Familie und Arbeit (JsB)
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Sehr viele Kinder sind schon früh von den Folgen der Arbeitslosigkeit eines Elternteils oder von beiden Elternteilen betroffen. Arbeitslosigkeit wirkt sich nicht nur auf den Leidtragenden aus, sondern auf sein gesamtes Umfeld, am meisten allerdings auf die Familie und dadurch auch auf die Kinder. Diese haben mit Dingen zu kämpfen, die sich Kinder arbeitender Eltern schwer vorstellen können. Es können „Kleinigkeiten“ sein, wie fehlendes Taschengeld, allerdings kann Geldmangel zu viel gravierenden Dingen führen, wie fehlendes Essen, das wird aber später noch erwähnt. Abgesehen von den materiellen Gegenständen die fehlen können, sind die Kinder beziehungsweise Jugendlichen auch seelisch in Mitleidenschaft gezogen. Das wirkt sich auf die Schulische Laufbahn aus und auch auf das spätere Berufsleben. Das folgende Kapitel behandelt die Probleme, mit denen Familien, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, zu kämpfen haben. Weiter werden die diversen Hintergründe von SchulabbrecherInnen (höchster Bildungsabschluss Pflichtschule), SchulabbrecherInnen mit Übergangsproblemen (die zusätzlich z.B. arbeitslos sind) beleuchtet.
Arbeitslosigkeit und Familie
- Es kann eine Verschiebung der familiären Funktionen in der Familie geben, wenn aufgrund von AL ein anderes Mitglied Arbeit aufnimmt, oder z.B: die Arbeitsintensität im Haushalt verstärkt. Diese veränderten Rollenverpflichtungen sind ausschlaggebend dafür, wie gut die Familie in der Lage ist, diese Krise zu bewältigen.
- AL wirkt sich ebenso auf den Freundeskreis aus. Arbeitslose ziehen sich meist aus ihrem bisherigen Bekanntenkreis zurück und finden neue Freunde, die sich in ähnlicher Lage befinden wie sie selbst.
- Durch AL ist die Autoritätsstellung des Vaters gefährdet. Nur in jenen Familien, in denen traditionelle Werthaltungen und emotionale Bindungen groß sind ist die Rolle des Vaters unverändert.
- Männer und Frauen reagieren ebenfalls unterschiedlich auf AL. Verheiratete Männer zeigen eine höhere Belastungsreaktion als Frauen. Diese Depressivität zeigt sich in Folge auch bei Kindern.
- Je stärker der Vater seinen Verlust erlebt, desto stärker wirkt es sich auch auf das Kind aus. Eine gesteigerte emotionale Instabilität ist bei AL Frauen ebenfalls nicht zu finden, bei Männern allerdings schon.
- Risikogruppen, die eine psycho- soziale Belastung bei Arbeitslosigkeit zeigen sind: allein stehende Mütter, unqualifizerte Arbeitslose und Mitglieder größerer Haushalte.
- Ökonomische Deprivation (= Mangels oder das Gefühl einer –sozialen- Benachteiligung) der Familie kann eine Folge von Arbeitslosigkeit sein.
- Veränderungen in den Grenzen Strukturen , Prozessen oder Rollen bewirkt AL der als Stressor verstanden wird.
- In Familien in denen die Frau ihre Arbeit verliert, kehrt die Familie meist zu einer traditionellen Rollenverteilung zurück und die Übereinstimmungen in der Ehe höher sind. Für die AL des Vaters gilt dies nicht.
- Auseinandersetzungen und innerfamiliäre Spannungen bis zu Gewalttätigleiten werden durch finanzielle Probleme (die Folge von AL sind,) begünstigt.
- In Familie, in denen es vor AL harmonisch war, kommen besser mit der Situation zurecht, als Familien in denen es kriselte. In diesem Fall wurden die Konflikte noch stärker.
- Bleibt die Stellung des Vaters in der Ehebeziehung bestehen, dann ist die Abwertung des Vaters seitens des Kindes unwahrscheinlich. Wenn sich die Rollenverteilungen ändern, kann es auch eine Aufwertung der Mutter geben, da diese in vielen Fällen einen erhöhten Aufgabenbereich hat.
(vgl. SILBEREISEN 1989, S538- 553)
Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf Kinder
- Jugendliche die eigene Einkünfte haben, zweifeln besonders am Vater. Aber die Reaktionen der Kinder sind allem Anschein nach den Reaktionen der Mutter untergeordnet.
- Es wurde herausgefunden, dass Kinder, deren Eltern arbeitslos waren, dieselben Belastungsreaktionen zeigten, wie die Arbeitslosen selbst, ein Anzeichen dafür: Verschlechterungen der schulischen Leistungen.
(vgl. SILBEREISEN 1989, S549- 552) - „Während im frühen Jugendalter finanzielle Verluste kaum einen negativen Einfluß auf die Zuwendung der Mütter hatten, gaben sie im mittleren Jugendalter deutlich weniger unterstützendes Verhalten an als Mütter aus einkommensstabilen Familien.“
[SILBEREISEN, RK, WALPER S (1989), S.549] - Bei Kindern bei denen mindestens ein Elternteil arbeitslos ist, müssen zusätzlich mit einem Rückgang ihrer schulischen Leistungen rechnen.
- Das Selbstwertgefühl verschlechtert sich dramatisch und das Wohlbefinden der Kinder ist reduziert.
- Während Kinder berufstätiger Eltern oft Nachhilfestunden bekommen, haben Kinder Arbeitsloser diesen Vorteil meist nicht.
(vgl. AK Steiermark, http://www.akstmk.at/www-395-IP-22197.html)
Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf Mädchen
- Jüngere Mädchen profitieren von einer Aufwertung der Mutter.
- Ältere Mädchen werden mehr in den Haushalt integriert und bekommen so mehr von den Konflikten mit. Ältere Töchter arbeitsloser Väter hatten mehr Einsamkeitsgefühle und vermehrt emotionale Belastungen, Langeweile und Probleme mit Erwachsenen als Jungen desselben Alters und Mädchen von erwerbstätigen Vätern.
- Ältere Mädchen haben auch eine pessimistische Perspektive ihre Zukunftsaussichten betreffend.
Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf Jungen
- Jungen leiden unter Abwertung des Vaters
- Männliche Jugendliche hingegen, nehmen vermehrt berufliche Tätigkeiten auf (wenn durch AL Geldmangel in der Familie ist). Sie profitieren aus ihrer Erfahrung und machen eine positive Entwicklung durch.
(vgl. SILBEREISEN 1989, S549- 552)
Soziodemographischer Hintergrund von Schulabbrechern und arbeitslosen Jugendlichen
Soziodemographische Hintergründe sind: Herkunftsland und Staatsbürgerschaft, der Wohnort: Stadt/Land; der Bildungsabschluss; Berufliche Stellung, Art der Tätigkeit der Eltern; Bildungsabschluss der Eltern.
Diese Hintergründe sind verantwortlich für die Wahrscheinlichkeit eines Schulabbruches.
(vgl. STEINER 2007, S9, S26,27)
Das Geburtsland hat meist große Auswirkungen auf den Erfolg bzw. Misserfolg in der Schule. 7,2% der Jugendlichen aus Österreich brechen die Schule ab, sowie 12,4% der MigrantInnen zweiter Generation und von den Jugendlichen, die aus einem Land außerhalb der EU stammen sind es 34,5% die die Schule abbrechen.
(vgl. STEINER 2007, S27)
Auch der Wohnort ist ausschlaggebend für den Schulerfolg oder Misserfolg. Frühe SchulabbrecherInnen finden sich mehr als doppelt so oft in der Stadt als am Land und auch diese mit Übergangsproblemen sind dreimal wahrscheinlicher in der Stadt zu vorzufinden.
Es ist auch zu beobachten, dass weniger Frauen ihre Schulbildung abbrechen als die Männer.
(vgl. STEINER 2007, S28)
Das Alter hängt stark davon ab, ob man bei den Eltern wohnhaft ist oder nicht. Die 15/16 Jährigen wohnen 98,2% im elterlichen Haushalt, während es bei den 23/24- Jährigen 50,6% sind. Wichtig ist zu bemerken, dass tendenziell Frauen früher das Elternhaus verlassen als Männer. Es ist zu beobachten, dass Jugendliche, die ihre Ausbildung oder ihre Arbeit aufgeben, seltener bei ihren Eltern wohnen.
Auch weniger SchulabbrecherInnen und diese mit Übergangsproblemen wohnen bei den Eltern.
(vgl. STEINER 2007,S33, 34)
Einen großen Einfluss auf das Risiko eines frühen Bildungsabbruches ist der Bildungsabschluss der Eltern.
Bei einem niedrigen Bildungsabschluss, liegt der Anteil von SchulabbrecherInnen bei 16,8% (19,3% Männer und 14,1% Frauen). Haben die Eltern eien hohen Bildungsabschluss (mindestens Matura), dann liegt die Schulabbruchsquote bei 3,1% (3,8% Männer und 2,3% Frauen).
Von den Jugendlichen, die außer dem Schulabbruch noch Übergangsprobleme haben, stammen mehr als 50% aus Haushalten mit niedrig gebildeten Eltern.
(vgl. STEINER 2007, S35, 36)
Der Erwerbsstatus der Eltern ist ebenfalls ausschlaggebend für die Laufbahn der Jugendlichen. Von den Eltern, die arbeitslos oder nicht erwerbstätig sind, brechen 21,1% beziehungsweise 12,4% die Schule ab. Nur 6,4% der Jugendlichen, deren Eltern einer Arbeit nachgehen, brechen die Schule ab.
(vgl. STEINER 2007, S37,38)
Wie man unschwer erkennen kann, kann man die verschiedenen Bedingungen unter denen die Kinder bzw. Jugendlichen aufwachsen, keineswegs außer Acht lassen wenn man von Jugend und Arbeit spricht. Schon früh kann der zukünftige Weg festgelegt sein. Erwartungen von Eltern und dem sozialen Umfeld kann ein Anreiz sein, wenn dieser nicht da ist, kann auch die Motivation, etwas in der Berufswelt zu erreichen (oder das Ziel einer dauerhaften Arbeit und Unabhängigkeit vom Staat), schwer aufkommen.
Förderungsmaßnahmen können und sollen helfen Perspektiven aufzuzeigen und Jugendlichen, die zuvor keinen beruflichen Plan hatten, einen zu zeigen. Auch Schulen können dabei helfen, dort zu motivieren, wo das familiäre Umfeld versagt hat. Lehrer sind in der Lage das Selbstwertgefühl zu steigern (manchmal leider auch nicht der Fall). Sie vermögen den Jugendlichen zu unterstützen und ihm aufzuzeigen welche Berufszweige es gibt.
Literatur
SILBEREISEN, RK, WALPER S.: Handbuch der Familien und Jugendforschung: Band 1 Familienforschung 1989
STEINER, M. & STEINER, P. M.: Bildungsabbruch und Beschäftigungseintritt; Ausmaß und soziale Merkmale jugendlicher Problemgruppen; 2007
AK STEIERMARK: http://www.akstmk.at/www-395-IP-22197.html