Festrede Bildungsministerium (BD)

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Festrede anlässlich der Gründungsfeier der Pädagogischen Hochschulen

(Es gilt das gesprochene Wort!)

Sehr geehrte Damen und Herren!

Rapide Globalisierung, rasanter Wissenszuwachs und eine Fülle an Informationen, die durch die neuen Technologien verfügbar sind, werden das Bildungswesen verändern. Lebenbegleitendes Lernen, so lautet eine These der Delphi - Studie zur Zukunft der Bildung, wird zu einem Grundprinzip im zukünftigen Bildungswesen.

Lebensbegleitetes Lernen ist so ein Schlagwort, dessen Gehalt doch immer schon im Bildungsbegriff vorhanden war? Es gibt z.B. ein Humboldtsches Bildungsideal das, weil es ein Ideal ist, nicht erreicht werden kann. Es handelt sich daher um einen ständigen Prozess, einen Bildungsprozess. Heute (und auch im September 2007) darauf hinzuweisen, dass Lebensbegleitetes Lernen eine so neue Rolle im Bildungswesen spielt, halte ich nicht für sinnvoll. Es dürfte eher ein rhetorischer Trick sein, um darauf aufbauend weitere Änderungen im Bildungswesen plausibel zu machen. Googolplex 22:26, 1. Apr. 2009 (UTC)

Worum geht es in der Bildung der Zukunft? Die Vermittlung von Lernstrategien wird zunehmend wichtiger. Die Kompetenz, sich selbstständig Wissen anzueignen, ist die Voraussetzung für den lebenslangen Prozess des Lernens. Und diese Voraussetzung muss das Bildungswesen der Zukunft schaffen.

Die Fähigkeit, sich selbständig Wissen anzueignen halte ich nicht nur für eine Voraussetzung sondern auch für ein Ziel des "lebenslangen Lernprozesses".Googolplex 22:26, 1. Apr. 2009 (UTC)

Der ganzheitliche Bildungsbegriff steht dabei für den lebensbegleitenden Entwicklungsprozess des Menschen, bei dem er seine geistigen, kulturellen und lebenspraktischen Fähigkeiten und seine personalen und sozialen Kompetenzen erweitert.

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Foto: Haslinger

Nach Daniel Goeudevert ist Bildung
„ein aktiver, komplexer und nie abgeschlossener Prozess, in dessen glücklichem Verlauf eine selbstständige und selbsttätige, problemlösungsfähige und lebenstüchtige Persönlichkeit entstehen kann“.

Es ist wirklich wichtig herauszuheben, dass man den Erfolg von Bildung hier mit Glück verbindet. Natürlich gehört viel Glück dazu, in einer Lebenssituation zu sein, in der es möglich ist, studieren zu können, ein Auslandssemester finanziert zu bekommen, Bücher zu lesen, einen Internetzugang zu haben, physisch und psychisch fähig zu sein, in die Uni zu gehen, etc. Die Frage ist, ob das eine hinreichende Bedingung für Bildung ist oder ob man da noch mehr angeben kann und soll? Googolplex 22:26, 1. Apr. 2009 (UTC)

Bildung kann daher auch nicht primär auf Wissen reduziert werden: Wissen ist nicht das Ziel der Bildung, aber sehr wohl ein Hilfsmittel. Darüber hinaus setzt Bildung Urteilsvermögen, Reflexion und kritische Distanz gegenüber dem Informationsangebot voraus.

Ich dachte, Urteilsvermögen und Reflexion sollen im Bildungsprozess geübt und nicht bloß vorausgesetzt werden? Googolplex 22:26, 1. Apr. 2009 (UTC)

Die Aufgaben der Schulen liegen als vermittelnde Instanz zwischen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und den einzelnen Individuen in der Förderung von Sach-, Selbst- und Sozialkompetenzen.

Dem wird niemand widersprechen. Googolplex 22:26, 1. Apr. 2009 (UTC)

Während Schulqualität bis heute schülerseitig meistens am Leistungskriterium gemessen worden ist, wurde sie bisher seltener am Zustand der Identitätsentwicklung bestimmt. Weiterführende Schulen und Wirtschaft bedürfen aber selbständiger, reifer Persönlichkeiten.

Leistungskriterien sind bis zu einem gewissen Grad schon sinnvoll. Man braucht für manche Fertigkeiten (Rechnen, Schreiben, Lesen…) einfach Übung. In der Schule soll einem geholfen werden, diese Fertigkeiten einzuüben. Nicht nur, weil die Wirtschaft und die Gesellschaft es braucht, sondern weil es für die Perspektive jedes Einzelnen (und dadurch für die sogenannte Identitätsentwicklung) wichtig ist. Googolplex 22:26, 1. Apr. 2009 (UTC)

Die gesellschaftliche Entwicklung erfordert autonome Menschen mit eigenen Standpunkten.

Die Herausforderungen der Zukunft liegen im Detail, meine sehr geehrten Damen und Herren: denn das Stichwort ist „mehr Vielfalt“, wie ich sie zum Beispiel in die Neue Mittelschule implementieren möchte.

Könnte man Vielfalt vielleicht etwas genauer spezifizieren? Sehr vage. Googolplex 22:26, 1. Apr. 2009 (UTC)

Ich spreche in diesem Zusammenhang von mehr Herausforderung im Sinn einer neuen Leistungsschule, in der verstärkt auf Begabungen und Talente eingegangen wird. Schülerinnen und Schüler werden entsprechend ihren individuellen Möglichkeiten bestmöglich gefordert, aber nicht überfordert. Lehrerinnen und Lehrer sind dazu angehalten, Begabungen zu erkennen, Chancen zu eröffnen und Leistungen differenziert zu bewerten.

Nun die Spezifizierung der Herausforderungen, die ebenfalls vage sind: individuelle Förderung - Leistungen differenziert bewerten. Heißt das, dass Schüler, die etwa gut in Sport sind, in Mathe aber "schwache" Leistungen zeigen, trotzdem nicht durchfallen werden? Es fragt sich, wo die Grenze zwischen Spezialisierung und Individueller Förderung verläuft. Einerseits wird gesagt: "Ja nicht zu früh spezialisieren", andererseits passiert durch differenzierte Leistungsbeurteilung doch genau das? Und noch etwas: Vielleicht irre ich mich, aber wird der Schüler hier tendenziell als Kunde gesehen? Googolplex 22:26, 1. Apr. 2009 (UTC)

Ich spreche von mehr Förderung in einer Schule, in der achtsam mit Benachteiligungen und Schwächen umgegangen wird. Gezielte Förderung durch stützende pädagogische Maßnahmen hilft, Defizite auszugleichen und Fähigkeiten und Neigungen zu stärken.
Ich spreche von mehr Miteinander in einer modernen Bildungsgesellschaft in einer neuen Ära, in der alle Kinder gemeinsam die Schule besuchen. Eine Schule, in der Kinder unabhängig von Herkunft, Einkommen und sozialem Hintergrund miteinander lernen und leben, fördert auch die soziale Kompetenz in der Gesellschaft.
Ich spreche aber auch von mehr Motivation für alle Lehrenden, die die ganze Bandbreite ihres pädagogischen Wissens anwenden können.
Gesellschaftliche Veränderungen - sehr geehrte Damen und Herren - und neue Technologien schaffen auch neue Herausforderungen an Lehrende in unserer Bildungsgesellschaft.
Eine moderne Ausbildung für Lehrerinnen und Lehrer soll daher Pädagoginnen und Pädagogen auf die vielfältigen Anforderungen und Möglichkeiten des Bildungssystems vorbereiten.
Integration, Qualitätssicherung, individuelle Förderung und politische Bildung sind Schwerpunkte in der Ausbildung. Sowohl fachlich als auch didaktisch und pädagogisch sind Lehrerinnen und Lehrer in Zukunft aufgefordert, stets auf dem aktuellen Stand zu sein. Nur so kann die Qualität im Bildungsbereich dauerhaft gewährleistet werden.
Bildung spielt in der Wissensgesellschaft - mehr denn je - eine Schlüsselrolle: Sie bietet persönliche Orientierung, lässt an der Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens teilhaben und ist der Schlüssel zum Arbeitsmarkt.

Die zentrale Frage in diesem Absatz: Was heißt qualitativ hochwertige Bildung? Die Lösungsansätze:

  • „Neue Mittelschule“, wo „alle Kinder gemeinsam“ die Schule besuchen.

  • Die Lehrer brauchen eine bessere fachliche und pädagogische Ausbildung

  • Das Ziel ist, gesellschaftlichen und beruflichen Anschluss zu finden

  • Man soll Fähigkeiten und „Neigungen“ der Schülerinnen fördern

Zum letzten Punkt: In Bezug auf Neigungen wird sehr deutlich, dass zwangsläufig erzieherische Maßnahmen getroffen werden müssen, denn es können zum Beispiel keine „aggressiven“ oder „perspektivlosen“ oder „für Beruf und Gesellschaft nicht tolerierbaren“ Neigungen gefördert werden, man kann also nicht nur nach den Wünschen des Indiiduums gehen, das dürfte im Begriff Erziehung drinnen liegen. Deswegen ist die Betrachtung des Schülers als Kunden nicht realistisch. Man kann nicht ausschließlich nach den Wünschen des Schülers gehen. Man kommt in der Erziehung also nicht völlig von dem Begriff der Autorität weg. Googolplex 22:26, 1. Apr. 2009 (UTC)

Auf die Frage, wie wir unsere Schulen auf lebenslanges Lernen vorbereiten können, kann ich Ihnen – sehr geehrte Damen und Herren – eine klare Antwort geben: "Indem sie die Kinder und jungen Menschen das Lernen als jetzt lustvoll erfahren lassen."

Denn während in unserem Alltagsdenken und -handeln der Bildungsbegriff stark mit Begriffen wie „Belehrung“, „Wissensvermittlung“ und Ähnlichem verbunden ist, haftet seit Wilhelm von Humboldt in der Theorie und in der Programmatik „dem Wort Bildung das Moment der Selbständigkeit, also des Sich-Bildens der Persönlichkeit“ an.

Nach Humboldt ist Bildung
die Anregung aller Kräfte des Menschen, damit diese sich über die Aneignung der Welt entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden Individualität und Persönlichkeit führen.

Dazu muss man aber zunächst wissen, was man selbst möchte? Und da spielt Wissensvermittlung und glaubhafte Autorität meiner Meinung nach eine große Rolle: Denn man muss wissen, was man kritisiert und warum man einen alten, von der Autorität glaubhaften Weg nicht mehr verfolgt. Ohne Autorität hat die Revolution keine Motivation, kein Festland mehr, von dem sie sich abstoßen könnte. Das würde zu noch mehr Perspektivenlosigkeit führen.Googolplex 22:26, 1. Apr. 2009 (UTC)

Und obwohl der Begriff der Bildung von Begriffen wie Wissen, Intellektualität und Kultiviertheit, mit denen er umgangssprachlich oft synonym verwendet wird, abzugrenzen ist, schließt er meiner Meinung nach Facetten aller drei Begriffe mit ein. Außerdem besteht eine gewisse Nähe zum Begriff Reife, die ja für die Erreichung eines bestimmten Grades innerhalb einer Entwicklung steht.
Meine Grundhaltung ist, dass Bildungspolitik Gesellschaftspolitik ist. Es geht darum, Bildung ins Zentrum der öffentlichen Debatte und des politischen Handelns zu rücken. Im Mittelpunkt stehen unsere Kinder und unsere Zukunft.
Aufgabe von Schule und damit einhergehender Bildung ist für mich deshalb, einerseits einen Wissensfundus anzubieten und zu vermitteln. Und – wir befinden uns heute an einem Ort, der dies mit seinem Wissensbestand eindrucksvoll bestätigen kann.

Hier fällt auf, dass der Wikipedia-Artikel „Bildung“ das Urteil: „Bildung enthält etwas von Wissen, Intellektualität und Kultiviertheit“ fast 1 zu 1 übernommen hat. Bezüglich der Aufforderung, Bildung ins Zentrum der öffentlichen Debatte und des politischen Handelns zu bringen: Ich bin dafür, nicht Bildung im Allgemeinen gesellschaftlich zu thematisieren, sondern es soll von den Eltern, der Familie und den Lehrkräften für das Kind eine Perspektive offen gehalten werden, die andeutet: Hier kannst du noch etwas Neues und Wichtiges erforschen. Hier ist noch etwas zu tun. Damit du das kannst, musst du ein paar Grundlagen lernen, damit dich die anderen Leute verstehen und du die anderen Leute verstehst. In ihrer Sprache musst du ihnen deine Ideen formulieren, damit sie etwas damit anfangen können. Googolplex 22:26, 1. Apr. 2009 (UTC)

Darüber hinaus muss sich die Schule aber als lernende Organisation begreifen, um auf die neuen Anforderungen angemessen reagieren zu können, ja sie auch mitzugestalten.

Vor allem die Vermittlung von Werten, wie Integrität, Zivilcourage, Verantwortung und von Kompetenzen, wie Kreativität, Flexibilität, Kommunikations-, Konflikt- und Teamfähigkeit sowie das soziale Lernen erfordern eine Weiterentwicklung der Lernkultur an Schulen. Das Menschenbild, das Lehrende vertreten, ist dabei entscheidend. Individuelle Förderung statt zu frühe Selektion, ist meine Devise.
Hans Margolius, ein deutscher Philosoph schrieb,
dass der Wille zu lehren, auch ein Wille zu schenken sei.

Natürlich ist das nur eine kurze Rede, in der man nicht alles im Detail ausbreiten kann. Trotzdem vermisse ich eine Definition oder Fallbeispiele von dem, was diese ganzen Begriffe von Integrität bis Teamfähigkeit heißen sollen. Denn vermittelt werden sollen ja nicht nur die Begriffe, sondern wie man den Gehalt dieser Begriffe im privaten und gesellschaftlichen Leben umsetzt. Wenn man eine Definition von Kreativität hört und 2 Wochen später wiedergeben kann, ist das selbst noch kein kreativer Akt. Sehr wohl ist es aber ein kreativer Akt, bei einer Mathematik-Aufgabe die Lehrerin darauf aufmerksam zu machen, dass man – obwohl das gerade nirgends im Lehrstoff vorkam - eine Gleichung nicht nur arithmetisch sondern auch geometrisch lösen kann. So etwas ist schwer frontal zu vermitteln. Man kann der Klasse auch nicht befehlen: „Seid kreativ“. Ich stelle es mir schwer vor, diese Ziele zu erreichen und deswegen fände ich eine Erörterung der Lösungsansätze sinnvoll. Googolplex 22:26, 1. Apr. 2009 (UTC)

Unter diesem Aspekt soll Bildung der Zukunft ebenso attraktivere Arbeitsplätze für Lehrerinnen und Lehrer schaffen. Denn für die Lehrenden bietet dies Möglichkeiten, ihre eigenen vielfältigen Begabungen und Kompetenzen optimal und im Team zu entfalten.
So wird auf Basis hoher pädagogischer Eigenverantwortung durch entsprechende Aus- und Weiterbildung, sowie durch vielfältige Kooperationen im Lehrerteam, aber auch mit Fachleuten außerhalb der Schule eine neue Lernkultur auf hohem, professionellem Niveau begünstigt.

Was heißt attraktivere Arbeitsplätze? Aus der aktuellen Diskussion ist ja bekannt, dass die Lehrer momentan oft nicht mal einen eigenen Schreibtisch haben, geschweige denn Zugang zum Internet. Zweitens: War es bisher als Lehrerin nicht möglich, seine Begabungen optimal zu entfalten? Inwiefern soll sich die „neue Lernkultur“ von der alten unterscheiden? Googolplex 22:26, 1. Apr. 2009 (UTC)

Heute leben wir in einer Welt – und ich bin aus tiefsten Herzen dankbar daran teilhaben und aktiv mitarbeiten zu können – wo Investitionen in die Bildung unserer Jugend als Investitionen in die Zukunft unseres Landes angesehen werden.
Sehr geehrte Damen und Herren, lassen Sie mich noch einmal auf die zentrale Rolle der Lehrerinnen und Lehrer in einem innovativen Bildungssystem zurückkommen.

Wir stecken Geld in das Bildungssystem, das als eine Art Maschine betrachtet wird. Die Maschine produziert uns aus wilden Rabauken zivilisierte und brave Arbeiter (Heinz von Foerster spricht von einer: Trivialisationsanstalt). Die Arbeiter werden in eine neue Maschinerie "Arbeitsplatz" gesteckt, wo sie die Gewinne des Unternehmens steigern, bis sie nicht mehr arbeitstauglich sind. (pessimismus ende). Was ich damit sagen will: Ich finde die Maschinenmetapher, die Inputs annimmt und Outputs als Ergebnisse ausspuckt problematisch, vor allem wenn man Absolventen ganz offen als "Outputs" bezeichnet, wie ich es an der Uni durchaus schon erlebtt habe (und zwar nicht in einer überfüllten Lehrveranstaltung, sondern im Rahmen einer Urkundenverleihung von den besten drei Studierenden in ihrer Studienrichhtung. Man hat fast wörtlich von der "guten Qualtität des Outputs" gesprochen. Natürlich ist diese Metapher nicht nur problematisch, sie forciert zum Beispiel das explizite Formulieren der Transformationsregeln. Dadurch wird transparenter, was in dieser Maschine eigentlich passiert. Googolplex 22:26, 1. Apr. 2009 (UTC)

„Die Aufgaben und Anforderungen an die Rolle der Lehrerin / des Lehrers haben sich verändert, österreichische Lehrerinnen und Lehrer sind sehr wissensorientiert, aber oftmals nicht gut vorbereitet auf die Verschiedenheit ihrer Schülerinnen und Schüler und deren Bedürfnisse.“
Diese Aussage stammt aus einem OECD-Bericht zur Untersuchung der Situation der Lehrerinnen und Lehrer in Österreich aus dem Jahr 2003.

In einer Zeit, in der die Halbwertszeit von Wissen immer kürzer wird, müssen wir uns vom Primat der Fachkompetenz verabschieden, der pädagogisch bildungspolitische Teil der Rolle von Lehrerinnen und Lehrern ist heute ungleich stärker gefordert.

Die Grundlagen der Mathematik, Biologie, Geographie, Informatik, Geschichte, Musik, etc. werden sich wohl nicht so schnell ändern, sodass man hier Angst haben müsste, etwas zu verpassen. Und selbst wenn sich einige Jahre später herausstellt, dass das Gelernte nicht ganz richtig ist, hat man zumindest eine Basis, von der man ausgehen kann. Trotzdem sollten die Lehrenden natürlich nicht starr bleiben. Für wichtig halte ich nicht, dass die neuesten Erkenntnisse sofort gelehrt werden (vor allem nicht auf den basalen Bildungslevels), sondern dass man die Zusammenhänge von einem Fach versteht und dass man einsieht, dass sie halbwegs konsistent sind. Googolplex 22:26, 1. Apr. 2009 (UTC)

Wie Klaus Otto Scharmer so fasse auch ich den Lehrberuf als eine hochprofessionelle Tätigkeit von Bildungsexpertinnen und Bildungsexperten auf, welche die Verantwortung für individuelle und gesellschaftliche Lern- und Bildungsprozesse tragen. Als künftige Architektinnen und Architekten der Zukunft lernen sie – in enger Verschränkung von Lehre und Praxis – zuzuhören, zu inspirieren, experimentieren, motivieren und Möglichkeitsräume aufzuzeigen.

Professionalisierung, Bildungsexperten. Die alte Frage darüber, ob man in etwas Experte sein kann, was doch das Allgemeinste ist. Ich frage mich, wo die Rolle der Eltern und der anderen Leute, die man in seinem Leben so trifft (Freunde, Bekannte, Mitschüler) verortet wird. Gerade sie prägen doch die Zukunft der Einzelnen mit? Diese sind keine Bildungsexperten und doch schaffen sie es sehr oft, hilfreiche Perspektiven zu geben. Schule kann dieses Umfeld nur ergänzen und wenn es nötig ist in andere Bahnen leiten (damit man nicht „auf die schiefe Bahn“ gerät). Die Idee von den Möglichkeitsräumen gefällt mir (in dieser Allgemeinheit zumindest noch) sehr gut.Googolplex 22:26, 1. Apr. 2009 (UTC)

Sehr geehrte Damen und Herren, wir müssen Professionalität der Lehrerinnen und Lehrer neu denken und umsetzen. So wie Hartmut von Hentig eingefordert hat, Schule neu zu denken, müssen wir es auch mit der Lehrerinnen- und Lehrerbildung halten. Deshalb war es mir so wichtig, die Pädagogischen Hochschulen in meinem Haus zu behalten und als wesentlichen Teil meiner Reformarbeit zu definieren.

Mit 1. Oktober werden Pädagogische Akademien zu bologna-konformen Pädagogischen Hochschulen, damit wird die europäische und internationale Vergleichbarkeit in der Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer erreicht.

Mit der Gründung der Pädagogischen Hochschulen wird einerseits die Tradition der österreichischen Lehrerinnen- und Lehrerbildung weitergeführt, andererseits den neuen Herausforderungen dynamisch angepasst. Mit der Zusammenlegung der Pädagogischen Akademien und der Pädagogischen Institute kommt es auch zu einer Zusammenführung von Aus- und Weiterbildung der Lehrerinnen und Lehrer in einer Institution.

Neue organisatorische Rahmenbedingungen sind wichtig, sehr geehrte Damen und Herren, sie verändern eine Institution aber noch nicht wesentlich, dazu braucht es auch eine entsprechende Haltung, Einstellung und Kompetenz der Verantwortlichen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesen Institutionen.

Ich sehe es als meine Aufgabe, die Pädagogischen Hochschulen darin zu begleiten und zu unterstützen, dass sie zu den Kompetenzzentren einer modernen Lehrerinnen- und Lehrerbildung werden.

Vielfältige Aufgaben warten auf uns.

Schwerpunktsetzungen in den Curricula zu aktuellen pädagogischen und schulpolitischen Herausforderungen wie etwa Integration, individuelle Förderung, politische Bildung und Qualitätssicherung an Schulen sollen angehende Lehrerinnen und Lehrer auf ihre Aufgaben bestmöglich vorbereiten.

Sehr geehrte Damen und Herren – Was ist eigentlich mit politischer Bildung gemeint? Das wurde in dieser Rede bislang auch noch nicht offen gelegt.Googolplex 22:26, 1. Apr. 2009 (UTC)

Die fachwissenschaftliche, pädagogisch-didaktisch-methodische und schulpraktische Lehre soll durch wissenschaftlich-berufsfeldbezogene Forschung begleitet und zugleich evaluiert werden. Erkenntnisse der Bildungsforschung müssen Eingang in den schulischen Alltag finden.

Kann mir das jemand auseinander setzen? Es gibt eine Lehre und die umfasst verschiedene Aspekte: Didaktik, Pädagogik, Methodik, Schulpraxis. Die soll ergänzt werden durch wissenschaftliche Forschung aus den einzelnen Berufsfeldern? Ich verstehe es nicht. Ich verstehe jedoch die Forderung, dass aktuelle Antworten auf die Frage: „Wie soll Bildung ausschauen“ direkt in den schulischen Alltag eingreifen sollen. Dabei fragt man sich jedoch, ob diese Forderung nicht dazu führt, dass jeder Trend/Hype umgesetzt/diktiert wird, sich nach 2-3 Jahren wieder ändert und man statt einer stabilen Bildung, in der die Eigenverantwortlichkeit der Lehrer und Schüler – wie oben gefordert – wichtig ist, eine von bestimmten Forschungen getriggerte Bildung erhält. Es sollten eher umgekehrt die Erfahrungen von Schülern und Lehren direkt in die Forschung eingehen. Ich denke wieder, dass diese Formulierungen zu oberflächlich sind. Googolplex 22:26, 1. Apr. 2009 (UTC)

Bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige Weiterbildungsangebote sollen aktive Lehrerinnen und Lehrer in ihrer beruflichen Entwicklung unterstützen. Um den Unterrichtsausfall im Interesse der Kinder deutlich zu verringern, erwarte ich mir, dass in Zukunft Fort- und Weiterbildung während des Schuljahres in der unterrichtsfreien Zeit angeboten wird.

Mehr Lehrerfortbildung direkt an den Schulen kann dies ermöglichen und gleichzeitig durch Bezugnahme auf die konkrete Situation der Schule einen wesentlichen Beitrag zur Schulentwicklung leisten.

Die Weiterentwicklung des Lehramtsstudiums in Österreich soll in enger Kooperation der Pädagogischen Hochschulen mit den Universitäten erfolgen. Unter Nutzung der Stärken beider Institutionen soll eine gemeinsame Lehramtsausbildung mit gemeinsamen Standards entstehen, die sich an den Bedürfnissen der jeweiligen Altersgruppen orientiert.
Das ist ein ambitioniertes Ziel, das gebe ich schon zu. Es stimmt mich aber zuversichtlich, dass bereits eine gemeinsame Arbeitsgruppe von Universitäten und Pädagogischen Hochschulen zur Weiterentwicklung der Lehrerinnen- und Lehrerbildung eingerichtet wurde.

Die Weiterentwicklung der Lehramtsstudien im Sinne der Bologna-Studienarchitektur ist auch eine wichtige Voraussetzung, dass Absolventinnen und Absolventen der Pädagogischen Hochschule ein Masterstudium an den Universitäten anschließen können und damit ihre Berufsperspektiven ausbauen können.

Ein besonderes Anliegen ist mir – und ich lade Sie, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich ein, mich dabei zu unterstützten - dass wir gemeinsam daran arbeiten, das Bild von Lehrerinnen und Lehrer in der öffentlichen Meinung zu verbessern.

Es ist hoch an der Zeit, dass Lehrerinnen und Lehrern jene gesellschaftliche Anerkennung erfahren, die der Bedeutung ihrer Rolle als Architektinnen und Architekten der Zukunft unserer Kinder entspricht.

Sehr geehrte Damen und Herren, ergreifen wir gemeinsam die Chance, die sich an den Pädagogischen Hochschulen mit der Zusammenführung der Aus- und Weiterbildung ergibt. Sehen wir es als eine Möglichkeit, die in einer erweiterten Kooperation mit der universitären lehrenden Bildung die Professionalitätsentwicklung unterstützt und fördert, damit Lehrerinnen und Lehrer an der kontinuierlichen Entwicklung einer humanen Schule arbeiten, die Lebenschancen für die Schülerinnen und Schüler optimiert und die Freude macht.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.