Führungsstile - Fredmund Malik (Ausarbeitung)

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Führungsstile – Eine etwas andere Sichtweise anhand von Fredmund Maliks Buch „Führen Leisten Leben“(2001, Stuttgart München)


Einleitung

Im Rahmen einer wissenschaftlichen pädagogischen Ausbildung begegnen einem Studenten einerseits viele Fragen und Überlegungen, die das Problem der Vereinigung von Theorie und Praxis betreffen und andererseits stößt man oft auf viele Felder und Disziplinen, die die Pädagogik umgeben und sich ihrer Werkzeuge und Theorien bedienen. Um ein praktisches Beispiel herauszugreifen, wird im Folgenden das Management als eben solches Lebensfeld betrachtet. Als Grundlage wird dazu Fredmund Maliks Buch „Führen Leisten leben“ dienen, mit welchem in einer hermeneutischen Betrachtung eine Antwort auf die Forschungsfrage „Lässt sich das Führungskonzept von Fredmund Malik, welches auf das Management zugeschnitten ist, pädagogisch anwenden?“ gefunden werden soll.


1. Über Fredmund Malik


Zuerst soll hier ein Überblick über Fredmund Maliks Leben und Ausbildung gegeben werden, um seinen Hintergrund und eventuelle Bezüge zur Pädagogik auszuzeigen.


Prof. Dr. Fredmund Malik, geboren 1944 in Österreich, ist Management-Experte, Autor und erfolgreicher Unternehmer. Er studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie Logik- und Wissenschaftsphilosophie an den Universitäten Innsbruck und St. Gallen. Nach seiner Habilitation 1978 war er bis 1986 Privatdozent an der Universität St. Gallen und gehörte von 1979 bis 1984 der Direktion des dortigen Instituts für Betriebswirtschaft an. Zudem übernahm er in den 1980er und 1990er Jahren Lehraufträge an den Universitäten Innsbruck und Wien. Seit 1977 leitet er das Management Zentrums St. Gallen, das er 1984 übernommen und in die Malik Management Zentrum St. Gallen AG umgewandelt hat. Die AG und ihre Tochtergesellschaften sind heute eine international agierende Unternehmensgruppe mit über 160 Mitarbeitern. Er berät als Top-Consultant und Management-Educator renommierte in- und ausländische Unternehmen, insbesondere in General Management-, Strategie- und Strukturfragen oder bei der Personalentwicklung. Er übt oft scharfe Kritik an unreflektierten Modeströmungen und Fehlentwicklungen und verbindet systemtheoretische und kybernetische Prinzipien um damit einen interdisziplinären Methodenmix zu ermöglichen und nutzen zu können. Er gibt den Newsletter "Malik on Management" heraus, arbeitet als Kolumnist für das manager-magazin.de und schreibt regelmäßig für Zeitungen wie das Handelsblatt, Die Welt oder die Basler Zeitung. Er ist Mitglied der Swiss Management Association und der Europäischen Akademie der Wissenschaften und ein gefragter Gastredner bei Unternehmensveranstaltungen. (Quelle: gekürzte Fassung von F. Maliks Biographie der Homepage der „Econ Referenten Agentur“. Link folgt am Ende der Arbeit.)


Wie aus dieser Kurzbiographie hervorgeht, hat Fredmund Malik keinen pädagogischen Bezug, sondern bezieht sein Wissen aus wirtschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Studien. Ob es dennoch einen Zusammenhang geben kann, ist Thema der folgenden Arbeit.


2. Über „Führen Leisten Leben“


Dieses Buch gibt Antworten darauf, was Menschen wissen und können müssen, wenn sie wirksam und erfolgreich sein wollen – in erster Linie in ihrem Beruf, aber auch in ihrem Leben, als Führungskräfte ebenso wie als Fachspezialisten. (…) „Führen Leisten Leben“ ist ein Buch über richtiges und gutes Management. Ob sich jemand als Manager sieht und so bezeichnen will, ist sekundär; wichtig ist, was Beruf, Tätigkeit, Funktion und Stellung innerhalb einer Organisation verlangen. (Malik, 2001 S.7)


Mit diesen Worten leitet Fredmund Malik den Leser in sein Buch „Führen Leisten Leben“ ein. Er geht hier dezidiert auf das Management innerhalb einer Organisation als sein Arbeitsfeld ein – erwähnt aber sowohl den Beruf, als auch das Leben als Wirkungsfeld seiner Ansätze. Inwiefern sich das verbinden lässt, ist unter anderem Teil der folgenden Überlegungen.


Ein kurzer Überblick über den systematischen Aufbau des Werks soll Aufschluss über die Methodik des Autors geben.


Das Buch ist unterteilt in 4 Teile: Professionalität, Die Grundsätze wirksamer Führung, Aufgaben wirksamer Führung und Werkzeuge wirksamer Führung. Im ersten Teil geht F. Malik auf den Mythos der idealen Führungskraft ein und auf Irrtümer und Missverständnisse, die immer wieder im Arbeitsalltag auftreten (Beispiele dazu folgen weiter unten); der zweite Teil behandelt Resultatorientierung, Vertrauen und Qualität der Führung. Im 3. Teil werden die Aufgaben wirksamer Führung und damit Zielsetzung, Organisation, Entscheidung, Kontrolle und Förderung aufgezeigt und der letzte Abschnitt erläutert dezidiert einzelne Werkzeuge wirksamer Führung (z.B.: die Sitzung, der Bericht, persönliche Arbeitsmethodik und Leistungsbeurteilung). Fredmund Malik zielt darauf ab, die jeweils nicht zustimmungsfähigen Topoi mit zustimmungsfähigen Topoi zu kontrastieren und bietet dann seiner Meinung nach Möglichkeiten zu Verbesserung und Verhinderung eben dieser an. Abschließend fasst der Autor in jedem Kapitel die behandelten Themen und gefundenen Lösungsvorschläge zusammen.


3. Über den Inhalt und einige Beispiele


Die folgenden zwei Beispiele dieser nicht zustimmungsfähigen Topoi sollen als Grundlage der Überlegungen der pädagogischen Brauchbarkeit dieses Managementkonzeptes dienen.


Im täglichen Leben spielen viele unhinterfragte Annahmen eine wesentliche Rolle- im Büro, in der Familie, in der Ausbildung, etc. Oft werden sie unbedacht akzeptiert und weitergeben. Hier setzt Fredmund Malik mit seinem Konzept an: er will den Leser auf diese Annahmen aufmerksam machen und ihm Möglichkeiten zeigen, diese unbedachten Bemerkungen zu erkennen und hinterfragen zu lernen.


Im ersten Beispiel soll die Aussage „Arbeit muss Spaß machen – ein glücklicher Arbeiter leistet mehr“ betrachtet werden. (Das pädagogische Pendant dazu ist „Lernen muss Spaß machen, dann merkt man sich er mehr.“ Doch der pädagogische Vergleich folgt erst am Ende dieses Abschnittes.)


Folgend wird zuerst Fredmund Maliks Argumentation dargestellt und anschließend die Möglichkeit eines Brückenschlages zur Pädagogik besprochen.


Laut Fredmund Malik ist das Bedürfnis nach Freude am Arbeitsplatz und an der Arbeit natürlich und verständlich. Arbeit geht leichter von der Hand, wenn sie Spaß macht und die Zeit damit schneller vergeht. Es werden hier keine empirischen Untersuchungen genannt, die diesen Umstand belegen – es sind aber auch keine bekannt, die dies widerlegen. Der Autor argumentiert weiter, dass Arbeit nun mal Arbeit ist und deswegen auch so heißt. Arbeit sei mühevoll, anstrengend, meist schlecht bezahlt und wird oft nicht genügend gewürdigt (kann Arbeit überhaupt genügend gewürdigt werden?). Was genau solle also daran jetzt Spaß machen? Eigentlich nichts! Warum erheben dann Arbeiter, Studenten, Kinder denn einen Anspruch auf Freude an der Arbeit? Was gibt ihnen das Recht dazu, Spaß zu fordern, um Arbeit einzubringen? F. Malik erklärt, es gäbe kein solches Recht – die Annahme, Arbeit müsse Spaß machen, sei eine der größten Irrlehren, die im Management verbreitet sind. Dazu ein Zitat, in dem der Autor sehr deutlich seine Meinung zu diesem Pursuit of Happiness Approach (dem Anspruch auf Glücklichsein) darlegt: „Die Grundthese lautet: Mache die Menschen zufrieden, dann werden sie leisten. Das Irrige an dieser Lehre ist nicht, dass Menschen Zufriedenheit erlangen sollen. Wer wollte etwas gegen dieses Ziel einwenden? Der Irrtum besteht zum einen darin, dass nicht der Einzelne selbst, sondern andere als dafür zuständig und verantwortlich angesehen werden – Organisationen, Unternehmen, (…) Staat und Gesellschaft. Zum anderen beruht er auf der Meinung, dass Zufriedenheit zuerst zu schaffen sei und dann Leistung erwartet werden könne.“ (Malik, 2001 S. 28) Was meint der Autor damit? Zuerst will er die Organisation, den Chef, den Manager von einer Aufgabe entbinden, die ihr oder ihm oft zu Unrecht zugeschrieben wird – die Mitarbeiter glücklich zu machen. Der Manager sei kein Pausenclown, kein Stimmungsmacher – das sei ganz einfach nicht sein Job. Er solle seinen Mitarbeitern einen Weg vorgeben, sie zu einem Ziel führen, anleiten, Aufgaben verteilen und kontrollieren. Nicht das Glück und die Zufriedenheit seiner Mitarbeiter solle sein oberstes Anliegen sein, sondern die Zielerreichung des Quartals oder die Einhaltung einer Frist. Es bliebe also jedem Mitarbeiter selbst überlassen, ob er seine Arbeit glücklich und zufrieden verrichtet – Hauptsache, er verrichtet sie. Das mag hart klingen, aber ein Chef sei kein Seelentröster, er sei ein Chef. Wie kann also soll ein Mitarbeiter trotzdem glücklich Tag für Tag an seinen Arbeitsplatz zurückkehren können, ohne sich jeden Morgen zu überlegen, aus welchem der Bürofenster er sich am liebsten stürzen würde? Fredmund Malik macht hier auch Vorschläge, wie das gehen kann und in diesem Fall scheint es eine ganz simple Idee zu sein. „Gib Menschen die Möglichkeit, eine Leistung zu erbringen, und viele – nicht alle – werden ein bemerkenswertes Maß an Zufriedenheit erlangen.“ (Malik, 2001 S. 30) Das klingt wirklich sehr simpel, soll aber laut dem Autor genau das ist das Ziel der Sache sein. Wenn also Studenten eine gute Note oder als Arbeiter ein positives Feedback zu ihrer Arbeit bekommen, motiviere sie das, es mache sie zufrieden, ein Lob, das zurecht verteilt wurde, mache Mitarbeiter oft glücklicher als ein Betriebsausflug. Es müsse nicht immer eine Gehaltserhöhung sein (auch wenn das schön wäre), oft reiche es, die eigene gute Arbeit zu sehen, um ein Glücksgefühl zu erleben. Und hier schiebt er einen weiteren Einwand dieses Anspruchs auf Glücklichsein ein: dass zuerst Zufriedenheit verlangt werde und dann erst (gute) Arbeit erwartet werden könnte. Die Arbeit zu erledigen sei der Job - die Zufriedenheit über das gute Ergebnis sei anschließend ein Geschenk, welches man sich selbst bescheren könnte – man müsse es nur tun! Und ein dritter Punkt, den Fredmund Malik diesbezüglich anspricht, ist, dass wohl keine Veränderung und kein Fortschritt aus der Zufriedenheit heraus entstanden sind. „Wären die Menschen in irgendeiner historischen Epoche zufrieden gewesen mit dem Status Quo, hätten sie ihn ja wahrscheinlich nicht verändert. Zumindest der Antrieb der für Veränderungen musste ja wohl aus einer gewissen Form der Unzufriedenheit mit dem jeweiligen Stand der Dinge herrühren, und diese Unzufriedenheit, worauf auch immer sie sich bezogen haben mag, hat zu den verändernden Leistungen geführt.“ (Malik, 2001 S.29) Unzufriedenheit sei sicher kein anzustrebendes Ziel – oft aber ein entscheidender Ausgangspunkt. Auch hier wird keine empirische Untersuchung angeführt, der Rückblick in die Geschichte muss ausreichen.


Nach den Argumenten des Autors sollen hier kurz die Bezugspunkte zur Pädagogik aufgezeigt werden: „Lernen sollte Spaß machen!“ ist wie oben erwähnt die umgewandelte Version des Pursuit of Happiness Approach in der Schule bzw. der Ausbildung. Hierzu ist es wichtig, zu wissen, dass es für eben jene Annahme keinerlei empirische Untersuchungen und Belege gibt. (Quelle: Aussage von Prof. Christian Swertz im medienpädagogischen Seminar „Geld Macht Spaß Bildung“ am 29.5.2005) Es gibt keine Belege dafür, dass Lernen effektiver ist oder sich ein Schüler mehr merkt, wenn er Spaß am Lernen hat als wenn beispielsweise die Angst vor schlechten Noten oder einem beängstigenden Lehrer der Antrieb des Lernens ist. Es ist also nicht haltbar, von Spaß als Bedingung für Erfolg zu sprechen, sowohl in der Schule als auch in der Berufswelt nicht – es sei denn, in den nächsten Jahren werden ernstzunehmende wissenschaftliche empirische Untersuchungsergebnisse vorgelegt, die diesen Umstand belegen. Dann sollte erneut darüber nachgedacht werden.


Ein weiters Beispiel, das vielleicht gerade für Studenten interessant ist, ist jenes der Ausbildung. Fredmund Malik spricht das Problem der Ausbildung zum Manager an und gleichzeitig auch die derzeit herrschenden Umstände, die eben jene Ausbildung begleiten. „In keinem anderen Beruf, liegt die Ausbildung so im Argen wie im Management. Niemand würde in ein Flugzeug steigen, wenn die Piloten eine den Managern vergleichbare mangelhafte Ausbildung hätten, und genauso wenig würde sich jemand einer chirurgischen Operation unterziehen, wenn dasselbe für die Ärzte gälte. Gemessen an der Zahl von Führungskräften und der Bedeutung von Management und gemessen an den Risiken, die mit Managementfehlern verbunden sind, ist das ein erstaunlicher Zustand.“ (Malik, 2001 S. 55)


Dieses Zitat bedarf einer direkten pädagogischen Anmerkung: Fredmund Malik unterliegt hier aus wissenschaftlicher Sichtweise einem Gedankenfehler. Ärzte und Piloten werden auch direkt nach einer theoretischen Grundausbildung auf die Menschheit losgelassen. Zwar muss jeder junge Arzt ein Turnusjahr absolvieren – dieser muss jedoch nichts mit seiner gewählten Fachrichtung zu tun haben. So kann ein Neuling mit der Intention Chirurg zu werden, sein Turnusjahr in der Psychiatrie verbringen und so gesehen nichts Wesentliches für seinen späteren Beruf erlernen. Anschließend muss er erst bei vielen Operationen zusehen, assistieren und dazu lernen, bevor er erstmals am offenen Herzen operieren darf. Also kann ein Frischling von der Medizinischen Universität genauso wenig oder viel, wie ein Absolvent der Wirtschaftsuniversität. Gelehrt wird immer „nur“ die Theorie – das praktische Wissen, muss sich jeder erst erarbeiten. Aber eben ohne jenes theoretische wissenschaftliche Wissen, muss man sich gar nicht erst die Mühe zu machen, Praktisches zu erlernen – sofern man schlussendlich eine konsequente sowie auch kompetente Gesamtausbildung genossen haben möchte. Folglich muss mit diesem Argument Maliks achtsam umgegangen werden.


Der Autor will hier jene missliche Situation ansprechen, in der Studenten oft (und nicht nur im Bereich Management) nach dem Studium stecken. Er beschreibt dies Szenario so: Studenten sind in ihrem (Spezial-)Gebiet theoretisch gut ausgebildet und haben den Magister- oder Doktortitel in der Hand. Es wird ihnen also ob ihrer fachlichen Kompetenzen dann eine Stelle angeboten und sie nehmen sie an und machen ihre Sache gut. Folglich wird ihnen in einigen Jahren vielleicht eine bessere Position angeboten, die neben ihren fachlichen Verantwortlichkeiten auch Managementfähigkeiten verlangt. Und was dann? Fredmund Malik spricht hier eben jene – seiner Meinung nach – missliche Ausbildungssituation an und meint, kaum jemand werde systematisch auf Führungsaufgaben vorbereitet. Der Autor führt an, dass es genauso genommen nur 2 Organisationen gäbe, die ihre zukünftigen Führungskräfte wirklich systematisch auf die Führungsaufgaben vorbereiteten: die Armee und die Kirche. Mit systematisch meint er über mehrere Jahre und full time (bei der Militärakademie z.B. 4 Jahre intensive Ausbildung). Diese Dauer und diese Intensität könne kaum eine andere Ausbildung bzw. Organisation bieten. Woher sollen also angehende Manager ihr Know How nehmen? Ein Aspekt, den Fredmund Malik immer wieder betont, ist, dass Manager nicht durch das ausgemacht würden, was sie sind, sondern durch das was sie tun! Nicht ihre Persönlichkeit sei entscheidend (sie kann mitunter hilfreich oder störend sein, aber nicht ausschlaggebend), sondern ihre Taten. Natürlich gäbe es Menschen, denen das führen mehr läge als anderen und manche kämen mit ihren Mitarbeitern besser klar als andere, aber als angeboren gälte Führungsqualität nicht. Sie müsse also erlernt werden. Nur wie und wo?

F. Malik gibt hier 3 Wege an, die sich für ihn in vielen Gesprächen mit Top-Managern herauskristallisiert haben:


1. trial & error: Der zugegeben mühevollste, unerfreulichste und langwierigste Weg, aber - lt. F. Malik - der Beste! Durch kaum etwas lerne man so gut, wie durch eigene Erfahrungen. Versuchen, auf die Nase fallen, draus lernen, besser machen, weiterkommen. Das sei zwar anstrengend und oft langatmig, aber effektiv. Selbst die beste systematische Ausbildung könne einen nicht vor Fehlern bewahren. Also hieße die Devise: draus lernen und besser machen. Natürlich nähme das viel Zeit in Anspruch, deshalb seien viele gute Manager weit jenseits der dreißig, wenn sie so richtig in Fahrt kämen. Aber diese Zeit sei wohl weise genutzt worden.

2. Der kompetente Chef: Wer das Glück habe, einen kompetenten Chef zu haben, der selbst ein guter Manager sei und sich dabei über die Schulter schauen ließe, der solle diese Chance nutzen. Wozu die Fehler wiederholen, die schon mal jemand gemacht hat und auch noch davon berichten kann? Erfahrung anderer erspare einem nicht, eigene Erfahrungen zu machen, aber man wüsste dann Bescheid, in welche Falle man tappen könnte und das erspare vielleicht Ratlosigkeit im Fall der Falle.

3. Die Gunst der Jugend: Menschen, die von ihrer Jugend an Führungspositionen übernähmen, hätten die Möglichkeit trial&error schon früh zu erfahren und sich damit Zeit zu ersparen. Junge Führungspersönlichkeiten seien etwa Klassensprecher, Jungschargruppenleiter, Sportmannschaften-Kapitäne und ähnliches. Die frühe Erfahrung mit Gruppenführung ermögliche eben eine frühe Auseinandersetzung mit Problemen und Stolpersteinen des Führens und des Managements.


Die Frage nach der Anwendbarkeit dieses Konzeptes in der Pädagogik stellt sich hier weniger, da sie wie oben in der kritischen Zwischenbemerkung erwähnt, auf einer falschen Annahme basiert, nämlich dass eine theoretische Ausbildung nicht unbedingte Grundlage einer guten Ausbildung sein müsse. Diese Frage stellt sich in der Bildungswissenschaft nicht, da eine theoretische und vor allem wissenschaftliche Basisausbildung die Grundlage jeder als solche zu bezeichnenden Bildung sein muss.

4. Kritik und Abschlussbemerkungen

Abschließend sollen hier noch einige Kritikpunkte, die auch in der Öffentlichkeit zu Fredmund Malik und seinen Sichtweisen bekannt sind, besprochen werden. Auch der Bezug zur Pädagogik und eine Antwort auf die Forschungsfrage nach der pädagogischen Verwertbarkeit des Textes werden folgen.

Zum Buch und dem Autor soll eines gleich vorweg festgehalten werden: Kaum ein anderer Autor dieses Metiers wird so konträr aufgefasst wie er. Kurz zusammenfasst könnte man sagen, jeder der sein Buch „Führen Leisten Leben“ gelesen hat, bildet sich schnell eine Meinung – und derer gibt es eigentlich nur zwei: entweder man befürwortet seine Sichtweise oder man kann sie gar nicht mit der eigenen vereinbaren. Bei der Recherche zu dieser Arbeit, die unter anderem auch ins Internet geführt hat, wurde eine Textkritik gefunden, die einige der häufigsten Kritikpunkte an Fredmund Maliks Buch „Führen Leisten Leben“ aufgreift und aus der im Folgenden manches zitieren und besprochen wird. Der Link zu dieser äußerst aufschlussreichen Kritik findet sich am Ende dieses Textes. Die Kritik stammt von Alexander Groth, selbst Leiter von Managerseminaren, der es sich auf seiner Homepage [1] unter anderem zur Aufgabe gemacht hat, Literaturempfehlungen zu geben und dieser ausführlich zu begründen. Es folgen nun einige Zitate, die einige der negativen Meinungen zu F. Maliks Buch sehr schön widerspiegeln:

„Ich habe das Buch im Abstand von vier Jahren zweimal gelesen und ich fand es beide male sehr gut! Aber selten ist ein Autor so umstritten wie Malik. Die meisten, die ihn gelesen haben lieben oder verachten ihn. (…) Woran liegt das? Aus meiner Sicht hat das mehrere Gründe: 1. Malik wirkt auf viele Menschen arrogant. Während er über Management spricht, macht er nebenbei klar, dass er all diese Dinge beherrscht, von denen er schreibt. Schwächen gibt es bei ihm nicht. (…) 4. Er schreckt nicht davor zurück, sich deutlich zu positionieren. Freundliche neutrale Statements sind nicht seine Art. Er sagt selbst in Nebensätzen Dinge, die andere aus Korrektheit niemals sagen würden. (…) Das alles sind Gründe, warum manche ihn lieben und andere ihn hassen. Ein weiterer häufig vorgebrachter Kritikpunkt ist der, seine Aussagen seien banal. Das sehe ich nicht so. Aus meiner Sicht bringt er sehr gekonnt auf den Punkt, auf was es im Management ankommt. Wahrheiten sind bekanntlicherweise selten kompliziert. Banal ist lediglich seine plakative Kritik, die sich aber in Grenzen hält. Sobald er davon redet, wie Management sein sollte, bringt er das Wesentliche sehr präzise und spannend auf den Punkt. Hier darf man Grundlegendes nicht mit Banalen verwechseln.(…) Malik übernimmt sehr vieles von dem Begründer der modernen Managementlehre Peter Drucker. Maliks großer Verdienst besteht darin, Gedanken von Drucker sowie eigene Gedanken in eine neue glänzende Systematik gebracht zu haben. (…) Es (das Buch, Anm. des Autors) ist gespickt mit guten Tipps und Anregungen und es ist systematisch, wie kein anderes. Das alles macht es äußerst lesenswert und spannend.“ (Quelle: Homepage von Alexander Groth)

Alexander Groth spricht hier viele Aspekte an, die für Leser dieses Werkes durchaus von Bedeutung sein könnten. Beispielsweise die scheinbare Unfehlbarkeit des Autors, die im 1. Punkt der Kritik angesprochen wird. Man kann in seiner Art zu schreiben wohl eine gewisse Arroganz und auch einen Anspruch auf die eigene Perfektion erkennen, das kann man kaum bestreiten. Das soll nur ein Beispiel für die erwähnte Kritik sein, viele andere Punkte könnte man sicher auch noch kritisieren, es soll aber dem Leser überlassen bleiben, sich der Kritik anzuschließen oder nicht.

Wichtiger aber ist am Ende dieser Arbeit die Beantwortung der oben gestellten Forschungsfrage: „Lässt sich das Führungskonzept von Fredmund Malik, welches auf das Management zugeschnitten ist, pädagogisch anwenden?“ Einerseits lassen sich gewisse Aspekte des Managements bestimmt auf Ausbildung und Schule anwenden und andererseits werden immer wieder pädagogische Methoden ins Management und in die Wirtschaft übernommen. Der erste Weg allerdings scheint schwieriger zu sein, da hierzu der wissenschaftliche Hintergrund fehlt. Theorien, wie Management funktioniert, gibt es viele und Bücher dazu gibt es bestimmt noch mehr – doch nur den wenigsten liegt fundiertes wissenschaftliches Basiswissen zugrunde. Auch Fredmund Maliks Buch fehlt es hier an entscheidenden Stellen. Zu viele Thesen werden ohne empirische Untersuchungen in den Raum gestellt, zu oft werden plakative Annahmen unbegründet dargestellt. Es mag sein, dass die Überlegungen hinter dem rhetorisch festgehaltenen zutreffen und vielleicht sogar wissenschaftlich durchdacht sind; der Weg der gewählt wurde, sie niederzuschreiben und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, lässt dies aber nur erahnen. Einen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit kann Fredmund Maliks Buch „Führen Leisten Leben“ folglich nicht erheben und damit muss auch die Forschungsfrage mit „nein“ beantwortet werden – ein nichtwissenschaftliches Führungskonzept sollte nicht pädagogisch angewandt werden. Als interessante Lektüre für Manager erfüllt dieses Werk sicher seinen Zweck und eröffnet bestimmt auch neue Zugänge zu verschiedenen Führungsstilen, als pädagogisch relevant ist es aber eher nicht zu bezeichnen.


Quellenverzeichnis:


Malik, F.:Führen Leisten Leben. Wirksames Management für eine neue Zeit. (9. Auflage) 2001 Stuttgart München


Link zu Fredmund Maliks Biographie auf der Homepage der „Econ Referenten Agentur“: http://www.econ-referentenagentur.de/index.php?id=373&name=Malik&vorname=Fredmund


Link zur Kritk von Alexander Groth: http://www.alexander-groth.de/management_buecher10.0.html?&tx_nfgrkritik_pi1%5BshowUid%5D=49&cHash=8222622b38


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