt von Kindernothilfe e. V., Duisburg und Werkstatt Ökonomie e. V., Heidelberg

Internetquellen

Siehe auch

Jugend und Armut<br\> V. Psychosoziale Auswirkungen von Armut(JsB)