Gelehrsamkeit, Bildung und freier Austausch (tphff)

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Freier Forschungsaustausch, antik

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Iamblichus of Syrian Chalcis's. Life of Pythagoras

Aus Kapitel 2: Jugend, Erziehung, Reisen

After Mnesarchus had returned from Syria to Samos, with great wealth derived from a favorable sea-voyage, he built a temple to Apollo, with the inscription of Pythius. He took care that his son should enjoy the best possible education, studying under Creophilus, then under Phorecydos the Syrian, and then under almost all who presided over sacred concerns, to whom he especially recommended his son, that he might be as expert as possible in divinity. Thus by education and good fortune he became the most beautiful and godlike of all those who have been celebrated in the annals of history.
After his father's death, though he was still but a youth, his aspect was so venerable, and his habits so temperate that he was honored and even reverenced by elderly men, attracting the attention of all who saw and heard him speak, creating the most profound impression. That is the reason that many plausibly asserted that he was a child of the divinity. Enjoying the privilege of such a renown, of an education so thorough from infancy, and of so impressive a natural appearance he showed that he deserved all these advantages by deserving them, by the adornment of piety and discipline, by exquisite habits, by firmness of soul, and by a body duly subjected to the mandates of reason. An inimitable quiet and serenity marked all his words and actions, soaring above all laughter, emulation, contention, or any other irregularity or eccentricity; his influence at Samos was that of some beneficent divinity. His great renown, while yet a youth, reached not only men as illustrious for their wisdom as Thales at Miletus, and Bias at Prione, but also extended to the neighboring cities. He was celebrated everywhere as the "long-haired Samian," and by the multitude was given credit for being under divine inspiration.
When he had attained his eighteenth year, there arose the tyranny of Policrates; and Pythagoras foresaw that under such a government his studies might be impeded, as they engrossed the whole of his attention. So by night he privately departed with one Hermodamas, - who was surnamed Creophilus, and was the grandson of the host, friend and general preceptor of the poet Homer, - going to Phorecydes, to Anaximander the natural philosopher, and to Thales at Miletu. He successively associated with each of those philosophers in a manner such that they all loved him, admired his natural endowments, and admitted him to the best of their doctrines, Thales especially, on gladly admitting him to the intimacies of his confidence, admired the great difference between him and other young men, who were in every accomplishment surpassed by Pythagoras. After increasing the reputation Pythagoras had already acquired, by communicating to him the utmost he was able to impart to him, Thales, laying stress on his advanced age and the infirmities of his body, advised him to go to Egypt, to get in touch with the priests of Memphis and Jupiter. Thales confessed that the instruction of these priests was the source of his own reputation for wisdom, while neither his own endowments nor achievements equaled those which were so evident in Pythagoras. Thales insisted that, in view of all this, if Pythagoras should study with those priests, he was certain of becoming the wisest and most divine of men.

Marcel Hénaff: Der Preis der Wahrheit S. 580

Beim Wissen des Lehrers ehrt man etwas, von dem der Lehrer lediglich der Träger oder der Vermittler ist. Erwiderung durch eine Gabe für eine bereits erhaltene Gabe. Doch von welchem Geber kommt sie? Das sagt Aristoteles nicht. Jedermann weiß es: aus einer göttlichen Quelle. ... Es handelt sich um eine immaterielle Gabe, um eine Gunst, die zunächst Dankbarkeit erheischt, deren Ausdruck die materielle Gabe lediglich ist. Die großzügige Geste, die den Lehrer der Weisheit ehrt (honoriert), zielt auf Höheres als ihn.

Bildung für alle

Kapitel 6 aus Dissoi Logoi. Zweierlei Ansichten: Ein sophistischer Traktat

1) Es wird eine Rede geführt, die weder wahr noch neu ist, nämlich die, daß Weisheit und Tüchtigkeit weder lehrbar noch erlernbar seien. Die Vertreter dieser Auffassung bedienen sich folgender Beweise: (2) Daß es unmöglich sei, etwas selbst noch zu besitzen, wenn man es einem anderen übergeben hat. Dies ist ein Beweis. (3) Ein anderer lautet, daß, wenn Weisheit und Tugend lehrbar wären, es anerkannte Lehrer dafür gäbe, wie es solche der Musik gibt. (4) Ein dritter, daß die weisen Männer von Hellas dann ihren Kindern und Freunden die Weisheit gelehrt hätten. (5) Ein vierter, daß schon manche, die bei Sophisten in die Lehre gingen, keinen Nutzen daraus zogen. (6) Ein fünfter, daß aus vielen, die keinen Umgang mit Sophisten hatten, respektable Leute geworden sind.
(7) Ich persönlich halte diese Argumentation für äußerst einfältig. Denn ich sehe die Lehrer das Lesen und Schreiben lehren, das sie zugleich auch selbst beherrschen, und die Lautisten das Lautenspiel. Und zum zweiten Beweis, nämlich daß es keine anerkannten Lehrer gebe: Was lehren die Sophisten denn anderes als Weisheit und Tüchtigkeit? (8) Und was waren denn die Anaxagoreer und Pythagoreer? Und zum dritten: Polyklet hat seinen Sohn gelehrt, Statuen zu machen.
(9) Sollte auch einer seine Weisheit nicht lehren können, so beweist das nichts; wenn aber nur einer sie gelehrt hat, so ist das ein Beleg dafür, daß es möglich ist, sie zu lehren. (10) Das vierte Argument (ist nur stichhaltig), wenn diejenigen, die bei den weisen Sophisten in die Lehre gehen, nicht weise werden. Es haben ja auch viele das Lesen und Schreiben nicht gelernt, obwohl sie es lernten. (11) Es gibt auch eine natürliche Begabung, durch die jemand sich eine Fähigkeit erwirbt, ohne bei den Sophisten in die Lehre zu gehen, eben weil er die guten Anlagen dazu hat, das meiste schnell und leicht zu begreifen, nachdem er nur weniges gelernt hat bei denen, bei denen wir auch die Wörter lernen; und mehr oder weniger von diesen lernt der eine vom Vater, der andere von der Mutter.
Wer aber nicht glauben will, daß wir die Wörter lernen, sondern meint, daß wir sie von Geburt an beherrschen, der soll sich aus folgendem ein Urteil bilden: Brächte jemand ein neugeborenes Kind zu den Persern und ließe es dort auf-ziehen, ohne daß es die griechische Sprache zu hören bekäme, dann würde es persisch sprechen. (12) Brächte jemand eines von dort hierher, so würde es griechisch sprechen. So lernen wir die Wörter und kennen unsere Lehrer nicht.
Hiermit sind meine Gründe dargelegt, und du hast ihren Anfang, ihr Ende und ihre Mitte. Ich behaupte nicht, daß Weisheit und Tüchtigkeit lehrbar sind, aber die genannten Beweise genügen mir nicht.


Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 2.Oktober 2011. S. 35

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Peter Gaitsch: Was heißt freie Bildung für alle?

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