Global Mindset V2 (PSI): Unterschied zwischen den Versionen

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Hier eine aktualisierte Version unseres globalen Mindsets. Kritik, Anschlüssüberlegungen bitte eintragen. Ich weiß noch nicht, ob ich übers Wochenende Internet habe, aber ich werd bei Gelegenheit auch noch Überlegungen dazu aufschreiben.
 
Hier eine aktualisierte Version unseres globalen Mindsets. Kritik, Anschlüssüberlegungen bitte eintragen. Ich weiß noch nicht, ob ich übers Wochenende Internet habe, aber ich werd bei Gelegenheit auch noch Überlegungen dazu aufschreiben.
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Aktualisierung: Eine Vermischung von Gegenwart und Vergangenheit würde die Zeitlosigkeit am besten unterstreichen. Eine "Theateraktualisierung" könnte sogar die Frage provozieren: Warum habt ihr das in die Gegenwart übertragen? Würde es in der eigenen Zeit nicht so funktionieren? --[[Benutzer:H.A.L.|H.A.L.]] 11:24, 14. Mai 2009 (UTC)</font>
 
Aktualisierung: Eine Vermischung von Gegenwart und Vergangenheit würde die Zeitlosigkeit am besten unterstreichen. Eine "Theateraktualisierung" könnte sogar die Frage provozieren: Warum habt ihr das in die Gegenwart übertragen? Würde es in der eigenen Zeit nicht so funktionieren? --[[Benutzer:H.A.L.|H.A.L.]] 11:24, 14. Mai 2009 (UTC)</font>
  
== Ein etwas anderer Vorschlag, der aber sämtliche Aspekte integriert (denke ich): ==
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== 1. Gyges und der Ring ==
  
 
Gyges ist obdachlos. Er ist ein Straßenbettler. Eines Tages, als ihm jemand Geld in seine Mütze wirft, verliert er dabei einen Ring, der sehr wertvoll aussieht. Gyges will den Ring verkaufen, doch niemand schenkt ihm Beachtung. Die Leute sind unhöflich zu ihm und wollen nicht mit ihm sprechen. Also setzt Gyges den Ring einfach an seinen Finger – was soll er auch sonst damit machen. Dass er unsichtbar ist, bemerkt er daran, dass er sich nicht mehr in den Schaufenstern der Läden spiegelt. Er glaubt es zuerst nicht, aber als er dann in ein Luxus- Restaurant geht, und nicht hinausgeworfen wird, ist es eindeutig bewiesen: Der Ring macht ihn unsichtbar.  
 
Gyges ist obdachlos. Er ist ein Straßenbettler. Eines Tages, als ihm jemand Geld in seine Mütze wirft, verliert er dabei einen Ring, der sehr wertvoll aussieht. Gyges will den Ring verkaufen, doch niemand schenkt ihm Beachtung. Die Leute sind unhöflich zu ihm und wollen nicht mit ihm sprechen. Also setzt Gyges den Ring einfach an seinen Finger – was soll er auch sonst damit machen. Dass er unsichtbar ist, bemerkt er daran, dass er sich nicht mehr in den Schaufenstern der Läden spiegelt. Er glaubt es zuerst nicht, aber als er dann in ein Luxus- Restaurant geht, und nicht hinausgeworfen wird, ist es eindeutig bewiesen: Der Ring macht ihn unsichtbar.  
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:Die Straße könnte dem Zauberschloß gegenüberliegen, will sagen: auf der entgegengesetzten Stadtseite, da der Ring ja in gewisser Weise den Prinzipien Platons entgegengesetzt ist. (Wenn Schloß und Ring die West-Ost-Achse bilden, was ist dann die Nord-Süd-Achse?) Ich bin zwar kein Freund von allzu fundamentalen Gut-Böse-Dichotomien, aber das kommt davon, wenn man Platon macht. Ansonsten könnte man es auch so sehen, daß das Zauberschloß für Platons Konzept von Besonnenheit steht - sozusagen: bleib an dem Ort, an den dich das Schicksal stellt - und die Ring-Straße für das Überwinden des ursprünglichen Status. Was wiederum insofern spannend ist, als das Höhlengleichnis ja gerade auf das Überwinden des gegenwärtigen Zustands hin interpretiert werden kann.
 
:Die Straße könnte dem Zauberschloß gegenüberliegen, will sagen: auf der entgegengesetzten Stadtseite, da der Ring ja in gewisser Weise den Prinzipien Platons entgegengesetzt ist. (Wenn Schloß und Ring die West-Ost-Achse bilden, was ist dann die Nord-Süd-Achse?) Ich bin zwar kein Freund von allzu fundamentalen Gut-Böse-Dichotomien, aber das kommt davon, wenn man Platon macht. Ansonsten könnte man es auch so sehen, daß das Zauberschloß für Platons Konzept von Besonnenheit steht - sozusagen: bleib an dem Ort, an den dich das Schicksal stellt - und die Ring-Straße für das Überwinden des ursprünglichen Status. Was wiederum insofern spannend ist, als das Höhlengleichnis ja gerade auf das Überwinden des gegenwärtigen Zustands hin interpretiert werden kann.
 
:Eine interessante Note ist, daß ihn niemand beachtet, daß er aber trotzdem an Dingen gehindert wird, an denen er nicht gehindert werden kann, wenn er unsichtbar ist. --[[Benutzer:H.A.L.|H.A.L.]] 10:22, 14. Mai 2009 (UTC)</font>
 
:Eine interessante Note ist, daß ihn niemand beachtet, daß er aber trotzdem an Dingen gehindert wird, an denen er nicht gehindert werden kann, wenn er unsichtbar ist. --[[Benutzer:H.A.L.|H.A.L.]] 10:22, 14. Mai 2009 (UTC)</font>
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== 2. Das Zauberschloß ==
  
 
Auf diese Art bereichert sich Gyges. Als er genug Geld beisammen hat, beschließt er, sich ein Quartier in dem hübschen Zauberschlösschen am Kalvarienberg zu mieten. Dafür allerdings muss er sich sichtbar zeigen, und so streift er den Ring ab und stellt sich dort vor. Die Maklerin vor Ort heißt Sokratina. Zuallererst bringt sie Gyges zum Schlossherren, mit dem er die Mietregeln besprechen soll. Dieser aber, er nennt sich Notalp [Platon rückwärts], verlangt von Gyges nicht Geld, sondern dass er täglich eine Arbeit im Schloss verrichte.
 
Auf diese Art bereichert sich Gyges. Als er genug Geld beisammen hat, beschließt er, sich ein Quartier in dem hübschen Zauberschlösschen am Kalvarienberg zu mieten. Dafür allerdings muss er sich sichtbar zeigen, und so streift er den Ring ab und stellt sich dort vor. Die Maklerin vor Ort heißt Sokratina. Zuallererst bringt sie Gyges zum Schlossherren, mit dem er die Mietregeln besprechen soll. Dieser aber, er nennt sich Notalp [Platon rückwärts], verlangt von Gyges nicht Geld, sondern dass er täglich eine Arbeit im Schloss verrichte.
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(Helga Sinn, 12. Mai)
 
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== Anmerkungen von Arif Aslan ==
  
 
''''Die Probleme, die zu klären sind, sind folgende:  
 
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Es wäre überhaupt eine interessante Frage: Was, wenn Gyges die Möglichkeit hat, Notalp zu töten oder sonstwie zu entmachten? Wenn er die Gerechtigkeit im Schloß überwinden kann, was wird er tun? Das ist vielleicht eine wichtige Zuspitzung Platons: Angenommen, du kannst in den gerechten Staat eintreten oder ihn stürzen und Regent werden - Was tust du? --[[Benutzer:H.A.L.|H.A.L.]] 10:22, 14. Mai 2009 (UTC)</font>
 
Es wäre überhaupt eine interessante Frage: Was, wenn Gyges die Möglichkeit hat, Notalp zu töten oder sonstwie zu entmachten? Wenn er die Gerechtigkeit im Schloß überwinden kann, was wird er tun? Das ist vielleicht eine wichtige Zuspitzung Platons: Angenommen, du kannst in den gerechten Staat eintreten oder ihn stürzen und Regent werden - Was tust du? --[[Benutzer:H.A.L.|H.A.L.]] 10:22, 14. Mai 2009 (UTC)</font>
  
== Mühl-Material ==
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= Mühl-Material =
  
 
"1970 machte ich einen entscheidenden schritt von der kunst in die realität und gründete eine wohngemeinschaft, die sich aber sehr bald zu einer kommune mit dem neuen lebensstil der erweiterte familiengruppen entwickelte. kinder und kunst standen im mittelpunkt dieses gesellschaftsprojektes, das 20 jahre andauerte und am höhepunkt 700 mitglieder zählte. die mehrzahl kam aus westdeutschland und frankreich, wenige  aus norwegen, schweden, einzelne aus holland, england, österreich, dänemark und USA. es war ein gesellschaftsexperiment mit gemeinschaftseigentum, freier sexualität, gemeinsamer kindererziehung, privatschule, unterweisung und ausbildung von kindern und erwachsenen in den darstellenden und bildenden künsten: musik, gesang, tanz, theater, spielfilm, selbstdarstellung, malerei, aktionskunst, arbeit in eigenen firmen und betrieben. diesmal wurde die aktion nicht von mir alleine getragen, sondern von vielen mitspielern: eine kommune aktionistischer lebenspraxis."
 
"1970 machte ich einen entscheidenden schritt von der kunst in die realität und gründete eine wohngemeinschaft, die sich aber sehr bald zu einer kommune mit dem neuen lebensstil der erweiterte familiengruppen entwickelte. kinder und kunst standen im mittelpunkt dieses gesellschaftsprojektes, das 20 jahre andauerte und am höhepunkt 700 mitglieder zählte. die mehrzahl kam aus westdeutschland und frankreich, wenige  aus norwegen, schweden, einzelne aus holland, england, österreich, dänemark und USA. es war ein gesellschaftsexperiment mit gemeinschaftseigentum, freier sexualität, gemeinsamer kindererziehung, privatschule, unterweisung und ausbildung von kindern und erwachsenen in den darstellenden und bildenden künsten: musik, gesang, tanz, theater, spielfilm, selbstdarstellung, malerei, aktionskunst, arbeit in eigenen firmen und betrieben. diesmal wurde die aktion nicht von mir alleine getragen, sondern von vielen mitspielern: eine kommune aktionistischer lebenspraxis."

Version vom 14. Mai 2009, 13:33 Uhr

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Diagramm: Global Mindset V. 2

Global Mindset v2.0.jpg

Vermischte Bemerkungen

Hier eine aktualisierte Version unseres globalen Mindsets. Kritik, Anschlüssüberlegungen bitte eintragen. Ich weiß noch nicht, ob ich übers Wochenende Internet habe, aber ich werd bei Gelegenheit auch noch Überlegungen dazu aufschreiben.

Als Film könnte ich mir den Stephen-King Film ["Das Tagebuch der Ellen Rimbauer" bzw. den dazu passenden Film "Das Haus der Verdammnis" vorstellen. Soweit ich mich noch erinnern kann, gehts dabei um ein verfluchtes Haus, das sich selbständig erweitert und wo sich die Räume stetig ändern. Die Filme dauern aber beide recht lange - werde noch Alternativen überlegen.

Aus meiner Sicht und so wie wir bis jetzt diskutiert haben ist es wichtig, dass wir uns eine schlüssige Motivation überlegen (wie HAL schon mal im Schritt7 vom alten Mindset angedeutet hat), warum Gyges den König töten will. Es muss etwas sein, wo man durch Überlegung zu besseren Alternativen kommt als "König töten". Dann macht es erst Sinn, sich zu überlegen, wie man hilfreiche Zusammenhänge in unseren 4 Szenarien verstreut.

Ich könnte mir vorstellen, dass der Schafhirte Gyges in der Gegenwart platziert ist. Irgendwo am Land. Er hat die Nase voll, weil die EU-Subventionen gekürzt wurden und er durch den Verkauf der Schafprodukte (Schafskäse, Schafwolle, ...) gerade noch die Betriebskosten und die Herstellungskosten decken kann. Während er wütend und um seine Zukunft besorgt mit seinen Schafen durch die Wiesen schlendert, findet er den Ring (oder die Höhle mit dem Ring). Als er die Funktion des Rings erkennt, beschließt er sie zu seinem Vorteil zu nutzen - er möchte die Herrschaften in Brüssel irgendwie unter Druck setzen. --Andyk 13:04, 8. Mai 2009 (UTC)

  • Ich würde es auch wichtig finden, die Geschichte in der Gegenwart zu platzieren. Denn das Politeia Modell versucht ahistorisch zu sein. Vgl. den Kommentar auf der Rückseite der Reclam Ausgabe der Politeia: "Platons Idealstaat ist jenseits von Raum und zeit, er hat kein hier und jetzt. Er ist ein Paradigma, eine Norm und ein Vorbild für menschliche Handlungen." Ernst Cassierer.(jakobk)
  • Es wäre auch reizvoll, zu überlegen, wo die Königin in diesem Machtspiel steht. Schließlich drängt sie in der Gyges-IF sogar auf die Ermordung. Ich hatte schon den Gedanken, daß es zwei verfeindete Parteien im Staat gibt, und daß die Königin aus politischen Gründen auf Absetzung des Königs mit allen Mitteln aus ist. Für Gyges wäre das ein starker Anreiz, seine Situation "zu überdenken" - ist er vielleicht nur ein Werkzeug in einem Spiel, das er nicht ganz durchschaut? (Als das Höhlengleichnis nach Matrix-Muster noch konkret im Gespräch war, hatte ich den Gedanken, daß die Machthaber über die Höhle und das Außerhalb Bescheid wissen und über die Geheimhaltungspolitik unterschiedlicher Meinung sind.) Er könnte auch in die verwinkelten Gemächer des Palastes flüchten, damit er in Ruhe nachdenken kann, ohne ständig von irgendwem zu irgendwas bedrängt zu werden. Wir müssen halt darauf achten, daß nicht alles darauf hinausläuft, daß die Königin den armen Mann zu einer Schandtat verführen will.
  • Wenn wir Gyges in die Gegenwart versetzen, müssen wir ihn auch nicht unbedingt einen Schafhirt bleiben lassen. Im antiken Griechenland war das ein "typischer" Beruf, heutzutage sieht das wieder anders aus. --H.A.L. 14:41, 10. Mai 2009 (UTC)

Wir haben folgende Angelpunkte:

  1. König töten oder davon Abstand nehmen
  2. Eintritt in die Zimmer des Schlosses, Wechsel der Zimmer
  3. re-entry, Wiederholung der Entscheidungssituation

ad (1): Wie wäre es, wenn Gyges auf seinem Weg in die Stadt dem Trasymachus begegnet, der ihm erklärt, dass er sich alles leisten kann, wenn ihm nichts nachzuweisen ist? Dann wäre die Entscheidung nicht so sehr eine Gewalttat, sondern eher ein Experiment. Und den Ring könnte man mit einer doppelten Funktion versehen: wenn man ihn in die eine Richtung dreht, wird man unsichtbar, wenn man ihn in die andere Richtung dreht, öffnet sich die Tür in einen neuen Trakt des Schlosses.

ad (2): Aus dem Aufstieg aus der Höhle ist jetzt eine Exploration von Räumen geworden. Die Leitfrage ist: Wie sieht eine Gesellschaft aus, in der Gerechtigkeit strukturell gewährleistet ist? In der sie nicht daran hängt, dass jemand als gerecht erscheint, sondern dass die Bewohner gar nicht anders können, als gerecht sein. Die Gesprächspartner sind davon überzeugt, dass die Verhältnisse, in denen sie leben, diese Gerechtigkeit gewährleisten und Gyges hört und stellt Fragen. Zwischen den Räumen kann man sich phantasievolle Übergänge ausdenken. Die "Räume" müssen keine Zimmer, sondern können ganze Szenarien sein.

ad (3): Nach dem Rundgang steht Gyges plötzlich wieder vor der Königin. Es ist also nicht ein Abstieg von oben, sondern eher sowas wie Parzival, wie ein Erziehungsroman. Parzival hat eine erste Chance, dem König (Amfortas) die richtige Frage zu stellen und verpasst die Chance. Dann zieht er in die Welt und kommt welterfahrener zurück. Damit erhält er eine zweite Chance. Man muss die Möglichkeit vorsehen, dass er sie ausläßt, sonst wäre das eine Zwangserziehung. Aber man sollte nun die Änderung der Fragestellung einbauen. Systematisch (nach unserem Diskussionsverlauf) ist das eine Verwerfung der Thrasymachos-Perspektive ohne einen Switch zur platonischen Utopiewelt.

Was könnte das sein? Die eine Phantasievorstellung besteht darin, dass jemand sich beliebig in eine Gesellschaft hinein- und herausbeamen kann. Die andere beruht darauf, dass eine Gesellschaftsordnung die Bürgerinnen gänzlich fixiert, sodass sie gar nicht anders können, als recht tun. Gerechtigkeit wird gänzlich von nachvollziehbaren Handlungsabläufen abgekoppelt, oder vollständig mit ihnen verknüpft. Was ist das für eine "Tugend", die nichts mit Deinen Handlungen zu tun hat, oder daher entsteht, dass Du gar nicht anders handeln kannst? Da fehlt doch etwas. --anna 09:59, 10. Mai 2009 (UTC)

Noch ein paar Worte zur "Änderung der Fragestellung" (das ist ja im Seminar auch aufgetaucht). Ich möchte als Beispiel auf die Scheideweg-IF aus meinem Text zum Freiraum verweisen: Dort wird die Spielerin vor die Wahl zwischen zwei Alternativen gestellt. Eine zusätzliche Pointe ist, daß es eine dritte Alternative gibt, die der Spielerin aber systematisch verschwiegen wird. Auch Gyges hat die Wahl, den König zu töten oder zu seinem Leben als Schafhirt zurückzukehren. Oder - aber das wird nicht so prominent erwähnt - er kann die Entscheidung vorerst suspendieren und darüber nachdenken bzw. sich umsehen. Das führt ihn in diese kontrafaktischen Welten, dort werden ihm Möglichkeiten nähergebracht, die Situation auf andere Weise zu betrachten und zu einer zusätzlichen Entscheidungsmöglichkeit zu finden, die er im zweiten Durchlauf umsetzen kann. Idealerweise hätte sich im zweiten Durchlauf die Fragestellung gar nicht geändert. Idealerweise hätten sich auch die Antwortmöglichkeiten nicht geändert, aber beim zweiten Mal sieht die Spielerin etwas, das sie beim ersten Mal vermutlich nicht sehen konnte. Andernfalls würde das Spiel sich aufführen wie ein Lehrer, der seinen Schülerinnen nicht gestattet, die richtige Antwort zu wissen, ehe er die Hintergründe nicht persönlich dargelegt hat, auch wenn sie sie vielleicht schon aus anderen Quellen kennen. - In einer "herkömmlichen" IF würde die Spielerin vielleicht die Bedeutung gewisser Gegenstände lernen, zum Beispiel, daß nach den Naturgesetzen ein Kerzenhalter an der Wand auf eine Tapetentür hinweist. Bei uns wäre es wohl eher eine Maxime zum Umgang mit Situationen. Ein Zwischending wäre vielleicht, in irgendeiner Weise die metaphorische Bedeutung irgendwelcher Items zu erörtern.
Wie verhält sich das nun wirklich zu Platon? Platon scheint mir gerade nicht damit zu argumentieren, daß es "immer Alternativen" gibt. In seinem Staat ist die Tötung nicht vorgesehen, und für die individuelle Moral würde er vielleicht versuchen zu zeigen, daß es immer noch besser ist, zu dem Leben als Schafhirte zurückzukehren. --H.A.L. 05:59, 11. Mai 2009 (UTC)

Die Höhle und die einzelnen Episoden sind doch eine Analogie für Unwissenheit, Reflexionsvorgang und Erkenntnis. Der Interactor ist plötzlich mit der Frage der Gerechtigkeit konfrontiert. Er weiß nicht, was ihr Wesen ist. Sein alltägliches Leben wird plötzlich zur Höhle, da er keine Sicht auf das Wesen dieses wesentlichen Dings "Gerechtigkeit" hat. Daraufhin ergeht er sich in kontempativen Überlegungen, denkt sich in verschiedene Möglichkeiten hinein, probiert vieles in seinem Kopf aus. Er versetzt sich in verschiedene Gesellschaften und Rollen hinein um das Wesen der Gerechtigkeit zu erforschen. Man könnte das Spiel so gestalten, dass der Interactor sich rämlich gar nicht vom König wegbewegt (oder vom CEO, EU-Kommisar, was es auch immer werden wird), sondern sich nur hinsetzt und überlegt.(jakobk)

  1. Gegenwart
  2. Königin
  3. Lernprozess

(1) Ich habe überhaupt nichts gegen Aktualisierung, aber das sollte man pfiffig machen. Es ist eine Frage der Übersetzung. Die Transposition König ==> CEO ist eher in billigen Theater-Aktualisierungen zu finden. Man kann ruhig bei König und Hirte bleiben, das sind abstrakte Kategorien. Unter dieser Voraussetzung würde ich dann Anachronismen und Stilbrüche einführen, wo immer sie eine gute Pointe darstellen. (Also z.B. Mobiltelefon.)

(2) Auf dem Weg zum Palast erfährt Gyges von Thrasymachos, dass er sich durchsetzen wird, wenn er als gerecht erscheint. Die Königin fragt ihn, ob er gerecht ist. Sie flirtet mit ihm. Er läßt sich auf das Spiel ein. Ist es gerecht, der König zu töten? Es ist sicher nicht erotisch. Die Königin entzieht sich in ein hinteres Zimmer. Gyges folgt und gerät in diverse Gesprächssituationen.

(3) Den Punkt mit der Lehrerin, welche die Lösung nicht von einer Extrainformation abhängig machen soll, finde ich sehr gut. Nach den Gesprächen in Platons Welt kommt Gyges zurück - er trifft die Königin dort, wo er sie verlassen hat. "Was soll ich in diesem Palast über Gerechtigkeit lernen? Willst Du mir sagen, dass es Gerechtigkeit nur in einer solchen Gesellschaft gibt? Sind der König und Du Philosophen? Nein? Wieso nicht?" --anna 11:36, 12. Mai 2009 (UTC)

Aktualisierung: Eine Vermischung von Gegenwart und Vergangenheit würde die Zeitlosigkeit am besten unterstreichen. Eine "Theateraktualisierung" könnte sogar die Frage provozieren: Warum habt ihr das in die Gegenwart übertragen? Würde es in der eigenen Zeit nicht so funktionieren? --H.A.L. 11:24, 14. Mai 2009 (UTC)

Ein etwas anderer Vorschlag, der aber sämtliche Aspekte integriert (denke ich):

1. Gyges und der Ring

Gyges ist obdachlos. Er ist ein Straßenbettler. Eines Tages, als ihm jemand Geld in seine Mütze wirft, verliert er dabei einen Ring, der sehr wertvoll aussieht. Gyges will den Ring verkaufen, doch niemand schenkt ihm Beachtung. Die Leute sind unhöflich zu ihm und wollen nicht mit ihm sprechen. Also setzt Gyges den Ring einfach an seinen Finger – was soll er auch sonst damit machen. Dass er unsichtbar ist, bemerkt er daran, dass er sich nicht mehr in den Schaufenstern der Läden spiegelt. Er glaubt es zuerst nicht, aber als er dann in ein Luxus- Restaurant geht, und nicht hinausgeworfen wird, ist es eindeutig bewiesen: Der Ring macht ihn unsichtbar.

Da Gyges arm ist, will er versuchen, den Ring für seine Zwecke zu nutzen. Er zieht voller Freude los und stopft sich die Taschen voll mit allem, was er kriegen kann, egal, ob er es braucht oder nicht. Er bestiehlt sogar andere Bettler, die am Straßenrand sitzen. Niemand sieht ihn, er hat die volle Kontrolle und triumphiert darüber, dass er ungestraft soviel Ungerechtes tun kann.

Zunächst haben wir ein paar Räume, in denen Gyges Situationen erlebt: das Restaurant, der Juwelier und was uns noch einfällt. Jedesmal, wenn er einen Raum betritt, passiert dasselbe, die ganze Welt ist recht statisch. Viele Wege werden ihm versperrt sein, zum Beispiel der zum Zauberschloß. Irgendwann kommt eine mysteriöse Gestalt und wirft etwas in seinen Hut, als Gyges nachsieht, ist der Ring darin.
Wenn Gyges nachher die Bettler bestiehlt, heißt das, daß er vorher mit ihnen nach einem bestimmten Regelset interagiert, es gibt also einen Gesellschaftsvertrag unter den Bettlern. Wenn die Spielerin sich nicht an den Gesellschaftsvertrag hält, wird sie bestraft. - Die Frage ist, ob wir es notwendig machen, daß Gyges sich zu seinen Mitbettlern ungerecht verhält. Ich glaube, nach der Logik der Geschichte müßten wir es fast so implementieren, daß er nicht weiterkommt, wenn er nicht den einen oder anderen Bettler beklaut.
Die Frage ist, ob wir das Auftauchen der Gestalt durch ein Ereignis triggern oder ob sie einfach nach einer gewissen Zeitspanne erscheint; es ist vielleicht schwierig zu sagen, wie lange die Spielerin braucht, um die Ausgangssituation zu erkunden. Wenn die Spielerin das Auftauchen der Gestalt triggert, stellt sich die Frage, wie wir kenntlich machen, daß eine bestimmte Aktion ein neues Level beginnt. Spontan würde mir einfallen, daß es eine sinistre Gegend gibt, in der unheimliche Dinge geschehen. Es könnte zum Verhaltenscodex der Bettler gehören, sich von dort fernzuhalten - nicht gerade als moralische Forderung, mehr als common sense. Dann wäre das Betreten schon eine Übertretung.
Anachronismen als Running Gag: In der Straße sieht er einen rätselhaften Gegenstand, der dem modernen Rezipienten vielleicht als Auto erkennbar ist, im Zauberschloß u.ä. kommen ihm weitere Autos unter.
Die Straße könnte dem Zauberschloß gegenüberliegen, will sagen: auf der entgegengesetzten Stadtseite, da der Ring ja in gewisser Weise den Prinzipien Platons entgegengesetzt ist. (Wenn Schloß und Ring die West-Ost-Achse bilden, was ist dann die Nord-Süd-Achse?) Ich bin zwar kein Freund von allzu fundamentalen Gut-Böse-Dichotomien, aber das kommt davon, wenn man Platon macht. Ansonsten könnte man es auch so sehen, daß das Zauberschloß für Platons Konzept von Besonnenheit steht - sozusagen: bleib an dem Ort, an den dich das Schicksal stellt - und die Ring-Straße für das Überwinden des ursprünglichen Status. Was wiederum insofern spannend ist, als das Höhlengleichnis ja gerade auf das Überwinden des gegenwärtigen Zustands hin interpretiert werden kann.
Eine interessante Note ist, daß ihn niemand beachtet, daß er aber trotzdem an Dingen gehindert wird, an denen er nicht gehindert werden kann, wenn er unsichtbar ist. --H.A.L. 10:22, 14. Mai 2009 (UTC)

2. Das Zauberschloß

Auf diese Art bereichert sich Gyges. Als er genug Geld beisammen hat, beschließt er, sich ein Quartier in dem hübschen Zauberschlösschen am Kalvarienberg zu mieten. Dafür allerdings muss er sich sichtbar zeigen, und so streift er den Ring ab und stellt sich dort vor. Die Maklerin vor Ort heißt Sokratina. Zuallererst bringt sie Gyges zum Schlossherren, mit dem er die Mietregeln besprechen soll. Dieser aber, er nennt sich Notalp [Platon rückwärts], verlangt von Gyges nicht Geld, sondern dass er täglich eine Arbeit im Schloss verrichte.

Gyges ärgert sich, aber andererseits gefällt ihm das Schloss und er will darin wohnen. Sokratina, die Maklerin, berät ihn. Sie erklärt Gyges, dass Notalps ganze Macht über das Schloss in einem besonderen Buch liege, das allein er verstehen könne, weil er eben ein Philosoph sei. Dieses Buch ist aber nur für Philosophen bestimmt, allen anderen Schlossbewohnern sei es vorenthalten, es zu lesen, bevor sie nicht bewiesen hätten, dass sie philosophieren können. Deshalb halte Notalp das Buch, die Politeia, unter Verschluss.

Gyges will versuchen, Notalp mithilfe des Ringes zu überlisten und so die Macht über das Schloss an sich zu reißen. Dann könnte er darin wohnen, ohne zu arbeiten.

Für einen Mietvertrag muss man körperlich anwesend (einfach sichtbar) sein, das passt gut. Skoraste statt der Königin und der Schlossbesitzer Notalp sind auch fein. Im Schloss herrscht Notalps Gerechtigkeit, das ist die Entdeckung, die Gyges machen soll/kann. Ein Problem sehe ich darin, dass diese Gerechtigkeit dann die Norm ist, auf die die Erzählung hinführt, während ich eher dazu tendiere, die platonischen Konstruktionen selbst zu relativieren. Kommen wir am Ende bei Philosophen an, oder bei einem König, der kein Philosoph ist? Vielleicht ist der Schlossbesitzer nur ein Bruder Notalps: Adi Mantos! Er ist auch nicht ganz überzeugt davon, was sein Bruder im Gartentrakt aufführt. --anna 13:30, 13. Mai 2009 (UTC)

Die Gerechtigkeit in Notalps Schloss ist nicht die Norm. Gyges sieht ja in den Geschichten der einzelnen Räume kritisch die Konsequenzen dieser Gerechtigkeit. Notalp ist zwar ein Philosoph, aber das heißt ja noch nicht, dass seine Theorie von Gerechtigkeit automatisch wahr ist. Philosophen können sich auch irren. --Sinn 07:44, 14. Mai 2009 (UTC)

Das mit dem Buch ist interessant, weil es ein Zurückhalten von Information von Seiten Notalps ist - was natürlich in Einklang mit Platons Informationspolitik ist. Obwohl Platon - oder eigentlich Sokrates - die Leute ja mit der philosophischen Auseinandersetzung konfrontiert hat, ob sie wollten oder nicht. Hier könnte Notalp argumentieren, daß das geschriebene Wort gefährlich werden kann, wenn man nicht weiß, wie man damit umgeht. - Nach unserem Verständnis ist es vielleicht eher so, daß jedes Buch sofort verfügbar ist, daß man aber ohne Vorbereitung mit gewissen Büchern nichts anfangen kann. Grundsätzlich könnte man die Philosophenprüfung so sehen, daß man den Prüfling im Buch lesen läßt, und nur wenn er es versteht, wird er einen der Zaubersprüche darin anwenden können. Das wäre durchaus mit Platons Haltung zur Schriftsprache vereinbar. Ich kann mir vorstellen, daß das in unserer Welt so ist, daß Notalp das aber verheimlichen will oder selber nicht versteht.
Das ist eine interessante Entwicklung. Sokrates als Makler?
Not-Alp. Notfall-Alptraum. (Die Leute laufen in ihr Verderben, wenn sie nicht aufgerüttelt werden.) Lan-Pot. (Wir bringen Dinge in Zusammenhang.) - Mantis Oeda. Oide Mantas. Somaten Aid. Notasma-Edi. Dima-Sonate. Mediosatan. Midas Etano. --H.A.L. 10:22, 14. Mai 2009 (UTC)

1. Er kann sofort den Ring benutzen und versuchen, das Buch zu stehlen. Er weiß nicht, dass der Ring innerhalb des Schlosses sowieso nicht funktioniert (weil dort Gerechtigkeit herrscht).


2. Er kann zuerst dem Vorschlag Sokratinas folgen, sich das Schloss zuerst einmal genauer anzusehen, bevor er sich für oder gegen sein Bleiben entscheidet. Sie will ihm alle Zimmer zeigen und ihn mit dem Zauber vertraut machen, der ihm in jedem Raum eine neue Identität verleiht.

………Dann folgen die einzelnen Episoden……….

Am Ende der Führung versucht Sokratina herauszufinden, ob Gyges philosophische Fähigkeiten hat und somit vielleicht den Anspruch auf Gleichstellung mit Notalp hätte. Sie stellt ihm mehrere Fragen, zum Beispiel über die Gerechtigkeit, wie er sie in den verschiedenen Räumen erfahren hat.

1. Gyges hält an seinem ersten Plan fest und will versuchen, Notalp zu überlisten. Unter dem Vorwand, sich nur verabschieden zu wollen, weil er ohnehin nicht einziehen wolle, sucht er Notalp auf.


2. Gyges diskutiert mit Sokratina. Als Sokratina merkt, dass er interessante Argumente bringt, führt sie ihn zu Notalp, damit er ihn weiter prüfe. Notalp bietet ihm an, einzuziehen mit der Chance auf Aufstieg vom gewöhnlichen Mieter zum Philosophen.

2.1. Gyges zieht es vor, außerhalb vom Schloss zu leben und weiterhin seinen Ring benutzen zu können. 2.2. Gyges willigt ein und darf die Politeia lesen.

(Helga Sinn, 12. Mai)

Anmerkungen von Arif Aslan

'Die Probleme, die zu klären sind, sind folgende: 1. Warum will/ soll Gyges den König töten? Welcher Vorteil erwächst ihm daraus? Wie kommt er auf diese Idee? Will er einfach Macht haben? 2. Warum sollte er es nicht tun, bzw. was bringt ihn zum Nachdenken oder hält ihn sonst von der Tat ab? Das muss ein guter Grund sein. Vielleicht spürt ihn ein Hund auf. Obwohl ihn niemand sieht, kann er auf diese Weise dennoch verfolgt werden. Oder irgendetwas wird versehentlich über ihn geschüttet (weil er ja nicht gesehen wird), und dadurch wird er sichtbar, bzw. seine Umrisse, seine Gestalt lässt sich erahnen. Beispielsweise könnte er in einer Bäckerei Brot stehlen wollen, als zufällig ein Mehlsack in den Händen des Lehrlings zerrissen wird, das Mehl in der Luft zerstäubt und alle gleichermaßen bedeckt, den sichtbaren Lehrling ebenso wie den unsichtbaren Gyges. So kann er gefasst werden. 3. Welche Rolle spielt dabei die Königin? Ermutigt sie ihn zum Mord oder will sie ihn davon abhalten? Weiß sie von dem Ring oder wird auch sie von Gyges getäuscht? Braucht es die Königin überhaupt in dem Stück oder ist sie überflüssig? Gyges muss aus eigenem Antrieb den König töten wollen, denn er hat gelernt, dass sich Ungerechtigkeit bezahlt macht (das ist ja der Sinn des Ringes). Gyges ist von sich aus ungerecht, er muss nicht dazu überredet werden.

Wie sollen außerdem die Entscheidungen des Spielers oder der Spielerin gewertet werden?

In der Geschichte von Gyges als Bettler sind diese Probleme einigermaßen gelöst. Wenn es Gyges z.B. nicht möglich ist, den Ring zu benutzen, um den König zu töten, weil er im Schloss nicht funktioniert, dann bedeutet das, dass er das Spiel verliert, sobald er sich entscheidet, den König sofort zu töten. Den Mord durch etwas anderes zu ersetzen, ist ethisch natürlich lobenswert, vom Spannungsmoment her aber nicht so überzeugend. Was geschieht mit Notalp, wenn Gyges tatsächlich das Buch stehlen kann? Wird er entmachtet dadurch? Wird er zusätzlich getötet? Wird die Politeia umgedeutet und Notalp hat keinen Platz mehr in der Geschichte? Platon sagt, dass das geschriebene Wort sich nicht verteidigen kann (und deshalb schlechter ist als die mündliche Rede). Wird Notalp seinem Buch beistehen können?

Es fehlt bei der Geschichte am Ende der Triumph. Das Buch lesen zu dürfen führt Gyges zwar an die Macht, aber warum es so erstrebenswert ist, über dieses Schloss zu herrschen, nachdem er all diese seltsamen Erfahrungen darin gemacht hat, bleibt offen. Wenn Gyges sich entscheidet, am Ende doch das Schloss zu verlassen und den Ring weiter zu benutzen – hat er dann gewonnen oder verloren? Hat er etwas dazugelernt? Vor dem Schloss könnte der bissige Hund auf ihn warten, der ihn durchschaut hat. Dann hätte Gyges mit dieser Wahl auch verloren.

Am Ende kommt Gyges auf jeden Fall zu diesem Notalp, entweder in böser Absicht oder mit philosophischen Argumenten und in Begleitung von Sokratine. Aus drei Alternativen führt ihn aber nur eine zum Sieg: das Angebot annehmen, zu bleiben, und sich zum Philosophen „hochzuarbeiten“, um die Politeia lesen zu dürfen. Das klingt nicht nach einem Ende, sondern nach einem Zwischenstopp. Es muss noch etwas danach kommen. Kann er das Schloss zerstören, indem er das Buch verbrennt (weil es ihm nicht zusagt)? Kann er das Buch umschreiben und neue Gesetze für das Schloss erlassen? In diese Richtung könnte man noch weiter überlegen.

--Arif Aslan 12:55, 13. Mai 2009 (UTC)'

Das mit dem Hund finde ich weniger gut, da die Pointe ja ist, daß der Ring perfekt funktioniert, daß aber Gyges trotzdem seine Entscheidung überdenkt. Wobei man wiederum überlegen muß, was das für das Zauberschloß bedeutet. Warum will Gyges dorthin? Gibt es Alternativen? Es müßte wohl darauf hinauslaufen, daß das Schloß eine besondere Qualität hat, die auf seiner Gerechtigkeit beruht. - Das gilt für die metaphorische Anwendung. Im Sinn einer realistischen Inszenierung wäre es natürlich spannend, sich die Grenzen eines unsichtbarmachenden Geräts zu überlegen.

Ähnlich läuft es auch mit dem Königsmord im Schloß. Die Entscheidung, den König zu töten oder nicht, macht nur Sinn, wenn Gyges das auch kann. - Ich habe mir schon überlegt, daß Gyges überhaupt in das Schloß will, weil der König dort übernachtet, aber damit läuft man in die selben Probleme.

Das mit dem Triumph stimmt. Wenn Gyges das Buch lesen kann, hat ihn das Schloß aufgenommen - das wäre zwar für Kafka ein Sieg, aber wir müßten uns wieder fragen, was an dem Schloß so attraktiv ist. Ansonsten denke ich, daß wir die Entscheidung für den Ring und gegen das Schloß auch als Sieg darstellen müßten. Wenn sich Gyges dazu entscheidet, den König zu töten, dann hat er gewonnen, sowie das gelungen ist.

Es wäre überhaupt eine interessante Frage: Was, wenn Gyges die Möglichkeit hat, Notalp zu töten oder sonstwie zu entmachten? Wenn er die Gerechtigkeit im Schloß überwinden kann, was wird er tun? Das ist vielleicht eine wichtige Zuspitzung Platons: Angenommen, du kannst in den gerechten Staat eintreten oder ihn stürzen und Regent werden - Was tust du? --H.A.L. 10:22, 14. Mai 2009 (UTC)

Mühl-Material

"1970 machte ich einen entscheidenden schritt von der kunst in die realität und gründete eine wohngemeinschaft, die sich aber sehr bald zu einer kommune mit dem neuen lebensstil der erweiterte familiengruppen entwickelte. kinder und kunst standen im mittelpunkt dieses gesellschaftsprojektes, das 20 jahre andauerte und am höhepunkt 700 mitglieder zählte. die mehrzahl kam aus westdeutschland und frankreich, wenige aus norwegen, schweden, einzelne aus holland, england, österreich, dänemark und USA. es war ein gesellschaftsexperiment mit gemeinschaftseigentum, freier sexualität, gemeinsamer kindererziehung, privatschule, unterweisung und ausbildung von kindern und erwachsenen in den darstellenden und bildenden künsten: musik, gesang, tanz, theater, spielfilm, selbstdarstellung, malerei, aktionskunst, arbeit in eigenen firmen und betrieben. diesmal wurde die aktion nicht von mir alleine getragen, sondern von vielen mitspielern: eine kommune aktionistischer lebenspraxis."